Beiträge von Thorsten im Thema „Das Ritual (Arbeitstitel)“

    Immer wieder breche ich es ab, weil mir zu viel daran nicht gefällt


    Aber iregendwas fasziniert Dich auch dran wenn Du es immer wieder anfaengst...

    Jetzt fürchte ich, die Geschichte hat gewonnen. Ich meine, wenn es einfach immer in verschiedenen Variationen wieder nicht klappen will, sagt mir das doch, dass schon die Grundidee nicht die Beste ist.


    Eine Grundidee die Dich dazu bringen kann das immer wieder abzustauben und neu zu beginnen kann so schlecht auch nicht sein (ohne sie jetzt zu kennen). Ist das Problem vielleicht eher dass die Idee zu gut ist und Dir die Ausfuehrung deswegen nicht gefallen will weil sie der Idee nicht gerecht wird?

    Nur so in den Raum gestellt... (geht mir aus eigener Erfahrung so - manche Themen hab' ich 20 Jahre rumgeschleppt und immer wieder aufgenommen bis ich sie endlich so verarbeitet hatte dass ich zufrieden damit war - dann war gut und ich konnte andere Themen angehen).

    ***

    Naja - schade - von dem Storyarc Geschichte haben wir nicht so wahnsinnig viel gesehen, aber vom Setting war es sehr schoen, detailreich und lebendig, und hat sich gut gelesen.

    Das Gespraech am Anfang ist richtig schoen geworden - sehr behutsam und gefuelvoll eingefangen - gefaellt mir gut.

    Im Vergleich dazu geht mir das hier

    Den Rest der Nacht verbrachte sie damit, das Kapitel über Akraves zu lesen. Es musste ein stattlicher Bau sein, den die Magier auf ihrer Insel geschaffen hatten und es schien nicht nur eine Schule zu sein, sondern eine Art Zufluchts- und Forschungsstätte. Wer Mitglied des Ordens war, durfte jederzeit herkommen und bleiben solange er wollte. Es gab Labore, einen Garten und eine ausufernde Bibliothek.
    Als Flora in den Morgenstunden über dem Buch einschlief, war sie sich im Innern bereits sicher, dass sie diesen Ort unbedingt mit eigenen Augen sehen musste.


    fast zu schnell. Da haette ich mir ein, zwei Abschnitte mehr gewuenscht wie sie mehr und mehr fasziniert wird - und eigentlich spoilert der Satz dass sie im Inneren bereits sicher ist alles was danach kommt - des Leser weiss schon dass Flora gehen wird, auch wenn sie das nicht weiss.

    (Okay, auch sonst wuerde der Leser wahrscheinlich davon ausgehen dass sie geht - wenn sie jetzt bleiben wuerde waer' das eine richtig unerwartete Wendung... aber trotzdem...)

    *geht Prolog lesen*

    Ich konnte Am Ende des Prologs nur mitfiebern, weil ich Flora schon kannte, ich glaub aber jemand der Flora nicht kennt, den spricht der Prolog nicht so an... wie ist denn die Meinung der anderen?

    Ja, ich glaube das ist ganz gut beobachtet. Der Prolog passt auf einen Leser der mit der Geschichte grade jetzt da ist wo wir sind und gibt einen etwas sinistren Touch zu den Ereignissen die wir grade gesehen haben - was mit dem Vorwissen das wir haben nicht schlecht passt.

    Fuer sich alleine genommen wirkt er aber... wie soll ich sagen... ein bisschen bemueht. Eine Verschwoerung, Raunen von einem Gegner, ein Maedchen als Ziel - das ist eine politische Intrige im Gefuege dieser Magieschule, die eine Fraktion moechte mit der anderen abrechnen - aber auch nicht mehr. Man weiss jetzt nicht so viel ueber die Magieschulen dass man da wirklich mitfiebern koennte, und es wirkt alles sehr zivil (niemand wird bestialisch getoetet, kein Daemon wird beschworen,....) - es passiert nichts eigentlich Schlimmes, aber es ist so geschrieben als ob (das ist das bemuehte). Das funktioniert im Wesentlichen weil wir als Leser Flora jetzt schon kennen und wissen dass sie grade mit einem Zentauren redet.

    Gemessen an dem was Du sonst schreibst denke ich ist da beim Prolog was besseres fuer die Geschichte drin. :)

    Okay, jetzt bin ich zugegebenermaßen verwirrt Eine sagt, sie würde mehr Emotion erwarten, der andere findets so wie es ist ganz passend

    Naja, wir haben halt nicht alle das gleiche Bild von Flora vor Augen (und wahrscheinlich auch nicht die gleichen Erwartungen an eine Geschichte - wenn @97dragonfly Game of Thrones mag, dann haben wir wohl nicht den gleichen Lesegeschmack...)

    Soweit so normal - mein Bild von Flora kommt aus dem was Du uns von ihr gezeigt hast, aber das ist natuerlich nicht so vollstaendig wie Deins - ich kann Dir nur sagen wie Flora da grade auf mich wirkt und warum, aber wie sie hier wirken sollte und was Deine idee dahinter ist weiss ich natuerlich nicht.

    Also ja, da musst Du jetzt einfach in Dich gehen und die innere Flora befragen was sie denn da tut :D

    Hm, ich fand's jetzt eigentlich ganz okay.

    Flora geht ja in die Szene mit einem Schuldgefuehl rein - sie hat den Hausarrest misachtet und sie lernt Magie obwohl sie weiss, dass sie nicht sollte. Sie hat einen Ausbruch bei dem sie die Tuer aufschmeist, aber ansonsten kennen wir sie als eher schuechterne Person. Grade weil sie auch Schuldgefuehle hat, macht es Sinn dass sie ihrem Vater hier nicht alles an den Kopf balllert - sondern eher ruhig bleibt - rede Du nicht ueber meine Verfehlungen und ich schweige ueber Deine.

    Ausserdem - sie kennt das Geheimnis ja schon. Sie weiss dass ihr Vater sie von Magie fernhaelt, und sie weiss dass sie selbst begabt ist - der grosse Schock dass da was verborgenes ist muss da ausbleiben - den haette sie bestenfalls vorher schon haben koennen. Aber ich denke irgendwie wusste sie das schon alles (also zumindest der werte Leser war jetzt hier nicht ueberrascht :D )

    Also - dieses eher ruhige, nach einem kurzen Ausbruch wieder eingefangene - das ist glaube ich schon Flora wie wir sie vorher kennengelernt haben. Vielleicht kann man ihre eigenen Schuldgefuehle da noch schaerfer rausarbeiten, aber einen grossen emotionalen Strudel wuerde ich hier nicht vermuten.

    ***

    Ehrlich gesagt frage ich mich eher warum Krenite gerade jetzt auftaucht - ist die mit Korom in Kontakt, oder ist das alles ein ziemlich schraeger Zufall dass sich jetzt alle fuer ihre Begabung interessieren?

    weil dumm für mich sehr viel mit ungebildet zu tun hat und das sind die Magier hier definitiv nicht


    Ich kenne dumme Professoren (die garantiert gebildete Menschen sind) und sehr kluge Leute ohne Schuldbildung - Bildung hat was mit Wissenserwerb zu tun, Dummheit (oder Klugheit) mit Verarbeitung von Wissen. Viel Wissen und aus Arroganz die Fakten leugnen faende ich dumm - wenig zu wissen und sich um die Fakten zu bemuehen klug. Starrsinn ist praktisch immer dumm, weil es eine Verweigerung ist, Wissen zu verarbeiten.


    Dass es im Moment so aussieht, als könnte man Magier und meinen rassistischen alt-Nazi Opa in gewisser Weise vergleichen, das würde ich gelten lassen

    Hm, ja - das ist ein guter Vergleich.


    Aber hab bitte etwas Geduld, das Problem ist eins der Kernthemen der kompletten Geschichte und es ist wichtig, dass sich das Bild nach und nach zusammensetzt.

    Ja - das ist halt das Problem am Forum - eigentlich wuerde ich mir lieber die Geschichten am Stueck durchlesen und dann einen Kommentar schreiben - so ist halt vieles unter Vorbehalt - oft (wie auch hier) wirkt ein Thema irgendwie komisch und es baut sich eine unangenehme Spannung auf - aber wenn das danach richtig aufgeloest wird, dann hat die Spannung wunderbar beigetragen.

    In Ermangelung solchen Wissens kann ich halt immer nur die Eindrucke im Moment schildern, und Du musst dann entscheiden ob Du willst dass ich in dem Moment so empfinde oder nicht (Geduld hab' ich dann schon...)

    Wo werden denn die Gilden als dumm dargestellt?


    Wir haben jetzt nicht deinen Einblick in das Geschehen, nur das was Korom da erzaehlt, und der ist ja als sowas wie der 'Weise' etabliert, das heisst ich tendiere mal dazu ihm an dieser Stelle der Geschichte zu glauben.

    Was sagt er so?

    Der Hohe Rat hat einige fragwürdige Entscheidungen getroffen und immer öfter haben seine Mitglieder im Alleingang Dinge getan, die ich lieber nicht beim Namen nennen möchte.


    Nun, die Magier der drei Länder geben leider nicht viel auf Politik. Eine Folge der Arroganz, die mit großem Wissen einhergeht. Sie fügen sich zwar mit der Zeit, tun sich aber schwer damit, Entscheidungen zu akzeptieren.

    Als wieder Frieden herrschte, wollte das keine der beiden Seiten akzeptieren und hielt die jeweils gegnerische Seite für eine vernichtende Bedrohung. Während die Soldaten nach Hause zurückkehrten, kämpften die Magier weiter, möglichst unbemerkt von offiziellen Kanälen, damit ihnen niemand das Handwerk legte.
    Vieles ist dort aus dem Ruder gelaufen und ich bin seit Jahrzehnten nicht dort gewesen.

    'fragwuerdige Entscheidungen' - 'Magier geben nichts auf Politik' - 'Arroganz' - 'tun sich schwer damit Entscheidungen zu akzeptieren' - 'keine Seite will Frieden akzeptieren' - 'aus dem Ruder gelaufen'

    Wie soll man da nicht den Eindruck bekommen, dass da altersstarrsinnige arrogante Typen am Ruder sitzen die nicht mitbekommen dass sich die Zeiten aendern und sich an alte Feindbilder klammern - wie genau stehen die in dieser Erzaehlung nicht als dumm da?

    Das einzige was sie in der Geschichte entlastet ist Flora's Frage


    „Sind die Bedenken denn gerechtfertigt?“
    Korom seufzte. „Das ist die Frage.“


    aber darauf will er sich nicht richtig festlegen, das ist jetzt kein 'Naja, bei einigen Punkten koennten sie schon recht gehabt haben'.

    „Warum?“, fragte Korom ohne jegliche Anspielung darauf, dass er nicht bereit war, sich die unwichtigen Sorgen einer jungen Frau anzuhören.


    Konjunktiv vielleicht - 'bereit gewesen waere' ? Steht ja nur als Moeglichkeit im Raum.

    Inhaltlich tun sich mir ein paar Fragen auf.

    Korom kennt sich ja anscheinend aus - warum unterfuettert er seinen Vortrag nicht mit Details was die Magier da so alles im Krieg getan haben, statt ganz allgemein von 'Kampftechniken' und 'Beeinflussung' zu reden? Wenn ich Flora ein Bild geben wollte, dann wuerde ich ihr ein paar konkrete Dinge in die Hand geben was da so passiert ist.

    Ausserdem stoert mich ein bisschen, dass die Magiergilden als die Dummen dargestellt werden die halt einfach nicht kapieren dass der Krieg vorbei ist und weitermachen. Moeglicherweise hatten sie ja ihre Gruende dafuer misstrauisch zu sein? Wenn sie einseitig abgeruestet haetten, dann waere ihr Land ja vielleicht wirklich inzwischn ueberrannt worden? Politik ist selten so eindimensional dass eine Position falsch ist und die andere richtig, und Korom ist eigentlich schlau genug um das zu wissen.

    Im Gegensatz dazu Flora - sie interessiert sich nicht fuer Politik und ihre Hintergruende, hat aber genaue Moralvorstellungen die da herrschen sollen? Wie sind die denn? Ist sie Pazifistin?

    Ich denke auch wie @aval.b.bado dass ihre Reaktion plausibler Verwirrung sein muesste wenn sie ueber solche Fragen noch nie nachgedacht hat, und dass sie da mal fuer sich sortieren muss.

    Das scheint eins der Schlüsselprobleme zu sein. Nein, es ist kein dunkles Mittelalter. Und auch keine Renaissance. Ich weiß tatsächlich nicht, ob für andere die Welt so zusammenpasst, wie sie für mich zusammenpasst. Ich konnte dem Kind noch keinen Namen geben

    Momentan weiß ich nämlich leider keine Lösung, außer immer wieder Besonderheiten einzuflechten, die vielen Lesern dann leider komisch vorkommen


    Soweit es mich betrifft sehe ich da kein Problem - Du beschreibst die Welt indem Du immer wieder Details erzaehlst, in meinem Kopf entsteht die Welt dazu.

    Ich schreib' das jetzt mal ein bisschen ausfuehrlicher damit klar wird was ich meine:

    In der ersten Szene sehen wir Flora die eine Uhr baut - spaeter erfahren wir dass es ihr Hobby ist. Allein dadurch - in meinem Kopf entsteht ein Bild von einer Gesellschaft mit Renaissance-Technologie, einem recht hohen Stand an Wissen und Technik. Ich vermute dass Flora in einer Stadt wohnt (auf dem Dorf kann ich mir so ein Hobby nicht vorstellen), dass sie in einer reichen Gegend wohnt (eine Gesellschaft muss sich Uhren leisten koennen) und in einem reichen Haushalt (sie kann sich ein Hobby leisten) - es ist eine Gesellschaft die nicht im Krieg oder unter einer Bedrohung ist.

    Allein aus dem ersten Abschnitt kann ich all diese Dinge ziehen - erklaeren musst Du nur was dem Bild widerspricht - wenn sie jetzt zum Beispiel auf dem Dorf wohnen wuerde waehre ich ueberrascht und wuerde eine Erklaerung wollen wie sie da zu so einem Hobby gekommen ist, wenn die Stadt im Krieg waere wuerde ich wissen wollen wie sie Zeit fuer ein Hobby findet statt die Truppen zu unterstuetzen...

    Das Ende deines ersten Abschnitts bestaetigt statt dessen viel von dem was ich schon im Kopf hatte - wir bekommen eine wohlhabende Handelsstadt zu sehen, einen Hafen und einen Markt an dem reiche Waren angeboten werden... Und es kommt das erste Fantasy-Element dazu - es sind ganz bunt gemischt Rassen wie 'Elben, Zwerge, Zentauren...' auf den Strassen unterwegs.

    In meinem Kopf wird die Stadt mannigfaltiger, denn einen Zentauren muss man ja anders unterbringen wenn er uebernachten will als einen Menschen, es entsteht ein liebenswert-chaotischeres Bild der Strassen, und ich ergaenzt dass Toleranz offenbar selbstverstaendlich ist und Rassismus eher abwesend.

    Prompt bestaetigst Du das im zweiten Abschnitt den Du postest indem Du eine gemischte Mannschaft von Zentauren und Menschen beschreibst - wieder macht das Detail die Welt reicher indem es ins Muster passt - wenn die Mannschaften alle nach Rasse getrennt waeren wuerde ich eine Erklaerung erwarten wie sie denn sonst im Alltag zurecht kommen.

    Dann kommt der Muellkorb in den Flora brav ihr Papier aufraeumt, und vor meinem inneren Auge wird das liebenswerte Chaos der Stadt ein gutes Stueck sauberer - eine Stadt in der Muellkoerbe stehen und benutzt werden hat garantiert funktionierende Latrinen und ein Abwassersystem - das passt auch zum hohen Technologiestand der Uhrmacher moeglich macht - ohne dass Du es gross zu schreiben brauchst vermute ich jetzt Strassen frei von Unrat und Gestank und die Abwesenheit von Elendsvierteln (und wenn wir jetzt eines zu sehen bekommen wuerden, wuerde ich dafuer eine Erklaerung brauchen).

    Im gleichen Abschnitt stellt Flora dann auch ihre EInkaeufe auf den Boden und schaut dem Zentauren zu - in meinem Kopf taucht die Idee auf dass in dieser Stadt sehr wenig Verbrechen geschehen - nicht nur haben wir bisher keine misstrauisch blickenden Waechter oder Soldaten gesehen, sondern Flora vertraut darauf dass niemand ihre Sachen nimmt waehrend sie abgelenkt ist - passt zur Abwesenheit von Elendsvierteln.

    Und so weiter...

    Verstehst Du worauf ich hinaus will? Das Bild der Welt das ich sehe entsteht aus den Einzelheiten - und vor allem aus dem was sie implizieren. Wenn Dein Weltenbau solide ist und das alles zusammenpasst (und die Implikationen im Wesentlichen funktionieren) musst Du nur das Ungewoehnliche erklaeren, das wo der erste Eindruck falsch geht.

    Nur wenn Dein Weltenbau fluechtig ist und Deine Uhrmacherin in einem Grenzdorf sitzt das im Krieg ist, dann wuerde ich mich beim Lesen staendig fragen 'Wo hat sie das gelernt? Wie findet sie die Zeit? Wer bringt ihr das Material?' Und das muesstest Du dann im Text explizit erklaeren.

    Aber so wie's ist funktioniert das - beim ganzen Lesen haben die Ideen die ich nach den ersten Saetzen hatte im Wesentlichen funktioniert, alles was Du seither geschrieben hast hat Details ausgefuellt, aber nie eine Revision erzwungen.

    Natuerlich kannst Du es wie Tolkien machen und einen Abschnitt voranschicken in dem alles erklaert wird - aber so wie es bei Dir passiert finde ich es vom Konzept besser, und es ist konsistent.

    Einem Leser sollten Dinge die er liest nicht komisch vorkommen so lange sie nicht dem widersprechen was er vorher schon erfahren hat - neue Informationen bauen wir ein und lernen daraus wie die Welt funktioniert. Aber wenn ein Leser schon vor der ersten Zeile meint er weiss alles und findet alles komisch was nicht in sein Muster passt - dagen schreibst Du vergebens an, da helfen auch Erklaerungen nicht - Neugier auf die Welt muss man als Leser denke ich mitbringen :)

    Also - zumindest mein Eindruck ist - Du laesst Dich da leicht nervoes machen wenn nicht alles sofort klar ist - aber ich glaube viele Kommentare sind gar nicht so gemeint dass sie wirklich darauf abzielen dass Du eine Erklaerung in den Text schreiben musst. Hab' ein bisschen Vertrauen zu Dir - die Welt ist vielschichtig, die kann man nicht nach ein paar Seiten schon verstanden haben, und das erwartet hoffentlich niemand - aber Du schreibst schon so dass man sie sich erschliessen kann.

    Ok, mir scheint, ich muss von Anfang an noch klarer machen, was Emilians Motive sind.


    Ich weiss nicht, das sagt er doch recht klar.

    Vielleicht ist die Konfusion eher darin dass nicht jeder die Gebraueche von Zuenften/Gilden in Deiner Welt erraten kann? Ich hatte mir das jetzt so mittelalterlich vorgestellt dass man entweder Verwandte oder Kinder von Zunftmitgliedern als Lehrlinge nimmt (und das daher eher abgeschlossen ist), aber dass sich gegen einen gefuellten Beutel immer auch was anderes arrangieren laesst (nur durch Talent kommt man halt nicht ohne weiteres rein, Vitamin B muss schon sein).

    Und mal abgesehen davon, dass sie ihren Vater anschreit, will sie ihn sachlich ausmanövrieren, weil sie seine Sichtweise absolut nicht nachvollziehen kann.

    Dass sie ihn anschreit steht da nicht - das weisst nur Du. :D Da steht dass 'ihr der Kragen platzt' - das ist normalerweise das Ende von sachlich ausmanoevrieren, nicht der Anfang.

    Das hat ihm Reichtum beschert, nun will er sich mehr Ansehen dazukaufen.«
    »Ich frage mich immer, ob das wirklich funktioniert, oder alles nur Schein ist«, sagte Flora nachdenklich.


    Die philosophische Frage ob Ansehen nur Schein ist oder nicht hat mich dann schon zum Schmunzeln gebracht - keine Ahnung ob Du das Wortspiel so beabsichtigt hast.

    Trotzdem habe ich nicht einen solchen Hass auf diese Kunst. Sie ist Teil unserer Welt, du kannst nicht so tun, als würde sie nicht existieren!


    Den Satz finde ich zu gut argumentiert fuer einen Wutausbruch (auch das 'in gewisser Weise' vorher)- von der Dramatik ist's hier allmaehlich Zeit fuer was unsachlicheres.

    Einerseits war ihr bewusst, dass ihre echten Hände konzentriert um die Tischkante griffen, andererseits waren es die gleichen Befehle, die ihr Gehirn an die inneren Hände schickte. Sie benutzte ihre Hände und doch wieder nicht.


    Mag ich - ganz toll beschrieben wie sich das anfuehlt.

    Und auch ein paar Gerueche fuer mich in der Huette - schoen.

    Jo, das ist auch das, was mich an dem Teil stört, es ist so dermaßen offensichtlich, was kommt.

    Du weisst jetzt besser wie die Geschichte insgesamt weitergeht, aber so weit finde ich funktioniert es gut.

    Ja - das alles ist ein schicksalshaftes Zusammentreffen und man ahnt was kommt, aber das sieht bisher nach dem Grund aus warum die Geschichte von diesem Tag von Flora's Leben (und nicht dem Tag vorher) erzaehlt wird - weil das eben der Tag ist wo sie zum ersten Mal mit Magie zu tun hat (kann jetzt eine falsche Idee sein, weisst Du besser...)

    Wenn wir Geschichten erzaehlen, sind ja immer Archetypen im Hintergrund, die geben uns einen Hinweis was passieren wird. Und man kann immer ein bisschen von denen weg, dann wird die Geschichte interessanter, aber zu weit weg und die Geschichte wird langweilig (hier ist der Archetyp 'Protagonist entdeckt verborgenes Talent').

    Wenn Du das jetzt gar nicht offensichtlich machen wolltest muesstest Du erst mal lang aus Flora's Alltag erzaehlen ohne dass was passiert - und das ist so der Einstieg in 'Herr der Ringe' mit 'Concerning Hobbits' wo einfach kapitelweise nichts besonderes passiert - muss vielleicht auch nicht sein.

    Ich stelle mir jetzt eine alte Flora vor die das Kapitel mit 'Der Tag der mein Leben veraenderte' erzaehlt und wie der Zufall da mitgeholfen hat, und das passt schon fuer mich gut zusammen (kommt immer drauf an wie's weiter geht...)

    Ist das ueblich, detailliertere Anmerkungen unter spoiler zu posten? Dann mach' ich das auch mal.


    (Bei so einem laengeren Werk waere es wahrscheinlich sinnvoll, einfach ein PDF mit dem Kompletttext zu machen, mit jedem Abschnitt zu aktualisieren und im ersten Post zu verlinken - ich persoenlich find's eher anstrengend lange Texte am Bildschirm zu lesen und drucke mir das lieber aus).


    Spoiler anzeigen

    Also, ich mag die 'buntesten Worte' - dass kann man imo schon mal machen dass man als Schreiber kreativ mit Sprache umgeht und Ausdruecke verwendet die's so nicht gibt - aber das passt hier, das ist eine bunte Szene - die Frau ist in bunten Tuechern, und ihre Worte sind auch bunt - warum denn nicht?

    Genüsslich löffelte sie die Soße mit dem letzten Quefa aus der Tüte, knüllte das Papier zusammen und warf es in den nächsten Müllkorb, der neben einem Stand lag, der Käse verkaufte.


    Da kommst Du irgendwie vom hundertsten ins tausendste (und ich glaube Du hast so eine kleine Tendenz dazu :) ). Also, der Sinn des Satzes ist ja, dass er eine Ueberleitung ist - sie ist fertig mit Futtern und macht jetzt den Einkauf. Aber das ist abgeschlossen in dem Moment wo das Papier im Muell landet (wir lernen dass Flora ordentlich ist selbst wenn sie keine Uhren baut und dass die Stadt seht reinlich ist). Aber was hat das mit Kaese zu tun? Sie kauft ja jetzt keinen Kaese. Ich finde so eingesetzt unterbricht das Detail den Erzaehlfluss das ist so 'ich leite jetzt ueber - nee, doch nicht, mir ist noch was eingefallen - aber jetzt wirklich'

    Das waere vom Fluss viel besser wenn sie erst den Muelleimer neben dem Kaesestand bemerkt, sich dann die Finger abschleckt, das Papier entsorgt und einkauft.

    Verstehst Du, was ich sagen will?

    Sie wollte dem Mann einen riesigen, hässlichen Klunker für seine Frau verkaufen, worauf er letzten Endes sogar einging.


    Die Stelle kommt mir auch komisch vor, ich kann's noch nicht genau sagen warum, aber es ist auch wieder so ein Erzaehlfluss-Ding. Sie will den Klunker verkaufen, und darauf geht jemand ein - auf das Wollen? Da fehlt irgendwie ein Schritt in der gedanklichen Entwicklung.

    Vielleicht versucht sie zu verkaufen und hat Erfolg oder so?


    Abwesend nahm sie die schweren Taschen von den Schultern und stellte sie zwischen ihren Beinen ab, damit sie nicht umfielen und der Inhalt über die Pflastersteine kullerte.


    Mein erster Gedanke - die klaut bestimmt jemand wenn sie abgelenkt ist... Aber es scheint eine sehr ordentliche Stadt zu sein :)

    Resigniert öffnete Flora die Augen. Was bildete sie sich eigentlich ein?


    Warum diese Reaktion, nachdem doch zumindest vorher was passiert ist was sie nicht erwartet hatte? Die Kugel vor ihren inneren Auge zu sehen ist das eine, aber die leuchtenden Faeden sollten sie doch ueberraschen.

    Also - warum fragt sie sich nicht eher was da grade eigentlich passiert ist? Was hatte sie erwartet dass sie jetzt enttaeuscht ist?

    ***

    Ich mag die vielen Details die her ausgebreitet werden und die kleinen Nebensaechlichkeiten, aber ich glaube du musst ein bisschen vorsichtig sein dass der Erzaehlfluss nicht drunter leidet - wenn grade was passieren soll, dann stoeren Details auch mal.

    Da hast du recht. Mein Problem ist, dass ich natürlich mehr sehe als der Leser und dann nie weiß, was kann er sich denken und was muss ich explizit erwähnen, damit er das gleiche Bild vor Augen hat.

    Das spuert man schon dass Du viele Details vor Augen hast :) Der Leser muss ja auch nicht das Gleiche sehen, aber ich finde es schoen mit vielen Details in den Moment reingezogen zu werden - grade am Anfang einer Geschichte.

    . Ich habe das Gefühl, dass ich dem Leser am Anfang so viel über meine Welt erklären muss und um ihn nicht zu bombardieren, versuche ich das langsam zu machen. Das führt natürlich dazu, dass es mit der eigentlichen Handlung sehr schleppend losgeht.


    Hab' Vertrauen zum Leser!

    Ich habe manchmal mit dem gleichen Problem gerungen, und dann bewusst ein paar Buecher gelesen die ich wirklich gut fand - und da erfaehrst du oft ein paar Seiten (oder gar Kapitel!) lang gar nichts ueber den Kontext sondern bist einfach nur gleich bei dem Protagonisten und begleitest ihn.

    Das einfach ein paar Kapitel offen lassen - das geht. Ohne Probleme.

    Natuerlich macht man sich beim Lesen dann Gedanken - aber das ist reizvoll so in eine Situation geworfen zu werden und erst allmaehlich zu lernen was ihr Kontext ist - besonders wenn die Szene interessant ist.

    Ich wuerde hier lieber die Szene durchhalten und nicht immer wieder fuer Kontext unterbrechen und den Rest dann spaeter nach und nach einflechten wo's wirklich passt.

    Mein Ding bei Szenen - Geraeusche. Gerueche. Markt - was sieht sie - ein paar Details. Was hoert sie? Wie riecht das da? Welche Sprachen werden gesprochen? Wie schmecken diese Quefas? Ein Markt kann so richtig reich und intensiv wirken wenn einfach ein paar Details die sie bemerkt da rausgestellt werden.