Beiträge von Thorsten im Thema „Nachtnebel - Der Berg der Seelen“

    Da habe ich mich wohl einfach verschätzt, was für den Leser interessant ist und mich zu sehr darin vertieft, wie ich die große Erzählung Stück für Stück voranbringen kann.

    Also, zumindest von meiner Seite ging's darum, Dir den Problemkreis bewusst zu machen in den Du steuerst, nicht den Entwurf schon komplett fuer untauglich zu erklaeren

    Das kann man als Erzaehler schon machen, aber sollte vielleicht aufpassen dass diese Konstruktion auch haelt

    Daher... musst Du wissen was Du mit der Info machst, aber ich habe nicht das gemeint was Du offenbar verstanden hast. :huh:

    Wer sagt etwas von Abendessen?

    Du - in diesem Abschnitt (der zumindest hochgradig missverstaendlich ist wenn was anderes gemeint sein sollte):

    Kurz nachdem die Handwerkerfamilie das Geschirr für das Abendessen zur Seite geräumt und die Kräuterpaste zusammen mit dem restlichen Roggenlaib zurück in den Küchenschrank verstaut hatte

    Um die Erklärung hier nochmal deutlicher zu machen: Stell dir vor, du wärst gestern Abend als junger schreckhafter Kerl mit einem überschaubaren Selbstbewusstsein von der Polizei aufgegabelt worden und die Gesetzeshüter hätten dir plötzlich unvermittelt ihre Pistole ins Gesicht gehalten. Der Partner des Polizistin schießt sogar und verfehlt dich absichtlich knapp. Wie regierst du emotional, wenn sie dir am nächsten Tag wieder über den Weg laufen...? Vor dem Hintergrund find ich seine Reaktion eigentlich nachvollziehbar.


    Nee - weil Deine Erklaerung in einer Stadt zieht. Aber nicht auf dem Dorf. Weil... da kennt jeder jeden - eben nicht nur in der Rolle als Dorfpolizist, sondern auch privat. Man sieht sich zu Weihnachtsfeiern, Familienfeiern, man laeuft sich so ueber den Weg, man packt mal an wenn der andere was schweres zu tun hat, man passt mal auf die Kinder auf...

    Deine Kemono verhalten sich als wuerden sie in einer anonymen Stadt leben - aber das tun sie eben nicht, sie leben in einer sehr beschaulichen kleinen Umgebung.

    Und natuerlich hat der Dorfpolizist die Dorfjugend schon hundertmal dabei erwischt dass sie Unfug gemacht hat, sie verwarnt, oder auch den Eltern Bescheid gesagt - oder eben auch drueber gelacht.

    In einem Dorfkontext ist es sehr seltsam wenn er echt vor jemandem Angst hat, den er seit seiner Jugend kennen sollte und der ihm staendig ueber den Weg laufen sollte.

    Den Kommentar hätte ich jetzt nicht erwartet, da die Erklärung der Angst doch wieder eine 'Interpretation' wäre, wenn ich deinem Kommentar zum letzten Kapitel richtig verstanden habe.

    *seufz* Ich fuerchte wir reden immer noch aneinander vorbei.

    Es gibt - in einem Dorfkontext - keinen leicht zu erratenden Grund den ich mir als Leser denken koennte warum er tatsaechlich Angst haben sollte - statt dass ihm die Sache einfach peinlich ist, oder er Scheu zeigt, oder so.

    Es gibt einen sehr offensichtlichen Grund warum er sich um jemanden sorgen sollte der unterwegs zum Berg ist.

    Das macht die Sache schon unterscheidlich.

    Mein Kommentar zielte aber schon viel auf das wie - wenn die Interpretation als Spoiler vor der Beschreibung kommt, dann ist die Beschreibung nicht mehr so spannend. Das bedeutet nicht dass die Interpretation nie kommen sollte, oder immer stoert - aber wenn sie kommt, dann ist sie als Nachgedanke hinter der Beschreibung eines Geschehens wirkungsvoller.

    Andererseits halte ich noch immer an der Überzeugung fest, dass viele dieser Informationen, die ich in diesem und dem letzten Kapitel vermittele, dem Gesamtwerk besser tun als wenn ich sie weglasse.

    Wir sind an einem Teil der Geschichte, wo man... gerne wo anders waere.

    Es gibt zwei Handlungsstraenge mit mehr Action - der grosse ist die Gruppe die zum Nachtnebel unterwegs ist. Da waere man gerne dabei, aber die Geschichte bleibt zu Hause bei dem Kemono der sich Sorgen macht. Fuer einen Spannungsbogen ist das... zumindest eine ungewoehnliche Wahl.

    Der kleine ist, wer denn nun fuer Lukit plakatiert hat. Ehrlich gesagt haelt sich mein Interesse daran - im Vergleich zu der Detektivarbeit mit der Geschichte und der Reise zum Berg - in engen Grenzen, weil es letztlich eine Dorfposse ist (und recht offenkundig scheint wer am ehesten davon profitiert...) - aber auch hier macht die Geschichte wenig Anstalten die Sache aufzunehmen.

    In Kapitel 10 sitzen wir also auf einer Feier waehrend anderswo interessante Dinge passieren. Das kann man als Erzaehler schon machen, aber sollte vielleicht aufpassen dass diese Konstruktion auch haelt, denn so tragfaehig wie der klassische Spannungsbogen ist sie nicht automatisch, da muessen Stimmung etc. dann einfach sitzen um einen Ausgleich zu schaffen.

    Das waere meines Erachtens der Problemkreis in den Du hier steuerst - weniger ob die Info dem Werk guttut oder nicht.

    Hm, ich bin da bei Novize - das ist recht lang (und manchmal ein bisschen holprig) dafuer dass gar nicht so wahnsinnig viel passiert.

    Mein Kleinkram noch anbei:


    während Juu-kas Mutter für einen baldigen Kundentermin in den Betrieb zurückkehrte.

    Nach dem Abendessen? Nachdem der Markttag ereignislos war, ist im Betrieb so viel zu tun dass sie Abendschicht machen muss? Komisch...

    Erst als die mürrischen Gestalten auch den Handwerksmeister neben ihm bemerkten, entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder.

    Was genau hatten sie denn von juu-Ka zu befuerchten? Irgendwie seltsam, diese Schilderung.

    Araho versuchte sich gerade wieder in das Gespräch einzuklinken

    Wieso 'wieder' - er hat ja vorher gar nicht am Gespraech teilgenommen...

    Nachdem sie sich einige Schritte von den vier Kemono entfernt hatte, verschwand sie schließlich hinter dem Tempelgebäude Richtung Garten.

    Also... irgendwie komisch, Zu detailliert, dass sie ein paar Schritte geht ehe sie verschwindet - der Leser muss nicht ueber jeden Schritt von Lukit informiert werden, dass sie um die Ecke geht reicht eigentlich.

    eröffnete sich ihnen ein eindrucksvolles Bild. Obwohl sich die Szenerie noch im Aufbau befand, bekamen die beiden Kemono bereits eine gute Vorstellung davon, wie sehr sich Lukit für ihre Gäste ins Zeug legte.

    Interpretation vor Schilderung...

    Die anderen beiden jagten ihm dagegen fast noch einen größeren Schrecken ein als ihr zeitweiliger Kommandant

    Juu-kaa hat echt Angst vor den Waechtern?! Wieso?! Er hat doch gar keinen Grund dazu, eigentich dienen die doch dazu ihn zu beschuetzen, oder?

    Vor dem Hintergrund wäre dann die Frage, an welches Publikum man den Schreibstil anpasst, oder geht diese Frage an dem Punkt vorbei, den du hier eigentlich ansprichst?

    Teilweise.

    Einmal stimmt das schon - die Idee zum Nachtnebel zu reisen war bisher DAS zentrale Ereignis das in der Geschichte passiert ist, und natuerlich habe ich das im Kopf und finde es eigenartig, da nochmal eine Erklaerung dazu zu bekommen (und kann mir ehrlich gesagt auch keinen Leser mit einer Aufmerksamkeitsspanne vorstellen der diese praktisch einzige konkrete Entwicklung der Geschichte verpasst hat und hier die Erinnerung braucht).

    Aber das andere ist (das ist so mein Thema in diesem Forum) - nahe dran am Protagonisten bleiben. Den Leser miterleben lassen was der Protagonist erlebt.

    Du bringst uns nicht Juu-ka nahe, was er erlebt und fuelt, sondern wir hoeren erst mal die Stimme seines Psychologen der uns als Leser erlaeutert was und warum Juu-ja fuehlt. Und das schafft immer Distanz in der Geschichte - und gibt eben schon den Spoiler, ich weiss durch den Kommentar des Psychologen schon was im naechsten Abschnitt passieren wird und warum es passiert - warum soll ich das dann noch lesen? Bringt ja nix neues...

    Nachvollziehbarkeit von Gefuehlen scheinst Du meines Erachtens als Wert zu ueberschaetzen - Menschen reagieren einfach manchmal unlogisch, Kemono wahrscheinlich auch, selbst ein Psychologe koennte nicht immer sagen warum jemand was tut - im Gegenteil absolut cool ist es, vom Autor auf einen Trip mitgenommen zu werden den man mit dem Protagonisten erlebt - und wo man sich dann nachher zuruecklehnt und fragt - huh - eigentlich war das voll schraeg - warum denkt der denn soo *gruebel*? ('The catcher in the rye' ist da ein Beispiel das ich gerne zitiere).

    (Bevor Du Dich wunderst - das war jetzt eher zugespitzt foruliert um den Punkt moeglichst scharf rauszubringen :) )

    Zu 9:

    Das ist eine Szene wo eher weniger passiert - auf der anderen Seite, um Atmosphaere zu entwickeln ist mir wieder zu wenig davon eingefangen, man hoert keine Dorfgeraeusche, sieht keine anderen Marktstaende, riecht nicht das Dorf...

    Wozu dient das Kapitel? Irgendwie sollte es vielleicht mehr einer Idee innerhalb der Story dienen statt dahinzuplaetschern?

    Beim Lesen sind mir zwei Dinge aufgefallen - ein inhaltliches und ein technisches.

    Inhaltlich - das Dorf ist ja immer noch sehr klein - wieso kennt Juu-ka die Kemono die an seinen Stand kommen nicht alle? Er ist ja da geboren, nie rausgekommen - selbst wenn er nicht auf die Namen kommt, sollte er 'die Frau vom XY' oder 'der Typ der auf der Weihnachtsfeier so betrunken war' oder so im Kopf haben.

    Und wieso fertigen Handwerker auf Vorrat und gehen auf einen Markt - es waere viel einfacher wenn sie einfach in der Werkstatt warten bis jemand kommt und was bestellt - dann haben sie erstens mehr Zeit, und zweitens stellen sie dann das her was gebraucht wird statt raten zu muessen. Der Markt ist historisch eines der Dinge die die Stadt vom Dorf trennen - in der Stadt kann man einen Markt halten weil das ganze Umland der Stadt dort verkauft - inklusive der Doerfer im Einzugsbereich und reisender Haendler. Auf dem Dorf lohnt sich kein Markt.

    Das erzaehltechnische Problem - ich habe den Eindruck Du fasst gerne zusammen und interpretierst was passiert bevor Du das erzaehlst. Ich hatte das schon ein paar Mal angemerkt, aber in diesem Kapitel ist es wirklich haeufig. Ich finde das beim Lesen irritierend, weil ich lieber dem Geschehen folgen will - das ist wie einen Spoiler zu bekommen was im naechsten Abschnitt passieren wird. Ich merke das mal mit einem (Z&I) ('Zusammenfassung/Interpretation') bei den Zitaten an :)


    uu-ka bemühte sich darum, seinen beiden Aufgaben gewissenhaft nachzukommen, dennoch stellten sich zwischendurch immer wieder kürzere Phasen der Ablenkung ein, in denen er besorgt zum Nachtnebel oder zum Dorftor schaute.

    'stellten sich Phasen der Ablenkung ein' ist schon recht geschraubt formuliert...

    Seit Juu-ka davon erfahren hatte, dass Alsadan und seine Leute die Seelen des Berges zu erzürnen drohten, saß eine permanente Angst in seiner Brust.

    Z&I - wir erfahren zuerst dass er Angst hat und warum, dann kommt wie's sich fuer ihn anfuehlt.

    Die großen braunen Handschuhe und die verdreckte Schürze vor seiner Brust wiesen den stämmigen Kunden mit dem kurzen gräulichen Fell unzweifelhaft als Mitarbeiter der Schmiede aus.

    Wie oben - wieso kennt er den nicht besser? Wieso muss er seine Kleidung anschauen um zu verstehen wo er hingehoert?

    Die Kundschaft an Juu-kas Handwerksstand hielt sich an diesem Vormittag in Grenzen.

    Wundert mich nicht...

    Angesichts der ungewohnt misstrauischen Gesprächsinhalte, fühlte sich Juu-ka zunehmend niedergeschlagen und vergegenwärtigte sich einmal mehr, wie wertvoll Kaa-jas integrativer Führungsstil all die Jahre für das Dorf gewesen war.

    Z&I - hier koenntest Du statt dessen einem konkreten Gedanken folgen - etwa wie er sich vorstellt wie Kaa-ja auf die Plakataktion reagiert haette.

    Juu-kas Erinnerungen an den furchteinflößenden Vorfall vermischten sich zunehmend mit seinen Befürchtungen, was sich nach Alsadans Betreten des Nachtnebels im Dorf ereignen würde. Sein Gesicht wurde auf einmal kreidebleich und sein ganzer Körper begann heftig zu zittern. Vor seinem geistigen Auge sah er jetzt, wie unzählige Teufelsköniginnen die dicken Dorfmauern durchbrachen. Der Herzschlag des jungen Kemono erreichte augenblicklich die doppelte Geschwindigkeit und seine Kehle verkrampfte sich derart, dass er verzweifelt nach Luft rang. In einem panischen Fieberwahn sah Juu-ka die Ungeheuer erbarmungslos über die Kemono herfallen. Er sah, wie sie ihre Häuser zertrümmerten und die hilflos durcheinander rennenden Dorfbewohner mit ihren riesigen Maulscheren zerfetzten. Einen nach dem Anderen. Seine Kollegen, seine Freunde, seine Eltern.

    Z&I - wir erfahren erst dass sich Erinnerungen und Befuerchtungen mischen - und das nimmt dem folgenden Panikanfall die Schaerfe, denn wir wissen ja schon was es ist. Die Szene wuerde ohne spoiler vorneweg viel eindringlicher wirken finde ich.

    Ja, den Abschnitt fand ich auch gelungen - da bekommt man einen guten Eindruck von der Dynamik im Dorf.

    Unter Umstaenden wuerde ich mir ueberlegen, vorher und klarer rauszustellen was denn die Gefahr ist wenn irgendjemand unerlaubt auf dem Berg rumkraxelt - das war im Prolog schon angedeutet und wird hier auch im Text gebracht, aber ist eigentlich schon wichtig um diese ganze... Panik zu verstehen die umgreift.

    "Bist du dir da ganz sicher, Porsk...?"

    Okay, zu den Namen wuerde ich jetzt sagen - bisher waren die Kemono in einer asiatischen Phonologie gehalten, so eine Mischung aus Japanischem und Thai-Klang. Dieser Name mit dem 3-Konsonanten-Cluster -rsk passt da ueberhaupt nicht rein das klingt eher skandinavisch und wirft bei mir die Frage auf ob's ueberhaupt ein Konzept fuer die Namen gab (wie ich dachte) oder ob es alles Zufall ist...

    Der junge Kemono rief sich in Erinnerung, dass es keinen schnelleren Dorfbewohner als Yuri gab, und versuchte sich davon zu überzeugen, dass die Kommandantin auch ihre Begleiter nach Schnelligkeit auswählen würde.


    Als Juu-ka schließlich einen vorsichtigen Optimismus wagte

    Das ist redundant - erst lesen wie wie er einen vorsichtigen Optimismus wagt, dann lesen wir dass er einen vorsichtigen Optimismus wagt - was wir schon wissen.

    Da draußen gibt's ne Menge Leute, die gerade nicht gut auf den Tempel zu sprechen sind.

    Hm, ist das nicht zu stark? Die Kemono wirken wie ein netterm friedlicher Haufen - und wegen einer so kindischen Aktion - bei der alles andere als offensichtlich ist dass Lukit dahinter steht - so viel boeses Blut?

    Sprich - meine Vermutung wäre, dass Beutelsend unrepräsentativ luxuriös war und die anderen Hobbithölen eher zweckmäßiger.

    Yep, Bilbo war - schon vor seiner Reise nach Erebor - einer der reichsten vor Ort. Man sieht ihn nie einer Arbeit nachgehen, er lebt von seinem Vermoegen, und es gibt eben auch Personal.

    Also - ja - Beutelsend ist das Gegenstueck einer gehobenen Villa., definitiv nichts was der 'normale' Hobbit haette.

    Das Auenland ist auch nicht wahnsinnig mittelalterlich inspiriert - diese Rolle fiel Rohan zu - kulturell und technologisch ist das Auenland eher englisches Landleben im 17. Jahrhundert.

    Ja, das ist ganz interessant wie das Dorf hier ein bisschen das Kochen anfaengt... :)

    'Wählt Lukit als neues Dorfoberhaupt oder spürt den göttlichen Zorn des großen Kitsune!'

    Ein bisschen plump um Lukit wirklich zu belasten - aber man darf dafuer knobeln ob man es eher Mi-ran oder den Waechtern in die Schuhe schieben will.

    "W-wartet kurz! Ich komme mit!" rief er den beiden im Aufbruch befindlichen Kemono zu.

    Kurzer Recap - es gibt eine dringende Sitzung des Beratungsgremiums zu dem Juu-ka's Vater gehen soll - Juu-ka will da aber aus irgendwelchen Gruenden mitkommen (wieso darf er ueberhaupt, er ist ja gar nicht in diesem Gremium) - und obwohl es dringend ist wartet sein Vater noch auf ihn und laesst die anderen dann warten.

    Juu-ka ist Protagonist der Geschichte - aber warum ist er in diesem Dorf so wichtig dass sich so oft alles nach seinen Befindlichkeiten richtet?

    Und ihr vermutet jetzt, die Übeltäter sind irgendwann zwischen diesem Zeitpunkt und dem Morgengrauen aktiv geworden, richtig?"

    Das ist keine Vermutung, das ist die einzig logische Schlussfolgerung wenn man die Aussage der Waechter glaubt. Wenn man das nicht tut (was auch nicht ganz unplausibel waere) dann kann da natuerlich schon zur Runde was passiert sein...

    Noch bevor sie das Wort ergreifen konnte, unterbrach sie die überschwänglich aufgebrachte Stimme eines weiteren Verwaltungsassistenten, der keuchend in die Halle gestürmt kam. "Genta!!"

    'ueberschaenglich' ist eigentlich eher so ein Begriff von Freude - hier reden wir aber eher von Panik.

    Zu 6)

    Mi-ran scheint ja nicht von sich ueberzeugt zu sein wenn sie sich mehr davon verspricht die Gegenkandidatin heimlich zum Aufgeben zu bringen als einfach das Wahlvolk auf ihre Seite zu bringen...

    Die Szene finde ich stimmig und im Wesentlichen gut eingefangen, es sind primaer einige Formulierungen die mir aufgefallen sind:

    dankten Lukit mit einer tiefen Verbeugung für den aufmunternden Abend

    der 'aufmunternde' Abend und das 'erholt' nach Hause gehen klingt eher wie Entertainment/Spa als wie ein Tempelbesuch... Also, die Implikation die der Leser hier mitnimmt ist dass die Kemono die Religion mehr als Folklore betrieben - nette Musik, motivierende Ansprache, aber eigentlich alles Humbug. Soll das so?

    wie sie inmitten eines zuversichtlichen Gesprächs nun ebenfalls ihre Matten verließen.

    Ich weiss was Du meinst, aber das ist eher schraeg formuliert...

    Politik funktioniert nicht auf der Grundlage deines spirituellen Weltbildes.

    Tja, diverse Gottesstaaten in der Weltgeschichte wuerden als Gegenbeispiele taugen. Das Problem ist - Mi-ran wirkt hier alles andere als ueberzeugend - sie behauptet einfach Dinge ohne sich irgendwie die Muehe zu machen das zu konkretisieren oder zu belegen, sie hat (siehe oben) offenbar nicht mal Vertrauen in den Prozess der Wahl - all das laesst ihre 'wissenschaftlichen Kenntnisse' als blosse Fassade wirken.

    Dieses Urteil obliegt ganz allein unserem gesegneten Volk.

    Und beim grossen Kitsune sollte man meinen. :)

    Kaa-ja, bitte komm sofort her und schlichte ihren Streit.

    Naja... mit 18 weiss man vielleicht schon ein bisschen mehr ueber die Welt und hat schon mal Streits erlebt und sich selber gestritten - das ist jetzt mehr Kindergartenniveau...

    Kemono erinnern mich an große Katzen unerheblich welcher genauen Art.

    Wieso genau Katzen? Alles was in der Geschichte darueber zu lesen war, war, dass sie Pfoten und Fell haben. Weder sehen wir sie mit katzengleicher Eleganz Hindernisse ueberwinden, noch wird irgendwo von einem Schwanz oder Schnurrhaaren berichtet.

    Also - wie genau kommst Du ausgerechnet auf 'Katze' statt 'Maus' oder 'Kaninichen' oder 'Ewok'?

    (Moeglicherweise gibt der Weltenbauthread das her, den ich aber bewusst nicht gelesen hatte eben um die Erfahrung zu haben wie die Geschichte sich ohne Vorwissen aufbaut).

    Ich erinnere mich noch daran wie mich Thorsten rügte, weil ich beim Ring mehr wissen wollte, wo er jetzt selber....

    Ja - aber das war fuer meine Begriffe was anderes. Es gibt eine Art von Unwissen die die Geschichte reizvoller macht (etwa weil man entdecken gehen kann), eine Art von Unwissen die man aushalten kann (weil halt nicht alle Info auf einmal rausgeballert werden kann) und eine Art von Unwissen die die Geschichte frustrierend macht (weil man sich kein Bild machen kann). Koennen wir gerne in einer Konversation vertiefen wenn Du magst, gehoert hier aber nicht so rein.


    ob die Geschichte und der Dorfaufbau soweit auch mit sagen wir mal 600 Bewohnern funktionieren würde

    Einfacher waere es, wenn das Dorf nicht isoliert waere und einen Teil des Bedarfs durch Handel decken koennte...

    In einer mittelalterlichen Gesellschaft waren 85% der Bevoelkerung Bauern - so viele brauchte man, um den Ueberschus an Nahrung zu produzieren der dann Handwerker, Kuenstler, Gelehrte oder Priester etc. moeglich machte.

    Also, von 600 Kemono wuerden dann 510 das Land beackern, und 90 koennten andere Berufe haben. Davon waere vielleicht 1/4 Kinder, also bleiben 68 Kemono. Um eine Schmiede zu betreiben braucht man Holzkohle - dafuer muessen Baeume gefaellt und zerkleinert werden, ein Koehler muss sie im Meiler verkohlen. Man braucht Erz - das muss in einer Mine abgebaut werden, dann verhuettet werden - wieder werden grosse Mengen an Holz gebraucht. Erst dann kann der Schmied (der vermutlich auch 1-2 Gehilfen braucht) irgendwas herstellen. Ich kann mir nicht vorstellen dass man mit unter 20 Arbeitskraeften eine Erzmine betreiben kann, das ist ja nicht nur das Strecken-Hauen, sondern Belueftung, Entwaesserung, Abstuetzen der Schaechte, Abraum rausschaffen,...

    Also - wenn Du's realistisch anfaengst zu durchdenken... dann reichen auch 600 nicht. Fuer alles was wir bisher im Dorf gesehen haben - Bibliothek, Seide, Ruestungen, Streichhoelzer, Schmiede, Tempelgebaeude,... wuerde ich eher 10.000 Bauern veranschlagen die dann eine Tausendschaft von Handwerkern und Gelehrten und deren Gehilfen ernaehren :( Dafuer braeuchte man dann allerdings auch eine groessere Verwaltung :)

    Insofern - vielleicht einfach die ganze Sache maerchenhafter lassen und gar nicht so viel drueber reden - kann man ja auch machen. Nur wenn man den Leser draufstoesst und einlaed die Sache zu durchdenken - dann heben sich wohl beim einen oder anderen die Augenbrauen.

    Der mischte und bastelte seine eigenen Hölzer.

    Ja, sowas kannst Du machen wenn Du eine Drogerie hast wo Du Chemikalien kaufen kannst - aber wenn Du jetzt nicht in die Stadt fahren kannst - wo genau nimmst Du z.B. Phosphor her?

    Katharina und ich machen viele Sachen selber - wir brauen z.B. Wein und Bier, wir gerben Leder udn Felle... nur - alleine genug Rinde fuer eine Tannin-Gerbung zu zerkleinern ist schon eine Menge Arbeit. Ohne Glyzerin aus der Apotheke ist was Weichmachen schwierig, ohne Alaun und Borax aus der Apotheke ist die Weissgerbung nicht machbar - wo und wie man das mal eben aus der Natur gewinnen sollte weiss ich schon mal gar nicht.

    Erfahrung und Wissen helfen Dir halt nur, wenn Du die Chemikalien hast. Aber irgendwer muss die halt auch bereitstellen.

    Zu Kapitel 5:

    Hier geht's im Wesentlichen um die Stimmung die in zwei Szenen eingefangen wird, einmal das Abendessen und dann der Tempel. Grade beim Tempel finde ich das gut geglueckt, man bekommt einen starken Eindruck von der Szene - und wie sie auch auf die Kemono wirkt.

    Kein Kommentar von mir allerdings ohne die Kleinigkeiten... :D

    Der junge Kemono hatte seine Eltern schon eine ganze Weile aufmerksam beobachtet.

    Hier beobachtet er aufmerksam...

    Also glotzte er sie einfach nur an und vergaß dabei völlig, weiter zu essen.

    ... und hier glotzt er - das ist irgendwie kein Synonym, aufmerksam beobachten laesst jemanden intelligent wirken, glotzen laesst ihn dumm wirken. Was denn nun - das 'glotzen' fand ich hier fehl am Platz...

    während er ein Streichholz aus der Schachtel herausnahm und es an der seitlichen Reibfläche entzündete

    Ein Streichholz? Das waere dann eben mal wieder die beruehmte Frage nach dem Technologielevel die Novize aufgeworfen hatte. Man kann schon Seide herstellen - aber nicht 'einfach so' weil die Raupen da sind, das ist ein langer Prozess, irgendjemand muss das ja auch weben, faerben,... Genauso Streichhoelzer - man braucht schon etwas Chemie um den Phosphor aufzubereiten, jemand muss die Hoelzer zurechtschnitzen, Phosphor aufbringen...

    Fuer sowas braucht man irgendwie schon Manufakturen und Spezialisten - wie soll ein Dorf die Produktionsbasis dafuer bieten?

    'Sie ist sicher gekommen, um mit Lukit zu sprechen...'

    Zu offensichtlich, da wird dem Leser mit dem Betonpfahl etwas gesteckt das er sich selber denken kann. :schiefguck:

    Zu Kapitel 4:

    So insgesagt gefaellt mir das gar nicht so schlecht, wie die Youngsters da aus alten Schriften auf Erkenntnisse kommen und da eine Theorie entwickeln. Dass es die Youngsters sind und nicht die Alten hat natuerlich so ein bisschen was von 'Die Drei ???' - aber es liest sich gut durch und man folgt der Sache gerne. :thumbup:


    Der Troll bekommt Angst davor, sich bei ihr anzustecken

    Interessanter Twist fuer ein Maerchen :D - die Kemono wissen also dass Krankheiten ansteckend sind. Wieso werden bei Kaa-ja dann keine Vorkehrungen getroffen - offenbar hat er Fieber und koennte zumindest potentiell eine ansteckende Krankheit haben?

    in einem idyllischen Wäldchen in den Wolken, wo der Fuchs sie in eine heilige Quelle legt

    In den Wolken ist ja in Maerchen typischerweise 'auf den Wolken die als fest angenommen werden' - so wie 'das Schloss in den Wolken' - ist das hier so gemeint oder ein modernes 'im Nebel der eine Wolke darstellt'? Sollte aus dem Maerchen eigentlich rauskommen - das erstere waere eine viel schwaechere verbindung zu einem nebelumhuellten Berg als das letztere.

    Ich glaube, dass solche Geschichten in der Regel durch die Lebenserfahrungen ihrer Autoren inspiriert werden.

    Also, hier muss ich einwerfen dass Woerter was bedeuten (wieder ein Blogeintrag :) )- es gehoert grade zur Definition von 'Maerchen' dass sie eben nicht durch die Lebenserfahrungen ihrer Autoren inspiriert sind, sondern im Unterschied zur Sage und Legende sind Märchen frei erfunden und ihre Handlung ist weder zeitlich noch örtlich festgelegt (Wikipedia). (Vielleicht bedeutet 'Maerchen' bei den Kemono was ganz anderes - aber das wissen wir als Leser eben nicht weil es nicht gesagt wird).

    Was er also hier sagt ist 'ich glaube dass Maerchen in der Regel gar keine Maerchen sind' - was sein kann, aber die Frage aufwirft warum sie dann so heissen.

    Juu-ka zählte im Stillen die Namen zwischen Tika und Yuri, verrechnete sie mit der Lebenserwartung eines Kemono und kam zu dem Schluss, dass Tikas Geschichten bereits ein halbes Jahrtausend alt sein mussten.

    Jo, da gibt's ein technisches Problem - 500 Jahre sind gut 16 - 20 Generationen - wenn ich einen Stammbaum zeichne, dann bekomme ich vielleicht 4 oder 5 Generationen auf ein Blatt, mehr aber sicher nicht. Ich bezweifle dass so viele Generationen uebersichtlich auf ein Blatt passen...

    Als nächstes habe ich die Bibliothek nach Berichten zu den Außeneinsätzen des Wächtertrupps abgesucht und bin hierauf gestoßen.

    Hm, ja - das wirft folgende zwei Fragen auf:

    Einmal - angenommen Tika hat auf einer Expedition eine Quelle mit wundersamen heilenden Eigenschaften entdeckt und die Info in ein Maerchen einfliessen lassen - wieso wurde so eine wichtige Sache von niemandem in der Expedition als Fund vermerkt?

    Und zum zweiten - wenn es einen guten Grund gab dass der Fund der Quelle nicht in die Berichte gekommen ist - wieso faellt das Fehlen nicht trotzdem einem der Youngsters auf? Es ist doch eine eher bemerkenswerte Abwesenheit...

    Juu-Ka

    Da ich keine Enzyklopädie zur Welt der Kemono voran schiebe, läuft es zwangsläufig darauf hinaus, dass der Leser die Welt erst im Laufe der Geschichte selbst kennenlernt und sich auch mal auf Dinge einstellen muss, die man sich anfangs etwas anders vorgestellt hat, weil man sich streng an bekannte Vorbilder hält. Ja, dadurch kann man vor allem zu Beginn der Geschichte schon mal in eine Lage kommen, bei der man noch nicht ganz einschätzen kann, wie das Sozialleben der Kemono in all seinen Facetten funktioniert und wenn man sich vorher sehr konkrete Vorstellungen macht, kann es dann auch mal anders kommen, als man denkt.

    Dass es anders kommen kann als man denkt ist nicht das Problem (oder, zumindest nicht meines) - Plottwists die man nicht vorherahnt machen eine Geschichte reizvoll, man liest um die Welt zu entdecken und ueberrascht zu werden.

    Das ist was ganz anderes als das Fehlen von Beschreibungen die dann dazu fuehren dass man sich keine Bilder im Kopf machen kann. Ein Krimi im Fernsehen ist dadurch reizvoll dass man nicht von Anfang an weiss wer der Taeter ist und von Ermittlungsergebnissen ueberrascht wird - er wird aber nicht dadurch reizvoll dass die Figur des Komissars nur verpixelt gezeigt wird.

    Was Fragen betrifft die ich hier notiere - ich hatte vorher gesagt dass Fragen nicht per se schlecht sind. Jeder Leser gibt Dir als Autor einen bestimmten 'Kredit' um die Geschichte aufzubauen - vielleicht 20 Seiten, wenn er geduldig ist 100 Seiten - die wird er lesen und Fragen erst mal stehen lassen und drauf warten dass sich die Dinge zusammenfuegen - aber wenn die Geschichte nur Fragen aufwirft wenn dieser 'Kredit' aufgebraucht ist, dann legt er die Geschichte zur Seite.

    Du bekommst hier von mir die Fragen die mir in dem Moment bei dem Abschnitt im Kopf rumgehen und die Eindruecke die die Geschichte macht. Zum Beispiel hatte ich - aus dem Verhalten der Youngster gegenueber der Heilerin - den Eindruck dass Heilerin kein besonders respektierter Beruf ist. Ob das der Eindruck ist den ich haben soll, ob ich mir 100 Verwaltungsangestellte vorstellen soll, ob ich mir das Auftreten der Waechter martialisch vorstellen soll - das weisst nur Du, weil Du die Version der Geschichte wie sie wirken soll im Kopf hast. Und dann kannst Du drueber nachdenken woran das liegt dass ich die Geschichte anders wahrnehme als Du sie schreiben willst. Vielleicht ueberlese ich Hinweise im Text. Oder vielleicht ist die Info nicht im Text, sondern nur in Deinem Kopf. Vielleicht bin ich ungeduldig und etwas klaert sich spaeter. Vielleicht raffe ich einen Zusammenhang nicht, den ich raffen sollte. Kann alles sein - aber Du musst als Autor entscheiden wie Du die Info bewertest wie ich Dinge wahrnehme - und Du kannst das wegen meiner auch alles stehen lassen und gar nichts damit machen - die einzige Erwartung die ich habe, ist dass Du ueber Kommentare nachdenkst. :)


    Zu Kapitel 3:

    Hier haben wir die verschiedenen Wahlreden der Anwaerter fuer den Posten des Dorfaeltesten. Unwillkuerlich wurde ich an 'Heroes of the Equinox' aus 'Valerian and Laureline erinnert wo Valerian bei einer ganz aehnlichen Veranstaltung teilnehmen muss (und seine eher planlose Zukunftsvision mit Industrialisierung, oekologisch-spirituellem Wachstum oder kriegerischer Eroberung bildgewaltig verglichen wird :) )

    Mein Eindruck der Szene ist - da steckt eine gute Idee dahinter, diese ganzen Alternativen auszubreiten so dass der Leser so ueber das Dorf und seine Moeglichkeiten erfahren kann und auch die verschiedenen Typen kennenlernt, aber in der Ausfuehrung finde ich die vier Anwaerter ueberzeichnet. Ich habe den Eindruck, jeder Satz zielt darauf ab klar zu machen was fuer eine Person das ist - aber sowas mag ich lieber etwas subtiler. Ich wuerde ja annehmen dass sie sich bei einer solchen Veransteltung irgendwie bemuehen auf das Wahlvolk zuzugehen - und sich eben nicht so geben wie zu Hause am Tisch (oder in der Schule, oder der Kaserne).

    Ein paar konkrete Punkte die mir aufgefallen sind:

    Ich werde außerdem die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die ich mir in meinem Lehrerberuf angeeignet habe, dazu nutzen, um die Entwicklung dieses Dorfes voranzubringen!

    Woher kommen denn wissenschaftliche Erkenntnisse? Sie war ja nun irgendwie nicht an einer Uni wie Lehrer das bei uns so sind, oder? Im Wesentlichen hat sie die fruehere Dorfschullehrerin und die Bibliothek als Wissensquelle...

    Außerdem werde ich die Effizienz der Ernte-, Schmiede- und Handwerksarbeit mit der Entwicklung neuartiger Werkzeuge erhöhen, sodass wir bei gleichbleibendem Wohlstand mehr Zeit für die individuelle Selbstverwirklichung haben werden!

    Hm, ja - wir verlassen die Welt der Fantasy und erreichen die Wortblasen die Unternehmensberater so absondern. Um so zu reden braucht man schon diverse kulturelle Elemente die definitiv sehr modern sind - und nicht so recht zu einem Dorf zu passen scheinen (wir leben real auf einem finnischen Dorf, und da kommt keiner mit solchen Begriffen an...)

    Die Zuhörer schienen Hoffnung aus ihrer Ansprache zu schöpfen

    Wieso Hoffnung? Hoffnung auf was? Wieso hatten sie vorher keine Hoffnung?

    Wenn sie gehofft hatten dass sich Kaa-ja's Zustand verbessert, dann hilft die Rede nicht, die hilft nur wenn sie befuerchtet hatten dass sich ueberhaupt kein brauchbarer Kandidat findet - aber wenn das im Raum stand wurde es nicht erzaehlt. So ist 'Hoffnung' hier ein eigenartiges Wort.

    während sie ihre filigranen Finger zu einer betenden Haltung aneinander führte

    Finger gehoeren zu einer Hand - Pfoten? Krallen? Wie auch immer die aussehen...

    Härter, aber ertragreicher! Das heißt, ihr arbeitet mehr als bisher, werdet aber auch mehr davon haben!

    Hm, sowas kann man vielleicht schon als Wahlprogramm nehmen, aber irgendwie sollte es dem Waehler konkreter schmackhaft gemacht werden - Blut, Schweiss und Traenen Reden gibt's in der Literatur zuhauf, aber wenn Churchill es dabei belassen haette zu sahen 'wir werden haerter gegen Deutschland kaempfen als bisher, aber auch mehr Erfolge haben' - dann koennte ich mir schon einen anderen Kriegsausgang vorstellen...

    Kaa-ja wird diese Krankheit überleben, das schwöre ich bei meinem eigenen Leben!

    Hm, also, so ausrasten und 'Scheisse' bruellen und Eide schwoeren auf die er keinen Einfluss hat - sowas stelle ich mir eher spaetabends nach 15 Bechern Apfelwein in der Taverne vor. Man sollte meinen dass er mit diesem Ausfall mehr als eine Konvention verletzt und sich damit in der Dorfgemeinschaft unmoeglich macht. Wie gesagt, ich wuerde mir die Wut dahinter subtiler wuenschen, eher dass er hoeflich bleibt, aber zwischen den Zeilen sein Groll durchkommt.

    Zu Kapitel 2:

    Wir erhalten einen ersten Einblick in die Organisation des Dorfes und die Art wie die Kemono ihre Angelegenheiten zusammen verwalten - das ist schon mal interessant und vielversprechend. :)

    Das Kapitel ist in einer Mischung aus 'real-time' Passagen mit direkter Rede und 'fast-forward' Zusammenfassungen geschrieben. Warum da die eine Begebenheit so und die andere so geschrieben wurde verstehe ich leider nicht immer - z.B. Dinge die ich als emotional und interessant ansehen wuerde werden kurz abgearbeitet, Gespraeche die inhaltlich belanglos wirken sind in direkter Rede wiedergegeben - Beispiele siehe unten.

    Den drei Freunden fielen außerdem viele kleine Grüppchen von Verwaltungsangestellten auf, die angeregt miteinander diskutierten

    Also, anscheinend haben wir unterschiedliche Vorstellungen was ein 'Dorf' ist... Um sowas wie 'viele Grueppchen von Verwaltungsangestellten' bilden zu koennen braucht man eine Verwaltung - bei 'kleine Gruppe' sehe ich so 3-5 Personen vor mir, bei 'viele' so 10-20, also insgesamt ein Verwaltungsapparat von 30-100 Personen - das wirkt auf mich eher wie was fuer eine Grosstadt von 300.000 Einwohnern noetig ist (zum Vergleich - unser Filmdorf Gleann an Phéine hat etwa 20 Familien und insgesamt 120 Einwohner und wird von 5 Dorfaeltesten ohne jede Verwaltung regiert).

    Li-hoi sah ihm mahnend hinterher und strich seine Pfote langsam über die nassen Stellen auf seiner Kleidung. "Hey hey, immer schön vorsichtig!"

    Da wuerde ich die Reihenfolge umdrehen - so wirkt es als ob Li-hoi mit ihrer antwort ewig wartet bis der andere Kemono schon weg ist.

    Auf Juu-kas Anregung hin, machte er die drei Kemono mit der weiteren Aufbauplanung der Halle vertraut

    Bis hierher ist eigentlich gar nichts besonders storyrelevantes passiert, auch die Gespraeche sind zu allgemein um die Personen wirklich zu charakterisieren - im Prinzip koennte man bei der Story auch einsteigen wo die Halle aufgebaut ist und die Stimmung beschreiben - so hat das, finde ich, schon eine Laenge hier.

    Im hinteren Teil der Halle waren schließlich einige prächtig dekorierte Tische zu einem nach vorne geöffneten Halbkreis zusammengestellt worden. Zugleich waren einige Meter vor dieser Tischgruppe links und rechts neben einem breiten Mittelgang jeweils neunzig Stühle zu großen Rechtecken zusammengestellt worden.

    Unelegant - direkte Wiederholung

    . Dann klopfte er dreimal mit seiner gefurchten Faust auf die Tischplatte.

    Faust? Oder vielleicht eher Pfote?

    ihn noch ein letztes Mal von Kopf bis Fuß vollständig durchzuchecken.

    'durchchecken' ist schon eher modernes Vokabular und ausserdem halt aus dem Englischen und klingt eher nach cooler Jugendsprache - das gibt der Stilebene hier bei einer formellen Gelegenheit einen ganz eigenartigen Spin...

    Mangels neuer Erkenntnisse wiederholte Zen-lo einmal mehr, dass es sich um eine ihr unbekannte Krankheit handelte, dass sämtliche Arzneien beim Versuch einer Heilungstherapie versagt hatten und dass die Seele des Ältesten ihrer Einschätzung nach schon bald ihren Weg zum Nachtnebel antreten würde. Als einzige - wenig erfreuliche - Neuigkeit fügte sie hinzu, dass Kaa-jas Bewusstsein während seiner kurzen Wachperioden mittlerweile so stark getrübt sei, sodass Gespräche mit ihm nur noch sehr eingeschränkt möglich waren.

    Hier ist jetzt einer der zentralen Abschnitte fuer die Handlung - Zen-lo berichtet offiziell warum die Versammlung noetig ist und was getan werden muss. In Deiner Absicht ist es auch eine dramatische Passage, denn sie soll die versammelten Kemono zum Weinen bringen.

    Nur - sie ist zusammengefasst - und so eine Zusammenfassung distanziert den Leser und bringt ihn ganz gewiss nicht zum Weinen.

    Juu-ka verspürte, wie wohl auch die meisten anderen Zuhörer, wie eine unsichtbare Pfote kräftig an seinem Herzen zerrte. Um ihn herum vernahm er ein stilles Gejammer und seine Augen fühlten sich plötzlich ganz feucht an.

    Und hier wird eben der Effekt der Dramatik behauptet, ohne dass er bei mir in irgend einer Weise spuerbar waere. Was sind die Worte die die Kemono so anruehren? Wir erfahren es nicht. Bricht ihre Stimme beim Erzaehlen? Wir erfahren es nicht. Alles was wir erfahren ist dass eine 'wenig erfreuliche' Nachricht hinzugefuegt wurde - aber 'wenig erfreulich' bringt niemanden zum Weinen.

    Ran an die Szene - anders als beim 'in die Halle kommen und aufbauen' - hier ist Potential fuer die Geschichte. Hier kann man zeigen wie sehr (und warum) die alle an ihrem Kaa-ja haengen, warum er - anders als andere Kemono - noch nicht sterben soll, was ihn und die Situation besonders macht. Diese Passage so kurz runterzuerzaehlen verschenkt ganz viel Moeglichkeiten finde ich.

    Juu-Ka

    Da stellt sich dann die Frage der richtigen Dosierung. Im Prolog so viele Beschreibungen einzubauen. dass man sich gedanklich einen vollständigen Kemono in all seinen Details nachbauen kann, würde den Lesefluss des Inhalts glaube ich zu sehr bremsen.

    Okay, rein um Missverstaendnisse zu vermeiden und ohne jede Erwartung dass Du das genauso siehst: Fuer einen Leser wie mich ist die Leerstelle beim Bild des Kemono viel schlimmer als ein gebremster Lesefluss. Das erstere ist die Kategorie 'Dinge die mich dazu bringen eine Geschichte wieder aufzuhoeren', das zweite die Kategorie 'kurzes Stirnrunzeln, koennte eleganter sein'.

    Grosse Erzaehlkunst waere es natuerlich, die Beschreibung subtil in das Narrativ einzuflechten, aber ich persoenlich wuerde selbst einen offensichtlichen Infodump am Anfang als nicht so schlimm empfinden wie mir so ueberhaupt kein Bild der Protagonisten machen zu koennen.


    Zu Kapitel 1:

    Mir ist irgendwie das Setting nicht recht klar - die vier Freunde hatte ich als die Dorfjugend eingestuft - (acht Jahre nachdem Juu-Ka zehn ist) - Kaa-Ja ist der Dorfaelteste und doch (hatte ich den Eindruck) eine verehrungswuerdige und respektierte Person - aber trotzdem ist bei der Untersuchung - die doch wichtig zu sein scheint - niemand anders anwesend? Was ist die Verbindung der vier zum Dorfaeltesten (ausser dass sie ihn kennen, was aber fuer den Rest des Dorfs wohl auch zutrifft)?

    Etwa eine halbe Stunde hatte die Ärztin in dem weißen Kleid

    Einen Abschnitt weiter oben ist sie Heilpraktikerin (das ist nicht das gleiche...) - wegen der doch modernen Konnotation wuerde ich im Kontext mittelalterlicher Technologie eher 'Heilerin' verwenden als moderne Berufsbezeichnungen, aber das ist Geschmackssache.

    Schließlich gelang es Enso mit seiner besonnenen Art, Amais Gemüt soweit abzukühlen, dass sie sich wieder halbwegs im Griff hatte.

    Unelegant - vorher wird das Gespraech woertlich wiedergegeben, jetzt wird zusammengefasst - obwohl da seine besonnene Art gut in einem Satz eingefangen werden konnte.

    und die symptombezogenen Arzneien

    Wie oben, klingt sehr modern.

    Ja, das ist ein berechtigter Einwand. Auf der anderen Seite hegen viele Kemono im Dorf die Hoffnung, dass sie Kaa-ja durch ihre Gebete an den großen Kitsune letztlich doch noch von seiner Krankheit befreien können. Bedenkt man all seine Taten für dieses Dorf, dann hätte er einen solchen göttlichen Eingriff in jedem Fall verdient."

    Es ist die Dorfjugend die hier der Heil(praktik)erin Rechenschaft abverlangt und darueber raesonniert ob er goettliche Intervention verdient hat?! Klingt... ein bisschen anmassend, den Goettern sowas vorschreiben zu wollen.

    "Allerdings gibt es noch ein paar andere Dinge, die wir prüfen sollten, bevor wir Kaa-ja dem Lauf der Natur überlassen. Die weit verbreitete Hoffnung auf ein göttliches Wunder im Dorf sollte uns dabei als überzeugendes Argument für das Beratungskomitee dienen, um Kaa-jas Leben trotz seiner Krankheitsleiden noch ein wenig zu verlängern."

    Wieder raetselhaft - warum diese vier? Im ganzen Dorf sollen ausgerechnet diese vier pruefen ob der Dorfaelteste ueberleben darf? Wieso duerfen die das entscheiden?

    Enso fühlte sich durch die Reaktionen seiner Freunde offenbar etwas bedrängt und so schlich sich eine Spur der Verunsicherung in seine Stimme.

    Peroenlich finde ich es zu sehr mit dem Holzhammer gewunken so direkt zu erklaeren warum Protagonisten was machen - ich mag das als Leser eigentlich schon mir selber Gedanken dazu zu machen - die Spur der Verunsicherung haette mir gereicht.

    Amai ließ es sich dagegen nicht nehmen, ihrer Skepsis gegenüber Ensos weiterem Vorgehen Ausdruck zu verleihen. "Die Bibliothek. Tolle Idee! Und du glaubst, daran hat bisher noch niemand gedacht?"

    Hier auch - der erste Satz ist redundant - aus der woertlichen Rede kommt ihre Skepsis wunderbar raus, das reicht eigentlich. Weniger ist manchmal mehr :)

    dessen Schlaf sich inzwischen etwas beruhigt hatte.

    Finde ich komisch formuliert - 'der wieder ruhiger schlief' waere ueblicher glaube ich.

    'Halte noch ein bisschen durch. Wir werden einen Weg finden'.

    Wieder ein bisschen raetselhaft - Kaa-Ja ist schon im Prolog alt, und im Prolog erfahren wir, dass Kemono recht normal sterben (und nicht etwa ein unsterbliches Volk ist) - wieso sind die vier der Meinung dass er jetzt nicht einfach sterben darf weil seine Zeit gekommen ist, sondern dass auf Biegen und Brechen sein Tod verhindert werden muss - selbst wenn die Heil(praktik)erin es schon anders sieht?

    Abgesehen von den Fragen die die Szene aufwirft (die ja per se nicht schlecht sein muessen, vielleicht erklaert sich das eine oder andere noch, Fragen im Kopf des Lesers machen ja neugierig auf die Antworten) - bekommt man einen recht ungewoehnlichen Einstieg in die eigentliche Geschichte. Mal sehen wie's weitergeht :)

    Konstruktive Kritik etwa zu Rechtschreibung & Grammatik, Logikproblemen, überschwänglichem oder mangelndem Gebrauch verschiedener Stilmittel, u.a. ist hier ebenso gern gesehen, wie ein paar warme Worte, was euch gut gefällt,

    Hallo Juu-Ka - konstruktive Kritik haette ich schon zu bieten, ich muss allerdings warnen dass ich ein eher kritischer Leser bin - wenn Du daher mit meiner Art zu kommentieren (aus was fuer Gruenden auch immer) nichs anfangen kannst, dann lass' es mich einfach kurz wissen und ich hoere damit auf, no hard feelings.

    Also - mein groesstes Problem beim Lesen des Prologs - was ist ein Kemono und wie sehen die aus? Ich mache mir gerne beim Lesen Bilder, und wenn wir so in die Geschichte einsteigen wie Du es tust, dann muss ich die staendig aendern, und sowas mag ich als Leser gar nicht.

    Ich beginne mit dem Bild von Kaa-ja als einem alten Mann, und stutze dann hier

    ls sie Kaa-ja dort oben auf dem Ausguck bemerkten, winkten sie ihm mit ihren länglichen Pfoten kurz zu,

    Pfoten? Mein erster Gedanke ist, dass es vielleicht irgendwie ein Dorf von Maeusen sein koennte (ich bin ja ein grosser Fan von Reepicheep aus Narnia) . Obwohl - dann waeren die Groessenverhaeltnisse wohl anders?!

    Der braun befellte Kemonojunge

    Etwas spaeter erfahre ich dann von einem Fell, ein Schwanz hingegen wird nicht erwaehnt, ich aendere meine Bilder also wieder und bin am Ende des Prologs bei sowas wie Ewoks angekommen, ohne dass ich irgend eine Ahnung habe wie nahe ich der Sache damit komme - empfinde ich leider als sehr unbefriedigend.

    (Ein bisschen ausfuehrlicher hatte ich mal hier in einem Blogeintrag ueber das Grundproblem geschrieben.

    Idealerweise waere das so geschrieben dass ich schon im ersten Absatz die richtige Idee habe was ich mir vorstellen sollte, aber spaetestens am Ende des Prologs sollte es meiner Ansicht nach klar sein.

    ***

    Ansonsten ist der Abschnitt ganz stimmungsvoll geworden - man bekommt einen kleinen Eindruck von der Welt, und die Ahnung eines Raetsels das dort wohl verborgen liegt.

    So ein paar Dinge sind mir trotzdem noch aufgefallen:

    Müde und zufrieden ließ er den Duft von Kiefernholz und das Zirpen nachtaktiver Insekten auf sich wirken.

    Sowas verschenkt Potential - 'nachtaktive Insekten' klingt eher wissenschaftlich, sehr wahrscheinlich kennt Kaa-ja die aber beim Namen, und es waere eine einfache Gelegenheit noch ein paar schoene Einzelheiten ueber die Welt hier einzuflechten, was genau es da eben fuer Insekten gibt - sind die wie bei uns oder anders? Statt dessen wirkt das hier so wie 'der Autor wollte nicht nachdenken was da zirpt'

    sowie ein paar Wächter, die mit ihren prächtigen roten Rüstungen ihre gewohnte Runde drehten.

    Was genau machen die da unten? Das ist doch ein Dorf, offensichtlich gibt's einen Wachturm den sie aber nicht bemannen, statt dessen patroullieren mehrere Waechter in Ruestung die Strassen - offenbar in Polizeifunktion (sonst waeren sie auf Waellen und Tuermen) - waehrend die braven Buerger eigentlich schon von den Strassen gehen. Wirkt leicht martialisch und nach Ausgangssperre - und passt irgendwie nicht zum sonstigen Setting.

    Entweder ist das Dorf sehr fremdartig organisiert - oder es wirkt halt so als waeren die da Staffage - der Autor moechte zeigen dass sie da sind, aber hat sich nicht so richtig Gedanken gemacht was die um diese Zeit eigentlich tun sollen. Also - so ganz ohne Erklaerung finde ich die Szene jedenfalls ein bisschen seltsam. ?(


    Dank seiner Arbeit als Dorfoberhaupt kannte Kaa-ja sowohl den Namen jedes einzelnen Bewohners im Dorf, als auch die Dinge, die sie für gewöhnlich am meisten beschäftigten.

    Das ist unelegant und ein Bruch mit der Erzaehlperspektive. Vorher folgt der Erzaehlstrang Kaa-ja's Gedanken, aber hier denkt er ja wohl nicht 'Dank meiner Arbeit als Dorfoberhaupt kenne ich sowohl den Namen jedes Bewohners als auch die Dinge die ihn beschaeftigen' - sondern das ist ein distanzierterer, allwissender Erzaehler der hier Kaa-ja's Rolle erklaert.

    Besser geloest waere es, in der Perspektive von Kaa-ja zu bleiben und die Info aus etwas zu transportieren was tatsaechlich seinen Gedanken entspricht.

    Aber Seelen existieren nach ihren ganz eigenen Gesetzen und besitzen keine Sinneswahrnehmung mehr, um zu hören, zu sehen oder zu riechen. Kemono, die den Berg betreten, würden sie lediglich als Bedrohung für das Gleichgewicht des Lebens wahrnehmen und sie dazu verleiten, schlimme Dinge anzurichten um das Gleichgewicht wiederherzustellen.

    So richtig kindgerecht ist das nicht was er da gibt - er weiss doch dass Juu-ka kein Erwachsener ist.

    Großvater würde mich als Bedrohung wahrnehmen? Obwohl er mich doch beschützen will? Das ergibt doch alles keinen Sinn.

    Man bekommt das Gefuehl, dass der Kleine da einen Punkt hat - irgendwas stimmt an der ganzen Geschichte nicht... Wir werden sehen... :)