Beiträge von Novize im Thema „AFG001 [Arbeitstitel]“

    Hi AFG,

    ich hatte mir seit einiger Zeit mal vorgenommen hier rein zu lesen und bin jetzt bis Kapitel 8 gekommen. Bisher hat das Lesen Spaß gemacht, was nicht zuletzt an der Art von Humor liegt, die in der Erzählung mitschwingt. Ich habe die Kommentare bisher grob überflogen, würde aber um Nachsicht bitten, falls ich die ein oder andere Frage doppelt stelle. Ich konzentriere mich bei den Kommentaren mal auf das Inhaltliche. Hier geht's los:

    Anmerkungen

    Bei science fiction ist es ja immer schwierig zu überlegen, wo man die science enden und die fiction beginnen lässt. Bei manchen Geschichten passiert das recht früh - die Technologien sind dann eher Black Boxes, was aber OK sein kann, wenn es weniger um die Technik an sich sondern ihre Auswirkungen auf Gesellschaft o.ä. geht. Andere Autoren lesen sich richtig tief ein und wollen damit zum einen die Relevanz des Themas hervorheben (sowas könnte wirklich passieren) und das ganze natürlich auch realistischer wirken lassen. Das geht aber natürlich nur begrenzt. Die Experten auf dem Thema werden immer mit den Augen rollen, weil sie die Limitierung ihrer Technologien genau kennen. Da wäre oft wenig Spielraum für wirklich spannende fiction. Es macht also m.E. wenig Sinn bei so einer Geschichte zu versuchen, einen Experten glücklich zu machen. Trotzdem ist es schön, wenn man als Leser noch das ein oder andere auf der science-Ebene lernt, bevor es in die fiction geht. In dieser Geschichte scheint schon so ein Ansatz verfolgt zu werden, bei dem wir ein wenig in die science Welt eintauchen, bevor es mit der fiction losgeht.

    Was mich vor diesem Hintergrund etwas gewundert hat:

    (Wer keine Ahnung hat, was CHRISPR-Cas9 ist sollte sich darüber informieren. Ich werde es wohl sehr häufig in dieser Geschichte verwenden und abgesehen davon ist es wohl eine der Größten Errungenschaften der Genetik.)

    Es kommt jetzt ein bisschen drauf an, welche Lesergruppe du mit dem Text ansprechen willst, aber generell hätte ich erwartet, dass ein rudimentärer Teil dieses "Informierens" innerhalb der Geschichte passiert - so viel halt, dass man ihr auch ohne weitreichende Biologiekenntnisse folgen kann. Dafür gibt es ja in den meisten Geschichten entsprechende Parts in denen z.B. der Forscher irgendeinem Noob erklären muss, was er eigentlich so macht. Wenn man hingegen für eine Lesergruppe schreibt, die auf dem Gebiet besonders bewandert ist, wird man tendenziell wieder die Gefahr erhöhen, rollende Augen zu erzeugen.

    Ein für mich zentraler Part für die Abgrenzung sciene zu fiction und auch für die Motivation des Protagonisten war fand ich Kapitel 4. Ich habe persönlich keine Ahnung von Genetik. Die Fragen, die bei mir aufgekommen sind können also genau so gut aus meinem Unwissen entstehen, ich stelle sie trotzdem mal:

    Das Problem, welches wir mit CRISPR-cas9 haben, ist, dass wir unser Erbgut damit zwar manipulieren können, dies aber zu keinen langanhaltend oder stabilen Ergebniss führt.

    Was genau ist damit gemeint? Gibt es nicht CRISPR Erbgut-Manipulationen (z.B. bei Pflanzen und Tieren), die sehr stabil sind?

    Vor einigen Jahren hat eine Studie ergeben, dass Tintenfische in der Lage sind, ihren genetischen Code mit Hilfe eines Proteins zu manipulieren und zu stabilisieren, was der Grund für seine Verbreitung und Anpassungsfähigkeit ist.

    Da das Problem der DNA-Destabilisierung bei Tintenfischen jedoch nicht auftreten kann, sind sie, soweit die Theorie, die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten, welche problemlos "umdesigned" werden können.

    So wie ich das verstanden habe, können die Tintenfische doch nur ihre RNA manipulieren, oder? Die Frage wäre jetzt: wie können sie dadurch ihre DNA stabilisieren? Ich würde jetzt mal vermuten (aber nicht wissen), wenn ich ihre DNA verhunze, hilft dem Tintenfisch seine Fähigkeit zur RNA-Manipulation auch nicht weiter.

    Größere und komplexere Lebewesen werden devinitiv Ende zweitausendeinhundertfünfzig ausgestorben sein. Von Beginn dieses Jahrhunderts bis zu dessen Ende wird sich die Erde um mindestens sechs Grad erwärmt haben.

    Tja, sollte sich meine These bewahrheiten und unser kleiner Freund nach seiner Behandlung weiterhin fit sein, kann ich mit seinen zuvor entnommenen Proteinen jedes Lebewesen ..., nun ja, verbessern.

    Hier scheint ja die zentrale Stelle für die Definition des Gefahrenszenarios und der daraus abgeleiteten Motivation des Forschers zu sein. Das habe ich noch nicht ganz verstanden. Zunächst: ist mit dem Aussterben beim 6 Grad Szenario auch der Mensch inkludiert? Und soll die Genmanipulation darauf hin arbeiten, ihn besser an die Hitze anzupassen? Ohne, dass ich mal was genaueres über ein 6 Grad Szenario gelesen hätte, wäre meine Vermutung, dass auch hier die Menschheit nicht ausstirbt, sondern sich sicher drastisch reduziert und sich immer weiter auf die Gebiete um die Polkappen zurückzieht. Für die Menschen in den heißeren Gebieten wäre die Voraussetzung für das Überleben (neben ihrer eigenen Anpassung), dass dort weiter Tier und Pflanzenarten existieren. Ich vermute also, das Problem, das zuerst gelöst werden müsste ist, dass diese Tier- und Pflanzenarten an die Hitze angepasst werden (also die tendenziell weniger komplexen Lebewesen) - da könnte dann nämlich tatsächlich einiges ausgestorben sein. Vielleicht kann man hier noch etwas genauer ausführen, wie sich der Protagonist vorstellt, die Welt zu retten. Das sind aber eher Details und an sich finde ich die Idee schon gut.

    Was ich aber auch nicht so genau verstanden habe ist, was das jetzt für Proteine sind, die vom Tintenfisch entnommen werden sollen. Geht es um diejenigen, die seine RNA manipulieren können (und schon immer da waren)? Müsste nicht vielmehr die Erbgutinformation zur Erstellung und zum "Betrieb" dieser Proteine entschlüsselt und übertragen werden? Ganz platt: das Protein selbst würde ja vmtl. beim Menschen in einer Zelle nicht viel hilfreiches machen, wenn es auf menschliche DNA trifft.

    Jetzt noch zu den späteren Kapiteln:

    Er schien das neue Objekt als ungefährlich einzustufen oder er begann den Fisch zu riechen.

    Können Tintenfische (im Gegensatz zu vielen anderen Meerestieren) nicht nur über ihre Arme riechen und schmecken? Falls ja müsste er den Fisch ja erstmal anfassen ...

    Sicherheitshalber hatte er sich die Gen-bestantteile nicht aufgeschrieben, sondern gemerkt. So würde niemand sein Experiment kopieren können.

    Ist es realistisch, dass man eine so komplexe Formel im Kopf hat? Immerhin wird da ja einiges am Tintenfisch (Nervenzellen, Verdauungssystem) verändert.

    Im hinteren Teil angekommen, stellte er fest, dass der Deckel des Tintenfischbeckens kaputt war. Irgendwie musste der Achtarmige diesen zerbrochen haben.

    Wie auch immer der Oktopus die Verriegelung entsperrt hatte, auf eine verlässliche Sicherung seiner Sachen konnte Angelo nun wohl nicht mehr hoffen.

    Also ich vermute die Geschichte (und ihr Humor) lebt ein bisschen davon, dass der Tintenfisch ausbricht und jede Menge Bullshit verzapft. Aber es scheint schon etwas seltsam, dass der Protagonist das so schulterzuckend hinnimmt. Wenn ich so ein Labor hätte und ein (scheinbar intelligent gewordenes) Lebewesen bricht aus und knackt Schlösser, dann würde ich mir EINIGE Gedanken machen, welche Gefahren davon ausgehen können. Ich denke die Sensibilisierung dafür müsste Angelo aus seiner Arbeit auch mitbringen. Mindestens würde ich dafür sorgen, dass der Tintenfisch in seiner Box sicher eingesperrt ist. Das heißt nicht , dass er den Tintenfisch später doch wieder frei lässt, z.B. weil sich eine Art Beziehung zwischen ihnen entwickelt hat, aber so wie es sich hier darstellt, finde ich es etwas schwer nachzuvollziehen.

    So, ich hoffe, die Kommentare bringen dich weiter. Ansonsten viel Erfolg bei den Abi-Vorbereitungen!