Beiträge von Sensenbach im Thema „Schreiben mit Künstlicher Intelligenz“

    Das Wichtigste ist immer noch das Werk.

    Das ist halt die Frage. Kreative Tätigkeiten habe ich neben der Wissenschaft immer als eines der Dinge gesehen, die uns von den Tieren unterscheidet und uns als Menschen ausmacht. Wenn wir uns das abnehmen lassen, dann fehlt unserer Kultur möglicherweise etwas.

    Ich hatte früher mal den naiven Gedanken, KIs würde uns viele Arbeiten abnehmen, damit wir frei für kreative Dinge sind. Aber das wird wohl nicht so geschehen.

    Und danach war der Jammer erstmal noch größer! Niemand überlegt sich dass diese Leute das ehrenamtlich machen und man vielleicht auch bei kontroversen Ansichten mal seinen Umgangston überdenken sollte.

    Das fand ich schlimm an der Diskussion, dass hier Leute öffentlich an den Pranger gestellt wurden, die sich ehrenamtlich um Literatur kümmern. Auch wieder typisch, dass heftig mit der Moralkeule gewunken wurde.

    Versteht mich nicht falsch, ich bin skeptisch, was KI betrifft. Aber warum man sich immer gleich moralisch empören muss und ohne Diskussion zum Boykott aufruft, das verstehe ich nicht.

    Ein interessanter Aspekt bei KIs ist ja, dass sie sich von den Dingen ernährt, die sie im Internet findet. In den nächsten Jahren werden dort mehr und mehr von KIs erzeugte Inhalte zu finden sein. Dann lernt die KI von den Informationen, die sie selbst erstellt hat. So eine Art Möbiusschleife der Information, allerdings mit einer eingebauten Abwärtsspirale.

    Den Effekt dieses Phänomens müsste man doch modellieren können. Gibt es dazu bereits etwas Thorsten ?

    Abgesehen davon sind es glaube ich einfach zwei verschiedene Ansätze: geht es mir um das Ergebnis oder geht es mir um den Prozess? Also möchte ich am Ende einfach eine Geschichte lesen können oder möchte ich sie mir selbst erarbeitet haben? Also ein bisschen der Vergleich zwischen kaufe ich mir ein fertiges Messer oder schmiede ich es mir selbst? Drucke ich Gelände für Tabletop auf dem 3D-Drucker nach fremden Mustern oder baue ich sie selbst? Nehme ich den Aufzug, oder laufe ich 10 Stockwerke zu Fuß?

    Ich habe mit mehreren Schriftstellern Kontakt und die sagen Ähnliches. Ich zitiere jetzt mal Brandon Sanderson, mit dem ich keinen Kontakt habe.

    Er sagt: " Ideas are cheap"

    Auch ich habe meine Festplatte voll mit Ideen für Geschichten, die ich gerne schreiben würde. Aber dafür finde ich keine Zeit, ich muss auswählen. Für Ideen braucht es ChatGp nicht, meiner Meinung nach.

    Aber Rechtschreibkontrolle und die Suche nach Synonymen? Warum nicht…

    Trotzdem. Eine Idee wird erst durch die Fähigkeit des Autors einzigartig und lesenswert.

    Ich finde es auch seltsam, wie die Nutzung von ChatGPT von manchen moralisch verurteilt wird, um sie dann hin und wieder recht gönnerhaft doch zu dulden, wo das doch eine frei zugängliche Technologie ist. Seltsam finde ich auch, wie manche sofort die Übernahme der Weltherrschaft durch die Maschinen kommen sehen, wobei diese dann wiederum schon zu viel einfacheren Aufgaben gar nicht in der Lage sein sollen. Diese Art der Argumentation ist in sich einfach nicht schlüssig.

    Schon gut. Ich will dir deine Freude an ChatGP nicht verderben und bin auch nicht grundsätzlich gegen seine Nutzung. Kritisch hinterfragen werde ich es allerdings trotzdem. Sorry!

    Mach mal dein ChatGP Geschichte, kannst du danach jedoch wirklich Stolz auf dich sein, falls du Erfolg hast?

    Das ist ein bisschen so wie die private Limousine aus Frankreich einfliegen zu lassen um sich dann abholen zu lassen und zwei Bloecke weiter zu fahren - geht, man kommt an, aber irgendwas ist faul bei der Sache :D

    Das stimmt schon, aber das Kind ist im Brunnen. Wie man so schön sagt. Und an Rechnerfarmen kann man sich schlecht ankleben :evil:.

    Im Rahmen eines Vortages habe ich kürzlich gefragt, wer ChatGP bereits benutzt hat, fast alle Hände gingen hoch. An meiner Uni werden jetzt Kurse zur sinnvollen Nutzung von ChatGP im Arbeitsalltag angeboten, zum Beispiel zur Erstellung von Vorlesungen!

    Ich denke allerdings, nach dem Hype, der den Spieltrieb befriedigt, wird sich Ernüchterung einstellen. Und dann schauen wir mal, was bleibt.

    PS

    Das hat ja auch bestimmte Aspekte der Produktion und Verbreitung von Geschichten vereinfacht, dieses Betätigungsfeld neuen Menschengruppen geöffnet und damit neue Arten von Literatur begünstigt. Da hatten bestimmt auch manche Bedenken, die neuen Hilfsmittel zu benutzen, weil die das Schreiben wahlweise zu einfach gemacht haben oder gar nicht dafür zu gebrauchen waren.

    Es gibt schon jetzt mehr Veröffentlichungen, als je jemand lesen kann. Hier würde dann ein Mangel behoben, den es nicht gibt. Ganz klar für mich, wenn du ChatGP brauchst, um zu schreiben, dann lass es. Nutzt du es als Hilfsmittel, ist es möglicherweise ok.

    Deswegen möchte ich das so ja auch nicht. Großkonzerne sollten ja auf alle ihre Einnahmen (auch die KI-generierten) vernünftig Steuern zahlen, die dann wieder allen zugutekommen, während Privatpersonen, zumal wenn sie keine Gewinne erzielen, das kostenlos nutzen können sollten.

    Dir ist schon klar die "KI" Inhalte von Covererstellern, Künstlern und Autoren stehlen. Mir ist nicht klar, was an Diebstahl demokratisch sein soll. Wenn die KI Nutzer die Quellen offenlegen und Rechte und Bezahlung regeln, wäre das etwas anderes. Aber das steht nicht im Raum.

    Demokratisierung beinhaltet ja auch, dass der Einzelne mehr Rechte und Möglichkeiten bekommt, auch im Bereich der kreativen Entfaltung.

    Nee. Woher hast du das?

    Demokratie – Wikipedia
    de.wikipedia.org

    Wenn ich einen Roman publiziere, möchte ich nicht, dass eine KI darauf zugreift. Ausser sie fragt vorher. Das wäre etwas anderes.

    Lieber Schreibfeder

    Ich sehe, du bist optimistischer als ich. Mich besorgt die Entwicklung schon einigermaßen.

    Aber gibt es Kunden? Der Marktanteil von E-Books liegt (laut Statistikamt) bei weniger als 6%.

    Ja. Das stimmt für den deutschen Markt. In den USA ist der Ebook Markt allerdings ein wenig größer. Ich gehe davon aus, dass sich die KI-Welle erstmal in den USA austoben wird und wir dann nachziehen. Zudem wird alles was halbwegs erfolgreich in den USA ist ins Deutsche übersetzt. Diese Bücher würden dann als Extragewinn für die Verlage bei uns im Buchmarkt auftauchen.

    Die Großverlage hierzulande werden so etwas nicht bedienen wollen. So etwas wäre eher die Kragenweite von US-Tech-Unternehmen.

    Siehe oben.

    Allerdings: Dern ernsthaften Markt bildet hierzulande die richtigen Bücher. Mitsamt der Infrastruktur mit Großhändler und Buchläden. Hier steckt das große Geld.

    Die Verlage nagen alle am Hungertuch. Großes Geld sehe ich da nicht.

    Was Lesen die Leute den? Zum Großteil Krimis! Die sind häufig die Variation des gleichen Themas. Manchmal mit Regionalbezug.

    Also, wenn ein Roman fertig ist, schreibt die KI das um. Als Ostssekrimi, als Schwarzwaldkrimi, als Alpenkrimi …

    Oder sehr beliebt im Fantasybereich. Die "Heldenreise". Da gibt es klare Strukturen, die einer KI entgegenkommen würde. Ich lese sowas selbst gern.

    Zudem gibt es hier strenge Buchpreisbindungsgesetze. Und auch sonstiges wie eine ISBN und die Archivierung. Diese Regeln werden auch für KI-Texte greifen.

    Das ist jetzt kein Argument, gegen die Nutzung einer KI. Der Verlag kann den Preis ja selbst festlegen, dieser darf dann nur nicht verändert werden.

    Also. Ich denke nicht das KIs von heute auf morgen den Buchmarkt beherrschen. Es wird erst Randgebiete geben, in denen diese aktiv eingesetzt werden. Dann wird sich das ausweiten. Immer weniger menschliche Autoren werden eine Zukunft im Schreiben sehen und dem etwas entgegensetzten können. Auch weil sich das Leseverhalten an den KI Stil anpasst …

    Ich hoffe, das es nicht so kommt. Aber das sieht insgesamt nicht gut aus.

    Wir sehen ja im Moment einen Streik der Drehbuchschreiber in den USA. Die Überlegung in den Konzernen wird jetzt schon so sein, die Schreiber zu ersetzen. Ich vermute, dass die ersten KI im Bereich des Films zum Einsatz kommen. Und ganz ehrlich. So Drehbücher wie zu "Ringe der Macht" bekommt eine KI jetzt schon hin.

    Ich denke auch an eine Star Trek Episode, wo das Holodeck programmiert wird. "Mach mir eine Sherlock Holmes Geschichte"

    Die KI wird einen Fundus von Grundgeschichten haben und diese individuell variieren können. Je nach Bestellung wird das Produkt auf den heimischen Rechner geschickt oder "On Demand" gedruckt. Nicht morgen, aber übermorgen (10 Jahre).

    Meine Hoffnung war, das KIs den Menschen die stupiden Arbeiten erleichtern können und wir mehr Zeit für Kreativität haben. Das kreative Jobs jetzt bedroht sind, kommt für mich unerwartet.

    Traurige Sache.

    Das, wie Thorsten erwähnte, das Urheberrecht durch KIs ausgehebelt wird, kann dem kreativen Bereich den Todesstoss versetzen.

    Ich denke kaum ein Autor wird sich den Spass am Geschichtenschreiben von einer KI abnehmen lassen. Allerdings benutzte ich bei meinen Sachen ein Rechtschreibprogramm und lasse mir bei Worten, die mir nicht gefallen, Synonyme vorschlagen.

    Ich habe mir auch schon überlegt eine meiner Geschichten ins Englische zu übersetzen. Ich kann zwar ganz gut Englisch, aber eine grobe Übersetzung durch ein Übersetzungsprogramm könnte hilfreich sein. Die Grenzen sind also fließend.

    Eine andere Seite ist der Buchbetrieb und die Leser. Ich habe gehört, dass die Zeitschriften in den USA grade mit KI generierten Geschichten bombardiert werden. Im Moment funktioniert die Qualitätskontrolle noch, aber wie lange. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Verlage und Drehbuchautoren in Hollywood mit KIs spielen. Werden wir uns als Leser irgendwann mit KI generierten Geschichten zufrieden geben, weil gar nichts anderes mehr angeboten wird?

    Man sollte bei der KI Diskussion auch zwei Ebenen beachten, denke ich. Was wir real sehen ist eher eine "schwache KI", das heißt wir trainieren ein Programm darauf ein bestimmtes Problem zu lösen. Gesichtserkennung, autonomes Fahren, ein Kunstwerk aus vorhandenen Informationen zu erstellen oder Fische von Unrat zu unterscheiden etc. Oder ein effektives Gift erstellen.

    Die KI und das Gift – ein Weckruf für die Forschergemeinde
    40.000 potenzielle chemische Kampfstoffe, tödlicher als VX, berechnete innerhalb von nur sechs Stunden eine auf Maschinenlernen basierende Pharma-Software, die…
    www.deutsche-apotheker-zeitung.de

    Das ist bereits Realität. Dabei hat die KI kein "inhaltliches Verständnis" wie Thorsten ausgearbeitet hat. Eine starke KI hätte da andere Qualitäten.

    Kunstwerke erstellen KIs bisher mit ästhetisch interessanten Ergebnissen, aber mit Fehlern. Bei Geschichten passieren Dinge, wie im Beispiel meines vorher eingestellten Videos beschrieben. Allerdings sind das eher Programmierfehler und das hat erstmal nur am Rande mit der Rechenleistung zu tun (Man mag mich hier korrigieren).

    In der Medizin arbeitet man grade an Programmen, die zum Beispiel Tumormaterial analysieren oder Mikro-Sonden an ihr Ziel im Körper bringen. Auch Chirurgieroboter sind in der Entwicklung.

    Ich habe mich in der letzten Zeit viel mit der Struktur von Geschichten beschäftigt. Ich sehe nicht, warum man das nicht auch einem Programm beibringen kann. Die Ergebnisse wären wahrscheinlich so mittel. Aber ein Teil des Publikums ist schon heute mit mittelprächtigen Geschichten zufrieden. Auch bei Filmen ist ein nicht kleiner Teil des Publikums mit wenig zufrieden (siehe mein vorheriges Posting und das Video). Ich kann mir schon vorstellen, dass die Filmindustrie da experimentiert.

    Wir sind ja alle Autoren. Also ist es legitim die Entwicklungen weiter zu denken. Ich habe da eine Star-Trek Folge im Kopf, wo Picard das Holodeckprogramm anweist einen Krimi im 1920 Jahre Stil zu generieren. Da schien es mir recht einleuchtend, dass es zu so etwas kommen könnte.

    Ob wir als Menschheit KIs wirklich brauchen, um in der Welt zu bestehen? Eher nicht. Ich empfinde eine KI kontrollierte Welt, als eine dystopische Vorstellung.

    Rings of Power und AI :evil:

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    Ob da etwas dran ist? Kein Ahnung, ein interessanter Gedanke ist es …

    Streng genommen haben wir es hier nicht mit einer künstlichen Intelligenz zu tun, sondern mit einer Suchmaschine auf Steroiden. Manche sprechen auch von simulierter Intelligenz.

    Was die Anwendung betrifft schlägt die KI grade hohe Wellen bei den Cover-Designern. Entsprechende Programme stellen da ganz beeindruckende Kunstwerke her, die durchaus eine Konkurrenz zu menschlichen Cover Designern werden können.

    Was das Schriftstellerische angeht, ist die KI noch nicht soweit menschliche Autoren zu ersetzen. Aber möglicherweise ist es nur eine Frage der Zeit, bis die KIs da mitspielen können.