Beiträge von Alcarinque im Thema „Recherche“

    So exzessiv natürlich nicht. :D
    Durch jahrelange Erfahrung im historischen Fechten inklusive Schnittests mit scharfen Waffen und Erfahrungsaustausch mit verschiedenen Leuten habe da ein recht breites Bild von diversen (historischen) Waffen, ihren Möglichkeiten und Einschränkungen.
    Und natürlich auch eher abstruse Dinge wie Kettenhemdschwimmen, einfach weil ichs (tatsächlich!) kann. :D

    Etwas worüber sich gefühlt noch kein einziger Fantasyautor auch nur ansatzweise informiert hat. Und auch wenn man nun die faule "aber das ist doch Fantasy" - Karte zieht: wenn eine Stahlrüstung nicht vor einem Stahlschwert schützt, dann MACHT SIE KEINEN SINN! egal in welchem Universum. :p

    Auch das Adrenalin eine recht krasse Wirkung hat, habe ich schon (im Kleinen) erlebt: eine Verletzung die einem nicht allzu sehr einschränkt, wird man
    erst merken wenn der Kampf vorbei ist...


    Ansonsten, wie Katharina schon schrieb: Orte! Nicht explizit für einen Roman, aber da ich speziell mittelalterliche Städtchen, Burgen oder auch Ruinen sehr mag, versuche ich an den Orten auch immer ein bisschen ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sie wirken und wie sie ggf. damals gewirkt haben oder ausgesehen haben könnten...

    Das ist vermutlich die große Schwierigkeit bzw. sehe ich solche Recherche auch nicht als etwas das direkt in die Geschichte einfließen sollte sondern nur in den "Unterbau" der Welt und wie diese funktioniert.

    Wenn der Protagonist einmal in der Geschichte mal ein Schwert in der Hand hält macht es keinen Sinn hier Fachbegriffe einzuführen, wenn sich allerdings viele Teile der Geschichte um Schwerkampf drehen macht es durchaus Sinn etwas mehr zu differenzieren und nicht nur von "der scharfen und der stumpfen Seite" zu reden.
    Ob man dann jeden Begriff beschreiben muss oder sich das im besten Fall aus dem Kontext ergibt ist wieder ein anderes Thema, das wäre natürlich immer das beste wenn man es nicht übertreibt.


    Hier überschneidet sich das auch mit dem Weltenbau: Eine komplexe Welt gibt einer Geschichte ganz automatisch eine gewisse Tiefe, auch wenn nicht jedes Detail immer erklärt wird...
    Allerdings, hier scheiden sich dann vermutlich die Geister: Wenn ich eine Burg habe, die ich vielleicht mühsam nach historischem Vorbild geplant habe, muss die natürlich zumindest ein bisschen beschrieben werden, da ich da dann tatsächlich nicht will das sich der Leser ein seltsames Disney-Schloss bzw etwas wie Neuschwanstein vorstellt. :D )

    Ja, das 19.Jhdt und die dort grassierende Mittelalterromantik ist auch heute noch sehr sehr präsent und prägt das Bild des Mittelalters noch sehr stark, ein sehr großer Teil der Fantasyklichees sind daraus entlehnt und haben mit dem was man heute über das Mittelalter so weiß nur recht wenig zu tun. Und ergeben eigentlich auch keinen Sinn...

    Das kann dann allerdings auch dazu führe das man, wenn man sich tatsächlich versucht mehr am Mittelalter zu orientieren, extrem viel erklären muss, da es teils einfach zu fremd ist und viele Leute die Klichees des 19.Jhdts erwarten. XD


    @Schwert: Da stellt sich für mich die Frage inwieweit die Leute das damals nicht wussten, ggf. war das auch einfach allen bekannt da Schwerter (zumindest zu bestimmten Zeiten) allgegenwärtig waren, nicht wie heute wo diese Wissen erst langsam wieder neu entdeckt wird. :hmm:
    Die Hohlkehle hat übrigens auch noch eine stabilisierende Funktion. *klugscheiß* ;)


    Was ich bei den Schwertbezeichnungen übrigens sehr spannend finde: Die moderne Einteilung in Kurz-, Lang-, Bastart-, 1,5handschwert etc. ist eine komplett moderne Entwicklung. Damals hieß das Teil schlicht "Schwert", die jeweilige Zeit definierte dann wie die Form etwa war, wobei diese damals natürlich noch viel individueller waren, speziell Schwerter waren Hightech und Prestigeobjekt gleichzeitig, da gab es keine genormte Massenware. ^^


    Meine derzeit beliebtesten Recherche und Input-Quelle ist die vierteljährlich erscheinende Spektrum-Archäologie Ausgabe. Aktueller Stand der Forschung zu immer wieder sehr spannenden geschichtlichen Themen. :D

    Ist halt immer ein Abwägen. Was ich aber tatsächlich gar nicht verstehe, ist, wieso man sich ein mythologische Vorbild nimmt und dem dann frei erfundene Eigenschaften gibt.
    Wenn jemand Freya in seiner Welt als Göttin hat, erwarte ich da tatsächlich das sie zumindest in den Grundzügen mit der mythologischen Freya übereinstimmt, wieso sollte man der Göttin sonst diesen Namen geben? ?(
    Ist ja nicht so das die Auswahl an möglichen Götternamen so klein ist das man für einen erfundenen Gott einen erfundenen Namen nehmen könnte?


    Sich von der Realität inspirieren lassen und sein eigenes Ding draus drehen ist eigentlich genau das was ich in der Fantasy gerne habe bzw. viel öfters gerne hätte.
    Viel zu viel Fantasy kopiert einfach nur Tolkiens bzw die daraus entstandenen Klicheevorlagen ohne sich überhaupt noch Gedanken zu machen. Und fühlt sich vermutlich schon extrem fantasievoll wenn die Zwerge Wein statt Bier trinken. :S
    Und die einzige Anlehnung an eine Epoche sind alte Klischees aus anderen Fantasyromanen. Je mehr man sich informiert und recherchiert (ganz egal zu welchem Aspekt) um so leichter und besser kann man sich zumindest von einigen Klichees lösen und wirklich was Eigenes machen.

    Nicht falsch verstehen, natürlich haben die Klicheewelten auch ihren Platz, da gibt es eine wohl recht große Leserschaft und wenn die Geschichte und die Charakter gut geschrieben sind, les ich das auch gerne.


    Gleichzeitig fehlt mir da dann halt der Fantastische Anteil, der Reiz von fremden exotischen Welten und Wesen ist einfach nicht so groß wenn es ausschaut und riecht wie das selbe Plumpsklohäuschen das ich schon seit Jahren benutze, nur mit einem anderen Anstrich. :P




    Oh, und noch kurz den übliche Disclaimer: Ich beziehe mich explizit nicht auf die hier geposteten Geschichten, dazu habe ich leider noch viel zu wenige gelesen da ich mir mit dem Lesen am Bildschirm echt schwer tue, sondern auf Fantasyromane allgemein.

    Also ja, recherchiert!! IMMER! ;)

    :nick:
    Sehr schöne Beispiele, an der Stelle würde ich gerne noch mal wiederholen: Informationen aus anderen Fantasyromanen ist kein Recherchieren, da gibt es endlosen Blödsinn der auch immer wieder und wieder wiederholt wird, dadurch wird es aber wirklich nicht besser.

    Klassisches Beispiel: Schwert und Rüstungen. Wie oft jemand in der Fantasy mit einem Schwert durch einen Rüstung oder ein Kettenhemd "schlägt" ist unglaublich irritierend.
    Das Übliche "aber das ist doch eine Fantasywelt, da ist das anders" macht auch keinen Sinn. Eine Rüstung ist doch überall teuer, wieso sollte man sich die also machen lassen, wenn sie nicht schützt? Vor allem wenn die Rüstungen dann auch noch so einschränkend sind wie sie in der Fantasy gerne dargestellt werden. (Was oft auch wieder ein Fantasyklichee ist)
    Als die Schusswaffen in Europa so gut wurden, das Rüstungen nicht mehr davor schützten, wurden sie nämlich, welch Wunder plötzlich immer weniger.


    Nochmals etwas zu den Göttern: Polytheistische Religionen waren immer wesentlich diverser und flexibler wie z.B. das Christentum wo nun mal in einem Buch ALLES drin steht. Zeitlich und Regional konnten Götter der selben Religion teils sehr stark variieren.
    Bei den nordischen Göttern war das nicht anders wie bei den Griechischen oder Ägyptischen, nur ist bei den Nordischen, neben der Edda halt kaum was erhalten. Daher hat man nur eine Quelle und die ist Jahrhunderte nach der Christianisierung entstanden. Die "gelebte" Nordische Religion war also vermutlich noch mal anders und auf jeden Fall viel diverser.

    Wenn in der Fantasy ein bekannter Gott auftaucht erwarte ich eigentlich, das der Autor den auch ganz bewusst gewählt und sich informiert hat. Wieso sollte man sonst genau diesen Gott verwenden, das scheint mir schon sehr sinnlos. :hmm:

    Gleichzeitig befürworte ich natürlich historische Götter als Vorlage und Inspiration, da viele typische Fantasygötter (Gott der Liebe, Gott des Krieges, Gott der langweiligen Ideen) leider oft so flach und langweilig sind, das einem beim Lesen das Gesicht einschläft. XD

    Kommt immer darauf an, was du damit genau vor hast. :D

    Erfahrungsgemäß ist die Realität, speziell was alte Mythen und Sagen angeht, viel viel VIEL Kreativer, vielschichtiger und komplexer als das was man in der Fantasy normalerweise so findet. Speziell die Götter sind so viel interessanter!
    Sich da zu informieren (mehrere Quellen zeichnen dann meist auch ganz unterschiedliche Bilder) kann also nie schaden, auch wenn man das dann nicht 1:1 übernimmt kann einem das spannende neue Möglichkeiten eröffnen und Impulse geben, auf die man sonst nie gekommen wäre...

    Wenn man bekannte Wesen und Mythologien verwendet kann es sehr schlecht ankommen wenn man sie falsch darstellt. Wenn ich Neptun zum Gott der Wüste und Rasenmäher mache, wird das zurecht kritisiert werden. ;)


    Allgemein: Je mehr man sich informiert und je mehr man zu bestimmten Themen weiß, um so leichter kann man das dann auch Beschreiben und in die Geschichte einbauen.
    Auch wenn man natürlich nicht jedes Detail dann in die Geschichte einfließen lassen muss, kann man das Thema so angehen wie man es will und muss nicht krampfhaft bei den wenigen Teilen bleiben oder etwas erfinden das ggf. komplett von der Realität weg geht und jeden vor den Kopf stößt der sich auch nur ansatzweise informiert hat.