Es tut mir ehrlich leid, aber fuer mich funktioniert der Abschnitt leider nicht so gut wie die vorangehenden.
Der Text ist gut, keine Frage, aber er reisst mich nicht mehr so mit wie er es eigentlich tun sollte. Die Situation ist hoch-dramatisch, Emilia zwischen Elias und Dagon... vom Plot hab' ich nix zu meckern.
Ich hab' eine Nacht drueber geschlafen um mein Problem mit dem Text besser zu greifen, und zumindest ein paar Dinge konnte ich rausarbeiten.
Da ist einmal die Perspektive - Emilia. Wir bekommen diese Beschreibung von ihrem Zustand:
Ein Schatten direkt über ihr. Der trübe Schleier vor ihren Augen war hartnäckig, er ließ sich nicht weg blinzeln. Gelbe Augen hoben sich von dem verschwommenen Hintergrund ab. Eine Berührung. Zart. Die krallenbesetzte Hand strich über ihr Gesicht, verharrte in der Bewegung, zog sich zurück. Ein kurzer Luftzug, dann war er weg. Schwer atmend kämpfte Emilia gegen den Schwindel an. Mühsam richtete sie sich auf, versuchte, sich zu orientieren.
Sie liegt am Anfang, kauert sich dann so halb hin. Sie kann nicht scharf sehen. Ihr ist schwindlig. Sie ist... ziemlich fertig mit der Welt.
Krampfhaft umklammerte Emilia den Beckenrand, hievte sich daran in die Höhe.
Sie kann nicht alleine stehen, muss sich an einem Halt in die Hoehe ziehen.
Zwischendrin wird aber klar und reflektiert erzaehlt was alles passiert - etwa wie Dagon einen Betonbrocken kickt und eine Steinsaeule bebt.
Die Erzaehlstimme - die formal aus der Sicht von Emilia ist - aendert sich nicht sehr. Die ist fuer meine Verhaeltnisse zu klar, eine Emilia die so schwer verletzt ist sollte keine so zuverlaessige Beobachterin abgeben.
Kurz hatte ich die Vermutung - vielleicht sieht sie nur am Anfang der Szene unscharf und es bessert sich dann ohne dass das erzaehlt wird, doch nein, der Text beharrt darauf dass sie auch gegen Ende nur Schemen erkennen kann:
Was sie sah, war nur schemenhaft, doch es reichte, ihr das blanke Entsetzen in die Glieder fahren zu lassen.
Passt fuer mich nicht zusammen, ich hab' das Gefuehl Du versuchst den Kuchen zu essen und ihn zubehalten indem wir Emilia als schwer leidend erleben sollen, die Szene zwischen Dagon und Elias aber trotzdem in high-definition erleben sollen.
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Ein zweiter Themenkomplex ist der Drang zur Launigkeit
„Tut mir leid, aber … ich stehe nicht auf Dreiecksbeziehungen … die sind immer so schrecklich kompliziert“, stöhnte er und schaffte es, dabei irgendwie amüsiert zu klingen. „Außerdem … nimm`s mir nicht übel, aber … du bist echt nicht mein Typ!“
„Wir müssen ein wirklich schönes Bild abgeben.“ Elias` Schnaufen war von Schmerz erfüllt. Mühsam richtete er sich ein Stück auf, um Dagon in die Augen sehen zu können. „Ein dahinsiechender Engel und ein krepierender Dämon. Ein Anblick, der sich nicht alle Tage bietet…“
Ich weiss nicht - James Bond macht sowas (zumindest in den neueren Filmen,...), aber der ist halt kein Engel - von einem Engel haette ich irgendwie was anderes erwartet wenn das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht. Ich kann mir einfach nicht vorstellen dass Beziehungen fuer Elias bisher so ein Thema waren - so wie wir ihn am Anfang kennengelernt hatten, war er tausende von Jahren gluecklich mit seiner Arbeit verheiratet, was kann er da moeglicherweise ueber Dreiecksbeziehungen und sexuelle Anspielungen wissen?
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Sie sah aus als hätte sie einen Atomangriff überlebt: Rußverschmiert und mit einer Staubschicht überzogen, die ihre blonden Haare grau wirken ließ.
Die Metapher vom Atomangriff finde ich daneben gegriffen (ich bin da ein bisschen von dem gepraegt was ich im Atombombenmuseum in Hiroshima so gesehen hatte - habe aber keinen Drang auf Einzelheiten einzugehen) - 'Bombenangriff' wuerde reichen um ihren Zustand zu beschreiben
Zaghaft griff sie hinein, versuchte, den Gegenstand zu fassen zu bekommen, der sich hier scheinbar verbarg und zog ihn hinaus. Ihr blieb der Mund offen stehen, als sie sah, was sie da in Händen hielt. Das war ein Schwert!
Hm, das ist hier sehr ploetzlich.
Kannst du das nicht vorbereiten indem sie schon vorher mehrfach von einem Schwert traeumt oder so? Es wirkt hier im Kontext schon sehr wie deus ex machina...
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Wie gesagt, ich fand den Abschnitt wirklich nicht schlecht - obwohl da jetzt von mir viel Kritik aufgezaehlt ist - er hat mich nur einfach nicht so mitgerissen wie die vorher... Offenbar bin ich auch der einzige dem's so geht, daher vielleicht nicht ueberbewerten, einfach mal in Ruhe drueber nachdenken