Beiträge von Ralath im Thema „Das Kostbarste“

    Guuuut gut gut gut gut. Wo fangen wir denn am besten an?


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    Na, beginnen wir einfach mal mit dem Gesamteindruck:

    Tolle und herzwärmende Geschichte. Ich war nach dem Ende für einen Moment versucht, auf die Backsteinmauer vor meinem Fenster einzuboxen, nur um mich wieder männlich zu fühlen :D - und ich schreibe das wohlgemerkt als Kerl. Ich traue mich kaum, das zu schreiben, aber am Ende hatte ich tatsächlich so einen kleinen "Haaach..."-Moment.

    Man hat zwar bereits am Anfang einen groben Fahrplan vor Augen, wohin die Reise höchstwahrscheinlich führt, aber das liegt wohl auch daran, dass wir alle mit Fabeln aufgewachsen sind und das Prinzip (Die Reise ist das Ziel) selbst in Kindergeschichten schon allgegenwärtig ist. Doch das tut dem Ganzen in keinster Weise einen Abbruch. Deine kurze Story erdet den Leser und nimmt ihn beiseite, um ihm etwas völlig alltägliches und trotzdem ursprüngliches vor Augen zu führen. Ich würde das ein bisschen mit einem Großvater vergleichen, der seinen kleinen Enkel mit an einen Teich nimmt und ihm erklärt und zeigt, was unter der Oberfläche alles von statten geht, ohne dass wir es wirklich mitbekommen.

    Gehen wir ein bisschen ins Detail:

    Am Anfang hat mich zunächst der harte Bruch aufmerksam gemacht. Dass auf die Idylle am Fluss Matthes folgt, der doch so sehr mit seinem Leben hadert, kam unerwartet, war aber gut.
    Als dann der Fremde dazukam und anmerkte "Du kannst dein Leben ändern - mit meiner Hilfe" sind bei mir sofort die Bad-Guy-Alarmglocken angegangen. Das hat sich dann etwas gelegt, als Matthes seine doch relativ nüchterne Aufgabe aufgetragen wurde. Auch ich finde, dass du gut Maß gehalten hast und ihn nicht zu lange tauschen und suchen lassen hast, war vom Umfang her also genau richtig.
    Die Zauberblume hat mich zunächst etwas Stutzen lassen. (Vielleicht eine testosterongeprägte Reaktion? :D ) Das hatte einen Hauch von Kitsch, den ich kurz verdauen musste, hat sich dann aber sofort wieder gelegt, als Gernot den Jungen sehr authentisch und wohlgemut unter seine Fittiche geholt hat.
    Während des Abschieds der beiden hatte ich kurz den Gedanken: Was ist denn mit dem letzten Tauschobjekt passiert, das Matthes noch in der Tasche haben muss? Die Salbe oder? Wäre doch ein sehr nettes Abschiedsgeschenk, dem alten, kränklichen Großväterchen die Wunderheilsalbe für das halbe "Lehrjahr" zu überlassen oder die Salbe mit dem Gedanken an seine Mutter zu behalten. Das noch wissen zu wollen, wäre aber auch schon mein einziger Kritikpunkt.
    Die Selbstreflexion, während er sich dem Tal nähert fand ich auch wieder sehr gelungen und wie aufgrund der Unzufriedenheit nichts anderes in ihm und seinem Leben Platz gehabt hat. Sehr einfühlsam.
    Matthes Ankunft war erwartungsgemäß und im Anschluss folgte ja dann das große Finale.
    Bis dahin hatte ich Lunte gerochen, habe aber immer noch geschwankt zwischen: "Er weiß jetzt, was er ins einem Leben hat. Er braucht die Blume nicht mehr und überlässt sie dem Zauberer, der schon seit ganzen 200 Jahren unzufrieden ist" und "Er behält die Blume, weil sie weit mehr wert ist als die Truhe". Es wäre natürlich auch witzig gewesen, wenn er einen auf Gernot gemacht und den Zauberer für ein halbes Jahr zum Arbeiten eingespannt hätte :P
    Die Verweigerung des Handels war also schon zu erwarten, die folgende Erklärung habe ich allerdings nicht kommen sehen. Dass der Zauberer seit 200 Jahren auf seinem Schatz sitzt, weil jeder von Matthes Vorgängern etwas besseres als Gold gefunden hat, fand ich super. Dass auch sein Vater sich dagegen entschieden hat und stattdessen seine Mutter behalten hat, rückt den Beginn der Geschichte wieder in ein wärmeres Licht. Dadurch hat sich der Kreis sehr sauber geschlossen.
    Ich hätte mir auch vorstellen können, dass Gernot Matthes "Vorgänger" hätte gewesen sein können und die allesamt seit 200 Jahren die Blume zum Zauberer schleppen, der sie letztendlich vielleicht sogar erschaffen hat.
    Natürlich finde ich dein Ende auch äußerst passend.

    Abschließend also: Hat echt viel Spaß gemacht, hier mitzulesen. Du hast die Qualität, die ich schon im vorherigen Post angemerkt habe, sehr gut durchgehalten. Hut ab ^^

    Kleine Anmerkung noch:

    Geradewohl = Geratewohl
    und
    "Unkrautüberwucherte Wüste" ist für meinen Geschmack ein wenig zu gegensätzlich.

    Nach der Kampfszene, die ich gestern oder vorgestern von dir gelesen habe, ist deine Geschichte jetzt auch auf meiner "to read"-Liste gelandet. Schon mal weil ich wissen will, wie sie a) dort gelandet sind und b) ob seine Freunde überlebt haben. Aber ich muss erst eine andere noch fertig lesen. Verstehst schon - ältere Rechte, weil schon angefangen.

    Mach, was du für richtig hältst, keiner zwingt dich zu irgendetwas - Ich komme auch kaum hinterher und habe viel mehr in der Warteschlange sitzen, als ich im Moment schaffe :) (Aber ich kenne Leute und Mittel... und Wege... wenn ich bis Morgen keinen Kommentar von dir gekriegt habe... Ich hoffe, dass war eindeutig und WIR VERSTEHEN UNS ?!) *Spaß* :D:thumbup:

    Ich habe gerade nur mal eben den ersten Beitrag angelesen. Nur so zum reinschnuppern... und ich muss sagen: Junge junge. *Pfeif*
    Ganz schön atmosphärisch. Fast so, als würde man Bob Ross beim Malen über die Schulter sehen. Irgendwie Beruhigend und entschleunigend. Fesselnd.
    Obwohl in dem Sinne so gut wie nichts passiert, war es doch sehr angenehm von den Beschreibungen geführt zu werden. Sehr malerische Ausdrucksweise und bedachte Wortwahl. Das Ringen zwischen Sonne und Nebel war so unbedeutend und doch so elementar, während es den Angler überhaupt nicht gekümmert hat.

    Ich befürchte, ich muss wohl demnächst hier mitlesen 8)