Beiträge von Stadtnymphe im Thema „Der erste Satz“

    Da ich heute Nacht witzigerweise von meinem Deutsch-Leistungskurs geträumt habe, indem wir auch erste Sätze besprochen haben (im Deutsch-LK, nicht im Traum), möchte ich diesen Thread wieder mal aufrollen.


    Kein „Erster-Satz-Thread“ kommt eigentlich ohne diesen hier aus! (Habe ich mal so beschlossen. ^^)


    Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.

    • Ein Beweis dafür, dass man keinen prägnanten „Wir sind in der Szene, zack“-Einstieg braucht, sondern durchaus auch philosophisch-allgemein anfangen kann. Wir erfahren hier nichts über die Szene, das Setting, die Zeit, die Personen. Es bleibt so allgemein, dass der Leser vielmehr zum Nachdenken angeregt wird.
    • Über diesen Satz gibt es sogar einen eigenen Wikipedia-Artikel. Soll heißen: Wir haben es hier nicht nur mit Weltliteratur zu tun, sondern auch mit einer sehr ausgeklügelten Taktik, ein Buch zu beginnen. Das Prinzip dahinter lautet so: Bei glücklichen Familien kommen viele erfüllte Faktoren (Reichtum, Harmonie, Religion, Beziehungen, blabla) zusammen, aber nur einer dieser Faktoren braucht wegzufallen, dann wird daraus eine unglückliche – und dadurch individuelle – Familie.
    • Und wenn man das als Leser durchstiegen hat, ist natürlich klar, welche Vorstellungen sofort aufgeworfen werden:
      • Offensichtlich geht es in besagter Handlung um Familien.
      • Diese Familien sind offensichtlich glücklich und unglücklich; die Vermutung kommt auf, dass es sich wohl eher um eine dieser individuelleren unglücklichen Familien handelt.
      • Und dann fragt man sich: Warum wird diese Familie unglücklich?

    Und schon sind wir mittendrin in…

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    Leo Tolstoi: Anna Karenina

    (Das Prinzip dieses ersten Satzes heißt "Anna-Karenina-Prinzip": Wikipedia )

    Der zweite Satz, den wir damals besprachen, war


    Ilsebill salzte nach.

    • Unser Deutschlehrer hatte diesen Satz ausgewählt, weil er wohl mal den Wettbewerb „Der schönste erste Satz“ gewann. Ob zu recht oder unrecht, ist sicher Geschmackssache. Ich finde, der Satz ist sprachlich ganz nett, er lässt sich gut vorlesen, die vielen Ls erzeugen eine schöne Klanggestalt.
    • Davon abgesehen, ist der Satz herrlich kurz. Er reicht gerade so aus, um in der klassischen Schulgrammatik überhaupt erst als Satz prädestiniert zu werden. Da er so kurz ist, enthält er offenbar nur die prägnanteste, wichtigste Information: Die Person heißt Ilsebill, und sie salzt etwas nach, das offenbar nicht salzig genug ist; wir sind vielleicht beim Essen. Mehr erfährt man nicht.
    • Es ist meiner Meinung nach jetzt nicht der spannendste Einstieg aller Zeiten. Ja, man mag sich fragen, wer Ilsebill ist (es sei denn, man kennt den Namen schon aus der deutschen Märchenlandschaft), und vielleicht noch, was sie isst und ob das allein geschieht oder nicht. Mehr frage ich mich da aber nicht. Ich habe das Buch auch nie gelesen, liegt aber nicht nur am ersten Satz.
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    Günter Grass: Der Butt

    das es im Grunde egal ist was der Autor damit sagen will. Es ist wichtig wie der Verbraucher den Satz liest.

    Du bist hier etwas auf der Spur, das sich "Rezeptionsästhetik" oder - "Der Leser beendet das Werk" nennt. Genau das ist es, warum "Was will der Autor uns damit sagen?" sinnlos ist. Denn wir können das fast bis ins Unendliche interpretieren und werden nie eine Antwort bekommen*. Natürlich macht es Sinn, gewisse Konventionen (Autor ist christlich - benutzt weiße Taube - könnte Frieden bedeuten) zu beachten. Besonders, wenn solche Metaphern und Symbole oft gebraucht werden. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass es nur in besonderen Fällen hilft, die Frage "Was will der Autor uns denn sagen?" zu stellen. UNS will der Autor erst mal gar nichts sagen, er kennt uns ja nichts persönlich. Er will vielleicht etwas ausdrücken... aber es liegt am Leser, das für sich festzustellen... denn der Leser gehört ja auch zum Prozess dazu. Er zieht sich das aus dem Text heraus, was er versteht, was er deuten kann, weil es ihm selbst ähnlich passiert etc. Das kann der Autor aber nicht vorher steuern. Er weiß ja nicht, wer seinen Text wann und wie lesen wird.


    *In seltenen Fällen soll das schon vorgekommen sein, als Schüler die Autoren ihrer Pflichtlektüre gefragt haben, was sie sich bei bestimmten Passagen denn eigentlich dachten, und die haben auf Facebook dann nur geantwortet: "Eigentlich hab mir da nix tieferes gedacht, sorry"...

    Ja, Asni , du hast recht, für bestimmte Epochen (blaue Blume - Romantik), stimmt das definitiv!

    Ich möchte noch ergänzen, dass diese Frage "Was möchte uns der Autor damit sagen?" ganz besonders im Schulkontext nicht gestellt werden soll, wenn man nach unseren Dozenten geht. Die sagen das alle. Es evoziert bei den Schülern nämlich auch ein falsches Bild vom Erzähler, der mit dem Autor gleichgesetzt wird. Als ich an die Uni kam, dauerte es auch sehr lange, dieses Fehlkonzept Autor = Erzähler abzustreifen und zu begreifen, dass der Erzähler eine vom Autor geschaffene, weitere Instanz ist, die mit dem Autor nicht gleichzusetzen ist. Bei manchen Werken, wenn z.B. ein männlicher Autor aus Sicht einer Frau schreibt, mag das recht eindeutig zu erkennen sein, aber in der Schule hatten wir zuvor eher aus personal/auktorialer Er/Sie-Sicht geschriebene Bücher analysiert und auch Stanzls (überholtes) Modell der Erzählperspektiven trug da nicht sonderlich erbauend bei.

    Kritisch wird es immer bei Fragen wie "was will uns der Autor damit sagen?", wie sie in der Schule häufig gestellt werden. Bei bestimmten Autoren kann man da vielleicht eine begründete Vermutung anstellen, weil man weiß wie sie die Welt betrachtet und über sie geschrieben haben, aber Cory kann man da dann vielleicht keine geniale Absicht unterstellen, wenn sie bestimmte Stilmittel nur benutzt hat, weil's gerade gut klang :D Aber auch das macht nichts, denn auch in die Texte großer Autoren wurden schon Dinge hineininterpretiert, die von selbigen Autoren persönlich vehement abgestritten wurden. Genützt hat es ihnen nichts, denn die Textanalyse hat das eben so ergeben.

    Aus diesem Grund wird uns im Germanistikstudium eingepredigt, dass man diese Frage nicht stellen soll, weil sie sinnlos ist. Mein Prof erklärte das lang und breit an einem Beispiel, dass einer seiner Studenten eine Hausarbeit über ein Werk von irgendeinem Expressionisten geschrieben und dann anhand einer Textanalyse (Stilmittel etc.) interpretiert hat, es könne sich ja eigentlich nur um die Kritik an Massentierhaltung handeln. Dabei ist er so verkopft auf die Frage "Was könnte der Autor gemeint haben?" eingegangen, dass er nicht gecheckt hat, dass es zu der Zeit überhaupt noch keine Massentierhaltung gab.

    Und in dem Punkt hat Cory Thain schon recht. Als Leser oder Interpret, als derjenige, der den Text rezipiert, sollte man sich nicht fragen "Was hat sich der Autor dabei gedacht?" Im besten, häufigsten Fall ist der Autor längst tot und denkt gar nichts mehr, und man kann den Satz "Die Gardinen waren blau" bis in "Einsamkeit, Selbstisolation, Abschottung" und sonst-was interpretieren - der Autor dachte möglicherweise einfach nur: "Die Gardinen waren blau".

    Also bietet es sich mehr an, bei der Form zu bleiben und formal zu interpretieren - auf der Text/Zeichenebene. Und da kann eine ordentliche Textanalyse schon helfen, ja.

    Ich mag auch mal was beisteuern. Weil ich nämlich dachte - hey, deine Lieblingsbücher fangen doch alle mit tollen Sätzen an. Naja, manchmal hab ich da weit gefehlt.

    Vielleicht errät der Eine oder Andere ein paar Bücher - ich pack sie in die Spoiler.

    Zweihundert Schemel wurden gerückt.

    -klar, einfach, schlicht - und trotzdem interessant: Was für Schemel? Rücken die alle gleichzeitig? Wo findet das statt?

    - ein schlicht konstruierter Satz lädt manchmal mehr zum Weiterlesen ein als eine ellenlange Verschachtelung unnötiger Wörter.

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    Erich Kästner: Das fliegende Klassenzimmer (Kapitel 1)

    Es geht dann weiter mit:

    Zweihundert Gymnasiasten standen lärmend auf und drängten zum Portal des Speisesaals. Das Mittagessen im Kirchberger Internat war zu Ende.


    Das Erste, woran sich der Junge Garion erinnerte, war die Küche auf Faldors Farm.

    -eines meiner Lieblingsbücher, von dem ich ehrlich dachte, dass es toller anfängt...

    -ist aber nicht unbedingt ein schlechter Anfang (Ich habe mal den Prolog ignoriert), denn es verursacht doch Fragen: warum erinnert Garion sich zuerst an die Küche? Was ist an der so besonders? Und weil die Angabe "das Erste" eine Finte ist, fragt man sich, woran er sich denn noch erinnert...

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    David Eddings: Belgariad-Saga 1: Kind der Prophezeiung oder moderner: Die Gefährten (Kapitel 1)

    In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.

    - einfach, klar, ein bisschen lustig ("In einem Loch im Boden"...) und die komplett literarisch Weggetretenen mögen sich fragen, was ein Hobbit ist. Na gut, Kinder und Uneingeweihte auch. Und dann will man wissen, wie der Hobbit lebt, was er so macht etc.

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    Spoiler ist überflüssig, wer das nicht weiß, ist in diesem Forum falsch... ^^

    Paulette Lestafier war nicht so verrückt, wie die Leute behaupteten.

    - Auch wieder ein herrlich schlichter Satz, fast ein bisschen herausfordernd-provokant. Denn wer kennt es nicht? "Ich singe nicht so schlecht, wie die Leute behaupten!" - "Ich bin besser in Mathe, als mein Lehrer denkt!" Und nun will man natürlich wissen, inwiefern die gute Paulette denn vielleicht verrückt ist. Das Verrücktsein anderer Leute - das ist doch spannend.

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    Anna Gavalda: Zusammen ist man weniger allein

    Es geht dann weiter mit:

    Natürlich wusste sie, wann welcher Tag war, sie hatte ja sonst nichts zu tun, als die Tage zu zählen, auf sie zu warten und wieder zu vergessen.

    (auch das ist sehr schön geschrieben...)

    Joost hatte zwei Probleme: den Mond und seinen Schnauzer.

    - ein denkbar schlichter Einstieg mit einer komischen Pointe, die Fragen aufwirft

    - Denn: welche Probleme hat man schon mit dem Mond? Und mit seinem Bart? Warum sind diese Probleme so wichtig, dass sie an den Anfang eines gesamten Buchs gestellt werden? (Ironie dahinter: Diese Probleme tauchen tatsächlich nie wieder auf.)

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    Leigh Bardugo: Das Lied der Krähen

    Es war Herbst in der Stadt des Mondes, als Victor zum ersten Mal von Prosper und Bo hörte.

    - poetischer Einstieg "in der Stadt des Mondes", und man wird gleich ins kalte Wasser geworfen. Wer sind Victor, Prosper und Bo? Was hört er über sie? Warum im Herbst? Um diese Namen "Prosper und Bo" wird sofort ein Geheimnis aufgemacht.

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    Cornelia Funke: Herr der Diebe

    Es geht dann weiter mit:

    Die Sonne spiegelte sich in den Kanälen und überzog die alten Mauern mit Gold, aber der Wind blies eisig vom Meer herüber, als wollte er die Menschen daran erinnern, dass der Winter kam.

    Ihr wisst noch nichts von mir, wenn ihr nicht ein Buch gelesen habt, das sich "Tom Sawyers Abenteuer" nennt, aber das macht nichts.

    -Also gut, das Buch ist Weltliteratur aus dem Grund, weil es so herrlich unverblümt direkt aus dem entsprechenden Milieu heraus geschrieben wurde, und deswegen springt dieser Stil einen einfach an. Er ist ehrlich, direkt, originell. Und es macht gerade deswegen, weil der Erzähler einräumt, dass es nicht schlimm ist, wenn man ihn noch nicht kennt, neugierig. Die direkte Leseransprache hilft hier auch ungemein.

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    Mark Twain: Huckleberry Finns Abenteuer

    Es geht dann weiter mit:

    Das Buch hat Mr. Mark Twain geschrieben, und im großen und ganzen hat er dadrin die Wahrheit gesagt. Es gibt zwar Dinge, wo er ´n bisschen geflunkert hat, aber er hat im großen und ganzen die Wahrheit gesagt. Das ist nicht schlimm.

    Jenseits des indischen Weilers, an einem einsamen Gestade, stieß ich auf eine Spur frischer Fußabdrücke.

    - Hier werden wieder Fragen heraufbeschworen. Wo bitte ist der Protagonist? Noch wichtiger: Wo führen die Fußabdrücke hin?

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    David Mitchell: Der Wolkenatlas

    Es geht dann weiter mit:

    Über fauligen Riementang, Reerescocosnüsse u. Bambus führten sie mich zu ihrem Verursacher, einem Weißen mit flott gestutztem Barte u. übergroßem Biberhut, welcher, Hosenbeine u. Ärmel seiner Seemannsjacke aufgekrempelt, mit einem Teelöffel so andächtig den groben Sand durchschaufelte u. siebte, dass er mich erst bemerkte, als ich ihn aus etwa zehn Schritt Entfernung anrief. Auf diese Weise machte ich Bekanntschaft mit Dr. Henry Goose, Chirurg der Londoner feinen Gesellschaft.

    Der Dämon explodierte in einem Regen aus blutigem Sekret und Eingeweiden.

    - sehr, ähm, unkonventioneller Einstieg, sehr anschaulich und dadurch irgendwie lustig. Oder eklig, je nachdem. Fragen werden auch gestellt: Was für ein Dämon? Warum explodiert er, was ist die Ursache dahinter? In welcher Szene sind wir überhaupt?

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    Cassandra Clare: Clockwork Angel (Prolog)

    Mrs Rachel Lyndes Haus stand dort, wo die von Erlen und Fuchsien gesäumte Hauptstraße von Avonlea durch eine kleine Senke führte.

    - eines meiner Lieblingsbücher als Kind, dessen Einstieg ich auch aufregender in Erinnerung hatte. Denn so gibt der erste Satz nun nicht wirklich viel her, außer dass gleich blumig-malerisch eine Szene entsteht, eine naturgelegene Straße. Und man fragt sich, wer Mrs Rachel Lynde ist, aber das war's auch schon.

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    Lucy Maud Montgomery: Anne aus Green Gables

    Als Herr Bilbo Beutling von Beutelsend ankündigte, dass er demnächst zur Feier seines einundelfzigsten Geburtstages ein besonders prächtiges Fest geben wolle, war des Geredes und der Aufregung in Hobbingen kein Ende.

    -Hier will man selbstverständlich sofort wissen, warum es denn Gerede und Aufregung gibt. Und was bitte schön die Zahl "einundelfzig" soll - man versteht, es ist Humor, es ist ein gewisser Stil, und das lädt doch auch zum Lesen ein. Genau wie die schöne Alliteration zuvor.

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    Okay okay. Ich erwähne den Meister. J.R.R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Die Gefährten.

    Der Zirkus kommt überraschend.

    -Wieder wird man ins kalte Wasser geworfen. Ein kurzer, knackiger Satz, der weniger klärt, als dass er Fragen aufwirft. Von noch mehr Bedeutung sind aber die darauf folgenden Sätze, die ich in den Spoiler gepackt habe... weil sie nämlich richtig schön eine geheimnisvolle Atmosphäre schaffen, die zum Lesen motiviert.

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    Erin Morgenstern: Der Nachtzirkus

    Es geht dann weiter mit:

    Es gibt keine Ankündigung, keine Reklametafeln oder Plakate an Litfaßsäulen, keine Artikel und Zeitungsanzeigen. Plötzlich ist er da, wie aus dem Nichts.

    In Little Hangleton nannten sie es immer noch das "Riddle-Haus", obwohl die Familie Riddle schon seit vielen Jahren nicht mehr dort wohnte.

    -Ah, das Pronomenspiel. Kommt in den besten Büchern vor und bewirkt hier Fragestellerei: Wer nennt das Haus so? Und warum? Das Haus wird sofort mit etwas Besonderem, Bedeutungsvollen, Verwahrlosten assoziiert, und natürlich will man wissen, wer war diese Familie, warum wohnt sie nicht mehr dort. Hilfreich ist dabei, dass der Satz noch nicht zu viel hergibt und nicht zu lang ist.

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    Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Feuerkelch

    Am Abend traf sich Jorel mit dem Mädchen.

    - Kurz und wenig ergiebig - gerade deswegen fragt man sich: Wer ist Jorel? Warum trifft er sich mit "dem" Mädchen? Was ist das für ein Treffen?

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    Jenny Mai Nuyen: Nocturna. Die Nacht der gestohlenen Schatten.

    Er sah Bücher.

    -Ich liebe diesen (zweiten) Einstieg. Einfach, weil der Satz nichts erklärt und trotzdem sieht man sofort Bilder vor dem inneren Auge.

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    Auch Nocturna, zweiter Prolog

    Apolonia Magdalena Spiegelgold hatte eine exzellente Handschrift, wenn sie wollte.

    -Dieser (dritte) Einstieg macht eigentlich nur mit den folgenden Sätzen richtig viel Sinn, denn dann entfaltet der Anfang eine Art versteckte Komik, entwickelt sofort ein Charakterbild. Davon abgesehen ist der erste Satz auch ein richtiges Kleinod, denn man fragt sich: Schreibt die Person etwa gerade? Was schreibt sie?

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    Auch Nocturna - endlich Kapitel eins, das dann weitergeht mit:

    Die Feder führte sie so elegant wie ein Fechter seinen Degen. Was Apolonia trotz der schönen Schrift jedoch gänzlich fehlte, war Geduld, und nach kaum fünf Zeilen verwandelten sich ihre fein geschwungenen Lettern in ein hastiges Gekrakel.

    Ich halte also fest:

    - Erste Sätze sollten Fragen stellen und möglichst nicht beantworten

    - Erste Sätze sollten, um die Lesemotivation zu steigern, nicht zu verschachtelt sein. Ich persönlich liebe knappe, aussagekräftige Sätze.

    - Erste Sätze sollten eine Atmosphäre formen, den Leser ins kalte Wasser werfen, neugierig machen.

    Natürlich alles nur aus meiner Sichtweise.