Das scheint eins der Schlüsselprobleme zu sein. Nein, es ist kein dunkles Mittelalter. Und auch keine Renaissance. Ich weiß tatsächlich nicht, ob für andere die Welt so zusammenpasst, wie sie für mich zusammenpasst. Ich konnte dem Kind noch keinen Namen geben
Momentan weiß ich nämlich leider keine Lösung, außer immer wieder Besonderheiten einzuflechten, die vielen Lesern dann leider komisch vorkommen
Soweit es mich betrifft sehe ich da kein Problem - Du beschreibst die Welt indem Du immer wieder Details erzaehlst, in meinem Kopf entsteht die Welt dazu.
Ich schreib' das jetzt mal ein bisschen ausfuehrlicher damit klar wird was ich meine:
In der ersten Szene sehen wir Flora die eine Uhr baut - spaeter erfahren wir dass es ihr Hobby ist. Allein dadurch - in meinem Kopf entsteht ein Bild von einer Gesellschaft mit Renaissance-Technologie, einem recht hohen Stand an Wissen und Technik. Ich vermute dass Flora in einer Stadt wohnt (auf dem Dorf kann ich mir so ein Hobby nicht vorstellen), dass sie in einer reichen Gegend wohnt (eine Gesellschaft muss sich Uhren leisten koennen) und in einem reichen Haushalt (sie kann sich ein Hobby leisten) - es ist eine Gesellschaft die nicht im Krieg oder unter einer Bedrohung ist.
Allein aus dem ersten Abschnitt kann ich all diese Dinge ziehen - erklaeren musst Du nur was dem Bild widerspricht - wenn sie jetzt zum Beispiel auf dem Dorf wohnen wuerde waehre ich ueberrascht und wuerde eine Erklaerung wollen wie sie da zu so einem Hobby gekommen ist, wenn die Stadt im Krieg waere wuerde ich wissen wollen wie sie Zeit fuer ein Hobby findet statt die Truppen zu unterstuetzen...
Das Ende deines ersten Abschnitts bestaetigt statt dessen viel von dem was ich schon im Kopf hatte - wir bekommen eine wohlhabende Handelsstadt zu sehen, einen Hafen und einen Markt an dem reiche Waren angeboten werden... Und es kommt das erste Fantasy-Element dazu - es sind ganz bunt gemischt Rassen wie 'Elben, Zwerge, Zentauren...' auf den Strassen unterwegs.
In meinem Kopf wird die Stadt mannigfaltiger, denn einen Zentauren muss man ja anders unterbringen wenn er uebernachten will als einen Menschen, es entsteht ein liebenswert-chaotischeres Bild der Strassen, und ich ergaenzt dass Toleranz offenbar selbstverstaendlich ist und Rassismus eher abwesend.
Prompt bestaetigst Du das im zweiten Abschnitt den Du postest indem Du eine gemischte Mannschaft von Zentauren und Menschen beschreibst - wieder macht das Detail die Welt reicher indem es ins Muster passt - wenn die Mannschaften alle nach Rasse getrennt waeren wuerde ich eine Erklaerung erwarten wie sie denn sonst im Alltag zurecht kommen.
Dann kommt der Muellkorb in den Flora brav ihr Papier aufraeumt, und vor meinem inneren Auge wird das liebenswerte Chaos der Stadt ein gutes Stueck sauberer - eine Stadt in der Muellkoerbe stehen und benutzt werden hat garantiert funktionierende Latrinen und ein Abwassersystem - das passt auch zum hohen Technologiestand der Uhrmacher moeglich macht - ohne dass Du es gross zu schreiben brauchst vermute ich jetzt Strassen frei von Unrat und Gestank und die Abwesenheit von Elendsvierteln (und wenn wir jetzt eines zu sehen bekommen wuerden, wuerde ich dafuer eine Erklaerung brauchen).
Im gleichen Abschnitt stellt Flora dann auch ihre EInkaeufe auf den Boden und schaut dem Zentauren zu - in meinem Kopf taucht die Idee auf dass in dieser Stadt sehr wenig Verbrechen geschehen - nicht nur haben wir bisher keine misstrauisch blickenden Waechter oder Soldaten gesehen, sondern Flora vertraut darauf dass niemand ihre Sachen nimmt waehrend sie abgelenkt ist - passt zur Abwesenheit von Elendsvierteln.
Und so weiter...
Verstehst Du worauf ich hinaus will? Das Bild der Welt das ich sehe entsteht aus den Einzelheiten - und vor allem aus dem was sie implizieren. Wenn Dein Weltenbau solide ist und das alles zusammenpasst (und die Implikationen im Wesentlichen funktionieren) musst Du nur das Ungewoehnliche erklaeren, das wo der erste Eindruck falsch geht.
Nur wenn Dein Weltenbau fluechtig ist und Deine Uhrmacherin in einem Grenzdorf sitzt das im Krieg ist, dann wuerde ich mich beim Lesen staendig fragen 'Wo hat sie das gelernt? Wie findet sie die Zeit? Wer bringt ihr das Material?' Und das muesstest Du dann im Text explizit erklaeren.
Aber so wie's ist funktioniert das - beim ganzen Lesen haben die Ideen die ich nach den ersten Saetzen hatte im Wesentlichen funktioniert, alles was Du seither geschrieben hast hat Details ausgefuellt, aber nie eine Revision erzwungen.
Natuerlich kannst Du es wie Tolkien machen und einen Abschnitt voranschicken in dem alles erklaert wird - aber so wie es bei Dir passiert finde ich es vom Konzept besser, und es ist konsistent.
Einem Leser sollten Dinge die er liest nicht komisch vorkommen so lange sie nicht dem widersprechen was er vorher schon erfahren hat - neue Informationen bauen wir ein und lernen daraus wie die Welt funktioniert. Aber wenn ein Leser schon vor der ersten Zeile meint er weiss alles und findet alles komisch was nicht in sein Muster passt - dagen schreibst Du vergebens an, da helfen auch Erklaerungen nicht - Neugier auf die Welt muss man als Leser denke ich mitbringen
Also - zumindest mein Eindruck ist - Du laesst Dich da leicht nervoes machen wenn nicht alles sofort klar ist - aber ich glaube viele Kommentare sind gar nicht so gemeint dass sie wirklich darauf abzielen dass Du eine Erklaerung in den Text schreiben musst. Hab' ein bisschen Vertrauen zu Dir - die Welt ist vielschichtig, die kann man nicht nach ein paar Seiten schon verstanden haben, und das erwartet hoffentlich niemand - aber Du schreibst schon so dass man sie sich erschliessen kann.