Beiträge von Tariq im Thema „Das Blau des Wassers“

    Nein, nein, @Etiam, das hast du dir schon richtig vorgestellt. So war es auch gemeint. Er hat eigentlich gar nicht vorgehabt, die Leinwand mitzunehmen.

    Entschlossen hängte er sich seinen Rucksack um und verließ das Haus, um zum See zu gehen. Er würde nicht lange brauchen, nur das Blau anmischen, in ein Glas abfüllen und wieder heimgehen.

    Nur die Farben, die Palette und Terpentinöl zum Anmischen, dann heimbringen und dort malen. :D

    Hallo liebe @Aztiluth

    vielen lieben Dank für dein ausführliches Feedback! Wenn man bedenkt, dass ich überhaupt kein Maler bin, scheine ich deiner Einschätzung nach doch nicht allzu sehr danebengegriffen zu haben, was die maltechnischen Begriffe angeht. ^^

    Für Jahre, ein sorgloses Leben?

    Du hast recht, die Leinwand war größer in meinem Kopf. Er hätte sie allein nicht mit zum See nehmen können. Das hab ich geändert. Die "Jahre sorglosen Lebens" hab ich gelassen, um die Motivation, dieses Bild zu malen, deutlicher zu machen. Vielleicht war es ja wirklich ein reicher Kunstliebhaber, der den Auftrag gab, oder jemand, der eine persönliche Erinnerung mit dem Ort verband ... ?

    Ja und die Nymphe - da geb ich zu, sie war schon etwas speziell. Aber woll'n wir doch mal ehrlich sein: Auch wenn sie ihn normal angesprochen hätte, entweder er hätte in aller Hast alles zusammengeramscht (inklusive umgestoßenem Glas) oder sie hätte entdeckt, was er (trotz des Versprechens) mitgebracht hat. ^^

    Zu den Sachen im Spoiler: "versagte" hab ich ausgebessert und "dasselbe Bild" ind "dasselbe Motiv" geändert, danke für den Hinweis.

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    Alle "dass", die du mir angestrichen hast, werden tatsächlich nur mit einem 's' geschrieben. Als kleine Merkhilfe: Wenn man das Wörtchen welches anstelle des das einsetzen kann, dann steht nur ein s. Das trifft bei allen den von dir angemerkten "das" zu.

    Und warum du im Post 1 an der Stelle "Einmal hatte er ein Mädchen hier gesessen, als er herkam." ein er einfügen möchtest, kannst ich jetzt nicht ganz nachvollziehen. Für mich passt der Satz so. :hmm:

    Wenn du den See mit der Trauerweide zeichnest, verlinke ich dein Bild mit der Geschichte, wenn du magst !! :D

    LG Tariq

    Oh hallo @Cinnamon,
    entschuldige bitte die späte Antwort. Ich hab deinen Kommi nur zufällig gefunden, weil du mich nicht mittels @Tariq erwähnt hast. ^^

    Ich dank dir ganz sehr für deine lieben Worte!!
    Bin allerdings erstaunt, was du alles da herausgelesen hast. :thumbup:
    Mein Grundgedanke war mehr das Ego des Malers, der sich geschmeichelt fühlte durch den neuen Auftrag und die hohe Geldsumme und deshalb das Verbot ignoriert hat. Aber das ist auch eine interessante Betrachtung, die du hier hast.
    Vielen Dank nochmal!
    LG Tariq

    Hallo @Cory Thain

    Danke für dein nettes Feedback. ^^

    Jaaaa, ich denke schon, dass sie auch da schon Angst hatte, aber sie war halt so lieb und hat es ihn noch fertig malen lassen. Verbieten konnte sie es ja sowieso nicht. :pardon:

    Und das Bild, das ersetze ich, sobald ich das Richtige in Natura fotografiert habe. Ich hab den Teich nur noch nicht gefunden. :D

    Vielen lieben Dank, @Miri,

    ist immer wieder ein tolles Gefühl, wenn man erfährt, dass jemandem die Geschichte gefallen hat. Hätte gar nicht gedacht, dass mein kleiner Seitensprung zu den Kurzgeschichten erstens so wird, wie ich ihn mir vorgestellt habe und zweitens auch noch so schnell fertig ist. ^^
    Wenn eres geschafft hat, dich für einen Moment aus der Arbeitswelt zu holen, ist das schon mehr, als ich erwartet habe.

    Zum dritten Zitat - vielleicht saß der Maler ja etwas weiter weg, dass diese Ilayda bei ihm nicht so besorgt war. ;)

    :danke: , @Etiam ^^

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    Danke für deine netten Worte. Tut mir leid, dass es nichts Fröhliches war. Wenn er denn auch so ein Idiot ist und das Zeugs wieder an den See schleppt.
    Naja, ich schreib ja wiedermal was. Vielleicht wird's dann lustig.

    Sie ist etwas länger geworden als eigentlich geplant. Aber ich wollt es nicht kürzen. Um so schöner zu hören, dass es dir trotzdem gefallen hat.

    Vielen lieben Dank, @LadyK, schön, dass es dir gefallen hat. ^^

    Würde es dir was ausmachen, das Zitat in einen Spoiler zu packen? Man kann den Text sonst auf der Startseite lesen, und das wäre wirklich gespoilert. ^^

    Lieber Leser, diese Geschichte wurde inzwischen in meinem Sammelband "Geschichten zum Zurücklehnen" veröffentlicht, deshalb ist der Schluss hier im Forum nicht mehr zu finden.

    Näheres zum Büchlein findest du hier <-- :this:

    Herzlichen Dank für dein Interesse.

    „Du wirst mich mit diesem Stift aus Holz zeichnen“, flüsterte sie nun. „Und du wirst diese Farben und das Gift nie wieder hierherbringen. Niemals mehr.“
    Sie hatte weder die Stimme erhoben noch ihn angeschaut. Trotzdem kam es ihm nicht in den Sinn zu widersprechen. Die Autorität in ihrer weichen Stimme ließ es nicht zu. Sie war sanft wie ein Engel und trotzdem so bestimmend, dass er nicht im Traum daran dachte, etwas zu entgegnen.
    „In Ordnung.“ Auch er flüsterte, obwohl er nicht wusste, weshalb. „Erklärst du mir, warum?“
    „Es ist zu gefährlich“, meinte sie schlicht. „Es tötet.“
    „So winzige Mengen wie diese Spritzer?“, fragte er ungläubig.
    Sie nickte.
    „Wenn es ins Wasser gelangt, tötet es.“
    „Wen? Die Fische?“
    Die Falte auf ihrer Nasenwurzel war wieder da.
    „Mich.“
    Er hatte sich verhört. Ganz bestimmt sogar. Wie sollten ein paar Spritzer Terpentinöl sie töten, wenn sie ins Wasser gelangten? Doch als er sie ansah, erkannte er, dass es ihr bitter ernst war. Ihre großen blauen Augen waren auf ihn gerichtet, und in ihnen lag ein Flehen, das ihm ans Herz griff.
    „Wieso sagst du das?“
    Schon wieder flüsterte er. Und es war auch nicht das, was er eigentlich sagen wollte. Ihm war eher Ach was! oder Das bisschen? in den Sinn gekommen, doch er hatte diese Worte einfach nicht aussprechen können. Ihr Blick hatte es verhindert.
    „Weil es so ist“, war die Antwort. Noch ein paar Sekunden lang hielten ihre Augen die Seinen gefangen, dann wandte sie den Blick ab. „Ich muss gehen“, meinte sie nun, erhob sich mit einer graziösen Bewegung und strich sich das fast bodenlange, etwas altmodische Kleid glatt.
    Wieder musste er feststellen, dass sie einfach überirdisch aussah mit der tiefstehenden Sonne hinter sich, deren Strahlen sich den Weg durch ihre Locken bahnten und ihn kurz blendeten. Er musste sie einfach malen.
    Hastig stand auch er nun auf. Jetzt erst sah er, wie klein und zierlich sie war. Er überragte sie um einen ganzen Kopf.
    „Du versprichst es?“, vergewisserte sie sich, während sie zu ihm aufsah.
    Ihre Frage machte ihm bewusst, dass er das tatsächlich noch nicht getan hatte, und er nickte hastig.
    Sie freute sich. Er konnte es an ihrem Gesicht sehen. Ihre blauen, von goldenen Wimpern umkränzten Augen glänzten, und ihr hübscher Mund verzog sich zu einem Lächeln.
    Wie wunderschön musste sie erst auf dem Bild aussehen. Vielleicht würde sie ihm auch ein zweites erlauben, eines von vorn und eines im Profil, während sie mit aufgestütztem Kopf aufs Wasser schaute, so, wie sie es vorhin getan hatte.
    „Sehe ich dich wieder?“, fragte er, und seine Stimme zitterte vor Aufregung ein wenig. Er würde es nicht aushalten, wenn sie ihn noch einmal so lange warten ließe. Er wollte sie malen.
    Nein.
    Das war nicht der eigentliche Grund, warum er sie wiedersehen wollte. Schöne Mädchen, die er malen konnte, gab es viele.
    Er erkannte, dass er sie wiedersehen wollte, weil sie sie war.
    Verrückt. Er kannte sie gar nicht. Aber der Gedanke, dass er sie nicht noch einmal treffen würde, schien sein Herz wie eine eiskalte Hand zu umklammern und gnadenlos zusammendrücken. So, fest, dass ihm das Atmen schwerfiel.
    Sie hatte sich schon abgewandt. Jetzt drehte sie sich noch einmal um.
    „Natürlich“, gab sie mit größtem Ernst zurück. „Du willst mich doch malen.“
    „Und ... wann?“
    „Male erst dein Bild fertig, dann komme ich wieder.“
    „Aber wie erfährst du, wann es fertig ist?“
    Sie hatte sich schon wieder ein paar Schritte entfernt, und er musste die Stimme ein wenig erheben.
    „Ich werde es wissen, sei unbesorgt.“
    Unzufrieden mit dieser Antwort sah er ihr nach, wie sie zwischen den tief herabhängenden Zweigen der Trauerweide verschwand.
    „Warte!“, rief er noch einmal. „Wie ist dein Name?“
    „Ilayda“, kam es leise zurück. „Ich heiße Ilayda.“ Dann wurde es still. Sie war gegangen.
    Verwundert schüttelte er den Kopf. Was für ein ungewöhnlicher Name. Und was für ein seltsames Mädchen. Hätte sie nicht einfach sagen können ‚Ich komme am Montag‘? Einfach so zu gehen ...
    Ob sie noch ärgerlich war wegen des ausgeschüttelten Pinsels? So schlimm war es doch nicht gewesen. Unwillkürlich suchten seine Augen das Gras zu seinen Füßen ab nach blauen Spritzern. Doch da war nichts. Schulterzuckend bückte er sich nieder, sammelte seine Malutensilien zusammen und verpackte alles in seinen Rucksack. Besonders sorgfältig verschloss er das Glas mit dem Terpentinöl. Die Leinwand trug er in der Hand, während er heimwärts ging, denn der Farbklecks vom fallengelassenen Pinsel war noch nicht trocken geworden, und er wollte ihn nicht noch mehr verschmieren.

    „Das sieht wunderschön aus.“
    Er zuckte zusammen, als er die sanfte Stimme neben sich hörte, so dass ihm der Pinsel aus der Hand fiel. Entsetzt musste er mit ansehen, wie er auf das Bild klatschte und dann darauf herabrollte bis direkt in seinen Schoß, wo er auf seiner Hose einen blaugrünen Klecks hinterließ.
    Mit offenem Mund wandte er den Blick nach rechts und hob den Kopf.
    Da stand sie.
    Er hatte sie nicht kommen hören, hatte keine Schritte vernommen. Sie musste sich vollkommen lautlos herangeschlichen haben. Ob sie ihn mit Absicht erschreckt hatte?
    Mit der untergehenden Sonne im Rücken, die durch den Vorhang der Trauerweidenzweige blinzelte, sah sie aus wie eine Statue, umkränzt von Licht. Und wieder glänzte ihr Haar, dieser einzigartige goldene Wasserfall, als die Sonnenstrahlen darauf fielen.
    Sie sah genauso aus wie beim ersten Mal, als er sie hier gesehen hatte. Ein weites, weißes Kleid mit kurzen Ärmeln und einen grünen Kranz im Haar mit eingeflochtenen kleinen weißen Blüten. Und nun, da er sie von vorn sah, musste er fasziniert feststellen, wie ätherisch schön sie war. Es war ihm einfach unmöglich, ihr Alter zu bestimmen. Er vermutete es irgendwo zwischen zwölf und zwanzig. Aber er konnte auch völlig falsch liegen.
    Beschämt merkte er, dass er sie anstarrte und wandte sich errötend wieder um. Während er sich in Gedanken einen Trottel nannte, fischte er mit vorsichtigen Fingern den Pinsel von seiner Hose, um den Farbklecks nicht noch größer zu machen.
    Sie kicherte unterdrückt. Es klang wie das Perlen und Plätschern eines kleinen Bächleins, das über Steine herabrieselte und sprang. Erneut schaute er sich nach ihr um und sah, wie sie die kleine Hand vor den Mund hielt.
    „Es tut mir leid“, meinte sie gleich darauf reuevoll und wurde wieder ernst. „Ich habe dich erschreckt, und du hast dein Werkzeug fallengelassen. Nun hat deine Hose einen Fleck.“
    Er winkte ab. Die Bewegung wirkte hölzern und unbeholfen. Tatsächlich fühlte er sich gerade auch so. Unbeholfenheit war das richtige Wort für das, was ihn im Moment beherrschte.
    Langsam legte er die kleine Leinwand neben sich und versuchte, nicht an den Farbklecks darauf zu denken. Er würde ihn einfach trocknen lassen und später übermalen.
    „Ist nicht schlimm“, wehrte er ab und wusch seinen Pinsel im Terpentinöl-Glas aus. Das Blau färbte das Terpentin, und während des Umrührens leuchtete es manchmal mehr grün, manchmal azurn oder kobalt, je nachdem, wie die Farbschlieren, die der Pinsel abgab, ineinander verliefen. Interessiert beobachtete er das Schauspiel im Glas.
    Das, genau das war das Blau des Wassers.
    Sie blieb geduldig neben ihm stehen, die Arme auf dem Rücken verschränkt, und beobachtete, was er tat.
    Als er jetzt den Pinsel sorgfältig musterte, um eventuelle Reste der Ölfarbe zu entdecken, und ihn danach kräftig ausschüttelte, trat sie hastig ein Stück zurück. Doch gleich darauf kam sie wieder näher und legte ihre kleine Hand auf seine Schulter.
    „Tu das nicht“, sagte sie leise, aber eindringlich.
    Zuerst dachte er erschrocken, dass er ihr das Kleid vollgespritzt hatte, doch es war makellos rein.
    „Was denn?“, fragte er verwirrt zurück.
    „Dieses Gift herumspritzen.“
    „Welches Gift?“ Er verstand nicht.
    Sie wies mit dem Finger auf das Glas, in dem die Farbe und das Terpentin sich inzwischen zu einem unansehnlichen Graublau vermischt hatten.
    „Oh.“ Jetzt begriff er. „Diese wenigen winzigen Spritzer werden keinen Schaden anrichten, denke ich.“
    Er lächelte sie an und wünschte sich, dass sie sich neben ihn setzen würde, damit er sich nicht immer den Hals verrenken musste, um sie anzusehen.
    Als hätte sie seinen Wunsch gehört, kam sie an seine Seite und ließ sich eine Armeslänge entfernt von ihm nieder. Erneut zog sie die Knie hoch und legte die verschränkten Arme darauf.
    „Doch, das tun sie“, gab sie ernst zurück. „Es ist Gift. Besonders für das Wasser. Aber auch für die Pflanzen, die Tiere, die Luft. Du solltest sehr vorsichtig damit sein.“
    Im Inneren lächelte er über ihre Sorge, trotzdem nickte er.
    „Ich verschließe das Glas immer gut, weil es schnell verdunstet“, versuchte er sie zu beschwichtigen. Es schien ihr ernst damit zu sein, denn zwischen ihren Augen hatte sich eine Falte gebildet. Jetzt drehte sie den Kopf, legte das Kinn auf die Arme und sah auf das Wasser hinaus.
    Fasziniert betrachtete er ihr Profil. Die Locken, die ihr fast bis zu den Augen reichten, die zarte, leicht geschwungene Nase, die gerade Stirn und die sanft gerundeten Lippen. In Gedanken zeichnete er bereits.
    „Gefällt dir, was du siehst?“, fragte sie ohne ihn dabei anzuschauen.
    „W-wie?“, stotterte er ertappt. „Ja, ... ja, das tut es. Es gefällt mir sehr. Darf ich ...“ Er stockte, bevor er weitersprach. „Darf ich dich malen?“
    Sie wandte den Kopf und betrachtete ihn prüfend. Eine Weile schien sie zu überlegen.
    „Du darfst“, meinte sie schließlich. „Aber du musst mir im Gegenzug etwas versprechen.“
    „Etwas versprechen? Was möchtest du?“
    Wieder ließ sie ihn einen Augenblick warten, bevor sie antwortete.
    „Zeig mir dein Bild noch einmal“, verlangte sie leise.
    Verwundert gehorchte er und hielt es ihr hin. Sie betrachtete die kleine Leinwand, die nicht länger war als sein Unterarm, mit großem Ernst.
    „Wann wird es fertig sein?“
    Er verstand nicht, was die Frage mit dem Versprechen zu tun hatte. Trotzdem überlegte er.
    „Ich denke, ich werde noch zweimal herkommen müssen“, mutmaßte er. „Vielleicht auch dreimal. Warum fragst du?“
    „Wegen des Giftes.“
    Er folgte ihrem Blick und sah das Terpentinöl-Glas im Gras stehen.
    „Was meinst du?“
    „Du bist nicht sorgsam damit.“ Sie machte ihm keinen Vorwurf, er hörte nur Traurigkeit in ihrer Stimme.
    Wieso war ihr das so wichtig? Auch er liebte die Natur und wusste, dass Terpentin ihr schadete. Aber er schüttete doch nichts ins Gras. Immer, wirklich immer nahm er es mit nach Hause.
    „Ich werde mir mehr Mühe geben“, versprach er. „Ist es das, was du von mir möchtest?“
    „Nein.“
    Geduldig wartete er. Ihm fiel nichts ein, was er nicht zugeben bereit war für ein Bild von diesem Mädchen.
    Sie legte die Wange auf den Arm, um ihn anzusehen.

    @Miri

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    Wow, da freu ich mich total, wenn dir die Geschichte gefällt und du auf eine Fortsetzung neugierig bist. Danke für deine lieben Worte!!
    Das Mädchen, dat mut so. :pardon:
    Und - nein, diesmal war das Bild einfach so im Kopf, ohne Foto. Ich musste es selber "malen" obwohl ich keine Ahnung von Malerei habe :D
    Das Foto beim Lexikon zeigt nicht die Stelle, die ich dabei im Sinn hatte. Aber es gibt sie. ich hab nur noch kein Foto davon. ^^

    Edit für @Asni

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    Upps, du hast zeitgleich mit mir geschrieben. ^^:danke: auch dir für die lieben Worte!!

    Wahrscheinlich bin ich gerade viel zu kritisch,... das merke ich schon daran, dass ich gar nicht genau weiß, wie ich mein Gefühl hier richtig formuliere xD Also... mein Gedanke war, dass der letzte Nebensatz eigentlich "denn es musste sich mit jeder Minute verändern" heißen sollte bzw. das du das so meinst. Genauer: Die blaue Farbe - dachte ich - sei magisch und würde sich wie echtes Wasser ständig verändern; das so etwas schwer zu mischen ist, liegt auf der Hand. Wäre aber auch ne Idee für eine Geschichte . Naja, jedenfalls bezieht sich jetzt inhaltlich das "es" eher auf das Wasser, da fände ich "dieses" genauer, allerdings das "es" klanglich schöner...

    Jaaaa, diese Stelle. Die hab ich selbst nicht schön gefunden, und auch mein Testleser nicht. Wir haben sie in den drei Varianten mit "es", "die" und "diese" (für die Farbe) durchprobiert. Aber der Bezug gilt dem Wasser, das stimmt. Und da gefiel uns "es" am besten, weil es die einzige Variante war, bei der es kein Fragezeichen gab, ob nun Wasser oder Blau gemeint war.

    Wie schon bei Miri geantwortet, es gibt kein Foto, das mich inspiriert hat. Aber eines, das zu nächsten Szene passt, die ich gerade schreibe. Lexikoneintrag


    Sorry für die kleinen Textabschnitte. Ich bin noch am schreiben. Aber ich kann schon mal versprechen, dass die Geschichte fertig werden wird. ^^
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    Sie war nicht mehr da.
    Ein kurzes, bitteres Lachen mischte sich unter seine keuchenden Atemzüge. Was hatte er erwartet? Dass sie hier sitzen würde, bis er zurückkam? Sie wusste ja nicht einmal, dass er zurückkommen würde. Wenn sie ihn überhaupt bemerkt hatte...
    Schlagartig verließ ihn alle Kraft. Am liebsten hätte er seine Malutensilien einfach zu Boden fallen lassen und sich selbst gleich mit. Die Vorfreude, die seine Schritte beflügelt hatte, war wie weggewischt.
    Nachdem er eine gefühlte Ewigkeit lang dagestanden und den verwaisten Platz angestarrt hatte, war er wieder nach Hause zurückgekehrt. Er hatte sich verlassen gefühlt, einsam und unendlich traurig, und seine Schritte waren schleppend gewesen, als würde er durch tiefen Morast waten.

    Seit diesem Tag war er viele Male hergekommen. Doch er hatte sie nie wiedergesehen. Der Frühling war in den Sommer übergegangen.
    An diesem Morgen heute hatte er beschlossen, nicht mehr auf ihr erneutes Erscheinen zu warten. Wie immer hatte er seine Farben ausgepackt und die kleine Leinwand der schützenden Verpackung entnommen. Fast zärtlich strich er mit der Hand darüber.
    Weiß.
    Bereit für die Farben.
    Er würde ein neues Bild beginnen. Wieder den Teich, wieder die herabhängenden Zweige der Trauerweide, wieder das Schilf. Vor einem halben Jahr erst, im Winter, hatte er eines gemalt, das diesen Anblick als verschneite Landschaft zeigte. Den Bleistift in den kälteklammen Fingern, war er kaum in der Lage gewesen, die Konturen auf das Blatt zu skizzieren. Trotzdem hatte er verbissen versucht, die im Frost erstarrte Welt festzuhalten und auf das Papier zu bannen.
    Zu Hause in der wohligen Wärme seines Kanonenöfchens übertrug er die Skizzierungen dann auf die Leinwand. Zweimal war er noch hinausgewandert in der klirrenden Kälte, um mit den Augen das Weiß und das Blau einzufangen, das die Winterlandschaft prägte. Das Bild war schön geworden. Das weiße Bild.
    Doch jetzt war Sommer.
    Und er wollte dasselbe Motiv malen. Im Sommer. Mit ganz viel Grün. Dafür hatte er sich extra zwei neue Grüntöne besorgt, Maigrün und Brilliantgrün, die er nun neben dem Blau auf seine Palette platzierte.
    Das Skizzenblatt vom Winter hatte er aufgehoben. Die Konturen waren dieselben, und so würde es einen interessanten Vergleich ergeben. Nachdem er sie auf die kleine Leinwand übertragen hatte, begann er seine Farben zu mischen.
    Bevor er den ersten Farbtupfer setzte, verharrte er einen Moment andächtig. Das tat er jedes Mal. Er wusste selbst nicht, warum. Es war immer eine Überwindung, das makellose, reinweiße Leinen das erste Mal zu berühren mit der Pinselspitze. Schnell hatte er die Umgebung des Sees in den verschiedenen Grüntönen festgehalten. Auch der Himmel bereitete ihm keine Probleme.
    Dann war der See selbst dran gewesen. Und wie immer stockte hier seine Hand.
    Das Blau.
    Es war jedes Mal dasselbe.
    Das Blau für das Wasser gelang ihm einfach nicht. Egal welche Tönung er benötigte. War Blau im Spiel, versagte er.

    Doch jetzt hatte er es gefunden. Es war das allererste Mal, dass er restlos zufrieden war. Lag es daran, dass das Mädchen noch immer in seinen Gedanken herumspukte? Dabei war es doch Wochen her, dass er sie hier gesehen hatte.
    Die Umrisse des Sees begannen Kontur anzunehmen. Alles war so, wie er es sich vorgestellt hatte. Jede Nuance des Blaus war genauso, wie sie sein sollte.
    Er war beflügelt. Ein Fieber hatte ihn ergriffen, und er malte wie besessen. Die Sonne wanderte über den Himmel und tauchte im Sinken die Landschaft in ein neues, goldenes Licht. Er bemerkte es nicht, sah nicht, dass die Schatten länger und intensiver wurden. Sein Pinsel wirbelte auf der Palette umher, emsig neu mischend, und kehrte zurück auf die Leinwand, die entstandenen Farben im Gepäck, um sie dort abzuladen, wohlplatziert, so, wie der Maler es wollte.

    Ich hab mal eine neue Kurzgeschichte für euch. Bin gespannt, was ihr davon haltet. ^^


    Das Blau des Wassers

    Das war das richtige Blau.
    Er hatte es endlich gefunden.
    Die Freude ließ sein Herz höherschlagen. Ein Blau, das die Farbe des Wassers einfing, war schwer zu mischen, denn es veränderte sich mit jeder Minute. Das ständig wechselnde Licht der Sonne, die sich zeitweise hinter Wolken verbarg, machte es nicht einfacher.
    Man musste geduldig sein, wenn man einen bestimmten Farbton suchte, und meistens mangelte es ihm an der nötigen Sorgfalt oder auch Ausdauer. Aber diesmal war er geduldig genug gewesen. Die winzige Dosis an tiefdunklem Kobaltblau wurde gemischt mit der richtigen Menge an Titanium-Weiß, einer Spur Smaragdgrün und einem Hauch Jadegrün.
    Fasziniert betrachtete er das Ergebnis.
    Ganz langsam, fast vorsichtig zog er den Pinsel durch den Farbklecks. Grüne Schlieren mischten sich in das makellose Weiß, das er nun durch eine geschickte Drehung des Pinselstieles mit den Borsten aufnahm.
    Aufgeregt wandte er sich der kleinen Leinwand zu, die in seinem Schoß lag, und betrachtete den noch unberührten weißen Fleck genau in der Mitte.
    Schließlich atmete er tief ein und begann. Die ersten Striche setzte er noch sehr behutsam, doch bald wurde er kühner. Die Freude über den gefundenen Farbton beflügelte ihn förmlich. Er mischte mehr blau hinzu, ersetzte an den Stellen, die im Schatten lagen, das Weiß fast komplett durch tiefdunkles Grün und war schließlich sogar so mutig, einen Tupfer Schwarz ins Spiel zu bringen. Seine Zunge lugte ab und zu zwischen den sonst fest zusammengepressten Lippen hervor, so sehr konzentrierte er sich. Er vergaß, dass er hier war, hier am Teich. Alles um ihn herum rückte weit weg. Nur das Blau des Wassers war jetzt wichtig.
    Er war oft hier. Mitten im Wald lag dieses kleine Paradies: ein winziger See, dessen Ufer sumpfig und von Schilf bewachsen waren. Bis auf eine einzige Stelle. Und die war hier unter der großen Trauerweide, wo er eben saß. Der Boden war trocken unter dem riesigen Baum. Direkt am Wasser wuchs dichtes, saftiges Gras. Bis dorthin reichte der mächtige Schatten nicht. Im Schilf lärmte ein einzelner Teichrohrsänger, und ein einsames Entenpaar hatte es sich ein paar Meter von ihm entfernt gemütlich gemacht.
    Er kannte jedes Detail. Schon oft hatte er einfach nur dagesessen und das Bild auf sich wirken lassen. Man konnte auch wunderbar träumen hier, wenn man mit geschlossenen Augen lauschte, wie der sanfte Wind im Schilf raschelte, die Enten leise quakten und die herabhängenden Zweige der Trauerweide um ihn herum flüsterten.

    Einmal hatte ein Mädchen hier gesessen, als er herkam. Wie erstarrt war er stehengeblieben und hatte sie angeschaut. Sie war nur von hinten zu sehen gewesen, doch das hatte ihm gereicht, um sie nie mehr vergessen zu können. An sich war nichts Außergewöhnlich an ihr. Ein einfaches Mädchen, das die Knie angezogen und die verschränkten Arme darauf abgelegt hatte, um auf das Wasser schauen zu können. Sie trug ein schlichtes weißes Kleid und im Haar einen kleinen grünen Kranz, in den winzige weiße Blüten eingeflochten waren.
    Aber etwas war doch außergewöhnlich.
    Das Mädchen schien zu leuchten.
    Er konnte sich nicht erklären, was er da sah. Irgendwie schien sie zu hell zu sein für diesen Platz im Schatten, an dem sie saß. Sein geübtes Malerauge erkannte es sofort. Und es war ihr Haar, das leuchtete. In lockeren Wellen fiel es über die schmalen Schultern und reichte bis hinab ins Gras, wie ein zarter goldener Wasserfall. Noch nie hatte er ein so reines Gold als Haarfarbe gesehen. Wenn Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die Zweige der Weide gefunden hatten, darauf trafen, gleißte es förmlich auf wie eine Reflexion auf dem Wasser.
    Ihm war sofort klar, dass er diese Farbe, dieses Gold niemals würde anmischen können.
    Und mit diesem Gedanken war der Beschluss gefasst, dass er sie malen würde. Noch ein paar Augenblicke blieb er stehen. Sie hatte begonnen leise zu summen. Es war eine ihm unbekannte Melodie, doch sie sollte in seinem Kopf bleiben. Noch Tage später summte er sie selbst.
    Er hatte damals kehrtgemacht und war den ganzen Weg nach Hause gerannt, um seine Malutensilien zu holen. In kürzester Zeit hatte er alles zusammengerafft und war zurück in den Wald gehastet. Noch nie war ihm der Weg so lang vorgekommen. Unterwegs schalt er sich einen Trottel. Was, wenn sie verschwunden war, wenn er zurückkam? Er hätte sie fragen sollen, ob er sie malen durfte. Er hätte sie bitten müssen zu bleiben. Nun konnte er nur hoffen, dass sie noch sitzen würde.
    Die letzten Meter rannte er wieder. Der hohe Wipfel der Trauerweide war schon zu sehen. Er verließ den Waldweg und stolperte die wenigen Schritte bis zum Ufer. Dort blieb er völlig außer Atem stehen.