Beiträge von Thorsten im Thema „Kann Science Fiction einmal ohne Geballere auskommen?“

    Korrigiert mich bitte, wenn ich das falsch in Erinnerung habe, aber geht es in "I, Robot" nicht auch bzw. vor allem um die Frage des ethischen Verhältnisses von Mensch und Roboter? War das nicht das, wo Roboter dem Gesetz unterliegen, sich immer selbst opfern zu müssen, bevor ein Mensch zu Schaden kommt?

    Der Film zumindest hatte die Idee dass eine AI die dem Gesetz unterliegt Menschen zu schuetzen und ihr Leben zu retten den Menschen... zuerst einmal vor seinesgleichen schuetzen muss, denn viele Menschen werden nunmal von anderen Menschen umgebracht. Daraus schliesst die AI, dass sie selbst die Macht uebernehmen muss (eine Schlussfolgerung, die leider nicht ganz von der Hand zu weisen ist). Und der Wille zur Selbsbestimmung gegen diesen Imperativ wird im Film verhandelt.

    @AlexGiovanni

    ich glaube das Problem ist irgendwo folgendes:

    Du siehst eine andere Geschichte als wir - Du hast jede Menge Info im Kopf die das fuer Dich interessant machen, aber wir sehen die nicht.

    Was Du schreibst ist FanFic - Du hast da ein Universum im Kopf das zum Teil von 'Valerian' inspiriert ist - aber das kennen schon mal nicht alle. Du stellst Dir vielleicht die Technik und die Raumschiffe aehnlich vor - aber die von uns die das nicht kennen, haben gar keine Vorstellung davon.

    Wenn Laureline ihren Alec zu einem Bad einlaed, dann hast Du wahrscheinlich auch ein schoen detailliertes Bild im Kopf wie romantisch das ist. Aber wir als Leser bekommen das Bild nicht dadurch in den Kopf dass Du es erwaehnst, wir kommen dadurch nicht in Stimmung. Wenn Du einem Leser die Stimmung vermitteln willst die Du im Kopf hast, dann musst Du das Handwerkszeug lernen - wie beschreibt man eine Szene so dass man sie sich vorstellen kann, aber dass die Beschreibung nicht den Fluss des Erzaehlens bricht.

    Da ist viel Balance dabei - das ist nicht 'entweder ich beschreibe gar nichts, oder seitenlang' - es ist eine Kunst das richtige Mass zu finden, Information nebenbei einzuflechten, Dialoge so anzulegen dass sie dem Leser Informationen geben und doch natuerlich wirken - sowas muss man lernen.

    Film funktioniert anders - davon kannst Du nicht lernen wie man ein Buch schreibt. Daher kann ich nur @Skadi zustimmen - lies! Finde ein Buch das Dir gefaellt, lies es und schau Dir an wie erzaehlt wird, wie Dialoge gemacht sind, wie der Autor die Probleme loest vor denen Du auch stehst.

    Mach DIr Gedanken dazu was Du liest.

    Erzaehlen ist erst mal viel Technik die man lernen kann - und dann beginnt erst die Kunst, die Regeln zu brechen und sein eigenes Ding zu finden. Aber erst mal muss man die Regeln lernen und anwenden koennen.

    Wie ich vorgehe, nun, nehmen wir an das wäre mein erster Film, den ich drehe, ich gehe nicht her wie die Edel Regiesseure wie etwa George Lucas oder James Cameron und beschaffe mir alle professionellen Grundbausteine wie Fakten, Vergangenheit, Wahrheit und Ursprung.
    Ne, ich filme einfach drauf los und schau was dabei heraus kommt, welcher Film ensteht, gefallen mir später Szenen nicht, schreibe ich diese um, um sie zu verbessern.


    Okay, da hat's mich dann doch fast vom Stuhl gerissen vor lachen.

    Unter den Metaphern die Du so verwendest ist das schon eine der schraegsten - offensichtlich hast Du noch nie darueber nachgedacht wie ein Film eigentlich gemacht wird.

    Wenn Du einfach drauflos filmst, dann kannst Du Deine unaufgeraeumte Kueche auf Film bannen, oder die Strasse vor Deinem Haus - aber sicher nichts was irgend eine Form der Handlung hat.

    Dafuer braucht man Schauspieler, die brauchen Kostueme, um die irgendwo hinzustellen braucht man ein Set, um das zu dekorieren braucht man Requisiten, wenn Du nicht grade Theaterschauspieler hast denen Improvisation im Blut liegt dann wollen die vermutlich Handlungsanweisungen haben wie sie sich bewegen sollen und den Text den sie sagen sollen, der Blick durch die Kamera wird dir verraten ob das Licht unbrauchbar ist oder die sich aus dem Kamerawinkel gegenseitig verdecken,...

    Fast die Haelfte der Arbeit fuer einen Film ist vorbei bevor Du das erste Mal den Aufnahmeknopf an Deiner Kamera drueckst (und die andere Haelfte kommt lange nachdem Du auf 'Stop' gedrueckt hast).

    Mit 'einfach drauflosfilmen' geht gar nichts - nicht mal fuer einen guten Urlaubsfilm, ganz sicher nicht fuer irgend eine Form von Fiktion.

    ***

    Ob das beim Schreiben ebenso ist weiss ich nicht - ich kann es nicht dass irgendwas sinnvolles rueberkommt wenn ich einfach drauflos schreibe. Aber vielleicht gibt es Leute fuer die das funktioniert.

    SciFi war ja mal als visionaeres 'was waere wenn?' gedacht - eine Technologie oder Wissenschaft wird in die Zukunft gesponnen um ihre Konsequenzen auszuprobieren.

    Asimov hat das bei 'Foundation' gemacht - was, wenn Geschichte (im weiteren Sinn) eine exakte Wissenschaft waere aus der sich die zukuenftigen Entwicklungen und Konflikte einer Gesellschaft einfach berechnen lassen?

    Heinlein bei 'Star Ship Troopers' - was, wenn die Menschheit in einen so gefaehrlichen Konflikt geraet dass eine zivile Gesellschaft praktisch nicht mehr moeglich ist?

    Bradbury bei 'Fahrenheit 451' - was wenn eine totalitaere Gesellschaft Ueberwachungstechnolgie in die Haende bekommt?

    Mit Ballerei oder Action hat das alles gar nicht viel zu tun - eher mit Worldbuilding und Versuchsanordnungen. Es gibt auch eine ganze Reihe von exzellenten SciFi Buechern die sich mit dem Clash von ausserirdischen und unserer Gesellschaft befassen - wie kann Kultur noch funktionieren, was von dem was wir im Umgang fuer selbstverstaendlich annehmen koennte ganz anders sein?

    'Valerian' hat eigentlich mal als (recht intelligente) Comicserie angefangen - da geht's oft auch um gesellschaftliche Fragen, Kulturen, Zeitparadoxien - eine Romanze zwischen Valerian und Laureline gibt's da auch, aber sie wird eher angedeutet als ausgefuehrt

    Boese Typen wie Darth Vader (oder das gesamte Star Wars Universum) sind eher 'Future Fantasy' als 'SciFi' - weil sie eben magische Elemente ('May the Force be with you!') enthalten und vom Plot eher maerchenhaft sind.

    Aus Deiner Beschreibung - es wirkt ein bisschen so als magst Du eine Romanze schreiben, die halt in einem zukuenftigen Setting ist - wobei ich mich halt frage, geht's auch um das Setting, oder ist das nur Staffage? Je nachdem wuerde ich es dann unter Umstaenden eher als Romanze anpreisen als an SciFi. Ich hab' nichts gegen Liebesgeschichten, Romanzen, Erotik etc. in SciFi, aber fuer mich ist das das Gewuerz auf der Mahlzeit - einen Plot den ich als SciFi bezeichnen wuerde kann das alleine nicht tragen - sowas waere dann eine Romanze in einem Zukunftssetting (was jetzt, wofuer niemand was kann, nicht so mein Genre ist, waehrend ich recht begeisterter SciFi Leser bin dem das Sci auch wichtig ist...)