Beiträge von Thorsten im Thema „Links zum Schreiben und zum Drumherum“

    Mich wuerde jetzt interessieren - was sollte fuer mein eigenes Buchkaufverhalten folgen? Ich bin an einem lebendigen Buchmarkt interessiert in dem es nicht nur schlecht gemachte Uebersetzungen von US Bestsellern gibt - sei es in Deutschland oder in Finnland.

    Meine Jugend habe ich viel in Buchhandlungen verbracht. Meine Liebesaffaere endete aber als ich mich fuer die englischen Orginale meiner Lieblingsbuecher interessiert hatte - da haben verschiedene grosse deutsche Buchhandlungen abgewunken - koennen wir nicht, machen wir nicht, vielleicht in fuenf Wochen, kostet 25 Mark extra,...

    Dann kam Amazon ein paar Jahre spaeter, und ich konnte mir alle englischen Buecher die ich wollte innerhalb von ein paar Tagen bestellen. Dann kamen Amazon's unterirdische Arbeitsbedingungen raus, aber ich bin in die USA gezogen und konnte dort Grossbuchhandlungen besuchen - auch wenn meine Favoriten die Gebrauchtbuchhandlungen in Chapel Hill waren wo es eine ganze Fabrikhalle dicht an dicht mit Buechern gab - immer was zu finden. Das bietet Amazon naemlich nicht, dass ich stoebern kann und mir Zeug unterkommt was ich nicht gesucht hatte - und genau deswegen mag ich eigentlich in eine Buchhandlung (und der Algorithmus von Amazon der mir Zeug empfiehlt ist unterirdisch - ich habe drei Stunden versucht ihn zu trainieren indem ich hunderte von Buechern bewertet habe - und was tut das Ding? Von einer Serie XY bei der ich Band 1 mit 'gefaellt mir gar nicht' bewertet hatte - das koennte sie interessieren: Serie XY Band 2. Jo....vielleicht auch nicht.)

    Dann gingen viele Buchhandlungen dazu ueber alles ausser Bestsellern rauszuwerfen und dafuer Cafes und Sitzgruppen einzubauen und Bastelbedarf zu verkaufen - das Zeug das mich zu stoebern interessiert hat ist dadurch rausgeflogen.

    Jetzt verweigere ich alle Buchhandlungen die nur Bestseller verkloppen und ueberlege mir dreimal ob ich wirklich bei Amazon was ordere. Die einzige Buchhandlung die ich in Finnland kenne die mir Seltenes unter die Nase haelt ist die Akateeminen Kirjakauppa in Helsinki, aber das sind 3 1/2 Stunden Fahrt (einfach) - da bin ich nicht so wahnsinnig oft, auch wenn ich die immer mit einem Dutzend Buechern in der Hand verlasse.

    Nachdem ich ein anspruchsvoller Leser bin und die Gefahr dass mir ein zufaellig ausgewaehltes Buch nicht zusagt eher hoch ist mag ich auch nicht zufaellig Zeugs ordern.

    Das sinnvollste was ich jetzt noch sehe ist dass ich die Bibliothek viel benutze - die ist naemlich ganz gut kuratiert, da ist auch viel von kleinen Verlagen drin - und wenn ich da auf was stosse was mir zusagt, das direkt beim Verlag bestelle - so es denn noch lieferbar ist :(

    Ansonsten bin ich ein eher frustrierter Buchkaeufer - zu Spitzenzeiten habe ich 50 Buecher im Jahr gekauft - das ist jetzt praktisch auf 0 runter, weil ich einfach keine sinnvolle Moeglichkeit habe zu stoebern was von den neuen Sachen mir denn zusagen wuerde.

    Insofern - Gedanken mach' ich mir schon - nur kommt nicht so recht ein Ergebnis raus :(

    Ein trauriger Essay.

    Ich haette gesagt die Aufgabe eines guten Buchhaendlers ist es, mir Dinge unter die Nase zu halten die ich nicht kenne und nach denen ich nicht suchen wuerde, die mich aber interessieren koennten - der Autor scheint das auch aehnlich zu sehen. Und wenn den Haendlern die sowas versuchen jetzt das Leben noch schwerer gemacht wird, dann ist das keine gute Entwicklung.

    Man fragt sich, warum...

    Der Punkt ist nicht, dass man als Autor bewusst seine Fantasy-Bösen an realen Vorbildern orientiert, sondern dass man unbewusst und unreflektiert die vielleicht genauso unreflektierten und unbewussten Vorurteilsmuster, die man im Alltag hat (und die auch eine psychologisch nicht ganz schlechte Funktion erfüllen), in die eigenen Geschichten übernimmt, ohne zu merken, dass man damit z.B. rassistische Gedanken darstellt

    (Vielleicht kann das ebín Mod irgendwann auslagern, das geht allmaehlich ein bisschen vom Thema weg...)

    Ich weiss schon wie das gemeint ist - aber ich hab meine Probleme mit der zugrundeliegenden Idee von Rassismus, das ist mir zu weit gefasst. Erst mal schreibe ich ja gerne ueber erfundene Settings, weil - erfunden. Man kann was fieses ausprobieren - dem Leser Einblick in Sklavenhaltung geben, den Leser mit einem Verbrecher mitfiebern lassen,... und weil es erfunden ist, bezieht es sich eben nicht automatisch auf was reales.

    Ich find's also schon mal problematisch wenn jemand davon ausgeht dass es automatisch Sinn macht einen Ork mit einer real existierenden Rasse zu vergleichen.

    Dann hat der Autor ja oft wirklich eine Intention - zum Beispiel waere es albern 'Onkel Tom's Huette' zu kritisieren weil darin Schwarze als Sklaven dargestellt werden - der ganze Zweck des Buches ist es ja, Sklaverei zu kritisieren. Und Tolkien's Intention bei den Orks ist es eben, industriellen Krieg und Technik in einem Fantasy+Setting darzustellen. Wenn die Intention auch nicht mehr zaehlt, dann haben wir eine Situation in der es problematisch gefunden wird wenn sich jemand von einem Buch angegriffen fuehlt - egel ob er wirklich genannt worden ist (es gibt ja keine Orks) oder ob der Autor das so gemeint hat (Tolkien's Orks beziehen sich auf Deutsche),

    Ich find auch den grundsaetzlichen Anspruch dass Literatur irgendwie 'nett' zu allen Menschen sein sollte seltsam - ich muss das Buch ja nicht lesen, aber ich hab' auch schon Buecher an denen ich mich abarbeiten kann weil ich ihre Aussage ganz und gar nicht teile mit Gewinn gelesen.

    Wo hoert das dann auf? Wenn der Boese einen Fisch isst - ist der Fisch nicht das Symbol des fruehen Christentums? Kann sich dadurch jemand angegriffen fuehlen der christlich denkt - dieses 'verletzt fuehlen' ist ja ein rein subjektiver Zustand?

    Echter Rassismus ist, wenn ich in der Realitaet in Worten oder Taten jemand aufgrund seines Aussehens benachteilige (fuer die Gedanken die einem durch den Kopf schiessen wenn man jemand fremden sieht kann keiner was - nur fuer das was er ausspricht und tut). Wenn es in einer Fantasy Welt Elben gibt die den Orks ueberlegen sind, dann ist das fiktiver Rassismus - das bedeutet in aller Regel nicht dass der Autor Rassist ist - seine Welt kann das sein ohne dass er sich das real zu eigen macht - und auch nicht dass da jemand in echt angesprochen werden soll.

    Will sagen, ich finde die ganze Praemisse dieser Sache falsch.

    Trotzdem - auch von mir Danke fuer den Link und die interessante Diskussion.

    dass diese Eigenschaften genau die gleichen Eigenschaften sind, die man zu Kolonialzeiten dunkelhäutigen Menschen zugeschrieben hat.

    Man weiss ja recht genau auf wen Tolkien die Orks in seinen Geschichten gemuenzt hat (das schreibt er in 'Letters' glaube ich ein paar Mal) - das waren schon wir Deutschen, die er da teilweise aus eigenen Kriegserfahrungen kannte, teilweise auch im WWII verfolgt hat.

    Saruman und sein Heer von Orks die Waelder abholzen und in die Schmieden verfuettern und nur leere Landstriche hinter sich lassen - die sind gewiss keine Parabel auf kolonialisierte Voelker (die sowas auch nie gemacht haben) sondern die zielen schon auf den industrialisierten (und wie Tolkien ihn empfunden hat) barbarischen Krieg - gegen den er seine 'altmodischen' Helden setzt.

    Sollte man vielleicht nicht unerwaehnt lassen wenn man Orks als Beispiel fuer diesen Themenkomplex nimmt.