Beiträge von Der Wanderer im Thema „Das Singen der heiligen Flamme“

    Heyho Sensenbach

    Das die Melodie, die Pilger ins Verderben lockt wird zum Beispiel hier angedeutet. Wenn das nicht rüberkommt funktioniert die Geschichte natürlich nicht.

    Au contraire!

    Aber ich bitte darum, mir die Gelegenheit zu geben, das zu erklären.

    Was war unser aller Ausgangspunkt? Das vorgegebene Thema:

    "Die Treppe zum Keller"

    Was hat jeder von uns damit assoziiert? Angst natürlich.

    Das eine Treppe in einen Keller immer etwas bedrohliches hat. Es geht nach unten, unten ist es dunkel...und im Dunkel lauert stets etwas, daß uns Angst macht.

    Das ist unsere Konditionierung bezüglich dessen, was wir mit einem Keller verbinden, seit Kindertagen. Ich bin früher nur pfeifend in den Keller gegangen oder hab' mir was vorgesungen, weil das Licht im Keller immer gerade zuwenig war, um in die letzten Ecken zu leuchten.

    Dort war nichts, das sagte mir die Rationalität - andererseits könnte gerade, weil ich es nicht sehen konnte, etwas sein. Das sagte mir meine Phantasie.

    Wen wundert's daher, daß vier von fünf Beiträgen darauf abzielten, eine Geschichte zu erschaffen, die von unserer Angst vor dem handelt, daß sich im Dunkel eines Kellers verbergen mag?

    Und das die Kommentare hier genau das widerspiegeln, ob wir's mögen oder nicht?

    Als ich die Hand auf den Knauf legte, sprang die Tür auf und gab eine steinerne Treppe frei. Diese machte nach wenigen Stufen eine scharfe Kurve und schien in den Keller zu führen. Erst schrak ich vor der abgrundtiefen Finsternis des Ganges zurück, aber die Melodie drang nun deutlich von den unergründlichen Untiefen zu mir hinauf und lockte mich.

    Hier, mein lieber Sensenbach, und ausschließlich hier kann ich etwas von Lovecraft und seiner immer vagen Dunkelheit spüren.

    Dahinter glitzerten unbekannte Sterne. Meine Gedanken schwanken zwischen Faszination und blankem Entsetzen. Voller Panik eilte ich zurück, das Pochen meines Herzens verlangsamte sich, als ich die Stufen erreichte, die in die bekannte Welt führten. Der Weg war nicht verstellt, ich konnte jederzeit zurückkehren.

    Die wissend jedoch schreitet der Leser nicht weiter hinab ins Dunkel. Vielmehr wieder hinauf. In etwas Fremdes, Neues. Aber ganz sichern nicht in etwas, vor dem er sich fürchten muß. Im Gegenteil. Was dann beschrieben wird, ist einfach nur schön. Das wurde aber nicht erwartet:

    Es fehlt das klare drängende und gleichzeitig bedrohliche Ziel.

    Aber es ist in meiner Vorstellung nicht bedrohlich genug.

    Für meinen persönlichen Geschmack hat bei dem Text aber etwas Bedrohlichkeit gefehlt.

    Kellertreppe. Dunkel, hhmmhm. Ich finde diese Aussagen, völlig unabhängig voneinander getroffen, ziemlich bezeichnend für die Richtigkeit meiner Idee unserer Konditionierung, sei sie nun frühkindlich oder aber auch später zutreffend.

    Darüber hinaus sehe ich einen simplen Weg, die Geschichte (die ich so, wie sie ist großartig finde), dem Dunkel zuzuwenden:

    Einach den Titel in:

    "Das Singen der unheiligen Flamme"

    abändern.

    Oha.

    Nuff said.

    Heyho Sensenbach

    Die Geschichte ist eine Verbeugung zu den Großen der dunklen Literatur wie Lovecraft und Clark Ashton Smith. Insbesondere letzterer hat mich stark zu dieser Geschichte inspiriert.

    Hier möchte ich vorausschicken:

    Ich habe so gut wie alles von H.P.Lovecraft gelesen, jedoch bisher kein einziges Wort von C.A.Smith. Insofern habe ich keinen Vergleich zwischen dem Stil der beiden.

    Und kann daher jetzt nur sagen:

    Wenn Du mit dieser Erzählung Lovecraft Ehre erweisen wolltest, bist völlig am Ziel vorbeigeschossen.

    Laß mich das bitte erklären, so ich's kann:

    Mich hat der Schreibstil völlig weggeblasen. Das ist meiner Meinung nach ganz weit oben. Und ganz vorne. Und JA , er hat ganz sicher was von Lovecraft, die Erhabenheit in der Wortwahl, den Aufbau der Sätze.

    Da ist für mich beim Lesen ein Sog entstanden, den ich genossen habe und der nur selten zu lesen ist.

    Was jedoch darin für mich gänzlich fehlte, war auch nur der kleinste Ansatz des Bedrohlichen, wie es bei Lovecraft spätestens in dem Moment durchgeschimmert hätte, als sich die ersten Pilger in die Flamme zu stürzen beginnen, gebannt vom Gesang aus einer anderen Welt.

    Vielmehr hast Du es fertig gebracht einen doch ziemlich umfangreichen Text mit durchweg positiven Bildern zu füllen. Sowas in dieser Länge durchzuhalten ist - ich weiß es - extrem schwierig.

    (Ich könnte es wohl eher nicht...)

    Das war ein Grund für meine Entscheidung, dem "Singen der heiligen Flamme" meine Stimme zu geben.

    Der andere, und den halte ich für wichtiger, war der Umstand, daß Dein Protagonist in jedem Augenblick eher einer von vielen war, ohne in der Gesamtheit eine besondere Rolle zu spielen. Dabei, wohlgemerkt, nicht Erleidender, sondern vielmehr aktiv Beteiligter mit jeder Möglichkeit, jederzeit eine Entscheidung zu treffen.

    Es gibt nicht den geringsten Grund, irgendwelche Wunden zu lecken. Es sei denn, sie wurden von verletzter Eitelkeit geschlagen - da hast Du dann aber was zu tun... :D

    Ansonsten:

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    Darüber hinaus, wie's der Niederländer sagt: "Dank je de Koekoek!!!"

    Jetzt muß ich in die nächste Buchhandlung rennen, um meine Bildungslücke zu Clark Ashton Smith zu schliessen...