Beiträge von Tariq im Thema „Der Besucher“

    @Lehaidin
    Kein Problem, alles gut. :D Warst nicht der Erste und bist bestimmt auch nicht der Letzte. Ist wohl etwas unglücklich gewählt, geb ich gern zu. Manche haben es zu Tari umgewandelt, das geht in Ordnung. :thumbup:

    VG
    Tariq

    Wow, Lehaidin, ich bin ganz hin und weg, und könntest du mich jetzt sehen, würdest du unschwer erkennen, dass ich rot geworden bin bei deinem Lob.
    Ich freu mich natürlich, dass es dir gefallen hat.
    Zur Erklärung möchte ich sagen, dass alles bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Kater spricht, tatsächlich so ist. Mein Kater heißt Melchior,

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    und ich hab den verschreckten und misstrauischen Tiger aus dem Tierheim geholt. Er hat sich wirklich ein neues Zuhause gesucht (mir leider aber nie gesagt, warum :D ), und er kommt mich tatsächlich in unregelmäßigen Abständen besuchen.
    Eigentlich hab ich die Geschichte in zehn Minuten geschrieben, und zwar unmittelbar, nachdem ich den Staubsauger wieder in seine Ecke geräumt hatte. Sonst habe ich (außer meinem Buch "Guardians") noch nichts geschrieben. Ist eher aus Versehen passiert. :D
    Also, noch einmal herzlichen Dank dir, hast mir wirklich Mut gemacht!! Vielleicht probier ich es ja irgendwann noch einmal. :thumbsup:

    Ich wünsch dir noch nen schönen Tag!!

    LG Tariq
    (PS: Ich bin ein Mädchen... :blush: )

    Eine kurze Story, die mir eben beim Staubsaugen eingefallen ist. Hausarbeit macht wahrscheinlich kreativ...


    Er war wieder da.
    Ich konnte im Licht der Straßenlaterne seine Silhouette erkennen. Wie immer saß er draußen auf dem Fensterbrett meines Wohnzimmerfensters.
    Innerlich seufzte ich. Dieser treulose Verräter... Was trieb ihn nur immer wieder, mich zu besuchen, obwohl er sich doch ein anderes Zuhause erwählt hatte.
    Vielleicht sollte ich ihn einfach ignorieren. Doch schon, bevor ich die Frage zu Ende gedacht hatte, wusste ich, dass ich das niemals tun würde.
    Er war MEIN Kater. ICH hatte ihn aus dem Tierheim geholt. ICH hatte ihm mit unermüdlicher Geduld gezeigt, dass eine Menschenhand auch streicheln kann und nicht immer Schläge austeilt. Ich hatte ihn wochenlang in Ruhe gelassen und einfach abgewartet, bis er Zutrauen fassen würde. Es waren schöne Jahre mit ihm gewesen. Wir passten unseren Tagesablauf einander an. Wir waren Kameraden, bildeten eine WG.
    Bis er eines Tages nicht mehr kam. Tage vergingen, Wochen. Ich war sicher, dass ihn ein Auto überfahren hatte, da ich so nahe an der Straße wohnte, und ich trauerte um ihn. Doch dann erzählten die Nachbarn, dass er gesehen worden war. Vier Häuser weiter hatte er auf der Terasse gesessen. Und später sah ich ihn auch selbst dort, sogar mehrmals. Offensichtlich war er umgezogen.
    Ich war verletzt. Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich wünschte ihm Übernachtungen im Freien, wo er doch das warme weiche Bett in meinem Schuppen verschmäht hatte. Ich wünschte ihm eine dauerhafte Verpflegung mit Trockenfutter, weil ich wusste, dass er das nur widerwillig akzeptierte. Ich wünschte... ich wünschte... Ich wünschte, dass er zurück nach Hause käme.
    Und irgendwann war er plötzlich wieder da. Ich saß auf meiner Gartenliege und las, und er sprang mir auf den Schoß, schnurrte und parkte sich auf mein erstaunt abgelegtes Buch, als sei er nie weggewesen.
    Von da ab kam er öfters. Nicht regelmäßig, dafür ist er zu sehr Katze. Nicht lange, oft nur ein kurzer Rundgang durchs Wohnzimmer, dann will er wieder hinausgelassen werden. Fressen? Ich hatte immer eine kleine Mahlzeit da, doch meistens ließ er die Hälfte davon stehen. Kein Wunder, so wohlgenährt, wie er war.
    Und jetzt war er wieder da.
    Ich legte die Fernbedienung weg und stand auf, um ihn einzulassen. Gleichzeitig griff ich im Regal nach dem kleinen in Aluminium verpackten Katzensnack.
    Er kam herein. Drehte seine Runde durchs Wohnzimmer und ließ sich dann vor dem von mir schon aufgefüllten Futternapf nieder.
    Ich setzte mich wieder auf die Couch und widmete mich erneut dem Film, von dem mir nun - ärgerlicherweise - ein Stück fehlte.
    Irgendwann sah ich den Kater auf dem Fußboden sitzen, direkt neben meine Hausschuhen. Auffordernd klopfte ich auf das Polster neben mir, und tatsächlich, er sprang hoch. Einen Moment schaute ich ihm zu, wie er sich immer und immer wieder mit der Zunge über die Schnauze fuhr. Noch legte er sich nicht hin. Naja, er würde eh nicht lange bleiben.
    Gerade hatte ich meinen Blick wieder dem Fernseher zugewandt, da hörte ich eine Stimme sagen:
    „Weil du ein gutes Herz hast und mich immer wieder einlässt, obwohl ich doch verlassen habe, werde ich dir nun einen Wunsch gewähren.“
    Mir fiel die Fernbedienung aus der Hand. Im Zimmer war es dunkel. War etwa mein Vermieter hereingekommen und stand in der Tür?
    Quatsch, wie sollte der hereinkommen! Und wieso sollte er mir einen Wunsch gewähren?
    Hatte ich versehentlich einen anderen Kanal gewählt und war in einem Fantasyfilm gelandet?
    Nein, definitiv nicht. Blieb also nur...
    Ganz langsam wandte ich den Kopf und starrte meinen Kater an.
    Der starrte zurück, während er sich weiterhin ununterbrochen die Schnauze leckte.
    Ich habe keine Ahnung, wie lange diese Stille andauerte. Mein Herz klopfte zum Zerspringen.
    Mein Sitznachbar gähnte ausgiebig und kniff dabei die Augen zu. Dann richtete er sie erneut auf mich, und ich konnte sehen, dass sich die Flamme der Kerze in ihnen spiegelte.
    „Hast du genug überlegt? Was ist dein Wunsch? Nenne ihn mir.“
    „Ein Wunsch? DU willst MIR einen Wunsch gewähren? Wieso kannst du das? Du bist eine Katze!!“
    Im gleichen Moment wurde mir klar, dass das nicht real sein konnte. Katzen sprachen nicht. Und Wünsche gewährten sie auch nicht. Ich musste halluziniert haben.
    Der Kater sagte nichts mehr. Er schien zu warten. Einerseits war ich froh darüber, denn das fühlte sich eindeutig normaler an, als wenn er sprach. Andererseits wirkte er ungeduldig. Er legte sich nicht hin, putzte sich nicht.
    Als ich den Kopf wandte, merkte ich, dass er mich noch immer fixierte.
    Schließlich erhob er sich.
    „Die Zeit ist um“, meinte er, und ich glaubte eine Spur von Bedauern in seiner Stimme zu hören. „Du hast deine Chance vertan.“
    Er ging zur Tür und ließ sich davor nieder, so, wie er es immer tat, wenn er gehen wollte. Eine stumme Aufforderung für mich, sie ihm zu öffnen.
    Ich war so perplex, dass ich tatsächlich aufstand. Es war inzwischen ein kleines Ritual zwischen uns geworden. Ich öffnete ihm die Tür, und er ging, ohne sich noch einmal umzusehen.
    „Bis zum nächsten Mal“, schickte ich ihm immer noch nach, dann war er weg.
    Heute war es ähnlich. Ich öffnete, und er ging. Doch diesmal sah er mich noch mit einem langen Blick an. „Bis zum nächsten Mal“, flüsterte ich, und ich meinte, ein leichtes Nicken des Katzenkopfes gesehen zu haben.
    ‚Was bin ich blöd‘, dachte ich nur, als ich die Tür hinter mir schloss. ‚Ich hätte mir doch wünschen können, dass er wieder zu mir zurückkommt.‘