Beiträge von Sensenbach im Thema „Schatten über Tarladan“

    Lieber Thorak

    Das ist ein brauchbarer und durchaus üblicher Einstieg in eine Geschichte. Für meinen Geschmack kannst du dir noch mehr Zeit nehmen, um die Szene zu beschreiben. Einige logische Brüche sind drin.

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    Schatten über Tarladan

    "Du spielst falsch!"

    In der von flackerndem Kerzenlicht nur spärlich erleuchteten Weinschenke wurde es augenblicklich totenstill. Das Stimmengemurmel der wenigen Gäste erstarb und das Klirren von tönernen Bechern und Krügen setzte schlagartig aus.

    Das hört doch keiner, oder schreit der Mann?

    Die meisten der Anwesenden starrten ungläubig auf den groß gewachsenen, jungen Blondschopf, der an dem Spieltisch in der Mitte der schäbigen Spelunke saß.

    Warum ist die Spelunke schäbig? Ist da altes Stroh als Bodenbelag? Riecht es schlecht etc. Zeige uns mehr!

    Mit seinem zerschlissenen Leinenhemd, der abgetragenen Hose und den dreckigen, ausgetretenen Schnürstiefeln wirkte er auf den ersten Blick eher wie ein Bauerntölpel, der sich zufällig hierher verirrt hatte, als einer aus dem lichtscheuen Gesindel, der Taschendiebe, Spieler, Meuchler und Menschenfänger, die sich in dieser Schenke anscheinend beheimatet fühlten.

    Ganz langsam lehnte er sich auf seinem Stühl zurück, während er sein Gegenüber herausfordernd anstarrte.

    "Du verdammter Bastard", lallte dieser mit schwerer Stimme.

    "Sag das nochmal!"

    Wer spricht hier? Eine neue Zeile zeigt eigentlich einen neuen Sprecher an. Es ist aber der Gleiche, oder?

    Es war offensichtlich das der Mann, den er des Falschspiels bezichtigt hatte, trotz der frühen Nachmittagsstunde schon angetrunken war. Sein verschwitztes, strähniges Haar klebte ihm wirr um den eiförmigen Schädel und er klammerte sich ständig mit der Linken an die Tischkante um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

    "Ich sagte, dass du falsch spielst", erwiderte der Blondschopf ungerührt. "Du tauscht schon seit einiger Zeit immer wieder eine der Karten mit denen aus, die du in deinem Hemdärmel versteckt hast. Glaubst du ich bin blind, oder für wie dumm hälst du mich eigentlich? Du gibst mir jetzt sofort mein Geld zurück, dann vergesse ich vielleicht, das du mich betrogen hast und lasse dich laufen."

    Der angesprochene Spieler lachte schrill, scheinbar hatte der reichlich genossene Wein sein Selbstbewusstsein derart gestärkt, das er den Blonden maßlos unterschätzte.

    "Was bildest du Bauerntölpel dir eigentlich ein? Solche Burschen wie dich verspeise ich Dutzendweise zum Frühstück, wenn mir danach ist. Also hüte deine Zunge, wenn dir dein Leben lieb ist."

    Einem aufmerksameren Beobachter jedoch wäre der verkrüppelte linke Zeigefinger, die ausgezupften Augenbrauen und die silberne Schnalle des Waffengurts aufgefallen und hätten ihn vielleicht zum Nachdenken gebracht. Solche Zeichen wiesen seinen Träger als einen Angehörigen der Söldnerkaste aus und diese Leute verstanden erfahrungsgemäß wenig Spaß, wenn es um ihr Hab und Gut ging.

    Das ist ungünstig, erst haben wir einen Bauernjungen vor uns und plötzlich ist er ein Söldner. Das schadet dem Vertrauen des Lesers in den Autor. Warum hat der Spieler das nicht bemerkt?

    Aber das bedachte der Spieler in seiner Trunkenheit nicht.

    Ein Spieler trinkt bei der Arbeit eher nicht.

    Seine Rechte fuhr mit einer schnellen Bewegung unter das viel zu weit geschnittene Hemd, unter dem offensichtlich noch andere Dinge verborgen waren, als gefälschte Spielkarten. Denn als die Hand einen Atemzug später wieder zum Vorschein kam, hielten ihre Finger den lederumwickelten Griff eines beidseitig geschliffenen Wurfdolchs umklammert. Stahl blinkte im düsteren Kerzenlicht de Spelunke auf und dann zischte die tödliche Waffe auch schon auf den Blondschopf zu.

    Der junge Söldner reagierte augenblicklich.

    Mit einer einzigen, fließenden Bewegung ließ er sich misamtt seinem Stuhl nach hinten fallen, riss gleichzeitig das Schwert aus dem Leder des Waffengurt und rollte sich im nächsten Atemzug über die Schulter ab. Er stand bereits wieder auf den Beinen, noch bevor der Falschspieler einen zweiten Dolch unter seinem Hemd hervorgezogen hatte.

    "Du verdammter Schweinebauer", keuchte der Spieler hasserfüllt, indess er um den Tisch herumkam.

    Allein das Schwert sollte jedem klar machen, dass der Mann kein Bauer ist. Schon von vornherein und jetzt erst recht.

    "Dafür schneide ich dir die Kehle durch!"

    Der wird niemanden mit einem Schwert angreifen. Der Spieler will wohl sterben.

    Dann griff er an, schlug alle Vorsicht in den Wind und zielte, ohne auf seine Deckung zu achten, auf den Hals des Blonden.

    Aber der Söldner war schneller.

    Die Schwertklinge in seiner Hand beschrieb einen engen Halbkreis und bohrte sich dann mit ihrer Spitze tief in die rechte Schulter des Spielers. Der Mann blieb so abrupt stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Sein Gesicht wurde plötzlich so weiß wie frischgestärktes Leinen.

    Er schwankte einen Moment und fiel dann, nachdem ihm der Söldner mit einem Ruck das Schwert aus der Schulter gezogen hatte, mit einem schrillen Schrei zu Boden.

    Im gleichen Augenblick verwandelte sich die Schenke in ein Tollhaus.

    Stühle und Tische wurden umgestoßen, Krüge und Becher zersplitterten und ein ohrenbetäubender Lärm aus brüllenden, fluchenden Männern und dem Stampfen von Stiefeln auf den ausgetretenen Fußbodendielen erfüllte den Raum bis in den hintersten Winkel.

    Das ist ein wenig übertrieben. Natürlich, sind die beunruhigt, aber es sind doch alles zwielichtige Gestalten. Kennst du die Szene als Han Solo in der Cantina den Kopfgeldjäger erschießt? Da schauen alle nur kurz auf und machen weiter.

    Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann waren sämtliche Gäste durch die Türen und eingeschlagenen Fenster der Schenke verschwunden. Es schien, als wollte keiner von ihnen mit dem Geschehen in Verbindung gebracht werden.

    "Das hättest du auch einfacher haben können", sagte der Söldner leise und schüttelte den Kopf.

    Ist der Mann tot oder nicht?

    Verärgert sammelte er sein Geld auf, indessen sich auf dem Hemd des verletzten Falschspielers langsam ein immer größer werdender, dunkler Blutfleck abzeichnete.

    Schließlich, nachdem er auch die letzte Silbermünze aufgesammelt hatte, schob er sein Schwert wieder zurück in die Lederscheide.

    Im selben Moment klatschte hinter ihm jemand in die Hände.

    "Vorzüglich, wirklich vorzüglich!"

    Instinktiv zuckte die Schwerthand des Soldners nach vorne, während er aus zusammengekniffenen Augen zusah, wie sich vor ihm die Umrisse einer massigen Gestalt langsam aus dem hintersten Winkel der Spelunke schälten. Der geradezu unglaublich fette Körper des Mannes steckte in einem weit geschnittenen, kostbaren Seidengewand, das die gewaltigen Speckmassen seines Körpeers kaum verdecken konnten.

    "Mein Name ist Bujak, der Alleshändler", sagte der Dicke.

    "Ich gehöre zur Gilde der freien Kaufleute und lebe davon Waren aller Art zu kaufen und wieder zu verkaufen. Ich handle mit seltenen Gewürzen aus der Ostmark, wertvollen Pelzen aus Eislanden, ebenso wie mit kostbaren Stoffen aus Landurien. Bei mir kann man sogar frisches Obst aus Goa oder erlesene Weine aus Bardolinien kaufen."

    Ein falsches Grinsen überzog das Gesicht des Dicken, als er dem Söldner mit einem bis zum Rand gefüllten, goldenen Weinpokal zuprostete.

    Goldener Weinpokal in schäbiger Schenke? Das passt nicht. Selbst wenn dies sein eigener wäre, würde er keinen goldenen Pokal öffentlich präsentieren.

    "Ach ja, ab und zu habe ich auch noch ein paar junge Hühner aus dem Südland im Angebot, wenn du weißt, was ich meine.", fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.

    "Ich bin Kelen, der Söldner", erwiderte der Blondschopf knapp.

    "Was willst du?"

    Bujak lächelte.

    Es wirkte herablassend, aber er kam ohne Umschweife zur Sache.

    "Ich suche Männer, die wissen wie man kämpft und ich glaube, ich habe gerade eben wieder eine solchen gefunden. Auf einen Schwertkämpfer wie dich warte ich schon seit Tagen."

    Na, er hat grade einen Betrunkenen mit einer überlegenden Waffe erschlagen. Das ist keine große Fallhöhe. Man könnte aus dem einzelnen Spieler eine Gruppe von Raufbolden machen. Dann wäre der Sieg eindrucksvoller.

    "Tatsächlich?"