Danke, @Tariq. Deine Einschätzung sagt mir, dass ich nah dran bin an dem, was ich "wollte".
Aber: Wer hat gesagt, dass sie ein Troll ist?
Hier heut zwei: Ein ganz ein kurzes und ein Cory-normales Fetzchen.
1088
Er rannte. Die Luft brannte in seinen Lungen, seine Beine drohten zu versagen, doch er rannte.
Er lief um sein Leben. Die Horde Trolle, die ihn jagte, würde ihn einholen und trotzdem lief er mit heulender Hoffnung und immer schwächer werdenden Kräften. Als ihm die Beine versagten, kroch er weiter, durch den Schlamm des Teiches, im wilden Glauben, er könnte die Trolle verwirren wie Hunde, wenn er nur ins Wasser kam...
Sie zerrten ihn ans Ufer, triefend nass, winselnd um Erbarmen, kraftlos.
Sie sagten nichts, sie lachten nur. Und Rena'il wußte noch immer nicht, was eigentlich die Horde von ihm wollte.
1491
Trajon ging seinem Tagwerk nach, fütterte das wenige Vieh, das er noch besaß und erntete die letzten kümmerlichen Sommerkohl-Köpfe in seinem kleinen Garten. Von außen wirkte er geschäftig und in seine Arbeit vertieft.
Doch innerlich verfolgte er die müden atemlosen Geister der Pferde, die nahe an seinem kleinen Grund vorbeigetrabt waren und nun auf das Dorf zuhielten. Noch immer konnte Trajon die Reiter nicht wahrnehmen, sooft er es auch versuchte...
Doch plötzlich richtete Trajon sich auf. Die drei Pferde waren zum Stillstand gekommen, doch die Reiter konnten noch nicht im Dorf sein. Und dann... sah Trajon die Truppe auf sich zukommen, so direkt, dass sie wissen mussten, dass hier jemand war. Trolle können einen riechen, dachte er resigniert und sah sich trotzdem reflexhaft nach einem Versteck um. Doch er wußte: Keines würde ihn verbergen. Und so stand er aufrecht da und sah den Reitern entgegen.
Als die Gruppe in den Sichtkreis seiner Augen kam, stutzte Trajon. Zwei Trolle und... ein Mensch? Vorsichtig tastete Trajon nach dem Geist des Menschen, konnte ihn jedoch nicht finden. Ein Magier? Bei den Trollen? Ritt er mit ihnen oder sie mit ihm?
Einen Augenblick später bekam Trajon die Antwort auf wenigstens die letzte Frage. Der Mensch nickte den Trollen zu: „Ihr hattet recht! Ein Bastard! Gut gemacht!“
Gut gemacht? Ein Lob für Trolle? Das abfällige Grinsen der Trolle zeigte, dass auch sie wenig Wert auf diese Worte legten. Aber statt den Menschen böse anzuraunzen oder gar körperlich anzugehen, verhielten sie sich ruhig und starrten Trajon nur gelangweilt an.
„Du...“, sagte der Mensch herausfordend zu Trajon. Trajon nickte kurz und wartete ab. „Die Pferde! Gib ihnen Wasser und reib sie ab! Wenn wir zurückkehren, brauchen wir sie frisch und munter...!“
Der Mann saß ab und Trajon konnte nichts ungewöhnliches an ihm erkennen. Seine Kleidung war die eines Reisenden, nicht die eines Militärs. Sie war elegant, aber einfach gehalten. Nichts deutete auf seinen Stand oder Status hin. Nur die Tatsache, dass die Trolle erst auf seinen Wink hin absaßen, hob diesen Menschen hervor.
„Ja, Herr!“ erwiderte Trajon, weil es sonst nichts anderes zu sagen gab. Weigerte er sich, würde er hier und jetzt wahrscheinlich sterben.
„Der hats sofort begriffen!“ keckerte einer der Trolle und bekam von dem Menschen ein ein fast schon gleichgültiges „Maul halten!“ als Antwort. U
Und es geschah etwas, was Trajon noch nie zuvor gesehen hatte: Der angesprochene Troll zuckte zusammen!
1625
„Bist Du fertig, mein Kind?“ die tiefe Männerstimme vor der Tür klang ungeduldig, sodass Milea nur noch einen kurzen Blick in den Spiegel warf. Die goldenen Haare umrahmten ein zartes Gesicht und brachten die braunen Augen zum Strahlen.
„Ja Vater! Ich komme!“ rief Milea, öffnete die Tür ihres Zimmers und umarmte den Mann, der davor stand, lächelnd. „Guten Morgen, Papa!“ flüsterte sie in sein Ohr, wissend, dass er diese Anrede in der Öffentlichkeit nicht mochte.
„Hast Du gut geschlafen, mein Herz?“ erkundigte sich der Mann ebenso leise. Milea lächelte ehrlich: „Hervorragend! Wie immer!“
Dann löste sie sich von ihm, wartete darauf, dass er ihr den Arm bot und hakte sich ein: „Wir können dann!“
Gemeinsam gingen die zwei Menschen den Korridor hinunter zur Treppe, die in den Thronsaal führte...