Beiträge von jon im Thema „Wörtervielfalt“

    Hallo Kathamaus,

    vielleicht hilft dir der Tipp, den ich mal gehört/gelesen habe, und den ich öfter mal weitergebe: Wenn man einen Text, der einem (stilistisch) gefällt (z. B. die Wortvielfalt), dann kann man ihn bzw. ein bis x Seiten abschreiben. Gern per Hand. Tatsächlich ist es durch Studien nachgewiesen worden, dass Inhalte, die man (per Hand) aufschreibt, sich besser einprägen. Die motorischen Muster helfen, es im Hirn auf einer zusätzlichen Ebene zu verankern; auch der Umstand, den Inhalt in einer ganz persönlichen Form (der eigenen Handschrift) vor sich zu sehen, dürfte eine Rolle spielen. Ich persönlich glaube, dass auch die volle Konzentration auf Input (nicht wie bei Fingerübungen auf Output) beim Einüben der Muster hilft.

    Ich habe das mit Geschichten nie getestet, aber beim Aneignen von anderen Sachen (Wissen; bei Recherchen) beobachte ich an mir, dass dieser Trick funktioniert.

    Es gibt meiner Meinung nach mehrere Aspekte bei diesem Thema.

    Erstens: Lesen schult. Am besten schult das Lesen von Texten mit großem Wortumfang. (Frag bitte nicht, wie man die findet! Durch Zufall am ehesten ;) )

    Zweitens: Es gibt Wortwiederholungen und es gibt unschöne Wortwiederholungen. Am stärksten fallen die als unschön auf, die auffallende (sehr farbige/ausdrucksstarke oder weniger gewohnte) Worte betreffen - das Wort "er" kann man (außer man heißt "Papyrus" ;) ) in großen Mengen ertragen, beim Wort "ohnehin" fällt Wiederholung auf. Die Wiederholung von "Tisch" ist erträglich, die von "Robe" nur bedingt.

    Drittens: Wortwiederholungen sind viel öfter durch Satzänderungen behebbar, als mancher glaubt. Besonders bei den Inquit-Formeln ist das ständige Benutzen von immer anderen Synonymen zu "sagen" viiiiel nervender als einfach so zu schreiben, dass Inquit-Formeln gar nicht gebraucht werden.

    Viertens: Gerade bei Verben (aber nicht nur da!) ist es oft hilfreich, präzise zu sein.
    Wenn der Held schreitet, dann lasst ihn schreiten, wenn er schlendert, lasst ihn schlendern. Bei all dem kann als Alternative das neutrale "gehen" zur Abwechslung benutzen. (Aber bitte den Prota jetzt nicht bei einem Handlungsstrang ständig die Gangart wechseln lassen!) Wenn er allerdings nur einfach geht (was sehr oft der Fall sein dürfte), dann muss man das Problem anders lösen. Eine Dopplung von "gehen" fällt übrigens weniger auf als eine Dopplung von "schreiten".
    Wenn in einem Zimmer ein großer Schrank und ein kleiner stehen, dann ist das zweite vielleicht eine Kommode.

    Fünftens (eine Variante von Viertens): Wer dichter/stärker schreibt, muss oft ganz automatisch einen größeren Wortschatzt nutzen. "Beim Lesen lernt man etwas/das." heißt dichter "Lesen schult." - und schon hat man für den nächsten Satz das Verb "lernen" wiederholungsfrei zur Verfügung. (Oder umgekehrt.)

    Sechstens: Synonym-Listen sind keine effektive Lösung beim Schreiben - sie bremsen den Schreibfluss aus, denke ich. Sie helfen beim Überarbeiten, aber das kann unter Umständen auch recht krampfig werden. Ich denke, dass ein Training durch Fingerübungen die beste Idee ist, um mehr Routine beim Wortefinden zu entwickeln; bei den Übungen können dann auch die Listen helfen.