Beiträge von Asni im Thema „Science-Fiction versus Fantasy“

    Mit Mischgenre meinte ich, dass man das Genre Fantasy quasi mit Elementen aus jedem anderem Genre mischen kann.

    Mir fällt kaum ein Genre ein, bei dem das nicht der Fall wäre. "Hard Science Fiction" vielleicht... und gut, kein realistisches Genre lässt sich mit Fantasy-Elementen mischen, ohne dadurch fantastisch zu werden. :hmm:
    Aber sonst ist es doch ohne weiteres Möglich, einen Thriller mit einer Liebesgeschichte zu mischen. Oder einen Krimi in Versform zu schreiben... Ob das natürlich jemand lesen möchte, ist eine andere Frage ^^

    Und mich eben für eine Welt entschieden, die ich als archaisch bezeichnen würde. Was bei mir so viel bedeutet wie, wie keine historische Epoche als Vorbild.

    Das klingt nach meiner Auffassung irgendwie unmöglich. Wenn ich mir die Entwicklung des Menschen vom Affen zu unserem heutigen Dasein als relativ kontinuierlich vorstelle (mit nur kleinen Entwicklungssprüngen), dann müsste es eigentlich einen Zeitabschnitt geben, der ungefähr zu deiner Welt passt. Ist natürlich nur eine Vermutung... Was mich zu der Frage bringt, ob du deine Welt nicht mal ein wenig genauer vorstellen möchtest, etwa im Weltenbau-Forum / Schreibwerkstatt. ^^
    Abgesehen davon könnte man noch unterscheiden, ob ein Autor sich am historischen Mittelalter orientiert oder an unendlich oft wiederholten "Fantasyversionen des Mittelalters", d.h. nicht am historisch belegten Wissen, sondern an erfundenen Klischees etc.

    Es ist ein Unterschied, ob ich es mit dem Versuch einer "historisch-exakten" Schilderung eines römischen Historikers zu tun habe, oder einer mythologischen Schilderung.

    Ich verstehe was du sagen willst und kann das inhaltlich auch ein sehr großes Stück weit nachvollziehen, aber die beiden Perspektiven könnten durchaus zusammenfließen. Ich kenne jetzt das Gilgamesch-Epos nicht, aber man kann ja nicht ausschließen, dass - ich sag mal vorsichtig - mancher Aberglaube durchaus für "historisch" korrekt oder wahr gehalten wurde.
    Vielleicht muss man das Selbstverständnis der (Nieder-)Schreiber mit berücksichtigen: Goethe wird sich niemals selbst als Fantasy-Autor angesehen haben, ebensowenig wie diejenigen, die das Gilgamesch-Epos in Tontafeln (?) geritzt haben. Warum? Weil der Begriff "Fantasy" als literarisches Genre wesentlich jünger ist.
    Wikipedia schreibt dazu ne schöne Erklärung für Romantik(er) und Klassik(er):

    Generell müssen „Klassik“ und „Romantik“ auch als nachträgliche Zuordnungen verstanden werden; die Vertreter der Klassik haben sich nicht als „Klassiker“ gesehen, fühlten sich aber klassischen Idealen bzw. Idealisierungen verpflichtet, genauso sahen die „Romantiker“ in der „romantischen Poesie“ ein Ziel, sich selbst aber nicht unbedingt als dessen Verwirklicher.

    Meine Deklarierung von klassischen Werken als Fantasy ist auch eine Gegenreaktion zu den "Literaten" ala "Literarisches Quartett", die verallgemeinernd sagen, dass Fantasy nur Schundliteratur ist und nicht literarisch anspruchsvoll sein kann. Denen sage ich dann gerne: Halt Stop! Der Goethe ist streng genommen auch ein Fantasyautor.

    Die Verallgemeinerung ala "Fantasy ist per Definition Schund" finde ich auch doof. Trotzdem gibt es Fantasy-Romane, die insofern als "Schund" bzw. Genre-Literatur bezeichnet werden können, als dass sie nur genre-typische Klischees in ein und derselben Reihenfolge aneinanderreihen und einfach nicht mehr sind. Das heißt nicht, dass sie stilistisch oder weltenbautechnisch nicht trotzdem gut sein können, aber sie legen z.B. mehr Wert darauf, dass der unscheinbare Waisenjunge zum magisch begabten Helden heranwächst und den Bösen besiegt, dabei natürlich die Welt rettet und nebenbei seinem männlichen Zaubererkonkurrenten die begehrte Herzensdame ausspannt. Diese Art der Fantasy darf meiner Meinung nach schon auch mal kritisiert werden.

    Für mich gibt es eigentlich zwei Blickrichtungen:
    Einerseits kann ich literaturwissenschaftlich versuchen, bereits existierende Werke zu beschreiben, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und Oberbegriffe dazu zu finden. Da wäre der Blick aus der Perspektive desjenigen, der die Einteilung in Fantasy und Science Fiction trifft eher in die Vergangenheit gerichtet. Aus der Perspektive könnte man Goethes Faust als Fantasy bezeichnen, weil die Existenz des gestaltwandlerischen Mephistos (er tritt zunächst als Pudel auf) als reine Fiktion interpretiert werden darf.
    Das Ziel hier ist natürlich ein ganz anderes: es geht darum, Entwicklungen geschichtlich herauszuarbeiten und zu verstehen, z.B. welche Einflüsse das Entstehen der Romantik (als literarische Epoche) begleitet haben oder ab wann der Begriff Fantasy im Sinne des folgenden Verständnisses aufgekommen ist.

    Andererseits kann ich als Autor oder Buchverkäufer (vor allem letzteres) mir überlegen, wie ich ein Produkt, das neu erscheinen soll, am besten vermarkte. Hierbei greift man dann natürlich auf etablierte Verkaufskategorien zurück. Tatsächliche, objektive Kriterien, wann was in welche Kategorie gehört, interessieren hier überhaupt nicht. Wichtig ist ja nur, dass das Buch gekauft wird.

    Vermutlich wurde das alles auch schon mal gesagt...

    PS: Eigentlich ist Goethes Faust, die Werke von Kafka, Bulgakov und so weiter, auch Fantasy. Die letzte Bemerkung bezieht sich also eher auf das, was in der Fantasy-Ecke im Buchhandel steht.

    Ja, das sehe ich auch so. Und damit finde ich auch die Diskussion nur so semi-spannend bzw. schon spannend, aber nicht zielführend. Es wird sich kaum etwas daran ändern, dass manche Bücher eben unter dem Titel "Fantasy" verkauft werden, auch wenn aus eine eher literaturwissenschaftlichen Sicht man besser "Science Fiction" (oder anders rum) draufschreiben sollte.

    Das nächste Problem ist, dass jede Grenze, die man zwischen Fantasy und Science Fiction (oder jeglicher anderen Gattung / jedem anderen Genre) zieht, entweder sowieso schon durch ein Werk unterlaufen wird oder es dann bald jemanden gibt, der ein Buch schreibt, dass auf beide Seiten der Grenze seinen Platz hat.
    Früher fand ich die Diskussion auch spannender, mittlerweile ist mir das alles irgendwie ziemlich egal. Das ist zwar irgendwie auch traurig, aber hoffentlich auch verständlich.

    Von wem war denn gleich nochmal die Idee, dass jede nur weit genug fortgeschrittene Technik von Magie nicht mehr zu unterscheiden ist? Das finde ich in der Diskussion einen sehr wichtigen Punkt. Als Beispiel: Ein Smartphone würde man aus Sicht der 40er Jahre schon beinahe als magisches Gerät klassifizieren können, weil es niemand verstanden hätte (ob das heute das Gros der Leute tut, ist nochmal ne andere Frage).