Beiträge von Kirisha im Thema „Dark Prince - Verhängnisvolle Liebe“

    Kommt drauf an, was du unter dunkel verstehst. Wenn er zum Beispiel als Psychopath dargestellt werden würde, nehm ich ihm nicht ab, dass er fähig ist sich zu verlieben.

    Er arbeitet für die dunkle Seite und glaubt dass es das Richtige ist zu tun. (Ich werde es auch genau erklären was seine Logik dahinter ist und die Logik der Welt allgemein). Sie opfern Menschen und haben die Natur mit einem Vulkan zerstört (weil das die Macht der Dunkelgöttin begründet).


    Das andere Ding ist: Was bringt sie mit, um mit ihm etwas mehr auf Augenhöhe zu sein? Sogesehen ist sie ihm ja einfach ausgeliefert, wenn der Kern so bleibt wie im Klappentext beschrieben. Er entführt sie da, um sie seiner Göttin zu opfern.

    Genau ... das war ja auch eins der Probleme der alten Version dass die Prinzessin als Charakter zu blass war. Der Grundgedanke ist aber dass sie als zurückhaltende Prinzessin beginnt jedoch bereits am Anfang eine Anhängerin der Widerstandsbewegung ist die das bestehende System stürzen und die frühere Lichtgöttin wieder an die Macht bringen will. Anfangs wagt sie noch nichts (aufgrund der enormen Repressalien) und glaubt zu schwach zu sein. Jedoch entdeckt sie im Lauf der Handlung Lichtkräfte und soll eine Führerin des Widerstands werden. Das macht sie zu Ravens Todfeindin und umgekehrt. Darin sehe ich einen schönen Konflikt. Ich hatte das im Klappentext nur indirekt formuliert. Vielleicht sollte ich es noch deutlicher machen.

    Das andere Ding ist und ich hoffe, das klingt nicht zu harsch, aber ich würde "Dark Prince - Verhängnisvolle Liebe" nicht anhand des Titels im Buchladen oder auf Goodreads genauer ansehen,

    Ich nehme die Liebe auch aus dem Titel raus. Das wird zu der neuen Version auch nicht mehr richtig passen und dann nur die Leute frustrieren.

    Nur wenn du Raven jetzt wirklich Dark machen würdest, dann wäre der Romantasy Anteil kaum mehr nachzuvollziehen. Warum sollte sich die Prinzessin in Darth Vader verlieben?

    Oh ich will ganz sicher keinen Darth Vader aus ihm machen (Wenn du bedenkst dass Darth Vader vorher Anakin war ... wärs auch nicht unmöglich. Aber ich habe einen anderen Plan). Vielleicht habe ich das mit dem "dark" auch nicht richtig ausgedrückt. Ich meine du konntest ja den "Umschwung" zum romantischen Teil auch nicht nachvollziehen und das haben jetzt noch mehrere Leute auch so gesehen. Darum werde ich den Teil ändern. Ich dachte zuerst es reicht wenn ich die Romantik zunächst rausnehme und alles langsamer angehen lasse. Das würde aber so nicht reichen weil ich den Charakter vorher schon nicht gut angelegt hatte. Du fandest ihn ja auch ziemlich "arschig". Das will ich besser machen. Ich werde jetzt fast alles an dem Charakter ändern - also die Einstellung zu Frauen zu seiner Truppe und zu seinem Bruder zu seiner Ex-Freundin zu der Göttin zum König und seine Vorgeschichte wird auch anders. Ich hoffe dass man dann gut nachvollziehen kann warum er dem König dient und das noch für richtig hält.

    Das kenne ich. :D Also momentan weniger wegen den Charakteren, mehr wegen der Struktur der Story, aber leider kommt man nicht drumrum, dass man mit der ersten Version einer Story sofort fertig und diese "perfekt" so ist, wie du sie haben wolltest. Versteh dich da vollkommen.

    Tja. Es ist ja inzwischen schon die vierte Version. (Es gab zuerst eine Rohversion. Dann die zweite und die dritte Version hier im Forum. Und jetzt schreibe ich also die vierte ... und hoffe es klappt jetzt).

    Meine Gedanke dazu: Wenn du den Dark Prince so richtig dark werden lässt / lassen möchtest, wieso sollte sich so jemand in die Prinzessin verlieben?

    Die Frage höre ich nicht zum ersten Mal. Mache ich irgendwas falsch? Es gibt hunderte Bücher über dunkle Typen die sich verlieben. Dunkel heißt doch nicht automatisch gefühllos? An der Frage ist ja letztlich Version drei gescheitert. Da kam das Gefühl zu abrupt und nicht vorbereitet. Darum kamen die Leser nicht damit zurecht. Bei der neuen Version will ich versuchen es glaubhaft hinzubekommen. Das soll daher eine sehr langsame Version werden wo das Gefühl lange Zeit nur im Hintergrund bleibt. (Hoffentlich bekomme ich das auch hin.). Ich denke es ist da sehr wichtig wie ich den Charakter aufbaue. Dass er die ganze Zeit konsistent bleibt.

    Bei einem Zwei- oder Mehrteiler finde ich es absolut okay, wenn sie sich erst später treffen und du vorher ellenlange Vorgeschichten schreibst. xD dachte auch erst, das sollte so nicht, aber ich finde, wir sollten uns alle abgewöhnen in so starre Genrekonventionen zu denken.

    Ich sehe ja manchmal die Vorteile davon ein. Aber es ist vielleicht auch mal nett es anders als die anderen zu machen.

    Unbekannte, veröffentlichte Bücher haben meistens wenig Marketing und Rückhalt von ihrem Publisher, soviel ich von veröffentlichten Autoren gehört habe.

    Ich habe ja meine erste Reihe anfangs beim Carlsen Verlag ("Dark Diamonds") veröffentlicht. Die hatten eine Verlagsvorschau wo jeweils alle neuen Titel aufgelistet waren. Das war´s an Werbung. Aber die Vorschauen haben sehr viele Leute gesehen und insofern war das eine sehr gute Werbung. Für ihre Bestseller haben sie natürlich noch extra Werbung gemacht aber nicht für die anderen. Jetzt bin ich ja bei Weltenbaum. Die machen gar keine Werbung außerhalb ihrer Social Media Kanäle und die Kanäle sind nicht sehr bekannt. Daher ist der Werbeeffekt bei dem Kleinverlag ... sagen wir mal bescheiden. Neuerdings gehen sie nun auf Messen. Aber da der Verlag noch so unbekannt ist und auch den Fehler macht dass er alle Genres aufnimmt und sich deshalb nicht profiliert sehe ich da bisher auch keinen Effekt. Ich würde momentan nie wieder zu einem Kleinverlag gehen. Denn als Selfpublisher hast du viel bessere Möglichkeiten für die Werbung als wenn du an einen Verlag gebunden bist der keine Sichtbarkeit hat.

    Also ich hab vor das Buch demnächst mal / an den nächsten Wochenenenden zu lesen (meine PTR ist lang, aber ich hol es mal in meinem Kindle xD) und finde sowohl Cover und Klappentext gut.

    Oh danke schön:love:. Das ist so lieb von dir! Ich muss dich aber warnen. Der Verlag hat es vollmundig als Trilogie angekündigt. Jedoch ist das eine Lüge. Es endet nun mit dem dritten Band und genau an der Stelle wo die eigentliche Haupthandlung erst losgehen sollte. Hintergrund ist: Ich kann keine kurzen Manuskripte schreiben. Meine Bände sind immer um die 700 Seiten lang (Ist beim Dark Prince auch wieder so) und werden dann von den Verlagen geteilt. Deshalb ist also Band 1 und 2 eine abgeschlossene Handlung und es wäre auch Band 3 und 4. Wobei wie gesagt Band 4 nicht mehr erscheint. :cursing: Ich bin gerade am Überlegen ob ich die Verlagschefin frage ob ich Band 4 als Selfpublisherin herausgeben darf damit ich mit der "Trilogie" nicht wie eine Idiotin dastehe. (Sie hat mir natürlich bei unserem Kennenlerngespräch versprochen dass alle geplanten Bände erscheinen UND sogar dass sie alle in kurzen Abständen erscheinen sollen. (ha ha. Nie etwas glauben was man mündlich versprochen hat).

    Bleibt denn das Grundgerüst des Plots, also zumindest die grundlegende Idee, bestehen und die Charakterzüge deiner Protagonisten?

    Das Grundgerüst des Plots bleibt bestehen. Aber die Charaktere funktionieren so wie sie bisher sind noch nicht richtig um das Gerüst auch so zu erfüllen wie ich wollte. Daher werde ich da noch justieren. (Der Dark Prince ist noch nicht richtig "dark" und die Prinzessin kommt als Charakter noch nicht gut genug heraus. ich glaube aber dass ich da jetzt schon auf einer guten Spur bin).

    dass du eigentlich nur ausgedachte Fantasynamen wählst, aber dein MMC heißt Raven. Das sticht natürlich heraus. Sein Name, zusammen mit dem Titel und der geplanten Charakterkonstellation, ist dann ehrlich schon etwas klischeehaft, vor allem da er ein düsterer Typ sein soll. Obwohl ich mit Raben persönlich so gar nichts Düsteres verbinde

    Das haben schon andere bemängelt. Der Witz ist dass ich nicht den englischen Namen meine (und auch keinen Raben assoziiere) sondern ihn deutsch ausspreche. Aber jeder liest den englischen Namen heraus. Daher werde ich den Namen vermutlich ändern.

    Vor allem, da du überwiegend Romantasy zu schreiben scheinst, kommt die Spannung auch sehr stark von der Charakterdynamik deiner Hauptcharaktere

    Du hast recht.

    Damit bei Romantasy eine Spannung aus der Dynamik der Hauptcharaktere entstehen kann müssen sie sich treffen oder man muss ein Treffen zumindest erahnen. ich habe jedoch immer die Tendenz ellenlange Vorgeschichten zu schreiben. Beim Meermädchen ist das ganz ausgeufert. Und ich denke ich habe da zu weit am Romantasy-Thema vorbeigeschrieben und mehr andere Themen in den Vordergrund gestellt. Jedenfalls habe ich mit der Geschichte beim Publikum kaum Interesse geweckt. (Der "Witz" ist: Niemand kauft das Buch. Aber die Blogger denen ich es schenke mögen es. Daher stimmt wohl irgendwas nicht mit der Art wie ich es anbiete (Cover/Klappentext).

    Ich hoffe aber dass es beim Dark Prince auch mit einer längeren Vorgeschichte für beide Charaktere funktionieren wird und dass die sogar dazu beiträgt die Spannung zu erhöhen.

    Die Idee mit Hilfe eines magischen Vulkanes zu knechten ist originell und mir so noch nicht untergekommen. Allein um zu wissen wie es funktioniert würde ich hineinlesen. Eine hingebungsvolle Liebesgeschichte kann das ganze untermalen. Das der Hauptprotagonist einen inneren Konflikt austrägt macht es spannend :D Allerdings erscheint es mir kompliziert sein Handeln gegen die Sehnsucht auszubauen.

    Das freut mich, dass es dich interessiert. Ich überarbeite gerade das gesamte Manuskript. Daher sind die Texte hier im Forum nicht mehr aktuell. Die neue Version wird sich ziemlich stark davon unterscheiden. Im Augenblick bastele ich noch sehr viel hin und her und ändere immer wieder Abschnitte. Darum macht es nicht so viel Sinn, hier schon die neue Version zu posten, denn ich bin noch im Experimentierstadium. Aber ich hoffe, dass ich in naher Zukunft den neuen Anfang hier hochladen kann. Dann würde ich mich sehr freuen wenn du hineinlesen möchtest.

    Ich bin unter anderem dabei, die Vorgeschichte des Protagonisten zu ändern. Also die Geschichte, die geschah, bevor die eigentliche Geschichte beginnt. Der Witz ist - je nachdem, was ich an der Vorgeschichte ändere, bekommt die gesamte Hauptgeschichte einen anderen Drall. Das macht mich im Moment ganz verrückt. Daher bin ich jetzt erstmal dabei, die Vorgeschichte breit auszuformulieren, damit sie mir wirklich und ganz klar ist und nachher nicht wieder irgendein Detail nicht sitzen will, das mich dann in der Hauptgeschichte ins Schleudern bringt.

    Erst Mal vielen lieben Dank euch beiden für eure netten Kommentare.

    Voluptuous Mayday

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    Erstmal zum neuen Kapitel 1: Die neue Version gefällt mir persönlich wesentlich besser. Ich finde Cheneela darin irgendwie symathischer und das Verhältnis zu ihrer Zofe kommt mir auch angenehmer vor. Jedenfalls kommt bei mir nicht mehr diese "Teenagerzickerei" an. Nett fand ich auch, dass das morgentliche Musizieren mit ihrer Mutter erwähnt wird, das gibt einen Einblick in den Alltag von Cheneela.

    Danke dir, darüber freue ich mich sehr.

    Anstatt der *** würde ich eine Leerzeile setzen.

    Ja, stimmt. Das werde ich so machen.

    Ich muss gestehen, bei dem Angriff von Raven auf die Stadt nicht mehr mitgekommen zu sein :sack: Also ja, so ein Angriff ist sehr chaotisch aber irgendwie kann mein Hirn nicht verarbeiten, was Raven so anstellt. Ich denke das liegt auch daran, dass die Geschichte erst am Anfang ist und man eigentlich noch gar nicht so richtig weiß, was Raven kann, wie er tickt und alles.

    Ja, ich habe das Gefühl, das ist wohl vielen so gegangen. Eigentlich wollte ich ihn in dem Kapitel vorstellen, aber es funktioniert irgendwie gar nicht und er kommt auch nicht so rüber wie ich gerne wollte.

    Rainbow

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    Den Ratschlag habe ich jetzt nicht so ganz verstanden. Was soll es ihr bringen, den Schwertmeister danach zu fragen, wie man ein Schwert hält? Das würde bedeuten, die Zofe rät ihr gerade, sich mit dem Thema Schwertkampf intensiver zu beschäftigen?

    Du hast absolut recht.

    Im Moment sieht es so aus, dass ich den Eindruck habe, das Anfangskapitel über Raven funktioniert überhaupt nicht und erreicht auch nicht die Zwecke, die es soll. Ich muss das irgendwie ganz anders machen. Ich habe mir jetzt überlegt, das Kapitel ganz zu streichen und direkt bei seiner Rückkehr in die Vulkanstadt zu beginnen. Das habe ich ja schon geschrieben, das Problem ist jetzt nur, dass ich sein Gefühlsleben nicht voreinander bekomme. Dadurch, dass dieses Kapitel, das ich streiche (aber das trotzdem passiert), sich geändert hat, stimmen die Voraussetzungen nicht mehr und ich muss es neu zusammenpuzzeln. Das klappt bis jetzt einfach nicht. Ich muss mir da mehr Gedanken machen und vermutlich die ganze Vorgeschichte nochmal durchgehen.

    Ich überlege außerdem, nicht mit Cheneela anzufangen sondern mit Raven. Nur den Einstieg bekomme ich einfach nicht auf die Reihe. Mein altes Konzept funktioniert jetzt irgendwie nicht mehr, ich muss das justieren. Weiß noch nicht richtig wie.

    Auch was Cheneela betrifft, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob mein Konzept so bleiben kann oder ich das nicht noch mehr ausarbeiten muss.

    Also, es tut mir leid, aber momentan kann ich hier einfach nicht weitermachen, weil ich erstmal einen gescheiten neuen Anfang finden muss. Darum habe ich die Geschichte auf pausiert gesetzt. Ich hoffe, ihr habt so viel Geduld, mir etwas Zeit zu geben. Ich werde nicht aufgeben, denn diese Geschichte liegt mir sehr am Herzen und da habe ich auch schon wahnsinnig viel geschrieben, (über 1000 Seiten, ich zähl lieber nicht nach ...) das muss ich also hinbiegen können, ist nur eine Zeitfrage.

    Danke!

    Also ihr Lieben. Erstmal vielen Dank an Rainbow , Thorsten und Etiam , dass ihr immer noch dabei seid und euch mit diesem Anfang abquält, der mir irgendwie nicht von der Hand gehen will.

    Antwortbox


    Ich glaube was mich da nicht anspricht ist, dass die Gespraechspartner eher wie Stichwortgeber wirken die eben die Aufhaenger fuer die Info (ueber den Koenig, den Rebellenfuehrer etc.) in Cheneela's Gedanken geben muessen. Die Notwendigkeit diese ganze Info rueberzubringen schadet aber der Szene und laesst sie weniger lebendig wirken - mehr wie einen Dialog aus einer Soap.

    Das sehe ich ein. Das Problem ist eben, dass die Story ziemlich viel Hintergrund hat - es ist der Auftakt zu einer großen Geschichte, zu der ich schon 6 Bände geschrieben habe (Problem ist halt, dass ich nur lauter solche Texte in der Schublade habe, die ellenlang sind und zu denen ich schon extrem viel geschrieben habe). Und irgendwann muss ich den Hintergrund ja bringen, sollte nicht erst auf Seite 100 passieren.

    Aber vermutlich bringe ich zuviel Hintergrund und zu wenig von der eigentlichen Story. Eigentlich muss man ja erstmal die Charaktere kennenlernen, bevor man Lust hat, sich mit Hintergrund zu befassen.


    Ein bisschen seltsam fand ich ihr Verhalten aber irgendwie trotzdem. Es passt für mich nicht so ganz zu meiner Vorstellung von dem, wie jemand sein müsste, der als Fürstentochter aufgewachsen ist. Da hätte ich vielleicht etwas mehr Diplomatie erwartet...so, wie du sie hier darstellst, erweckt es den Anschein, als stelle sie ihre eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten über alles andere

    Im Prinzip ist das so ähnlich wie das, was Thorsten angesprochen hat. Der Charakter stimmt so nicht und spricht den Leser auch nicht an. Da muss ich was ändern.

    Was ich aber etwas komisch fand war, das nach Explosion und Alarmglocken die Veranstaltung da ganz nirmal weitergeführt wurde. Ich hatte am Anfang gedacht es wäre alles hektisch und der Braut wurde jetzt schnell der Ring über den Finger gestülpt, damit der "Vertrag" zwischen den beiden Familien schnell gültig ist. Aber davon war dann nichts zu lesen. Es schien normal weiter seinen Gang zu gehen. Das würde ich ändern.

    Ja, das haben einige angemerkt. Das ändere ich auf jeden Fall.

    Diese Szene mit dem Vater umzuschreiben, würde glaube ich das Problem nicht lösen. Ich denke, ich muss die Prinzessin insgesamt anders einführen, weniger egoistisch und weniger naiv. Darum habe ich mich jetzt mal drangemacht und das allererste Kapitel umgeschrieben. Ich habe dabei den Fokus anders gesetzt und versucht, den Charakter der Prinzessin "sympathischer" zu gestalten. Die soll ja eigentlich eine Sympathieträgerin sein! Das ist sie bislang wohl nicht besonders.

    Ich hoffe, ihr bringt die Geduld auf, das neue erste Kapitel zu lesen. Weil es doch ziemlich anders ist, werde ich das alte nicht einfach updaten, sondern poste es hier neu.

    Meine Bitte an euch: Vergesst alles, was ich bisher geschrieben hatte, lest es, als wäre es etwas ganz Neues.

    Ist dieses Kapitel jetzt besser als das vorherige 1. kapitel? (Oder schlechter? Denn bestimmte "spannende" Elemente musste ich jetzt weglassen, um es nicht zu überladen). Findet ihr die Prinzessin jetzt sympathisch - oder nicht? Fehlt noch was? Könnte ich Dinge ausbauen oder habe ich vielleicht den Park zu ausführlich beschrieben?

    1.   Im Fürstenpark

    Es war früh am Morgen.

    Keinesfalls Zeit aufzustehen.

    Doch Prinzessin Cheneela lag mit weit offenen Augen in ihrem Himmelbett und starrte an die holzgetäfelte Decke. Zum dritten Mal hintereinander träumte sie jetzt schon von einem Schwert. So absurd, in ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie eins in der Hand gehalten.

    Ein böses Omen?

    Das Herz pochte ihr unruhig in der Brust. Dieser Prinzenball, den ihr Vater plante, lag ihr schon so schwer auf dem Magen, am liebsten würde sie davor weglaufen. Stattdessen träumte sie davon, mit einem Schwert in der Hand in dunklen Räumen zu fechten, umringt von einer Horde Banditen! Ein ekelhafter dummer Traum.

    Unmöglich sich wieder hinzulegen. Sie klingelte nach ihrer Zofe Sondra, warf die Decke zur Seite, öffnete den Vorhang des Himmelbettes und trat auf den Samtteppich davor. Ihr Schlafgemach atmete noch diese klamme Kühle, die sich in der Nacht breit machte, nachdem der Kamin erlosch.

    Einige Zeit später saß sie bereits fertig angezogen auf dem Sessel vor ihrer Frisierkommode. Sondra hatte nacheinander drei verschiedene Kleider um ihren Leib drapiert, entschieden hatten sie sich letztlich für ein feines hellblaues Stickereikleid.

    „Das harmoniert so schön zu Euren blonden Haaren“, versicherte Sondra eifrig, während sie anfing, die langen Locken um ihr ovales Gesicht herum zu frisieren.

    „Ich habe schon wieder von diesem Schwert geträumt“, murmelte Cheneela schließlich, ohne überhaupt einen Blick in den Spiegel zu werfen. Eigentlich hatte sie Sondra nicht davon erzählen wollen. Es war nicht gut, sich vor irgendwem zu öffnen. Aber sie mochte das höfliche junge Mädchen und der Druck in ihrem Inneren war zu groß, um ihn in sich allein zu behalten. „Stell dir vor, ich träumte, ich war in einem dunklen Raum, dünne Rauchschwaden ringelten sich bis an die Decke und um mich herum waren alte ramponierte Holztische, an denen Männer saßen. Alle hatten Krüge in der Hand und starrten mich an. Ich bin an den Tischen vorbeigegangen, auf einen heraufgestiegen und habe ein Schwert von der Wand gerissen, das da hing!“

    „Unglaublich!“, entfuhr es der Zofe.

    Heftig atmend fuhr Cheneela fort: „Das ist nicht alles. Dann bin ich mit dem Schwert noch durch diesen Raum gelaufen und habe geschrien: Hier bin ich, fangt mich doch!“

    Sondra lachte herzlich. „Den Traum hätte ich mir auch gern angeschaut. Es muss abenteuerlich ausgesehen haben. Wie seid Ihr denn mit dem Kleid auf den Tisch heraufgestiegen, ohne Euch im Kleidersaum zu verheddern? Welches habt Ihr getragen, erinnert Ihr Euch?“

    Verwirrt schüttelte Prinzessin Cheneela den Kopf. „Ich weiß nicht. Ich sah nur das Schwert. Das Verrückteste: Ich glaube, ich wollte mit der Waffe einen Mann verteidigen!“

    Als sie Sondras erstaunten Blicke sah, kehrte das Unbehagen in ihrem Magen zurück. „Das klingt absurd, oder?“

    „Es war ja nur ein Traum.“ Sondra begann vorsichtig, Cheneelas Haare an einigen Stellen hochzustecken.

    „Den habe ich gerade zum dritten Mal hintereinander geträumt. Vielleicht bedeutet er etwas!“

    „Ihr könntet den Schwertmeister Treptorian zu Euch befehlen und ihn fragen, wie man so eine Waffe festhält?“ Sondra nahm geschickt eine Haarsträhne nach der anderen und drehte sie nach oben.

    „Damit ich mich vor dem ganzen Hof zum Gespött mache?“ Cheneela streckte entsetzt die Hände von sich. Ihre Blicke wanderten zu denen des jungen Mädchens und erst jetzt bemerkte sie deren zermürbten Ausdruck und die dunklen Ringe unter ihren Augen. Schon gestern hatte sie das Gefühl gehabt, ihre Zofe schleppte einen geheimen Kummer mit sich herum.

    „Du siehst traurig aus“, sagte sie besorgt. „Ist alles in Ordnung?“

    Sondra winkte ab. „Natürlich, alles gut. Ihr müsst den Kopf stillhalten, sonst gelingt mir die Frisur nicht.“

    „Die Frisur ist hübsch genug, heute treffe ich noch keine Gäste. Dieser schreckliche Ball ist ja erst nächste Woche. Sondra, du kannst mir ruhig sagen, wenn dich etwas betrübt. Vielleicht kann ich dir helfen?“

    „Ich sagte doch, es ist alles gut!“, beteuerte die Zofe, wobei sich ihre Augen jedoch düster umschatteten. Cheneela drang nicht weiter in sie. Manchmal konnten Worte gefährlich sein. Auch sie selbst wog ihre Sätze lange in ihrem Kopf, bevor diese ihre Lippen verließen, damit sie nichts Falsches sagte, das zum Rauswurf oder sogar zu Kerkerhaft von Personal führen konnte. Denn am Fürstenhof waren selbstverständlich immer die Dienstboten schuld, auch an den Fehlern ihrer Herren, da war ihr Vater streng. Und ihre Gemächer waren nicht so privat, wie sie aussahen. Die Priesterin überwachte sie – angeblich – den ganzen Tag lang in ihrer Kristallkugel und hörte jedes Wort, das darin gesprochen wurde. Außerdem harrten vor ihrer Tür auch noch vier Leibwächter, die im Zweifelsfall direkt eingreifen konnten. Natürlich standen sie dort zu ihrer eigenen Sicherheit. Es waren ja gefährliche Zeiten.

    Ihre innere Unruhe stieg immer weiter an. Sie konnte unmöglich weiter an ihrer Frisierkommode sitzen. Was sollte sie machen? Wirklich den Schwertmeister um eine Lehrstunde bitten? Nein – das war lächerlich. Vielleicht würde ein Spaziergang im Park helfen, sich zu beruhigen. Und vielleicht würde sich Sondra dann auch ein wenig entspannen.

    „Gehen wir in den Park“, schlug Cheneela vor und lächelte ihre Zofe aufmunternd an, „da gibt es eine ganz besondere Stelle, die ich dir zeigen will.“

    „Haben wir Zeit dazu?“, fragte die Zofe zweifelnd. „Eure Mutter erwartet Euch doch zum morgendlichen Musizieren.“

    „So lange wird das nicht dauern.“

    ***

    Sie huschten durch die Vorhalle, am Musiksalon vorbei und die große Marmortreppe herunter, die sich majestätisch über drei Etagen abwärts schwang. Es klang, als spurtete ein Bataillon Soldaten durch die Gänge, denn selbstverständlich folgten ihnen Cheneelas Leibwächter wie Schatten. Schon waren sie unten, glitten an den Zimmern von Kammerfrauen, Küchenmädchen und Knechten vorbei und erreichten die kleine hölzerne Hintertür, die in den Palastpark führte. Sondra öffnete und sie traten nach draußen.

    Am Himmel türmten sich wie so häufig wallende dunkle Staubwolken, welche eine Menge Helligkeit verschluckten und den Park in ein trübes Dämmerlicht hüllten, als sei nicht etwa der neue Tag gerade erwacht, sondern schon wieder vorbei.

    Silberne Tautropfen glänzten auf dem Elfenbeingeländer der Treppe, die in den Palastpark hinunterführte, und irgendwo zwitscherte eine einsame Lerche.

    Prinzessin Cheneela raffte den Saum ihres Kleides hoch und lief leichtfüßig die Stufen hinunter, bis sie das Rosentor erreichte. Natürlich wuchsen daran schon lange keine Blumen mehr. In diesem Park spross ja nicht einmal Gras, sein Boden war steinig und alle Bäume standen anklagend und kahl in der Landschaft. Doch die höfischen Gärtner verstanden sich darauf, diese Mängel fantasievoll auszugleichen. Die an den eisernen Bögen des Rosentores befestigten weißen und roten Blüten waren aus Seide und klebten im Morgentau so aneinander, dass sie mehr wie bunte Punkte als wie Pflanzen aussahen.

    Hinter dem Tor führte ein Weg aus weißen Steinplatten durch eine weitläufige Anlage, in der sich Statuen von zarten Rehen, Adlern und Löwen auf einem Untergrund aus Schwarzmoos aneinander reihten. Dazwischen prangten einzelne Bäume in einem Schmuck aus grünen Seidenblättern, doch der letzte Sturm hatte vieles davon zerrissen und so standen die meisten kahl und stumm.

    „Ihr habt noch gar nicht alle neuen Kleider anprobiert, das sollten wir unbedingt heute noch machen“, sagte Sondra nach einer Weile, „sonst reicht dem Schneider die Zeit nicht, falls da noch etwas zu ändern ist. Dieser Frühlingsball ist ja schon nächste Woche. Oh, so eine Menge Kleider! Der Fürst scheint zu glauben, Ihr wolltet Euch jede Stunde einmal umziehen.“

    Vermutlich wird er mich dazu drängen, dachte Cheneela unangenehm berührt, schüttelte ihre langen blonden Locken und ging unwillkürlich schneller, als könnte sie vor dem Fest entfliehen, wenn sie nur genug Geschwindigkeit bekam. Laut sagte sie: „Mach dir keine Sorgen, Sondra, wir holen das nach, wenn wir zurückkommen. Ich will dir nur eine ganz besondere Brücke zeigen, du wirst dich wundern!“

    Sie zwang sich zu einem Lächeln. Ja, leider war es Sondras Aufgabe dafür zu sorgen, dass sie zu dem Fest perfekt gekleidet war, darum ließ sie jetzt das Thema nicht ruhen. Wenn sie diesen schrecklichen Ball doch schon überstanden hätte! Bestimmt würden wieder nur solche Herrschaften auftauchen, die beim König in der Gunst standen, die vor seinen Henkersknechten kuschten oder ihnen sogar hofierten. Bei dem großén Ball im letzten Winter hatte ihr Vater sie genötigt, mit diesen Verbrechern zu tanzen und vor allen den König zu loben, so als wüsste sie nichts über seine üblen Machenschaften. Sie ahnte, dass es bei dem kommenden Fest nur schlimmer werden konnte.

    „Ihr macht immer ein Gesicht, als hättet Ihr Magengrimmen, wenn ich den Ball erwähne“, sagte die Zofe und lächelte ihr aufmunternd zu. „Ich hörte davon, dass manche Eurer Gäste raue Sitten haben ... aber es kommen sicher auch ein paar nette Prinzen. Und sagtet Ihr nicht, Ihr hättet die Prinzessinnen von Karghena und von Manika eingeladen und eure Verwandten aus Pallanthia?“

    „Natürlich.“ Cheneela beruhigte sich ein wenig bei dem Gedanken, ihre fernen Freundinnen und ihre Großeltern endlich wiederzusehen, und ihre smaragdgrünen Augen begannen zu funkeln. „Aus Karghena habe ich schon seit Wochen keinen Brief bekommen. Ich hoffe, es bedeutet nicht, dass sich Kira über mich geärgert hat.“

    „Habt Ihr geschrieben, dass bei uns die Rosen blühen, wie ich geraten habe?“, fragte Sondra spitzbübisch. „Dann kommt sie garantiert.“

    Die Prinzessin drehte sich zu ihr um und drohte ihr schelmisch mit dem Finger.

    "He, ich bin keine Lügnerin. Hier haben schon seit so vielen Jahren keine Blumen mehr geblüht, als ob sie es nie getan hätten.“


    Hallo ihr Lieben,

    vielen Dank für eure erhellenden Kommentare.

    Rainbow Novize  Thorsten

    Antwortbox

    Ja. Noch mehr würde ich hier nicht schreiben. Eher würde ich versuchen, es zu straffen und mehr auf den Punkt zu schreiben.

    Das war im Grunde meine Absicht. Ich wollte eigentlich nur eine kurze Vorstellung schreiben und kein ellenlanges Kampfgeschehen beschreiben. Darum nehme ich mir das nochmal vor und versuche die ganze Aktion zu verknappen, nur die wesentlichen Punkte zu beschreiben. Welche das sind ... das muss ich mir noch überlegen.

    Allerdings hat gerade der Teil, den du gelöscht hast meine Aufmerksamkeit geweckt. Auch wenn man die Szene nicht so genau vor Augen hatte ist doch ein Bisschen die unheilvolle Atmosphäre um die Kutsche rüber gekommen. Und ich bin sehr neugierig geworden, was es mit dem Zauber auf sich hat.

    Danke. Ich wollte eben gerade zeigen, dass Raven in der Richtung was drauf hat, aber dadurch ist es einfach alles sehr lang geworden. Ich dachte, ich versuche eine Neufassung, in der es schneller zur Sache geht und nur das Wesentliche gezeigt wird.

    Puh das ist ja schon ganz schön mächtige Magie, wenn man damit >50 Soldaten unschädliche machen kann. Vielleicht etwas zu krass? Oder ist es so gemeint, dass er ihnen durch die Aktion den Weg abschneidet,

    Das stimmt auch wieder.

    Raven's persoenliche Perspektive wo sich wachsend verzweiflung aufbaut dass der schoene Plan aus den Fugen geraet koennte schon auch viel hergeben.

    Ja, ich glaube, dass ist einer der Punkte, mit dem ich noch nicht so klar komme, wie ich seine Gedanken fassen soll. Ich bin hier noch nicht richtig drin und muss mir nochmal überlegen, wie ich ihn einfange.

    wie er sowas hasste' verschenkt hier uebrigends die schoene Moeglichkeit seine Ungeduld einzufangen - er kann ja mangels Fluegel hier nur hilflos rumsitzen und muss sich eigentlich grade die Fingernaegel abkauen, finde ich zu schwach von Dir erzaehlt.

    Stimmt. Sowas mag ich ja eigentlich auch. Da könnte ich vielleicht rangehen.

    Danach startet und landet er noch mehrere Male - anscheinend ohne grossen Hoehenunterschied und ohne viel Anlauf. Waehrend anfangs der Hoehenverlust also irgendwie schon einschraenkend war, macht es ihm im spaeteren Verlauf der Geschichte praktisch nichts aus, er kann sich bewegen als ob er keinen Gleitfluegel sondern einen mit Antrieb hat.

    Ja. Ja! Die Gedanken hatte ich auch, aber ich wollte da unbedingt Fliegerei reinbringen.

    Ich glaube, ich hänge mich da zu sehr dran auf und dadurch wird es unplausibel.

    Das hatten wir kurz drueber schon so aehnlich gelesen... :) Bitte mehr ueber seine Verwirrung und sein Innenleben als ueber die Beule!

    Stimmt auch. Vor allem soll er ja nicht als Jammerlappen rüberkommen.


    Also. Dieses Kapitel bekomme ich momentan einfach nicht rund. Ich habe auch keine richtige Idee, wie ich das anfangen sollte, darum habe ich beschlossen, es erstmal auf der Seite liegen zu lassen und mich später nochmal dran zu setzen.

    Hier geht es weiter:

    3.   Boten aus Karghena

    Prinzessin Cheneela hörte vom Gang aus laute Stimmen aus dem Rittersaal, vor dessen Eingang gar zwei Wachtposten standen. Der Fürst von Aravenna hielt offenbar bereits vor dem Frühstück eine Besprechung ab. So viel Betriebsamkeit war sie von ihrem Vater nicht gewöhnt, er pflegte sonst lange in den Gemächern der Mutter zu verweilen und nahm das Morgenmal häufig erst ein, wenn die Dienstboten schon längst ihrem Tagewerk nachgingen.

    Aber es ging heute sicherlich wieder um die Vorbereitung des Frühlingsballs in drei Tagen. Das hielt den Palast ja schon seit einiger Zeit in Atem. Gut jedenfalls, dass Fürst Koryelan auf den Beinen war, dann konnte sie hoffentlich ihr Problem mit dem Besuchsverbot des Malers sofort lösen.

    Die beiden Wachtposten grüßten die Prinzessin ehrerbietig und öffneten ihr das Tor zum Rittersaal.

    Die Kerzen auf den Fensterbänken und im Kronleuchter waren entzündet, da von draußen nur schwaches Tageslicht hereinkam. Der Vater saß in vollem Ornament mit Uniform und Zepter auf seinem Thronsessel am Kopfende des mächtigen runden Holztisches, in dessen Mitte ein geschnitzter Adler prangte. Um den Tisch herum hatten sich, wie Cheneela erwartet hatte, der Obergärtner, der Mundschenk, außerdem der Hofmarschall und eine Reihe Lakaien, persönliche Kammerdiener und Ratgeber des Fürsten versammelt, sogar der Regimentsführer Lemetrong war anwesend. Da wurde also vermutlich nicht nur das Bankett geplant. Der Vater bezog seine Tochter in diese Planungen jedoch nie ein, auch wenn sie schon oft genug darum gebeten hatte.

    Als Cheneela den Saal betrat, verstummte die Unterhaltung und alle Blicke wandten sich zu ihr. Konnte es sein, dass sie selbst gerade Gesprächsthema gewesen war? Oder war die Unterbrechung dem Respekt ihr gegenüber geschuldet?

    „Guten Morgen, meine Tochter“, begrüßte sie der Fürst und ihr fiel auf, dass er fahrig und nervös wirkte und auch seine Berater danach aussahen, als hätten sie sich gerade die Haare gerauft und in Verzweiflung die Hilfe der Götter erfleht. Kaum hatte sie das gedacht, da schüttelte sie schon über sich selbst den Kopf. Die fürstlichen Lakaien waren natürlich nervös, weil noch so eine Menge Vorbereitungen zu erledigen waren. Ihre Mutter kam gerne in letzter Minute mit Sonderwünschen und konnte unangenehm reagieren, wenn sie nicht exakt erfüllt wurden.

    „Guten Morgen, Vater“, erwiderte Cheneela höflich die Begrüßung. „Ich hoffe, ich störe nicht zu sehr. Es gibt eine dringende Angelegenheit zu klären. Darf ich deine Zeit in Anspruch nehmen?“

    „Wenn du es kurz machst. Wir sind in einer wichtigen Besprechung“, erwiderte Fürst Koryelan und sie meinte, in seiner Stimme ein leichtes Beben zu hören, das sie unruhig machte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass vier Soldaten in fremden Uniformen in einigem Abstand neben dem Tisch standen, die sicher nichts mit den Festvorbereitungen zu tun hatten – oder waren das bereits die ersten Gäste?

    Nicht, dass sie sich wirklich für die Gäste des verhassten Balles interessierte, von denen sie am liebsten keinen einzigen sehen wollte.

    Sie suchte eine Weile nach Worten, wollte nicht unhöflich werden vor so vielen Zeugen, aber ihr innerer Aufruhr war zu groß. Schließlich platzte sie heraus:

    „Vater, warum lässt du mich bewachen wie ein Huhn vor dem Fuchs? Acht Leibwächter. Das ist grob übertrieben. Soll das etwa so bleiben? Alle meine Freundinnen werden mich auslachen, wenn sie auf unseren Ball kommen! Vor lauter Wachtposten werden wir kein persönliches Wort austauschen können!“

    Fürst Koryelan sah sie bekümmert an, eine steile Sorgenfalte erhob sich auf seiner Stirn.

    „Glaub mir, das ist unser geringstes Problem. Der König lässt neuerdings Jungfrauen rauben und ich habe Grund zu der Annahme, dass er dich im Visier haben könnte“, erklärte er langsam. Eine unheilvolle Stille breitete sich im Raum aus.

    Wie - Jungfrauen rauben? Cheneela wollte widersprechen, wollte ihm vorwerfen, dass er überreagierte ... doch sie entsann sich, selbst schon solche Gerüchte gehört zu haben. Iliaca, die Prinzessin von Manika, war im letzten Sommer verschollen. Kürzlich erst verschwand auch Prinzessin Melachina von Estedt. Sie hatte auch munkeln gehört von verschwundenen Bauerntöchtern, von einer Edeldame, die aus einer Kutsche geraubt wurde. Alle waren Jungfrauen. Darüber gab es immer wieder großes Getuschel und Schauermärchen, die durch das ganze Land gingen.

    „Unsere Burg ist wohl sicher – oder?“, fragte sie verunsichert. „Ich meine, bei uns ist noch nie etwas vorgekommen. Und du hast dich doch nicht mit dem König gestritten?“ Sie lachte ironisch und beantwortete sich die Frage dann selbst: „Nein, das würdest du nicht. Wie oft habe ich schon gesehen, wie du seinen Boten fast die Hände geküsst hast. Denkst du, der König hat einen Anlass, wütend auf uns zu sein?“

    „Möglicherweise“, erklärte Koryelan bedächtig, „Leider gehen hier unsinnige Gerüchte um, über die ich mich schon erschrocken habe. Du hättest freundlich von dem Rebellenführer Silvrin gesprochen. Das muss wohl ein Missverständnis sein, oder? Du weißt, dass er ein abscheulicher Abtrünniger ist, der unserem verehrten König viel Schaden zufügt!“

    Dann sollte wohl das ganze Land vor dem König zu Füßen fallen und zu seinen Untaten in die Hände klatschen?, dachte Cheneela verzweifelt und schaffte es nur mit knapper Not, diese Worte zu ersticken, die schon voreilig über ihre Zunge kommen wollten. Aber Silvrins Heldentaten zu verleugnen oder ihn absichtlich schlecht zu reden – das brachte sie auch nicht über sich, darum schwieg sie.

    Fürst Koryelan sprang von seinem Sessel. Hitzige roten Flecken bildeten sich auf seinem Gesicht.

    „Kind, ich verlange eine Stellungnahme. Bedenke: Der König ist unser Herrscher, wir achten und verehren ihn und werden ihn auf keinen Fall verärgern! Auch du nicht, meine Tochter. Das können wir uns gar nicht leisten.“ Leise und eindringlich fuhr er fort, wobei er sie bedeutungsvoll anblickte: „Und dieser Rebellenführer wird in meinem Palast nicht hofiert! Er ist ein Feind des Königs, und wir unterstützen solche Leute nicht! Bist du nicht derselben Meinung?“

    „Natürlich“, wisperte Cheneela und hasste sich selbst dafür. In Momenten wie diesen spürte sie, dass sie sich am falschen Platz befand, dass sie eigentlich an Silvrins Seite sein und ihn unterstützen sollte. Stattdessen redete sie wie all diese Feiglinge und war selber schuld daran, dass Silvrin sich vor aller Welt verstecken musste, immer gejagt und in Lebensgefahr.

    Sie war nicht immer so feige gewesen, hatte früher einige Male versucht, ihre Verehrung für den Rebellenführer offen zu zeigen, all ihre früheren Dienerinnen und Zofen hatte sie auf Silvrins Seite gezogen. Als der Vater davon erfuhr, ließ er jeden einzelnen von ihnen aus dem Palast werfen und warf ihnen sogar noch vor, sie trügen die Schuld an der Verblendung seiner Tochter. Ja, seit diesem Tag wurde sie immer wieder belehrt darüber, wie schädlich diese Rebellen für den Wohlstand und das Wohlergehen des Landes waren. Seitdem wagte Cheneela nicht mehr, sich mit den Mädchen und Frauen anzufreunden, die sie umgaben, oder ihnen vertrauliche Gedanken zu erzählen. Es ging nicht. Es wäre nur ihr und ihnen zum Schaden.

    Verstand Koryelan wirklich nicht, warum Cheneela den Rebellenführer so verehrte, der es als einziger Mann in ganz Damarynth wagte, dem König Widerstand entgegenzusetzen? War ihr Vater nicht in Wahrheit selbst sein größter Verehrer?

    Koryelan und Silvrin waren in ihrer Jugend Freunde gewesen. Sehr gute Freunde sogar, wenn es stimmte, was Cheneela gehört hatte. Aber dann hatten beide dieselbe Frau begehrt, Isimela, Cheneelas Mutter.

    Ob die beiden Männer sich in der Folge bis aufs Messer zerstritten hatten oder womöglich immer noch befreundet waren, hatte ihr nie jemand zufriedenstellend beantworten können, nicht einmal der Fürst selbst. Immer wich er ihren Blicken aus, wenn sie ihn im vertraulichen Gespräch versuchte darauf anzusprechen.

    „Jedenfalls hat der König ein Auge auf dich und es könnte sein, dass er plant dich und uns zu bestrafen, wegen dieser Gerüchte, von denen ich nicht weiß, wer sie in die Welt gesetzt hat“, erklärte Fürst Koryelan händeringend und blickte Cheneela bedeutungsvoll an.

    „Bestrafen?“, wiederholte Prinzessin Cheneela. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, denn sie spürte ein gewisses Entsetzen, das in der Luft hing, das sich in den Augen der Würdenträger spiegelte und in allen Bewegungen ihres Vaters. Der König strafte nicht durch böse Worte und nur selten ließ er sich durch Kisten voller Taler oder Schmuck besänftigen. Nein, seine Strafkommandos brannten Dörfer ab oder färbten die Flüsse rot von Blut.

    Aber was hatte sie denn getan? Gar nichts! Sie war eine harmlose Fürstentochter, die noch nie in ihrem Leben auch nur einen Finger gegen den König erhoben hatte, und seit jenem Vorfall vor acht Monden, als Koryelan ihre Lieblingszofen entließ, sagte sie auch kein Wort mehr über Silvrin. Das hier war also alles nur Theater, übertriebene Panikmache.

    Und die Gemälde ...? Aber sie waren gut kaschiert und verrieten nichts. Und sie bedeuteten doch ihre einzige Möglichkeit, Silvrin auf ganz unschuldige Weise zu unterstützen! Wenn sie das nicht mehr tun könnte, wäre sie genauso eine feige Heuchlerin wie jene Prinzen, die sie auf dem Ball treffen sollte.

    „Und Kunstwerke zu kaufen ist heutzutage wohl auch bereits gefährlich? Warum darf ich den Maler Zertà nicht treffen?“, fragte sie erregt.

    „Dieser Maler steht in keinem guten Ruf. Der König mag ihn nicht“, erklärte Fürst Koryelan und warf ihr wiederum einen sehr bedeutsamen Blick zu, als wollte er in diesen Dinge legen, die er nicht auszusprechen wagte. „Darum will ich mit ihm auch keine Geschäfte machen. Cheneela – wir leben in gefährlichen Zeiten und mir ist daran gelegen, ein guter Freund des Königs zu bleiben.“

    Die Prinzessin senkte den Kopf. Natürlich hatte sie bemerkt, dass sämtliche Würdenträger, die um den großen Beratungstisch herumsaßen und standen, die Meinung des Vaters teilten, denn sie nickten zu seinen Worten und machten Gesichter, als stünde der Weltuntergang bevor. Sie sah ihre Bilder schon in weiter Ferne verschwinden. Das war so frustrierend.

    „Aber überflüssige Feste können wir trotzdem feiern“, erwiderte Cheneela aufsässig.

    Da richtete sich der Regimentsführer auf, der neben dem Vater gesessen hatte, und streckte ihr seine ordengeschmückte Brust entgegen.

    „Vielleicht solltet Ihr es ihr sagen“, wandte er sich eindringlich an den Fürsten.

    Cheneela fuhr zusammen. Aha? Verheimlichte man ihr etwas? Welche Welt ging ging denn gerade zugrunde, mit deren Schicksal man sie nicht belasten wollte?

    „Wie bitte?“, rief sie mit klopfendem Herzen. „Was ist los? Ist etwas passiert?“

    Fürst Koryelan nickte zögernd und hob eine Pergamentrolle mit erbrochenem Siegel vom Tisch. Erst jetzt realisierte die Prinzessin, dass dort noch weitere lagen. Nachrichten. Die vier fremden Soldaten mussten sie gebracht haben, sicherlich waren sie Boten.

    „Karghena ist überfallen worden“, sagte der Fürst mit brüchiger Stimme. „Männer des Königs haben die Stadt in Brand gesetzt, hunderte Soldaten getötet und versucht, mit Gewalt deine Freundin zu rauben, Prinzessin Kira. Und ihren Bräutigam haben sie umgebracht.“

    Hallo Rainbow

    danke für deine viele Mühe, dich in diesem Part anzufreunden, der wohl offenbar wieder nicht so richtig mitreißt. Ich habe jetzt erstmal die zweite Hälfte einfach gelöscht, weil die zu konfus ist. Um das zu richten, müsste ich wohl doppelt so viel schreiben - was ich eigentlich nicht will, weil das zu weit ab vom Weg führt.

    Was ich mit der ersten Hälfte mache, muss ich mir noch überlegen. Vielleicht muss ich mir doch noch ein anderes Konzept dafür ausdenken. Oder ich lasse es einfach an der Stelle abbrechen, wo ich jetzt aufgehört habe. Deine Hinweise habe ich noch nicht eingearbeitet, aber das werde ich noch machen.

    Hallo ihr Lieben, vielen Dank für eure Kommentare!

    Novize

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    Das geht alles sehr schnell - Raven müsste eine unheimlich schnelle Reaktionszeit haben, um seine Flügel bei den wenigen Metern Fallhöhe noch schnell genug auszubreiten. Realistischer wäre das vielleicht möglich, wenn das Seil beschädigt wird, langsam reißt

    Ja, genau das habe ich auch schon gedacht, dass alles eigentlich viel zu schnell geht und wirklich adäquat reagieren zu können. Die Idee, dass das Seil langsam reißt, gefällt mir gut, das kann auch Spannung aufbauen.

    Jetzt habe ich etwas die Orientierung verloren. In meiner Logik ist die Prinzessin entweder unter ihm (zerquetscht :D ) oder er hat sie im letzten Moment losgelassen. Aber ich verstehe gerade nicht, wie sie in der Situation auf ihn fallen kann.

    Ich habe eigentlich gehofft, dass dieses Bild nicht entsteht, aber deine Logik ist doch ziemlich bestechend. Das muss ich mir nochmal vornehmen. Er darf natürlich nicht auf sie drauffallen, weil ich nicht will, dass dem Kind was passiert.

    Danke, das waren wirklich gute Hinweise!


    Rainbow

    Spoiler anzeigen

    Also, alles in allem eine gelungene Überarbeitung

    Danke schön! Da bin ich froh!

    Vielleicht kommt mir später nochmal eine Idee, wie ich das noch interessanter schreibe, aber für den Moment lasse ich es dann erstmal so.


    Und hier nun das Ende das Kapitels:

    2.3 Überfall aus der Luft

    Sie erreichten das geöffnete Fenster. Bernador sprang auf den Sims, war im nächsten Moment in der Luft, und im Nu verschwanden auch Asmantjar und ihm hinterher der ganze Schwarm schwarzgekleideter Gestalten. Raven kletterte ebenfalls aus dem Fenster und blieb auf dem Brett zwischen Fenster und Dach stehen. Er blickte den Kameraden nach. Mit seinen Segelflügeln hatte er nur begrenzte Möglichkeiten – es war nicht leicht, die Richtung zu ändern, und sobald er einmal am Boden landete, käme er nicht wieder hoch. Deshalb war er gezwungen, auf die Nachrichten seiner Leute zu warten,um keinen Fehler zu machen. Wie er sowas hasste, am liebsten ritt er selber an vorderster Front.

    Zum Glück dauerte es nur ein paar Augenblicke, bis sein Kontaktring aufleuchtete und er Asmantjars Stimme hörte: „Sie kommt durch das Vordertor!“

    „Na also“, knurrte Raven. Nur noch kurz die Attacke organisieren. Geschmeidig rieb er an seinem Kontaktring, bis er aufleuchtete, und nahm Verbindung zu seinen Bodentruppen auf, die er schon vor Tagen nach Karghena geschickt hatte. Laut Plan sollten diese sich auf dem Weg zwischen Tempel und Palast versteckt halten und also nicht weit entfernt sein.

    „Vingar, sammel deine Leute. Die Prinzessin flüchtet euren Weg entlang Richtung Palast. Sie wird von Soldaten begleitet. Blockiert den Weg und greift an! Wir kommen von oben nach“, kommandierte er eilig.

    „Wie finden wir sie? Sitzt sie auf einem Pferd?“, hörte er Vingars dunkle Stimme.

    „Glaub ich kaum. Eher in einer Kutsche. Haltet die Augen offen!“

    Raven nahm seinen Finger von dem Ring, worauf der Kontakt verlöschte.

    Gedankenschnell löste er das Seil von seinem Gürtel, um sich an seinen geflügelten Kameraden Vallon zu binden, der ihn ziehen sollte, als er ein heftiges Knirschen zu seinen Füßen hörte. Das Dachfenster fiel mit einem Krach zu, wobei es ihn streifte und seinen Fuß vom Fensterbrett herunterschlug. Er schlitterte abwärts, das Dach herunter, konnte sich nicht halten und streckte darum seine Flügel aus, stieß sich schwungvoll ab und segelte im nächsten Moment in der Luft.

    Den Dreh zur Vorderseite des Tempels hin, wo er sein Opfer wusste, schaffte er nicht zu machen, die Winde trugen ihn seitwärts. Fluchend trieb er über die dunklen Nebengebäude des Tempels hinweg in die nächste Seitenstraße hinein. Jeder winzige Augenblick, den er verlor, konnte einer zu viel sein, das Mädel durfte ihm nicht entwischen!

    Damit er nicht noch weiter in die falsche Richtung segelte, landete er auf dem Giebel des nächstgelegenen Hauses, positionierte sich neu und sprang.

    Diesmal gelang es ihm, den richtigen Weg einzuschlagen, der Wind trug ihn einigermaßen, doch er verlor zu schnell an Höhe und musste deshalb zwei Häuserzeilen weiter wieder auf einem Dach landen. Jetzt befand er sich aber bereits auf einem der Prachtbauten der Hauptstraße und konnte ein gewaltiges Aufgebot an Soldaten beobachten, momentan vor allem als Löschkommando tätig, die mit Eimern und Bottichen umherrannten, denn aus dem Tempel schlugen dunkle Qualmwolken und noch immer liefen schreiende Gäste hinaus.

    Er brauchte nicht lange, um die Position der Prinzessin festzustellen. Eine einzelne Kutsche jagte gerade in rasendem Tempo die Hauptstraße davon, etwa dreihundert Pferdelängen von ihm entfernt. Ihr folgte eine Wächterschaft von bestimmt hundert Soldaten. Er müsste sich schon sehr täuschen, wenn sie das nicht war. Zudem über dem Gefährt mehrere schwarze Schatten schwebten, die wie riesige Raben aussahen und sich der Kutsche außerdem eine Horde von wilden Kerlen näherte, die rechts und links aus kleinen Gassen herausritten, sich in Straßenmitte formierten und ihr entgegenritten. Ihm begann das Blut zurück in die Adern zu schießen, als wäre es vorher tiefgefroren gewesen. Wenigstens das. Hoffentlich konnten seine Leute sie stoppen!

    Am effektivsten wäre es, könnte er die Flüchtenden mit Feuerstrahlen beschießen, aber er war noch zu weit entfernt. Er musste näher heran.

    Er sprang. Sofort sammelte sich die Luft unter seinen Segelflügeln und trug ihn, doch die Winde standen ungünstig und er verlor schnell Höhe, weshalb er die links der Straße gelegene Häuserreihe für eine Notlandung anpeilte. Gerade noch schaffte er es, mit den Händen den untersten Dachbalken zu packen, seine Füße krachten dicht neben ein darunter befindliches Fenster. Eilig schwang er sich hoch und kletterte auf den Dachfirst. Und weiter, er war zu langsam! Er peilte eine Querpassage vorwärts auf die rechte Straßenseite an und segelte so im Zickzack voran. Endlich war er nah genug, um feuern zu können. Da er von hinten kam und seine Truppe von vorn, riskierte er auch nicht, seine eigenen Leute zu rösten.

    Er griff hinter sich an seinen Gürtel, wo seine Magiestäbe hingen, und rieb an einem. Der erste war bereits verbraucht und fühlte sich kalt an, aber er war gut ausgerüstet, sieben weitere dürften ihn gut durch den Kampf bringen. Schon floss die magische Wärme in seine Finger. Das Feuer konnte er sich vorstellen wie einen Strom von Lava, der aus dem Vulkan sprudelte. Und genau auf dieselbe Weise schoss sein Feuerstrahl nach unten auf jene Soldaten, die hinter der Kutsche herritten, hüllte sie ein wie der Atem eines feuerspeienden Drache und unter lautem Brüllen und Schreien brach ein Großteil dieser Soldaten weg.

    Seine Skeff flogen über das Gefährt hinweg, einige Kämpfer blieben in der Luft wie ein Geschwader von Drachen, während Raven sich eilte, er musste zu der Kutsche kommen, um das Mädchen herauszuholen, noch immer war er nicht nah genug. Wieder breitete er seine Segelschwingen aus, um quer weiter vorwärts auf die Dächer der linken Straßenseite zu fliegen. Plötzliche Windböen ergriffen ihn, er hatte Mühe die Richtung zu halten. Sie wirbelten ihn hoch, drückten ihn unerwartet wieder herunter – seine Landung auf dem nächsten Dach war hart, er krachte auf die Ziegel und fand keinen Halt, seine Hände suchten nach einem Vorsprung, doch er rutschte unaufhaltsam abwärts. Endlich, ein Querbalken hielt ihn. Ohne Zeit zu verlieren, wollte er sofort weiterfliegen, doch etwas machte ihn stutzig.

    Seine Flieger schienen plötzlich verschwunden, dabei hatte er sie vor ein paar Augenbicken noch gesehen. Es waren 16 Mann – wohin hatten sie sich verzogen? Waren sie alle auf dem Boden gelandet?

    Aber die Zeit lief ihm weg, er musste handeln. Das Mädchen durfte nicht entkommen. Er erhob seine Schwingen und stürzte sich in die Luft. Erst nach einigen Metern hörte er das leise magische Sirren. Es schien irgendwo im Himmel zu hängen. Wer erzeugte das, etwa Hexen? Gefahr, begann es in seinem Hinterkopf zu ticken. Leider hatte er aus dem Segelflug heraus nicht viele Handlungsmöglichkeiten, zudem ihn gerade wieder die nächste Windböe erwischte und ihn hochwirbelte. Weg hier – aber wie?

    Da sah er die Bogenschützen. Sie hockten geduckt auf einigen Dächern vor ihm. Ein Hagel von Pfeilen sirrte auf ihn zu. Reflexartig klappte Raven seine Flügel ein, damit diese nicht durchlöchert würden, stürzte sofort wie ein Stein abwärts, fuhr die Flügel gleich wieder auseinander, um seinen Fall abzufangen, doch da traf ihn etwas Hartes und ihm wurde schwarz vor Augen.

    ***

    Als er zu sich kam, lag er auf dem Balkon eines Hauses. Unter ihm befand sich ein Berg von nasser Wäsche. Sein Kopf dröhnte und pochte, etwas Warmes rann seine Wange herunter. Er tastete danach. Blut. Vermutlich hatte er sich die Stirn angeschlagen. Er konnte wohl froh sein, dass die Wäsche seinen Sturz abgefangen hatte. Vorsichtig richtete er sich auf. Arme und Beine waren unverletzt, die Wunde am Kopf schien die einzige zu sein. Sie verursachte allerdings ein heftiges Wummern und Dröhnen. Ihm war auch reichlich flau im Magen. Doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Langsam hob er die Augen über den Balkonrand, um sich ein Bild zu machen.

    Die Kutsche bewegte sich jetzt, sie stand nicht mehr am selben Platz. Etwa zweihundert Pferdelängen war sie vorangekommen, ringsumher tobten wilde und unübersichtliche Gefechte.

    Eine Kaskade von Flüchen donnerte ihm durch den Kopf. Wie lange war er denn außer Gefecht gewesen?

    Du verlierst, tickte es in seinem Kopf und Schauer heißer Wut jagten ihm durch die Brust, als er das Geklirr der Schwerter, das Prasseln der Flammen, die auf eines der Gebäude übergegriffen hatten, und das Geschrei seiner Feinde hörte.

    Raven wusste, dass die Zeit gegen ihn spielte. Früher oder später würde die Armee von Karghena hier anrücken, wenn er die Sache nicht schnell für sich entschied. In seinem Kopf dröhnte und trommelte es, als tobte darin ein Gewitter.

    Er rieb an seinem Kontaktring.

    „Asmantjar! Wo zum Teufel steckt ihr?“, brüllte er.

    „Notgelandet, die Schweine zielen auf den Himmel“, hörte er die angestrengte Stimme des Geflügelten. „Es sind zu viele. Die Bogenschützen sitzen in allen dunklen Gassen. Wir sind auf dem Dachboden von ihrem Gestüt untergekrochen, da sehen sie uns nicht. Wie kommen wir hier weg?“

    Gestüt? Raven erinnerte sich gehört zu haben, die Karghenaer hätten eine berühmte Pferdezucht. In seinem Kopf begannen sich Bilder aufzutürmen von einer galoppierenden Herde aus Rassetieren. Würde der Fürst wohl auf seine eigenen Pferde schießen lassen, für die er sicher teuer bezahlt hatte? Vielleicht könnte er die Tiere einkassieren. Wenn seine Skeff nicht mehr fliegen konnten, würden sie ohnehin einige zusätzliche Reittiere brauchen.

    „Wo ist dieses Gestüt? Seid ihr weit weg von uns?“, fragte er drängend.

    „Nein. Eine Straße weiter.“

    „Gut. Pass auf: Fliegt in den Stall runter, macht die Knechte unschädlich, öffnet sämtliche Boxen und jagt die Tiere die Straße herunter!“

    Also ihr Lieben.

    erstmal vielen lieben Dank an euch alle, Rainbow Thorsten Novize und Voluptuous Mayday für eure wertvollen und unterstützenden Hinweise! Das ist für mich sehr wichtig und ich hoffe, ich konnte das Wichtigste umsetzen. (Vielleicht auch nicht).

    Ich habe jetzt ein paar Tage über dem Kapitel 2 gebrütet und es ziemlich stark umgeschrieben. Ich habe versucht, die "Philosophie" herauszunehmen oder zu ändern, wo sie nicht gepasst hat, den "Infodump" habe ich auch geändert und an einen hoffentlich besseren Platz verschoben, und vor allem habe ich versucht, Raven nicht als hirnlosen Hitzkopf hinzustellen, sondern als einen Anführer mit einem Plan. Bin noch nicht ganz sicher, ob das alles so gelungen ist.

    ich weiß, es macht nicht so viel Spaß, das alles nochmal zu lesen, aber ich wäre sehr froh, wenn ihr es euch mal anschauen wollt.

    Kapitel 2.1 mit geändertem Schluss
    Kapitel 2.2 jetzt ohne Marty McFly Effekt (mich interessiert besonders euer Eindruck von diesem Kapitel!)

    Danke Rainbow

    Ich glaube, ich tendiere zu deiner Lösung, die du in deinem letzten Post schon angedeutet hattest. Eigentlich wollte ich es so nicht machen, weil ich dachte, das würde dann langweilig, aber vermutlich wird es doch so langweilig nicht werden. Und er kommt dann glaubhafter und gefährlicher rüber. Zwar muss ich dann im Folgekapitel etwas anders argumentieren, weil sich der Fokus verschiebt, aber eigentlich ist das sogar besser so. Darum habe ich mich schon mit dem Gedanken angefreundet, es in diese Richtung zu machen. Bin jetzt gerade dabei, das neu zu plotten.

    Ich glaube, ich werde das ganze Kapitel umschreiben.

    Hab mir jetzt das im Kopf hin und herüberlegt und der Effekt ist mal wieder überhaupt nicht so, wie ich dachte, dass er sein würde und darum denke ich jetzt, dass ich das ganz anders schreiben muss.

    Ich melde mich, wenn ich so weit bin.

    Danke!!!

    Novize

    Spoiler anzeigen

    Das habe ich mit "Infodumb" auch tatsächlich falsch beschrieben. Und dazu kommt, dass meine Einschätzung da sehr subjektiv ist.

    Aber vielleicht hatte ich da tatsächlich zu viel reingeschrieben. Ich habe das jetzt etwas geändert und auch gekürzt. Hoffe es wirkt jetzt besser.

    Thorsten

    Spoiler anzeigen

    Naja, angenommen er ist ein professioneller Soldat der solche Aktionen eben durchziehen kann - den Befehl auf eine Frau loszugehen hat er schon laenger bekommen. Er muss schon vor der Szene damit gerungen haben ob er Befehle die ihm nicht passen befolgt - oder eben nicht. Er muss schon vor der Szene die Entscheidung getroffen haben dass er den Befehl befolgt - sonst waere er nicht da.

    Seine Gedanken an der Stelle wirken eher als wuerden sie ihm zum ersten Mal kommen

    Das stimmt natürlich. Allerdings kann ich die Gedanken schlecht an den Anfang bringen, sie passen da einfach nicht hin. (Denn der Text fängt ja auch nicht an der Stelle an, wo er den Anfang bekommt). Und sie weglassen wäre auch nicht richtig, ich will schon seine Einstellung zu dem Auftrag zeigen.

    Ich habe jetzt den Schluss etwas umgeschrieben, die Gedanken etwas justiert und eingefügt, dass er diese Gedanken nicht erst jetzt hat, sondern schon die ganze Zeit.

    Außerdem ist ja die Erkenntnis, dass das Mädchen schwanger ist, eine neue. Und auch die Schlussfolgerung, dass der ganze Auftrag aus dem Grund sinnlos ist.

    Ich hoffe, es ist jetzt etwas nachvollziehbarer.


    Also, ich habe den Schluss des vorherigen Textes jetzt etwas umgeschrieben. Hab noch nicht alle eure Anmerkungen umgesetzt, es fehlt noch die Reaktion der Gäste auf das Feuer in der Stadt. Das muss natürlich auch noch rein.

    Hier geht es jetzt weiter:

    2.2 Überfall aus der Luft

    „Tritt mich noch einmal und du bist tot!“, fauchte er die Prinzessin an. Das wirkte. Sie erstarrte und wagte sich nicht mehr zu rühren. Die Festgesellschaft schien wie betäubt, erst jetzt hörte er die ersten Befehle, fingen hunderte Menschen gleichzeitig an zu brüllen und zu kreischen, sauste etwas Scharfes dicht an seiner Wange vorbei.

    Da ertönte durch den ohrenbetäubenden Krach eine gellende Stimme:

    „Lasst sie los! - Sie ist mein Leben, mein Alles! Tut ihr nichts! Verhandelt mit mir. Ihr bekommt alles, was Ihr wollt!“

    Das war der Bräutigam.

    Sie ist mein Leben – was für eine dämliche Rede. Auf seiner eigenen Hochzeit hatte der Typ seine Braut nicht geküsst, beim Ringeaufstecken hatte sie ein Gesicht gemacht, als bekäme sie davon Ausschlag. Seine theatralischen Rufe dienten also nur dem Zweck zu unterstreichen, dass er nicht untätig herumstand, während die Provinz Karghena ihre Thronfolgerin verlor.

    Das Mädchen begann schwer zu werden wie ein zu prall gefüllter Mehlsack. Ravens rechter Arm begann zu zittern, lange würde er sie nicht mehr halten können mit nur einer Hand. Darum klemmte er nun beide Beine der Prinzessin um die Hüften, um sie nur durch den Druck seiner Beine an sich zu pressen. Dadurch bekam er die zweite Hand frei und packte damit das Seil.

    Wieder ein Ruck, sie wurden weiter nach oben gezogen. Er blickte hoch – noch gut drei oder vier Meter.

    Ein Knacken über ihm irritierte ihn. Dann sauste er plötzlich abwärts. Das Seil ...? Verflucht! Instinktiv breitete er seine Segelschwingen aus, fühlte den rasenden Fahrtwind, wieder ein Ruck, die Schwingen füllten sich mit Luft und bremsten seinen Sturz, aber mit der Prinzessin zwischen seinen Beinen war er zu schwer – im nächsten Moment krachte er mit seiner Last den Gästen auf die Köpfe. Alles um ihn herum schrie, brüllte, ein Gemenge von Leibern um ihn herum. Er verlor das Gleichgewicht und fiel zur Seite, wobei das Mädchen auf ihm landete. Er riss sie mit sich hoch, kam auf die Beine, hörte rings um sich her wildes Geschrei und Gerenne, spürte einen dumpfen Schmerz an der Hüfte und am Fuß, aber das alles ignorierte er – denn das Blut in seinen Adern kochte. Selbst wenn das verfluchte Seil gerissen war oder es jemand zerschossen hatte – er versiebte keinen Auftrag, niemals. Es galt, das Mädchen so schnell wie möglich wieder in die Luft zu bekommen, bevor sich ihre Garde formierte. Er presste sie hart an sich, brutal und so fest, dass er ihr fast den Brustkorb abdrückte, damit es ihr nicht einfiel abzuhauen.

    „Asmantjar, Bernador!“, brüllte Raven. „Zu mir! Ihr übernehmt die Prinzessin!“

    Um ihn herum laute Schreie und Gerangel. Gäste rannten vor ihm davon, behinderten sich gegenseitig. Aus den Augenwinkeln sah er Soldaten mit blanken Schwertern auf sich zukommen, es waren zu viele. Wo zum Teufel blieben die Kameraden? Er hörte es in der Luft rauschen und zischen, etwas ging da oben vor, doch sie ließen auf sich warten. Hastig verdoppelte er den Druck seiner linken Hand, mit der er die Prinzessin gleich einem Schraubstock an sich festklemmte und strich mit der Rechten über einen Magiestab, den er an seinem Gürtel trug. Sofort kroch ihm glühende Energie in die Hand und breitete sich in ihm aus.

    Konzentrier dich. Schaffe Bilder.

    Flammen. Sie kriechen über meine Arme, über meine Beine, sie zischen wie Fontänen aus meinen Haaren und wie Blitze aus meinem Schwert.

    Augenblicke später sah er mit Genugtuung helle Funken um sich herum springen und kaltes Feuer auf allen seinen Gliedern lodern. Ein erneuter Aufschrei aus hunderten Kehlen überzeugte ihn, dass seine Illusion gelungen war. Ihm war nicht heiß, nicht einmal warm, nur das leichte Prickeln auf seiner Haut verriet ihm, dass die Strahlen jetzt auf ihm tanzten. Die Schwertträger, die eben noch auf ihn zugegangen waren, zögerten.

    Gut. Zeit gewonnen.

    Ein dunkler Schatten erschien über ihm, Raven erkannte die riesigen Schwingen seines Kameraden Asmantjar. Geistesgegenwärtig hob er die Prinzessin nach oben, dem Gefährten entgegen, und mit einem heftigen Schlag seiner breiten Flügel stob der mit ihr davon. Raven fegte eine Windböe ins Gesicht, als die beiden über ihm in die Luft gingen. Die Beine der Prinzessin baumelten jedoch noch weit unten, und ihr Bräutigam nutzte die Gelegenheit, um sich daran festzuhalten. Raven spürte sein Herz rasen. Das durfte nicht schiefgehen. Asmantjar würde mit der doppelten Last nicht in die Luft kommen. Er zückte sein Messer, zielte genau und warf. Ein lauter Schrei. Getroffen! Der Arm um den Fuß des Mädchens erschlaffte und ihr Angetrauter sank zu Boden. Das war gelungen, schon entschwanden die Flieger im Dunkel über ihm.

    Nur einen Augenblick später sah Raven das kurze Aufblitzen von Metall auf sich zuschwirren. Er wirbelte herum, ein Palastwächter hechtete gerade mit dem Schwert auf ihn los. Raven reagierte blitzschnell, schon krachten die Klingen aufeinander. Sein Schlag war so voller Wucht, dass sein Gegner zurücktaumelte. Er setzte nach, zwei blitzschnelle Attacken, ohne weiteres durchbrach er die Gegenwehr des Anderen und traf ihn in die Brust.

    Doch nun formierte sich die gesamte Garde. Von allen Seiten sah er Soldaten auf sich zumarschieren. Er musste hier weg. Wo war das nächste Seil, es mussten doch noch welche herunterhängen? Nur ein paar Meter entfernt. Weitere Soldaten stellten sich ihm entgegen, aber Raven war in Fahrt, keiner konnte ihm standhalten. Dem ersten schoss er eine magische Stichflamme aus einem Finger entgegen, die ihn zu Fall brachte, attackierte sofort dessen Nachbarn, erwischte den mit drei Schlägen, fegte wie ein Sturmwind über die nächsten beiden, stach wild in die Menge, wo er Platz brauchte und schon bildete sich von allein eine Schneise, Leute wichen vor ihm zurück, alles war ein einziges Gekreisch und Gebrüll. Binnen weniger Augenblicke hatte er das Seil erreicht.

    „Alle Mann zurück!“, kommandierte er mit wilder Stimme, die er noch mit seinem Magiestab verstärkte, damit seine Männer ihn auch hörten, sollte sich noch wer hier unten befinden.

    Er sah, wie seine geflügelten Kameraden zu den Luken hochflogen, schon kletterte er selbst an dem Seil empor wie eine Fliege an der Wand. Ohne das Gewicht des Mädchens war es einfach, hangelte er sich mit geschickten Bewegungen aufwärts, erreichte die Luke und kletterte auf den Dachboden. Dort sammelten sich nacheinander seine Gefährten, innerhalb weniger Augenblicke hatte er seine Mannschaft größtenteils beisammen. Auf sein Kommando zogen sie alle Seile hoch und verrammelten die Luken.

    Erst jetzt realisierte Raven, dass die Prinzessin fehlte.

    Im ersten Moment glaubte er, sie nur aufgrund der Dunkelheit nicht zu sehen.

    „Wo ist das Weib?“, grollte er, gefährlich angespannt.

    „Etwas hat in der Luft gezuckt, wie ein Blitz“, knurrte Asmantjar. „Ich dachte, es fetzt mir die Flügel! Dadurch kam ich zu tief nach unten.“

    „Sag nicht, du hast sie fallen lassen!“, fuhr Raven ihn an.

    „Scheiße, von oben fliegen mir Steine auf den Rücken und unten landet ich fast in den Schwertklingen, was sollte ich denn machen? Warum habt ihr Schmeißfliegen mir nicht geholfen?“ Wütend flammten Asmantjars Blicke in die Runde.

    „Das war irgendein ausgekotzter Zauber, verdammt“, fluchte Bernador. „Mir ist der auch quer durch die Flügel gezischt. Ich dachte, sie gehen gleich in Flammen auf. Konnte mich kaum in der Luft halten!“

    „Und wo ist sie jetzt, zum Teufel?“, schrie Raven auf.

    „Na, wo! Irgendwo im Tempel, unter uns!“, rief Asmantjar und ballte die Fäuste. „Mann, da ist jetzt alles voller Soldaten. Wir können da nicht nochmal runter.“

    Ein paar schwere, lähmende Augenblicke sagte keiner etwas.

    „Was jetzt, sollen wir türmen?“, grummelte Isert und verzog seinen Mund. „Ich schätze, der Plan ist geplatzt.“

    „Halt dein verdammtes Maul!“, fuhr Raven ihm über den Mund. „Hier wird nicht getürmt! Wir sind hier, um das Weib zu holen, und wir holen es! Unten im Tempel sind jetzt zu viele Soldaten, aber wenn sie draußen wäre, hätten wir freie Bahn. Deshalb: Jagen wir sie raus!“

    Schwungvoll öffnete er noch einmal seine Luke, strich eilig mit seiner Hand über den Magiestab an seinem Gürtel und spürte die Energie in seine Finger fließen. Diesmal nahm er so viel, dass die Hitze seinen gesamten Körper erfasste. Dann ließ er eine Feuerwolke nach unten zischen, der ein breiter Feuerschweif folgte. Wie ein Echo folgte ein Aufschrei aus hunderten Kehlen. Gedankenschnell warf er die Luke wieder zu.

    „Jetzt rennen sie sicherlich alle nach draußen. Es gibt genau zwei Ausgangstüren. Asmantjar, Bernador, ihr fliegt voraus und kontrolliert, durch welche sie rausläuft. Packt sie, wenn ihr könnt – wenn nicht, sagt mir Bescheid! Wir kommen euch nach. Ich trommele auch unsere Bodentruppen her, die sich in der Stadt versteckt halten. Wenn wir schnell sind, haben wir eine Chance.“

    Sie rannten über den staubigen Boden bis zu dem Loch im Dach, durch das sie hereingeflogen waren. Raven jagte der Puls rein wahnsinnig. Er hatte dem König versichert, diese Prinzessin zu bringen sei eine seiner leichtesten Übungen. Darauf hatte der König ihm die genialste Belohnung des Jahrhunderts versprochen: Seine eigene Armee würde er bekommen. 3000 Mann. Nicht zu vergleichen mit der zwar kampfstarken, aber doch zahlenmäßig kleinen Truppe, die er augenblicklich führte. Ha, wenn er diese Armee erst hätte, würde er ganz andere Dinger drehen! Dann würde er auf die ganz großen Feldzüge ausreiten!

    Deswegen durfte er das jetzt nicht verbocken. Das musste er hinbiegen. Um jeden Preis.

    Sie rannten durch die Dunkelheit, Raven duckte sich unter tiefhängenden Balken. Und weiter, weiter.

    „Aber der Schutzbann?“ Asmantjar packte ihn an der Schulter. „Keiner von uns sieht den außer dir! Wie finden wir heraus, wo diese Öffnung ist, du kannst doch mit deinen Seglern nicht vorne fliegen?“

    „Vergiss den Bann, er wird sich nicht aufbauen“, erwiderte Raven unwirsch. „Der schützt den Tempel nur, wenn Feinde von außen kommen. Nicht wenn welche von drinnen heraus wollen. Los jetzt, beeilt euch!“


    Hallo ihr Lieben,

    erstmal vielen Dank für eure Anmerkungen. Das hat mir einiges zu denken gegeben und es ist gar nicht so einfach mir zu überlegen, wie ich das handhabe und wie ich nun weitermache.

    Voluptuous Mayday

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    okay, nerver mind. Doch ein sexistischer Mistkerl xD

    Was mir hierzu generell an dem Part aufgefallen ist: Raven zeigt an mehreren Stellen, dass ihm seine Befehle gegen den Strich gehen und in diesen Momenten flackert so eine Andeutung hervor, er sei nicht aus tiefsten Herzen ein Mistkerl - was dann in jedem Fall aber sofort durch irgendeine sich anschließende, miese Aussage relativiert wird. Auf mich wirkt das ein bisschen erzwungen, muss ich sagen

    Die Befehle gehen ihm nicht deswegen gegen den Strich, weil er eigentlich ein netter Mensch wäre, sondern weil er sich nichts sagen lassen will und sehr daran interessiert ist, ein cooles Image zu haben. Vielleicht kommt das noch nicht gut genug heraus, ich schaue mir das nochmal an. Seine Bemerkungen über Frauen haben mit seinem generellen Verhältnis zu Frauen zu tun. Das kann ich in diesem Abschnitt noch nicht so zeigen, es kommt dann später.


    Rainbow

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    Wie kommt er dazu das anzunehmen? ich hätte eher vermutet, dass die Auzfträge andere sein würden...größer eben....aber dass er immer noch unter dem Befehl des Königs stehen würde. Ist doch eigentlich klar, oder? Kommt mir fast ein bisschen naiv vor, was anderes anzunehmen.

    Vielleicht würde ich hier eher sein Ego herauskehren...er würde viel mehr Prestige genießen, das wäre eine besondere Form der Anerkennung und vielleicht könnte man auch andeuten, dass die zu erwartenden Aufträge dann prestigeträchtiger sein würden, als das hier

    Oh danke. Sehr gut. Genau das würde gut passen.

    Ach ja, dass die da die Trauung durchziehen, obwohl draußen ein riesen Tumult stattfindet, ist in der Tat etwas seltsam.

    Ja stimmt. Voluptuous Mayday hat das ja auch schon angemerkt.


    Novize

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    Vor dem Abseilen gibt’s einen ziemlich langen Infodumb, der den Leser etwas nervös macht. Vielleicht ist das auch ein Stilmittel, das ich als Noob nicht durchschaue, aber falls nicht könnte man den vielleicht etwas aufteilen?

    Was mir bei der letzten Szene noch etwas fehlt ist die Reaktion der Leute im Tempel. Die Gäste müssten Raven sofort gesehen haben, als er durch die Falltür kam. Gibt es keine Soldaten, die eingreifen? Vielleicht nicht, weil man im Tempel keine Waffen tragen darf? Und weil man denkt, dass der Schutzschild schon reicht? Aber da die Szene ja gerade erst angefangen hat kommt das ja ggf. alles erst noch.

    Infodump? Kommt das so rüber? Ich schau mir das nochmal an.

    Reaktion der Gäste ist eine gute Idee. So könnte ich das machen.

    Genau dasselbe hab ich auch gedacht. Wie wäre es, wenn der Maulwurf im Tempel eine kleine Winde o.ä. oben installiert hat. Ist im Vergleich zu den Falltüren glaube ich kein großer Zusatzaufwand – dann könnten Ravens Leute ihn mit vereinten Kräften recht schnell hochziehen

    Das geht so leider nicht, weil sonst die nächste Szene nicht funktionieren würde. Ich denke da aber nochmal drüber nach, wie ich das plausibler mache. Danke!


    Thorsten

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    Ich bin mir hier nicht so ganz sicher auf was es rauslaufen soll - spannend soll's irgendwie nicht wirken, dafuer ist Raven zu selbstsicher. Aber was dann? Wir folgen in vielem seinen inneren Reflektionen, aber irgendwie erscheint mir das sehr unkonzentriert - dafuer dass es doch der Hoehepunkt des Auftrags ist. Ausserdem - nun ja - laesst es ihn etwas eigenartig wirken - wie jemanden der sich bemueht die Dinge philosophisch zu sehen, aber dann irgendwie doch auf seine Erkenntnisse pfeift.

    Wieso?

    Vieles ist sehr salopp geschrieben, gibt dann eher den Eindruck einer Bande von Halbstarken als einem Ueberfallkommando.

    Ich hatte zuerst gar keine Reflexionen drin. Aber dann dachte ich, es geht ja darum ihn kennenzulernen, also sollte ich formulieren, was ihm im Kopf herumgeht.

    Halbstarke: Tatsächlich ist Raven 18 Jahre alt und agiert mit einer Truppe von Jünglingen in seinem Alter oder kaum älter. Das sollte ich vielleicht noch thematisieren. Er ist also tatsächlich etwas unreif, hat aber wie man merkt den Drang sich zu produzieren und will beeindrucken.

    Und eigentlich wollte ich auch keine philosophischen Erkenntnisse bringen, sondern nur zeigen, wie er so tickt. Das ist offenbar nicht richtig gelungen. Philosophisch, wenn jemand sagt, es ist scheiße Frauen anzugreifen, weil die sich nicht wehren können? Ist das nicht schon praktisch ein Klischee und erfordert keine tiefgehenden Erkenntnisse, sowas auszusprechen? Vielleicht sollte er das noch anders formulieren, damit man merkt, dass es ihm nicht darum geht, nett zu Frauen zu sein, sondern nur um die Wirkung dessen, was er macht.

    Er ist doch selber Skeff - gibt's noch mehr Rassen mit Fluegeln, oder nennen die Skeff sich selber so? Finde ich irgendwie einen komischen Ausdruck...

    Es geht hier natürlich darum, Wortwiederholungen zu vermeiden. Hättest du eine Idee für einen alternativen Ausdruck, den ich sonst verwenden könnte?

    Das Seil ist dann aber immer noch da. Wenn jetzt irgend ein Leibwaechter (oder der Braeutigam) hinter ihm (beidhaendig) zu klettern anfaengt und sich an seinem Bein festhaelt - dann muss er also das Gewicht von zwei Menschen einhaendig ein Seil raufschleppen um zu entkommen.

    Stimmt, Mist. Sowas habe ich sogar schon im Fernsehen gesehen. Es wäre wohl anzunehmen, dass das jemand versuchen sollte. Ich muss mir da was einfallen lassen, denn für die Fortführung der Szene brauche ich das Detail, dass er klettert und nicht gezogen wird.


    Vielen lieben Dank euch allen. Ich sehe, dass ich da noch einige Baustellen habe. Über die Fortsetzung muss ich auch nochmal drübergehen und kann sie deshalb noch nicht gleich posten. Sie kommt aber demnächst hier in diesem Theater.

    In der Urversion gab es dieses Kapitel gar nicht, da habe ich mit dem Kapitel angefangen, das danach kommt. Eventuell gäbe es also auch die Option, dieses Kapitel ganz zu streichen. Ich brauche es nicht zwingend für die Story, allerdings dachte ich, dass ich vielleicht einen gewissen Effekt erziele. Na mal sehen. Ich versuche erstmal, das aufzubessern.

    Rainbow

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    Hier habe ich kurz gestutzt. Es klingt so, als würde er nur deshalb nicht losfliegen, weil die Sicht so schlecht ist...aber im Grunde KANN er es doch nicht, weil er noch mehr an Höhe gewinnen muss, oder? Zumindest war das deine Erklärung in der vorherigen Version. Dieser Erklärung fehlt jetzt hier irgendwie.

    Hey Rainbow

    Vergiss bitte den vorherigen Part. Die Idee, dass er eine bestimmte Höhe braucht um zu fliegen (in Anbetracht der Tatsache, dass er momentan auf einem Berg steht also ein paar hundert Meter) würde dazu führen, dass er später vom Tempeldach aus nicht mehr fliegen könnte (das diese Höhe nie erreichen kann) und das würde ja meinen ganzen Plot zerstören.

    Drum habe ich das geändert. Er braucht also nicht Höhe, sondern freie Sicht, das ist der Grund, warum er nicht direkt auf der Stelle losfliegt.


    Noch mal euch allen vielen Dank für eure Kommentare, und hier geht es nun weiter:

    2.1 Überfall aus der Luft

    „Wo kommen wir durch das Dach? Sollte da nicht ein Loch sein?“, raunte vor ihm sein Kumpel Asmantjar und sah sich zu ihm um, während er mit weiten Flügelschlägen ausholte. He, das hatten sie doch alles lang und breit besprochen.

    „Mach dir nicht ins Hemd, es wird schon auftauchen“, brummte Raven. Seine Ledersegel hielt er ausgestreckt, was ausreichte, um sich in der Luft halten zu können.

    „Sieht so aus, als erwartet uns noch ein Tanz. Schau dir den Truppenauflauf rings um den Tempel an“, hörte er die Stimme von Bernador neben sich.

    „Hast du Muffe, du Feldhase?“, pflaumte Raven ihn an.

    Isert hinter ihm mischte sich ein.

    „Die Läuse pissen sich doch in die Hose, wenn sie uns nur sehen!“

    „Wenn sie mich sehen, meinst du wohl“, korrigierte Raven. Das war nicht übertrieben. Er wusste, wie er auf andere wirkte. Oft genug hatte er den Schock in den Augen der Leute gesehen, wenn er auftauchte. Er verstand sich auch darauf, diesen durch kleine magische Tricks noch zu verstärken. Vielleicht lag es an den behexten Bändern voller spitzer Nägel, Zacken und Hörner, die er sich um Stirn, Schultern und Arme wand und die ihm ein raubtierartiges Aussehen gaben. Vielleicht lag es auch an seinen langen schwarzen Haaren und den feurigen Blicken, mit denen er verstand seine Umgebung einzuschüchtern. Oder war es einfach in der Tatsache begründet, dass er Magie nutzen konnte – eine seltene Gabe bei Männern - und auch mit dem Schwert jeden beliebigen Gegner zerhackte. Ein Ruf, den er sich schwer und ausdauernd erkämpft hatte. Und eben darum war es schnurzegal, wie viele Soldaten da unten standen.

    Das Donnern einer Explosion war zu hören. Ihm folgte das Dröhnen von Turmglocken, die Alarm schlugen. In der Menschenmenge zu ihren Füßen entstand Bewegung, Rufe und Befehle wurden laut, ein Teil der Wachtposten setzte sich in Bewegung Richtung Marktplatz. Von dort sah Raven jetzt auch Flammen in die Luft schlagen. Das war ziemlich sicher sein Ablenkungsmanöver. Sehr gut! Alles lief nach Plan.

    Raven drehte sich zu seinen Begleitern um.

    „Jetzt!“, kommandierte er.

    Alle gleichzeitig gingen in den Sinkflug, während sie geradewegs auf das Tempeldach zu hielten. Ravens Magiestab spuckte seine letzten Staubteilchen aus, sodass sie unter der Hülle ihrer schon nicht mehr ganz so schwarzen Wolke hoffentlich nicht bemerkt wurden.

    Einzig der Schutzbann des Tempels reagierte. Schlagartig wuchs eine gläserne Kuppel aus dem Boden, welche das Gebäude komplett umhüllte und den Zutritt verwehrte. Darauf war Raven vorbereitet, alle Gotteshäuser besaßen so einen Bann. Jedoch saß an diesem Tempel auch eine heimliche Verräterin, welche versprochen hatte, ihm ein Loch in die Kuppel zu präparieren. Raven kniff die Augen zusammen.

    Wo war dieser Eingang?

    Er war sich nicht sicher, ob seine Kameraden den Bann sehen konnten, der nur aus Strahlung bestand. Daher zerschnitt er jetzt das Seil, das ihn an Asmantjar gebunden hatte, kommandierte seine komplette Mannschaft hinter sich und gebot, ihm im luftigen Gänsemarsch zu folgen. Der Moment war kritisch, denn er konnte mit seinen Segeln nur abwärts, aber nicht aufwärts fliegen, deshalb war es wichtig, dein Eingang sofort zu finden.

    Dort! Das Loch befand sich weit oben. Er segelte darauf zu, zog die Flügel ein und ließ sich das letzte Stück fallen, durch den schmalen gläsernen Kuppeldurchgang hindurch direkt auf einen Ebenholzbalken auf dem geschwungenen Tempeldach. Hier fand sich ein kleines Fenster, das nur angelehnt war. Raven öffnete es und stieg ein. Einer nach dem anderen flogen ihm seine Krieger hinterher und folgten ihm.

    Auf dem Dachboden herrschte Dunkelheit, jedoch unterbrochen von dünnen blauen und grünen Strahlen, die offenbar von unten durch die Ritzen fielen. Raven brauchte eine Weile, um sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen. Sie befanden sich in einem langgestreckten, niedrigen Raum, in dem zahlreiche schräge Balken an mehreren Stellen den Weg einengten oder Ravens Krieger dazu zwang, sich zu bücken. Auf dem Boden lag zentimeterdicker Staub, an mehreren Stellen durchglüht von flackernden rötlichen und blauen Strahlen, die wahrscheinlich aus dem Tempel durch die Decke drangen. Teilweise war der Boden auch bedeckt mit aufgerollten Seilen sowie mit seltsam aussehenden Geräten, offensichtlich alten magischen Artefakten. Da waren doch bestimmt Schätze drunter, die noch funktionierten! Aber für eine solche Schatzsuche konnte er sich keine Zeit nehmen, er musste seinen Auftrag erledigen. Das konnte knifflig genug werden.

    Raven ließ seine Blicke durch den Raum wandern. Angeblich sollte hier schon alles präpariert sein. Laut Plan sollte seine Spionin zwölf Bodenluken vorbereitet haben, durch die Raven und seine Leute in den Tempel einsteigen könnten. Endlich begriff er, wo diese waren: Die magischen Lichter markierten sie. Und an den Seilen sollten sie in die Halle herunterklettern.

    „Sehr ihr die kleinen blauen Flammen im Staub?“, fragte Raven und sah sich in der Runde um. Der breitschultrige Asmantjar und Isert mit seinem schiefen Mund grinsten ihn an; auch alle anderen nickten.

    „Das sind die Handgriffe, an denen ihr die Luken öffnen könnt. Verteilt euch, jeder geht an eine von ihnen. Wer keine Flügel nutzen kann, bereitet sein Seil vor. Dann wartet ihr auf mein Signal.“

    Raven trat den Staub mit den Füßen zur Seite, fasste vorsichtig die hellblau leuchtende Klinke am Boden und öffnete sie einen Spalt breit. Grelles dunkelrotes Licht flutete ihm von unten entgegen und blendete ihn, sodass er im ersten Moment nichts sah. Langsam bildeten sich die Silhouetten der Festgäste heraus, die tief unter ihm in der großen Tempelhalle warteten, in einem großen Kreis um eine leicht erhöhte Galerie direkt unter seinen Füßen. Vor einem steinernen Tor auf dieser Galerie stand das Brautpaar. Der Bräutigam, ein schmucker Kavalier in Uniform, und neben ihm Prinzessin Kira von Karghena, die das traditionelle orange Hochzeitskleid trug, mit eingenähten Smaragden, die wie ein Gürtel ihre Taille umrundeten. Oder genauer gesagt war alles an ihr so rund, dass man die Smaragde einfach über ihre üppigen Kurven herüber drapiert hatte.

    Er versuchte seine Blicke gleich wieder abzuwenden, konnte aber nicht verhindern, dass ihm zum wiederholten Mal der alte Ärger in den Hinterkopf kroch, den er die ganze Zeit schon nach Kräften verdrängt hatte. Immer diese verfluchten Entführungen von Mädchen, das war kein Auftrag, der ihm Ruhm einbringen würde. Jeder beliebige Schwächling konnte diese Aktion durchziehen. Tausendmal lieber hätte er sich mit Soldaten geschlagen, wie es sich gehörte! Aber ein Auftrag war ein Auftrag und musste durchgezogen werden. Vermutlich wird es ganz einfach, dachte Raven, ich sitze schon an der optimalen Stelle. Ich hangele mich an einem Seil runter, kralle mir die Prinzessin und zieh mich wieder hoch. Bevor die da unten begreifen, was passiert ist, bin ich schon wieder weg. Und wir hauen ab durch die Luft. Es wohnen kaum Skeff in Karghena, sie kommen uns nicht nach.

    Zwei Tempeldienerinnen in schwarzen Gewändern lösten sich aus der Menge und traten zum Brautpaar vor. Raven beobachtete, wie sie den beiden die Ringe ansteckten. Das war ja mal ein steifes Pärchen. Die beiden sahen sich nicht an, die Braut drehte sich sogar fast angewidert zur Seite, als ihr Angetrauter ihr das Schmuckstück an den Finger steckte. Sicher eine Zweckhochzeit, die Bündnisse festigen oder irgendwelche anderen politischen Vorteile bringen soll, wie es an den Fürstenhöfen üblich ist, dachte Raven.

    „Zur Hölle, ist das Weib fett“, witzelte sein Kamerad Asmantjar, der an einer Luke neben ihm saß. „Ihr Brautkleid platzt bald aus allen Nähten.“

    „Idioten, habt ihr keine Augen im Kopf?“, brummelte Bernador und schüttelte seine Flügel aus. „Das Mädel ist schwanger.“

    Raven zuckte zurück. Natürlich, er hätte es sofort begreifen sollen. Sie erwartete ein Kind.

    He – und wieso das? Eine schwangere Frau zu wählen, hatte der König noch nie vorher verlangt. Er stutzte. Da stimmte doch was nicht. War das ein Fehler? Sonst wollte die Hohepriesterin doch immer Jungfrauen haben. Wie oft hatte sie das schon lang und breit erläutert – um ihm und seiner Truppe einzubläuen, dass die Mädchen gefälligst auch als Jungfrauen am Krater ankommen mussten.

    Sie würde mit dieser Braut gar nichts anfangen können. Es musste ein Fehler sein. Die Spione des Königs, diese Blindgänger, hatten dieses Detail glatt übersehen. Alles, was er gerade machte, war kompletter Blödsinn – er riskierte seine Haut und die seiner Männer für einen sinnlosen Auftrag! Die verdammten Idioten. Denen würde er aber das Fell gerben nach seiner Rückkehr!

    Eigentlich hätte Raven schon längst das Kommando zum Angriff geben sollen, aber er konnte die Wut nicht beherrschen, die so in ihm hochkochte, dass er am liebsten den Auftrag abgebrochen hätte.

    Aber das ging natürlich nicht. Ein Befehl war ein Befehl.

    Genug jetzt, zwang er nach langen, drückenden Augenblicken gewaltsam den Aufruhr in seinem Inneren nieder.

    Er richtete sich auf und befahl Isert an seine Seite, der ihn später hochziehen sollte.

    „Los!“, raunte er den übrigen Kameraden zu, riss die Luke weit auf, packte das Seil, ließ es nach unten fallen und hangelte sich dann daran abwärts. Es ging schnell, fast spürte er den Windzug beim Heruntergleiten, schon war er direkt über den Menschenmenge und sah um sich herum seine Kameraden, von denen die meisten die Seile gar nicht brauchten, sondern sich mit gezielten Flügelschlägen auf Säulen oder hohen Statuen in seiner Nähe positionierten.

    Raven landete direkt vor dem Brautpaar. Er stieß die Tempelhexe zur Seite, die vor ihnen gestanden hatte, ging auf die Prinzessin zu, und noch bevor sie anfing zu schreien, packte er sie mit der rechten Hand mit voller Kraft so um die Brust, dass er ihr beide Arme einschnürte, während er mit der Linken das Seil festhielt und laut schrie: „Zieh!“

    Zwei, drei schnelle Rucks und schon schwebte er mit seiner Beute einen Meter über den Würdenträgern. Verdammt schwer war die Kleine und ihre Schreie gellten ihm in den Ohren, jetzt trat sie sogar nach ihm. Gar nicht so einfach, mit dem Widerstand weiter nach oben zu kommen, Isert schien Mühe zu haben, sie hochzuziehen und stoppte immer wieder.

    „Tritt mich noch einmal und du bist tot!“,

    Mein Gott, es kommt mir vor, als wäre ich blind und müsste erstmal sehen lernen.

    Ich habe jetzt mal das ganze Kapitel umgeschrieben und versucht, alle die schlimmsten Logikschnitzer zu entfernen und es mehr verständlich zu machen.

    Danke euch allen für eure sehr hilfreichen Kommentare!

    was du dir für Cheneela vorstellst aber dieser Charakterzug muss im Hinblick auf die Handlung ja nicht unbedingt etwas schlechtes sein. Meiner Meinung nach bietet es sogar Potential für ihre Charakterentwicklung,

    Im Prinzip ja - nur dass sie hier auf eine Weise wirkt, die ich nicht gewollt hatte. Deshalb muss ich mir nochmal ernsthaft Gedanken machen, wohin ich mit ihr gehen will.

    1. Warum könne Leute über Raven fliegen, obwohl vorher nur von Segeln die Rede war?

    2. Warum kann man den Tempel nicht zu Fuß angreifen?

    Diese Fragen habe ich nun in dem Update versucht, etwas besser nachvollziehbar zu beantworten.

    Bei Raven hatte ich natürlich zuerst prompt an die Tochter von Penthesilea gedacht ^^ ... aber gut, jetzt ist es der junge Skeffkrieger und- Anführer, der so heißt.

    Ich finde die ganze Idee mit dem Besteigen des Vulkans eine coole Idee. Das hast du sehr atmosphärisch beschrieben mit der Hitze, den Ascheflocken, dem gefährlichen Untergrund.

    So, und Raven soll nun also die Prinzessin entführen. Aha! Keine Ahnung warum, aber ich hatte zu Beginn irgendwie angenommen, dass es Cheneela sein würde, die entführt wird

    Vielleicht sollte ich den Namen ändern, damit man nicht auf diesen Gedanken kommt. (ich überlege das mal)

    Tja, und was das Entführen von Prinzessinnen betrifft - warte mal ab.

    Deine weiteren Anmerkungen habe ich versucht zu entschärfen und habe den ganzen Text nochmal umgeschrieben. Ich hoffe, er ist jetzt besser verständlich, wer fliegen kann und warum es so viele nicht können und auch deine anderen Unklarheiten.

    Das habe ich tatsächlich nicht ganz verstanden. Das Ganze scheint eine ihm schon bekannte Prozedur zu sein, also kein Fehlstart. Zunächst ist mir nicht klar, warum er überhaupt in die Tiefe stürzt, obwohl er seine Flügel schon ausgebreitet hat. Wenn das wiederum schon beim Start nicht geklappt hat, dann ist es denke ich danach zu spät, denn während des Sturzes müsste es meiner Meinung nach viel schwieriger sein, die Flügel richtig auszubreiten / zu positionieren,

    Danke für deine technischen Ausführungen, sowas kann ich echt gebrauchen, wie du wohl schon gemerkt hast. Das nehme ich mir gerne zu Herzen und habe es jetzt versucht, in den Text einzuarbeiten. Ich habe den gerade mal upgedated. Auch deine übrigen Hinweise sind jetzt hoffentlich in dem erneuerten Text geklärt.

    (Kannst Du im Prinzip mit dem Badezimmerspiegel ausprobieren wenn Du zwei Spiegel genau gegenueber anordnest - der Blick in die Unendlichkeit der so entsteht wird immer dunkler je mehr Reflexionen dazwischen sind).

    Hey cool. Wieder was dazugelernt. Ich hatte es mir ganz anders vorgestellt. So hat es Novize wohl auch gemeint.


    Das gleiche habe ich mcih auch gefragt und überlegt.
    Vielleicht könnte man das "ziehen lassen" einfach weglassen.

    Ich habe die Erklärung jetzt geändert und hoffe, es ist besser verständlich geworden.


    Das finde ich interessant :hmm: Mich würde interessieren, ob Raven damit ein Einzelfall ist oder ob das ein gängiges öhm ... "Leiden" unter den Skeff ist, bzw. ob es einen Grund dafür gibt, dass Raven keine Flügel hat. Genauso der Sinn dahinter, wieso sie ihm aus erzähltechnischer Sicht fehlen ^^ Na, du wirst es uns im Laufe der Geschichte schon erzählen ^^

    Ja, es gibt einen Grund dafür, warum er keine Flügel hat, das wird später nochmal Thema. Da steckt eine ziemlich lange Geschichte dahinter.

    Cheneela ist ein bisschen Klischee - da wuerde ich mir wuenschen dass Du uns was Neues servierst, Prinzessin die den Leibwaechtern und dem Hofleben mal entkommen will kennt man irgendwie schon - das Thema aus Sicht der Leibwaechter koennte z.B. mal anders sein - aber okay, ich war gewarnt

    Oh jetzt bin ich aber echt geflasht, dass du doch dabei geblieben bist, danke! :love:

    Ja, Cheneela gefällt mir auch selber noch nicht so richtig. Ich hoffe immer, dass mir noch einfällt, was ich aus ihr machen kann. Ein paar Details habe ich ihr noch gegeben, die in den Folgekapiteln kommen, aber das Gesamtbild ist wohl noch nicht ganz stimmig. Ich hoffe da noch auf eine Eingebung.

    wenn Raven einen hohen Startpunkt braucht (was plausibel ist) dann kann er keine Mission planen bei der er landet - wenn er nach der Landung in einer Mission wieder starten kann, dann braucht er keinen Vulkan zum Start - da sollte sich doch irgend ein Erklaerung finden lassen die der Sache Sinn verleiht?!

    Ja, ich glaube dieses Problem haben bisher die meisten hier gehabt. Ich mache da was draus und hoffe es zu lösen. Habe gerade ein Update gemacht, in dem ich einiges umgeschrieben habe.

    Den Vulkan mag ich sehr, den finde ich sehr inspirierend. Bin gespannt was du später zu der Vulkanstadt sagen wirst. Mistborn kenne ich nicht, sollte ich vielleicht mal lesen.

    Ihr Lieben,

    vielen Dank für eure Anmerkungen!

    weil das Licht ja nicht durch die häufige Spiegelung intensiver wird, sondern dadurch, dass es gebündelt wird.

    Ich dachte mir eigentlich, dass es zwar sicher gebündelt wird, aber auch in den anderen Spiegeln nochmal gespiegelt wird, was die Intensität noch mehr verstärkt (oder ist das falsch gedacht?)

    dafür dass Cheneela sich scheinbar als Rebellin gegen den Tyrann sieht, geht sie m.M.n ziemlich ruppig mit ihrer Untergebenen um.

    Du hast recht. Über den Charakter mache ich mir noch Gedanken und vielleicht ändere ich das auch nochmal um.

    Okay, dann geht es jetzt mal weiter mit dem nächsten Kapitel.

    Ich habe jetzt mal ziemlich weit ausgeholt, bin aber schon nicht mehr sicher, ob der Anfang so überhaupt spannend ist und ich diesen ganzen Teil nicht weglassen sollte. Aber hier ist er jetzt erstmal:

    2.   Überfall aus der Luft

    Dichter Ascheregen rieselte vom Himmel und hüllte die Umgebung in nachtschwarzes Dunkel. Obwohl Raven mit seinem Magiestrahler einen breiten gelblichen Lichtkegel erzeugte, konnte er unter den zahllosen herumwirbelnden schwarzen Flocken kaum den Weg erkennen, den er reiten wollte.

    Eine abrupt zunehmende Hitze alarmierte ihn. Er zügelte sein Pferd, drehte sich um und rief laut zu seiner Truppe:

    „Stopp!“

    Es war immer gefährlich, am äußeren Vulkanberg zu reiten, weil der Krater nie still war und jederzeit neu entstandene Lavaflüsse austreten konnten. Anfangs, solange die Lava noch rot glühte, übersah man sie nicht, aber sobald die oberste Magmaschicht zu schwärzlichem Gestein erstarrte, war sie kaum noch von der Umgebung zu unterscheiden. Wie eine Eisscholle auf einem Feuermeer konnte sie plötzlich abreißen und jeden ins Verderben ziehen, der gerade seinen Fuß darauf setzte.

    Die glühende Hitze, die Raven an dieser Stelle überfiel, sprach dafür, dass er sich in der Nähe eines solchen schwarz verfärbten Magmaflusses befand. Er horchte auf die Signale seines Pferdes, das auf das Erkennen unterirdischer Ströme dressiert war. Es tänzelte unruhig und schnaubte.

    „Das ist ja ekelhaft heute, ich sehe nicht die Hand vor Augen.“ Asmantjar schloss zu ihm auf, ein breitschultriger schwarzhaariger Skeff mit langen Fledermausflügeln. „Wir müssen doch bald die Westseite des Berges erreicht haben. Ich hoffe wirklich, dass die Sicht dort besser wird.“

    Skeptisch spähte er durch den andauernden wirbelnden Ascheregen. „Warum halten wir?“

    „Was glaubst du denn?“, knurrte Raven unwirsch. „Bodenfeuer voraus. Wie üblich.“

    Raven hielt seinen Strahler in die Finsternis und spähte nach Zeichen, die ihm verraten könnten, wie breit der Lavafluss vor ihm war. Doch das einzige, was er erkannte, war das verräterische rötliche Glühen von Magmagestein weiter unten auf seiner rechten Seite, das an drei winzigen Stellen aufleuchtete. Der Weg voraus war pechschwarz und von hier aus nicht sicher zu beurteilen.

    Am liebsten wäre er auf der Stelle losgeflogen, aber die Sicht war zu schlecht. Sie riskierten, auf Gestein zu stürzen.

    Der Weg aus der Vulkanstadt heraus oder in die Stadt hinein war immer beschwerlich. Dem König gefiel es, dass er es nicht nötig hatte eine Stadtmauer zu bauen und auch keinerlei Wachtposten aufstellen musste, außer ein paar Gestalten vor dem Haupttor, die da aber nur so pro forma herumstanden. Niemand kam lebendig nach Kalamachai herein oder heraus, der sich nicht mit den Tücken der Lava auskannte. Zwar erschwerte dies auch den eigenen Leuten ihre Unternehmungen, aber diese hatten sich daran gewöhnt, stets entsprechend dressierte Pferde mitzunehmen, welche vor Gefahren warnten, und auch nicht ohne Leitmänner auszureiten, die ein Gespür für unterirdische Ströme hatten. Von seinen eigenen Leuten war Raven selbst derjenige, der das am besten konnte.

    „Ich teste den Weg zu Fuß“, bestimmte er.

    Entschlossen stieg er vom Pferd und gab Asmantjar die Zügel in die Hand. Ohne sein Reittier hatte er weniger Gewicht, was sein Risiko verringerte, in das trügerische schwarze Magmagestein vor ihm einzubrechen. Er war oft genug schon über solche Felsbrocken gegangen und wusste, wie es sich anfühlen musste.

    Langsam und bedächtig ging er zu Fuß weiter. Er spürte die Hitze zunehmen, sie umwehte ihn, als näherte er sich einem Großfeuer. Dann fühlte er auch das leise Brodeln unter seinen Füßen. Entweder war er schon auf der erhärteten Magmadecke, unter der die Lava glühte, oder nur einen Schritt entfernt. Wieder tastete er sich einen Schritt vorwärts, bereit, schnell rückwärts zu springen. Doch kein Knacken war zu hören, der Boden schien stabil. Noch weiter ging er voran. Die Hitze nahm schon wieder ab.

    Keine Gefahr, atmete er auf. Unter ihm schien nur ein kleines Rinnsal.

    „Der Weg ist rein, aber es ist besser nicht zu reiten“, rief er laut. „Sundor soll mit den Pferden zurückkehren, ihr anderen steigt ab und kommt mir im Gänsemarsch und mit einer Schrittlänge Abstand hinterher!“

    Er wartete ab, bis ihn die ersten Kameraden erreicht hatten und kämpfte sich dann durch die schwarzen Flocken immer weiter voran.

    Eine plötzliche Windböe entlockte ihm ein Grinsen. Endlich! Er hatte seinen Startplatz erreicht, die Wegbiegung, die auf die Westseite führte, wo ein ständiger Wind die Asche schnell davonblies, weshalb die Sicht hier deutlich besser war als auf der Nordseite, von der sie kamen.

    Tatsächlich trieben hier die schwarzen Flocken nicht so dicht vor seinen Augen und er konnte sogar ohne Strahler den Abgrund nahe des Weges erkennen. Hunderte Pferdelängen ging es hier in die Tiefe herunter. Die Abhänge darunter und die tieferen Wege hinten waren ebenfalls schemenhaft zu sehen. Der ideale Abflugplatz.

    Die Kameraden versammelten sich um ihn herum. Während einige von ihnen schon unternehmungslustig ihre langen Flügel ausstreckten, bildeten sie einen Halbkreis.

    „Geht´s los?“, rief Isert übermütig, dem die flockige Dauerberieselung solch eine Aschekruste über Wangen und Stirn geklebt hatte, dass Raven ihn nur an der Stimme erkannte.

    „Erst mal ´ne Runde Krum“, brummte Bernador und Raven hörte, wie die Flüssigkeit in seinem Weinschlauch gluckerte. Gelächter antwortete dem Kameraden, dann kursierte ein Becher. Dieses Ritual gehörte zwingend zu jeder Tour, die sie unternahmen. Bernador ritt nie ohne ausreichende Vorräte los.

    Der Kolchrum war stark, er brannte in der Kehle wie Feuer und mehr als einen Schluck nahm man besser nicht davon. Raven schätzte das Getränk, das das Blut in den Adern zum Brodeln brachte und ihn auch die magische Strahlung besser fühlen ließ.

    „Auf uns“, bölkte Bernador.

    „Schwert- und Flügelbruch!“, rief Isert.

    „Fertigmachen zum Abflug“, kommandierte Raven. „Die Segler zu mir. Jeder bindet sich an einen Flieger.“

    Da mehr als die Hälfte seiner Männer zum Volk der Skeff gehörten und deshalb von Natur aus über ausladende Flügel verfügten, hatten sie ihm schon mehrfach vorgeschlagen, einen Angriff aus der Luft zu planen. Aber er war dagegen gewesen. Er wollte als Anführer nicht auf ein Terrain gehen, das er nicht beherrschte. Diesmal bot es sich jedoch an. Einen Tempel während einer Zeremonie zu überfallen, das wäre auf dem Landweg schwer, weil das Gebäude sicherlich von einem großen Aufgebot Soldaten geschützt wurde. Mit einer Attacke aus der Luft rechneten sie dagegen sicher nicht.

    Zu seinem nicht geringen Verdruss war Raven selber ohne Flügel geboren und hatte daher nicht die Gabe, sich in die Luft zu erheben. Dieses Handicap gedachte er mithilfe von Segelflügeln zu überwinden. Das waren lange ledrige Schwingen aus Hirschleder, die er sich mithilfe magischer Energie um Arme und Rücken gewunden hatte. Richtig fliegen konnte er damit nicht, sie eigneten sich nur zum Segeln. Damit er trotzdem ans Ziel käme, würde ihn einer der Kameraden ziehen müssen. Isert, Bernador und Traskan hatte er ebenfalls mit solchen Behelfsseglern ausgerüstet, denn sie waren seine besten Männer und er wollte sie deshalb bei dem Angriff dabeihaben. Außerdem begleiteten ihn 16 Geflügelte. Die restlichen 90 Mann seiner Truppe, die entweder flügellos waren oder die schon nicht mehr in die Luft kamen, da die Flügel leicht einrissen und Feinde immer als erstes die Schwingen ihrer Gegner zerstörten, diese waren bereits voraus geritten. Er hatte sie an strategisch wichtigen Stellen in der Stadt positioniert, von wo er sie abberufen konnte, wenn er erst am Ziel ankäme.

    Raven trat an die Kante des Abgrundes, seine Segelhaut weit ausgebreitet. Mithilfe eines Seiles war er an seinen Kameraden Asmantjar gebunden, der gerade mit schnellen Flügelschlägen in die Luft aufstieg. Ein Ruck. Es zog ihn vorwärts, er fiel ins Leere. Kurz schaukelte er nach rechts, dann nach links, dann spannten sich die Lederhäute auf die richtige Weise und der Wind trug ihn. Wenig später flatterten schon die Kameraden um ihn herum, die Segler wie tote Blätter, die rasen müssen, wohin der Wind sie weht, während die Flieger wie Adler durch die Wolken jagten.

    Raven konnte es nicht ausstehen, nicht selber an vorderster Front zu fliegen. Es ärgerte ihn schon gleich nach dem Start, dass er hier zum Statisten degradiert war. Das würde sich aber ändern, wenn sie erst landeten.

    Wie oft hatte er schon davon geträumt, wie es wäre zu fliegen. Wenn er die Kameraden in der Luft herumkurven sah, konnte er sich lebhaft einbilden, um sie herumzujagen und bis zu den Wolken zu gelangen. Die Gurkerei mit seinen Ersatzschwingen, die er gerade trug, war leider von diesen Träumen so weit entfernt wie eine Schlange mit angenähten Beinen von einem Tiger gewesen wäre. Das einzige, was er steuern konnte, war die Höhe. Die Richtung und die Geschwindigkeit bestimmte der Kamerad, der ihm voransauste. Aber was ertrug er nicht alles, um diesen wichtigen Auftrag zu erledigen.

    Es ging auf Mittag zu. Der Himmel blieb dunstig und trübe, daher flogen Raven und seine Krieger eng beieinander, damit keiner den Anschluss verlor. Der Wind begünstigte sie, er schob sie fast mit Sturmgeschwindigkeit nach Süden und ihrem Ziel entgegen, dem Tempel der Stadt Karghena.

    Als in weiter Ferne schemenhaft die Stadtmauer auftauchte, tastete der junge Anführer mit dem Zeigefinger nach dem magischen Stab, den er sich um das Handgelenk gebunden hatte. Die Berührung ließ den Stab vibrieren. Er schwoll zu abnormer Größe an und schoss dann explosionsartig einen Schwall feinen dunklen Staub nach vorn, der sie in eine düstere Wolke einhüllte. Von unten musste es etwa aussehen wie der Aschestaub einer kleineren Vulkaneruption, dem niemand in der Stadt besondere Beachtung schenken dürfte, da sich solche alle paar Tage ereigneten. Zwar war auch ihre eigene Sicht nun wieder eingeschränkt, doch das spielte nun keine Rolle mehr, denn Raven konnte sich an der magischen Strahlung orientieren, welche der Tempel der Stadt aussendete, dazu war kein Tageslicht notwendig. Schon von weitem spürte er dessen raue Energie, die sich wie ein leichtes Kratzen auf der Hauf anfühlte.

    Über den Kontaktring an seinem Zeigefinger, welchen ein Totenkopf zierte, stand er mit allen Kameraden in Verbindung. Er brauchte nur den Ring zu berühren, jeder hörte dann seine Kommandos: „Nach rechts“, „Ich hab rechts gesagt, Mann!“

    In unvermindertem Tempo rasten sie weiter vorwärts und überflogen die Stadtmauer noch im Dunst der Staubwolke. Das Wenige, das trotz der schützenden Staubteilchen noch von ihnen zu erkennen war – ihre dunklen Uniformen mit den Flammen an den Seiten, ihre pechschwarzen Haare und die ledrigen Fledermausflügel – alles hatte fast denselben Farbton wie der Staub und dürfte deshalb fast gar nicht zu erkennen sein. Das Manöver schien gelungen. Niemand griff sie an oder stellte sich ihnen in den Weg.

    Eine Abordnung seiner Bodentruppen, die er vorausgesandt hatte, sollte plangemäß bereits jetzt zum Marktplatz geritten sein und würde dort in den nächsten paar Augenblicken Häuser in Brand setzen. Gleichzeitig sollte auch ein Waschhaus in einem anderen Stadtviertel in Flammen aufgehen. Das würde die Karghenaer glauben lassen, dort sei eine Gefahr aufgetaucht. Tatsächlich war das nur ein Ablenkungsmanöver. Wenn er Glück hatte, würde der Fürst Soldaten abziehen und zu den Brandherden schicken – und Raven hätte freie Bahn.

    Sie glitten hoch über den Häusern der Stadt dahin. Der fürstliche Palast lag fast genau in ihrer Mitte. Zum Tempel gelangte man von dort aus über die Hauptstraße, musste aber mehrere Straßenzüge durchqueren. Auf diesem Weg drängten sich unzählige Menschen, und der Tempelvorhof war geradezu überfüllt. Da der schützende Aschestaub der fliegenden Krieger sich langsam verflüchtigte, konnte Raven von oben immer hier und dort einen Bruchteil davon sehen, um sich ein Bild zu machen. Zahlreiche Schaulustige wurden von einer Hundertschaft Soldaten zurückgedrängt. Kutschen parkten dicht an dicht und an den Seiten standen angeschirrte Pferde. Rings um den Eingang in die heiligen Hallen spazierten die Gäste hinein, festlich gekleidete Herrschaften, und der etwas schrille, metallische Ton der Tempelmagie dröhnte über den Platz.

    Die Hochzeit der Prinzessin Kira von Karghena hatte zahlreiche Gäste angelockt. Die Palastwache sowie Truppen des Fürsten umringten die Festgesellschaft wie ein gewaltiger lebendiger Schutzschild, was Raven aus der Luft feststellte: Zu Pferd wären er und seine Leute nicht ohne lebensgefährliche Kämpfe in den Tempel hineingekommen.

    Die Idee mit dem Luftangriff war also doch vernünftig gewesen. Am liebsten würde er wie ein Adler herunterstürzen, die Braut packen und mit ihr durch die Luft davonjagen. Ganz so einfach würde es jedoch nicht gehen. Das Mädchen war nicht zu sehen, es befand sich wohl schon im Tempel. Doch damit hatte Raven gerechnet. Es würde ihr nichts nützen.

    Hallo ihr Lieben,

    ich habe jetzt mal ein paar Grundpfeiler neu gesetzt und beide Texte deutlich umgeschrieben. Dabei habe ich noch nicht alle eure Anmerkungen umgesetzt, sondern mich erstmal nur mit der Botanik beschäftigt (und mit der Malerei - danke für deine Hinweise Voluptuous Mayday ) und auch mit dem Charakter der Prinzessin, die doch etwas zu kindisch und egoistisch gewirkt hat. Ich hoffe, das ist jetzt besser.

    Mögt ihr euch das nochmal anschauen und mir sagen, ob das so besser und vielleicht auch interessanter geworden ist?

    Vielen lieben Dank!

    Lieben Dank für alle eure Anmerkungen, die mir einiges zu denken gegeben und mich einen wesentlichen Schritt weitergeführt haben!

    Eigentlich wollte ich euch gleich den nächsten Part präsentieren, aber ich muss doch in den ersten beiden Teilen noch einige wichtige Dinge ändern und habe auch irgendwie das Gefühl, dass ich das nächste Kapitel nochmal durchforsten muss, bevor ich das zeigen kann. Darum hoffe ich, ihr habt noch etwas Geduld.

    Rainbow

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    Man fragt sich ja, wofür die dann überhaupt noch einen Gärtner haben :hmm: Ich meine, es dürften eigentlich nicht nur die Rosen sein, die nicht mehr blühen...ich bin jetzt keine Botanikerin, aber ohne Sonnenlicht können auch keine Sträucher, Büsche, Bäume oder andere Pflanzen wachsen

    Ach herrje.

    Die kleine Anmerkung hatte ich so spontan eingefügt, weil sie zu etwas anderem passt, das später kommt. Aber du hast natürlich recht, das habe ich nicht zu Ende überlegt. Da ist ja eigentlich Potenzial für einige grundlegende spannende Dinge, die diese Welt prägen sollten. Das ist ja sogar richtig cool, ich habe gerade massenhaft Assoziationen, die sehr gut in diese Geschichte passen würden. Ich werde mich mal mit dieser Botanik näher beschäftigen und die ersten Eindrücke davon sollten dann auch schon in den Park hinein. Deshalb werde ich das Kapitel nochmal dahingehend überarbeiten.

    Etiam

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    Hier bei dem Zitat fand ich den Wechsel etwas zu flott, wie sie aufeinmal aufsteht ud einfach geht

    Ja, da hast du recht.

    und erst jetzt wird erwähnt, dass am Himmerl dieser "Rauch" ist

    Nein, wenn du mal schaust, erwähne ich das schon direkt am Anfang, gleich als sie in den Park kommt. Aber vielleicht überliest man das, weil man die Auswirkungen auf den Park noch nicht sieht. Oder man sieht sie schon, wird aber nicht mit der Nase drauf gestoßen, was erst später kommt. Aber ich werde die Landschaftsbeschreibung des Parkes noch sehr gründlich ändern und dann schaue ich drauf, dass man gleich am Anfang sieht, dass etwas merkwürdig ist.

    mir wirkt dieses "Magieverschwendung" irgendwie plump

    Ja mal sehen, was ich daraus mache. Da Cheneela keine Zauberin ist, könnte sie dir nicht erklären, wie das funktioniert. Ich überlege mal.

    Jennagon

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    Wie Rainbow sagte, brauchen die ja eigentlich keine Gärtner, wenn nichts wächst. Ohne zu blühen, keine Auswüchse, kein Wachstum, da würden auch keine Farne oder Büsche stehen. Wenn die Sonne so lange weg ist, dass sich keiner mehr daran erinnert und die Strahler schon etliche Zeit nicht mehr leuchten, sind da paar vertrocknete Äste. :hmm: Die muss man auch nicht schneiden. Man könnte aber sagen, dass die Gärtner das alles entfernen, fällen, ausgraben, was tot ist und so der Garten immer mehr einer Wüste gleicht.

    Ja klar ...

    Rainbow hat das ja schon gesagt, du hast es nochmal ganz deutlich gemacht. Dass mir sowas nicht selbst auffällt. Da kommen mir gerade eine Menge richtig gute Ideen, denn das gehört ja mit zum Setting der Welt und da kann man einige spannende Dinge draus machen, das werde ich unbedingt tun. Das bedeutet, ich werde mir zum Thema, wie der Park aussieht und wie die Pflanzen in dieser Welt insgesamt aussehen, nochmal ein paar Gedanken machen und dieses Kapitel entsprechend überarbeiten. DANKE!

    Es wirkt, als sei Cheneela politisch nicht erzogen worden, was man sich bei ihrer Stellung aber nicht vorstellen kann. Gerade bei einer jungen Frau würde man davon ausgehen, dass ihre Erziehung sehr auf das Volk bezogen wäre.

    Das ist ein wichtiges Thema. Ich hatte dazu bestimmte Vorstellungen, sehe aber, dass ich die besser noch etwas justiere. Wie ich schon sagte, bin ich bei der Charakterisierung von Cheneela noch nicht ganz sicher und es ist möglich, dass ich da noch einiges ändere, wenn ich mir klarer darüber werde, wie ich sie am besten zeichne. Darum bin ich dankbar für solche Hinweise. Sie sollte natürlich unbedingt sympathisch wirken und auf keinen Fall einfältig oder uneinfühlsam.

    daher könnte Cheneela auch eine Wache bitten, die Bilder am Tor abzuholen und ihr zu übergeben. Problem gelöst

    Richtig. Das werde ich auch mit berücksichtigen.


    Novize

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    Ich dachte Fefa ist neu. Ist sie schon über ein Jahr am Hof?

    Hm, du hast recht. Das klingt nicht logisch.

    Warum lässt sie nicht die Wachen die Bilder abholen – oder wenn sie denen nicht traut Fefa? Gibt es einen Grund, dass sie das persönlich tun muss?

    Das muss ich mir auch nochmal vornehmen und es gut erklären.
    Danke dafür!