"Es war Nacht im Haulewald..."
Ich denke, ein "erster Satz" ist genau dann gut, wenn er mich unvermittelt in die Geschichte zieht. (Deshalb würde ich zum Beispiel den "Steppenwolf" wahrscheinlich nicht lesen...)
Wenn ich eine Tür öffne und urplötzlich in einer anderen Welt stehe, habe ich die Entscheidung: Schließe ich die Tür wieder oder trete ich hindurch. Diese Entscheidung trifft jeder von uns nach anderen Kriterien. Deshalb gibt es auch für die Welt hinter dem Türblatt kein richtig oder falsch. Es gibt nur: Intressant für A oder Unintressant für A. Wobei A die Variable ist, die uns selber, den Leser bezeichnet.
Der erste Satz muss sitzen. Er sollte neugierig machen auf die Geschichte.
Ja, er muss sitzen. Allerdings ist so ein erster Satz soetwas wie ein Kleidungsstück. Das Röckchen, das bei Berta Sonnenschein einfach nur entzückend aussieht, wird an Britta Böhnchen nur lieblos herumschlackern und Babett Schokola wird vielleicht gar nicht hineinpassen.
Und da wir als Schneider dieses Röckchens nicht wissen, wer dieser drei Mädels (oder welche andre Lady noch so) sich dem Rocke zugeneigt fühlen wird (und vor allem, da wir keine der Ladys persönlich kennen, auch nicht wissen, wen wir uns davon als Träger inniger wünschen sollten)...
... da wir das also nicht wissen, müssen wir das Röckchen so schneidern, dass wir es mit gutem Gewissen in den Laden hängen können.
... da wir nicht wissen, was der Leser von uns erwartet, können wir nur schreiben, was wir als Leser von einem Buche erwarten würden.
Und da ist er wieder, der unvermeidliche Spruch: Der Mensch an und für sich ist unterschiedlich. Du erreichst nie alle...
Deshalb gibt es kein Gut oder Schlecht. Es gibt immer nur ein Anders für ne andre Zielgruppe.