Beiträge von Asni im Thema „Ethnien - Diskussion bei fiktiven Serien“

    Ich habe sehr gerne die Bücher von Toni Morrison gelesen, in denen zu 99% nur Schwarze vorkommen. (worüber sich noch keiner aufgeregt hat ... weil wenn ein Schwarzer das macht ist es offenbar ja gut).

    Ich hab letztens ein Quiz gemacht, bei dem es um das Wissen zu/über Alltagsrassismus ging. Da wurde mir wieder vor Augen geführt, dass Rassismus mit der Zusammensetzung der Bevölkerung zu tun hat. Konkret: der Ausdruck "Kartoffel" für einen Deutschen ist nicht rassistisch, weil Deutsche keine Minderheit seien (was in Deutschland stimmt). Jetzt habe ich mich ein bisschen in einen Artikel über Rassismus verloren... für interessierte: Quarks ... stimmt so wohl auch nicht bzw. wenn es in die Forschung zu Rassismus geht, gibt es einige verschiedene Definitionen.

    Mein Punkt zu dem Zitat ist folgender: Es spielt keine Rolle, dass Morrison afroamerikanischer Abstammung war, sondern der Hintergrund des amerikanischen Rassismus, der Schwarzen die Repräsentation & Teilhabe im allgemeinen öffentlichen Leben verwehrt hat. Dadurch kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass ein Werk, dass nur Charaktere einer häufig diskriminierten Minderheit zeigt, nicht diskriminierend-rassistisch gegenüber Weißen ist, weil im größeren Kontext diese dadurch nicht diskriminiert werden. Ein Werk dagegen, dass keine schwarzen Charaktere zeigt, würde dann in diesem Kontext eher als rassistisch angesehen, weil es Schwarze auch an dieser Stelle ausschließt.

    Ja, mir ist auch bewusst, was für eine seltsame Logik das ist. Die funktioniert für Filme ein bisschen besser, weil man hier auf die Job-Chancen von Schauspielern ausweichen kann: eine Film ohne schwarze Charaktere bedeutet schlechtere Job-Chancen für schwarze Schauspieler, weil letzere aufgrund ihrer Hautfarbe von einem sehr speziellen Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden (maW sie werden diskriminiert). Mir ist auch bewusst, dass man bei einer solchen Argumentation die fiktionale (oder reale) Welt völlig außer Acht lässt, wie Thorsten glaube ich auch schon kritisiert hat (ethisch diverser Cast in historischen Serien des viktorianischen Englands?).

    Es kann auch immer noch sein, dass Werke von Morrison beleidigend gegenüber Weißen, Asiaten oder Arabern sind, das will ich gar nicht ausschließen. Es wäre nur nach dieser Auffassung von Rassismus eben kein Rassismus, sondern "bloß" eine normale Beleidigung.

    Wie sehr es zu Tolkien passen würde, dass es dunkelhäutige Elfen könnte, weiß ich nicht. Vor allem in den Filmen sehen wir nur die Elfen aus dem Norden, weil sich die Geschehnisse dort abspielen.

    Aus meiner Sicht passen dunkelhäutige Elfen nicht so gut zu Tolkien. Seine gesammten Werke ziehen eine relativ klare Trennung zwischen Gut und Böse durch, die sich mit einer Symbolik von Licht vs Dunkelheit deckt. Daher sind Orks lichtscheu und Sauron muss magisch den Himmel verdunkeln, damit diese nicht davonlaufen und sich verstecken (etwas vereinfacht gesagt). Primär geht es bei Tolkien um innere Werte wie Freundschaft, Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur bzw. deren Zerstörung durch Industrialisierung (sieht man in Isengart und später im Auenland) und das eigene Verhältnis zu Macht (die magischen Ringe heißen ja wörtlich "die Ringe der Macht") und die Guten weisen die Versuchung der magischen, vielleicht grenzenlosen Macht zurück (etwa Gandalf als Frodo ihm den Ring anbietet). Also Hintergrund ist ein eher christlich geprägtes Setting an Werten, die fantastisch ausgestaltet werden. Ein Nebenprodukt dieses Settings und der relativ strikten Zweiteilung in Gut-Böse/Hell-Dunkel, in der niemand neutral bleiben können (auch die Ents nicht) ist leider, dass sich dunkelhäutige & asiatisch aussehende Menschen auf Seitens des Bösen befinden.

    Meine Beispiele sind jetzt fast ausschließlich aus "Der Herr der Ringe", finden sich aber ähnlich und zumindest in der Grundtendenz auch im Silmarillion.

    Persönlich finde ich in der Amazon-Serie "Die Ringe der Macht" den einen (?) dunkelhäutigen Elfen und die eine (?) dunkelhäutige Zwergin allerdings überhaupt nicht störend. Die Serie ist meiner Meinung nach so schlecht, dass das keine Rolle spielt... äh... vielleicht etwas weniger polemisch: also sie ist von Tolkiens Schöpfung & Symbolik soweit weg, dass das keine Rolle mehr spielt. ^^

    Ist das besondere an der Hautfarbenthematik nicht, dass man sie in filmischer Umsetzung von Fantasy gar nicht vermeiden kann, gerade weil sie aktuell überall zum Thema gemacht wird? In einem Film mit nur weißen Schauspielern über eine fiktive Welt muss sich die Produktion (weniger die Story) rechtfertigen, warum Minderheiten (falls der Film in Europa oder Amerika produziert wird) nicht beteiligt sind. In einem Film mit Diversität bzgl. Ethnien muss sich die Story rechtfertigen, warum das sinnvoll ist. Bei vielen anderen Themen (Sexualität) ist das eher nicht so, da kann man fast problemlos das komplett ausblenden, ohne das es überhaupt auffällt.

    Witzig finde ich auch, dass man bzgl. Hautfarbe eine Erklärung in der Story haben möchte, die zu unserem realen Weltwissen passt. Bei Dingen, die weniger offensichtlich sind, wie einem Zusammenhang zwischen Ernährung und Körpergröße, fällt es viel leichter, historische Plausibilität zu ignorieren. Vermutlich würde ein Film, der alle körperlichen Merkmale zufällig verteilt, floppen. Also wenn eine blonde Weiße mit einem rothaarigen Weißen ein dunkelhäutiges Kind bekäme, weil die Hautfarbe halt ausgewürfelt und nicht vererbt wird (normalerweise würde man(n) hier anfangen Fragen zu stellen :rofl: ). Gleiches Prinzip für Stimmhöhe/-klang, Körpergröße und Statur etc. In meinem Kopf entspinnt sich hier allerdings eine völlig abgedrehte Story, in der die Völker der Welt gegen den großen, magischen Würfler rebellieren und die Wiedereinführung der Evolution fordern... (Ist ja nicht zuletzt für den ersten elfischen Kleintierzüchterverein entscheidend).

    Auch beim "Witcher" sind farbige Schauspieler gekonnt eingefügt.

    Das stimmt für mich im Allgemeinen. Insbesondere dieser eine dunkelhäutige Elfenjunge (?) hat mir als Elf gut gefallen. Nur Triss Merigold fand ich nicht besonders gut besetzt. Da gab's ja auch endlos Kritik von den Leuten, die durch die Computerspiele geprägt waren, wo sie rote Haare hat und eine recht helle, weiße Haut hat. Da ich die Spiele nie gespielt hab, war mir das recht egal, mir hat nur die Schauspielerin auf eine subtile Art einfach nicht so richtig in diese Rolle gepasst. Das muss nicht mal die "Schuld" der Schauspielerin sein - Skript / Drehbuch oder Regisseur(in ?) könnten da genauso ihren Beitrag geleistet haben.

    Im Gegensatz dazu, sollten die letzten Star Wars Filme in erster Linie zeigen, dass jetzt die Frauen die Coolen sind und alte weise looser-Männer Milch aus Alienbrüsten trinken

    Ich hatte es erst letztens mit einem Kumpel... Rogue One fanden wir beide herausragend gut, alles was danach (vielleicht auch davor) kam, war eher so lala. Man schaut's halt, weils Star Wars ist. :pardon:

    In Rogue One hat sich die Diversität des Casts jedenfalls hervorragend für die Story geeignet. Da hat mich nix gestört, niemand vermittelte das Gefühl, nur aus moralischer Verpflichtung (oder sozialer Erpressung) dabei zu sein. Es ist allerdings schon wieder ein paar Jahre her, dass ich den Film gesehen habe. Vielleicht erinnere ich mich auch nicht mehr daran xD

    n der neuen "Interview mit einem Vampir" Serie werden anscheinend Sklavenhalter von Farbigen gespielt. Das ist schon beinahe Geschichtsfälschung.

    Meine Stirn ist gar nicht hoch genug, um die Augenbraue so weit hochzuziehen, wie ich gerne möchte :D Falls das nicht nur ein Gerücht ist, müssten die das schon sehr gut begründen oder erklären.

    Ich finde es etwas merkwürdig, wie einseitig werk- und geschichtsbezogen die Diskussion geführt wird :hmm: Für mich liegt viel klarer auf der Hand, dass aktuelle Filme und Serien für eine aktuell globalisierte Welt geschrieben, geplant und gedreht werden. Dementsprechend ist es nur logisch, dass auch darauf geachtet wird, dass jede*r aus dem Publikum irgendwo eine Identifikationsfigur für sich findet. Natürlich erzeugt das Konflikte: die Anzahl an dunkelhäutigen Rittern in mittelalterlichen europäischen Sagen ist meines Wissens recht überschaubar. Auf die Schnelle fällt mir nur Feirefiz ein (der zumindest in der Vorstellung zweifarbig ist xD - aus Parzival von Wolfram von Eschenbach) Aber soll das bedeuten, dass man schulterzucken zu einem kleinen, dunkelhäutigen Jungen sagt - "Sorry, ist nicht historisch, hast halt Pech, selbst wenn es dich interessiert, für dich haben wir hier niemanden"?

    Gerade bei Produktionen aus Hollywood (oder Amerika generell) braucht man glaube ich nicht erwarten, dass es immer um historisch korrekte Darstellungen geht. Es fällt halt nur in 99 % der Fälle kaum auf, wenn etwas historisch absolut Humbug ist - außer es ist die Hautfarbe eines Charakters.

    Und der Markt gerade in Amerika ist halt auch bunter als Deutschland: ca. 60 % Weiße, 18 % Latinos (die so wie ich das jetzt gesehen habe, auch im Prinzip als Weiße gelten), 12 % Schwarze, 6 % asiatisch-stämmig. Spannend ist, dass die Entwicklung für bis 2045 eher so aussieht, dass der Anteil an Weißen auf unter 50 % fallen wird, woraus ich jetzt mal ganz frei ableite, dass eine Vielzahl junger, potentieller Zuschauer gerade eben auch zu "people of color" zählt.

    Zahlen für Deutschland sind da schwerer zu bekommen, weil der Fokus eher auf "mit/ohne Migrationshintergrund" gelegt wird und dazu dann z.B. fast eine Million Polen zählt; bei 21 Millionen (von 82 Millionen; ca. 25 %) ist das schon nicht unerheblich, insbesondere weil ja auch jegliche Migration aus West-/Ost-/Südeuropa da hautfarbentechnisch verschwindet.

    Neben diesen eher wirtschaftlichen Überlegungen (die man auf jeden Fall auch kritisch sehen kann, aber ggf. darüber entscheiden, ob es überhaupt Filme gibt oder nicht) gibt's natürlich auch eine Agenda der Produzenten, d.h. das was ihnen wichtig ist, wenn sie einen Film drehen. Dass aktuell von Kritikern, Zeitschriften etc. Wert auf Diversität gelegt wird, schlägt sich damit automatisch auch in der Diversität von Besetzungen nieder. Prinzipiell würde ich da auch sagen, dass eine Segregation nach Hautfarben in der realen Welt nur dann wirklich überwunden werden kann, wenn man die Segregation dann nicht auf Filme für Schwarze und Filme für Weiße auslagert. Insofern geht's für mich auch in den Filmen ein kleines Stück weit (bitte nicht überbewerten) um eine gedankliche Gestaltung unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens.

    Nächster Punkt wäre für mich auch noch die Nähe des Films zum Theater. Dort wird viel mehr symbolisch gearbeitet, einfach weil eine Bühne nicht groß genug ist, um z.B. eine Armee darzustellen. D.h. man akzeptiert viel eher, wenn die gezeigte Darstellung von der eigenen Vorstellung abweicht. Früher war das auch bei Filmen problemlos möglich, scheint mir zumindest. Ohne diesen "suspense of disbelieve" wären die ersten filmischen Umsetzungen von Godzilla, Kampf der Titanen (der von 1981) oder auch Star Wars, Star Trek etc. nicht möglich gewesen.

    Zugegeben, mir fällt es auch schwer, Galadriel in The Rings of Power als die Galadriel wiederzuerkennen, die ich mir in meiner Vorstellung von Der Herr der Ringe (Buch nicht Film) zusammengereimt habe. Sie ähnelt mehr Eowyn aus den LotR-Filmen. Aber bei dem dunkelhäutigen Elben, dessen Name ich gerade wieder vergessen habe, funktioniert zumindest bei mir die Ausblendung hervorragend, dass Elben bei Tolkien eher als weiß beschrieben werden.

    An der Stelle haben wir halt aktuell "das Problem", dass die Technik (als Fluch und Segen) es im Prinzip auch unnötig macht, weil dank Greenscreen und Computeranimation auch der Flug eines Drachens über eine fiktive Stadt absolut realistisch wirkt.

    Was die "forcierte Diversität" angeht, stehe ich doch auf dem Standpunkt, dass es keine Rolle spielen sollte, ob ein*e Darsteller*in farbig, queer, straight, trans, Vegetarier, oä. ist, wenn es den Filmemachern für ihren Film passt. Das doofe ist, dass es halt nicht so einfach ist und sich Gesellschaften halt sehr langsam entwickeln. Die aktuell vielleicht etwas überzogene Diversität bei Besetzungen (denen ich für einzelne Rollen nicht immer zustimme) hat hier aber vermutlich eine Vorreiterrolle. Keine Büchse der Pandora, sondern das Ebnen eines Weges für andere, damit es halt irgendwann keine so große Rolle mehr spielt, ob man als Mann / Frau / div. egal welcher sexuellen Orientierung und / oder ethnischen Herkunft geboren wird und man die gleichen Lebenswege einschlagen kann.