Beiträge von N. Kalinina im Thema „Die Geburtstagsparty“

    Tariq, ich habe mich hier mit Genuss reingelesen. Der Einstieg war ein kurzes Vergnügen, aber nicht immer muss es lang sein - oder in guter alter "Hohlbein-Manier" locker, flockig mal eben 10.000 Wörter allein im Prolog präsentieren. In der Kürze liegt die Würze, oder so. Eine Gabe, die ich immer wieder sauber verfehle.

    Draußen tobt der Sturm, schüttelt die Baumkronen und lässt Blätter in wildem Tanz taumelnd über den Asphalt wirbeln. In der Ferne grummelt der Donner.

    Klar, der "Wetter"-Einstieg ist nicht gerade neu, aber es passt zur Szene. Ehrlich gesagt würdest du mich hier als Leser aber eventuell verlieren, wenn ich dein Werk als Buch aufschlagen würde. Ich persönlich mag schnelle Einstiege. Ein "KRACH! BUMM! PENG!" - keine langatmigen Beschreibungen. Aber du formst diesen Einstieg wie Knete mit den folgenden Sätzen. Du steigerst die Ahnung, dass irgendwas nicht stimmt.

    Genießerisch schließe ich die Augen und atme tief ein. Ich liebe es, einem nächtlichen Gewitter zu lauschen. Es ist so herrlich bequem, dabei im Bett zu liegen und sich in Sicherheit zu wissen.
    Einen kurzen Gedanken nur habe ich übrig für die, die bei dem Wetter noch zu Fuß unterwegs sind, denn noch regnet es ja nicht.

    Jeder kennt dieses sonderbare Gefühl. Warm und sicher liegt man im eigenen Bett - und draußen herrscht gefühlt der Untergang. Diese tobende Gewalt hat etwas unfassbar furchteinflößendes und dennoch beruhigendes an sich. Regen rieselt auf die Sinne - Donner streut Furcht. Gefällt mir. Vor allem die Betonung darauf, dass man keinen Gedanken an die verschwendet, die da draußen sind. Im Dunkeln. Im Donner. In dem sich nahenden Schauer.

    Es ist still.
    Es ist wirklich vollkommen still.

    Hier würde ich das "wirklich vollkommen" streichen. Show don't tell - und so wenig "schwache" Steigerungen wie möglich. "Wirklich vollkommen" würde ich persönlich mit "mucksmäuschen still" ersetzen. Oder sogar kurz und knackig als "Es ist still. Vollkommen still" umformulieren. Mach aus der Wiederholung ein rhetorisches Stilmittel. Steigere die Stille. Das Unwohlsein. Das drückende NICHTS, was plötzlich für den Leser herrscht.

    Danke dafür. Ich bin gespannt auf mehr.

    Herzliche Grüße

    Naduschka