Beiträge von Korus im Thema „Gruppenzwang“

    Vorräte zu finden stellte sich als nicht besonders schwierig heraus, die nächste Stadt war nicht weit und bei ihrer Ankunft herrschte Trubel, denn es war ein Markttag. Der Markt war anders als den, den Esme in der Wüste erlebt hatte, hier gab es mehr Vieh, welches seinen ganz eigenen Geruch hinterließ und an vielen Stellen die Menge übertönte. Aber auch Vorräte sollten sich hier auftreiben lassen. Salem kümmerte sich darum, während der Rest der kleinen Truppe den Markt näher inspizierte. Esme hatte ihre Aufmerksamkeit für eine Weile auf ein Flugblatt gerichtet, einen Aushang voller Lettern die sie nicht verstand der allerdings mit einem interessanten Bild versehen war, eine Frau die an einen Phal gebunden war, während unter ihr ein Feuer entfacht wurde. Esme fragte sich ob es eine Art Ausstellung sein sollte oder einfach nur ein lokales Ereignis, als Stimmen ihre Aufmerksamkeit ablenkten. „Nein ich gebe sie Euch ganz sicher nicht.“ „Bitte nur ganz kurz, ich möchte sie inspizieren.“ Die erste Stimme gehörte Aljin, die zweite einem Händler an einem Stand voller Dinge die Esme am ehesten als alt und staubig beschrieben hätte. Als sie sich den beiden näherte war auch Jack aufgetaucht, während der Mann die junge Frau weiter bedrängte. „Ganz kurz, ich mache sie auch nicht kaputt. Wenn ich richtig liege dürfte das ohnehin schwer sein.“ Diese Beifügung schien Aljin zu überraschen, die ihre Hände schützend über eine alte Flasche gelegt hatte. Jack räusperte sich. „Alles gut hier?“ Der Händler schien die Überraschung der Frau bemerkt zu haben, denn er fuhr ohne Jack zu beachten fort. „Ja ich hatte vor langer Zeit einmal so eine Flasche in meinem Sortiment. Schwer zu zerbrechen, unmöglich zu öffnen. Ich habe sie zu einem guten Preis weiterverkauft, wir können hier beide ein gutes Geschäft machen.“ „Woher hattet Ihr sie?“ fragte die Frau nur. Der Händler grinste.“ Irgendwelche Schatzsucher haben sie in der Wüste ausgegraben, in so einer Ruine, ich weiß auch nicht. Ich glaube sie hieß Akarbia… Akrabria? Ich kann es euch auf einer Karte zeigen, wenn ihr etwas findet, dann wisst ihr ja an wen ihr verkaufen könnt.“

    Die Mienen befanden sich nicht weit außerhalb der Stadt. Aljin hatte bei einigen Stadtbewohnern erfragt, dass die Zwerge dort auch ihre bescheidenen Behausungen errichtet hatten, während sie in den Mienen arbeiteten. Als die Gruppe dem Pfad zu den Mienenschächten folgte erblickte sie auch schon einige dieser Unterkünfte, nicht mehr als Holzverschläge und eine Menge kleiner bärtiger Figuren, die untätig vor ihnen hockten. Sie alle musterten sie misstrauisch, als Salem die Gruppe an den Hütten vorbei zu einem Schachteingang lotste, wo ein Zwerg auf einem Stein hockte, umgeben von drei anderen, die ihre Spitzhacken zur Hand nahmen, als sich die Fremden näherten. Sie ähnelten der Wache des Fürsten, die Erreck in Zesnar angeführt hatte, dachte Esme, nur eben ..naja… kleiner „Was wollt ihr B’hracka?!“ bellte der Vorderste der drei. Salem ignorierte ihn und blickte über ihn hinweg direkt den Zwerg auf dem Stein an, der sich den Bart strich und uninteressiert den Blick über die Hütten schweifen ließ. „Wir wollen über euer Silber sprechen, seid ihr hier der Anführer?“ Der Zwerg schenkte ihm noch immer nicht seine Aufmerksamkeit als er sprach. “Wir kamen hierher, weil die Mienen zuhause lange erschöpft waren.“ Esme fiel auf, dass die Stimme des Zwerges weiblich klang, wenn auch sehr tief.“ Wir hofften, unseren Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen zu können, stattdessen werden wir ausgebeutet von B’hracka wie euch, die sich mit unserem Silber die Taschen füllen. Und wenn wir nicht mehr mitmachen kommt ihr direkt zu uns um zu stehlen, oder zu drohen.“ Der Anführer (Anführerin?) blickte sie jetzt direkt an. „Ist es nicht so?“ „Wir stehlen nicht!“ warf Aljin ein. Das „von euch.“ Schien sie sich nicht verkneifen zu können und fügte es leise hinzu. Der Zwerg nickte. „Und wir handeln nicht mit Silber, bis die Preise gerecht sind.“ Jack nickte in Richtung einer der Spitzhacken der Zwerge. „Für wie viel kann man die leihen?“ Der Wächter murmelte etwas in Zwergensprache, spuckte auf den Boden und umklammerte seine Spitzhacke fester, bedrohlicher. Jack zuckte nur mit den Schultern.“ Schon verstanden.“ „Was wenn wir euch mit den Preisen helfen, mal mit dem Stadthalter reden. So von B’hracka zu B’hracka.“ Sieben ungläubige Augenpaare richteten sich auf den Magier, dann begann der Zwerg zu lachen.“ Ihr denkt ihr müsst euch für uns einsetzten?“ „Nein, aber ich möchte es.“ Erwiderte Salem ruhig. Der Zwerg machte eine Bewegung mit der Hand, als würde er sie wegscheuchen.“ Geht, versucht es meinetwegen, aber Ihr seid nicht unser Erretter, B’hracka.“ Er kopierte die Geste seiner Wache und spuckte auf den Boden vor ihnen.

    „Was sollte das denn bitte?!“ fuhr Aljin Salem auf dem Rückweg an. „Ich möchte euch helfen? Wann wurde das entschieden?!“ Salem blickte stur geradeaus. „Glaubst du, dass wir irgendwo in der Umgebung mehr Glück hätten?“ Esme merkte, das sich Jack garnicht an dem Gespräch zu interessieren schien. Stattdessen strich er sich geistesabwesend übers Kinn und warf Salem immer wieder fast sehnsuchtsvolle Blicke zu. Noch mal jung sein, dachte die Hexe. „Du sabberst.“ murmelte sie in seine Richtung und beobachtete schmunzelnd, wie er sich panisch mit dem Handrücken über den Mund fuhr.

    Esme bemerkte die Blicke die nun auf sie gerichtet wurden. Es war tatsächlich eine interessante Frage. Sie war kurz davor zu sagen, was kümmert mich die Stadt? Aber dann stellte sie sich die Frage, was kümmert mich der Sumpf? Im Moment hatte sie sich bei den Dorfbewohnern nicht beliebt gemacht und sollten sie wirklich noch einmal mit schlechten Ideen zu ihrer Hütte zurückkehren war es wahrscheinlich besser, wenn sie sie dort nicht fanden. Fast schade, dass sie keine abschreckenden Gegenstände für sie zurückgelassen hatte, Puppen aus Schilfgras oder so. Sie zuckte deshalb nur mit den Schultern pflückte sich sanft Fergus vom Schopf und setzte die Kröte im Matsch ab. Er würde seinen Weg nach Hause finden, wie immer. "Ich bin bei meinem letzten Ausflug nicht wirklich an die Küste gekommen, ich frage mich ob es dort etwas netter ist als in der Wüste." Der Werwolf nickte und sie glaubte auch auf dem Gesicht der Frau so etwas wie ein anerkennendes Lächeln zu sehen.

    Aljin seufzte. "Als ob ich allein in diesem ungemütlichen Schlammloch bleiben würde." Sie bemerkte Esmes empörten Blick."Nichts für ungut. Vermutlich ist es... nett... wenn man darin aufwächst." fügte sie schnell hinzu.Esme beobachte das ungleiche Paar und die Frau kurz. "Ich beigleite euch besser noch ein Stück, diese ungemütliche Schlammloch ist kein netter Ort, wenn man sich nicht auskennt." Sie beeilte sich, ihre Sachen zusammenzupacken, und dann war die Gruppe auch schon unterwegs. Zurück ließen sie nur eine fast leere Hütte und einen leicht verwirrten Magier, der sich noch immer nicht ganz sicher war, was genau ihm da gerade widerfahren war.

    Esme überließ es den Herren, den verwundeten Schwarzmagier zu ihrer Hütte zurückzutragen. Sie selbst hielt auf dem Rückweg allerdings weiter Ausschau nach möglichen Angreifern. Doch der Sumpf wirkte tatsächlich ruhiger und auch ihre Gäste wechselten nur wenig Worte. Zuhause machte sie sich, mal wieder, daran, die Wunden zu säubern und mit einer Paste aus diversen Kräutern zu bedecken, die die Heilung vorantreiben würden. Gerade als sie das zweite Bein verbunden hatte, klopfte draußen jemand heftig an die Tür. Es klang eher wütend als dringend. Tatsächlich standen draußen in der Dunkelheit eine Gruppe Männer aus dem Dorf, bewaffnet mit Speeren, Harpunen und sogar einem Paddel. "Also gut Hexe wo ist er?" fragte ihr Anführer, ein Fischer dem Esme im letzten Sommer einen Angelhaken aus der Hand geholt hatte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust."Ganz ruhig Junge..." Sie nickte in Richtung seiner Begleiter ."Ein bisschen spät für einen Fischzug." Der Mann ließ sich nicht irritieren."Du versteckst da drin einen Schwarzmagier, ich habe Zeugen. Gib ihn uns, der wird lernen hier Unfug zu treiben." Esme ließ die Hand in einer drohenden Geste zu ihrem Gürtel gleiten, nicht zum Dolch. Stattdessen griff sie nach einem Beutel. Sie wusste das die meisten Männer im Dorf Angst vor ihren "magischen Kräften" hatten. Eine ihrer gesprächigeren Patientinnen hatte sie einmal über solche Dinge wie Blutmagie und Wettermachen ausgefragt. An manchen Tagen bereute sie, diese Künste nie erlernt zu haben, aber das musste ja nicht jeder wissen. "Wenn ich mich recht erinnere habe ich deinen zwei Töchtern in die Welt geholfen, Ich habe genug Reste ihrer Nabelschnüre um sie zurück zu schicken." Der Anführer wurde bleich und wich ein wenig zurück. Verstärkend tauchten nun auch ihre Gäste in der Tür auf."Gibt es hier Probleme" Fragte Aljin, ihre Schlange hatte sich um ihren Hals gewunden. Der Blick des Anführers wanderte kurz von ihr, zu Salem, der im Türrahmen aufragte und ihn abschätzend musterte zu Jack, der an der Hütte lehnte und und Situation mit einem fast wölfischen Lächeln begutachtete und entschied prompt, das er wohl in etwas hineingeraten war, das zu groß für ihn und seine Freunde allein war. Esme schaute ihnen noch kurz hinterher um sicherzugehen, dass sie wirklich verschwunden waren. "Also?" wandte sich Salem nun an den Magier.

    Esme beobachtete den Werwolf, der den bewusstlosen Magier zurück auf die Lichtung schleifte und Salem kurz ansah, als ob er sich eine tolle Belohnung erwartete. Dann bemerkte er die zwei anwesenden Damen und zögerte einen Moment. Salem räusperte sich. “Ähm... wenn ihr euch kurz umdreht, könnte er…“ Esme erinnerte sich an ihre frühere Begegnung mit Jack. Pah von wegen schwimmen gehen. Die Hexe wandte trotzdem ihren Blick ab, auch wenn es bei weitem nichts war, was sie noch nie gesehen hatte.

    Esme dachte über die Frage nach. Von den Dörflern hatte sie nichts über Fremde gehört, aber es war auch nicht so, als ob die täglich mit ihr plaudern würden. Und selbst wenn sie niemanden gesehen hatte, konnte es sein, dass jemand über andere Pfade in den Sumpf gelangt war. Es war ihr fast peinlich, dass sie die Übersicht über das verloren hatte, was im Sumpf vor sich ging. „Bei mir eingetragen hat er sich jedenfalls nicht.“ Antwortete sie deshalb nur etwas grummelig. „Aber es gibt genug Orte im Sumpf, an denen man ein Lager aufschlagen könnte.“ Sie musste es wissen. Ihre Leute hatten es dauernd getan. “Ruhige Plätze an denen einem niemand in die Quere kommt.“ Salem sah sie durchdringend an. “Nun, könntet Ihr uns diese Plätze zeigen?“ Seine Begleiter schienen von seinem Vorhaben ebenso überrascht wie von seiner vorherigen Reaktion. Die Gedanken darüber, warum sich jemand in den Sumpf schleichen wollen würde, ließen sie fast vergessen, mit welcher Leichtigkeit der Kranke eben ihre Diagnose abgelehnt hatte. Als wären ein paar Organe unwichtig. Er hatte nicht wie jemand gewirkt, der nicht wusste, was das bedeutete. Und dann war da noch die seltsame Verfärbung seines Armes. Vielleicht sollte sie ihn, in Anbetracht dieses Phänomens weiter beobachten, wenn auch nur um zu sehen, wie lange es für eine Blutvergiftung dauern würde, ihn dahin zu raffen. Esme nickte. Auch wenn ihr ein Schauer den Rücken hinunter lief, bei dem Gedanken, noch einmal heimzukehren.

    Esme inspizierte den Arm kurz. Wahrlich, eine üble Wunde. Der Verband selbst wirkte verdreckt genug, um bei der Heilung nicht gerade geholfen zu haben. Aber irgendetwas sagte ihr, dass das nichts mit dem Problemen des restlichen Arms zu tun hatte. Immerhin wirkte nichts davon wie etwas, dass sie hier sofort lösen konnte. Sie wandte sich nur um, in Richtung ihrer Hütte und bedeutete dem Gebissenen und seinen Gefährten stumm, zu folgen. „War es Vollmond?“ fiel ihr eine Frage plötzlich ein. Genug Menschen die an einem Vollmond gebissen worden waren, waren schon hier aufgetaucht, klagend und sie darum bettelnd, sie von diesem Fluch zu heilen. „Ja“ eine kurze Pause „aber das ist kein Problem.“ Esme war sich sicher, dass sie mehr erfahren würde, wenn sie nachbohrte, aber es war nicht ihre Absicht, in anderer Leute Leben herum zu bohren, weshalb der Rest ihres Marsches ruhig verlief, bis auf einen kurzen beinahe-Zusammenstoß mit einer weiteren Gruppe Untoter. In letzter Zeit schienen sie hungriger zu sein. Die Tür ihrer Hütte quietschte, als Esme sie aufzog und den Gebissenen anwies, sich auf einen Hocker in einer Ecke niederzulassen. Während sie seinen Biss im Schein einer Kerze genauer untersuchte, konnte sie aus dem Augenwinkel Jack und die Frau beobachten. So viele Leute wollte sie lieber nicht aus den Augen lassen, auch wenn diese anscheinend wirklich nur Hilfe wollten. Während Jack unbewusst mit dem Fuß wippte und sich offenbar beherrschte nicht jeden einzelnen Gegenstand in ihrer Unterkunft aufzuheben und genauer zu untersuchen lehnte die junge Frau an ihrer Feuerstelle und beobachtete gedankenverloren eine Schlange, die sich um ihre Hand schlängelte. Esme machte sich eine gedankliche Notiz, Fergus näher bei sich zu behalten, solange sie in der Nähe war. „Ich glaube ihr seid mir immer noch zwei Namen schuldig.“ Murmelte sie, während sie sich daran machte, die Wunde des Mannes zu reinigen, viel bringen würde es jetzt auch nicht mehr, aber es erlaubte ihr einen nähren Blick auf den Arm zu werfen. Die junge Frau hob zum ersten Mal den Blick von der Schlange und lächelte etwas verlegen. „Oh ja richtig, verzeihung… Ich bin Aljin und unser Verletzter hier ist Salem.“ Esme nickte. „Die Wunde ist stark entzündet. Eine Art des Wundbrands.“ Der Vermummte nickte ebenfalls. Sie musste den Zustand nicht weiter erklären, also sprang sie gleich zu nächsten Teil. „Diese Entzündung wird sich durch das Blut im Körper ausbreiten. Dadurch werden deine Organe geschädigt. Ich rate dir dazu, denn Arm zu entfernen, so schnell wie möglich.“ Sie beobachtete Salem stumm, der wohl zu überlegen schien.

    Das Klagenmoor lag ruhig da, ein ruhiger Vormittag. Esme hatte sich entschlossen, dass es an der Zeit war, diverse Kräutervorräte wieder aufzustocken. Seit sie vor einiger Zeit in ihre Hütte zurückgekehrt war, hatten eine ganze Menge mehr von Kranken und Verängstigten die eine Krankheit vermuteten aus dem Dorf ihre Hilfe angefordert. Gedankenverloren zog sie Fergus aus dem Beutel, in dem er es sich bequem gemacht hatte und verstaute stattdessen die eben gesammelten Pflanzen darin. „Ach Fergus, da ist man mal kurz weg… Kann ich diese Menschen keine zwei Monate allein lassen?“ „Mein Papa meint, das liegt am Vollmond. Der macht Leute krank.“ Esme zuckte nicht zusammen, als sie die Stimme hörte, sie kannte sie zu gut. Sie gehörte einem Mädchen aus dem Dorf, das ihr seit ihrer Rückkehr folgte, in der Hoffnung etwas von ihr zu lernen und selbst eines Tages Menschen helfen zu können. Tara oder Tanja oder so etwas. „Dein Papa soll aufhören betrunken im Giftefeu zu schlafen, dann geht der Ausschlag auch irgendwann wieder weg. Mit letzer Nacht sind es erst zwei Vollmonde seit ich wieder da bin, hätten die wirklich irgendetwas bewirken können?“ Erwiderte sie nur, ohne sich umzudrehen. Sie musste sich nicht umdrehen um ihr Schulterzucken zu sehen, dass so etwas wie Papa weiß schon was er macht zu vermitteln schien. Die Stille die darauf folgte war angenehm lang, fast zu lang für das Mädchen, das die Alte sonst so mit Fragen durchbohrte. Esme seufzte und wandte sich im Aufstehen doch der Kleinen zu, die es sich mit einem Finger in der Nase auf einer breiten Wurzel bequem gemacht hatte. „Willst du irgendetwas bestimmtes?“ fragte sie schnippisch. Die Kleine schüttelte den Kopf. „Da sind Fremde in der Taverne und sie gehen nicht, bevor ihr Freund nicht kommt. Der Mann ist voll unheimlich und die Frau…“ Esme war drauf und dran sie zu unterbrechen, nicht interessiert an irgendwelchem Dorftratsch. Glücklicherweise übernahm ein Geräusch tiefer aus dem Sumpfgras diese Aufgabe, ein Schrei, gefolgt von einem Platschen und dem tiefen Stöhnen eines Widergängers. Esme folgte dem Geräusch, dicht gefolgt von dem Mädchen. Als sie einen Busch Binsengras auseinanderschob, bot sich ihr zuerst nur der Anblick eines der zahllosen Untoten, die das Moor durchstreiften, der im seichten Wasser auf etwas kniete. Im nächsten Moment erkannte sie, dass das etwas Arme und Beine und und einen schwarzen Büschel Haare auf dem Kopf besaß. Als der Mann sich an die Oberfläche kämpfte und den Widergänger ins Wasser drückte, erkannte sie außerdem, dass er nackt war. Er brüllte den Widergänger dabei an, sein Schrei eine Mischung aus diverse abschreckenden Lauten und Satzfetzen wie „Stirb doch endlich, blödes Mistding, stirb!“ während sich der Untote weiter unter seinem Griff wehrte „Glaubst du er weiß, das sie nicht ertrinken können?“ flüsterte das Mädchen. Esme musterte den Mann noch kurz und schüttelte den Kopf. Zumindest schien er einiges an Ausdauer zu besitzen, dafür dass er nicht so stark wirkte. „Geh nach Hause Mädchen, ich kümmere mich darum.“ Die Kleine warf dem Kämpfenden noch einen Blick zu der fast etwas bewundernd wirkte, dann war sie verschwunden. Die Hexe umstreifte das Gewässer, in dem die Beiden rangen, bis sie die passende Stelle gefunden hatte, der Widergänger hatte sich inzwischen irgendwie wieder auf den Mann gekämpft, welcher ihn mit Armen und Beinen von seiner Kehle fernhielt. Esme stieß vom Ufer aus einen Pfiff aus, der das Wesen ablenkte. Irgendein uralter, rationaler Teil in ihm erkannte wohl, dass eine alte Frau ein leichteres Ziel abgab und gab dem Körper, der an diesem Teil hing Befehl, sich in die entsprechende Richtung zu bewegen. Er kam nicht weit, bevor er in einer tiefen, schlammigen Stelle stecken blieb und zu versinken begann. Der nackte Mann schaute etwas verwirrt auf, dann begann er sich an einer seichteren Stelle aus dem Wasser zu kämpfen, mit Schlamm und diverse Widergängerresten bedeckt, die sich wohl beim Kampf gelöst hatten.