Beiträge von Asni im Thema „Möglichkeiten in der Fantasy“

    Aber was genau bedeutet denn Dimensionen?

    Das ist eine sehr gute Frage... :hmm:
    Also vielleicht starten wir mit einer Schuhschachtel. Die hat insgesamt 6 Seitenflächen und lässt sich durch eine Breite, eine Länge und eine Höhe in ihrer räumlichen Ausdehnung beschreiben. Das sind die drei Dimensionen des Raumes. Als mathematisches Konzept heißt das etwas vereinfacht gesagt, dass sich jeder Punkt ausgehend von einem bestimmten Ursprung (d.h. Nullpunkt) durch die Angabe von drei Werten (sog. Koordinaten) beschreiben lässt. Daraus kann man dann auch Längen entlang der Koordinatenachsen und etwas komplizierter auch beliebige Längen durch den Raum bestimmen. Z.B. könntest du in deinem Zimmer in einer Ecke festlegen, dass dort der Ursprung ist und die drei von dort ausgehenden Kanten (z.B. diese Fußbodenleisten) die Koordinatenachsen sind. Evtl. hast du an der einen Wand, an der zwei dieser Koordinatenachsen anliegen, ein Bücherregal. Dann könntest du die Position jedes Buches auch dadurch angeben, dass du sagst: "Gehe vom Ursprung aus zwei Meter in den Raum hinein, dann 90 cm nach oben und nicht nach links oder rechts. Dort steht ein Harry-Potter-Buch".
    Diese Ortsangaben spiegeln sich in unseren Begriffen "vor mir - hinter mir", "über mir - unter mir" und "links von mir - rechts von mir" wider. Und mit diesen drei Dimensionen kann man im Prinzip jede Position im Raum beschreiben.

    Eine Welt mit nur zwei Dimensionen hat man beim Schachspiel. Das Schachbrett ist normalerweise von A bis H entlang der einen Seite (was man als eine Dimension auffassen kann) und von 1 bis 8 entlang der anderen Seite (die andere Dimension) beschriftet. Damit kann man genau angeben, dass zum Beispiel der weiße Springer auf dem Feld B2 steht. Eine andere Schreibweise könnte sein (B, 2) - das ist die eher mathematische Schreibweise. In dieser Schreibweise kann man auch ganz leicht (1, 2, 3, 4, 5, 6) aufschreiben, d.h. ein Objekt, das eben durch 6 Einträge bzw. Koordinaten beschrieben ist. In dem "Raum", in dem dieses Objekt existiert (Mathematiker sprechen hier in solider Fantasy-Manier von "lebt"), muss es also 6 Dimensionen geben. Bezogen auf die Realität bzw. unsere Erfahungswelt wird es schwierig, das noch mit Inhalt bzw. "sprachlichem Leben" zu füllen, da wir jeder Dimension eine Begriffsachse wie "oben - unten" zuordnen und z.B. den Eintrag 2 als "zwei nach oben" interpretieren müssten. Für "oben - unten", "links - rechts" und "vorne - hinten" funktioniert das noch, aber was machen wir mit der vierten Koordinate? Was soll die bedeuten? Gut, "in der Zukunft - in der Vergangenheit" wäre noch frei. Und dann? Denkbar wäre es noch, Farben als Dimension aufzufassen. Genauso gingen auch alle Sinneseindrücke, aber das ist etwas, was man normalerweise nicht mehr als Dimensionen verstehen würde.

    Mein eigentlicher Punkte im Post vorher war, dass wir nicht mehr als drei Dimensionen für eine räumliche Ausdehnung wahrnehmen und beschreiben können (würden). Bzw. das drei Dimensionen (+ Zeit) für uns das natürliche sind, für das auch unsere Sprache am besten geeignet ist. Würde man in einer zweidimensionalen Welt leben, dann würde man z.B. einen Kreis immer nur als Strich wahrnehmen und nicht von einem gleichseiteigen Dreieck unterscheiden können, deren Seitenlänge zufällig genauso groß ist wie der Durchmesser des Kreises (jedenfalls nicht ohne sich um beide Figuren zu bewegen). Das alleine fällt mir gerade schon schwer nachzuvollziehen bzw. mir vorzustellen, weil meine Vorstellung eben so stark an einer dreidimensional Welt hängt.

    So, jetzt hab ich viel geschmarrt, obwohl ich eigentlich seit einer guten Stunde ins Bett wollte... :( Da ist wohl die Begeisterung mit mir durchgegangen :D

    Für mich zerfällt die Antwort auf die Frage in ungefähr drei Teile - das, was man sich selbst ausdenken kann, das, was innerhalb der ausgedachten Welt noch logisch und nachvollziehbar ist, und das, was unter dem Genreaufkleber "Fantasy" verkauft und akzeptiert werden würde.

    Teil 1:
    Ausdenken kann man sich so ziemlich alles, ob das eine Welt ist, die im Inneren eines gigantischen Flummis ist, oder ein normaler Junge (ein normales Mädchen), der /das entdeckt, dass er /sie zaubern kann, während sonst alles beim Alten bleibt. Grenzen gibt es hier meiner Meinung nach nicht wirklich. Oder nur insoweit, wie wir die ausgedachte Welt beschreiben können. Bei H.P. Lovecraft sieht man das immer sehr schön, wenn er davon schreibt, dass etwas nicht unserer gewohnten Geometrie gehorcht und die Winkel seltsam wirken etc. pp. Das kann man sich vielleicht noch irgendwie vorstellen, z.B. auch durch Zeichnungen von M.C. Escher (solche Bilder, bei denen man eine Treppe unendlich weit nach oben gehen kann... bzw. immer im Kreis läuft). Letztlich ist unseres Sprache und unser Vorstellungsvermögen an den dreidimensionalen Raum geküpft (evtl. noch mit der Zeit als vierter Dimension). Ein paar wenige Ausreißer gibt es hier, z.B. Flatland (das meines Wissens in einem zweidimensionalen Raum spielt). Aber nach oben, in "höheren Dimensionen" spielt nur selten etwas, weil das kaum noch beschreibbar oder vorstellbar ist.
    Alles was die "Oberfläche" angeht - z.B. ob Elfen weiße oder blau-grüne Haut haben, ist letztlich Geschmacksache. Da kann man sich - erst einmal - alles überlegen (Teil 3 könnte einem natürlich einen Strich durch die Rechnung machen).

    Teil 2:
    Auch wenn es Fantasy ist, so sollte die Welt dennoch in sich konsistent sein. Das soll heißen: eine physikalische oder magisches Gesetz sollte in jedem Kontext gleich gelten oder die Abweichung begründet werden. Wenn man seine Welt als Scheibe angelehnt hat, dann muss es einen Rand geben. Das sollte sich dann nicht einfach mal ändern, weil es einem in den Kram passt.
    Bei Vampiren fände ich es z.B. seltsam, wenn diese aufgrund eines Viruses aus Menschen entstehen, dann aber trotzdem gegen Sonnenlicht bzw. UV-Licht "allergisch" sind und zu staub zerfallen. Das kann man sich natürlich so ausdenken, aber wenn es hier einen inneren Widerspruch gibt, dann ist das irgendwie nicht so die beste Idee.

    Teil 3:
    Solange man nur für sich selbst schreibt, kann man alles machen. Wenn man aber seine ausgedachte Geschichte / Welt anderen präsentiert, dann wird diese möglicherweise nicht angenommen, weil sie bestimmte "Traditionen" auf eine nicht ansprechende Art verletzt. Wenn Elfen ohne Grund blauhäutig sind und Hörner statt Ohren haben und außerdem auf vier behuften Füßen gehen, dann könnte es sein, dass der Einwand kommt: Das sind aber keine Elfen. Genauso sollten Vampire bestimmte für Vampire typische Eigenschaften haben und nicht einfach nur ewig junge Menschen sein, die unglaublich weit springen können und sich halt von Blut ernähren. Gut, das hält niemanden davon ab, so etwas zu schreiben und auch niemanden so etwas auch zu veröffentlichen oder sogar zu lesen. Kurzum: Traditionen ändern sich. Vorhersagen zu treffen, was angenommen wird und was nicht, traue ich persönlich mir nicht zu. Letztlich hängt das auch von mehr ab als nur davon, was man sich ausgedacht hat.


    So, und nachdem ich das alles geschrieben und @jons Beitrag nochmal gelesen habe, stelle ich fest, dass sie im wesentlichen das gesagt hat, was ich auch sagen wollte. Nur in anderen Worten ^^