Beiträge von Sensenbach im Thema „Der erste Satz“

    Jeder der ersten Saetze schlaegt einen Pflock ein aus dem die Szene in meinem Kopf kommen muss. Ob der lakonisch ist oder lang, ob er viele Adjektive hat oder nicht, ob schon was passiert oder nicht - das spielt sicher eine Rolle.

    Allerdings denke ich, dass Verleger und Lektoren der erste Satz oder die ersten Sätze wichtig ist/sind

    Die ersten Sätze, wie viele auch immer das nun sein mögen, können durchaus als eine Art "Büchsenöffner" fungieren.

    Ich denke, ein gelungener erster Satz kann, wie Thorsten sagt, den Ton für das Buch setzen. Geübte Leser und erst recht Lektoren können, wie Werluchs andeutet, aus den ersten Sätzen einer Geschichte schon ganz gut darauf schließen, um was für ein Buch es sich handelt. Der erste Satz ist sicherlich keine Garantie für eine gute Geschichte und ein nichts-sagender erster Satz kann möglicherweise auch vor einem Meisterwerk stehen.
    Wenn man als Autor eine Geschichte mit 500 oder mehr Seiten schreibt, dann sind da viele Sätze verarbeitet. Trotzdem.
    Der erste Satz ist für mich schon etwas besonderes, denn er nimmt den ersten Kontakt mit dem Leser auf. Er kann ihm leise zuflüstern oder anschreien. Ihn bei der Hand nehmen oder mit sich zerren…

    Der erste Satz

    Vom ersten Satz hängt alles ab oder zumindest von den ersten Sätzen. Wird der Leser das Buch interessant finden und es mit nach Hause nehmen?
    Der erste Satz muss sitzen. Er sollte neugierig machen auf die Geschichte. Fragen aufwerfen, die danach drängen beantwortet zu werden, oder einen Konflikt andeuten. Manchmal führt er bereit sein Stück-weit in die Welt ein oder stellt den Protagonisten vor.

    Ich habe mal ohne große Auswahl in mein Bücherregal gegriffen und mir erste Sätze angeschaut. Der Hintergrund ist natürlich, dass ich meine ersten Sätze optimieren möchte.
    Was haltet ihr von ersten Sätzen? Ist euch ein erster Satz in Erinnerung geblieben? Habt ihr auch gelungene oder weniger gelungene Beispiele für erste Sätze?

    Von ihrem Tod erfuhr ich durch einen Freund am Telefon.
    Wilde Schafsjagd
    Haruki Murakami
    : Grandioser Einstieg. Man hat gleich mehrere Fragen
    Wer ist da gestorben? Stand der Erzähler der Toten nahe? Warum erfährt er es von einem Freund.

    Es friert, außerordentliche 18 Grad Celsius, und es schneit. In der Sprache, die nicht mehr meine ist, heißt der Schnee qanik …
    Fräulein Smilas Gespür für Schnee
    Peter Hoeg
    : Hier ist der erste Satz allein eher unscheinbar. Aber dann wird es gut.
    Warum ist das nicht mehr ihre Sprache. Was ist das für eine Sprache?

    John Franklin war schon zehn Jahre alt und immer noch so langsam, dass er keinen Ball fangen konnte.
    Die Entdeckung der Langsamkeit
    Sten Nadolny
    : Der Prota wir direkt mit einer Eigenschaft eingeführt.
    Man fragt sich: Was wird aus dem langsamen Jungen? Dies ist das Thema des Buches!

    Maxim öffnete spaltbreit die Luke, lehnte sich hinaus und blickte zaghaft nach oben. Der Himmel hing hier tief und erschien sonderbar fest…
    Die bewohnte Insel
    Strugatzki
    : Unspektakulärer Anfang
    Immerhin, man fragt sich, an welchem seltsamen Ort er wohl ist. Da er zaghaft blickt, und die Luke nur einen spaltbreit öffnet, scheint der Prota verunsichert. Warum ist er das?

    In der letzten Woche vor ihrem Abflug nach Arrakis, als die allgemeine Aufregung nicht nur zu einem Höhepunkt, sondern beinahe zu einer Unerträglichkeit geworden war, empfing die Mutter des Knaben Paul den Besuch einer Greisin.
    Der Wüstenplanet
    Frank Herbert
    : Gefällt mir richtig gut!
    Was ist Arrakis? Warum sind alle Aufgeregt? Was für ein Aufbruch, eine Reise? Wer ist die Greisin? Was will sie? Wer ist Paul?

    Ich wohne in der Villa Borghese. Hier ist nirgendwo eine Spur von Schmutz; kein Stuhl, der nicht an seinem Platz steht. Wir sind hier ganz allein und wie Tote.
    Wendekreis des Krebses
    Henry Miller
    : Der erste Satz sagt nicht viel, aber dann.
    Ein einsamer trostloser Ort und sie sind wie Tote. Das macht schon mal gute Laune!

    Als erstes ist da der Geruch von Blut und Kaffee.
    Tschick
    Wolfgang Herrndorf
    : Muss ich dazu etwas sagen?
    Da will man natürlich weiterlesen!

    Nennt mich Ismael!
    Wer kennt das Buch zu diesem Satz?