Beiträge von Cory Thain im Thema „Tal der Nächte (Arbeitstitel)“

    Danke, @Tariq. Deine Einschätzung sagt mir, dass ich nah dran bin an dem, was ich "wollte".

    Aber: Wer hat gesagt, dass sie ein Troll ist? :rolleyes:

    Hier heut zwei: Ein ganz ein kurzes und ein Cory-normales Fetzchen.

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    Er rannte. Die Luft brannte in seinen Lungen, seine Beine drohten zu versagen, doch er rannte.

    Er lief um sein Leben. Die Horde Trolle, die ihn jagte, würde ihn einholen und trotzdem lief er mit heulender Hoffnung und immer schwächer werdenden Kräften. Als ihm die Beine versagten, kroch er weiter, durch den Schlamm des Teiches, im wilden Glauben, er könnte die Trolle verwirren wie Hunde, wenn er nur ins Wasser kam...

    Sie zerrten ihn ans Ufer, triefend nass, winselnd um Erbarmen, kraftlos.

    Sie sagten nichts, sie lachten nur. Und Rena'il wußte noch immer nicht, was eigentlich die Horde von ihm wollte.

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    Trajon ging seinem Tagwerk nach, fütterte das wenige Vieh, das er noch besaß und erntete die letzten kümmerlichen Sommerkohl-Köpfe in seinem kleinen Garten. Von außen wirkte er geschäftig und in seine Arbeit vertieft.
    Doch innerlich verfolgte er die müden atemlosen Geister der Pferde, die nahe an seinem kleinen Grund vorbeigetrabt waren und nun auf das Dorf zuhielten. Noch immer konnte Trajon die Reiter nicht wahrnehmen, sooft er es auch versuchte...

    Doch plötzlich richtete Trajon sich auf. Die drei Pferde waren zum Stillstand gekommen, doch die Reiter konnten noch nicht im Dorf sein. Und dann... sah Trajon die Truppe auf sich zukommen, so direkt, dass sie wissen mussten, dass hier jemand war. Trolle können einen riechen, dachte er resigniert und sah sich trotzdem reflexhaft nach einem Versteck um. Doch er wußte: Keines würde ihn verbergen. Und so stand er aufrecht da und sah den Reitern entgegen.

    Als die Gruppe in den Sichtkreis seiner Augen kam, stutzte Trajon. Zwei Trolle und... ein Mensch? Vorsichtig tastete Trajon nach dem Geist des Menschen, konnte ihn jedoch nicht finden. Ein Magier? Bei den Trollen? Ritt er mit ihnen oder sie mit ihm?

    Einen Augenblick später bekam Trajon die Antwort auf wenigstens die letzte Frage. Der Mensch nickte den Trollen zu: „Ihr hattet recht! Ein Bastard! Gut gemacht!“

    Gut gemacht? Ein Lob für Trolle? Das abfällige Grinsen der Trolle zeigte, dass auch sie wenig Wert auf diese Worte legten. Aber statt den Menschen böse anzuraunzen oder gar körperlich anzugehen, verhielten sie sich ruhig und starrten Trajon nur gelangweilt an.

    „Du...“, sagte der Mensch herausfordend zu Trajon. Trajon nickte kurz und wartete ab. „Die Pferde! Gib ihnen Wasser und reib sie ab! Wenn wir zurückkehren, brauchen wir sie frisch und munter...!“
    Der Mann saß ab und Trajon konnte nichts ungewöhnliches an ihm erkennen. Seine Kleidung war die eines Reisenden, nicht die eines Militärs. Sie war elegant, aber einfach gehalten. Nichts deutete auf seinen Stand oder Status hin. Nur die Tatsache, dass die Trolle erst auf seinen Wink hin absaßen, hob diesen Menschen hervor.

    „Ja, Herr!“ erwiderte Trajon, weil es sonst nichts anderes zu sagen gab. Weigerte er sich, würde er hier und jetzt wahrscheinlich sterben.
    „Der hats sofort begriffen!“ keckerte einer der Trolle und bekam von dem Menschen ein ein fast schon gleichgültiges „Maul halten!“ als Antwort. U

    Und es geschah etwas, was Trajon noch nie zuvor gesehen hatte: Der angesprochene Troll zuckte zusammen!

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    „Bist Du fertig, mein Kind?“ die tiefe Männerstimme vor der Tür klang ungeduldig, sodass Milea nur noch einen kurzen Blick in den Spiegel warf. Die goldenen Haare umrahmten ein zartes Gesicht und brachten die braunen Augen zum Strahlen.

    „Ja Vater! Ich komme!“ rief Milea, öffnete die Tür ihres Zimmers und umarmte den Mann, der davor stand, lächelnd. „Guten Morgen, Papa!“ flüsterte sie in sein Ohr, wissend, dass er diese Anrede in der Öffentlichkeit nicht mochte.
    „Hast Du gut geschlafen, mein Herz?“ erkundigte sich der Mann ebenso leise. Milea lächelte ehrlich: „Hervorragend! Wie immer!“
    Dann löste sie sich von ihm, wartete darauf, dass er ihr den Arm bot und hakte sich ein: „Wir können dann!“
    Gemeinsam gingen die zwei Menschen den Korridor hinunter zur Treppe, die in den Thronsaal führte...

    Du darfst ruhig "liken", @Tariq, ich möchte nur gern nicht nur das Like ohne Worte dazu. Verstehst Du? ^^

    Ich fürchte, ich werde die vorgegebene Wortzahl des Nano-Dings nicht erreichen. Aber ich möcht einfach sehen, wieviel ich tatsächlich schaffen könnte!

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    Müde betrachtete Milea ihr Spiegelbild. Sie war es unendlich leid, jeden Abend diesselbe unschöne Wandlung durchmachen zu müssen. Doch sie musste die Zauber über Nacht ablegen, damit sich ihre magische Energie erneuern konnte. Nichts war gefährlicher, als wenn sie mitten am Tag, vielleicht sogar in einer Audienz, im wahrsten Sinne des Wortes, ihr Gesicht verlor.

    Leise einen Auflösungszauber murmelnd, kämmte sie ihr langes, welliges, rotblondes Haar. Und wie so oft hatte sie den Eindruck, das falsche Gold würde noch einen Augenblick flimmernd um sie herumschwirren, ehe es endgültig verlosch. Das schwarzen borstelige Kurzhaar, das nun sichtbar wurde, bot dem Kamm erheblichen Widerstand, so daß Milea, wie jeden Abend, den Rest mit gespreizten Fingern auskämmen musste.

    Der nächste Zauber galt ihrer Haut, das zarte elfenbein wich einem dunklen Bronze-Ton, auch die Formen des Gesichtes änderten sich leicht. Das sanft gerundete Kinn wurde kantiger, die Wangenknochen ausgeprägter und die Nase etwas kürzer. Milea blickte in den Spiegel und wünschte sich sehnlichst, hier, an diesem Augenblick fertig zu sein mit ihrer Verwandlung. Das Bild, das sie sah, zeigte nicht ihre tägliche menschliche Schönheit, sondern die aparte Herbheit eines Bastard-Gesichtes. Doch damit hätte Milea gut leben können.

    Womit sie jeden Abend haderte, wofür sie sich regelrecht verabscheute, waren ihre Augen. Es war egal, in welcher Reihenfolge Milea die Zauber löste, doch sie zögerte immer bis zur letzten Sekunde heraus, den Schleier, der über ihren Augen lag, aufzulösen.
    Voller Widerwillen sprach Milea den erforderlichen Satz, schleuderte ihn ihrem Spiegelbild entgegen und das helle Braune Iris mit der schwarzen runde Pupille wandelte sich zu einer schwarzen Iris mit einem gefährlich glitzernden gelben Spalt... Trollaugen blickten Milea an und sie hasste dieses Bild.

    Milea schloß die Augen und ging blind durch den Raum. Jeden Abend tat sie das, sie bewegte sich mit großer Sicherheit um die Möbel herum. Was immer auch geschah: Sie wollte ihr Zimmer nicht mit den Trollaugen betrachten müssen, denn die veränderte Form änderte auch ihre Wahrnehmung. Einmal, als ganz kleines Mädchen, hatte sie das getan und die Schatten der Möbel und Vorhänge waren ihr wie lebendige bösartige Kreaturen erschienen, die sie verfolgten. Das Schlimme war, das ihr diese Spuk-Gestalten keine Angst einjagten, sondernden Eindruck erweckten, Befehle von ihr zu erwarten...

    Nie! Niemals würde sich Milea dieser Kreaturen bedienen, allein der Gedanke war ihr zuwider. Mit geschlossenen Augen konnte sie wenigstens diesem Teil ihres Erbes widerstehen.

    Milea kletterte in ihr Bett, löste den letzten Zauber, der das Zimmer des nächtens schutzlos machte, und ergab sich dem Schlaf. Wenigstens die Träume, die sie haben würde, waren die Träume eines Menschen oder eines Bastards. In diese Tiefen hinein war das Trollerbe glücklicherweise nicht gedrungen.

    Hallo, liebe Mitleserer und Mitlesererinnenen... oder so ähnlich.

    Ich will mal versuchen, nur so für mich, am NaNoWriMo teilzunehmen. Das bedeutet: Text runterschreiben, bis das Hirn verpulvert ist. Für heute ist der Punkt schon erreicht (das macht mich unruhig. :huh: )

    Ihr dürft gerne Eure Kommentare dazu abgeben, aber es wird, nach den Regeln des Wettbewerbs keine Korrekturen geben während der Schreibphase. Ich geh mit der großen Schlichtfeile drüber, wenns dann dezembert. Und dann beachte ich auch Eure Einwürfe und Hinweise, das versprech ich Euch! Nur, damit Ihr wißt, warum ich jetzt grad eben nicht... nicht wahr. ^^

    Der Titel ist... äh ... aus den Fingern gesogen, weil ich das Teil nicht NanoText nennen wollte. Ich weiß nicht, ob es je ein "Tal der Nächte" geben wird. Aber klingen tut das schon mal gut... oder so.

    :D Ab jetzt wird getippst. Im Spoilertitel gibts immer die aktuelle Gesamtsumme.

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    Die Hitze lag wie Blei über den Feldern. Seit Wochen schon gab es keinen Regen mehr und das Getreide war bereits strohig, bevor es Korn angesetzt hatte. Das würde eine schlechte Ernte dieses Jahr! Hunger hat schon manches Dorf ausgelöscht.

    Trajon ging nachdenklich den Feldrain entlang. Kaum einer der Halme auf Vaters Feld trug eine fette Ähre, wie es sie die anderen Jahre gegeben hatte. Es war auch schon fast ein Glücksfall zu nennen, dass das wenige, was wuchs, nicht noch verbrannte. Am Horizont konnte man die Rauchschwaden der Hitzefeuer sehen, dort, wo das Dorf lag. Vielleicht brannte ein Feld, oder vielleicht brannte das Dorf. Auch Feuer hatte schon so manches Dorf ausgelöscht.

    Die kleine Hütte, in der Trajon seit Vaters Tod allein wohnte, lag weit außerhalb. Man hatte Trajons Eltern damals nicht erlaubt, näher am Dorf zu bauen. Sie, als Bastarde der Wälder ängstigten die menschlichen Bewohner des Dorfes. Nichtsdestotrotz nahm man ihre Hilfe durchaus in Anspruch, wenn eines der Pferde lahmte oder einer Kuh das Kalb quer lag. Dass die Bastarde einen tiefe Verbindung zu allem tierischen Leben hatten, war willkommen, solange die Bastarde nur weit genug weg wohnten...

    Aufmerksam blickte Trajon zu den Rauchschwaden hinüber. Der Wind wehte günstig, trieb die Flammen von ihm weg, doch das Land war trocken und es war nicht auszuschließen, dass die Feuer trotzdem in seine Richtung triben. Die Pflanzen waren purer Zunder, trocken und tot...

    Trajon bückte sich und hob zärtlich die kleine getigerte Katze auf den Arm. Das Tier hatte sich, im Spiel die Jagd übend, herangeschlichen, Trajon hatte es nicht gehört. Doch er hatte es gespürt, gesehen mit den „Augen der Seele“, wie es sein Vater immer genannt hatte. Und jetzt, da seine Aufmerksamkeit nicht mehr dem Feuer im fernen Dorf galt, spürte er noch etwas anderes. Reiter, die sich näherten. Sie waren wohl noch einige Trabstunden weit weg, aber die Tiere, die Trajon spürte, waren müde und ausgelaugt. Sie wollten rasten, doch ein fremder Wille trieb sie voran.

    Trajon versuchte, jenen fremden Willen zu erspüren. Menschen, als Nachfahren von Tieren, lagen ebenfalls in seinem „Sichtkreis“, doch diesen Willen, diese Kraft, die hier zu Pferde heranritt, konnte Trajon nicht fassen und spüren. Entweder waren es Magier, die ihren Geist verschlossen, oder aber, sehr viel wahrscheinlicher: Trollinger, Leute eines Volkes, das von den Steingeistern abstammte. Trollinger waren Äußerlich kaum von den Menschen zu unterscheiden, bis man ihnen in die Augen sah: Dort, wo Menschen (und Waldbastarde) große runde schwarze Pupillen hatten, zogen sich hellgrüne Schlitze durch die meist schwarzen Augen der Wesen. Diese Augen ließen die Trollinger genauso bösartig aussehen, wie sie waren. Sie verfolgten ihre Ziele mit äußerster Brutalität und ihre Hinterhältigkeit war schon sprichwörtlich. Traue keinem Troll!

    Trajon nahm den Geist der Pferde, die da getrieben herankamen in seinen Fokus und „beobachtete“ weiter mit den Augen der Seele den Weg der Reitertruppe.

    Sie würden wohl vorbeireiten, Trajons Hütte lag abseits vom Wege zum Dorf und wer nicht wußte, dass hier Bastarde wohnten, würde keinen Abstecher in das Gestrüpp am Wegesrand unternehmen. Andererseits schienen Trollinger Menschen und Bastarde schon von weitem riechen zu können. Wenn sie auf der Suche nach jemandem waren, half kein noch so gutes Versteck. Die Trolle fanden jeden, den sie haben wollten. Die Frage war nur: WEN wollten sie diesmal haben?