Beiträge von Thorsten im Thema „Casann - der erste Teil: Erweckung der Schwerter“

    Sehr schoen - ich stelle immer wieder fest dass ich Deine Schilderungen der Szenen als atmosphaerisch dicht und sehr stimmungsvoll empfinde - hier auch wieder, lese ich gerne.

    Oben in der Kuppel entließ eine runde Öffnung den träge aufsteigenden Rauchfaden aus der glimmenden Asche eines zusammengesunkenen Feuers in der Mitte des Raumes.

    Es gibt ja Leute die das Adjektiv nicht so moegen, aber ich steh' total auf solche Saetze wo ganz viel damit gearbeitet wird.

    An vielen Stellen in den ausladenden Ästen hingen große runde Gebilde wie Mistelbälle, spinnwebengleich von an Schlingpflanzen befestigten Laufstegen miteinander verbunden.

    Der Satz haut fuer mich nicht - bei 'Gebilde' und 'Mistelbaelle' stelle ich mir schon irgendwas unelegantes vor, und wenn dann noch 'spinnweben' und 'Schlingpflanzen' kommen bin ich sofort in der Horrorschiene drin - was ich vermutlich hier nicht tun soll. Vielleicht geht's nur mir so, aber ich wuerde das versuchen anders zu beschreiben um den ersten Eindruck richtig wirken zu lassen (ich nehme mal an Du willst betonen wie die Behausungen organisch Teil des Waldes sind).

    Auch, wenn ich hiermit nicht wirklich zufrieden bin

    Vielleicht weil in der Szene einfach (notgedrungen) sie Spannung nachlaesst und wieder andere Dinge in den Vordergrund ruecken?

    Die Art und Weise wie die Herrn Helden sich da ueber den netten Uebungskampf austauschen ist sehr... High Fantasy.

    Eigentlich waere Rann fast gestorben, aber das wird sehr kurz abgehandelt. Auch fuer das Bestaunen der Elven waere Raum, aber - das Thema das den Abschnitt traegt ist dann eher die Kabbelei zwischen Zwergen und den Elven, ueber deren Mangel an Hilfe man sich aufregt.

    Ich find' den Abschnitt okay - er leitet halt die Spannung des Gefechts aus - man koennte mehr draus machen, ein paar der Themen stuenden im Raum - aber man muss auch nicht, es muss in jeder Geschichte auch so ruhigere Abschnitte geben die eben keinen Hoehepunkt bieten.

    Rann brauchte einige Minuten, ehe er wußte, was ihn irritierte.

    ich stelle mir Kaempfe eigentlich immer als schnelle, unuebersichtliche Situationen vor - mir faellt es schwer hier ein Bild in den Kopf zu bekommen wie er 'einige Minuten' daliegt und das Spektakel anschaut.

    Wie viele Angreifer sind denn da? Eine Hundertschaft? Wir lesen, wie sie links und rechts niedergemacht werden, fast im Sekundentakt - da muessen ja dann einige angekommen sein dass nach Minuten noch so viele da sind?

    Also, irgendwie sehe ich die Szene hier leider nicht so richtig vor mir die Du im Kopf hast. Soll das sowas wir Aragorn sein der sich durch Horden von Orks schlaegt als Boromir erschossen wird (im Film)?

    ***

    Der letzte Abschnitt als Rann direkt bedroht wird ist sehr distanziert erzaehlt - wir erfahren was passiert, aber wenig darueber wie es Rann dabei geht. Das waere eigentlich eine Chance, richtig nah an den Charakter ranzugehen und seine Todesangst zu schildern, die Szene wirklich aus seinem Blickwinkel, wie er ploetzlich begreift dass er mit dem Leben abschliessen muss,...

    ***

    Sonst liest sich alles aber sehr gut und fluessig und gibt insgesamt schon eine intensive Stimmung her:)

    Der Abschnitt gefaellt mir gut - liest sich gut durch, die Stimmung ist schoen getroffen und das Gefuehl von Bedrohung gut eingefangen.

    Mir sind eigentlich nur zwei klitzekleine Dinger aufgefallen

    Verfilztes Efeu rankte sich an ihnen empor und dichtes Unterholz versperrte den Weg.

    Da hab' ich mich spontan gefragt - alte Eichen, riesige Kronen - wie kommt das dichte Unterholz denn an Licht zum Wachsen? Die aeltesten Waelder hier in Finnland bestehen aus grossen Fichten und Kiefern mit Moos und Flechten drunter - da kommt man wunderbar querfeldein voran, es sind die juengeren Waelder wo alle Altersgruppen von Baeumen sind die schwer passierbar sind.

    Aber... es ist ja Elvenland und Fantasy :D Also passt das schon.

    Während Elven noch damit beschäftigt waren darüber nachzudenken, inwiefern man den Worten eines Fürsten glauben konnte, nahm schon dessen Sohn den Thron ein, mit anderen Ansichten vielleicht.

    Ich finde so eine Erklaerung trivialisiert die Elven ein bisschen - wieso sollten die nicht draufkommen koennen dass die anderen schnell sterben und das mit in ihre Ueberlegungen einbeziehen koennen? Ich kann ja auch damit rechnen dass der Hund den ich heute ausbilde nicht in 20 Jahren noch seinen Dienst tun wird - ohne dass ich von den Socken falle wenn der dann stirbt.

    Irgendwie laesst sie die Unfaehigkeit mit dem Sterben anderer zu rechnen hier ein bisschen einfaeltig wirken...:|

    Anfangs fand ich's noch seltsam, auf Deine Forderung einzugehen...,mittlerweile kann ich mich mit dem Gesamtbild aber ganz gut anfreunden.

    Da hätte ich jetzt natürlich auch mal Deine Meinung zu.

    Hm, ich sehe meine Rolle hier nicht als 'Forderungen stellen'.:( Ich versuche eine zweite Perspektive auf die Geschichte zu geben - was geht mir durch den Kopf waehrend ich lese - und zu erklaeren warum. Mehr ist es wirklich nicht - wenn Du am Ende an Deinem Text haengst und meine Ideen doof finden solltest, dann ist das halt so.

    Ich finde den Text so besser getroffen. Es ist nicht so wie ich sowas schreiben wuerde (fuer mich ist der Fokus immer auf dem Erleben der Personen - was macht die Situation mit ihnen? - so eine Szene waere fuer mich zentral in der Geschichte und ich wuerde das Thema in die Mitte ruecken) - aber das muss ja auch nicht so sein. Ich denke im Kontext von High Fantasy passt das schon so.

    Ich wuerde mir an Deiner Stelle ueberlegen ob ich es spaeter nochmal (in einem Gespraech zwischen den beiden Freunden) aufnehme wenn das mal passt.

    Zum neuen Text:

    Als Freizeitreiter muss ich leider anmerken - keiner versorgt irgendwelche Pferde (scheint leider in Fantasy haeufig zu passieren) - die werden einfach stehen gelassen? Tatsaechlich ist man nach einem Tagesritt erst mal gute 20 Minuten mit dem Pferd beschaeftigt - es muss abgesattelt werden, abgerieben, Hufe untersucht, bei Kaelte eingedeckt und dann mit Futter und Wasser versorgt werden, und so untergebracht dass sie ueber Nacht nicht abhauen.

    Dann erst kann man sich einen Hasenbraten machen :)

    Da sich das Nachtlager Candors und seiner Weggenossen in einer Senke befand, hatte er den Schein der Flammen vorher nicht sehen können.

    Hm, ja - Widerschein der Flammen an den Baumkronen? Sieht man in einer dunklen Nacht auch recht gut. Je nach Wind riecht man es auch recht weit.

    Rann ist jetzt auch nciht der Staedter der keine Ahnung hat - dass die 'recht lange' nichts merken weil sie von den Ereignissen etwas neben sich stehen - geschenkt. Aber erst durch die letzte Buschreihe brechen und dann erst Feuer sehen? Schwierig - so inkompetent sind die beiden eigentlich nicht.

    Bleibt die Schwierigkeit, schon bei Tag durch Unterholz zu kommen... Bei Dunkelheit ist das im Wald eh schwierig, aus Erfahrung kann ich sagen man kommt nur sehr langsam und vorsichtig voran, und durch's Unterholz gehen ist was, was man wohl nur macht wenn sie einem wirklich auf den Fersen sind.

    (Ist es schon dunkel? Es ist 'einen Hasen durchbraten' nach Anbruch der Daemmerung - ein Hase gart fruehestens in etwa 1 1/2 Stunden (auch ein Erfahrungswert...) und damit ist es selbst bei unserer langen arktischen Daemmerung in Finnland schon dunkel)

    ***

    Abgesehen von dieser Pedanterie gefaellt mir die Atmosphaere hier aber sehr gut.:)

    Für mich hat das Abenteuer in dem Augenblick begonnen, als Rann über die Leiche des Elven gestolpert ist.

    Als Rann ueber die Leiche des Elven gestolpert ist, war er der Ansicht dass er hier einen Toten gefunden hat den er bestatten sollte. Dem Autor ist klar dass hier was groesseres beginnt, dem Leser auch - aber Rann sicher nicht.

    Als dann die Schergen aufgetaucht sind, war er zu beschaeftigt mit Ueberleben und Rennen um nachzudenken.

    Der Moment von dem ich rede ist der erste Moment der Ruhe wenn er reflektieren kann dass sich sein Leben jetzt grade aendert.

    Nein...da widerspreche ich. Doren der Köhler ist nicht nur dazu dagewesen, einen Anfang für meine Erzählung zu finden - diesen Charakter hatte ich von Anfang an als jemanden im Kopf, der im späterem Verlauf noch bedeutend werden würde (Ich habe die Figur auch mal in eine andere Geschichte eingebunden, die nichts mit dieser Erzählung zu tun hat...) .

    Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie das mit dem zusammenhaengen soll was ich geschrieben habe.

    In dem von Dir geposteten Textabschnitt verschwendet Rann keinen weiteren Gedanken an seinen Vater. Ob Du als Autor noch andere Geschichten mit der Figur machst oder nicht weiss ich nicht und interessiert mich in dem Moment auch gar nicht - auch nicht Doren spaeter nochmal auftaucht. In der Situation des Aufbruchs reagiert Rann auf eine bestimmte Weise die ich schade finde weil mir etwas Essentielles hier fehlt dass zu Charakterentwicklung gehoert.

    Als Frodo das Auenland verließ, war's schon fast eine eigene Geschichte. Tolkien-Style eben. Als Luke Skywalker Tattoine verließ geschah das mit 'nem Fingerschnippen. Lucas-Style eben.

    Und Rann verläßt sein gewohntes Leben in meiner Vorstellung eben nicht mit einer Reflektion darüber, wie's mal war und der bangen Frage danach, was werden wird. Der Übergang ist fließend. My-Style eben

    Wieder habe ich leider keine Ahnung was Du mir hier sagen willst.

    Ich weiss natuerlich dass verschiedene Autoren verschieden schreiben - deshalb kommentiere ich auch nicht bei jedem gleich.

    Ansonsten frage ich mich schon, ob wir den gleichen 'Star Wars' gesehen haben.... Fuer einen Film ist die Entwicklung von Luke hier recht ausfuerlich geschildert.

    Wir erfahren recht am Anfang dass Luke gerne von der Farm weg moechte und davon traeumt Dinge zu erleben - aber Owen Lars redet ihm das aus weil die Farm grade an einem kritischen Punkt ist und er jede Hilfe brauchen kann. Luke entscheidet sich spaeter, R2 zu Ben Kenobi zu bringen - ein kleines Abenteuer wenigstens. Aber als Ben ihm von seinem Vater erzaehlt, das Lichtschwert zeigt und sich ueberhaupt als Kriegsheld zu erkennen gibt und Luke einlaed ihn nach Alderaan zu begleiten - bekommt Luke kalte Fuesse und lehnt ab. Erst spaeter als sich herausstellt dass seine Familie inzwischen vom Imperium getoetet wurdeund die Farm verwuestet ist, sagt er zu Ben 'Hier haelt mich nichts mehr - ich komme mit nach Alderaan'.

    Von 'einem Fingerschnippen' was die Entscheidung betrifft kann man da eher schlecht reden (ich hab' mir bei meinen Beispielen schon was gedacht...).

    Es ist mir klar dass in Deiner Vorstellung Rann ohne diese Frage aufbricht (sonst haettest Du die Geschichte ja anders geschrieben) - ich hingegen finde das von der Charakterentwicklung nicht glaubwuerdig und finde das Fehlen dieser wichtigen Entwicklung schade.

    Rann wurde klar, daß die Sache noch nicht ausgestanden war. Diese Krieger würden wiederkommen, die Fährte erneut aufnehmen, vielleicht vorsichtiger als heute, aber nicht weniger hartnäckig, bis ihr Auftrag erfüllt war oder sie selbst getötet wurden.

    In recht vielen High Fantasy Plots in denen ein 'normaler' Typ irgendwie in ein grosses Geschehen verwickelt wird gibt's diese Schluesselstelle - der Protagonist kapiert, dass sein Leben so wie er es kannte nicht weitergehen wird. Nicht weitergehen kann. Dass er ins unbekannte aufbricht. Das Abenteuer beginnt, und das erlebt er mit einer Mischung aus Schrecken und Vorfreude - von jetzt an ist vieles neu und anders.

    Frodo verlaesst das Auenland. Luke Skywalker verlaesst Tattooine.

    Das ist ein ganz einschneidender Moment in der Entwicklung des Charakters - wenn diese Stelle in einem Buch gut getroffen wurde, dann war das oft eine meine Lieblingsstellen in dieser Geschichte. Vor Jahren konnte ich das Gefuehl auch selbst erleben, mit nichts als einem Koffer voller Kram unterwegs zu einer Stelle in den USA - von da an war ganz vieles neu und anders.

    Du rennst hier ueber diese Entwicklung drueber. Rann folgt ganz selbstverstaendlich der Anweisung wegzugehen, denkt das logisch durch und verschwendet keinen einzigen Gedanken an seinen Vater, oder an sein bisheriges Leben, keinen daran was sich jetzt aendert,...

    Das finde ich schade.

    Der Abschnitt ist wieder schoen geschrieben - die Spannung wird schoen aufgebaut und gehalten, und der Kontrast zwischen den beiden Freunden - der eine in tiefer Entspannung und Meditation waehrend der andere um sein Leben rennt ist schoen eindringlich.

    Mit dem Plot werde ich leider nicht so ganz gluecklich - ist irgendwie sehr vorhersehbar, und der Zufall dass Rann genau in dem Moment den Elven begraben hat als die Verfolger kommen ist dann schon wieder ein bisschen dick aufgetragen. Es ist so gut geschrieben dass ich als Leser geneigt bin es zu verzeihen, aber so ein bisschen was unorthodoxes darf fuer mich schon ruhig ab und an kommen :)

    Die Schilderungen von Magie in Arbeit hingegen gefallen mir wieder gut - auch fuer sowas bin ich immer zu begeistern.

    Ein paar mehr (unheimliche) Details wuerde ich mir dann von den Verfolgern noch wuenschen - Rann sieht ja immer wieder ein bisschen was vom Baum aus, aber als sie dann Aldurs Haus angreifen sollten sie besser sichtbar sein, oder?

    Und während Rann voller Sorgen in die Tiefen Casann's eilte so schnell ihn die Füsse trugen, saß Rheadr noch genauso regungslos in Aldur's Studierzimmer, wie Rann ihn vor Stunden verlassen hatte.

    Obwohl ich den Kontrast zwischen den beiden gut finde, gefaellt mir dieser Ueberleitungssatz nicht - das finde ich hier zu plump und mit dem Holzhammer reingehauen damit auch jeder schnallt was der Autor hier sagen will - weniger ist manchmal mehr :)

    Philosophisches

    Bringen wr in unsere Geschichten die Wissenschaft mit rein, hat's ein Ende mit dem Fantastischen..

    Die Frage ist ja weniger fuer die Geschichte als fuer die Welt. Ein historischer Roman im Mittelalter hat auch moderne Chemie in der Welt - ob die Protagonisten das wissen oder nicht (normalerweise eher nicht).

    Es gibt durchaus Welten die 'phantastisch' sind und klar machen dass ihre Metaphysik total anders strukturiert ist (hier ist ein ganz gutes Forumsbeispiel). Aber Deine Welt ist eine 'realistische' Welt - wir sehen einen Koehler bei der Arbeit (Chemie), Baeume und Verwesungsprozesse (Biologie), Elven sterben durch Verletzungen und wir sehen ihre Leiche von innen (Anatomie)...

    Will sagen - als Leser bin ich durch die ganze Geschichte bisher drauf getrimmt worden dass die Welt so ist wie unsere, ausser dass es Magie und zwei Sonnen gibt (recht normal in einer Fantasywelt, die wenigsten Autoren machen sich die Arbeit eine ganze Metaphysik neu zu erfinden...) - insofern finde ich eine Erwartungshaltung dass auch eine verweste Leiche keinen Muskeltonus mehr hat nicht abwegig.

    Es geht mir aber gar nicht darum zu sagen dass das jetzt so sein muss, oder dass da jetzt was richtig oder falsch ist - sondern es ist ein Feedback warum die Stelle bei mir etwas reibt - eben weil ich eine Erwartungshaltung forme die der Text hier nicht erfuellt.

    Und solange Du da mal kurz drueber nachdenkst ist das schon 'Mission accomplished' fuer mich als kommentierender Leser - auch wenn Du nachher sagst dass es halt cooler ist wenn der Griff fest bleibt - warum nicht? Ich mag Dir nicht vorschreiben wie Deine Geschichte zu sein hat - ich mag Dir nur meinen Blickwinkel darauf erlaeutern.:)


    Aha, wir nehmen Fahrt auf. Hat mir von der Atmosphaere und den Details her sehr gut gefallen, und dafuer dass wir eigentlich nur einem Protagonisten folgen und an seinen Gedanken teilhaben ist es sehr lebendig geschrieben. Liest sich gut.

    Und ein sehr schoener Twist mit seinen Ueberlegungen zu den anderen Skeletten - der Leser ahnt schon was der Protagonist noch nicht wahrhaben mag :)

    Ein paar Kleinigkeiten die mir (positiv oder negativ) aufgefallen sind:

    Gleißendes Sonnenlicht fiel durch die Blätter der wenigen Bäume und zerfiel dabei in viele einzelne Strahlen, in deren Licht die Insekten tanzten.

    Tolle Beschreibung, schoen poetisch - mit sowas bin ich immer zu begeistern.

    Sein einziger Lohn dafür war die Aussicht auf den dahinterliegenden Hügel. Allerdings empfand er diesen Anblick nicht störend

    Das hier ist so ein kurzer Moment der Irritation - es wird etwas klar gestellt das nie im Raum stand. Das 'Allerdings empfand er den Anblick nicht als stoerend' wuerde passen wenn der Leser an der Stelle denkt dass der Anblick stoerend sein koennte - wenn er etwa ein Industriegebiet sieht oder so. Aber ich bin durch die poetische Beschreibung weiter oben ja schon so vorbereitet dass ich mir zauberhafte Natur ausmale - und natuerlich steht das dann fuer mich nicht im Raum dass er das als stoerend empfinden sollte.

    Allerdings war er Rheadr nicht böse, daß der Freund ihn nicht begleitet hatte.

    Dito - warum sollte er hier boese sein? Steht ueberhaupt nicht im Raum. natuerlich muss jeder der beiden seine Verpflichtungen erfuellen - die machen einen vernuenftigen Eindruck, jemandem boese sein weil er zu seiner Arbeit oder Lehre geht statt Baden zu gehen ist kindisch.

    Wie abgerissene Fäden hingen aus einer leeren Augenhöhle zerfetzte Adern, zweifellos das Werk eines Schnabels, dessen Besitzer sich diesen Leckerbissen nicht hatte entgehen lassen.

    Ein eingefallener, verzerrter Mund mit vertrockneten Lippen, hinter denen weisse Zähne ein schauriges, letztes Grinsen zu zeigen schienen. Überall die Spuren von Krallen und Blut, über Wangen und Hals heruntergelaufen und schließlich getrocknet zu dunkelbraunen Rinnsalen. Eingerahmt wurde alles von Strähnen weissgelber Haare, mit denen der Wind sein Spiel trieb.

    :ugly: Sehr schoen detailliert und guter Gruselfaktor.

    Mit einiger Mühe gelang es dem Jungen, den Griff der steifen Finger zu lösen und den Talisman an sich zu nehmen.

    Ich bin mir relativ sicher dass Finger von Leichen nur 24-48 Stunden starr sein koennen - nach dem Tod verkrampfen die Muskeln weil das ATP nicht regeneriert wird, aber sobald die Muskelzellen zu zerfallen beginnen loest sich die Starre wieder.

    (Okay, ich hab' keine Ahnung ob Elven in Deiner Welt ueberhaupt ATP haben... :/)

    Aber bei einer Leiche die schon so offensichtlich zerfaellt und verwest halte ich es fuer unwahrscheinlich dass da noch viel Muskeln sind die den Griff der Finger steif machen koennten...:dead:

    aber da ist irgendwas jedes Mal, wenn ich den Abschnitt nochmal durchlese irgendwie "komisch" für mich.

    Du hast den Vorteil dass Du die Szene im Kopf hast und weisst wie sie sein soll - und wahrscheinlich fehlt zu der Szene die Du im Kopf hast irgendwas was nicht im Text ist.

    Aber die Szene in Deinem Kopf kenne ich ja nicht... also, schlechter als was Du Dir vorstellst kann es schon sein, aber schlecht ist es deswegen nicht.

    Ich behalte das im Kopf und lese mal weiter - vielleicht sehe ich im Kontrast zu mehr Text was Du hier meinst.

    Ich bin nicht zufrieden mit dem Anfang dieses Kapitls.

    Warum nicht?

    Es ist jetzt nicht brilliant und das Kapitel an das man sich immer erinnern wird, aber technisch solide erzaehlt - wir bekommen einen Eindruck von der Umgebung und der Situation, drei neue Protagonisten werden vorgestellt (ueber ihr Aussehen koennten ein, zwei Halbsaetze mehr fallen, aber es stoert auch nicht wie es ist), es liest sich gut und fluessig...

    Ich finde es eigentlich recht gelungen.

    Mir hat der Abschnitt insgesamt gut gefallen (ich steh' ja auch Hintergrundinfo - Braeuche und dergleichen - und da wird man reichlich verwoehnt). Auch die Art wie die Zwerge in ihren Launen anders geschildert werden als Menschen hat mir gut gefallen, solche feinen Einzelheiten geben einer Welt das gewisse Etwas.

    Auch ist der Abschnitt viel Dialog zwischen drei Personen, aber es ist gut geschrieben, mit genau dem richtigen Mass an Beschreibung zwischendrin und wenig Wiederholungen von 'sagte' etc. - meiner Meinung nach passt das alles gut hier.:thumbsup:

    nur das sich, vom gegenüberliegenden Punkt aus betrachtet, kein See drunter fand: Dichter Wald ringsum, ein Felsen vor mir und ich klettere (laufe) den hoch. Aber weil die ganzen Bäume drumherum in vollem Grün waren (alles grün!) habe ich in dem Augenblick gar nicht gemerkt, daß das Grün vor mir die Kronen der Bäume hinter dem Felsabbruch waren

    :)

    Ja, das mit 'kein See drunter' ist mein Punkt - wenn da ein Talgrund ist, dann sind da Baeume und Du kannst ihre Kronen sehen und das wirkt wie Unterholz. Wenn da aber ein See ist, dann sind da keine Baeume und statt Kronen faellt Licht runter und man sieht mehr hellen Himmel.:D

    Es sei denn der See ist eher ein Tuempel unter geschlossener Kronendecke - aber Du beschreibst ihn eher ein bisschen groesser als das.:)

    Wenn die Erzählstimme noch näher[...] rangehen würde?

    Einmal die Perspektive aus der Du beschreibst - das kann eine Totale sein, oder ein Close-up.

    Totale:

    Rogar rannte ueber den Huegelkamm. Die Nachmittagssonne zog schon Schatten ueber das Land, und bis zum Horizont draengten sich Anhoehen, rot und gelb in den Herbstfarben. Dahinter, halb verhuellt von Wolken, ragten die schroffen Gipfel der ewigen Berge auf.

    Close-up:

    Rogar's Fuesse klatschten mit jedem Schritt in den feuchten Waldboden. Er rannte, und mit jedem Schritt zog er einen schmerzenden Atemzug in seine Lungen. Das Gruen der Farne und das rot und gelb der herbstlichen Blaetter verschwamm vor seinen traenenden Augen zu einem bedeutungslosen Etwas - nur der Weg war wichtig.

    Genauso geht's mit den Gedanken einer Person, mit dem inneren Monolog:

    Indirekte Rede, reflektiert:

    Waehrend er rannte, fragte sich Rogar was er wohl falsch gemacht hatte. Erst hatte alles gut ausgesehen, die Spaeher Galadrions hatten ihn, ganz wie sie das vor drei Naechten am Weissen Turm geplant hatten, fuer einen des Waldvolkes gehalten. Doch irgend etwas musste ihn verraten haben, und durch den Nebel seiner Erschoepfung fragte er sich, was es wohl gewesen sein mochte.

    Nahe am Innenleben eines erschoepften dran, kurze Saetze, wenig Struktur:

    Rogar keuchte, jeder Atemzug brannte. Was war falsch gelaufen? Brennender Schmerz in seinem Oberschenkel, Traenen in den Augen. War es der Guertel gewesen? Oder die Kette? Alles um ihn verschwamm, er konnte den Weg nicht mehr klar erkennen. Hinter ihm schon das Geklaeffe der Bluthunde... oder nur Einbildung? Verfluchte Scheisse - was hat mich verraten? Schmerz im Rhythmus des Rennens, jeder Schritt ein neuer Kampf.

    So, dann bin ich auf dem aktuellen Stand. Ja, da kommt die Stimmung jetzt besser rueber:), es liesst sich recht fluessig und die Charaktere nehmen schon ein bisschen Farbe an.

    Der Abschnitt mit Rann hat mir von den beiden besser gefallen - bei Esthan denke ich koenntest Du den Erzaehlstil im Moment der Bedrohung noch ein bisschen aendern und gehetzter machen um die Dramatik der Szene herauszuarbeiten.

    Anbei ein paar Kleinigkeiten die mir beim Lesen so aufgefallen sind:

    lag still im Licht der scheidenden Sonnen

    eine 'scheinende Sonne' finde ich eine schraege Metapher (wie wuerde das Licht einer nicht-scheinenden Sonne aussehen?)

    Edit: Mein Fehler - nicht genau gelesen... bitte ignorieren

    und fragte sich gleichzeitig, wo er eigentlich noch die Kraft hernahm zu solch überflüssigem Tun

    Das ist ein Beispiel fuer den Erzaehlstil - er ist voellig am Ende, hat keine Kraft mehr uebrig - normalerweise wuerde ich aus Erfahrung erwarten dass die Gedanken dann auch total abflachen und nur das unmittelbare wahrnehmen - und wir bekommen das in einem langen Satz erzaehlt wo er philosophisch darueber reflektiert was er so erlebt und wie entkraeftet er ist - das geht fuer mich nicht gut zusammen.

    Er spürte, wie seine Kräfte immer mehr schwanden. Lange würde er nicht mehr in der Lage sein, den Anhänger seiner Bestimmung zuzuführen.

    Das wuerde ich als einen Fall von 'show - don't tell' ansehen: Du erzaehlst uns dass seine Kraefte schwanden - aber wenn die Erzaehlstimme noch naeher an ihn rangehen wuerde koenntest Du uns das direkt zeigen, spueren lassen, mitleiden lassen.

    Aus dem wabernden Nebel lösten sich drei Gestalten, dunkle Schemen nur, die zwar nicht direkt auf ihn zu liefen, aber seinen Weg doch nahe genug kreuzten, um ihn bemerken zu müssen.

    Auch ein sehr komplizierter und analysierender Satz fuer jemanden der angeblich am Ende seiner Kraefte ist und jetzt einen Schreck bekommt weil Gestalten aus dem Nebel auftauchen - geht intensiver :)

    kündigte nur die Spitze eines Felsens, die den Waldboden zu durchbohren schien, von einer Veränderung der Landschaft. Im letzten Augenblich war es Rann damals gelungen, das Gleichgewicht zu bewahren, als er die zwei Meter hohe Felsnase erklomm, nur um feststellen zu müssen, das knapp dahinter das Gelände senkrecht abfiel.

    Hm, das kann ich mir ehrlich gesagt schwer vorstellen. Wenn der Waldboden ploetzlich senkrecht zu einem See abfaellt, dann sieht man das - das Unterholz ist weg, und vor allem die Baeume sind weg - da sieht man dann hellen Himmel hinter der letzten Reihe von Baeumen.

    Wir haben hier in der Gegend so eine Stelle (kattilavuori) - hier ein Still-image aus unserem Film (die Berge im Hintergrund und die drei Felsnasen sind special effects work, nur der Vordergrund existiert so) - ungefaehr auf der Haelfte der Hoehe und ein drittel von der rechten Seite kannst Du eine Felswand sehen die bis zum Seeufer hin abfaellt - von da aus in Richtung See sieht man aber sehr deutlich dass kein Wald dahinter ist.

    storm_crag.jpg

    (Ich kann den Blick von der Stelle bei Bedarf auch nochmal rauskramen, ist nur auf dem Computer auf dem ich Schnitt mache).

    Die Stelle ist jetzt auch kein Beinbruch, aber ich habe feine Antennen bei visuellen Details ;) - also bitte nicht falsch verstehen wenn ich zu einem Detail so viel schreibe :)

    Vielleicht sollte man Prologe erst schreiben, wenn eine Geschichte mal fertig ist...aber als ich damit anfing, wußte ich's eben noch nicht besser.

    Den Prolog am Ende zu schreiben wuerde ich generell empfehlen, ja.

    Ganz allgemein - stell' hier ins Forum vielleicht eher Texte rein hinter denen Du selber stehst - oder hinter denen Du nicht stehst aber ein klareres Bild bekommen willst warum die nicht funktionieren. Sonst ist das fuer den Leser ein bisschen eigenartig.

    Lieber Der Wanderer

    ich hab' mir jetzt mal die Chronik und den Prolog zu Gemuete gefuehrt, aber anders als bei Deiner Lovecraft-themed Geschichte ueberzeugt mich das bisher leider nicht (aber erstaunlich wie variabel Dein Schreibstil ist!)

    ich vermisse hier den persoenlichen Touch - das was Deine Geschichte besonders macht - in diesen Abschnitten. Ich erkenne viele Versatzstuecke aus der High Fantasy (das personifizierte Boese, der Hochkoenig der Menschen, Dummheit und der Zerfall des Reichs in Einzelteile, Verschwoerung, flucht zu den Elben, der Retter wird bei den Elben ausgebildet,...) - bei den meisten koennte man das sogar Themen bei Tolkien zuordnen. So eine Chronik waere eigentlich die Chance einen ersten Blick darauf zu geben wie Deine Welt sich von den vielen anderen die es in diesem Genre gibt unterscheidet.

    Es ist dann auch in einem nuechternen Chronik-Tonfall geschrieben der es mir schwer macht in die Geschichte einzutauchen - viele Namen und Ereignisse, aber es bleibt alles blass - wie ich mir das Koenigreich nun vorstelle, was fuer Bilder ich mir mache, das bleibt immer noch offen.

    Fuer einen Leser wie mich der viel auf die Stimmung einer Situation gibt und originelle Ideen zu schaetzen weiss ist das in der Kombination so leider recht zaeh zu lesen.:(

    Nachdem ich aber weiss dass Du Stimmung kannst werde ich mir nachher mal den eigentlichen Haupttext ansehen und schaun wie es da weiter geht.