Beiträge von Asni im Thema „Matt Ruff - Lovecraft Country“

    Ich wollte mal noch zu Matt Ruffs Buch "Lovecraft Country" eine kleine Rezension schreiben.

    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Der Stil ist gut lesbar, nicht zu leicht, nicht zu schwer, aber man merkt schon, dass die Erzählungen eine Homage an H.P. Lovecraft sind. Der Aufbau der Geschichte(n) ist etwas speziell, deswegen gehe ich darauf mal kurz ein: Man kann das Buch durchaus als Sammlung von voneinander unabhängigen Erzählungen begreifen. In jedem Kapitel / Geschichte spielt ein anderer Charakter die Hauptrolle, aber viele der anderen Charaktere kommen dennoch vor. Alle Hauptcharaktere gehören einer farbigen Familie an, die Ende der 1950er Jahren mit dem Rassismus in Amerika zu kämpfen hat. Mir hat dieser historische Hintergrund sehr gut gefallen, weil er einerseits sehr eindrücklich beschrieben ist, aber andererseits ohne moralischen Zeigefinger dargestellt wird. Vor diesem Hintergrund werden alle Charaktere durch geheime, okkulte Logen in fantastische, teilweise angenehm schaurige Abenteuer hineingezogen. Das erinnert auch wieder sehr an die Geschichten von H.P. Lovecraft. Besonders ist vielleicht, dass Matt Ruff die fantastischen Vorlagen der Pulp Magazine und Fantasy bzw. Science Fiction Romane explizit erwähnt. Jedes Abenteuer ist mit den anderen durch die Beziehungen der Charakter untereinander und verschiedene weitere Gemeinsamkeiten (wie Das Buch der Namen) verbunden. Auch Klassiker wie das Necronomicon werden immer wieder mal erwähnt.
    Im Laufe des Romans spitzt sich immer mehr ein Gegenspieler aller Charaktere heraus. Dieser ist natürlich ein Okkultist - bzw. wie es im Buch heißt Naturphilosoph, manchmal auch Hexenmeister - mit ein paar dezenten übernatürlichen Fähigkeiten. Mir gefällt hier besonders gut, dass er sich zwar als Gegner der "Helden" entpuppt, aber ihnen eigentlich auch ein bisschen wohlgesonnen ist. Nun ja, zumindest pflegt er sie, wie man auch ein Werkzeug pflegt, solange man es gebrauchen kann :hmm:
    Das letzte Kapitel vereint dann nochmal alle Charaktere in einem finalen Abenteuer. Mir ist dabei aufgefallen, dass ich irgendwie alle Charaktere mag und eigentlich gerne noch mehr von ihnen lesen möchte. Mir persönlich gefällt auch sehr gut, dass alles relativ bodenständig ist und auf mich nichts übertrieben gewirkt hat.

    Wie sieht es hier im Forum aus? Hat das jemand zufällig schon gelesen? Falls ja, wie hat es euch gefallen?