Als dieser sich zu ihm umdrehte, fiel der lose sitzende Helm von seinem Kopf.
Helme können ja ganz unterschiedlich aussehen. An dem Satz ist jetzt nicht unbedingt was falsch, ich frage mich bloß: Bedecken die meisten Helme nicht fast den ganzen Kopf? Wie muss der Helm aussehen, dass er nur lose auf dem Kopf sitzt? Ich habe Schwierigkeiten, mir das vorzustellen.
Aus dem Wanken wurde ein Laufen. Aus dem anfänglichen dumpfen Grollen ein Kampfschrei.
Ich mag diese Sätze. Die sind gut.
Sie haben mich nur an den Nominalstil erinnert. Kennst du den Begriff? Wenn doch, ist eh egal, weil ich es versuchen werde zu erklären.
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Substantiv, maskulin [der]SPRACHWISSENSCHAFT
sprachlicher Stil, der durch eine [als unschön empfundene] Häufung von Substantiven [die von Verben abgeleitet sind] gekennzeichnet ist
Definitionen von Oxford Languages
Nominalstil passt zu wissenschaftlichen Texten und lässt sich dort nicht vermeiden. Aber in einer erzählten Geschichte nimmt das Szenen oft ihr Momentum, wirkt distanziert und nicht so nah am Geschehen. Kann man sicher auch gezielt einsetzen, wie eigentlich die meisten "Fehler" und so. Man sollte sich dem nur irgendwie bewusst sein. Ein Beispiel für Nominalstil vs. Verbalstil wäre, mal fix aus den Fingern gesaugt: "Sein kam zum Stehen." vs "Er blieb stehen." oder "Sein Laufen endete." vs "Er hörte auf, zu laufen." You get the idea.
Sich der gegnerischen Schneide zu entziehen war ein leichtes, doch folgte dem ersten Schlag des Gegners direkt der zweite.
Das wird hier durch "ein" substantiviert, muss also groß. "der zweite" ist aber klein okay, weil sich "zweite" auf den Schlag bezieht, der ja schon mit "dem ersten" beschrieben wurde.
Mit einer schnellen Drehung parrierte er den Angriff des Draugr, sodass sie sich mit ineinander verhakten Waffen gegenüberstanden.
Nur ein r
Tjelvar hatte die Geschwindigkeit der eher schwerfällig anmutenden Zwerge unterschätzt.
Drohend brüllte der Zwerg ihn an, wobei Tjelvar der üble Gestank des Todes ins Gesicht blies.
Das ist jetzt schon ein Detailarbeit. Ich finde, dass die drei beschreibenden Worte etwas schwer auf dem Satz lasten und ihn etwas schwerfällig machen. Ich glaube, am ehesten könnte man "eher" streichen. "Schwerfällig anmutend" impliziert mir schon, dass der Schein trügen könnte. Dann läuft der Satz gleich flüssiger mMn.
Schnell verlagerte Tjelvar sein Gewicht auf den Kopf seiner Axt.
Boa, ja, wieder Krümelkackerterretorium! Der Satz ist an sich in Ordnung. Ich ziehe nur statt dem markierten "sein" ein "das" vor. Schwierig zu begründen. Dass Tjelvar sein eigenes Gewicht verlagert, ist irgendwie klar, finde ich, und man vermeidet so diese Wortwiederholung (die aber eigentlich nicht wirklich tragisch ist. Ist also wirklich eine Kleinigkeit, die vielleicht auch keine große Bedeutung hat).
Die Waffe glitt an der des Zwerges entlang und traf ihn mit der Schneide ins Gesicht. Tjelvar stolperte an seinem Kontrahenten vorbei, welcher keinen Schmerz zu fühlen schien.
Das müsste gleich der Folgesatz sein. Ich finde, man merkt dem Text irgendwie an, dass man hier versucht, Wortwiederholungen von den Namen und den Waffen zu vermeiden. Ist ja immer ziemlich tricky in Kampfszenen, finde ich. Gerade, wenn man für beide Kämpfenden "er" verwenden würde. Ich finde das jetzt nicht so überdeutlich in diesem Post, aber so in kleinen Teilen ist es schon irgendwie da. Hab leider keine guten Tipps zur Hand, um das zu vermeiden.
Nachdem Tjelvar dem ersten Schlag auswich, war er schnell genug, um seine Waffe mit voller Wucht in die Schulter seines Gegners zu rammen.
Die Kampfszene hat so eine Tendenz, nicht ganz so zu knallen, wie es der Inhalt eigentlich tut. Dieser Satz beispielsweise ist relativ lang und verwinkelt genug, um nicht mehr so direkt und hart zu wirken. Normalerweise möchte man ja nicht, dass die eigenen Sätze wie aufgezählt wirken, wie in einem Schulaufsatz oder so. Aber in Kampfszenen ist so eine etwas abgehacktere Art oft sehr passend, finde ich. Ich kann es nicht gut erklären, aber ich würde für diesen Satz beispielsweise vorschlagen: "Tjelvar wich dem ersten Schlag aus - und war schnell genug, rammte seinem Gegner mit voller Wucht seine Axt in die Schulter."
Dieser Satz ist nun sehr "ich". Ich würde so schreiben, mit dem Gedankenstrich und so. Wenn der Satz mit "Nachdem" beginnt, bekomme ich irgendwie eine Ahnung von "Ah, da kommt noch etwas nach dem, was mir jetzt gesagt wird." Mir nimmt das immer das Gewicht von der Sache, die zuerst gesagt wird. Ein bisschen wie wenn in einer Kampfszene ein Satz mit "In letzter Sekunde" begonnen wird. Da ahnt man als Leser schon, dass, was auch immer passieren wird, am Ende doch nichts anrichtet, wenn du verstehst. Sowas könnte man auch mit einem Twist machen und diese Erwartung bewusst hintergehen - habe ich nur bisher noch nicht zu lesen bekommen.
Und dann habe ich mein Beispiel auf dem wichtigsten Punkt enden lassen. Sowas mag ich auch immer gerne. Comedians versuchen auch immer, ihre Pointen möglichst auf dem letzten Wort des Satzes zu haben, weil es da am besten knallt. Das ist im Deutschen tatsächlich ein bisschen schwieriger, als im Englischen, wie es scheint.
Hach, so eine lange Anmerkung. Ich hoffe, es interessiert dich xD
Als er sie wieder herausriss, kam ein Schwall schwarzen Blutes zum Vorschein, das stinkend und zäh den Arm hinab tropfte. Angewidert verzog Tjelvar das Gesicht. Doch anstatt vollends dem Ekel zu verfallen, führte er den nächsten Schlag aus.
So ein Satz (die der grün markierte) wirkt so banal, aber er ist so direkt und funktioniert so gut Und schwarzes Blut, lecker!
Der, den ich rot markiert habe, ist wieder eher das Gegenteil davon. Man könnte die erste Hälfte beispielsweise streichen (da steht drin, was NICHT passiert, was manchmal cool sein kann, hier aber mMn eher stört), und die beiden hinteren Sätze verbinden zu "Angewidert verzog Tjelvar das Gesicht und führte den nächsten Schlag aus."
Lange Sätze sind nicht automatisch nicht direkt. Ein langer Satz, der Hauptsätze aneinanderreiht, kann sogar ein ziemlich böses Tempo vorgeben. Es wird eher schwierig und langsam, wenn die Sätze verwinkelt werden, Haken schlagen oder zu viele Adjektive und Adverbien enthalten. Ist jedenfalls meine Erfahrung. Nebensätze sind eher der Feind.
Der Zwerg wusste zwar erneut zu parieren, aber brach ihm diesmal der Schaft seiner alten Axt entzwei.
Hier irgendwie auch. "Der Zwerg parierte" klingt banal, ist aber direkter und näher am Geschehen als "Der Zwerg wusste zu parieren". Ersteres sagt einfach, wie es ist, und Letzteres könnte jemand mit gehobener Sprache und Monokel bei einem Gläschen Wein erzählen, wenn du verstehst.
Ich will wenigstens einen Vorschlag dalassen: "Der Zwerg parierte, aber diesmal brach der Schaft seiner alten Axt."
Irgendwie so. Die genaue Färbung und Geschmacksrichtung liegt natürlich bei dir.
Ohne zu zögern, versenkte Tjelvar seine Waffe in den Brustkorb des Draugr und atmete erleichtert auf, als dieser zu Boden ging.
Yo, das Komma kann weg, denke ich. Und die Zombies hast du ja bisher "Draugar" geschrieben, wenn ich mich nicht irre.
Mit einer unnatürlichen Bewegung richtete sich der vermeintlich geschlagene Gegner wieder auf.
„Aber ich ...“ Tjelvar packte seine Axt fester und biss die Zähne zusammen.
Bei Nords Bart ... Wie ist das möglich?
Ja, fuck xD
„Und wenn ich dich in kleine Stücke hacken muss!“
War auch meine erste Idee. Die zweite wäre Feuer.
Gerade als Tjelvar brüllend über seinen Gegner herfallen wollte, kam aus Smilias Hütte eine Axt geflogen, die dem Zwerg den Schädel spaltete.
Hier finde ich die Einschränkung am Anfang des Satzes (Gerade ...) irgendwie toll. Es hängt ja gerade nicht direkt das Leben einer wichtigen Figur an diesem Satz, also vielleicht deswegen? Ich mag auch, wie der Satz darauf endet, dass der Schädel gespalten wird. Guter Wurf!
Mit seiner Waffe wies er in Richtung des Hauses und im Inneren konnte Tjelvar neben der Verwüstung den kopflosen Körper eines Zwerges ausmachen.
Boa, keine Ahnung, warum ich das hier markiert habe!
Der Mann, der dies bewerkstelligt hatte, musste der gleiche sein, der nun vor ihm stand.
Der Satz ist irgendwie ... braucht es den wirklich? Ich meine, der Typ sagt, dass man ihnen den Kopf abtrennen muss und meint, das habe beim anderen auch geklappt. Irgendwie würde man ja instinktiv davon ausgehen, dass der das auch beim ersten Mal gemacht hat. Theoretisch ist es richtig, dass man diese Information nicht hat - es hätte auch jemand anderes gewesen sein können und Knut war nur dabei. Aber würde Tjalvar das in diesem Moment durch den Kopf gehen, dass nun dieser Satz dort stehen sollte? Ich weiß nicht. Egal wie ich es drehe, er wirkt überflüssig.
Er blutete an vielen Stellen. Seine Arme sowie Beine waren mit dem roten Lebenssaft bedeckt.
Okay, das liest sich für mich bloß etwas verkrampft. So als wollte man unbedingt die Wortwiederholung mit dem Blut vermeiden. Aber "roter Lebenssaft" ist schon so exotisch, dass es deutlich hervorsticht. Mein Impuls, als ich das las war "Was für ein Zeug? ... achso!", und das muss einfach nicht sein, finde ich. Was wäre eine Alternative?
Idee: "Er blutete an vielen Stellen. Seine Arme sowie Beine waren rot bedeckt."
Fände ich ganz elegant.
„Die Kinder Nords lassen sich nicht unterkriegen und kämpfen bis in den Tod“, brüllte er so laut, wie es seine Kräfte zuließen.
Joa, wenn es gebrüllt wird, dann auch gerne mit Ausrufezeichen. Sonst nimmt dem das irgendwie die Schärfe.
Wie konnte Knut der Meinung sein, dass es sich nur um zwei Draugar handelte. Doch die folgenden Worte Knuts schlugen ein wie der Blitz.
„Oder hörst du noch irgendwo das Schreien dieser verdammten Zwerge?“
Schöne Stelle. Man bekommt hier die Ahnung, dass etwas ganz falsch läuft, man hat aber noch nicht ganz kapiert, was es ist und denkt sich "Jetzt kommt's, jetzt kommt's!"
Mehr als ein Dutzend Krieger kämpften hier gegen eine Überzahl an Draugar und zu ihm drang nichts. Das Klirren der Waffen und Rüstungen blieb aus. Die Schmerzens- und Todesschreie verstummten, noch bevor sie ihn erreichten.
Die Stille. Well played.
„Bei Nords Barte“, hörte er hinter sich Knuts Vater fluchen. „Welch fauler Zauber! Kommt, wir müssen unseren Kameraden helfen!“ Mit erhobenem Schwert stürmte der Einarmige voran, gefolgt von seinem Sohn.
Wortwahl in Ton wirken manchmal noch etwas heterogen in dieser Geschichte, aber ich denke, das wirst du mit der Zeit einfach hinbekommen. Diese Worte von Knuts Vater hätten beispielsweise auch in Der Herr Ringe stehen können. Unterhaltungen zwischen den Jugendlichen wirkten dagegen manchmal irgendwie modern und nicht altertümlich. Das passt noch nicht ganz zusammen.
Stattdessen schlug er wie ein kleines Kind um sich und versuchte, sich loszureißen.
Da kommt für mich die von dir erwähnte Verzweiflung von AoT durch.
Auch wenn er ihn in diesem Moment verabscheute, so verstand er, dass er nicht mehr dazu fähig war, zu kämpfen. Das Antlitz des Todes hatte ihm den Mut gestohlen.
Schöne Schlusssätze für diesen Post.
xD Vielleicht in einem Spin Off
Aber das dieses Gefühl da ist, heißt ja schon mal dass ich mit den Chars irgendwas richtig gemacht habe xD
Ich bin nicht sicher. Eigentlich habe ich das gesagt, weil ich mir eben solche Szenen zum Bonding wünsche, weißt du? Eren und Armin hatten Beispielsweise auch ihre Szene mit dem Lexikon, oder wie Eren und Mikasa Armin vor Rüpeln gerettet haben. Solche Sachen, die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Freundschaft darstellen sind es, die dafür sorgen, dass ich als Leser mich um die Figuren sorge. Vielleicht kannst du sowas mal sinnvoll als Rückblende bringen, wurde im Manga von AoT auch so gemacht, wenn ich mich richtig erinnere. Wenn man gleich mit der Katastrophe beginnt, was ja ein kluger Schachzug ist, dann muss man eventuell sowas nachliefern, in welcher Form auch immer. Das kann natürlich auch über Dialoge passieren ("Weißt du noch damals, als du ...?" "Ja, haha! Großer Nord, du hast du so in die Hosen gemacht!" "Stimmt. Und ich hab dir dafür die Fresse poliert!"). Gibt viele Möglichkeiten.
Ich weiß was du meinst. Muss aber zugeben, dass das meine Fähigkeiten momentan übersteigt. Also am Ende werde ich sowas bestimmt richtig biegen können. Aber ich bin ein eher langsamer Schreiber. Also ich meine das Tempo, WENN ich denn mal schreibe. MIch zum schreiben zu bekommen ist nicht das Problem. Wenn ich jetzt an solchen Sachen wie das Adrenalin hängen würde, und mir dafür noch andere Sachen überlegen müsste, würde das NOCH länger dauern. Ich verstehe was du meinst und denke das Problem, dass du ansprichst auch zu sehen, aber das ist momentan nicht im Rahmen meiner Möglichkeiten, wenn ich hier in angemessener Geschwindigkeit was posten will^^; Und um langsamer zutreten brennt mir der Stoff der Geshcichte zu sehr in den FIngern. Mich ärgert es auch gerade imens, dass mich das Semester zur Pause zwingt ^^;
Also dieser ganze Perspektivenkram ist so meine Schwäche, die ich aber irgendwann bekämpfen werde. Versprochen!
Ja, Erzählperspektiven haben mich anfangs auch total abgefuckt. Mein Kopf hat immer wieder geraucht, wenn mal etwas angeblich nicht gepasst hat, und ich nicht kapiert habe, warum. Da hilft eigentlich nur Lesen und über die verwendeten Perspektiven und Erzählsituationen nachdenken. Dann kriegt man das mit der Zeit auch hin. Aber es ist richtig, dass man sich immer nur ein paar Baustellen gleichzeitig konzentrieren kann. Also alles zu seiner Zeit.