Keine Büchse der Pandora, sondern das Ebnen eines Weges für andere, damit es halt irgendwann keine so große Rolle mehr spielt, ob man als Mann / Frau / div. egal welcher sexuellen Orientierung und / oder ethnischen Herkunft geboren wird und man die gleichen Lebenswege einschlagen kann.
Hm, ja - das klingt bei Dir alles sehr schoen, aber die Entwicklung ist dann in der Praxis doch etwas... problematischer (zumindest meiner Meinung nach).
ich habe z.B. lange ueber Deinen Ansatz des 'willing suspense of disbelieve' nachgedacht. Es gibt - wenige - Filme die Anklaenge zum Theater/Oper/Musical haben und so fuer mich funktionieren - 'Much ado about Nothing' zum Beispiel, oder 'A Midsummernightsdream' als direkte Theaterverfilmungen - da haben wir zwei Brueder im Stueck, der eine ist schwarz der andere weiss - wirkt weil das Werk als Theater wahrgenommen wird und die Schauspieler auch nicht frei von der Leber sprechen sondern ihre Zeilen abliefern. Baz Luhrmann macht aehnliches - 'Romeo and Juliet' oder 'Moulin Rouge' - das funktioniert fuer mich schon weniger, spricht mich nicht so an. Lars von Trier hat mit 'Dogville' zum Beispiel einen sehr Theater-artigen Film gemacht...
Ein bisschen fortgesponnen - ich kann mir eine Welt in der ich die Hauptrolle in einer Nelson Mandela Verfilmung spiele schon vorstellen - aber ich wuerde diese Art von Film selber nicht wollen. Ich bin nicht dagegen dass jemand sowas macht- will es aber nicht sehen, das ist mir zu... ablenkend.
Filmzuschauer sind halt verschieden - auch von Trier hat sein Publikum, ob mir das gefaellt oder nicht - vielleicht brauchen wir eher statt 'one size fits all' fuer ein globales Publikum eine gewisse Diversitaet in den Ansaetzen wie man Filme macht - neben eher kitschigen alternativen Settings wie 'Bridgerton' anscheinend ist auch die korrekt recherchierte historische Serie - neben den Theater-artigen Filmen in denen Besetzung keine Rolle spielt halt auch andere wo sie es tut.
Da steht immer die Versuchung im Raum 'aber die Werte der modernen Zeit' zu rufen 'da muss man doch'- Buecher und Filme koennen das transportieren,muessen aber nicht - die koennen auch einfach unterhalten. Ich setze mich in Nachrichten, Essays etc. viel mit der Welt und ihren Problemen auseinander - ich brauch' das dann nicht noch mal wenn ich mal entspannen und ein Buch lesen will.
Und das faende ich schoen - mal verschiedene Ansaetze nebeneinander stehen lassen, ausprobieren - statt auch ein 'so musses sein' zu bestehen. Was ich z.B. total spannend faende waere afrikanische Fantasy zu verfilmen - da gibt's einen ganz anderen Schatz an Sagen und Vorstellungen, da koennte man mal neue Geschichten zeigen statt Tolkien und Star Wars umzuruehren und aufzubruehen. Ich haette dann einen 'all-black' cast - und die Sache wuerde wahrscheinlich daran scheitern dass ich sowas ja 'gar nicht darf' - kulturelle Aneignung und so.
Was Du mit 'Markt in USA' zusammenfasst ist tatsaechlich ein recht handfester Kulturkampf bei dem Autoren ruiniert werden, Karrieren in die Tonne getreten werden - bei den Buchverlagen ist es ja inzwischen so dass Vertraege mit Autoren oft eine Schleudersitzklausel beinhalten dass der Vertrag aufgeloest wird wenn der Autor negatives oeffentliches Aufsehen generiert - dass Autoren da ihre Aeusserungen zu allem und jedem selbst zensieren liegt auf der Hand. Fuer einen Verlag geht das noch - man feuert den Autor moeglichst schnell - aber ein Studio kann sich einen grossen Shitstorm bei den normalen Produktionskosten einfach nicht leisten - und versucht deswegen im Vorfeld schon keine irgendwie geartete Angriffsflaeche zu bieten. Was natuerlich auch nicht geht, denn - die Polarisierung ist schon recht weit fortgeschritten.
Besagter Kulturkampf war ein wesentlicher Grund dass ein weithin verhasster Republikaner namens Trump ins weisse Haus einzog - weil seine Konkurrentin sich so noch verhasster gemacht hatte. Auch in Europa fuehrt die Sache ja schnell auf eine Gegenreaktion der Gesellschaften die eben nicht wollen - in Polen etwa ist es schwer bestimmte Formen von Kunst zu machen.
Die praktische Konsequenz des Ansatzes scheint also eine massive Polarisierung der Gesellschaft zu sein - in zwei Haelften die jeweils darauf beharren dass man ihnen ihr spezielles Kulturgut madig machen mag - und die auf 'winner takes all' hoffen.
Kennt jemand den Film 'Invictus' ueber Nelson Mandela und das Rugby-Team von Suedafrika? Hier lernen wir einen anderen Ansatz kennen - die neue schwarze Regierung will schnell das Rugby-Nationalteam absaegen weil das ein Sport der Weissen ist - und Mandela stellt sich hin und sagt - das duerfen wir nicht machen weil es ihnen wichtig ist. Wenn wir als Nation zusammenleben wollen, duerfen wir uns gegenseitig nicht Dinge wegnehmen die uns was bedeuten.
Invictus endet damit dass alle zuammen - schwarz wie weiss - gespannt das Rugby-WM Finale verfolgen und sich jubelnd in die arme fallen als das Spiel gewonnen wird.
Irgendwie waere sowas mein Traum einer Zukunft - es ist okay wenn ich mich fuer afrikanische Fantasy interessiere und einen Film mache, und obwohl keine Asianten oder Weissen drin zu sehen sind kann man den trotzdem gemeinsam gut finden - genau wie den japanischen Historienfilm in dem nur asiatische Samurai vorkommen.
Vielleicht brauch' ich einfach nicht in jedem Film eine weisse (oder auch nur maennliche) Identifikationsfigur? Ich mag durchaus japanische Filme sehr gerne....