Beiträge von Thorsten im Thema „Die Magier von Catrellak - Die Wiederkehr des schwarzen Hengstes - 2.0“

    Ich erinnere mich dass ich die Szene in der die Bettlerin so brutal abgewiesen wird in der ersten Variante schon sehr stark fand - das Thema ist immer noch gut, aber mit dem Text hier weiss ich nicht so recht - worauf willst Du hinaus?

    Soll ich als Leser die Not der Menschen mitempfinden? Dann waeren ein paar Details gut, verzweifelte Gesichter, konkrete Bitten, blutige Gesichter wenn die Panzerhandschuhe zugeschlagen haben.

    Oder soll ich Evan als kaltherzig und brutal empfinden weil er sich nicht ruehren laesst - da waere vielleicht ein Kontrast besser dass er sich mit was ganz anderem beschaeftigt und das Leid bewusst ausblendet.

    So macht die Szene einen unnoetigen Eindruck - Evan weiss offensichtlich dass die Situation schwierig ist, die Wachen wissen auch was Sache ist - und trotzdem fuehren sie eine Machtdemonstration durch indem sie mitten hindurch laufen - aber sie machen diese Demonstration so schlecht dass sie immer wieder aufgehalten werden? Wozu? Ich wuerde den verantwortlichen Wachkommandeur nach so einer Aktion feuern - entweder die Wache kann Sicherheit garantieren oder nicht - und wenn nicht dann muss der Nebenausgang her. Wenn der eine oder andere hier eine Waffe gehabt haette dann waere Evan mit Sicherheit verletzt worden.

    Der Herbst klopfte bereits an die Pforten der Stadt und der darauf folgende Winter bedeutete für die meisten Bewohner eine unsichere und harte Zeit, in der die Hauptsorge war, den nächsten Tag zu überleben.

    Fun Fact - in einer mittelalterlichen Gesellschaft gab's im Herbst am meisten zu Essen - da war grade die Ernte eingebracht und von den Herden wurde geschlachtet was man nicht ueber den Winter durchfuettern wollte, Vorratskammern waren voll und daher ist das die Zeit fuer recht ueppige Feste (Erntedank, Samhain, Kekri...)

    Schwierig war vor allem der spaete Winter und das fruehe Fruehjahr - die Vorratskammern sind dann leer, aber es waechst noch nichts draussen und man kann noch nicht mal Vieh auf die Weide schicken auch wenn's schon waermer ist - und viele Vorraete sind dann schon ein halbes Jahr alt. Da gab's dann oft nur Wurzelsuppe.

    Plötzlich schien alles gleichzeitig abzulaufen.

    Die kleinere Gruppe musste gesehen haben, dass der Wachmann die Hand gegen diese Frau erhoben hatte.

    Sie nutzten die kurze Ablenkung der Wache und warfen sich wie ein Mann auf die Schutztruppe, woraufhin Evan zwei Schritte nach hinten stolperte.

    Wirkt hier eher wie ein Attentatsversuch als wie eine Bitte - was erhoffen sie sich davon? Dass Evan milde gestimmt ist wenn sie vorher seine Wachen verpruegeln?

    Ob sich die Menschen durch eine Unterredung mit dem ersten Berater eine schnellere Erledigung ihrer Bitte erhofften, wusste Evan nicht.

    Come on - so naiv ist er wohl nicht dass er nicht genau weiss was sie sich von ihm erhoffen. Er muss schon hunderte von Bittstellern angehoert haben.

    Gefühle wie Angst oder Bedrängnis vernahm er seit geraumer Zeit nicht mehr. Dafür tat er seine Arbeit schon zu lange.

    Wie andere schon gesagt haben - die Situation wirkt echt gefaehrlich und ausser Kontrolle - das kann nicht seine Routine sein und das sollte man auch merken finde ich.

    Starker Anfang der die Szene setzt. Gegen Ende fehlt ein bisschen die Begruendung fuer

    Diese Umstände schienen in der Tat besorgniserregend. Und Evan beschlich eine Ahnung, dass dies nur der Anfang war. Er musste handeln – jetzt.

    was genau treibt ihn so um? Viele Leser wissen es weil sie die erste Version der Geschichte schon kennen und wissen dass sich die Ereignisse ueberschlagen werden - aber Graf Ruben kann einfach einen Herzinfarkt gehabt haben.

    Der Leser der diese Version zum ersten Mal liest weiss auch noch nicht so genau, wass es mit den Pentas nun auf sich hat.

    Eigentlich muesste die Szene irgendwie vorbereitet werden damit all diese Andeutungen wirken koennen - duestere Vorahnungen, eine Erinnerung an die Pentas - so fuegt sich das nur zu einem Ganzen wenn man, wie der Leser der alten Version oder der Autor, eben schon weiss dass es Anzeichen eines groesseren Geschehens sind.

    Da wuerde ich also noch ein bisschen dran feilen und ueberlegen, wie man das staerker wirken lassen kann was passiert.

    Dieser Abschnitt zerfaellt mir ein bisschen zu sehr - die Rueckblende kommt sehr unvermittelt, und geht dann ebenso unvermittelt in eine (ziemlich gelungene) Beschreibung der Stadt ueber.

    Dazu kommt dass der Hinweis auf 'die Insel' fuer mich nicht sofort zu verstehen war - zuerst dachte ich 'Ausbildungsplatz, aber dann wurde mit 'aus dem Unfeld entrissen um sie zu einer Kriegerin auszubilden' ihre Kindheit beschrieben - dann dachte ich sie ist auf der Insel aufgewachsen - spaeter bin ich dann wieder zurueck zu 'Ausbildungsplatz'.

    Das alles an Harka aufzuhaengen ist unplausibel, den sieht sie ja zu oft am Tag als dass er da in ihr noch viele Erinnerungen ausloesen koennte.

    Wie's geschrieben ist finde ich nicht schlecht, aber ich wuerde mir wirklich die Ueberleitungen und den Aufbau der Rueckblende mal ansehen ob man das nicht geschickter einfaedeln kann und an was anderem aufhaengen kann.


    sondern versprühte mindestens Nüchternheit

    Nuechternheit verspruehen ist ein gewisser Kontrast (normalerweise versprueht man ja Froehlichkeit) - finde ich hier nicht so passend, wenn's als Oxymoron gemeint ist verstehe ich den Zweck hier nicht...

    Dabei hatte sie sich noch nie davor gescheut, auch Männer zurechtzuweisen.

    Dieser Satz entwertet Sira - ich hatte nie daran gezweifelt dass sie eine gestandene Kriegerin ist und jeden zurechtweisen kann der ihr bloed kommt - dass das nochmal klargestellt werden muss laesst sie schwaecher wirken als sie ist.

    Dann blieb sie stehen, als ihr etwas nicht Unwesentliches durch den Kopf ging. „Was ist, wenn er uns gar nicht empfängt?“, fragte sie ihren Freund.

    Eigentlich denkt sie doch schon die ganze Zeit ueber solche Sachen nach - was wenn sie nicht reinkommen, sie sollen einen Adeligen befragen, waere eine Erlaubnis der Regentschaft nicht besser gewesen? So richtig revolutionaer ist der Gedanke an dieser Stelle nicht mehr dass es Schwierigkeiten geben koennte.

    „Du wirst jetzt mitkommen“, sagte er ganz leise und vertrauensvoll.

    'vertrauensvoll' bedeutet dass der Mann ihr vertraut - das faende ich an der Stelle komisch, immerhin ist sie ein Kind (und er will sie mitnehmen) - ich wuerde annehmen dass er bemueht ist ihr Vertrauen zu gewinnen.

    Es hatte vor vier Jahren, als sie Xervana endlich verlassen konnten

    Okay, das hat mich kalt erwischt, weil die Parallele von

    Xervana: Die Insel, die ihr Leben geändert hatte und durch die sie gezwungen war, von einem Kind zu einer Kämpferin zu werden

    n den Tag erinnern, als man sie aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen hatte, um sie zur Kriegerin auszubilden.

    aka 'zur Kaempferin werden' und 'zur Kriegerin ausbilden' legte fuer mich nahe dass es jetzt um das Erlebnis auf dieser Insel geht.

    Finde ich schwierig fuer den Leser zu navigieren...

    So, zum eigentlichen Text auch noch:

    Gefaellt mir recht gut, die Stimmung da ist ganz gut getroffen - so ein richtig herzliches Familientreffen halt... :D Ein paar mal scheint es mir aber sehr implizit zu sein was geredet wird, so dass ich auch beim nochmal lesen nicht genau draufkomme warum Dinge so aufgefasst werden:


    Wenn er etwas Falsches sagte, konnte das nur schlecht für ihn ausgehen. „Ich bin mir sicher, dass Eure Tochter gewissenhaft über solcherlei Vorzüge nachdenkt, bevor sie einen Gemahl erwählt.“

    Vorher wird ja allgemein ueber 'Geschaefte' geredet, ueber 'gegenseitigen Nutzen' und 'Uebereinkunft' und die Tochter die Vorzuege sieht - das kann bedeuten was Rüstan hier denkt, muss aber nicht.

    Hier ist er der, der zum ersten Mal mit der Vermaehlung mit der Tochter rausplatzt. Ich stelle mir hier grade vor die Alten hatten ueber einen Mietvertrag fuer eine Plantage geredet die Rüstan und sie jetzt zusammen verwalten sollen - und auf einmal erklaert Rüstan dem guten Aler dass er hier davon ausgeht bald dessen Tochter zu heiraten.

    Scheint mir ein bisschen riskant zu sein von ihm, so als erster das Thema ganz explizit zur Sprache zu bringen... besonders da er ja weiss dass er hier nichts falsches sagen darf...

    Rüstan muss diesen ganzen Zinnober nicht moegen - aber mit einiger Sicherheit kennt er ihn und ist auch leidlich gut darin, immerhin muss das seine Kindheit gewesen sein...

    „Hast du den Verstand verloren!“, fauchte er. Seine Stimme erhob sich nicht einmal sonderlich, allein der Unterton brachte es zustande, dass selbst Delgars einen halben Schritt zurückwich. „Ist dir eigentlich klar, was ich bewirken musste, damit Lord Imares überhaupt in Erwägung zieht, seine Tochter in deine Obhut zu geben?“

    Was genau hat er so schlimmes gesagt? (Siehe oben, aber wie wir nun erfahren hat er das Fettnaepfchen vermieden da das Thema das war was er denkt).

    Dass die Tochter gewissenhaft nachdenken wird finde ich eigentlich eher hoeflich - das kann man auch als understatement seinerseits werten dass er sein Licht ein bisschen unter den Scheffel stellt und sich nicht vordraengt. Genauso ist es eigentlich nicht unhoeflich wenn er die Fiktion aufrechterhaelt dass die Tochter da nicht wie ein Stueck Vieh verschachert wird - faende ich als Vater vielleicht auch nett wenn der Zukuenftige meiner Tochter nicht so redet als waere sie keine Person.

    Aber der gut Ellark reagiert als haette Rüstan hier eine oeffentliche Ablehnung der Verlobung samt Beleidigung abgeliefert. Faellt mir - auch beim nochmaligen Lesen - schwer das in den Worten zu finden.

    Außerdem hat Chaos mich darauf hingewiesen, dass die Bezeichnungen "Lord" und "Lady" ja englische Bezeichnungen sind. Deshalb habe ich die Titel jeweils durch "Graf" und "Gräfin" ersetzt ...

    Nun ja - ein Graf is allerdings normalerweise mehr...

    'Lord' ist eine generelle Anrede fuer englische Adelige, die allerdings primaer fuer die niederen Raenge verwendet wird - einen Baron wuerde man formell als 'my lord' anreden, einen Herzog (Duke) nur theoretisch, in der Praxis als 'your grace'.

    Daher ist der Eindruck bei 'Lord' und 'Lady' dass es sich generell um eher niederen Adel handelt (Baron, Viscount,...) - ein Graf (Earl) hingegen ist schon vergleichsweise weit oben. Im Deutschen kommt der ganze kleine Landadel (Freiherr, Baron, Ritter, Edler, Junker,...) unter den Grafen. Dass sich mehrere Grafen in einer Stadt tummeln, sie aber nicht am Fuerstenhof rumhaengen empfaende ich dann als eher ungewoehnlich.

    Kommt also jetzt drauf an wie wichtig die ganzen edlen Herren und Damen da sein sollen...

    (Ich kann ehrlich gesagt auch nichts schlimmes daran finden Lord und Lady in deutschen Fantasy-Texten zu nehmen, ich habe das schon oft gesehen und auch selber schon gemacht...)

    Auch diesen Abschnitt finde ich im Wesentlichen sehr gelungen. Das eine oder andere Mal keonnte man die Gefuehle noch mit einer Geste oder einer Mimik ein bisschen akzentuieren, aber auch so kommt die Dynamik zwischen den beiden eigentlich sehr gut raus.

    „Was wird das?“, wollte Rüstan wissen und zog den Vorhang vor dem Fenster zu.

    Hier wuerde ich mir definitiv mehr Gefuehl wuenschen - wie sagt er das, genervt, kontrolliert,... Das faende ich fuer den Einstieg in die Szene schon interessant.


    Rüstan spürte, wie die innere Haltung seines Bruders sich änderte. Er hatte keine Übung darin, seine Gefühle zu verbergen. Genau deswegen konnte Rüstan den Zorn, der in seinem Bruder bebte, deutlich spüren.

    Beim zweiten Satz ist etwas unklar wer 'er' ist, das macht erst der dritte Satz klar und ist so unelegant formuliert.

    Ich frage mich aber, wie gut man eigentlich in der Stadt Karriere machen kann wenn man seine Gefuehle nicht verbergen kann... plausibler waere es wenn unser Magier halt seinen Bruder so gut kennt dass er nichts verbergen kann, als wenn Delgars hier direkt die Faehigkeit abgesprochen wird.

    Auch das liest sich sehr schoen, das Auftreten des Magiers ist gut gelungen. Wie schon gesagt - warum Delgars Gold (!) bezahlen sollte um eine Anklage gegen einen Niemand zu fingieren bleibt plottechnisch irgendwie... fragwuerdig.

    Eine Kleinigkeit haette ich noch:

    „Haltet ihn auf!“, forderte eine Frau aus der Menge. Offenbar galt das Sira in ihrer Position als Kriegerin. Doch sie konnte nichts mehr tun, was keine öffentliche Provokation darstellte. Einerseits wollte sie dem Jungen glauben, dass er den Diebstahl nicht begangen hatte, andererseits waren die Beweise erdrückend. Ein anderer brüllte: „Hackt ihm auch die zweite Hand ab!“

    Hier machst Du erst einen Ruf, dann Siras lange Ueberlegung, und dann als Nachsatz noch einen Ruf. Man koennte das ein bisschen ordnen um das Geheul der Menge und das Chaos besser einzufangen, etwa

    "Haltet ihn auf!", schrie eine Frau aus der Menge. "Hand ab!" - "Macht endlich!" - "Wie lange dauert das?" - "Nein, nein!", bruellten andere durcheinander, manche an die Krieger gerichtet, manche an die Wachen. Gedraenge und Geschubse, hart eingesetzte Ellenbogen. Es war schwer einen klaren Gedanken zu fassen. "Wie koennt ihr das passieren lassen?", schrie jemand direkt an die Krieger gerichtet. Aber so hektisch Sira nachdachte, sie konnte nichts tun...

    Insofern finde ich die Erzaehlperspektive schon klar durchgehalten und schoen nahe bei Sira

    Und da muss ich einfach nochmal (manchmal bin ich glaube ich ein bisschen negativ...)

    So im Vergleich mit der ersten Version - da sind riesige Fortschritte, liebe LadyK . Gut durchgehaltene Perspektive, fluessige Sprache, eindringlich geschilderte Stimmung - das ist inzwischen alles sehr professionell geworden und liest sich richtig, richtig gut.

    Macht Spass, Deine Entwicklung als Autorin so zu verfolgen! :thumbup:

    Sind das denn die Gedanken von Sira? Man ist doch nicht permanent im Kopf des Chars, oder?

    Da muss ich gleich mal einsteigen, denn das ist ja so ein Thema mit dem ich hier viele traktiere... das 'so denkt doch niemand' ist so ein Zitat von mir... 8)

    Es ist nicht ganz so strikt wie eine 1st Person Perspektive, aber ich wuerde schon sagen - doch, so wie LadyK das geschrieben hat erfahren wir nichts was Sira nicht sieht oder denkt. Von Harka erfahren wir nur was er sagt, von Sira lesen wir auch den inneren gedanklichen Kommentar dazu.

    Im Prinzip koennte das

    . Es war einer der letzten Markttage, an denen auch fahrende Händler ihre Waren anboten. Sobald der Herbst herannahte, würde niemand mehr bis in den Norden kommen. Dann waren die Einheimischen wieder auf sich gestellt. Noch sorgte der Sommer für angenehme Wärme, doch sie hatte hier schon einen Wintereinbruch erlebt, bevor der Herbst überhaupt Zeit hatte, seine verschiedenen Farben zu zeigen.

    ja von einem entfernteren Erzaehler sein - aber Lady hat es explizit als Sira's Gedanken gekennzeichnet.

    Insofern finde ich die Erzaehlperspektive schon klar durchgehalten und schoen nahe bei Sira, und dann sind das auch ihre Gedanken wo sie Delgars sieht.

    Daher finde ich den Einwand schon berechtigt - koennte man geschickter loesen, z.B. koennte man

    "Darf man erfahren was hier vor sich geht?, fragte eine harte Stimme. Sira blickte auf. Delgars. Der Hauptmann der Stadtwache. Ausgerechnet.

    machen - so wuerde es eher zu einem inneren Seufzen von ihr

    Insgesamt finde ich die Szene sehr stimmungsvoll - angefangen beim Markt, und bis zu den Wachen die da den Diebstahl ahnden wollen - liest sich gut und fluessig, und man folgt gerne.

    Ein paar kleine Kommentare dennoch:

    Mit Chaos Rising stimme ich ueberein - der Ruecken ist sehr unpraktisch wenn man eine Waffe notfalls schnell ziehen muss... :|

    Sira bemerkte, wie das Gedränge dichter wurde und die Anwesenden wüste Beschimpfungen riefen.

    Erstens wuerde ich das etwas ausarbeiten - das traegt zur Stimmung bei. Und zweitens ist so nicht klar wieso da wuest beschimpft wird- mein erster Gedanke war, dass das was mit dem Ereignis im Zentrum zu tun hat, mein zweiter dann erst dass eben gedraengelt wird und manche nach vorne wollen.

    Finde ich aber alles relevant fuer Sira - Crowd Control gehoert ja wohl zu ihren Aufgaben, da sollte ihre Aufmerksamkeit schon sein.

    „Du und dein ´wir sollten eine friedliche Lösung finden` immer“, keifte er

    'keifen' ist kein Ausdruck den ich jetzt mit Harka verbinde... Da sehe ich eher eine alte Schachtel vor mir...

    denn viele der Arbeiterkinder

    Hm, so ohne Info verbinde ich die Arbeiterklasse eigentlich mehr mit der fruehen Industrialisierung, in einer mittelalterlichen Welt gab's die nicht - die Unterschicht waeren da vielleicht eher Bettler oder Tageloehner. Ist aber nur Semantik...

    In seinen Augen funkelte es und Sira begriff in dem Moment, dass der Beschuldigte von Anfang an den Kürzeren gezogen hätte. Ein abgekartetes Spiel.

    Haben die anderen schon gefragt - aber wieso? Wieso sollte sich der Anfuehrer der Wache die Muehe machen Beweise und Zeugen gegen einen Niemand zu fingieren (den er vermutlich nachts einfach von der Strasse verschwinden lassen koennte) - wo's doch auch jede Menge echte Diebstaehle geben muss?

    Die Szene haette meiner Meinung nach ueberhaupt mehr Wucht wenn der Junge eindeutig schuldig waere - weil's dann um Rechtsstaat und die Grausamkeit der Strafe geht, statt dass Sira mit bluetenweisser Weste rausgeht. Hm, aber wir brauchen ja dann den Magier wenn ich micht recht erinnere... wobei, koennte man das Thema auch weiterspinnen, er ist ja auch nicht so der law and order Typ... ;)

    So, der Einstieg zu 2/1 ist... einer der besten Abschnitte die ich bisher aus Deiner Feder lesen konnte - der Traum ist atmosphaerisch sehr dicht und spannend - tatsaechlicht gibt er fast einen Auftaktknall wie er in einem Prolog sein koennte (er wirkt jedenfalls eindringlicher als Dein Prolog :) )

    Beim wachen Rüstan laesst die Spannung ein bisschen nach, aber das ist nicht weiter schlimm, die Antiklimax passt gut zum Aufbau. Ein bisschen offen bleibt, warum Talla da jetzt so viel Angst haben sollte - kannst Du aber spaeter noch klaeren, das ist einfach mal als Fragezeichen notiert.

    Textkram


    Nach Luft schnappend schaffte er es ins Freie. Keuchend hielt er sich an einem glühenden Dachbalken fest, der zuvor berstend heruntergekracht war und verbrannte sich.

    Bei 'und verbrannte sich' sehe ich die erste leichte Textschwaeche- bisher schilderst Du naemlich sein Erleben - jetzt beschreibst Du von aussen was geschieht. Man fuehlt mit ihm mit als Schmerz! durch ihn geht - aber das nimmt eher wieder Unmittelbarkeit raus.

    Wieder lachte er, griff an seinen Gürtel, zog einen Dolch und rammte ihn sich mit einem Ruck in sein Herz.

    Sehr schoen - man weiss nicht genau wer wem rammt - und das faengt das ganze traumhafte hier perfekt ein. Tolles Ende der Traumsequenz!

    Als er sein Haupt wieder hob

    Was spricht gegen 'Kopf' hier? Synonyme sind ja schoen und gut, aber 'Haupt' ist schon ein bisschen angestaubt...

    Also, zu Kapitel 1 und Sira:

    Die Stimmung gefaellt mir insgesamt recht gut, Du gibt schoen Raum fuer Details und baust da so Kleinigkeiten zwischendrin ein, das macht die Welt gleich lebendig, und man bekommt auch Geraeusche und Gerueche serviert.

    Man lernt Sira und ihre Rolle als Kriegerin mal kennen - finde ich an der Stelle auch sehr passend, nur der Ausflug in ihre Vergangenheit wirkt ein bisschen bemueht - es ist fuer sie ein Tag wie jeder andere, warum sollte sie gerade heute ihrer Familie nachtrauern.

    Die Einsatzbesprechung koennte man noch ein bisschen militaerisch nachfeilen - das geht ein bisschen sehr laessig und nebenbei zu - normalerweise laesst man ja die Truppe eher antreten und der Kommandant gibt dann die Befehle aus, dass das so nebenbei beim Futtern erledigt wird laesst viel Raum fuer Fehler und Missverstaendnisse.

    Was mich ein bisschen aus dem Lesefluss bringt sind immer wieder Formulierungen, halb-schraege Metaphern,... so Detailkram halt, daher die Liste mal in einen Spoiler:

    Kleinkram

    Sorgsam schnürte Sira ihre wadenhohen, dunklen Stiefel zu und erhob sich von ihrer Liege.

    Thorsten liest den Satz, haelt inne und fragt sich - wieso schnuert sie ihre Stiefel im Liegen? Aller Wahrscheinlichkeit meinst Du das gar nicht, aber 'von einer Liege erheben' ist zumindest missverstaendlich - geht vielleicht besser wenn gleich klar ist dass sie sitzt?


    und als sie die Decke zusammenschlug, flackerte die Flamme der Öllampe wegen des Windzuges.

    Die Begruendung ist hier ueberfluessig...

    Ein Gefühl tief verborgener Trauer loderte in ihr auf

    Trauer ist normalerweise ein eher bleiernes, laehmendes Gefuehl - das lodert nicht so wie etwa Wut oder Leidenschaft. Finde ich hier eine schraege Metapher.

    Sie legte ihren Gurt an und schob das frisch geschliffene Schwert in die Scheide.

    Hatte sie das vor der Szene noch geschliffen (im Liegen :D ?) - oder wann wurde es geschliffen? Wenn's am Vorabend war, ist es aber nicht mehr frisch... Fragen ueber Fragen um so ein kleines Wort :P

    musterte ihren langjährigen Freund und Kamerad.

    ... hier fehlt der Name - den sie ja zweifellos kennt. Der kommt erst viel spaeter - zu spaet um dem Leser noch plausibel serviert zu werden.

    . Wie er mit überkreuzten an der Wand lehnte, sah er nicht groß aus.

    Ueberkreuzten was? Armen? Beinen? Schnuersenkeln? Waffen? :D

    Schnell und präzise war sie gewesen, trotz dem er zweimal so breit war wie sie und nichts von seinem Körper aus Fett bestand.

    obwohl er doppelt so breit war wie sie? Oder so?

    Insgesamt sehr solide und stimmungsvoll geworden - man folgt der Szene gerne und hat den Eindruck eines raetselhaften Geschehens ueber das man gerne mehr wissen mag. :thumbup:

    Ich geh' ein bisschen mit Novize mit dass die Formulierungen manchmal ein bisschen zu... informationsverknappend wirken.

    Z.B. hier:

    Ihr war bewusst, dass hier, nahe den Gassen, überall Messerstecher darauf warteten, einem passenden Opfer zu begegnen. Doch es war auch der sicherste Ort für sie, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt.

    Ein Windzug erhaschte sie und hastig griff sie nach der Kapuze. Sie musste unerkannt bleiben.

    In diesem Moment erreichte sie das Gasthaus, in dem sie sich mit ihnen treffen wollte und sie stieß die Tür auf.

    Einmal wird glaube ich die Bereitschaft von Messerstechern pitschnass im Regen in einer Seitengasse zu lauern und sich einen abzufrieren in der Hoffnung dass ein Opfer vorbeikommt ein bisschen ueberschaetzt...

    Dann ist aber die Referenz interessant - wer sind die 'ihnen' mit denen 'sie' sich treffen wollte - Pronomen beziehen sich ja auf vorher genannte Personen - und, nun ja, die einzige vorher genannte Gruppe auf die 'sie' sich logisch beziehen kann sind... die Messerstecher.

    Die Verbindung ist nicht besonders stark weil drei Saetze dazwischen sind, aber... eine andere Formulierung waere da vielleicht doch angebracht...

    Egon fuhr sich über das Kinn. „Ich werde auch helfen und den Berater informieren.“ Er lachte einmal kurz und hart. „Ich bin mir sicher, dass etwas passieren wird.“

    „Das werde ich zu verhindern wissen“, sagte Marena nachdrücklich und sah ein letztes Mal für diesen Abend in die Augen ihrer Verbündeten.

    Das hier wirkt seh bemueht mystifiziert... kann man vielleicht einen Tick natuerlicher wirken lassen - haben die Anwesenden denn einen Grund (ausser dass sie im Prolog stehen) nicht offen zu sprechen was sie befuerchten? Wenn ja, kann man den vielleicht auch andeuten?