Ich bin gerade über eine Werbung zu nützlichen KI-Tools abseits von ChatGPT gestoßen und fand das ganz interessant. Von 5 vorgestellten Tools konnte ich mir zumindest bei einem eine Nützlichkeit fürs das Schreiben im weitesten Sinn vorstellen. Es geht um "Texte kürzen & Zusammenfassen (mit KI)".
Den grundsätzlichen Nutzen eines Tools sehe ich darin, eine "zweite Meinung" zu einem Textabschnitt zu bekommen. Gerade passagen ohne viele Dialog fände ich es ganz nützlich, eine knappe Zusammenfassung zu bekommen, die vielleicht eine Einschätzung liefert, ob der beabsichtigte Schwerpunkt auch enthalten ist. Ich muss hier aber auch sagen, dass ich sehr, sehr skeptisch bin, ob ein KI-Tool das für Geschichten leisten kann.
In der Werbung wurde TLDR This empfohlen, das man auch kostenlos ohne Registrierung ausprobieren kann. Ich hab als Test einfach mal eine Geschichte von mir genommen (Zwergenbier und Elfensang), weil ich da schon weiß, worum es geht. Das Ergebnis, das TLDR geliefert hat, war allerdings keine Zusammenfassung, sondern eine willkürlich anmutende Auswahl an Sätzen aus dem Text (vgl. Spoiler). Evtl. liegt das daran, dass ich einen deutschsprachigen Text in eine englischsprachiges Tool gefüttert habe.
Zusammenfassung durch TLDR
- Elfenbier und Zwergensang
Drafi, seines Zeichens einer der fünfzehn Tavernenwirte der zwergischen Gemeinde der Stadt der tausend Völker, gähnte herzhaft.
- Der Riegel quietschte, als Drafi ihn mit Schwung zurückschob.
- Immer wieder versuchte er, das Lachen zu unterdrücken, aber stets gewann es neue Kraft und trug ihn mit sich davon.
- Der Elf, anscheinend ein ganz hartnäckiger, wartete geduldig ab, bis sich Drafi etwas beruhigt hatte.
- Es dauerte nicht lange, bis ein alter Zwergensang gedämpft an sein Ohr drang und die Ankunft Eduard Steinbrechers ankündigte.
- Eduard, den alle nur Eddi nannten, war Drafis Stammgast, außerdem ein heldenhafter Krieger und in seiner Freizeit Sänger von Zwergenschlagern.
Ich hab noch ein bisschen nach deutschsprachigen Tools gesucht und bin auf Shorty (Link) gestoßen. Auch hier kann man ohne Anmeldung mal ein bisschen experimentieren. Man kann hier u.A. auch einen Prozentwert angeben, auf den man den Text gekürzt haben möchte. Auch kann man z.B. den ersten Satz behalten, Absätze behalten oder Sätze mit Zahlen behalten.
Neben der Zusammenfassung bzw. einem gekürzten Text bekommt man auch verschiedene Auswertungsparameter gezeigt, etwa Lesedauer, Lesbarkeit, Wortanzahl, Satzzahl (sowohl von Originaltext als auch vom gekürzten Text), bewertete Sätze, Wortanzahlen von wichtigen Begriffen und Füllwörtern (die dann teilweise gestrichen werden).
Auf 50 % gekürzte Version
Es war früh am Morgen und ein nicht enden wollendes Geklopfe an seiner Haustür hatten ihn dazu bewogen, aufzustehen und nachzusehen, wer ihn um diese Tageszeit störte. Schnell setzte er ein besonders griesgrämiges Gesicht auf, dann riss er die Tür auf. Vor ihm stand ein Elf. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, lächelte ihn dieser Fatzke auch noch offen an. „Schön, dass Ihr die Gunst der Stunde erkannt und mir geöffnet habt.“ Er machte eine Kunstpause, die Drafi fast dazu brachte, sich zu übergeben. Doch in zwergischer Zähigkeit hielt er dem Drang noch stand. Goldene Farbe,...“ Drafi konnte nicht mehr an sich halten und begann schallend zu lachen. Es dauerte ein wenig, bis Drafi sich wieder beruhigt hatte. „Es ist das erste Bier aus der elfischen Brauerei...“ Prustend und sich den Bauch haltend brach Drafi wieder in Lachen aus. Immer wieder versuchte er, das Lachen zu unterdrücken, aber stets gewann es neue Kraft und trug ihn mit sich davon. Dann streckte er ihm die Flasche hin und sagte mit wesentlich rauerer Stimme nur: „Trinkt.“ Nur mit Mühe gelang es Drafi, bei dem Gedanken an von Elfen gebrautes Bier nicht wieder zu lachen. Wenn das Bier so dünn schmeckte, wie diese blubbernden Schaumweinmischgetränke, die die Elfen sonst so arrogant schlürften, dann müsste er sowieso gleich die ganze Flasche trinken, um überhaupt etwas Geschmack auf seine Zunge zu bekommen. Für einen kurzen Augenblick behielt er das Bier im Mund, dann schluckte er es hinunter. Im Abgang entfaltete sich ein dunkles, aber blumiges Hopfenaroma auf seiner Zunge und erfüllte dann seinen ganzen Mund. Zum zweiten Mal an diesem Morgen war Drafi sprachlos. Er wusste nicht, ob er überhaupt etwas von dem Bier erwartet hatte, aber er musste sich selbst eingestehen, dass er noch nie ein so gutes Bier getrunken hatte. „Ja,“ sagte er zu dem Elfen deshalb. Er versuchte gleichgültig zu wirken, während er noch einen Schluck nahm. Aber er brannte darauf, den Rest der Flasche zu genießen. Doch die Hand des Elfen war schneller. Sie schloss sich um die Flasche und hielt Drafi mit erstaunlicher Kraft davon ab, sie an die Lippen zu setzen. Bald würde Drafi sein Wirtshaus aufsperren und seine Gäste mit einem grummeligen Nicken willkommen heißen. Und seit heute morgen war er auch der erste Zwerg, der in seinem Wirtshaus elfisches Bier anbieten musste. Damit hatte er alles verraten, wofür die Zwerge standen. Aber das Leben war auch schön. Und er mochte sein eigenes ganz besonders. Vielleicht würde es nicht so schlimm werden, versuchte er sich zu beruhigen. Als es Zeit war, schloss er die Tür auf. Es dauerte nicht lange, bis ein alter Zwergensang gedämpft an sein Ohr drang und die Ankunft Eduard Steinbrechers ankündigte. Seinen bekanntesten Hit – Marmor, Stein und Eisen bricht -, der bei allen zwergischen Handwerkern sehr beliebt war, hatte er in Drafis Gasthaus zum ersten Mal zum Besten gegeben. Grußlos wie immer verlangte er mit einem Nicken nach einem Bier. Mit zitternden Händen zapfte Drafi ihm einen Humpen vom Elfischen, wie er es im Geiste schon nannte. Schweiß sammelte sich so schnell auf Drafis Stirn, als wäre in seinem Kopf ein Feuer ausgebrochen und seine Stirn der einzige Ort, an dem man davor sicher war. Drafi hatte das Gefühl am Abgrund zu stehen. Und seine nächsten Worte würden darüber entscheiden, ob Eddi ihn über den Rand schubste oder ihm nur ein Bein stellte, damit er selbst hineinstürzte. „Was. Eddis Worte fielen langsam, schwer und so unverrückbar wie eine von Zwergen errichtete Mauer. Eddi blickte mit einem so bösen und scharfen Blick, dass man damit auch jedes noch so feine Haar spalten konnte. Doch es war zu spät. Wenn das so ist und mir nichts davon sagen wolltest, dann wird hier bald mehr zerbrechen als nur Marmor, Stein und Eisen.“ Er stellte den Humpen auf dem Tresen ab und ließ seine Fingerknöchelchen so laut knacken, dass sich Drafi fast in die Hosen machte. Vielleicht, dass er jetzt selbst Bier brauen wollte und das wäre der erste Versuch. Aber Drafi war dafür einfach zu sehr Zwerg. Sei Gesicht schmerzte, als hätten es alle Schmiede des Zwergenreiches so lange als Amboss benutzt, bis es so dünn wie ein Blatt Papier war. Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine Ohren klingelten. So voll, dass die Gäste sogar auf der Straße standen. Dort, wo früher die lange Wand im Schankraum gewesen war, befand sich nun ein großes, mehr oder weniger rundes Loch. Es schien, als versuchte die eine Hälfte der Gäste die andere davon zu überzeugen, einen Schluck aus ihrem Bierhumpen zu nehmen. Irgendwann war ich so durstig, dass ich gedankenlos zum Bier griff und einen kräftigen Schluck nahm. Oder dass die Elfen jetzt mit dem Bierbrauen begonnen haben. Keine Schlacht der Welt konnte schlimmer sein oder verbitterter geführt werden wie diese hier in seinem Wirtshaus. Nach zwei weiteren Schlucken war der Humpen leer und Drafi dazu bereit, sein Heim gegen die Streitsüchtigen zu verteidigen. schreien wollen, aber für eine Kampfparole schien ihm das doch zu sperrig.
Für Leute mit wenig Zeit: auf 10 % gekürzte Version
Immer wieder versuchte er, das Lachen zu unterdrücken, aber stets gewann es neue Kraft und trug ihn mit sich davon. Wenn das Bier so dünn schmeckte, wie diese blubbernden Schaumweinmischgetränke, die die Elfen sonst so arrogant schlürften, dann müsste er sowieso gleich die ganze Flasche trinken, um überhaupt etwas Geschmack auf seine Zunge zu bekommen. Er wusste nicht, ob er überhaupt etwas von dem Bier erwartet hatte, aber er musste sich selbst eingestehen, dass er noch nie ein so gutes Bier getrunken hatte. Aber das Leben war auch schön. Schweiß sammelte sich so schnell auf Drafis Stirn, als wäre in seinem Kopf ein Feuer ausgebrochen und seine Stirn der einzige Ort, an dem man davor sicher war. Und seine nächsten Worte würden darüber entscheiden, ob Eddi ihn über den Rand schubste oder ihm nur ein Bein stellte, damit er selbst hineinstürzte. Doch es war zu spät. Wenn das so ist und mir nichts davon sagen wolltest, dann wird hier bald mehr zerbrechen als nur Marmor, Stein und Eisen.“
Erste Einschätzung: Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, bevor ich darüber nachdachte... vermutlich mehr etwas, was wie eine Zusammenfassung nach Sinn und Bedeutung aussieht (In dem Text geht es um einen Zwergenwirt, der sich gegen jede Vernunft von Klischeefantasyvölkern dazu überreden lässt, ein von Elfen gebrautes Bier in seinem Wirtshaus auszuschenken und miterleben muss, welche Konsequenzen die Mischung von Alkohol und Vorurteilen bei gewaltbereiten Kunden hat.) und nicht wie das Ergebnis von "Streiche jeden zweiten Satz".
Gut, ich war ja am Anfang schon skeptisch. Ich kann mir schon vorstellen, dass diese Art des Zusammenfassens für Textsorten, die nach möglichst immer dem gleichen Muster gestrickt sind, gut funktioniert. Ich erinnere mich da an einen Kurs im Englisch-Studium zum Thema Textproduction. Da wurde schon klar, dass Sachtexte (Comments, News-Reports, Summaries etc.) relativ strikten Vorgaben genügen sollen, also etwa, dass jeder Absatz einen Topic-Sentence enthalten soll, der im Wesentlichen auch alleine die ganze wichtige Information in sich trägt. Weitere Sätze würden diesen Punkt nur weiter erläutern, durch Beispiele illustrieren oder zum nächsten Thema überleiten. Wenn man von so einem Aufbau ausgeht, dann wäre es für das Programm nur die Aufgabe, die Topic Sentences zu finden und schon könnte man den Text auf 1/3 oder 1/4 seiner ursprünglichen Länge kürzen, ohne das wesentliche Informationen verloren gehen. Dass das bei Fantasy-Geschichten, die völlig anders aufgebaut sein können, nicht funktioniert, ist dann auch naheliegend. Es führt aber auch zu ganz witzigen Zusammenstellungen von Sätzen (siehe 10 % Version im Spoiler, farblich markiert ), die auch nochmal zeigen, dass die KI hier absolut nicht versteht, wie die Bedeutungen der einzelnen Sätze eigentlich zueinander stehen.
Insbesondere hat wörtliche Rede (oder alles was zwischen Anführungszeichen steht) einen ganz anderen Stellenwert. In einem Zeitungsartikel sind das oft Zitate, um die Aussage von Leuten zu einem Sachverhalt direkt und unverändert widerzugeben, meistens jedoch als Ergänzung zum eigentlichen Topic Sentence. D.h. die kann man prinzipiell für eine knappe Zusammenfassung einfach weglassen. Direkte Rede hat innerhalb einer Geschichte aber häufig einen viel entscheidenderen Stellenwert, z.B. zeigt sich darin eine Charakterentwicklung, vielleicht auch die Pointe der Story, ein Konflikt etc.
Wie auch immer. Ich fand es ganz spannend, das mal auszuprobieren, bin aber vom Ergebnis doch etwas ernüchtert. Einen wirkliche Unterstützung für das Schreiben sehe ich nicht.
Worum es wirklich geht - 1% Zusammenfassung
Für einen kurzen Augenblick behielt er das Bier im Mund, dann schluckte er es hinunter. „Zwei „Was.