Beiträge von Rebirz im Thema „USER DER MONATE Januar/Februar 2019 - Ergebnis“

    Die bereits genannten Punkte für die Nominierung von @Thorsten bleiben gleich, aber dann ergänze ich dass halt für die Regel noch darum, dass seine tollen Feedbacks zum neuen Anpacken animieren und sowas kann man zumindest meiner Meinung nach gerade im neuen Jahr und bei den kalten Temperaturen, die alles und jeden verlangsamen gut gebrauchen. :)

    Und Danke @Katharina für die Nominierung und die damit verbundenen netten Worte :)

    Ich würde dann gerne @Thorsten ins Rennen schicken.

    Er liest hier bei etlichen Geschichten mit, gibt super ausführliches Feedback und stellt interessante Fragen, die zumindest mich als Autor meine Texte noch mal besonders kritisch hinterfragen lassen bzw. mich überhaupt dazu bringen, noch mal den Rotstift anzusetzen.

    Außerdem ist er auch mal kritisch bzw. macht keinen Hehl daraus, wenn ihm etwas nicht gefällt, begründet dies aber ebenfalls sehr ausführlich und logisch. Etwas, dass zur Verbesserung der Geschichte sehr positiv beiträgt.

    Auch sehe ich ihn in etlichen anderen Bereichen neben den vielen Geschichten hier im Forum aktiv.

    Als Beispiel habe ich hier einen Posts aus meiner eigenen Geschichte genommen. Der ist zwar schon vom letzten Jahr, aber als Beispiel dafür, wie ausführlich er Feedback gibt, sollte das schon passen. :)

    Relevanter Post:

    Spoiler anzeigen


    ich bin inzwischen auch hier angekommen. Ich muss am Ende leider sagen - die Geschichte funktioniert fuer mich ueber weite Strecken nicht


    Leider - weil ich den Einstieg in unserer Welt absolut gelungen fand - wie Marc mit dem Fleck in seinem Auge hadert, das ist so scharf beobachtet und gut eingefangen dass ich mich gefragt habe ob Du das aus eigener Erfahrung kennst, als Auftakt zu einer Fantasy-Geschichte finde ich es neu, erfrischend, raetselhaft... Und ich sage das, obwohl ich eigentlich mein Problem mit Fantasy-Geschichten habe die in unserer Welt anfange, ich finde das geht ganz oft schief - ist also eigentlich nicht meins, und trotzdem fuehlte ich mich super abgeholt. Das ganze Innenleben der Figur kommt gut rueber - ja, und irgendwann auf der Autobahn beim Unfall verlierst Du mich dann aber leider.


    Ich versuche jetzt trotzdem mal meine Eindrucke und Reflektionen halbwegs strukturiert zusammenzufassen - vielleicht bin ich einfach nicht der richtige Leser (ich bin glaube ich eher schwierig als Leser...) - vielleicht kannst Du das eine oder andere nuetzliche rausziehen,


    ***


    Das schwierigste fuer mich ist - ich komm' nicht an Deine Charaktere ran. Marc gehe ich am Anfang super mit - aber er geht ueber den Unfallort wo grade ein Mensch gestorben ist und alles wird so... kuehl erzaehlt. Er bleibt eigentlich die meiste Zeit der Geschichte bis jetzt so, wie er am Anfang ist - ein bisschen respektlos, manchmal einen frechen Spruch auf den Lippen,... Nachdem er grade ein Blutbad in der Lagerhalle angerichtet hat, geht er nach Terra um dort als erstes mit den Halbgoettern die er trifft zu lachen.


    Ich wuerde erwarten - das macht alles was mit einem. Zu sehen wie ein Mensch auf der Autobahn stirbt. Zu realisieren dass man ein Halbgott ist. Andere Menschen zu toeten, in einen Blutrausch zu verfallen. Sein ganzes Weltbild erschuettert zu sehen.


    Es kommen immer wieder Szenen wo er einen Satz ueber seine innere Kaelte reflektiert - aber das wirkt auf mich eher so als waere dem Autor aufgefallen dass da was sein sollte, aber es wurde dann doch nicht ausgearbeitet.


    Yu finde ich am Anfang Marc sehr, sehr aehnlich - ich kann kaum sagen wer spricht, sie haben beide das gleiche respektlose Gehabe drauf, immer einen Spruch auf den Lippen - das wird in der zweiten Haelfte anders, da ist Marc dann tatsaechlich ruhiger.


    Auch hier komm' ich an das Innenleben nicht ran - er reagiert auch auf alles praktisch gleich. Leute umbringen - kein Problem. Ein Grossbildschirm in seiner Unterkunft - und er rastet vor Begeisterung aus. Warum eigentlich - wenn es die Errungenschaft seines Erwachsenwerdens ist, sich von unverdientem Luxus losgesagt zu haben - warum ist es dann total cool in Terra unverdienten Luxus zu bekommen?


    Elisabeth lernen wir als 'damsel in distress' kennen die von Marc gerettet wird. In ihren ersten eigenen Abschnitt ist sie in Marc schon verliebt, danach wird sie zur nuechternen Erzaehlerin (durch sie wird die Welt eingefuehrt) - von Yu darf sie sich alle moeglichen Unhoeflichkeiten anhoeren, dann geraet sie schnell wieder in eine schwierige Situation, wird gefangengenommen und... von Marc gerettet. Das Ganze hinterlaesst bei mir den Eindruck von einer blassen Figur die im Wesentlichen dadurch definiert ist, dass sie aus Schwierigkeiten rausgehauen wird.


    Louis ist, als er eingefuehrt wird, schon zu sehr in Action verstrickt als dass man viel von seinem eigentlichen Innenleben sieht - da muesste man die Figur mal in Ruhe einfuehren.


    ***


    Ein anderes Ding ist der Umgang der Halbgoetter miteinander. In Terra wird anscheinend bei Meinungsverschiedenheiten sofort rumgeschrien, die Waffe gezogen, die Faust geballt, mal so richtig auf den Tisch gehauen. Marc macht da (warum eigentlich?) gerne mit und haelt einem Verbuendeten mal eben die Klinge an die Kehle. Francesca hat so wenig Lust auf Warterei dass sie den Palast eines befreundeten Herrschers kaputt schlaegt. Tolles Beispiel fuer die Untergebenen...


    Der ganze Umgang wirkt irgendwie wie ein Schulhof von Halbstarken - inspirierende Fuehrung muessen sie sich von Marc zeigen lassen (woher kann der das eigentlich?), Disziplin, sowas wie dem Offizier nicht widersprechen oder nicht einfach die eigene Meinung rausballern ist auch bei der Truppe nicht so verbreitet,...


    Halbgoetter haette ich mir, ehrlich gesagt, anders vorgestellt. Als Agamemnon Achill vor versammelter Mannschaft demuetigt, haut der Halbgott Achill seinem Anfuehrer nicht in die Fresse (koennte er ohne weiteres...) - sondern geht und weigert sich, weiter zu kaempfen.


    Sekhmet setzt dem ganzen so ein bisschen die Krone auf - eine ein paar Jahrtausende alte aegyptische Goettin redet also auch wie eine Halbstarke und macht Katzenwitze - passt fuer mich gar nicht.


    ***


    Die Dramaturgie scheint anzunehmen dass Du Dir Deiner Leser sicher sein kannst und dass nicht jemand nach 100 Seiten sagt 'Okay, ich hab's versucht, aber geht einfach nicht...'


    (Die meisten professionellen Rewiewer, Literaturagenten, Verleger etc. werden Dir wesentlich weniger als 100 Seiten geben um zu zeigen was Du kannst...)


    Marc wird in eine fremde Welt geworfen, sieht zum ersten Mal ein Schwert, zeigt sich gleich als der faehige Kaempfer - 'instant hero' - Begruendung kommt ne ganze Weile spaeter. Haette man auch anders einfuehren koennen - dass er etwa schon immer schnell war, seine Aufmerksamkeit ueberall hatte (was in der Schule Probleme gemacht hatte)... und dass er jetzt ploetzlich im Kampf realisiert warum er vorher so war.


    Elisabeth stellt sich vielleicht irgendwann spaeter als faehige Kriegerin raus - aber bisher ist sie primaer 'damsel in distress' und Marc's instant-Freundin.


    Marc stellt vielleicht irgendwann fest, dass es Situationen gibt die ihm selbst in Nachtgestalt ueber den Kopf wachsen - aber bisher metzelt er sich noch durch alles durch was kommt.


    Yu kommt vielleicht irgendwann in der Geschichte an den Punkt wo ihm kein Spruch mehr einfaellt...


    Du kannst mit solchen Versatzstuecken spielen, Klischees andeuten und spaeter brechen - aber in Maßen. Ich mag auch als Leser in der Geschichte spueren dass da nicht nur 'instant hero' und 'damsel in distress' runtergeleiert werden - und ich mag das spueren waehrend ich die Geschichte lese, nicht erst am Ende in der Aufloesung.


    ***


    Der Elephant im Raum ist... 'Percy Jackson' ('The Lightning Thief', etc....)


    Der Parallelen sind recht viele:


    * eine Welt in der Goetter und Halbgoetter real sind
    * fuer normale Menschen sind sie unsichtbar, ihre Taten erscheinen als Naturkatastrophe
    * ein Protagonist der selbst fuer Halbgoetter noch 'besonders' ist -- und Risiko oder Chance sein kann
    * ein Setting in dem Halbgoetter ihre militaerischen Faehigkeiten trainieren
    * Situationen in denen Halbgoetter Horden von Monstern zurueckschlagen
    * Urgoetter als Antagonisten


    Dramaturgisch werden Percy und Annabeth aber wesentlich besser eingefuehrt - gleich beim ersten Treffen z.B. zeigt Annabeth Percy wo der Hammer haengt, und damit ist es nicht wild wenn sie spaeter auch mal 'damsel in distress' spielen kann.


    ***


    Mit der Kindheit von Yu und Marc hadere ich periodisch. Als Millionaerskinder kann ich sie mir vorstellen - als Miliardaerskinder eher nicht. Milliardaere gibt es wenige - deren Kinder koennen nicht einfach in einer Kleinstadt verschwinden. Da ist ein echtes Risiko von Kidnapping und Loesegeldforderung an die Eltern zum Beispiel. Da ist auch so viel Geld in der Familie, da wachsen die Kinder mit der Nanny auf - die auf Geschaeftsreise mitzunehmen waere seltsam. Solche Leute haben auch garantiert keinen Kontoauszug zu Hause - wenn die wissen wollen wie viel Geld da ist, dann kommt der Inhaber der Bank zu denen nach Hause und erstattet Bericht.


    Dieser ganze Hintergrung wird irgendwie immer erzaehlt, aber er hat (bisher) mit der Geschichte nichts zu tun - da ist keine Erklaerung warum die beiden so sind wie sie sind - irgendwie sind sie halt trotz alledem ganz anders (und viel interessanter) geworden.


    ***


    Wie viele Halbgoetter kaempfen da eigentlich?


    Es wird erzaehlt dass Terra 500 Einwohner beherbergt, aber davon sind nur 40 % in der Armee - macht 200 Krieger. auf 5 Batallione aufgeteilt macht das 40 Mann pro Einheit.


    Wir erleben den Tod von einem guten Dutzend oder mehr von Elisabeth's Truppe - also ein gutes Viertel einer Einheit stirbt waherend wir zusehen (und es wird angedeutet dass mehr Verluste passieren waehrend wir nicht zusehen).


    Und da wollen alle moeglichen in die Barracke und auch kaempfen?


    Und irgendwie sind 'hunderte' am Ende eingeschlossen und muessen befreit werden - geht fuer mich in der Vorstellung einfach nicht zusammen.


    ***


    Als Marc Elisabeth in der Huette findet, kommt auf einmal fuer mich wieder eine verdammt starke Szene. Es geht einem Protagonisten (endlich) mal was nahe, ich kann als Leser mitgehen.


    Und in der naechsten Szene wird schon wieder alles ungeschehen gemacht. Elisabeth lebt, und sie wird auch mit beiden Augen in die Zukunft gehen... Werden die Truppen Marc den Wutausbruch mit dem Succubus (im Deutschen 'der Succubus', Sprachen sind nicht logisch...) auch verzeihen?


    So eine Wiedererweckung ist fuer mich ein Mittel, das ein Autor nur sehr, sehr sparsam verwenden sollte - sonst wirken Bedrohungen nicht mehr.


    Das ist ja das Hauptproblem an Superhelden und Goettergeschichten - was ist denn noch spannend, wenn der Held unverwundbar ist/ unsterblich ist/...? Bei Superman braucht es Kryptonit dass die Geschichten halbwegs wirken - aber Batman, der ja eigentlich ein normaler Mensch ist, funktioniert fuer viele als Superheld so viel besser.


    Also - was ist es das Marc aufhalten kann wenn er sich einfach in Nebel verwandeln kann und eine Gruppe von Angreifern einfach abschlachten kann?


    ***


    Ich denke was mich an der Geschichte interessiert haette ist - was macht das mit Menschen wenn sie entdecken dass sie Halbgoetter sind? Wie verwaendert sich ihr Denken? Wenn sie die Chance haben unsterblich zu werden - empfinden sie ihr Leben als mehr kostbar oder nicht? Wenn sie die Chance haben andere durch Gewalt zu etwas zu bewegen - tun sie es oder nicht? Was macht das Wissen um das Goettliche mit ihnen?


    Wenn Halbgoetter unsterblich werden - was macht das mit ihnen?


    Ich finde die Loesung dass sie alle wie Halbstarke auf die Pauke hauen und sich in einer Video-Spiel Aesthetik durch Horden von Monstern hauen persoenlich unbefriedigend


    Und dass Du auch Szenen schreibst, die auf mich richtig stark wirken, wie die Psychologie dahinter gut und stimmig ist... das macht's dann noch schwerer an das andere anzuknuepfen.


    Sorry.


    Da steckt viel Muehe in Deiner Geschichte, und ich bin froh dass Du so viele Leser hast die da richtig mitgehen koennen - fuer micht kommt das im Kopf nicht zusammen, auch wenn ich's versucht habe. Wie gesagt - vielleicht bin ich einfach nicht der richtige Leser, vielleicht kannst Du trotzdem was aus dem ziehen was ich schreibe.