Beiträge von Asni im Thema „Recherche“

    Ich lese gerade auf Tor.com einen interessanten Artikel zum Thema Recherche... allerdings auf Englisch und eher auf das Schreiben von Krimis bezogen. Falls es jemanden interessiert: link.

    Wesentliche Inhalte: Die Autorin sieht verschiedene Möglichkeiten der Recherche: Lesen, Leute befragen (evtl. nachdem man sich etwas eingelesen hat), Selbst ausprobieren und schließlich einen Kurs besuchen. In ihrem Fall beziehen sich Kurse auf Feuerwaffen, Kämpfen mit dem Messer, Messerwerfen, Nahkampf, blinder Nahkampf, erste Hilfe und onPoint Tactical’s Urban Escape and Evasion. Dabei handelt es sich wohl um ein Training für Navi-Seals etc., in dem die lernen, sich aus einer Gefangenschaft zu befreien. Das "spielt" man dann auch richtig nach, d.h. man wird gefesselt & eingesperrt, bekommt aber auch die Möglichkeiten, sich zu befreien, damit man dann von 10 maskierten Typen auf der Flucht noch gejagt werden kann. Klingt für mich einerseits ziemlich cool, andererseits aber vielleicht auch etwas zu viel für eine Recherche.

    Hat jemand mal so was in der Art (nicht nur) zu Recherche-Zwecken gemacht?

    ich habe ein großes Problem, was Recherche und korrekt bedeutet.

    Also wenn ich mir die Entstehung einer Geschichte als drei Phasen vorstelle, z.B. Vorarbeiten - Schreiben - Überarbeiten, dann gehört für mich Recherche eindeutig hauptsächlich zu den Vorarbeiten. Und das heißt für mich auch eindeutig, dass nicht alles, was ich recherchiert habe, auch einen Platz in der Geschichte hat, d.h. überhaupt in der Phase des Schreibens Verwendung findet. Aber dadurch, dass ich Dinge nachlese, verschaffe ich mir mehr Wissen, das ich einsetzen KANN. Wenn ich dieses Wissen nicht hätte, dann könnte ich es auch nicht einsetzen.

    Zum Schreiben: Ich glaube, es geht um mehr als darum, Fachbegriffe korrekt zu verwenden. Vorhin hab ich mal überlegt, dass man ja z.B. eine Fantasy-Story zur Zeit des kalten Krieges schreiben könnte. Da wäre es klar wichtig, einige geschichtliche Fakten und Ereignisse im Kopf zu haben, aber viel wichtiger finde ich wäre zu wissen, wie sich das Leben für die Menschen damals angefühlt hat. Welche Rolle spielt es für die Menschen in Deutschland, wenn sie wissen, dass Tag und Nacht Raketen mit Atomsprengköpfen auf sie gerichtet sind?
    Genauso würde ich das im Mittelalter sehen. Das Faktenwissen darüber, wie ein Schwert zu schmieden ist, ist schön und gut, aber man kann sinnvollerweise vielleicht ein oder zwei Szenen damit aktiv gestalten, bevor es langweilig oder klugscheißerisch wirkt (Ausnahmen gibt es bestimmt). Wenn man allerdings ein mittelalterliches Lebensgefühl erzeugen möchte, dann muss man sich über ganz andere Dinge Gedanken machen bzw. recherchieren.

    [Eigentlich wollte ich noch etwas schreiben, aber ich habe mittlerweile den Faden verloren xD ]

    Vielleicht stimme ich @Alcarinque und @Tom Stark einfach noch zu und lasse den Post gerade mal gut sein, bis es mir wieder einfällt.

    Ich wärme mal ein älteres Thema wieder auf. Es ist ja immer aktuell ^^

    Neben dem Aspekt, dass Recherche dazu führen kann, dass man als Autor logischer, realistischer und überzeugender bestimmte Sachverhalte erzählen kann, hat für mich persönlich das Recherchieren noch weitere Aspekte und nette Nebenwirkungen.

    Zum einen ist es doch einfach interessant, auch mal hinter manche Dinge zu blicken und gegebenenfalls sein eigenes Bild von etwas zu revidieren. Letztens habe ich mir ne Doku über Schottland angesehen (gut, Dokus sind vielleicht nicht immer die beste Möglichkeit zu recherchieren) und was habe ich dabei gelernt: Die in Braveheart so wunderbar, toll und überzeugend eingesetzten Kilts sind wohl eine Erfindung aus dem frühen 19. Jahrhundert.
    Eine vertiefende Suche nach der Geschichte des Kilts zeigt: na, so stimmt das auch nicht ganz... Egal. Also im Mittelalter tragen Schotten eigentlich eher so etwas wie eine Tunika mit (oder ohne) Hosen darunter. Die heute typische Tracht kommt aus dem 19. Jahrhundert. Wer's genauer wissen will,... kann ja recherchieren ^^

    Zum anderen ist es doch für das Schreiben ganz praktisch, wenn man neben Fachinhalten auch gleich noch ein paar Worte mit aufschnappt, die man mit einbauen kann. Was ein Schwert ist, weiß fast jeder (nehme ich mal an). Bei einer Parierstange kann man sich vielleicht auch noch etwas vorstellen. Doch was ist ein Parierhaken? Wo gibt's sowas? Blutrinne? Ah, schon mal gehört... das ist sicherlich dazu da, damit das Blut des Gegners ablaufen kann... Nein, falsch. Die Hohlkehle (treffendere Bezeichnung) ist dazu da, um die Klinge leichter zu machen.
    Wenn ich also einen (jungen) Charakter habe, der Schwertkämpfer, Ritter oder Schmied oder etwas in der Art werden soll, dann muss der das vielleicht auch lernen, damit er weiß, was er da in Händen hält. Dadurch hat man schon Stoff für einen kurzen Abschnitt (vorausgesetzt, man gestaltet das nicht im Info-Dump-Stil sondern erzählt das unterhaltsam, witzig, spannend, zur Charakterisierung der Figuren etc. ).

    Und noch ein dritter Aspekt: Wenn man sich neuen Input holt, kommt man fast automatisch auf neue Ideen. Zumindest geht mir das so. In diesem Sinne kann man alles mögliche "recherchieren" bzw. sich einfach von irgendwas inspirieren lassen, wobei recherchieren doch zielgerichteter an der eigenen Story arbeitet.