Beiträge von Asni im Thema „Stereotypen – ein Bauplan für Charaktere“

    der missgönnende Neider, der eigentlich ein Gönner ist, aber nur falsch verstanden wird;

    Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Wobei... je nachdem. Wenn neiden meint, dass man das, was der andere hat, ausschließlich selbst haben möchte, dann funktioniert es nicht. Wenn neiden aber nur meint, dass der andere das auch gerne für sich hätte, es dem anderen aber auch gönnt, dann passt es.

    Interessant wird's wenn dieser jemand zur Überraschung der Leser plötzlich aus der Schublade springt und sich in eine gänzlich andere setzt.

    Da stimme ich dir zu, dass diese Überraschung auch spannend ist. Ich denke aber, dass Charaktere umso realistischer wirken, wenn sie eben nicht in Schubladen passen. Oder zumindest mit jedem Bein und jeder Hand in eine andere Schublade müssen. Das kommt natürlich auch darauf an, was genau eine Schublade enthalten soll. Für mich klingt Schublade auch immer so nach einem Funktionsplatz in einer Geschichte, etwa "dem Helden" oder "der Prinzessin, die gerettet werden muss". Wenn sich ein Charakter darauf reduzieren lässt, dass er eine bestimmte Funktion erfüllt, abgesehen davon aber nicht interessant ist, dann ist das vermutlich kein besonders interessanter Charakter. In so einem Fall würde es auch nicht so viel bringen, wenn dieser Charakter durch eine Wendung in der Story plötzlich in eine andere Rolle gesteckt wird. Oder es führt genau dazu, dass es doch ein spannender(er) Charakter wird. :hmm:

    So schön ich diese abstrakten Diskussionen finde und gerne mitdiskutiere, so wenig bringt mir das in letzter Zeit für das Schreiben. Aktuell denke ich immer mehr von Motiven aus, also welche Wünsche, Hoffnungen, Ziele, vielleicht auch Ängste und Zwänge sind der Anlass oder der Grund dafür, dass eine Charakter etwas tut. Und das nicht nur für die Hauptpersonen, sondern auch quasi für alle "Bewohner" einer Geschichte. Aber das hängt vielleicht auch davon ab, was man schreiben möchte oder auf was eine Geschichte fokussiert. Wenn es (wertungsfrei) eher "auf der Oberfläche" um den starken, kühnen, schönen Barbarenkämpfer geht, der allerlei actionreiche Abenteuer bestehen muss, dann ist es vielleicht nicht so wichtig, warum er das tut, anstatt zuhause am Ofen zu sitzen und ein gutes Buch zu lesen. Oder man findet leicht eine plausible Erklärung dafür ^^