Grund 92
Verkaufsgespräch am Telefon
Oder: Wie wird man ihn wieder los?
»Also meine teuflischen Herren, und meine diabolische Dame natürlich, diese Phase des Plans ist äußerst kniffelig und duldet keinerlei Unterbre …«
»Herr, Ihr werdet am Telefon verlangt.«
»Schon wieder? Wer ist es diesmal?«
»Wieder derselbe, Herr. Soll ich sagen, Ihr wäret nicht da?«
»Damit er wieder anruft, wenn wir gerade mittendrin sind? Nein, ich gehe ran.«
»Ja, Evil Overlord am Apparat?«
»Guten Tag, Herr Overlord. Wie schön, Sie wieder einmal persönlich zu sprechen. Haben Sie sich bereits Gedanken gemacht, bezüglich eines Sinneswandels? Sie müssen doch inzwischen längst die Vergeblichkeit Ihres Tuns erkannt haben. Und sehen Sie doch die Vorteile, wenn man einer der Guten ist. Man ist beliebt, hat Freunde und vergessen wir nicht das Heldenbankett am Ende jedes Abenteuers. Dann wären da noch die Kameradschaft, der …«
»Halt, halt, halt. Sie hatten mich doch schon bei Vergeblichkeit. In Ordnung.«
*fassungsloses Schweigen am anderen Ende*
*wissendes Grinsen an diesem Ende*
»Wirklich! Ich meine, sie haben es sich tatsächlich überlegt? Echt jetzt?«
»Na klar. Sie haben mich im Laufe Ihrer letzten sieben Anrufe wohl irgendwann erreicht, mein Innerstes also, das bisschen Gute, was noch in mir steckte.«
»Sapperlot, das ist ja das erste Mal, dass das kla …äh … ich will sagen, das ist ja großartig! Darf ich Ihnen also unsre Broschüre Wie werde ich gut in zwölf Schritten zuschicken?«
»Logo. Ich brenne schon darauf anzufangen. Ach, damit ich schon mal loslegen kann, wie war doch gleich der erste Schritt?«
»Zuerst kommt die innere Einsicht, das ist verbunden mit Kontemplation und Revision des bisherigen Lebens.«
»Kontemplation ist gut. Genau das was ich jetzt brauche. Und Revision, genau. Aber ich nehme an, das geht nicht von heute auf morgen?«
»Oh, ich fürchte nicht. Das ist ein langwieriger Prozess.«
»Sehr gut!«
»Sehr gut?«
»Ich meine, bös Ding will Weile haben, heißt es nicht so?«
»Sie meinen, gut Ding will Weile haben, Herr Overlord.«
»Oh, ja, ich fürchte manche meiner bösen Angewohnheiten muss ich noch revidieren, in aller gebotenen Kontemplation, versteht sich.«
»Genau, Herr Overlord, ich sehe, Sie sind auf dem rechten Pfad.«
»Ich bitte Sie, nennen Sie mich doch Evil. Jetzt, wo wir quasi schon fast beinahe auf derselben Seite stehen.«
»Äh, ja sicher, gerne. Ich bin Max.«
»Max?«
»Ja, Max Power, Liga der supergewöhnlichen Suppenhelden … also in Ausbildung, gewissermaßen.«
»Verstehe, freut mich, das Sie es sind, der mich auf den rechten Weg zurückgleitet.«
»Danke. Das verbuche ich als echten Erfolg.«
»Können Sie auch, Max, können Sie auch. Ah, noch eine Frage.«
»Ja?«
»Wenn ich mich jetzt in kontemplative Revision zurückziehe, denken Sie es wäre gut, für eine Weile die Kommunikation zur Außenwelt abzubrechen. Damit … ich meine, da strömen dauernd so störende Einflüsse auf mich ein.«
»Ich sehe, Sie sind schon weit in Ihren Planungen, Evil. Ja, ein halbes Jahr Abgeschiedenheit tut Ihnen sicher gut.«
*betont betroffen* »Kein Internet, keine Skat-Abenden im Club für Ungentlemen and Bitches ?«
*streng* »Allerdings, auch wenn es schwerfällt.«
»Dann vermutlich auch kein Telefon oder Textnachrichtenverkehr …«
»Stimmt genau, das vor allen Dingen nicht.«
»Gut, dann höre ich wieder von Ihnen …wann etwa?«
»Hm, mal schauen, sagen wir in sechs, nein, lieber sieben Monaten, direkt mach meinem Urlaub, bin ich wieder für Sie da.«
»So lange, wirklich?«
»Ja, es muss sein, so ist es das Beste, vertrauen Sie mir!«
»Gut, wenn Sie es sagen, wird es so sein. Dann mal auf Wiederhören, in sieben Monaten.«
»Genau, auf Wiederhören.«
»So, das hätten wir. Gutgläubig, wie eine Vertrauenslehrin an der Grundschule, hrhr. Wo waren wir noch gleich? Ahja, die Besorgung der evidenten Utensilien …«
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