Beiträge von Cory Thain im Thema „Der erste Satz“

    Was mich dabei umtreibt:

    Wenn ich (Cory) einen Text fabriziere, ohne jegliche Kenntnis von Germanistik und deren Raffinessen... könnte ein Germanistiker da trotzdem "typische Stilmittel" rauslesen... ich hab ja ga keine reingeschrieben. Ich habe mich 'nen Fuchs drum geschert, ob da im ersten Satz (back to topic) all die Dinger drin sind, die ein Wissenschaftler für "wichtig" hält.

    Kann man die Texte einer Cory (das bin ich) nach den gleichen Kriterien aufdröseln wie die Texte eines Kant, eines Tolkien oder eines Konsalik? Ja, gut, können kann man sicher, aber ist es fair, jemanden nach wissenschaftlichen Kriterien auseinander zu nehmen, der einfach nur aus Spaß am Vergnügen schreibt?

    Ich bin immer wieder fasziniert, wie sehr "der Deutsche" (tm) Dinge verkopfen kann. Ist das in anderen Sprach-Gebieten auch so? Gibt es "espaniolisten" oder "italianoisten"? Auch wenn diese Worte jetzt albern klingen (nun, immerhin sind sie von mir!), ist meine Frage ernst gemeint. Machen die andren Völker auch so ein Gewese um ihre Sprache? Ich meine damit, Regeln und Fachbegriffe zu entwerfen, um Dinge zu deuteln und erklären, die eigentlich nur "gut klingen" sollen?


    "Gut klingen" ist natürlich eine ziemlich schwierige Sache. Was dem einen Ohre wohl klinget, bringt den anderen Leser an den Rand eines Würgeanfalls (Leser würgt Autor).

    Mir ist egal, ob da ein Thema, ein Tremor oder ein Plusquamperfekt im ersten Satz steht. Es muss für mich(!) zu meiner Geschichte passen, zu meinem Stil und grammatikalisch und ortodingslich einigermaßen korrekt sein...

    Werden Texte besser, wenn man sie durch die Germanistik-Mühle treibt?

    ^^

    "Es war Nacht im Haulewald..."

    Ich denke, ein "erster Satz" ist genau dann gut, wenn er mich unvermittelt in die Geschichte zieht. (Deshalb würde ich zum Beispiel den "Steppenwolf" wahrscheinlich nicht lesen...)


    Wenn ich eine Tür öffne und urplötzlich in einer anderen Welt stehe, habe ich die Entscheidung: Schließe ich die Tür wieder oder trete ich hindurch. Diese Entscheidung trifft jeder von uns nach anderen Kriterien. Deshalb gibt es auch für die Welt hinter dem Türblatt kein richtig oder falsch. Es gibt nur: Intressant für A oder Unintressant für A. Wobei A die Variable ist, die uns selber, den Leser bezeichnet.


    Der erste Satz muss sitzen. Er sollte neugierig machen auf die Geschichte.

    Ja, er muss sitzen. Allerdings ist so ein erster Satz soetwas wie ein Kleidungsstück. Das Röckchen, das bei Berta Sonnenschein einfach nur entzückend aussieht, wird an Britta Böhnchen nur lieblos herumschlackern und Babett Schokola wird vielleicht gar nicht hineinpassen.
    Und da wir als Schneider dieses Röckchens nicht wissen, wer dieser drei Mädels (oder welche andre Lady noch so) sich dem Rocke zugeneigt fühlen wird (und vor allem, da wir keine der Ladys persönlich kennen, auch nicht wissen, wen wir uns davon als Träger inniger wünschen sollten)...
    ... da wir das also nicht wissen, müssen wir das Röckchen so schneidern, dass wir es mit gutem Gewissen in den Laden hängen können.
    ... da wir nicht wissen, was der Leser von uns erwartet, können wir nur schreiben, was wir als Leser von einem Buche erwarten würden.

    :rolleyes: Und da ist er wieder, der unvermeidliche Spruch: Der Mensch an und für sich ist unterschiedlich. Du erreichst nie alle...


    Deshalb gibt es kein Gut oder Schlecht. Es gibt immer nur ein Anders für ne andre Zielgruppe.