Beiträge von Myrtana222 im Thema „Der Grünschnabel“

    Habe jetzt auch mal alles in einem Zug gelesen.
    Ich glaube, ich habe es schon mal in einer Kurzgeschichte von dir gesagt, aber ich finde, dass du es sehr gut verstehst, eine unterschwellig lethargische Athmosphäre zu erzeugen. Die Welt deiner Protagonisten ist (auf positive Weise) trist, ohne dabei aber aufdringlich oder aufgesetzt zu wirken.

    Er war 1940 mit achtzehn Jahren eingezogen worden.

    Ich fände wirklich "1940 war er" etwas schöner, auch wenn die Zahl am Anfang etwas komisch aussieht.

    Er bekam seinen alten Platz am Kopfende des Esstisches, wo vor ihm Vater gesessen hatte. Er bekam den besten Teil des Hasen – den Kopf - und ein Glas von dem Wein, den Mutter vor Monaten schon für eben diesen Anlass aufgetrieben hatte. Es war das erste Festessen seit Jahren und ich schlug kräftig zu, ohne den Gesprächen am Tisch Aufmerksamkeit zu schenken. Es waren hauptsächlich Mutter und Monika, die redeten.

    Sie bezog sein Bett regelmäßig. Sie stand mittags am Fenster und schaute zur Straße hinaus, als käme er gleich um die Ecke geschlendert, das fröhliche Grinsen eines Heimkehrenden auf den Lippen und einen Schlafsack über die Schulter geschwungen. Ich sagte nichts. Sie wollte die Wahrheit nicht hören, also würde sie sie nicht hören.

    Ich weiß nicht, ob du bewusst immer Blöcke schreibst, in denen du mit einem Personalpronomen beginnst. So, wie du es hier benutzt, kann es auch ein bewusstes Stilmittel sein. Ich fände es auch ganz ehrlich nicht schlimm, wenn die beiden ersten Sätze in diesen Blöcken mit demselben Personalpronomen beginnen, aber weiter wirkt es dann monoton.

    Die Arme vor dem Gesicht verschränkt, die Beine angezogen um meinen Bauch und meine Hoden zu schützen,

    Das mit den Hoden ist ein bisschen weird und reißt mich persönlich doch sehr aus dieser emotional echt schlimmen Situation. Ich weiß wieder nicht, ob das gewollt ist.

    Hau auf jeden Fall weiter in die Tasten, die Thematik steht dir.