Danke, Thorsten , Kirisha , Sensenbach und LadyK für eure Rückmeldungen.
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Thorsten
Okay... ich find' das nicht so wahnsinnig geschickt geloest, die ganze Zusammenfassung 'was seit dem letzten Mal passiert ist' in einem grossen Block ganz am Anfang reinzutun - das koennte man vielleicht auch als weniger in immer wieder einzelnen Gedanken von Emilia anklingen lassen - und dann zerstoert es die Stimmung die du grade aufzubauen beginnst nicht so.
Ja, ich muss mal schauen. Einiges wird ja noch in dem Dialog aufgegriffen und muss deshalb am Anfang vielleicht nicht so ausführlich dargestellt werden. Ich schaue mal, ob sich da noch was basteln lässt.
Die Bar finde ich so weit ganz gut getroffen - was ich gerne noch gewusst haette - wie reagieren denn die anderen Gaeste so auf die 'Topmodel'-Engel unter ihnen?
Hm, ... offenbar hat mich das beim Schreiben weniger interessiert. Keine Ahnung, ich behalte es mal im Hinterkopf. Ich habe ja schon eingebaut, dass sich die Schneise auf der Tanzfläche bildet, als Micah dort lang geht...vielleicht baue ich noch den einen oder anderen Blick ein Mal sehen...
Manchmal mag ich solche Formulierungen, weil es ja Emilias Gedanken sind. Klingt jetzt vielleicht blöd, aber so was könnte auch meiner Gedankenwelt entspringen
Irgendwie hat man das Gefuehl bei der Autorin ist ein bisschen die Luft raus, das wirkt jetzt wie 'ich muss noch einen Abschluss schreiben'...
Es tut mir leid, wenn dieser Eindruck entsteht. Natürlich bin ich jetzt auf der Zielgeraden und einerseits froh, wenn ich diesen Band hier abgeschlossen habe. Andererseits möchte ich nicht, dass die Qualität zum Ende hin absinkt.
Dieses Ende hier war von mir im Grunde genauso geplant. Ich wollte den krassen Bruch. Ich wollte den Kontrast zwischen fantastischen Elementen, Endkampf mit ordentlich Krawumms und der aufgesetzten Normalität in der Bar zum Schluss. Schade, dass es so wirkt, als sei die Luft raus
Sensenbach
Grundsätzlich finde ich die Idee die Geschichte in dieser Art ausklingen zu lassen nicht schlecht. Ich würde aber mal schauen, was du wirklich brauchst, um alle Fäden zusammenzuführen.
Ja, ich muss mal sehen, ob ich den "Erzählpart" am Anfang etwas zusammenstreiche und es mit dem Dialog zwischen Lia und Freddy gut sein lasse...um ehrlich zu sein, hatte ich den Anfang extra noch etwas ausgeschmückt, weil ich Angst hatte, dass euch zu viele Fragen offen bleiben. Vielleicht war das aber auch zu viel des Guten. Ich schaue mal, wie ich es umstricke, um es auf ein erträgliches Maß runterzufahren.
Freddy finde ich nicht konsequent dargestellt.
Schade, dass dir Freddy hier nicht gefällt. Bei dem "Gel" habe ich auch kurz überlegt. Ich hasse dieses Zeug eigentlich und bevorzuge persönlich auch eher den lässigen Look, der einen dazu animiert, die Haare zu verwuscheln, statt an einer betonierten Frisur förmlich kleben zu bleiben
Ich glaube, da werde ich wohl noch mal drüber gehen. Bei dem Hundeblick lasse ich auch mit mir reden, aber das Shirt... Tut mir leid, ich befürchte, das muss bleiben
Kirisha
Meine erster Eindruck war: SUPER!!! Aber dann habe ich die Kommentare gelesen und dachte, okay, ich bin vielleicht zu leicht zu begeistern, drum habe ich es mir also nochmal durch den Kopf gehen lassen.
Ich nehme dann den ersten Eindruck
Ich dachte erstmal wow - hey - was ist jetzt los - unglaublich! Ich finde, das geht nicht zu toppen. Du schlägst damit ja gleichzeitig den Bogen zum Anfang, wo du ja im gewöhnlichen Alltag von Emilia gestartet bist. Genau dort landet sie auch wieder, natürlich geläutert und gerupft durch die Hölle, durch die sie in der Zwischenzeit gehen musste. Also perfekter kannst du das nicht machen.
Genau DAS wollte ich erreichen.
Zwar überspringst du dabei die ganzen Aufräumarbeiten, Erklärungen, himmlisch-irdischen Sitzungen etc. ... okay, geschenkt. Brauchen wir auch nicht wirklich. Auch das finde ich genial. Ich hätte da vermutlich rumgeeiert und mich in unendlichen Erklärungsschleifen verloren.
Ähm, ja. Ich hätte auch rumgeeiert ... deshalb fand ich den Sprung so praktisch. Außerdem bleibt später noch genug Zeit, auf das eine oder andere einzugehen.
Der einzige echte Kritikpunkt ist tatsächlich Dagon. Ich als etwas infantile Leserin mit einer ziemlich langen Leitung hatte so im Kopf, dass der tot ist. SIe hat ihn ja schließlich erstochen. Auch wenn er dabei ziemlich unpassend gegrinst hat. Aber er ist ja wohl zu Staub zerfallen (Danke übrigens dafür, dass du kein Blut verspritzt hast - ich renne bei den entsprechenden Szenen aus dem Zimmer und komme erst zurück, wenn man mir versichert, dass die Messerstecherei vorbei ist)!
Offenbar ist der himmlische Rat zu dem Schluss gekommen, dass irgendeine Dagon-Substanz noch vorhanden ist. Da hätte ich gern zumindest die Theorie, die der Engelsrat zu dem Thema aufgestellt hat. Das ist sogar ziemlich wichtig. Die Theorie muss ja nicht stimmen, sie muss nur Fragen beantworten.
Ich weiß nicht, ob dir das, was noch kommt, als Erklärung reicht. Vielleicht habe ich es mir auch zu leicht gemacht, weil ich ja den dritten Band im Kopf hatte der noch genug Raum liefert, um vieles detaillierter darzulegen, was hier jetzt nur angeschnitten wurde. Aber dennoch sollte man dieses Buch ja nicht noch mit tausend unbeantworteten Fragen zur Seite legen.
Dann Freddy ... oh Gott, dieses T-shirt! Nimm das bitte nicht raus! Ich liiiiebe es! (Ist vielleicht meine infantile Ader)
Danke. Dann berufe ich mich wohl auch auf meine "infantile Ader"
Und jetzt. Wo bleibt Elias???? Aber der kommt wohl noch????
Ich befürchte, es wird dir nicht gefallen....aber lies selbst
Ich stelle mir gerade vor, dass ich diesen Film gern im Kino sehen würde!
Oh ja! Im Grunde ist diese Geschichte permanent wie ein Film vor meinem Auge abgelaufen. Ich würde es auch sehr cool finde, mir das Ganze mal im Kino anzuschauen. Aber welcher Autor möchte das nicht?
Lady
Insgesamt gefällt es mir, wie der Band langsam und schleichend zum Ende kommt. Das lässt einen noch einmal durchatmen und die vergangenen Kapitel verarbeiten. Schön finde ich auch, dass unsere Rettungstruppe offenbar nun Freunde sind
Es freut mich, dass es dir vom Konzept her gefällt.
Ich habe mich vertan. Tatsächlich sind es noch ZWEI Teile, die ich für euch im Petto habe. Tja, zu früh gefreut
Los geht es:
Kapitel 28.1
Als sie ihren Mantel auf einem der Barhocker abgelegen wollte, ertönten die ersten Klänge einer Rockballade aus dem Lautsprecher, woraufhin sie auch schon gepackt und in Richtung Tanzfläche gezogen wurde.
„Oh Nein. Bitte nicht", stöhnte sie auf, während Freddy sie hinter sich durch die Menge manövrierte.
„Komm schon Lia, lass` uns tanzen!“, rief er ihr über die Schulter zu, auf der Suche nach einer ausreichend großen Lücke zwischen den anderen Pärchen, die sich gerade offensichtlich alle dazu entschlossen hatten, es ihnen gleichzutun. Mit einem verschwörerischen Grinsen drehte er sich um und zog sie zu sich.
„Weißt du Freddy, üblicherweise fordert man auf, bevor man den anderen hinter sich herzerrt“, sagte sie widerwillig und verdrehte die Augen, als Freddy seine Arme um sie schlang.
„Ja, das kann man machen, wenn man einen Korb bekommen möchte“, schnaufte er und schmiegte sich provokativ noch näher an sie. Resigniert stieß sie die Luft aus und schüttelte den Kopf, während sie sich an ihn lehnte, um sich im Takt der Musik hin- und herwiegen zu lassen.
Die Nähe zu ihrem Freund tat gut. Sein Kinn auf ihrem Haar, ihre Wange an seiner Brust, von der ein monotoner und beruhigender Herzschlag ausging. Arme, die sie hielten, ohne, dass es sich falsch anfühlte. Wie gerne hätte sie die Augen geschlossen, wäre in der Musik versunken, wie sie es früher schon hundertmal gemacht hatten, aber etwas zerrte an ihr. Etwas, das sich unmöglich ausblenden ließ, egal, wie sehr sie auch versuchte, es von sich zu schieben.
Ihre Gedanken schweiften zum gestrigen Abend, als Freddy ihr erzählt hatte, dass ihm ein Sitz im Rat angeboten worden war.
Emilia hatte bereits davon gehört, dass ein Abkommen zwischen Menschen und Engeln geschlossen werden sollte. Offenbar erhoffte man sich davon, zu verhindern, dass sich die jüngsten Ereignisse wiederholen würden und plante, hierfür eine Art ´Kongregation` ins Leben rufen, - ein Zusammenschluss von Engeln und ausgewählten Irdischen-, welcher von nun an regelmäßig auf der Erde tagen würde, um das neue Bündnis zu festigen.
Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, wie genau dieses ´Bündnis` aussehen sollte. Doch neben all den Fragen, die ihr durch den Kopf geisterten - und die sich hauptsächlich darum drehten, wo in aller Herrgotts Namen sich eine derartige Delegation treffen würde und über welche Art von Beschlüssen sie wohl berieten-, fand sie es noch weitaus befremdlicher, dass ausgerechnet ihr bester Freund für einen der Posten vorgeschlagen worden war.
Sie wurde das Gefühl nicht los, dass das Drängen eines großen breitschultrigen Engels mit schulterlangen Locken nicht unwesentlich dazu beigetragen hatte, Freddy aufgrund seiner ´besonderen Verdienste` in den Fokus der Fürsten zu rücken. Als sie hinüber zu ihren Freunden sah, trafen ihre Augen auf die von Micah. Achtsam und mit vor der Brust verschränkten Armen stand er da und hielt ihrem Blick stand.
Er beobachtet uns, dachte sie und obwohl seine Körperhaltung entspannt wirkte, wusste sie, dass er es nicht war.
Mit nur zwei kräftigen Flügelschlägen könnte er die gesamte Tanzfläche leerfegen und die Menschen wie Strohpuppen durch die Luft fliegen lassen, drängten sich ihre Gedanken an die Oberfläche.
Sie hatte gesehen, zu was er fähig war. Zu was SIE fähig gewesen waren. Ihr Magen zog sich zusammen bei der Erinnerung daran, wie Elias sich mit seinem Kameraden auf die Dämonen gestürzt und diese mit ihren flammenden Schwertern zerteilt hatten. Der Geruch von Verwesung war umgehend wieder präsent. Selbst über die schwül-feuchte Luft, welche im Shooters herrschte, glaubte sie die modrige Fäulnis der dahinsiechenden Kreaturen riechen zu können.
Fest presste sie die Lider zusammen, während sich jede Faser ihres Körpers verkrampfte.
„Ist alles okay?“, fragte Freddy, dem ihre Anspannung offenbar nicht entging.
„Ja, alles in Ordnung“, antwortete Emilia, ohne den Kopf anzuheben und versuchte, dabei ihre Unruhe niederzukämpfen.
„Sicher?“ Freddy löste sich von ihr, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Der Ausdruck, der sich auf seine Züge legte, ließ Emilia zu dem Schluss kommen, dass sie nichts zu sagen brauchte. Ihr Anblick war offenbar Antwort genug.
Vorsichtig strich Freddy eine der langen Haarsträhnen beiseite, die Emilia in die Stirn gefallen war, und schob sie ihr hinters Ohr. Eine steile Sorgenfalte zeichnete sich zwischen seinen Augen ab, als wüsste er genau, dass sie nun zu dem Teil ihrer Unterhaltung kamen, der zwar unausweichlich aber dadurch nicht weniger schmerzhaft für sie war. Als würde man an einer offenen Wunde herumdoktern....
Einen Moment sahen sie einander schweigend an, bevor sich Emilia einen Ruck gab. „Hast du ... etwas von ihm gehört?", fragte sie von der düsteren Vorahnung getrieben, dass sie im Begriff war, ein Mienenfeld betreten, welches sie bei der nächsten unbedachten Bewegung in Stücke reißen würde.
„Nach allem, was ich gehört habe, ist sein Zustand nach wie vor unverändert", antwortete Freddy mit einem knappen Nicken und presste die Lippen aufeinander. „Lia, hör zu. Du solltest dich nicht selbst quälen. Das bringt doch nichts. Ich meine …“
„Weißt du, wie sehr ich mir das wünschen würde? Das alles einfach hinter mir lassen zu können? Du hast ja keine Ahnung, wie es ist, an jemanden gebunden zu sein, der …“ Sie brach ab und kämpfte gegen die Tränen, die ihr in die Augen schießen wollten.
"Er wird es schaffen, Lia! Vielleicht braucht es einfach noch etwas Zeit. Die Verletzung war sehr schwer...der Pfahl hat immerhin sein Herz gestreift, vergiss das nicht."
Emilia brachte nicht mehr als ein Schnaufen zustande. Wie sollte sie das vergessen? Sie war durch haargenau die gleiche Wunde gezeichnet. Nur, dass sie etwas mehr Glück gehabt hatte und ihr Herz knapp verfehlt worden war.
Obwohl ein nicht unbeachtlicher Teil jener grauenvollen Nacht in Dunkelheit versank, blieb noch genug Schmerz und Qual, dass es für mehr als ein Menschenleben reichte. Sie spürte, wie sie abdriftete. Es ließ sich nicht steuern, ganz plötzlich war es da: Das Gefühl auszudörren, innerlich zu verbrennen, darum kämpfend das Bewusstsein nicht zu verlieren, jede Bewegung ein unmenschlicher Kraftakt, begleitet von einem pulsierenden Rauschen in den Ohren...Blut...alles war voller Blut...
Die Hände zu Fäusten geballt, gruben sich ihre Nägel tief in die Handflächen, während sie einen zitternden Atemzug nahm, um die Kontrolle zurückzugewinnen. Freddy blickte stumm auf sie herab. Es schien, als müsste er sich überwinden, die nächsten Worte auszusprechen.
„Dieser Abend in der Kapelle, Lia. Hast du nach wie vor immer noch keine Erinnerungen daran? Ich meine, an das, was geschehen ist, nachdem das Kirchendach zusammengestürzt ist und du...“ Er stockte und verzichtete darauf, den Satz zu beenden. Emilia war dankbar dafür. Auf eine seltsame Art machte es Dinge erträglicher, wenn man sie nicht laut aussprach. Vielleicht war das auch der Grund, warum sie jetzt nicht mehr als ein zaghaftes Kopfschütteln zustande brachte.
Freddys Ausdruck wurde sanfter, und aufrichtiges Mitgefühl spiegelte sich in seinen Zügen. „Hör zu, ich ... ich mache mir einfach Sorgen um dich. Man sieht dich kaum mehr... du gehst nicht ans Telefon Und...entschuldige, wenn ich das so sage, aber du siehst nicht so aus, als würdest du im Moment regelmäßige Mahlzeiten zu dir nehmen.“
„Es geht mir gut, Freddy. Ehrlich“, hörte Emilia sich antworten. Dabei klangen ihre Worte so hohl und leer, wie sie sich fühlte.
Es fiel ihrem Freund nicht sonderlich schwer, die Lüge hinter ihrer Aussage zu erkennen, weshalb er ein unterdrücktes Schnaufen von sich gab. „Du musst mir nichts vorspielen, Lia. Ich war dabei, okay? Also hör auf mir zu sagen, dass es dir gut geht. Selbst ein Blinder sieht, dass es nicht so ist.“
„Na schön, was möchtest du denn von mir hören? Dass ich im Moment niemanden um mich herum ertragen kann? Dass ich nachts kein Auge zumache, weil mich die Stille erdrückt? Dass mir beim Anblick von Essen speiübel wird, weil für mich alles nach verdorbenem Blut riecht? Ist es das, was du hören möchtest?“
„Immerhin wäre das schon mal ein Anfang“, gab Freddy ungeachtet ihres bissigen Untertons zurück. „Ich glaube ganz einfach, dass du mit jemandem reden solltest. All das, was du erlebt, was du durchgemacht hast... Das kann niemand ganz allein mit sich selbst ausmachen, Lia.“
„Und mit wem soll ich deiner Meinung nach darüber reden, hm? Soll ich vielleicht in die nächstbeste Praxis marschieren und eine Therapie machen? Wie bekämpfe ich mein Trauma? Der Tag, an dem ich von einem Dämonenfürst gekidnappt wurde ... Jeder, dem ich davon erzähle, würde mich für verrückt erklären, dafür haben die Fürsten gesorgt, indem sie den Menschen die Erinnerungen genommen haben.“
„Du kannst das ins Lächerliche ziehen und dich weiterhin hinter deinem Sarkasmus verstecken so viel wie du willst, Lia. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass du mit den Fürsten wirst sprechen müssen. Wenn du mich fragst, sind Sie die einzigen, die dir wirklich helfen können.“
Die Fürsten... Alleine bei der Vorstellung, ihre Erlebnisse vor diesen göttlichen Abgesandten breitzutreten, die nicht das Geringste mit ihr zu tun hatte, überkam Emilia das unbändige Verlangen auf der Stelle fortzulaufen und sich irgendwo zu verstecken, wo sie niemand würde finden können. Elias hatte ihr genügend Einblicke in die Hierarchien seines Reiches gewährt. Die Erinnerung an das Tribunal, bei dem er seines Postens enthoben worden war, hallte noch immer glasklar in ihr nach und das Aufeinandertreffen mit den Fürsten, gehörte definitiv nicht zu den Erfahrungen, die sie gerne am eigenen Leib erfahren wollte.
„Ich glaube, ich kann ganz gut darauf verzichten“, antwortete sie schließlich und konnte nicht verhindern, dass es abfälliger klang, als beabsichtigt. Freddy gab es nun endgültig auf, den Takt wiederzufinden und so zu tun, als würden sie nach wie vor tanzen.
„Ich verstehe dich nicht“, stieß er hervor und verzichtete darauf, seine Fassungslosigkeit zu überspielen. „Sollte es wirklich stimmen und du es warst, die das Schwert gegen Dagon gerichtet hat...und... und sollten die Fürsten mit ihrer Befürchtung richtig liegen, dass ein Teil seiner Macht auf dich übertragen worden sein könnte ...“ Hektisch ging er sich durch die Haare bevor er deutlich leiser fortfuhr. „Diese himmlische Waffe, Lia... Kein Mensch weiß, welche Mächte darin schlummern. Die Fürsten hatten einen guten Grund, dich nicht vergessen zu lassen. Was ist, wenn ... wenn du ...“
„Ich sage dir doch, es geht mir gut, Freddy. Okay? Ich bin immer noch ich ... und kein wandelnder Zombie, oder irgend so was“, entgegnete sie, merkte jedoch im selben Augenblick, wie ätzend ihre Worte klangen. Und was sie in ihrem Freund auslösten.
„Hör auf so zu reden“, wies er sie zurecht. „Alleine die Tatsache, dass du dich nicht daran erinnern kannst, heißt nicht, dass es nicht passiert ist. Als wir euch fanden, langst du völlig aufgelöst und blutüberströmt, nur eine Armlänge von dem Schwert entfernt. Von Dagon keine Spur mehr ... Und Elias...“ Er unterbrach sich und ersparte Emilia damit weitere Details zu dem Bild, welches sich ihm geboten haben musste. „... Elias konnte bislang nicht befragt werden“, ließ er den Satz schließlich enden und atmete dann hörbar aus.
„Was ... was soll ich denn bitteschön machen, Freddy? Glaubst du, ich hätte das alles so gewollt? ... Glaubst du, ich würde mir all diese Fragen nicht selbst stellen?“ Obwohl sie sich bemühte, dagegen anzukämpfen, zitterte ihre Stimme nun leicht, während sich Freddy mit der Hand durchs Gesicht fuhr und seine Nasenwurzel mit Daumen- und Mittelfinger umklammerte, offensichtlich ebenfalls darum bemüht, die Ruhe zurückzugewinnen „Wenn du mich fragst, wäre es für den Anfang schon ganz hilfreich, wenn du, statt dich zu verkriechen, mit dem Rat zusammenarbeiten würdest“, sagte er. Wenn es wirklich stimmen sollte und du einen Dämonenfürst zu einer körperlosen Existenz in eine Parallelwelt verbannt hast, wird er höchstwahrscheinlich nicht allzu gut auf dich zu sprechen sein. Was ist, wenn Dagon eines Tages Mittel und Wege findet zurückzukehren? Seine Anhänger sind nach wie vor präsent. Wer sagt, dass nicht in naher Zukunft ein Vergeltungsschlag erfolgen wird? Wenn du wirklich meine ehrliche Meinung hören willst, dann geht es hier nicht um irgendwelche Befindlichkeiten, sondern in erster Linie um deinen Schutz...“ Ein dunkler Schatten legte sich über Freddys Züge, während er beiläufig zu den anderen herübersah. Als Emilia seinem Beispiel folgte, nahm sie zur Kenntnis, dass Micah unverändert dort stand, reglos wie eine bronzene Kriegerstatur, den wachsamen Blick noch immer auf sie gerichtet. Er beobachtet uns nicht ... Er ´wacht` über uns, sickerte die plötzliche Erkenntnis zu ihr durch. Lia stutzte einen Moment und sah Freddy aus schmalen Augen abschätzend an, während sie das ungute Gefühl einer Vorahnung beschlich.
„Sag mal, kann es sein, dass du irgend etwas weißt? Irgend etwas, von dem du mir nichts erzählen möchtest?“, fragte sie ihn gerade heraus und die Tatsache, dass Freddy ihrem Blick nicht standhalten konnte, bestätigte sie in der Annahme, mit ihrer Vermutung ins Schwarze getroffen zu haben. Das Schweigen, das sich zwischen ihnen ausbreitete wurde nur durch das melancholisch anklingende Gitarrensolo durchbrochen, welches wie ein wehleidiges Klagen durch den Raum getragen wurde.
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Kapitel 28.2