Ich wärme mal ein älteres Thema wieder auf. Es ist ja immer aktuell
Neben dem Aspekt, dass Recherche dazu führen kann, dass man als Autor logischer, realistischer und überzeugender bestimmte Sachverhalte erzählen kann, hat für mich persönlich das Recherchieren noch weitere Aspekte und nette Nebenwirkungen.
Zum einen ist es doch einfach interessant, auch mal hinter manche Dinge zu blicken und gegebenenfalls sein eigenes Bild von etwas zu revidieren. Letztens habe ich mir ne Doku über Schottland angesehen (gut, Dokus sind vielleicht nicht immer die beste Möglichkeit zu recherchieren) und was habe ich dabei gelernt: Die in Braveheart so wunderbar, toll und überzeugend eingesetzten Kilts sind wohl eine Erfindung aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Eine vertiefende Suche nach der Geschichte des Kilts zeigt: na, so stimmt das auch nicht ganz... Egal. Also im Mittelalter tragen Schotten eigentlich eher so etwas wie eine Tunika mit (oder ohne) Hosen darunter. Die heute typische Tracht kommt aus dem 19. Jahrhundert. Wer's genauer wissen will,... kann ja recherchieren
Zum anderen ist es doch für das Schreiben ganz praktisch, wenn man neben Fachinhalten auch gleich noch ein paar Worte mit aufschnappt, die man mit einbauen kann. Was ein Schwert ist, weiß fast jeder (nehme ich mal an). Bei einer Parierstange kann man sich vielleicht auch noch etwas vorstellen. Doch was ist ein Parierhaken? Wo gibt's sowas? Blutrinne? Ah, schon mal gehört... das ist sicherlich dazu da, damit das Blut des Gegners ablaufen kann... Nein, falsch. Die Hohlkehle (treffendere Bezeichnung) ist dazu da, um die Klinge leichter zu machen.
Wenn ich also einen (jungen) Charakter habe, der Schwertkämpfer, Ritter oder Schmied oder etwas in der Art werden soll, dann muss der das vielleicht auch lernen, damit er weiß, was er da in Händen hält. Dadurch hat man schon Stoff für einen kurzen Abschnitt (vorausgesetzt, man gestaltet das nicht im Info-Dump-Stil sondern erzählt das unterhaltsam, witzig, spannend, zur Charakterisierung der Figuren etc. ).
Und noch ein dritter Aspekt: Wenn man sich neuen Input holt, kommt man fast automatisch auf neue Ideen. Zumindest geht mir das so. In diesem Sinne kann man alles mögliche "recherchieren" bzw. sich einfach von irgendwas inspirieren lassen, wobei recherchieren doch zielgerichteter an der eigenen Story arbeitet.