Recherche ist für den Autor wichtig.
Es ist einfach blöd, wenn dein Leser über das, was du schreibst, so viel besser Bescheid weiß, dass du albern wirkst.
Und natürlich kommt hier wieder der Ring-Schluss zu der These, dass man nur über das schreibt, was man kennt.
Man KANN natürlich auch total ins Blaue hineinschreiben, aber damit verabschiedet man sich von jedem Anspruch auf Plausibilität und Kompetenz.
Romane, geschrieben unter schwerem Drogeneinfluss stelle ich mir so vor .
Es gibt da Lieder, wenn ich deren Texte lese ... ja, da komme ich GENAU zu dem Schluss. Aber da stimmt dann vielleicht die Melodie, oder ich will gar nicht so genau wissen, was ich da mit summe.
Bei einem ganzen Buch würde ich mir diesen Spaß aber nicht leisten wollen.
Es geht also gar nicht darum, dass man den Leser unterrichtet/belehrt. Es geht eher darum, dass der Leser nicht den Eindruck hat, er müsste das beim Autoren tun.
Dabei spielen natürlich auch die Gewichtungen der Themen eine Rolle.
Beispiel:
Wenn ich also schreibe, dass bei einem bestimmten Auto etwas kaputt geht, und hier sieht man meine mangelnde Kompetenz, sagen wir also der "Verteiler" in einem Porsche GT, und er dann knapp beschreibe, dass der Wagen deswegen stehen bleibt, wird selbst ein KFZ-Mechaniker ein Auge zudrücken, sollte dieser Porsche vielleicht so etwas gar nicht haben. Wie gesagt, man sieht meine mangelnde Ahnung.
Richtig weinen wird er aber spätestens, wenn ich mit meiner mangelnden Kompetenz dann den Ausbau und das Auswechseln in der Werkstatt beschreibe. Spätestens dann sollte bei einem etwas reiferen Autor auch der innere Lektor laut STOP rufen.
Wir in der Fantasty haben es natürlich manchmal einfacher.
Magie funktioniert eben so, wie wir das wollen. Weil, da draußen gibt's niemand mit mehr Kompetenz.
(Falls doch, bitte, bitte, bitte! Ich würde so gerne einen ECHTEN Magier mit ECHTER Magie kennenlernen. Dann streue ich Asche auf mein Haupt und behaupte stolz das Gegenteil! Auch mit Zitat und Quellenagabe, falls erwünscht!)
Trotzdem bemühen wir uns doch meistens die Magie einigermaßen an dem anzulehnen, was "man" so kennt. Anders ausgedrückt, wir recherchieren, was kennt "man" denn so und was macht Sinn.
Insofern ist Recherche nur ein hochtrabender Ausdruck für "Ich überlege mir vorher, was ich schreibe, weil sonst wird's halt unsinnig!"
Will man über etwas schreiben, von dem man so gar keine Ahnung hat, sollte man sich fragen: Warum denn nur? Braucht mein Roman das?
Ein Warp-Reaktor funktioniert einfach gut, danke schön.
Mein Handy gibt regelmäßig den Geist auf, wenn ich einen Gewitterzauber spreche. Komisch, ist halt so.
Mein Super-Porsche-Motor hat einen Defekt und deswegen verfolge ich den Werwolf nun zu Fuß. Scheiße gelaufen. Aber wird außer dem einen Porsche-Verrückten unter meinen Lesern, der niemals glauben kann, dass das Wunderwerk deutscher Fahrzeugbauerkunst gar auch nur defekt sein KÖNNTE, noch irgendwer sich dafür interessieren, dass ein ganz bestimmter Chip offenbar von einem Billig-Zulieferer aus China kam? Ich glaube nicht, Tim.
Ich würde mir also keine Gedanke darüber machen, ob ich meinen Leser vielleicht überfordere. Schon gar nicht in der Unterhaltungsliteratur. Genauso, wie man schnell merkt, wenn man sich auf dünnes Eis mit seinem bisschen TV-Wissen begibt, merkt man auch, wenn man etwas beschreibt, was eigentlich nur den Autor selbst interessiert.
Wobei ... wenn ich an namhafte Autoren, wie Ben Aaronovitch, mit seinen regelmäßigen seitenfüllenden architektonischen Anwandlungen denke ..., wenn man sich unsicher ist, vielleicht da lieber 'ne zweite Meinung einholen.