Beiträge von Thorsten im Thema „Die dritte Ebene“

    Eine schoene Miniatur im Stil von Lovecraft (den ich auch sehr schaetze). Ueber weite Strecken kannst Du ganz gut mit ihm mithalten. :thumbup:

    Ein Trick den Lovecraft oft verwendet ist, dass er die Geschichte in ein lokeles Legendarium - Schauergeschichten die man sich erzaehlt, oder Sagen die vor Ort sind - einbettet. Da waere der arme Henry ein guter Kandidat sowas am Anfang noch ein bisschen reinzubringen - ich denke das waere etwas, das sich zu ueberlegen lohnt.

    Atmosphaerisch ist das alles sehr dicht, von der Beschreibung der Zuege die an dem Team vorbeirasen bis zu den Geruechen im Tunnelabschnitt.

    Gefaellt mir gut :thumbsup:

    ***

    Anbei ein paar Kleinigkeiten die mir aufgefallen sind (Stil meistens)


    Aber ich weiß, was dort unten wirklich geschehen ist und jede Nacht bringt mir den Schrecken erneut zurück.


    Gemessen am Rest der Sprache die Wucht entwickelt - selbst von Anfang an - finde ich 'bringt mir den Schrecen erneut zurueck' zu blass und schwach.

    Und jedesmal schien daraufhin die uns umgebende Stille dichter zu werden, uns einzuweben in das Netz aus Schweigen und Dunkelheit. Hier unten schien finster eine Einsamkeit zu herrschen, aus der jede Fröhlichkeit verbannt war.


    Das ist so das Gegenbeispiel wo die Sprache richtig Bilder entwickelt und eben mit Macht in die Stimmung geht - mit viel Bildern und auch Poesie - das macht den Abschnitt atmosphaerisch stark und aufgeladen.

    . Und jedesmal schien daraufhin die uns umgebende Stille dichter zu werden, uns einzuweben in das Netz aus Schweigen und Dunkelheit. Hier unten schien finster eine Einsamkeit zu herrschen, aus der jede Fröhlichkeit verbannt war.


    Hier ebenso.

    Heute jedoch, da ich diese Erinnerungen aufschreibe bin ich jedoch fest davon überzeugt, daß sich im Dunkeln des Tunnels tatsächlich etwas verborgen hielt, denn ich kann mich deutlich daran erinnern, daß die Geräusche in unserem Rücken verstummten, als wir auf das Gleis wechselten, das uns zu der einsamen Weiche führte, an der Henry auf uns warten wollte.


    Diesen Einschub finde ich ueberfluessig - dieser Sprung nach vorne nimmt die Geschichte vorweg, er loest schon die Spannung auf die sich an der Stelle eigentlich aufbaut - warum hast Du den hier? Bringt das was fuer die Geschichte?

    Großer Gott, was ging hier vor sich???


    Das finde ich zu direkt - so ein Ausruf ist aus dem Moment heraus, aber die Fiktion der Geschichte ist ja dass der Erzaehler geraume Zeit nachher das Grauen in Worte fasst - und eben auch in recht geschliffene Worte weil er viel darueber nachdenken konnte/musste - so direkt in die Szene rein passt eigentlich nicht zu dem Setting finde ich.

    Aber...wo war Mahsoud? War er noch hinter mir?
    Ich drehte mich herum und konnte ihn nicht mehr sehen.Wo war er? Noch vor einer Sekunde war der Schein seiner Lampe doch an mir vorbeigehuscht, suchend, ausspähend!?!

    Mühsam tastet ich mich weiter voran in diesem unheimlichen Stollen


    Das ist eigentlich eine verschenkte Schluesselszene (die nur gerettet wird weil es stark weiter geht) - dass Mahsoud verschwindet ist der erste ganz klare Hinweis dass was nicht in Ordnung ist - besonders wenn er eine Sekunde vorher noch da war. In einem Tunnel. Wo er nirgendwo hingegangen sein kann. Mit einer Taschenampe im Dunkeln.

    Da zur Tagesordnung ueberzugehen und sich weiter vorzutasten passt ueberhaupt nicht zu dem Setting -in dem Moment sollte unseren Protagonisten eigentlich das kalte Grausen packen und er sollte panisch nach allen Richtungen spaehen.

    Die Erkenntnis, welches Schicksal in ereilen würde, wie es vor ihm die Gleisarbeiter ereilt haben mußte, deren entstellte und gräßlich veränderten Leiber nach Jahren unheiliger Reife im Inneren dieser Monstrosität blind in ewiger Finsterns umherzukriechen verdammt waren, wollte mir schier den Verstand rauben.


    Okay, ich bin ein Fan fuer's subtile - das hier ist jetzt der Wink mit dem Zaunpfahl 'Gleisarbeiter = Graessliche Dienerkreaturen', okay Leser, alles verstanden? Ich wuerde diesen Schluss nicht ausfuehren, sondern den (unausweichlichen) Schluss dem Leser ueberlassen der dann noch die Erkenntnis haben kann.

    Oder - wie Lovecraft das manchmal so macht - so eine Erkenntnis ganz am Ende noch raushauen - dass der letzte Satz der Geschichte noch einen extra-Spin gibt - wie etwa bei 'Pickman's Model'

    Naja, das waeren jedenfalls meine 2 cents dazu.

    Aber insgesamt - sehr solide Arbeit! :thumbsup: