Beiträge von wiesenleger im Thema „Die Nächte von Markhaven [Arbeitstitel]“

    Wow, das war schnelles Feedback. Danke ich werde es nochmal überarbeiten. Schon irre wieviel durch rutscht, obwohl man das noch 3 mal gelesen hat und nach Wiederholungen usw nachschaut. Aber man darf sich anscheinend auch nicht auf die Korrektur von MS Word verlassen :)

    Ich denke in der Sache mit Lormack werde ich noch etwas nachbessern. In meinem Kopf war es klar, dass es mit den wenigen Hinweisen der BOss sein müsste.. Aber andererseits warum sollte ich überhaupt so ein Geheimnis drum machen.

    Nochmals danke, das motiviert weiter zu machen. :)

    Hallo,

    anbei ein kleiner Teil von dem was ich geschrieben habe. Das ist das erste mal, seitdem ich irgendwie 15 bin, dass ich mich wieder ans Schreiben gemacht habe (ich bin jetzt ein wenig 30+). Bin also noch recht unsicher was viele Aspekte anging. Hab das auch über ne Woche gammeln lassen, wollte noch etwas ERfahrung sammeln, in dem ich ein paar Geschichten hier lese (aber leider noch kein Feedback geben können, weil ich da noch nicht so richtig eine Meinung mir bilden konnte oder dachte, dass ich wirklich was Kluges beitragen könnte). Ich bin also konstruktiver Kritik sehr offen gegenüber. Der Arbeitstitel ist wirklich so gemeint.. ich hab den mir jetzt gerade ausgedacht, damit ich überhaupt ein Threadtitel habe (und die GEschichte geht nicht mal Nachts los.. Die grobe Storyline mit Abschluss habe ich schon etwa im Kopf, aber jetzt fehlt noch ein bisschen Schreibarbeit, die ich leider aufgrund von Arbeit nicht angehen konnte... also los geht es:

    Teil 1

    Die Mittagssonne brannte von einem klaren Himmel hinab. Kamu spürte einen Schweißtropfen seine Stirn herunterkrabbeln, wie ein hartnäckiger kleiner Käfer. Seine weite Leinenstoffhose, die sonst eher immer zu groß war, klebte etwas an seinen dürren Beinen. Schwarzer Staub von den schweren Kohlekörben bedeckte seine gebräunte Haut und formte mit seinem Schweiß eine klebrige Schicht.

    „Komm, Junge. Wenn wir heute wieder so spät fertig werden, kann ich mich auf ein Donnerwetter von Gristel gefasst machen.“,

    hörte er hinter sich. Die helle, fistelige Stimme von Domick klang eher belustigt als besorgt und dennoch war es sicherlich nicht ganz unwahr, was der alte Calheanner von sich gab. Der Mann mittleren Alters war gedrungen und hatte üppige Rundungen – ein Resultat von Gristels deftiger Küche. Dennoch wuchtete er fast im doppelten Tempo ihr geladenes Gut über die Reling und sein rhythmisches Schnaufen klang so, als würde sein Körper diese Anstrengung gewöhnt sein. Im späten Frühling wurde der aridische Ozean oft von wilden Stürmen heimgesucht, die fast die gesamte Schifffahrt zum Erliegen brachten. Die Sturmzeit wich dann meist ein heißer Sommer, die Händlern aus allen Ecken der Welt erlaubten wieder in See zu stechen. Oft waren es die Segel der Koruthunischen Handelsflotten, die sich aus dem Horizont erhoben, um mit ihren Erträgen aus ihren Minen und Schmieden zu handeln. Für den gierigen Lormack war ein außerordentlich heißer Tag kein Grund, warum nicht alle Aufträge erledigt werden konnten. So kam es schon oft vor, dass Kamu und sein Partner nicht vor Sonnenuntergangen auf den Kanälen unterwegs waren und neues Brennmaterial in das Schmiedeviertel brachten.

    „Ich denke Gristel hätte es besser wissen müssen, als sie eine Kanalratte geheiratet hat.“,

    erwiderte der junge Mann gepresst und hievte angestrengt einen weiteren gefüllten Behälter hinauf. Unter dem lauten Geräuschpegel emsiger Handwerker und den lauten Rufen von anderen Träger ging die leise und weiche Stimme unter und Kamu war eigentlich froh, dass Domick ihn wahrscheinlich nicht gehört hatte. Bald hatten sie die restlichen Kohlekörbe abgefertigt und machten sich wieder auf den Weg zum Hafenmarkt. Zum Glück war dies der angenehme Teil seiner Arbeit, denn der Kahn war nun leer und um einiges leichter. Als ein Kind der Flussmenschen von Macun war Kamu das Reisen auf Wasserwegen gewohnt und steuerte sie sicher mit dem Stakholz durch den breiten Kanal. Bekannte Gesichter der anderen Kanalratten kamen ihnen entgegen, riefen ihnen freundliche Grußworte entgegen oder winkten nur, während sie ihre eigene Fracht zu den Zielorten brachten. Auf den engen Uferwegen drängte sich eine Menschenreihe und schlurfte ihn mit schwermütigen Schritten entlang. Es waren Sklaven. Menschen, die aus allen Winkeln und Orten der drei Kontinente herstammten, aber dennoch eins teilten: sie hatten ihre Freiheit und eigenen Willen verloren, als ihr Dorf überfallen wurde, sie ihre Schulden nicht begleichen konnten oder das Schicksal ihnen üble Streiche spielte. Die Meisten waren nur mit spärlichen und zerrissenen Lumpen bekleidet und eine lange Kette verbanden ihre Knöchel, sodass keiner auch nur auf die Idee einer Flucht kommen konnte. Jeder von ihnen trug einen Ring um den Hals, um sie zu jeder Zeit erkennbar zu machen, sollte einer von ihnen die Flucht wagen. Die ausdruckslosen Gesichter spiegelten gebrochene Menschen wieder, die ihrem Schicksal bereits ergeben waren und ihren Meistern keinen Ärger machen würden. Diese trieben ihre menschliche Ware vor sich hin mit gelegentlichen Peitschenschlägen und wüsten Beschimpfungen. Zumindest konnten die armen Seelen laufen und brauchten keinen Lastkahn, sodass man als Kahnfahrer meist nicht mit den Sklaven in Kontakt geriet. Beschämt wandte der Flussjunge sein Blick ab. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ihm ein ähnliches Schicksal ereilen können.
    Er vermisste sein altes Dorf, mit den am Ufer gebauten Häusern, die auf erhöhten Konstruktionen aus Holz standen. Er vermisste die Bootsfahrten durch den dichten Wald zu den Obstbäumen und das Fischen mit seinen gezähmten Kormoranen. Doch die Vögel waren nun fort. Genauso wie seine Freund und Verwandten aus dem Dorf und er konnte kaum mehr als nur hoffen, dass sie noch lebten.

    In dem trüben Kanalwasser der ersten freien Stadt wollte er nicht fischen. Das Wasser roch nicht nach Natur, sondern nach Menschen. Falls es überhaupt Lebendiges in diesen Gewässern gab, dann ernährte es sich wahrscheinlich von dem Unrat, was die Bewohner in den Kanal schütteten. Er vertrieb seine Gedanken an die Vergangenheit mit einem kurzen Kopfschütteln, als würden sie so aus seinen Ohren herausfallen und in der Brühe des Kanals versinken, und trieb den Kahn an den armen Seelen vorbei.
    Er hatte nun die vordersten Reihen eingeholt und warf einen verstohlenen Blick in die Menschenmenge. Ein hochgewachsener Mann zog sofort seinen Blick an. Trotz der schweren Ketten und der zerschlissenen Kleidung umringte ihn eine Aura der Würde. Seine Haare waren in langen schwarzen Zöpfen geflochten und seine Haut sehr dunkel. Die Arme und Beine, die unter den Kleiderfetzen zu sehen waren, zeugten von einem harten Leben. Aber dies war kein Bauer gewesen oder Handwerker. Seine Körperhaltung war die von Jemanden, der Befehle gab. Womöglich war dieser Mann ein Adeliger oder ein Krieger gewesen. Aber jetzt war er ein Sklave. Kamu hatte Menschen aus seinen Ländereien schon früher gesehen. Selten zwar besuchten sie die Stadt, um Handel zu treiben. Doch sie kamen stets auf temperamentvollen Pferden geritten und brachten Gewürze und gefärbte Stoffe aus dem Süden, die sehr begehrt waren. Kurz hinter dem Hünen ging eine junge Frau, die seinem Äußeren sehr ähnelte. Es konnte seine konnte seine Tochter sein, dachte der Kahnfahrer. Plötzlich hob sie ihren Kopf und blickte ihm direkt in die Augen. Mit einem Mal wurde Kamu in einen Strudel gezogen. Der Boden unter seinen Füßen verschwand und sein Geist schwebte in einer Hülle Bewunderung. Er sah Stolz, Trotz und Stärke. Diese Frau war keine Sklavin und würde niemals eine werden, egal wie schwer die Ketten waren und wie hart die Peitschenhiebe. Sein Magen zog sich zusammen, als eine tiefe Trauer in ihm aufzog, wie eine kalte Regenfront. Es schien ihn so falsch, was diesen Menschen widerfahren war und ganz besonders dieser Frau.

    „Hey, pass auf!“,

    ertönte es vor Kamu und ein leichter Hieb traf sein Schienbein. Domick grunzte ärgerlich.

    „Sag mal träumst du? Schau nach vorne, wenn du den Kahn antreibst.“,

    setzte er nach. Er blickte in die Richtung der Frau und dann wieder zurück zu seinem jungen Partner.

    „Denk nicht an die. Die sind sicherlich zu den Koruthunern unterwegs. Wenn du in den Norden verschifft wirst, siehst du wahrscheinlich nie wieder die Sonne in den Kohleminen. Arme Schweine. Wobei die zwei Sandschlangen da sicherlich im Norden als Attraktion gelten werden. Wenn sie Glück haben arbeiten sie in einem Haushalt“

    Kamu biss sich auf die Lippen. Glück konnte so ein loses Konzept sein. Für den alten Lormack war Glück vielleicht eine pralle Kasse am Ende des Geschäftstages und für Domick war es ein ruhiger Abend mit seiner Ehefrau. Aber für diese zwei Seelen war es großes Glück nicht in den vereisten Minen den Tod zu finden und stattdessen womöglich als Attraktion von einem reichen Adeligen zur Schau gestellt zu werden. Das Glück war ein grausamer Spieler.


    Mit einem kräftigen Schub beschleunigte er seinen Lastkahn. Die Muskeln spannten sich und schmerzten, als hätten sie lange geruht und müssten erst wieder an ihre Aufgabe erinnert werden. Das Deck war leer und die Kohlekörbe fort. Dennoch fühlte sich alles schwerer an, als es jemals zuvor getan hat.