Beiträge von LittleOwlbear im Thema „Diversität in Geschichten“

    Das bringt leider Romanzen allgemein noch mehr in Verruf. "Frauengenres" werden an sich schon belächelt und ich würde behaupten, dass es auch Dark Romances gibt, die mehr sein wollen.


    Habe hohe Erwartungen an diesen Anime und in den Manga bisher nur hineingelesen. Der Manga wurde schon öfters als Dark Romance bezeichnet und ich bin wirklich neugierig darauf.

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Hey, ich habe da gerade so eine Thematik in meinem Kopf zu meiner Geschichte und habe euren Thread dazu gefunden. Ich weiß nicht, ob ihr das auf den letzten zehn Seiten schon mal besprochen habt, aber ich hätte da mal eine Frage wie ihr das seht:

    Ich bin mir bei der Sexualität eines Chars noch unsicher. Ich weiß auch nicht, ob es groß eine Rolle spielt, aber würde es für mich auf jeden Fall gerne als Hintergrundwissen klären und könnte auch noch relevant werden. Undzwar neige ich, desto mehr ich sie kennenlerne, dazu, dass sie bisexuell ist. Und jetzt gibt/gab es ja auch einige Kulturen, in denen das schon immer Gang und gebe war und 2024 sollte man ja eigentlich aufgeschlossen genug für alle Menschen dieser Erde sein. Wisst ihr wie das so gehandhabt wird in der modernen Fantasy Literatur? Ist man da offen wie man was schreibt oder wird das ungern von Verlagen gesehen? (Das mit den Kulturen ist nicht negativ wertend gemeint. Nur weil das bei mir inspirationsmäßig viel einfließt und ich quasi meine eigene Kultur, Religion etc. für die Welt kreiere, wie ja vermutlich die meisten hier im Fantasy Genre)

    Da ich zumindest zuteilen queere Fantasy lese, kann ich dir sagen, dass es definitiv keine Seltenheit ist (Haupt)Charaktere zu haben, die nicht heterosexuell sind. Auch heute recht bekannte Werke - zumindest keine Indietitel, sondern normal im Buchhandel aufliegend- ziehen da mit.

    Das ist eigentlich genau das, was ich mit "aber es war damals so" immer verzerrt dargestellt wird. Die Leute wussten auch in früheren Epochen, dass eine 13jährige ein Kind ist und haben es ausgewählt weil es leichter zu kontrollieren ist (nicht nur Mädchen, sondern auch im alten Rom und Japan mit Jungs), ebenso wie Sklavenhalter wussten, dass ihre Taten falsch sind, weswegen sich btw recht viele Personen gegen Kinderehen entschieden haben, wie auch Sklaverei zu verdammten.

    Es geht allerdings nicht nur um den Charakter. Wenn man ein Kind in einer sexuellen Szene schreibt, braucht es imo einen sehr guten Grund dafür (den es bei einem Kind eigentlich nicht geben kann). Es ist ähnlich wie bei der Verwendung von Racial Slurs. Am Ende ist es egal, ob die Verwendung damals geschichtliche Relevanz hatte, den heutige Leser empfinde ich als wichtiger als der Kontext in einer Geschichte ... vor allem wenn Slurs in Kinderbücher Verwendung finden und nicht im Geschichtsunterricht mit passendem Kontext davon lernen.


    LittleOwlbear Nochmal. Es ist richtig sich über Sexismus in Büchern zu beschweren, aber ich denke in dem Fall das du George R. R. Martin zu viel Raum in deinem Kopf gibst. Westeros ist ein elender Ort voller elender Menschen, daher solltest du das Buch einfach zu oder den Fernseher aus machen und dich selbst, deine Zeit und dein Geld irgendwo anders hinbringen. Beispielweise in die Scheibenwelt von Terry Pratchett.

    Ich denke persönlich das die Vergewaltigungen (,Morde und Folterungen) in Game of Throns kein Sexismus-Problem sind, sondern ein Marketing-Gimmick des Autors. Das ist literarischer Blutsport. Sich an dem elend dieser Figuren ergötzen zu können ist der Punkt und wenn man dazu noch ein paar nackte Brüste verschachern kann, umso besser! Sowas verschwindet nicht, weil es eine Nische bedient und daher verlässlich Geld einbringt.

    Wenn die Vergewaltigung einer Frau für die Geschichte relevant ist und daher nicht weggelassen werden kann, finde ich es wichtig sich nicht an fetischistischen Details des Aktes selber auf zu hängen, weil das Leser ansprechen würde, die ich eher bedenklich finde und die vermutlich sowieso in der 18+ Abteilung besser bedient sind. Ich denke es wichtig Frauen immer als ganze, individuelle Menschen darzustellen, egal in welchem Setting die Geschichte spielt und egal was ihnen angetan wird. Ein Buch sollte auch den Täter nicht glorifizieren oder in Schutz nehmen. Aber Vergewaltiger bekommen leider im realen Leben oft keine gerechte Strafe, also macht es wenig Sin das in Büchern zu erwarten, auch wenn das zu einer eher unbefriedigenden Geschichte führt, weil man irgendwie vergebens wartet das jemand den Typen einen Kopf kürzer macht.

    Ja, ich meine, ich verstehe was du meinst und ich denke auch nicht, dass Martin der schlimmste Sexist ist oder eine sexistische Botschaft senden wollte.

    Es ist halt auffällig, dass Übergriffe auf Männer so gut wie nie in Fülle gezeigt werden. Man weiß was Astarion und Gale geschehen ist, man hat nur Bruchteile davon gesehen was Ash von Banana Fish geschehen ist, weil man erwartet, dass der Zuschauer versteht was da passiert - gut, bei Gale haben es immer viele noch nicht verstanden, dass er ein Kind war und von Mystra gegroomed wurde to be fair.

    In der Serie war es dann noch etwas bitter, dass bei Sansa nicht früh abgeblendet wurde. Meines Wissenns war die Schauspielerin selbst (nicht nur der Charakter) da minderjährig.

    Daher hat es imo in Masse schon etwas Reißerisches, wenn bei weiblich gelesenen Personen und ihren Körper die Beschreibungen sehr deutlich werden oder die Kamera auf ihrem Körper fokusiert, ihre Brüste beschreiben, dass sie feucht werden oä. und man den Akt erahnen kann (oder voll mitverfolgt), und das bei Männlichen seltenst der Fall ist. Hab mich dann auch dagegen entschieden einen versuchten Übergriff mehr als nur anzudeuten und deutlich umgeschrieben.

    Bloß eine spezielle Art von Yaois macht sich dem häufiger schuldig, aber diese fetischisieren Übergriffe auch häufig.

    Gut, das stimmt. Ich sehe "plotrelevant" wohl etwas zu eng, oder dachte, dass es sehr eng gesehen wird, was als plotrelevant gilt, da ich diesem Sentiment eigentlich häufig begegne von "wieso muss dieser Nebenstrang und Nebencharakter noch rein, die tragen zur Hauptstory nichts bei", selbst wenn sie mehr über Charaktere, die Welt, das Theme oä. enthüllen - oder für die Atmosphäre der Geschichte wichtig sind.

    Ansonsten denke ich, muss man weder Homosexualität noch anderes groß im Text ansprechen. Es reicht aus darzustellen oder anzusprechen, ob der Charakter eventuell eine spezielle Beziehung zu jemanden desselben Geschlechts hat oä. Da Homosexualität für eine lange Zeit nicht ausgeschrieben werden durfte, hat sich dadurch auch sehr viel Queercoding etabliert, das man imo für Charaktere, die keinen POV haben oä., heute noch gut anwenden kann, um durch einen "Shortcut" darzustellen, dass jemand homosexuell ist. Nach dem Motto: "And they were roommates..." :D Genauso wie man einen Statistencharakter, der nur kurz vorkommt, irgendeine Form von Gebärdensprache sprechen lassen kann oä.


    Eine Geschichte muss kein "Erziehungsbuch" sein, um gewisse Szenen und Themen mit Fingerspitzengefühl zu behandeln und eine intrinsische Meinung zu einem Thema wiederzugeben. Zudem kann man auch auf Intertextualität achten. Wenn ich weiß, dass Schwarze häufig als ungebildet und aggressiv dargestellt werden, und trans Frauen als gefährlich, muss ich nicht unbedingt dasselbe Muster wieder nachzeichnen. Es sei denn ich habe fünf schwarze Personen in einer Geschichte und nur einer davon wird auf eine Weise dargestellt, die einem negativen Stereotyp entsprechen könnte (allerdings nicht unbedingt auf diese Weise).

    Gewisse Themen kann man auch ansprechen, ohne die Frage offenzulassen, ob das, was da geschieht, überhaupt schlecht ist. Like, mehr als genügend weiße Personen fanden auch während der Zeit des Kolonialismus Sklaverei und Ausbeutung, und die Verdrängung von Natives, grausam. Bloß wird von diesen nicht, oder selten, Menschheitsgeschichte geschrieben. Hatte letzens Babel gelesen und weder im Text oder Subtext wird in Frage offengelassen, ob Kolonialismus nun gut sei, weil das eine Frage ist, die sich das Buch natürlich nicht zu stellen braucht, sondern wie der Protagonist mit seiner Situation umgehen soll.


    Ich kann jedoch nicht zustimmen, was Dany betrifft. Es IST bereits eine Vergewaltigung, er berührt sie sexuell, obwohl sie Angst vor ihm hat und dieser gewaltige Altersunterschied vorhanden ist, und ich kann keinen Grund finden, weshalb man nicht vor dem Sex ablendet, wenn die Story schon so aufgebaut sein muss, dass Dany 13 Jahre alt ist bzw. in all diesen Szenen noch minderjährig.

    Und ja, mir ist bewusst, dass viele Mädchen, va in patriarchalen Gesellschaften mit ihrer ersten Periode zur Frau erklärt wurden, um sie früher sexuell und anderwertig verfügbar zu machen. Die älteren Männer, an denen sie verheiratet werden, wissen selbst zu gut, dass es sich um Kinder handelt. Man kann diese eben (meistens) leichter formen als eine erwachsene Frau.

    Selbst wenn man eine solche Gesellschaft in seine Geschichte einbauen möchte, sehe ich keinen Grund das Mädchen in eine sexuelle Szene zu schreiben. Man versteht auch ohne diese, was da geschieht.


    Ich sehe es allgemein kritisch, dass alles eine Rolle in einer Geschichte haben soll und nicht einfach seiner selbst Willen da sein darf.

    Aber aus welchem Grund denn? Damit DU dich akzeptiert fühlst? Oder wieso?

    "Eine Rolle in der Geschichte" kann auch vieles bedeuten. Vielleicht ist ein Charakter nicht direkt plotrelevant, gehört aber zum engeren Umfeld eines Hauptcharakters und zeigt dessen Beziehung zu anderen.

    Dann hat es doch aber wieder eine Basis und ist absolut legitim.
    Aber warum soll ich einen diversen Charakter einbauen, der in dieser Form keine Relevanz hat? Er ist da, ist wichtig für den Protagonisten, aber spielt seine sexualität oder persönliche Identität dann wirklich eine Rolle? Wenn es keine Rolle spielen soll, weshalb spielt es dann für dich trotzdem eine Rolle?
    Ist denn dieses "ist doch egal, wer wen liebt"-Status nicht das, was die Woke-bubble fordert? Warum ist es dann aber doch nicht egal?

    Und warum wird hier die eine Richtung gefordert, die andere aber gleicherzeitig disrespektiert?

    Wieso sollte es nur um mich gehen? Wenn man jemanden hineinschreibt, der taub ist oder einen POC, wüsste ich nicht, inwiefern mich dieser Charakter selbst abbildet.


    Was genau soll diese Woke-Bubble überhaupt sein außer einem Buzzwort, das man um sich wirft, wer bestimmt was woke angeblich sein soll? Ich höre nämlich nur den Aufschrei, das etwas "woke" sei, wenn Medien POC oder queere Charaktere beinhalten, oder bestimmte Messages gegen Kolonialismus, Genozide, Klassismus, whatever enthält, und dann wird mit diesem Unwort um sich geworfen. Gab ja auch sehr viel Trotz gegen die POC Elfen und Zwerge in Ringe der Macht und dann kam wieder der "Woke"-Vorwurf. Die Serie hat irgendwo andere Probleme. Zwar finde ich nicht so grundschlecht wie viele meinen, aber dennoch irgendwie... liebloser als erwartet. Von dem Milliardenbudget scheint auch der Großteil des Geldes in die Geldtaschen der Produzenten geflossen zu sein.

    Holy Fuck, da ist man auf der Arbeit und chillt, und dann gibt's gefühlt ein Dutzend neuer Beiträge. xD

    Ich geh mal auf diese Aussagen / Posts ein:


    Um das nochmal in aller Klarheit zu sagen: Ich habe nichts dagegen, wenn Charaktere in welcher Art auch immer Divers sind. Menschen sind so und ich sehe keinen Grund, das nicht auch abzubilden. Aber die Abbildung muss halt im Kontext meiner Geschichte Sinn ergeben. Ich möchte keinen Charakter einbauen, der nur da ist damit er da ist. (Zumindest keinen der über die Statistenrolle hinausgeht.) Ich baue sehr gerne queere, behinderte Charaktere in meine Geschichte ein (habe ich auch schon getan, man merkt es nur nicht immer, weil es keinen Grund gab es zur Sprache zu bringen). Wie gesagt, Menschen sind so und demnach gibt es imo auch keinen Grund das nicht abzubilden. Mein Punkt ist nur: Ein Charakter muss eine Rolle in der Geschichte haben und wenn er die nicht hat, brauche ich ihn nicht. Es gehr mir hier nur um "Repräsentation um ihrer selbst willen". Hier finde ich die körperliche Behinderung aber wie gesagt "einfacher" darzustellen - weil sie einfach gesehen werden kann und man ohne sich zu verbiegen schreiben kann "der random Wachmann, der nur 2 Zeilen vorkommt hatte nur einen Arm" . Wie oben erwähnt ist das bei sexueller Orientierung aber schon schwieriger.

    Und ja, man kann auch entsprechende Hauptcharaktere einführen (was ich auch getan habe), aber hier ist halt auch nicht das queer sein oder die Behinderung Kern der Geschichte (kann es natürlich sein, wenn die Geschichte eben darum geht, aber sollte nicht automatisch verlangt werden), sondern was auch immer der Plot eben ist.
    Und DANN Frage ich mich bei der Umsetzung auch wieder - wie soll ich alle Forderungen erfüllen? LittleOwlbear fordert, dass man eine Welt erschafft, in der Queer sein etc. keinen Einfluss hat - dann kann ich es aber auch kaum plotrelevant machen ...

    Ich sehe es allgemein kritisch, dass alles eine Rolle in einer Geschichte haben soll und nicht einfach seiner selbst Willen da sein darf.

    Vielen modernen Werken würde ich sogar manchmal vorwerfen, dass sie sich auch oftmals der schnelllebigen Zeit und TIktok-Trends und co. anpasst, und deswegen muss sie gleich mit einem Bang starten und alles "Unnötige" weglassen. Zum Glück trifft das längst nicht auf alle Werke zu, aber ich sehe das auch bei Netflix und co. Manche Serien auf die mich gefreut habe (die neue Castlevania-Serie in der Französischen Revolution zb.) fände ich gut, aber sie haben dieses Pacing on Speed, in dem bloß keine überflüssige Minute vorkommen darf und bei High Production Values geht es wohl auch sehr ums Geld. Gleichzeitig höre ich schon häufig "Anime wie Frieren sind langweilig, die sind viel zu langsam und es gibt unnötige Charaktere und Szenen." Ist zwar Geschmackssache, aber da blutet mir das Herz. xD

    "Eine Rolle in der Geschichte" kann auch vieles bedeuten. Vielleicht ist ein Charakter nicht direkt plotrelevant, gehört aber zum engeren Umfeld eines Hauptcharakters und zeigt dessen Beziehung zu anderen. Ich will mich auch gerne in der Welt und der Geschichte umsehen, da will ich nicht, dass alles weggelassen wird, was als nicht relevant für den Plot empfunden wird.

    Wenn man über einige Sätze hinweg Ort- und Landschaften und Personen beschreibt, oder wenn man die Kulinarik und Bräuche eines Landes beschreibt, sind das auch keine Key Plot Elements, aber sie geben der Geschichte Flair und lassen sie so wirken, als würden tatsächlich Personen darin leben.


    Und ich stimme zwar Miri zu, dass ein queerer Charakter in der realen Welt Auswirkungen in gewisser Hinsicht spüren wird, aber wenn ich Fantasy schreibe, hab ich die Macht darüber zu entscheiden, ob in vielen oder allen Regionen und Völkern Queerness normalisiert ist. Ich habe auch die Macht darüber zu entscheiden, dass es vielleicht nicht nur die eine starke Frau gibt, und alle anderen werden als unfähig dargestellt, oder sie dürfen bestimmte Positionen gar nicht bekleiden. Wenn manche Gesellschaften Geschlechter nach Arbeitsteilung aufteilen, kann ich ja dennoch entscheiden, dass darin nicht eine jede Hausfrau und Mutter die arme, unterdrückte Frau ist, die nie ihren Mund aufmachen darf.


    Sie ist dennoch 13, ich behaupte jetzt mal, dass eine 13jährige nicht zustimmen kann mit einem erwachsenen Mann zu schlafen, bzw. ist es ihr einziger Weg, um sich selbst zu schützen. Nein sagen kann sie ja kaum und zu beschreiben, dass ein Kind feucht wird finde ich sehr pietätlos. Die Frau in Kinder der Knochenspinne ist zumindest kein Kind und ich sehe da einen gravierenden Unterschied. ^^"

    Ich sehe aber den Sinn bei Martin noch darin, und ich sehe, dass er diese Unterdrückung von Frauen als negativ darstellt, auch wenn ich die Art, wie sie geschrieben ist, nicht immer so passend finde.


    Das ist etwas, das mir auch schon aufgefallen ist: Dass nur eine Lebensweise für Frauen und weiblich gelesene Personen als richtig dargestellt wird. Ich will weder ein 50iger Geschlechterrollenbild, in der jeder zu einer bestimmten Aufgabe gezwungen wird, noch eine Leistungsgesellschaft, in der jedem eingeredet wird, man sei ohnehin auf sich selbst angewiesen und du müsstest 40 Stunden arbeiten um irgendwie zu überleben. Vieles an Feminismus wird auch sehr speziell für cis Frauen gemacht, die dieses Karriere- und Leistungsweltbild an erster Stelle sehen.

    Muss aber dazusagen: Es geht nicht darum, dass ein Mann nicht mehr typisch männlich aussehen und charakterlich typisch maskulin sein darf, zumindest den meisten Leuten nicht, sondern spezifisch um Toxic Masculinity, worunter Männer fallen, die sich ständig beweisen müssen und ihren Wert erhöhen wollen, indem sie va auf Frauen und queere Menschen herabsehen und denken, sie müssten ihnen gefällig sein.


    Erst recht, wenn sie nicht Plotrelevant sind.

    Meine These ist: Eine Behinderung, sexuelle Orientierung etc. wird relevant, sobald ich einen solchen (Haupt-)Charakter schreibe.
    (Wobei ich zwischen Haupt- und Nebencharakteren differenzieren würde, da hast du vielleicht Recht.)

    Einfach weil ein Blinder sich anders verhält als ein Sehender. Weil queere Menschen andere Entscheidungen treffen als nicht-queere (zum Beispiel wo sie Urlaub machen, in welche Bars sie gehen usw.). Weil beide eine völlig andere Erfahrungswelt als ein Nicht-Behinderter oder nicht-queere Mensch haben.
    Sobald ich mich entscheide, dass mein Prota ein Handicap etc. hat, beeinflusst das Plot, weil ein Rollstuhlfahrer vermutlich nicht als Stuntman arbeiten wird. Wenn ich also eine Geschichte über einen Stuntman schreiben möchte, schließt es aus, dass diese Person im Rollstuhl sitzt. Täte sie es, wäre es sehr wohl Plotrelevant - Weil es die ganze Geschichte verändern würde.

    Fazit: Mein Problem mit "XY ist für den Plot nicht relevant" liegt eher auf der Meta-Ebene. Für die Betroffenen ist es verdammt relevant und beeinflusst die Geschichte (ihres Lebens) massiv. Wenn also jemand sagt, das sei nicht relevant für den Plot, dann meint er wahrscheinlich eher sowas wie "Mein Plot schließt aus, dass mein Prota eine Behinderung etc. hat" oder eben "Ich möchte niemanden mit Behinderung / Queerness schreiben" --> Das heißt aber ganz und gar nicht, dass Behinderungen, Querness etc. irrelevant sind oder einen guten Plot gar ausschließen.

    An sich möchte ich dir in der Realität Recht geben, aber gerade in der Fantasy, also speziell Secondary Worlds, finde ich es spannend Varianten auszuprobieren, in der Queersein höchstens die Partnerwahl beeinflusst, und wie sich jemand selbst wahrnimmt und kleidet, oder eine Welt zu schaffen, in der man tatsächlich "keine Farben sieht". Es gibt dann hundert andere Arten von Konflikte, die man schreiben kann.

    Du bist nicht von dieser Diskriminierung betroffen, hast daher keine Erfahrungswerte und dich wohl nicht erkundigt, ob dem wirklich so ist.

    Welche Anmassung Deinerseits... Ich bin schon mein halbes Leben der Auslaender der mitgemeint ist wenn jemand 'Auslaender raus' ruft. Oder der halt die Landessprache nicht so toll spricht - mit Akzent. Vielleicht solltest DU Dich mal fuer die Erfahrungen anderer interessieren bevor Du ueber sie urteilst.

    Ich glaube dir, dass es Vorurteile gibt. Ich nehme es jedoch nicht ab, dass hier ein FPÖler, der "Ausländer raus!" ruft, einen Franzosen genauso mitmeinen soll wie einen Syrer.


    Es hat nun niemand behauptet, dass Bücher nicht auch in erster Linie Spaß machen dürfen, aber jedes Buch spiegelt bis zu einem gewissen Grad das Mindset des Autors wieder, wie er die Welt sieht, wie er andere Menschen und damit Genderrollen zB. oder Klischees aller Art sieht, und Kunst spiegelt auch die Gesellschaft und Zeit wieder, in der sie entsteht.

    Ich sehe das bei Computerspielen auch so, dass es weniger relevant ist, ob diese nun Shooter sind, sondern gegen wen diese Gewalt angewandt und ob diese Gewalt als gut und notwendig dargestellt wird. Die alten Shooter (und vielleicht der Neuen, aber die kenne ich nicht) zeichnen sehr stark das Bild des muslimischen Attentäters und der US-Army als die Befreier. Dieses Bild, das immer und immer wieder in den Medien gezeichnet wurde, hatte durchaus starke Auswirkungen darauf, wie reale Menschen wahrgenommen werden. Selbst wenn man Medien in erster Linie zur Unterhaltung schreibt, was halt vieles sein kann, jeder findet etwas anderes unterhaltsam, sehe ich Medien nun schon in der Pflicht keine schädlichen Stereotypen zu verbreiten.

    Das ist ein Teil von Reflexive Media: Medien, die eine Message senden, die Menschen in ihren bereits bestehenden Stereotypen bestärken. Selbst wenn man eine Romanze schreibt oder ein gewisses Abenteuer, gibt man vielleicht bestehende Weltbilder wider, oder man bricht mit ihnen zuteils. Wenn man einen Shooter rausbringt, könnte man auch auf Monster schießen oder etwas wie Splatoon rausbringen, man muss diesen nicht zur US-Propaganda machen.

    Wenn eine Romanze den Inhalt hat von "es ist egal was für ein Arschloch er dir und anderen gegenüber ist, Hauptsache er ist tall, rich & handsome", sendet das halt eine gewisse Message.


    Zu dem letzten Absatz: Siehe weiter unten.


    Zitat

    3000 Jahre Geschichte zeigen - man muss halt lernen mit Andersdenkenden zu leben selbst wenn sie einen aufregen, provozieren oder beleidigen - es gibt Gesetze auf die man sich gemeinsam einigen kann die sagen wenn das zu weit geht - aber in hohem Mass muss man sowas akzeptieren lernen. Den Kulturkampf den es als Alternative gibt - den wollt ihr alle nicht.

    Sorry, aber wenn Minderheiten mit "Andersdenkenden" leben müssen, sieht es meistens so aus, dass sie um ihre Jobs fürchten muss, dass sie sich teilweise von der Exekutive fürchten müssen, dass sie am Wohnungsmarkt schlechte Chancen erhalten, ihnen ihre Kultur genommen wird, dass sie oft auch infantilisiert werden, dass sie ihre Zuneigung und Gender Expression etc. nicht frei ausleben dürfen und vieles, vieles mehr.

    Wenn man in einer Position ist, in der man Dinge einfach so mal aushalten und abzucken und "mit Andersdenkenden leben" kann, weil es (sehr viel) wenig(er) gibt, das man selbst aushalten müsste, hat man das schnell mal dahergesagt und für andere bestimmt, dass es für sie auch so zu sein hat. Dann ist man vielleicht in einer gesellschaftlich sehr guten Position, in der man entscheiden kann, ob man sich damit überhaupt auseinandersetzen muss.

    Und wie gesagt, Gesetze geben nur die Mainstreamgesellschaft wider. Das Gesetz entscheidet momentan auch, dass trans Personen fremdbestimmt darin sind, ob sie als solche anerkannt werden und ihnen eine Änderung des Passeintrags zusteht / Änderungen darin finden extrem langsam statt, und Frauen erleben gerade in den USA und in anderen Ländern wieder einen sehr großen Einbruch ihrer Rechte. Gesetze sind nichts, worauf man sich einigt, sondern etwas, das mehrheits- und machtbestimmt über alle verhängt wird.


    Ich sehe das schon als Lächerlichmachen des Themas an, zum Beispiel "wenn mich jemand mit Milch vergleicht, dann trinkt er einfach gerne Milch." Wie gesagt, du führst diese Diskussionen regelmäßig ad absurdum.

    Zum einen hat man nicht das Recht darüber zu entscheiden, ob sich ein POC oder ein queerer Menschen, bzw. jemand Neurodivergentes oder jemand mit einer Behinderung, durch Mikroaggressionen verletzt wird. Die sind bei weitem keine reine Intepretationssache, die von Einzelpersonen erlebt werden. Ob man nun als weiblich gelesene Person als Schatzi bezeichnet wird, oder einer Person mit einem fremdklingenden Namen gesagt wird "Ihren Namen kann man nicht gut aussprechen, gibt es da etwas Kürzeres" (oder gleich ohne zu fragen abkürzen), das ist alles keine persönliche Interpretations- und Empfindungssache, das ist etwas sehr Strukturelles.

    Diese würden einen nunmal sehr viel weniger ausmachen, wenn kein Machtungleichgewicht da ist. Wenn mich jemand in meinem persönlichen Umfeld entscheidet nichtmal soweit zu akzeptieren, dass sie mich mit richtigen Pronomen und Namen ansprechen würden, kann ich den Kontakt abbrechen, obwohl es nun auch Stress verursacht, wenn man diesen Personen immer wieder begegnet, inklusive sexistischen Kommentaren in Hobbybereichen. Ich weiß nun, dass ich auf auf den meisten Arbeitsplätzen gar nicht erst darauf zu hoffen brauche und ja, es verursacht Stress, wenn man sich an queerphobe Kommentare und co. erinnert und Memo an sich, besser man outet sich nicht, obwohl man mit diesen Leuten sonst okay auskommt.

    Da finde ich es ironisch, wenn Leute aus der Mehrheit sagen wollen, sie wollen bloß ohne Stress durch den Alltag gehen und ihnen dann selbst kleine Berichtigungen oder Grenzen, die man ihnen aufzeigt, sehr zusetzen. Kann mich erinnern, dass ein älterer Herr um die 60 mal meinte, ich hätte seine Laune für den ganzen Tag verdorben, weil er mich nicht Mausi und Schatzi nennen durfte und hatte sich irrsinnig aufgeregt, auf ein einfaches "Ich möchte, dass Sie das unterlassen" hin. Also ähm ja...

    Ironischerweise wird dann meist so getan, als sei es verwunderlich, wenn queere Menschen in erster Linie mit anderen queeren Menschen befreundet sind. Als würde man aus freiem Willen heraus mit jemanden Zeit verbringen, der einen nicht ansatzweise respektieren möchte, sprich nicht die Mühe macht einen neuen Namen oder Pronomen zu lernen. Oder man hört "wieso müssen homosexuelle Paare dauernd von ihrem Partner reden?" und dieselbe Person spricht dauernd von ihrem heterosexuellen Ehepartner und Kinder.

    Natürlich ist es auch nicht in Ordnung, wenn man dir prinzipiell auf Englisch eine Erklärung gibt, obwohl du sichtlich finnisch kannst, aber frag dich mal, musst du Angst vor der Polizei haben, oder kannst ihr zumindest grundsätzlich nicht vertrauen, wenn du mit einem Anliegen zu ihr kommst? (Gilt nicht nur für POC, sondern auch zb Stalkingopfer und co.) Oder wirst du sofort mit Attentätern in Verbindung gebracht, oder gibt es so einflussreiche Bewegungen auf der Welt, die mit White Surpremacy verglichen werden können und sich gegen Weiße richten?


    Ich meine, sicher. Aber dann muss ich abwägen, ist es mir wichtiger einen Charakter richtig darzustellen, oder auf mögliche Leser zu achten. Eigentlich bin ich schon so, dass ich für mich schreibe und mich dann freue, wenn es jemand anderes liest und vielleicht Anmerkungen dazu hat. Aber sobald ich etwas hochlade, will ich nicht, dass es verletzend ist, und ich sehe mich nicht in der Position, um einer Schwarzen Person zu sagen: Nein, du solltest dich nicht offended fühlen, du solltest beachten in welchem Kontext ich N* verwende.

    Steht nirgendwo, dass man alle Konflikte bannen sollte, sondern dass gewisse Begriffe in Lesern sehr starke Reaktionen auslösen, die auf persönlicher Ebene stattfinden, und nicht nur auf "Leserebene". Ich sehe es auch kritisch Vergewaltigungen in sehr hohem Detailgrad zu beschreiben. Man weiß als Leser was passiert ist, wenn das Geschehen nicht in jedem Detail ausgeschrieben wird.

    Ich stimme zu, man kann davor noch eine Trigger Warning oder ein Content Note setzen und darin erklären, dass man darin reale, rassistische Slurs verwendet. Dann trifft es Betroffene zumindest nicht ohne jegliche Vorwarnung.


    Das ist per se das gewesen, was mir am meisten auffällt: Es sind nicht viele. ^^"

    Ich greif bei den meisten dieser Bücher auch sehr daneben, wobei ich mir einbilde manche Dark Fantasy und das Genre und dunkle Ästhetik an sich sehr zu mögen.


    Und nein, du bist nicht gemeint, sondern halt Game of Thrones und co. Natürlich ist die Gewalt gegen Frauen negativ dargestellt, aber jede von ihnen wird mehr oder minder darüber besitmmt, und die Vergewaltigung einer Dreizehnjährigen wird dann noch groß ausgeschrieben. Die Art wie diese beschrieben wird, hat imo viel Reißerisches.

    Nein, es ging nicht darum weißen cis Männern zu zeigen, dass ihre Werke allgemein "weniger Wert" seien, sondern dass viele Werke solcher Männer oftmals bestimmte Darstellungen wiedergeben. Dafür wurde auch der Begriff Male Gaze schon vor vielen Jahrzehnten geprägt, um die Objektifizierung von Frauenkörpern und ihrer Persönlichkeit zu beschreiben. Kaum ein Hollywoodfilm und va ältere Serien kommen ohne aus, das hat sich erst in den letzten Jahren verändert.

    Der bekannteste Vergleich aus den letzten Jahren ist wie stark Harley Quinn in Suicide Squad sexualisiert ist, sowohl von ihrem Design wie auch von ihrem Framing her, und wie sie unter Birds of Prey für viel mehr Frauen greifbarer und "realistischer" (obwohl es halt immer noch Harley Quinn ist) gemacht wurde.

    Btw, das was Twilight tut, würde ebenso unter Sexualisierung und unter dasselbe Framing fallen. Frauen können dasselbe Mindset haben und auf andere Menschen anwenden. Gilt auch für alle Topmodel-Shows, in denen sogar minderjährige Mädchen von einer Frau fertiggemacht werden, weil sie 50 g Fett an ihrem Körper haben, oder junge Mädchen denken sie müssten sich dauernd selbst sexualisieren und sich nicht so kleiden und schminken, wie es ihnen selbst gefällt, sondern wie sie anderen gefallen könnte. Sollte mal vielleicht eher Patriarchal Gaze nennen, I dunno.


    Nix mehr sagen?

    Thank God: In Deutschland darf man alles sagen, ohne dass man weggesperrt oder an die Wand gestellt wird.
    Gleichzeitig schließt der Grundsatz "Meinungsfreiheit" ein, dass auch der andere seine Gefühle, Wahrnehmung und Meinung äußern darf - und mich dabei nicht bauchpinseln muss.

    Man wird nicht weggesperrt und nicht an die Wand gestellt. Aber man kann durchaus für Bemerkungen von denen man nicht geglaubt hat dass irgendwer sie als verletzend empfinden kann extrem böse angeschrieben und niedergemacht werden und das in einer Form die mich schon sehr häufig dazu gebracht hat mir zu sagen: Besser den Mund halten. Auch und gerade bei Themen die ich eigentlich wichtig finde. Aber diese so leicht bösartig entartenden Diskussionen kann ich nur ganz schlecht ertragen. Daher finde ich auch diese Diskussion hier schon ziemlich schwierig. Können wir es nicht bei dem Statement von Feron bewenden lassen das wir vermutlich hier alle unterschreiben würden? (Sinngemäß: Wenn du ein Thema für wichtig hältst dann schreib drüber und schreib so gut dass andere Lust haben es zu lesen selbst wenn sie das Thema eigentlich nicht so interessiert! Als Beispiel für so eine Schriftstellerin die das geschafft hat würde ich Toni Morrison empfehlen!)

    Selbst wenn man Menschen auf einer ganz normalen Art drauf hinweist "ich möchte, dass du das unterlässt, weil...", reagieren viele mit Empörung und kommen mit dem Strawman an nichts mehr sagen zu dürfen, anstatt zu überdenken, ob dem vielleicht auch etwas Wahres zu Grunde liegt.

    Beispielsweise auf ein harmloses "ich möchte nicht als Schatzi bezeichnet werden, ich finde das übergriffig, Sie würden einen fremden Mann auch nicht so bezeichnen", kommt eine heftige Reaktion, und das ist bei weitem kein Einzelfall. Viele Menschen reagieren so, wenn ihnen in einem persönlichen Gespräch Grenzen aufgezeigt werden, vor allem, wenn sie sich zuvor berechtigt gefühlt haben das so zu tun. Diese heftigen Reaktionen kommen nicht erst, wenn sie einem Shitstorm ausgesetzt sind, bei dem sie tatsächlich in die Enge gedrängt werden. Dann überlegt man sich vielleicht ohnehin zwei-dreimal wie man eine solche Grenze aufzeigt und ob sich das überhaupt lohnt.


    Durch Beispiele oder Illustrationen hat sich das im Thread für mich aber so lesen lassen, als würde man das generelle Problem versuchen abzusprechen. ("Diese Kolonialsache hat so gut wie keine Auswirkung, deswegen geht das und das in Ordnung usw.")

    Falls ich deinen Einwand als Erklärungsversuch falschverstanden habe, Sensi, kannst du mich gerne Aufklären.

    Vererbt wird PTSD nicht, aber negative Folgen werden über Generationen weitergegeben. Sozusagen eine kulturelle Vererbung. So habe ich es gemeint.

    Tatsächlich wird PTSD bis zu einem gewissen Grad epigenetisch vererbt. Extremer Stress, entweder weil er einmalig stattfindet, oder insbesondere wenn er über einen langen Zeitraum vorhanden ist, wirkt sich auf das Erbgut aus. Wenn eine Schwangere während ihrer Schwangerschaft Trauma oder Dauerstress erlebt, schüttet sie vermehrt Cortisol aus. Das kann dazu führen, dass ein Kind später ebenfalls entweder unter- oder überempfindlich auf Stress reagiert.


    Huhu Feron, LittleOwlbear und ofinkandpaper,

    dankeschön für euren input in Sachen sensitivity reading :hail: Hat mir einiges zum Nachdenken gegeben – und das ist natürlich etwas Gutes!

    Ich weiß nicht, ob du es so hier so meinst, aber denkst du, es gibt einen kategorischen Einsatz von sensitivity readers oder denkst du, dass so ein Einsatz notwendig wäre?

    Nein, das sollte bloß eine hypothetische Frage sein, ob die Problematik stereotypischer, klischeehafter und stigmatisierender Darstellungen so ausgewachsen ist, dass man einen obligatorischen Einsatz von sensitivity readers in Betracht ziehen könnte. Also rein für mich persönlich, um grob einordnen zu können, wie oft schlechte und/oder verletzende Inklusion in der Literatur allgemein vorkommt.

    Bittesehr. ^^

    Dazu sei gesagt, es gibt auch Sensitivity Readers, oder eben Leute mit denen man sich austauschen kann, die für soziale Themen und bestimmte Traumata ebenso bereitstehen. Beispielsweise Armut: Wie sieht Armut in Industrieländern aus? Oft wird behauptet ein Charakter sei arm, und dann bestellt er dauernd auswärts zu essen, kauft sich alles halbe Jahr ein neues Smartphobe, hat vielleicht eine 70+m²-Wohnung in einer Großstadt wie Berlin, Paris oder Wien, die er alleine erhält und die ist modernisiert, etc... entweder das, oder jemand ist wirklich bettelarm dargestellt.


    Etwas anderes, das du statt Sensitivity Readers in Anspruch nehmen könntest, ist dich in entsprechenden Communities umzuhören und dich da etwas einzuleben. Ich trau mich das tbh nicht und würde das auch nicht wollen, weil ich dann den Eindruck habe, ich nutze jemanden aus, nur um Informationen von der Person zu bekommen.

    Wenn ich von meiner iranischen Freundin zum Kochen eingeladen werde, kann ich sie nebenbei nach typischen Rezepten und co. fragen, die vielleicht das Internet so nicht hergibt, sondern auch in einer Familie so weitergegeben werden. Aber da bin ich ohnehin schon zum Kochen eingeladen.

    Wenn ich auf einen Fremden zugehe und dem Löcher in den Bauch frage, fühlt sich das halt für mich ausnutzend an, und hab mich das nicht getraut,tbh. Selbst wenn manche sagen, sie würden dafür offenstehen oder es mir angeboten wurde. ^^"


    Das ist eine heikle Diskussion, auch unter trans Personen. Also ich geh mal davon aus, du sprichst hier ein modernes Setting an. Bei vielen fällt es nicht auf, dass sie keine cis Personen sind, das aber besonders jene, die das Glück hatten ein Elternhaus zu haben dem man sich früh outen und daher schon in der Puberätät Schritte einleiten konnte, und wenn man ehrlich ist die finanzielle Stütze, da vieles in der Behandlung und oft auch an psychologischen Gutachten immer noch selbst zu bezahlen ist,

    Bei anderen trans Personen merkt man zb. an der Stimme oder Gesicht schon an, dass sie trans sind. Vor allem dann, wenn nach der Pubertät mit der medizinischen Behandlung begonnen wurde - wenn eine solche überhaupt erwünscht ist. Diese möchten natürlich genauso als Frau / Mann / nicht-binäre Person anerkannt werden.

    Als nicht-binäre Person kann ich dir von meinem persönlichen Empfinden aus sagen, dass ich zwar mit Stimmtraining begonnen haben (sozusagen im Selbststudium, ist sonst teuer ^^"), aber soweit mal keine hormonellen und operativen Eingriffe in meinen Körper möchte. Ich hab auch viele Tage, an dem ich keinen Binder trage, weil es zb. 35 Grad hat, oder es mich nicht stört, dass sie sichtbar sind. Ich trage auch manchmal einen Rock, nur Kleider eher nicht, da ich nicht möchte, dass meine Taille so stark betont wird und moderne Kleider tun ebendies.

    Wenn wir von einem Fantasy-Setting ausgehen, in dem Magie Gang und Gebe ist, sehe ich nicht, wieso man mit Feuerbällen kämpfen und Knochenbrüche mit Unterstützung von Magie heilen sollte, der Körper einer trans Person (und jeder anderen Person, die Zugang zu dieser Magie hat) jedoch nicht nach den eigenen Wünschen formbar sein sollte. Vielleicht nicht mit einem simplen Fingerschnippsen, aber ich hätte für mich schon gerne, dass es möglich ist.

    Bei Deadnaming würde ich einen Content Note davorsetzen, zumindest wenn der Charakter selbst auch sehr negativ darauf reagiert. Aber Content Notes schaden halt nie.


    Also allgemein: Wenn Susi nun in deinem Beispiel ein POV Charakter wäre, wäre es sehr viel leichter mitzuteilen, dass sie eine trans Frau ist. Das ist natürlich ein Balance-Akt, in dem man sehrwohl über Gender Dysphoria schreiben kann (aber auch Euphoria, wenn sie sich über ihr Aussehen freut und darin wohlfühlt), der Charakter aber nicht nur aus reinem Selbsthass und Zweifeln bestehen sollte, und sonst keinerlei Persönlichkeit, Wünsche und Arc für sich hat außer eben eine trans Frau zu sein.

    Aus einem fremden POV zu beschreiben ist es tatsächlich irgendwie schwierig. Selbst wenn man Eigenschaften erwähnt wie eine etwas tiefere Stimme; manche cis Frauen haben das auch. Es sei denn die sind sexuell zu Gange und die trans Person hat entweder aus Mangel an Möglichkeiten, oder weil sie das nicht möchte, die Geschlechtsorgane mit denen sie geboren wurde, und sie weist ihren Partner zuvor darauf hin. Die Umschreibungen dazu werden halt alle clunky und wirken sehr bemüht und aufgesetzt.


    kalkwiese Was mir so einfällt: Weißbrot, Pinkskin und Kalkleiste

    LittleOwlbear Weil es mir auf den Nägeln brennt und dann gebe ich auch Ruhe. Deine Beobachtung, dass es queere Autoren schwer haben ist möglicherweise dadurch begründet, dass der Buchmarkt im Moment ziemlich kaputt ist. Das heißt, alle Autoren haben es schwer, grade Verlagsverträge sind praktisch unmöglich zu bekommen(Ausnahmen bestätigen die Regel). Viele kleinere Verlage geben derzeit auf. Kaum eine liest mehr.

    Zudem, in der Buchandlung meiner Wahl gibt es ein ganzes Regal mit queerer Literatur, das ist größer als zum Beispiel das für klassische Science Fiction. Queere Autoren gewinnen Preise (Kurd Lasswitz Preis, Preis des deutschen Buchandels). Es gibt viele Ausschreibungen für queere Themen. Also: Der Buchmarkt ist schwierig für alle, aber es gibt auch Chancen. Das Manuskript muss allerdings außergewöhnlich gut sein und ohne Beziehungen scheint nichts zu gehen. Größere Verlage nehmen keine Manuskripte an, da muss man über Agenturen gehen.

    Viel Erfolg.

    Ich meine, ich weiß, dass der Buchmarkt schwierig ist (und ich hätte auch persönlich nie vorgehabt daran teilzunehmen tbh xD), und sicher gibt es auch queere Bücher, die bereits Erfolge erzielen.

    Würde nun nicht sagen, dass kaum noch jemand liest, aber das sind dann die Massen an Dark Romances und allgemein an ziemlich viele Bücher, die sich die neuesten Trends angesehen haben und auf diese aufspringen.

    Andererseits sehe ich die Entwicklung des Buchmarkts auch positiv, weil sehr viel mehr Diversität in Fantasy vorliegt. Nun nicht nur darin, ob der Hauptcharakter queer ist oder nicht. Mit Fantasy, die auf ostasiatischer Mythologie aufbaut, bin ich früher nur in Kontakt gekommen, wenn sie in Japan von Japanern produziert wurde. Das waren mainly Ghiblifilme, Inuyasha etc..., die tatsächlich japanische Mythologie und Kultur verarbeiten. China, Thailand und so... eigentlich gar nicht. Mit afrikanischer Mythologie halt so gar nicht, weil die vielleicht am Buchmarkt vorhanden war, aber vollkommen unterging. Die haben zumindest am englischsprachigen Buchmarkt etwas höhere Chancen erhalten.

    Man kann Menschen auch als schön beschreiben, und dass sich ein anderer Charakter zu ihnen hingezogen fühlt, ohne sie komplett zu sexualisieren und so zu beschreiben, ohne dass es Fremdscham bis Ekel vor einer misogynen Beschreibung hervorruft.

    Man kann recht viel in Beschreibungen machen - ein Autor der bei seinem Leser Ekel oder andere starke Gefuehle hervorrufen kann versteht aber schon was von seinem Fach. Das war mal irgendwie auch Sinn von Literatur - Dinge beim Lesen erlebbar machen die man in der Realitaet nicht erleben wollen wuerde, die Grenzen der menschlichen Erfahrung ausloten,...

    Das ist es immer noch. Nur weil man einige Stellen umformuliert, oder einige Ausdrücke bleiben lässt, heißt es nicht, dass man nicht die Grenzen der menschlichen Erfahrungen ausloten kann. Man muss dies jedoch nicht auf dem Rücken von Frauen und Minderheiten tun. Und die Frage stellt sich nunmal, welchen Mehrwert ein Text haben soll, der etwas wiederkäut, das Minderheiten und Frauen häufig erleben. Es ist nicht ein "etwas, das man in der Realität nicht erleben wollen würde, man jedoch durch Literatur erleben kann", das ähm... gehört häufig mal zur normalen Realität dazu, das erlebt man so.

    Und nun ja, sagen wir, ich bin froh, dass sich Literatur verändert. Vieles an typischer / klassischer Fantasy im westlichen Raum finde ich furchtbar.


    Vor allem geht's beim Male Gaze bei weitem nicht nur ums Aussehen, sondern auch darum, dass weibliche Charaktere in ihrer Persönlichkeit und Rolle eine ganz spezielle Fantasie erfüllen.

    Ich hab' leider den Eindruck, es geht darum einer Gruppe allein aufgrund ihres Geschlechts bestimmte Verhaltensweisen und Haltungen zuzuschreiben. Und das finde ich in etwa genauso daneben und sexistisch wie Frauen prinzipiell zu unterstellen dass sie ihre Tage haben wenn sie nicht toll gelaunt sind.

    Kurzinfo - nein, Maenner sind keine homogene Gruppe die die Welt auf eine bestimmte Art sehen oder beschreiben - es gibt solche und solche, nette und einen Prozentsatz an Arschloechern - die alle in ein Stereotyp zu werfen ist unterkomplex.

    Darum geht es nicht. Du hast hier eine falsche Vorstellung von einem akademisch bereits gut etablierten Konzept und greifst es als sexistisch, stereotyp und unterkomplex an. Das hat mit der Realität davon, was Male Gaze bedeutet, nichts zu tun.

    Dieses behauptet nämlich nicht, dass alle Männer Arschlöcher wären, die Frauen sexualisiert betrachten würden. Auch Männer können Filme machen und weibliche Figuren designen, sowohl charakterlich wie auch in ihrem Erscheinungsbild, sowie männliche Charaktere und Plots darum erschaffen, die wenig oder gar keinen Male Gaze beinhalten. Oft geschieht das so leider nicht, und es zieht sich durch die gesamte Bank von Hollywood und vieler Serien, aber ich kenne durchaus Beispiele, in denen sie es können.


    Ich sehe es allgemein als Problem an, wenn man sich nicht mit einem Charakter nicht identifizieren möchte (oder eher mitfühlen möchte), weil dieser ein Geschlecht, eine sexuelle Orientierung, eine Hautfarbe oder Erfahrungen hat, die von der eigenen abweicht.

    Sorry, aber ich hab' wirklich keinerlei Ambitionen mich mit etwa Hannibal Lecter zu identifizieren - der ist ein sadistischer Serienmoerder und die Erfahrungen die der so macht weichen von meinen in einem Grad ab dass ich keine Lust habe den inneren Serienmoerder bei mir zu suchen.

    Manchmal (oft) ist es sinnvoller und fruchtbarer, einem Charakter von aussen zu folgen und ihn nachzuvollziehen statt sich zu identifizieren.

    Du hast - wie auch oben schon gesagt - eine sehr enge Vorstellung von dem was Literatur so tut, Du gehst irgendwie automatisch davon aus dass der Leser sich selbst in Geschichten sucht - das ist aber nicht so. Als ich 6 Jahre alt war und angefangen habe mir Geschichten auszudenken war eine Version von mir da immer die Hauptperson - von dem Thema bin ich schon mit 14 in meinen eigenen Geschichten weggekommen und habe Leute die nicht ich sind als Protagonisten entworfen - mich in Charaktere reinzudenken die ganz anders sind als ich, komplett andere Werte haben und anders entscheiden ist mir dieser Tage viel wichtiger.

    Nur hat hier keiner von Hannibal Lektor gesprochen, sondern von einer queeren oder POC Person, von der wir hier nicht ausgehen, dass sie by default ein Serienmörder ist. Ich gehe hier auch nicht davon aus, dass sich der Leser selbst eins zu eins in einer Person wiederfinden möchte, sondern dass man mit einer weiten Bandbreite von Personen "identifizieren" kann, weil man sich mit einzelnen Charaktereigenschaften, Problemen und allgemeinen Reaktionen identifizieren kann.


    Die Frage ist auch, wieso sollte mein Text auch bestimmten Personen aufstoßen, wenn ich es verhindern kann.

    Ja, weil Literatur halt auch provozieren soll, jemanden an Grenzen der erfahrung fuehren soll... Da gibt's ne Menge Gruende. Fuer Dich scheint Literatur nur zu existieren um Menschen in Richtung auf ein Utopia zu erziehen - und dafuer macht das schon Sinn.

    Nur bist Du nicht das Mass dessen was man mit Texten alles machen kann.:) Es gibt Leser die von anderen Dingen fasziniert sind.

    Das stimmt. Literatur sollte auch provozieren können. Dazu fällt mir jenes Zitat ein: "Art should comfort the disturbed and disturb the comfortable."

    Demnach finde ich es schwach, wenn Literatur provoziert, wenn sie besonders unsensibel gegenüber Minderheiten oder Frauen ist. Was genau soll das erreichen? Wenn ein Text extra unsensibel gegenüber diversen Gruppen ist, oder sich ein Autor sagt "ich pfeif drauf und mein POV-Charakter ist dennnoch chauvinistisch (und erhält durch den Text dadurch eigentlich Recht, weil es keine Gegenperspektive zu ihm gibt und das Verhalten der Frauen ihm Recht gibt)", dann fragt man sich was genau damit man erreichen wollte.


    Manche Worte ziehen zurecht Konsequenzen nach sich.

    Auch hier wuerde ich eine Unterscheidung vorschlagen was ein realer Mensch zu einem realen Mitmenschen sagt oder was ein fiktiver Charakter zu einem fiktiven Gegenueber.

    Fuer diese Fragen gibt es rechtliche Regelungen die feststellen was als Beleidigung gilt und was nicht - von Privatjustiz jenseits dieser Regeln halte ich generell wenig.

    Du bist nicht von dieser Diskriminierung betroffen, hast daher keine Erfahrungswerte und dich wohl nicht erkundigt, ob dem wirklich so ist. Demnach ist es angebracht entsprechenden Personen tatsächlich zuzuhören, was diese über strukturelle Benachteilung, Mikroaggressionen und alledem zu sagen haben.

    Nun ist es so, dass bei vielen Schwarzen Personen so, dass N* tatsächlich auch körperlichen Stress auslöst, wenn sie es lesen, nicht nur, wenn sie Face to Face so bezeichnet werden. Vor allem dann, wenn Slurs normalisiert sind, setzt ein Fight or Flight als Schutzreflex ein, weil Personen einer Minderheit mit Feindseligkeit ihnen gegenüber rechnen. Dasselbe gilt auch etwa für trans Personen, die konstant und absichtlich misgendert werden, selbst wenn es nur via Text ist, oder für Frauen, die ständig misogyne Begriffe lesen.

    Abgesehen davon, muss man sich nicht auf geltendes Recht berufen. Geltendes Recht gibt die Werte der Mehrheitsgesellschaft wider und von dieser muss man nicht unbedingt viel halten, zumindest nicht in jedem Belangen. Selbst wenn es nicht strafbar wäre, muss man dies halt nicht tun. Provokantes Beispiel, aber es ist auch nicht strafbar seinem Partner in einer monogamen Beziehung fremdzugehen (oder einer Polybeziehung, in der es nicht ausdiskutiert wurde), tun muss es deshalb noch lange nicht.


    Mir hat dieser wiederholte Strawman, bei dem jeder auf "man wird gezwungen dies und jenes zu schreiben" und die Art wie das ausgedrückt wurde, aufgestoßen.

    Also, ich bemuehe mich schon konkrete Situationen zu beschreiben und zu diskutieren - da koennen wir bei ganz konkreten Faellen sehen ob wir uebereinstimmen oder die Dinge anders sehen.

    Ich hab' keinen Einfluss auf 'die Medien', 'Serienmacher' oder 'die TikTok Community' - ich kann mit wenigen Menschen reden und versuchen da meinen Standpunkt zu erklaeren, und das ist es was ich zu tun versuche. Und ich denke das hat am ehesten die Chance auf eine Wirkung.

    Aber was möchtest du überhaupt erzielen?

    Viele Kunstschaffende und Lesende oder Zuschauer sind sehr froh darum, dass es Sensitivity Reader gibt, selbst wenn man vielleicht nicht jedem blind vertrauen sollte, und dass sich die Literatur- und Medienlandschaft allmählich verändert, sodass ähm... Fantasy in wieder Freude zu lesen macht. Zumindest jenen Personen, die mit der alten Fantasy häufig nichts anfangen können.


    Was ist daran eigentlich falsch? Ohne den entsprechenden Text und die Hintergründe dazu zu kennen, kann man schwer beurteilen wie gerechtfertigt oder überzogen die Korrektur dazu war. Die Frage ist auch, wieso sollte mein Text auch bestimmten Personen aufstoßen, wenn ich es verhindern kann.

    Falsch ist daran erst einmal gar nichts, wenn man die Aufgabe an den Sensitivity Reader so formuliert: Welche im Text verwendeten Darstellungen sind evtl. aus welchen Gründen problematisch?

    Kritischer sehe ich eine Frage wie: Welche Personengruppen könnten sich durch den Text übergangen fühlen? Bei Sachtexten mag das schon auch gerechtfertigt sein, bei fiktionalen Texte geht mir das dann schon zu sehr in Richtung Erfüllung von Diversitätsquote. Allerdings hängt das natürlich auch vom Einzelfall ab. Ich denke da gerade etwa daran, dass ein Sensitivity Reader mir dann sagen würde, dass zu wenig PoC, nur heterosexuelle Menschen vorkommen oder sich Transpersonen ausgeschlossen fühlen könnten. Da ist mir persönlich die Freiheit als Autor einfach wichtiger als der berechtigte Wunsch nach literarischer Representation.

    [...]

    Das entspricht halt häufig nicht der Realität, wie Sensitivity Reader zum Einsatz kommen.

    Man stellt eine trans Person als Sensitivity Reader an, wenn man ohnehin bereits eine trans Person im Mittelpunkt der Story hat, und man stellt einen POC als solchen an, wenn man ohnehin über POC Charaktere schreibt.


    Solche Klischees und Stereotypen sind mir in dem Ausmaß beim Lesen bisher ehrlich gesagt noch nicht begegnet. Könnte aber auch daran liegen, dass mein Radar zur Sichtung solcher Darstellungen nicht feinfühlig genug ist oder dass ich einfach Glück hatte und solche Darstellungen umschifft habe. Mir fehlt da wohl auch der nötige input, weil ich in explizit diverser/inklusiver Literatur nicht so unterwegs bin. Daher würde ich gerne wissen: Wie oft kommen so krass überzogene Darstellungen vor? Ist das ein handfestes Problem, das den kategorischen Einsatz von sensitivity readers notwendig macht, um es zu beheben?

    Hier sprichst du einen sehr wichtigen Punkt an, denke ich. Als nicht Betroffene ist es natürlich nicht immer einfach, zu verstehen, warum nun eine bestimmte Sache problematisch ist oder nicht. Wie man hier vorgehen möchte, ist natürlich jedem selbst überlassen. Ob man sich jetzt diese Feinfühligkeit antrainieren möchte oder ob man sich aus diesen Diskussionen zurückziehen möchte oder welcher Vorgang auch immer einem zusagt :pardon:

    Es muss keine "krass überzogene Darstellung" sein, damit sensitiviy readers notwendig sind. Es reicht, wenn es Mikroaggressionen sind, die einen als Betroffene ganz anders zermürben. Diese können absichtlich oder unabsichtlich sein, verletzen tun sie dennoch. Wenn sich diese unschönen Dinge durch Texte hindurchziehen und es evt. auch zur weiteren Produktionen von diesen Bildern kommt (da Intertextualität usw.), ist das auf jeden Fall problematisch. Das würde ich tatsächlich auch als ein handfestes Problem verstehen.

    Ich weiß nicht, ob du es so hier so meinst, aber denkst du, es gibt einen kategorischen Einsatz von sensitivity readers oder denkst du, dass so ein Einsatz notwendig wäre?

    Danke allgemein für deinen Beitrag.

    Vieles sieht man von außen nicht, und erkennt vielleicht nicht als Mikroaggression, wenn man darüberliest. Ich hatte mir bis vor einigen Jahren auch keine Gedanken drum gemacht, dass manche Medien zwar Schwarze Menschen, aus Nahostländern und Latinas darstellen, aber va bei Rollen für attraktiven Frauen häufiger Schauspielerinnen ausgewählt wurden, die einen viel helleren Hauttyp hatte als jene, die nicht attraktiv oder als positiver Charakter dargestellt wurden.

    Zum anderen versteht man dann auch, weshalb Minderheiten vor allem miteinander abhängen. Queere und POC Personen haben in ihren eigenen Communities und ihren Allies zumindest mehr Sicherheit, dass sie sehr viel seltener mit Mikroaggressionen, oder schlicht und ergreifend offener Diskriminierung, konfrontiert sind. Das muss nichtmal extra eine Räumlichkeit sein, die für queere Personen eingerichtet ist, man findet sich auch in Hobbies irgendwann zusammen.


    Und dann frage ich mich halt auch, wo sensitivity reading seine Grenzen hat. Dass man jemandes Hautfarbe im allgemeinen Umgang miteinander nicht mit Nahrungsmitteln vergleichen sollte, ist, hoffe ich, so ziemlich jedem klar. Aber was mach ich innerliterarisch, wenn ich einen rassistischen PoV-Charakter habe? "Darf" der noch rassistisch sein, wenn man einen sensitivity reader engagiert? Oder wäre Rassismus dann generell ein Tabuthema? Wie weit geht sensitivity reading da?

    Sicherlich hat definitiv sensitivity reading seine Grenzen. Das ist mir in der Diskussion zu dem Werk "Tauben im Gras" von Wolfgang Koeppen aufgefallen. Hier haben die sensitivity reader nicht verstanden, dass die rassistische Figur nicht rassistisch ist, weil der Autor es ist, sondern weil gerade Kritik an Rassismus geübt wrd.

    Rassismus kann also durchaus in einem Text vorkommen ohne gleich gefeiert zu werden.

    Jep, da teile ich vollkommen deine Meinung. Hier wird es dann auch extrem schwierig und das Ganze kann dann zu solchen Debatten führen wie im Fall von "Tauben im Gras".

    Dasselbe hab ich bei Attack on Titan erlebt. Hier waren es aber nicht Sensitivity Reader, sondern eine kleine Anzahl an Fans, die plötzlich meinte, der Anime würde Genozid befürworten. Das ist nichtmal im Subtext, dass hier das genaue Gegenteil dargestellt wird, und welche Zerstörung der Cycle of Hate mit sich bringt... und es gab dann noch ein paar edgy Teenager, die es als positiv ansahen, was da passiert.

    (Als Sidenote: Was btw faszinierend ist, egal was man über die Darstellung des Mainthemes hält, dass das Militär sehr egalitär ist, obwohl sie an einem europäischen 17/18. Jahrhundert angelehnt ist ... ohne sie zu sexualisieren oder auch nur "weibliche Uniformen" zu geben, und siehe da, männliche Autoren können das xD.)


    Ich glaube auch nicht, dass man verschiedene Ansichten und Intepretationen, auch solche, die auf wenig Grund und Boden stehen, vermeiden kann. Es sei denn man beschreibt von einem Kind, das auf einer Wiese sitzt und eine Blume pflückt und auch da könnte man vielleicht verschiedene Intepretationen finden.


    Ich sehe es so, dass man niemanden aus seinem bereits bestehenden Job rauswirft, bloß weil man für andere Personen Platz macht. Es gibt so unglaublich viele Produktionen, die zeitgleich stattfinden, da wird kein alter weißer Mann aus seinem Job gedrängt (und das hat auch kaum einer in naher oder ferner Zukunft zu befürchten), weil jemand anderes ebenfalls genügend Ressourcen erhält, um sein eigenes Werk umzusetzen.

    Was in der Literaturlandschaft nun geschieht, vor allem im angloamerikanischen Raum, ist eher, dass man den Manuskripten von anderen Gruppen auch allmählich mehr Beachtung schenkt, und Frauen halt etwas aus dem Young Adult- und Romanzen-Ecke rauskommen. Diese Genres sind zwar weiblich dominiert und viele Frauen schreiben gerne darin, sollten jedoch die Chance haben die ganze Bandbreite an Literatur abzudecken.


    Fand persönlich va die späteren Staffeln von Korra sogar besser als ATLA. Die erste Staffel war etwas nervig aufgrund des Teenager Love Triangles, aber thematisch fand ich Korra sogar noch interessanter, was der Steampunk-Ära und der Modernisierung geschuldet ist, inklusive verschiedener politischer Weltanschuungen, und die älteren Charaktere sagen mir Großteils eher zu. Aang hingegen lebt in einem Zeitalter, in dem Imperalismus Thema ist.

    Darüber können wir gern gesondert nochmal reden. Ich fand nämlich beide Serien sehr gut. Nur kommen wir hier etwas vom Thema ab und das ist ja dann auch Geschmackssache ^^

    Ich bin auf jeden Fall dabei mir von beiden noch die Comics zu holen. Kann ich auch empfehlen ^^

    Hab bisher nur die Turf Wars-Comics, bzw. besitze ich die und hatte mir auchmal andere ausgeliehen. Da fehlten aber welche, also ja. xD Btw. hab ich gesehen, gibt es ein LOK-Thema, also ja, da passt die Diskussion besser hinein. ^^


    weil das meist schrecklich lieblos dargestellt ist und dann gibt's irgendwie den einen Schwarzen, der aus irgendwelchen Gründen nur von Weißen umgeben ist, oder den besten schwulen Freund der Protagonistin, der nur Klischee ist und wie ihr Accessoire behandelt wird.

    Was hingegen trotzdem gefördert werden muss ist Menschen, die keine weißen Männer, oder Frauen va im YA- und Romance-Bereich sind, eine Chance gegeben zu werden zu veröffentlichen und dementsprechend im gleichen Maß beworben werden.

    Das ist genau das, was ich meien. Hier stimme ich auch vorbehaltlos zu.

    Ja, ich mein, ich versuch es. Es ist nicht so, als würde ich sie von mir aus aufsuchen. ^^' Das sind nicht nur Leute im Internet, das sind auch - vorwiegend - Männer, die man auf Cons oder in Läden kennengelernt hat.

    Ja, ich weiß was du meinst :/ Gerade manche Cons sind immer noch Brutstätten für sowas. Da stimme ich dir zu, auch wenn das wieder so eine eigene Bubble für sich ist. Aber ich wollte auch nicht sagen, dass es super ez ist, sich da rauszunehmen und man will ja jezt auch nicht direkt eine ganze Convention ignorieren, weil da blöde Menschen sind. Also ... ja, ich weiß, was du meinst. Aber das Bewusstsein dafür ist schon mal eine gute Sache, denke ich.

    Ja leider. ^^"

    Es hat da eine Weile gedauert, bis ich in diesem Hobby und Veranstaltungen die richtigen Leute (ja, darunter auch ein paar heterocis Männer, die nicht diesem Bild entsprechen xD) für mich gefunden habe.


    Ich würde einen Charakter zum Beispiel nie reale Slurs sagen lassen (also das N-Wort, oder Inuit oder Native Americans mit anderem Namen zu nennen oä), selbst wenn es passend für ihn wäre.

    Auch nicht, wenn es in dem Werk aber genau darum geht? :hmm:

    Ich finde für die Authenthizität und das Bewusstsein machen dessen, WAS da gesagt wird, wäre es in einem solchen Werk schon von "Nöten". Dinge unsichtbar zu machen hilft späteren Generationen auch nicht, diese Einordnen zu können. :hmm: Aber bevor ich dazu noch mehr schreibe ... auch das könnte maybe ins Off topic abrutschen. Außerdem weiß ich, dass es auch hier ganz unterschiedliche Meinungen gibt, wie man damit verfahren sollte.

    An sich sollte ein POV-Charakter schon rassistisch sein können, aber die Handlung und die anderen Charaktere sollten ihn nicht durchweg Recht geben. Wenn jemand denkt, dass alle von Gruppe X gefährlich und barbarisch sind und dann sind alle dargestellten Personen der Gruppe ebendies, erhält er Recht.

    Ja genau, das ist der springende Punkt denke ich :hmm:

    Aber was hindert einen daran zu sagen, ein anderer Charakter hätte ein rassistisches Schimpfwort benutzt? Wie gesagt, vor allem reale Racial Slurs lösen tatsächlich Stress in den Betroffenen aus, und wenn man eine Message gegen Rassismus senden möchte, gehören diese Menschen zu jenen, die man nicht noch extra uncomfortable machen sollte.

    Wenn es in einer Fantasywelt keinen Rassimus aufgrund von Hautfarbe oder Ethnie gibt, sondern vielleicht gegen Humanoide, die tatsächlich eine eigene Spezies / Rasse / mythologische Wesen sind... da überleg ich mir schon auch, ob es tatsächlich Slurs braucht, und habe gemischte Gefühle, baue sie aber zu einem gewissen Grad ein. Zumindest sprechen die halt keine reale Personen und keinen realen geschichtlichen Hintergrund an.

    Wie das ein Sensitivity Reader sehen würde, weiß ich nicht, glaube da gibt es gemischte Meinungen. Bei realen, rassistischen Slurs stellt sich für viele die Frage jedoch gar nicht.


    Genau das wollte ich ausdrücken, dass es der Stand solcher Diskussionen häufig ist: Viele Personen wollen unbedingt in ihrer Comfortzone bleiben und tun es mit "das ist nicht mein Geschmack" ab, wenn sie sich auf jemanden einlassen könnten, der nur ein wenig anders ist als sie selbst (man muss halt nicht gleich mit dem Serienmörder ankommen, mit dem man sich nicht identifzieren kann), aber andere müssen halt damit zurechtfinden, dass sie quasi nie oder selten eine Comfortzone erhalten, und wenn sich die Medien- und Literaturlandschaft endlich dahingehend verändert, wird so getan, als ob gleich alles in Watte gehüllt werden müsste, oder als ob gar die heutige Kunst zerstört werden würde.

    Das heißt halt nicht, dass jeder Charakter einer Minderheit oder jede Frau als tolle Person dargestellt wird, aber verletzende Stereotypen, die dann in der Masse und in ihrer Intertextualität durchaus Auswirkung darauf haben wie diese Personen real gesehen werden, muss man auch nicht unbedingt reinforcen.

    Was hat das aber mit dem Male Gaze zu tun? Der Herr hat nicht verstanden worum es dabei geht.

    Man kann Menschen auch als schön beschreiben, und dass sich ein anderer Charakter zu ihnen hingezogen fühlt, ohne sie komplett zu sexualisieren und so zu beschreiben, ohne dass es Fremdscham bis Ekel vor einer misogynen Beschreibung hervorruft.

    Vor allem geht's beim Male Gaze bei weitem nicht nur ums Aussehen, sondern auch darum, dass weibliche Charaktere in ihrer Persönlichkeit und Rolle eine ganz spezielle Fantasie erfüllen. Ein extremeres Beispiel davon ist der "Born Sexy Yesterday"-Trope, bei dem eine erwachsene Frau mit der Naivität eines Kindes zb. weil sie ein Roboter ist oä., keine Ahnung von der Welt hat und mit einem Mann verkuppelt wird, der ihr die Welt erklärt. Der Male Gaze gilt auch, wenn "die eine starke Frau" als anders als andere Frauen beschrieben wird und auf andere losgeht, weil sie alle anderen zb. als Konkurrenz für ihre Partnerschaft sieht, oder alle anderen als inkompetent dargestellt werden.

    Weiters bezieht sich der Begriff auch darauf wie der männliche Protagonist dargestellt wird. Diese typischen 80er-2000er Actionhelden wie Conan, James Bond und anderer solcher flachen Actionhelden, oder der Durchschnittstyp, auf den plötzlich Frauen abfahren, sind auch Teil des Male Gaze, weil sie Projektionsfläche sind.


    Eine persoenliche Meinung - als solche dargestellt - kann auch als solche respektiert werden. Wenn sie allerdings mit dem Gestus eines Naturgesetzes daherkommt - was anderes geht gar nicht - dann haben wir ein Problem.

    DAS ist der Unterschied.

    Du musst nix mit Heteropaaren schauen oder lesen oder moegen. Nur solltest Du es halt fair beurteilen (und das gilt genauso fuer die andere Seite, niemand muss z.B. Homosexualitaet in Geschichten moegen, aber man kann das halt als Meinung formulieren, nicht als objektiven Tatbestand und Verriss).

    Ich sehe es allgemein als Problem an, wenn man sich nicht mit einem Charakter nicht identifizieren möchte (oder eher mitfühlen möchte), weil dieser ein Geschlecht, eine sexuelle Orientierung, eine Hautfarbe oder Erfahrungen hat, die von der eigenen abweicht.

    Während weiblich erzogene Kinder und allgemein va queere und POC Kinder lernen mit jeder Person mitzufühlen, weil sie andauernd in Medien mit Personen konfrontiert werden, die nicht so sind wie sie. Für Mädchen ist es normal, dass der Protagonist ein Junge oder Mann ist, das hat sich erst mit der Zeit eingependelt. Nur irgendwann ist es erschöpft und man wird sehr viel wählerischer bei Heteropaaren uä. Dingen. Dieses Level an Empathie und Verstehen, dass andere Personen eine andere Lebensrealität haben, bleibt sonst auch irgendwo aus.

    Es muss nun keiner schwule Erotik lesen, aber "ich leg den Krimi weg, weil der Ermittler struggled Zeit für seinen Mann und sein Kind zu finden", während man das bei einem heterosexuellen Ermittler normal findet (auch wenn der Trope schon häufig vorkam), liegt es nicht nur daran, dass es nicht dem eigenen Geschmack nicht entspricht, sondern dass sich viele Leute gar nicht erst um etwas Empathie bemühen. Bei anderen Gruppen würd's dann jedem auffallen, dass es nicht nur um Geschmack geht. "Ich les das nicht, weil der Hauptcharakter gehbehindert ist (obwohl sich die Story nicht um die Behinderung dreht) und ich bin's nicht", wäre halt schon auch eine wilde Aussage.


    Die klären solche Fragen wie " Wie schwer ist es für dich als homosexuelle Person die Kinder deines Partners zu adoptieren?" Oder "Wir kontrollierst du vor dem Urlaub das eure Beziehung da wo ihr hin wollt legal ist?"

    Nee, in der ZEIT war mal ein recht langer Artikel darueber wo die Sache tatsaechlich transparent gemacht wurde - alle Kommentare des sensitivity readers zum Artikel waren transparent dazu gefuegt. Der hat da schon genau das gemacht was @Acala beschreibt - nach Metaphern gesucht die irgendjemandem aufstossen koennten, den Text durchsucht ob sich irgendwo jemand nicht mitgemeint fuehlen koennte... Und die wuerden - das kam aus dem Interview am Ende klar raus - auch dem fiktiven Rassisten sein Vokabular nehmen (dazu in der selben Ausgabe der ZEIT eine lange Diskussion zwischen zwei Autoren die zu diesem Punkt eine gegensaetzliche Meinung haben).

    Also, nein - harmlose Infos bekommt man da vielleicht auch, aber die Idee ist oft ein recht handfestes weichspuelen des Textes dass er wirklich keinem mehr aufstossen kann.

    Was ist daran eigentlich falsch? Ohne den entsprechenden Text und die Hintergründe dazu zu kennen, kann man schwer beurteilen wie gerechtfertigt oder überzogen die Korrektur dazu war. Die Frage ist auch, wieso sollte mein Text auch bestimmten Personen aufstoßen, wenn ich es verhindern kann.

    Manche Worte ziehen zurecht Konsequenzen nach sich. Wenn auf meiner Arbeit jemand rassistische Slurs verwenden würde, dürfte man sich - zurecht - nach einem neuen Job umsehen. Es wurde auch ein Patient verwarnt, weil er eine POC Kollegin von mir rassistisch beleidigt hat.

    Vieles hat man als Nicht-Betroffener auch gar nicht am Schirm und man kann sich zumindest anhören, was jemand, dessen Lebensrealität es ist, dazu zu sagen hat.

    Mit 16, 17 hab ich in meinen ersten längeren Texten, in einer Fanfiktion und einem Avatar-RPG auch noch Hautfarben mit Kaffee oder Schokolade verglichen, weil ich mir wortwörtlich gar nichts bei gedacht habe, und die Konnotation mit Kolonialgütern und Objektifizerung nicht von selbst gesehen habe. Bis man halt drauf hingewiesen wird.

    Manche der Sensitivity Reader oder Anmerkungen dann tatsächlich auch verblendet sein oä., aber man bräuchte keinen Sensitivity Reader hinzuziehen, wenn man dessen Einwände ohnehin alle in den Wind schlagen möchte.


    Ja okay, das ist eine Anekdote und ja, sowas kann passieren

    Ja, und wenn Du sowas erzaehlst was irgendwer irgendwo mal gemacht hat dann ist es keine Anekdote? Wieso nicht?

    Das ist auch ein Problem an der Diskussion - was Deine Seite erlebt ist irgendwie die Regel, was die andere Seite erlebt sind Einzelfaelle.

    Finde ich auch nicht so wahnsinnig zielfuehrend - da kann man einander schon ernster nehmen.

    Sorry, an sich hast du Recht. Mir hat dieser wiederholte Strawman, bei dem jeder auf "man wird gezwungen dies und jenes zu schreiben" und die Art wie das ausgedrückt wurde, aufgestoßen.

    Ja okay, das ist eine Anekdote und ja, sowas kann passieren, genauso wie passiern kann, dass sich Leute an den unmöglichsten Dingen aufhängen. Ich mein, ich hab von Veganern gelesen, die The Hunger Games auf den ersten Seiten abgebrochen haben, weil Katniss Tiere jagt. Fand ich auch sehr weird, kann einem aber unterkommen. Vor allem Amis etwa sind auch... anders weird bei Altersunterschieden. Ich meine nicht die 15-jährige und ihr 800 Jahre alter Vampir, Amis regen sich häufig schon auf, wenn ein Paar 17 und 20 sind oä.

    Deswegen ist es nicht der Regelfall. Es gibt so viele queere und POC Personen, die es ungemein schwieriger beim Publishen haben. Das ändert sich erst in den letzten paar Jahren allmählich, und das ist eher in den USA der Fall, und Frauen werden beim Publishing sehr schnell ins Young Adult-Eck gedrängt, und auch die müssen mit keinerlei Backslash rechnen, wenn sie keine Diversität einbringen. Dann gibt es in Romances und co. höchstens mal POC oder queere Charaktere als den einen Token Charakter.


    Viele Fantasy, die von weißen Männern geschrieben ist, erhält gar keinen bedeutenden Backslash, abseits von ein paar "uurgh, ich find das schrecklich"-Kommentaren, die vom Autoren gut ignoriert werden können. Es gibt einfach keinen Zwang irgendetwas zu ändern.

    The Warded Man etwa hat eine Bewertung von 4.25 und eine der furchtbarsten Darstellung von weiblicher Charaktere und deren Sexualität. Ach und dann gibt es dieses Volk, das an muslimische Völker angelehnt ist und fast jeder darin ist barbarisch, behandelt seine Frauen schlecht (was das Volk im Norden allerdings auch tut, hier jedoch wird das extra betont) und ist allgemein jeder negative Stereotyp, den man sich vorstellen kann.

    Hatte vor ein paar Monaten den zweiten Fluch der Karibik-Teil nochmal gesehen und diese ganze Szene mit dem schwarzen Kannibalen-Stamm... das war schon krass für einen Film, der nicht gerade 1940 entstanden war. Wüsste halt auch nicht, dass der Film wirklich Probleme dafür bekommen hatte.

    Diese Autoren haben auch nie Backlash erhalten, nicht nur dafür keine Diversität, sondern extrem offensive Stereotypen, einzubauen. Genauso wenig wie es keine Konsequenzen hat, wenn man eben keinerlei Diversität einbaut. Und wenn es mal doch Konsequenzen haben sollten, in seltenen Fällen, dann weil jemand etwa jemand in real das N-Wort oder ähnliche Slurs gegen einen POC verwendet hat, weil jemand arg sexistische Witze gemacht hat oder weil jemand konstant und in Absicht über eine längere Zeit hinweg misgendert wurde. Und auch da sind Konsequenzen recht selten.


    Abgesehen davon gibt es mehr als genügend Heteropersonen, die sich weigern irgendetwas zu sehen, in denen ein queerer Charakter mehr als drei Sätze zu sagen hat. Wo ist da der Unterschied, wenn jemand sagt "ich schau nichts mit Heteropaaren"? "Ich meide queeres Zeugs" wird oft als verständlich dargestellt, wiesi dann nicht umgekehrt.

    Das hat btw oft mehr Gründe als "nicht zeitgemäß", viele Heteropaare sind richtig ermüdend geschrieben, mit sehr viel toxischen Tropes, die man sehr viel seltener in LGBT Medien sieht. Und wenn man sie sieht, ist es meist eine schwule Romanze, die von einer Frau geschrieben worden ist (obwohl es da natürlich auch sehr Gutes gibt). Wenn man das schon öfters gesehen hat, wird man sehr viel wählerischer mit Heteroromanzen, oder mit Stories, die Heteropaaren viel Raum geben.



    Also schon, Cory hatte in diesem Topic schon einige Male ausgesagt, dass man etwa befürchten müsste:

    Zitat

    Man kann ganz schön in die berühmten Fett-Näpp'l treten. Und wenn einem eine große Schar solidarisch-verbündeter Non-Binärer mit Shit bestormt... weiß nicht, ob ich das so lustig fände. Deshalb würde ich persönlich das prinzipiell unterlassen.


    Wenn nun behauptet wird, es würde einem das Recht abgesprochen werden überhaupt etwas anderes zu produzieren, das keine Diversität enthält, oder man müsse diese Angst vor Shitstorms haben, sollte man Gegenbeispiele dagegen anbringen.

    Zudem sind nicht viele weiße Männer etwa deshalb mehrheitlich als Produzenten vertreten, weil sie einen großen Teil der Bevölkerung stellen, sondern weil ihnen eher der Weg geebnet wird um in diese Position zu gelangen. Das bedeutet nicht, dass jeder weiße Mann böse sei, oder jeder schlechte Filme produzieren würde.

    Dennoch haben viele von denen eine gewisse Sicht auf Frauen und Männer, die in diesen Filmen gespiegelt wird und dann die gesamte Handlung beeinflusst, und wie nahe mir die Charaktere gehen. Es gibt wenige männlichen Produzenten und Filme von denen, die nicht so sehr auf dem Male Gaze aufbauen. Finde hingegen der allgemeinen Meinung, dass westliche Filme und Serie in den letzten Jahrzehnten im Durchschnitt sehr viel besser geworden sind, weil sie tendenziell davon abkommen.


    Fand persönlich va die späteren Staffeln von Korra sogar besser als ATLA. Die erste Staffel war etwas nervig aufgrund des Teenager Love Triangles, aber thematisch fand ich Korra sogar noch interessanter, was der Steampunk-Ära und der Modernisierung geschuldet ist, inklusive verschiedener politischer Weltanschuungen, und die älteren Charaktere sagen mir Großteils eher zu. Aang hingegen lebt in einem Zeitalter, in dem Imperalismus Thema ist.

    Das waren ansonsten Beispiele dafür, dass die größten Shitstorms jene Werke abbekommen, denen vorgeworfen wird "woke" zu sein.


    Ich meine, ich stimme sonst zu, dass man Autoren nicht "zwingen" kann, oder sie sich nicht selbst zwingen sollten, Diversität einzubauen, weil das meist schrecklich lieblos dargestellt ist und dann gibt's irgendwie den einen Schwarzen, der aus irgendwelchen Gründen nur von Weißen umgeben ist, oder den besten schwulen Freund der Protagonistin, der nur Klischee ist und wie ihr Accessoire behandelt wird.

    Was hingegen trotzdem gefördert werden muss ist Menschen, die keine weißen Männer, oder Frauen va im YA- und Romance-Bereich sind, eine Chance gegeben zu werden zu veröffentlichen und dementsprechend im gleichen Maß beworben werden.


    Zitat

    Es gibt immer dumme, die einen quersitzen haben, aber ich würde mich an deiner Stelle mal aus diesen Bubble zurückziehen. HOrizon Zero Dawn - ähnliche Geschichte nur nicht so krass.

    Ja, ich mein, ich versuch es. Es ist nicht so, als würde ich sie von mir aus aufsuchen. ^^' Das sind nicht nur Leute im Internet, das sind auch - vorwiegend - Männer, die man auf Cons oder in Läden kennengelernt hat.


    Ideal wäre es eigentlich mehrere Meinungen einzuholen, aber das Problem für Self-Publisher ist eben, dass sie sich alles selbst bezahlen müssen.


    An sich ist Sensitivity Reading eine tolle Sache, aber manches ist einfach sehr subjektiv und sollte nicht so dargestellt werden, als würde es für alle gelten.

    Eine andere trans oder nicht-binäre Person wird der Meinung sein, dass man das Geburtsgeschlecht nie erwähnen und einem Charakter nicht ansehen darf, und dass man Body / Gender Dysphoria einbauen muss. Hingegen gibt es viele nicht-binäre Personen, die sich äußerlich nach ihrem Geburtsgeschlecht präsentieren, vll. weil es ihnen gefällt oder andere, weil sie keine andere Möglichkeit haben, und die keinerlei oder wenig Body Dysphoria haben - oder nur in bestimmten Bereichen.

    Es wäre eher angebracht sich mehrere Personen anzuhören, als die Ansicht einer einzelnen Person über das Thema für bare Münze zu nehmen.


    Aus meiner Sicht: Doch relativ häufig.

    Nicht unbedingt in den schlimmsten Ausprägungen, zb. trans Frauen als eine Serienmörderin, die cis Frauen aus Eifersucht umbringt oä., aber in der Form, dass hauptsächlich jene Stories mit trans Charakteren in den Fokus rücken, die vor allem Leid und Coming Out, das das Transsein oder eben die Diskriminierung hervorruft, darstellen.


    Ich würde einen Charakter zum Beispiel nie reale Slurs sagen lassen (also das N-Wort, oder Inuit oder Native Americans mit anderem Namen zu nennen oä), selbst wenn es passend für ihn wäre. In der Fantasy kann man sich dann noch "aushelfen" und auf andere Begriffe zugreifen, die reale Menschen nicht (oder nicht so sehr) verletzen, wie das reale Wort an sich.

    An sich sollte ein POV-Charakter schon rassistisch sein können, aber die Handlung und die anderen Charaktere sollten ihn nicht durchweg Recht geben. Wenn jemand denkt, dass alle von Gruppe X gefährlich und barbarisch sind und dann sind alle dargestellten Personen der Gruppe ebendies, erhält er Recht.

    ich will nur die gleiche Hoeflichkeit fuer Autoren die sich entscheiden andere Themen zu setzen - die haben auch ein Recht drauf Geschichten ueber Themen zu machen die sie interessieren - ohne dass sie von Lesern mit anderer Erwartungshaltung niedergemacht werden.

    Danke! Besser kann man es fast nicht formulieren.


    Im Bestreben, den bisher "verschwiegenen und unterdrückten" Seelen und Diversitäten gerecht zu werden, beginnt man, den (trotzdem weiter-)existierenden bekannten Varianten das Recht abzusprechen, überhaupt noch was zu sagen.

    Wenn ein Mensch öffentlich erklärt, dass er in diese oder jene Richtung "divers" sei, wird er gefeiert. Sagt jemand in einem Nebensatz etwas, was wie stino-hetero klingt, wird sofort gebelfert: "Wieso betonst du das so? Das interessiert doch keinen!"

    Also, niemand spricht jemand irgendein Recht ab. Das ist absolut aus der Luft gegriffen. Das ist halt der so häufig eingebrachte Vorwand, der immer vorgebracht wird, ohne irgendeinen Beweis dafür anzutreten, dass man tatsächlich nicht mehr schreiben dürfte, was man möchte.

    Abgesehen davon hab ich das Topic nicht hervorgeholt, um jeden zu "zwingen" einen diverseren Cast einzubauen, sondern weil ich mir selbst Gedanken drum gemacht habe, wie ich die Inspiration von diversen Kulturen und allgemeiner Diversität respektvoll in eine Geschichte hineinschreiben könnte. Darauf wie man andere Kulturen respektvoll schreiben kann, ist eigentlich nur eine Person eingegangen, bevor wieder und wieder der typische Talking Point von "heute darf man ja nichts mehr schreiben ohne zu Diversität gezwungen zu werden!" ausgepackt wird. Irgendwie kann man keinerlei konstruktives Gespräch um Diversität und das Schreibhandwerk an sich führen, wie man diese Diversität einbaut, oder wie man Personen der entsprechenden Gruppe nicht durch bösartige Klischees verletzt, ohne dass jemand diese leere Behauptung auspackt.


    Der Großteil der Medienlandschaft, abseits von ein paar bekannten Serien, die bereits umdenken, ist in seiner Darstellung immer noch sehr auf dem Male Gaze aufgebaut und erhält keinerlei finanziellen oder sonstigen Backslash, abseits von ein paar Diskussionen, die im Internet stattfinden und die Produzenten kaum tangieren dürfte.

    Sehr viele Film- und Serien-Produzenten sind immer noch weiße, alte Männer und selbst einige jener, gegen die Vorwürfe sexueller Belästigung, Missbrauch oder anderwertiges Ausnutzen ihrer Machtposition erhoben wurde, haben ihren Job immer noch. Ich sehe in der Realität nicht, wo die angeblich aus dem Business verdrängt und ihnen das Recht abgesprochen werden soll überhaupt noch etwas zu sagen oder ihre Werke weiterhin zu produzieren.

    Es hat auch keinerlei Auswirkung auf publizierte Medien, wenn sie keinerlei Diversität in ihren Werken haben. Im Gegenteil, es gibt immer Shitstorms, so gab es auch gegen die neue Castlevania-Staffel und 1-Sterne-Bombing, sobald eine Serie "woke" ist. Als die erste Avatar-Serie erschien, die btw. keinerlei weiße Kulturen und Personen enthält, war das damals noch jedem egal, bevor diese erzkonservative Moral Panic aus den USA kam und zu uns übergeschwappt ist. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten kam diese Panik vor angeblich Wokeness auf. Als Korra dann eingeführt, Korra und Asami in den späteren Staffeln als queer dargestellt wurden und die sich die Serie klar gegen Kolonialismus angesprochen hat, sowie andere Dinge, gab es plötzlich einen Aufschrei, weil es diese Panik um die angebliche Zerstörung der Medien entsteht. Angeblich dürfte niemand mehr weiß und hetero in Medien sein. Btw. ist Avatar eine Serie, die immer schon Kolonialismus und Genozide angesprochen hat, und noch nie eine einzige, weiße Person beinhaltet hat.

    Last of Us II etwa wurde in den Abgrund gehatet, sodass es auch tatsächlich finanzielle Schäden und Schäden in seiner Reputation erfuhr, und der weibliche Charakter von Horizon Zero Dawn wird von va. männlichen Gamern mit einem dementsprechenden Mindset regelmäßig hässlich genannt und das Spiel gehatet, weil sie mehr wie eine reale Frau aussieht und nicht sexualisiert ist.

    Es handelt auch der überwiegender Großteil von Romanzen, egal ob Romantasy, Contemporary, Historical oder anderes, der den Markt dominiert und sich dort super verkauft, von einem nicht-queeren und weißen Paar. Keiner der Partner ist meistens auch irgendwie neurodivergent, hat keine Behinderung oä. Ich sag nicht, dass man das nicht schreiben "darf", aber ich sehe nicht, wo dieser Zwang sein soll Diversität einzubringen, um als Künstler heute noch zu bestehen.


    Mir kommen viele der Standard-Argumente, die einem immer um die Ohren gehauen werden, abseits von "das war halt so" als Vorwand vor und die Mehrheitsgesellschaft würde erkennen wie absurd diese klingen, wenn man über cis-hetero oder weiße Menschen sprechen würde. Beliebt sind da häufig "wenn es für die Haupthandlung nicht wichtig ist, muss der Ermittler eines Krimis nicht schwul sein." Wieso muss der Ermittler eines Krimis dann ein Scheidungsdrama mit seiner Exfrau durchlaufen, oder in den Mittelpunkt seines Charakters gestellt werden, dass er keine Zeit für seine Frau und Kinder findet?

    "Ich hab ja nichts gegen [Gruppe X], aber wieso brauchen die so viel Aufmerksamkeit und müssen überall vorkommen?" - Wie käme das an, wenn man sagen würde: "Ich hab ja nichts gegen weiße oder cishetero Menschen, aber wieso brauchen die so viel Aufmerksamkeit und müssen überall vorkommen?"

    "Dieser Charakter ist ohne Grund queer / ein POC / neurodivergent / hat eine Behinderung" - wenn ein Charakter ein cis Mann, hetero, weiß und neurotypisch ist, keine Gehbehinderung hat oä., fragt auch niemand nach dem Grund, wieso er das sein muss? Ob das bereichernd für den Plot an sich ist?

    Es wird dann plötzlich als absolut absurd wahrgenommen, wenn man dieselben Argumente gegen die empfundene Norm anbringt, weil es diese Norm dann nicht mehr als das Absolutum darstellt.


    Und selbst wenn es zugewiesene Geschlechterrollen gibt, muss diese nicht dauernd in ständiger Unterdrückung, ungleicher Wertigkeit, Gewalt, sowie sexistischen Gedankengut dargestellt werden.

    Nein, ich denke viele Maenner in den meisten Kulturen haben ihre Frauen geliebt - und nicht die Absicht gehegt sie zu unterdruecken oder Gewalt gegen sie anzuwenden.

    Eben das wollte ich ausdrücken. Viele heterosexuellen Ehen sind trotz konservativer oder patriarchaler Kultur auf Augenhöhe geführt worden. Zwar mit Arbeitsteilung nach Geschlecht, aber mit Respekt vor der Arbeit des anderen und der Person an sich. Es nutzen jene Männer ihre Stellung aus, die es ausnutzen wollen. Wird dann halt oft mit wenig Differenzierung dargestellt. Dann sind eben alle Männer (außer vielleicht den einem Guten) einer Kultur missbraucht, oder dies für richtig befindet und wenig dagegen tut, wenn zB. sexistische Kommentare fallen, und alle Frauen Opfer, die darunter leiden.

    Ich weiß, da wird's eventuell einen Aufschrei geben, weil das Buch in den Himmel gelobt wird lol Aber ich konnte etwa The Blade Itself ebenfalls nicht weiterbringen. Es gibt dann schon einen weiblichen Charakter, aber ihr gesamter Arc dreht sich darum, dass sie unter Männern leidet. Hat Dark Fantasy häufig an sich, dass man unter "das ist halt realistisch" verbucht. Die Gewalt, vor allem strukturelle und jede andere Gewalt gegen Frauen, wirkt jedoch in vielen Fällen so nach... self gratification in vielen dieser Werke, die sich entweder selbst Dark Fantasy zuordnen, oder manche dieser klassische Fantasy, die von Männern geschrieben wurden.

    Auch Martin hat es nicht als positiv dargestellt, dass die Frauen diese konstante Gewalt und Diskriminierung erfahren, aber das ist der Hintergrund eigentlich eines jeden wichtigen, weiblichen Charakters in Game of Thrones. Das wurde auch von vielen Leuten als "das ist realistisch, so war das Mittelalter auch in der realen Welt" abgetan, was halt... es ist sehr simplifiziert zu glauben, dass eine jede Frau die Hölle auf Erden hatte, und es muss nicht sein, dass sich wirklich jeder einzelne, weibliche Charakter dadurch definiert sexueller und körperlicher Gewalt und Diskriminierung zu entkommen.

    Meide auch seitdem die meisten Stories, die keine weiblichen Hauptcharaktere, oder recht viele weibliche Charaktere im Hintergrund haben, weil ich's einfach furchtbar zum Lesen finde.


    Viele der "das war damals halt so"-Einstellungen beruhen auch tatsächlich auf Unwahrheiten.

    Nachdem Du mir das Argument 'war damals so stimmt nicht' schon zweimal an den Kopf geworfen hast kann ich nur in eigener Sache sagen - ich recherchiere normalerweise gruendlich. Das bedeutet nicht dass ich 100% Recht habe oder immer auf dem aktuellen Stand der Forschung bin, aber ohne konkreten Beleg lasse ich mir nicht anhaengen dass was ich sage auf Unwahrheiten beruht.

    Ich stimme zu dass es Leute gibt die Unwahrheiten verbreiten - aber das ist eine Fall zu Fall Diskussion.

    Das war auch nicht direkt an dich gerichtet, aber selbst wenn du gründlich recherchierst, was ich dir natürlich glaube, schreibt man halt immer noch Fantasy, wie du eigentlich selbst sagst. "Das ist aber nicht historisch akkurat" ist eigentlich einer meiner großen Pet Peeves in Diskussionen mit anderen Fantasyfans (und selbst bei historischen Filmen und Serien. Mir ist egal, ob diese Art von Bluse erst dreißig Jahre später im Trend war, ehrlich, mir geht es um die Charaktere und das Setting allgemein xD), selbst "es macht keinen Sinn X und Y einzubauen." Viele Schreibende möchten lieber ein Soft Worldbuilding haben.

    Dieses Argument von "das muss aber so sein (also Missbrauch von Frauen, keinerlei Hygiene etc.)" kommt immer wieder auf. Genauso wie Unwahrheiten darüber, dass irgendwelche Steinzeitmenschen etwas getan hätten, oder halt in Wirklichkeit nicht getan haben, und das epigenetisch heute noch die Partnerwahl beeinflussen würde, und vieler solcher Schmu, kommt immer wieder auf.


    Zitat
    Zitat

    Ich hab von Queerness gesprochen, bei weitem nicht nur von Homosexualität, sondern von dem ganzen Spektrum an Queerness

    Ja, ich hab' halt nur ein, zwei Beispiel aufgegriffen. Ich kann das auch fuer andere Spielarten runterexerzieren - siehe oben, ich will keinen 100 Seiten Waelzer als Argument schreiben, das ist ermuedend.

    Natürlich muss man das jetzt in keinem hundert Seiten Wälzer behandeln, aber es ist halt auffällig, wie "wieso nicht eine queernormative Gesellschaft darstellen", zuerst immer an homosexuelle Paare gedacht wird, die ja keine Kinder zeugen könnten. Bzw. selbst wenn die Hälfte der Gesellschaft aus gleichgeschlechtlichen Paaren besteht, könnte man davon ausgehen, dass diese bei der Erziehung und vor allem Ernährung der Kinder ihres Ortes beitragen, und die Überlebenschancen der Kinder damit ordentlich in die Höhe schnellen würde. Bzw. kamen Gebärende ohnehin auf 5, 6+ Schwangerschaften, bevor Verhütungsmittel leichter zugänglich waren.


    An sich nicht, aber das ständige Hervorheben wie ungewöhnlich alles sei, das zb irgendwie queer sei, und dann vorkommen sollte, wenn dieses "Anderssein" eine speziellen Plotpunkt in der Geschichte erfüllt.

    Ich meine, genau das ist mein Punkt: Es ist Fantasy. Man kann jede Gesellschaft schreiben, die man schreiben möchte, stattdessen verbeißen sich so viele Werke auf ein sehr altbekanntes Bild.


    Zitat

    Autoren sind verschieden - Leser sind verschieden - in ihrer Weltsicht, in ihren Interessen,...

    Ich als Leser moechte eine gute Geschichte in einer detailliert ausgearbeiteten Welt - ob die mich abbildet ist mir egal, ich kann mit Conan (eher macho) genauso wie den freien Amazonen von Darkover (definitiv feministisch) oder auch den Protagonisten von Richard Morgan mit ganz unterschiedlichen sexuellen Orientierungen - weil die Geschichten dahinter mich abholen, nicht weil ich unbedingt mich selbst in der Geschichte finden will.

    Also abgesehen von der Aussage: ich finde, beides ist unglaublich weit davon entfernt feministisch zu sein. Ich kenn beides, bzw. Marion Zimmer Bradley, und nur weil man patriarchales Gedankengut mit einem weiblichen Vorzeichen schreibt, wird es deswegen nicht feministisch. Abgesehen davon, dass die Autorin ihre eigene Tochter missbraucht hat und auch missbrauchen ließ (und ich die ganze Zeit über dran denken musste, während ich gelesen habe...). Kindesmissbrauch hat seltener etwas mit Pädophilie, sondern mit Machtgefälle zu tun und Menschen, die gewillt sind dieses auszunutzen, und setzt ein patriarchales Gedankengut voraus, das jemand für sich selbst übernimmt, um dieses Ausnutzen und derartige Macht über jemand anderen für normal und gut zu halten. Finde das Gedankengut bildet sich auch sehr in ihrem Werk ab ... but that's just me.


    Zitat

    Was aber nicht folgt (auch wenn Du das Argument schon mal sinngemaess so verwendet hattest - deshalb mag ich das gerne hier auch ausfuehren) ist dass der Japaner in der Geschichte vorkommen muss oder die Geschichte einen Fehler begeht wenn er nicht vorkommt (weil man Minderheiten auch abbilden muss oder was auch immer). Wenn ich das gleiche Argument fuer Chinesen, Kongolesen,... verwendet endet der Finnland-Krimi mit 150+ Haupt- und Nebenpersonen aus allen Teilen der Welt - das laesst nicht mehr viel Platz fuer Finnen in der Geschichte und gibt irgendwie keine Realitaet wider. Durch reductio ad absurdum kann man also verstehen dass keine bestimmte Minderheit einen zwingenden Grund hat, in der Geschichte repraesentiert zu sein, auch wenn sinnvollerweise fuer Realismus die eine oder andere Abweichung von der Norm zu erwarten waere.

    Wenn eine Kultur im Schnitt fuer moderne Begriffe frauenfeindlich war und ein Autor die so adaptiert, dann ist es in Ordnung wenn eine Gruppe das halt nicht ist - selbst in einem historischen Roman. Aber die meisten sollten eben trotzdem so sein wie im Durchschnitt.

    Wer hat denn behauptet, dass du in jeder einzelnen Geschichten eine Person aus jedem Land und jeder Gruppe einbauen müsstest?

    Btw. würde ich nun eine Geschichte im modernen Wien schreiben, würde es den meisten Wienern sehrwohl seltsam erscheinen, wenn es keinerlei türkischen, syrischen, serbischen, philippinischen, chinesischen, ugandischen, oder sonst irgendjemanden gäbe, der kein Österreicher ist. Wenn ich nur die Hälfte aller vorkommenden Charaktere als Österreicher schreibe, gibt das sehrwohl die gelebte Realität wieder, die ich so erlebe. Genauso, wenn die Hälfte oder zwei Drittel dieser Personen auf irgendeine Weise queer sind. Diese Leute hab ich auch nicht durch irgendeine queere Szene kennengelernt, sondern durch die Arbeit, durch DnD, durch Animecons, auf einem Mittelaltermarkt...

    Ich würde es sehrwohl als erfundene Realität oder Norm wahrnehmen, wenn da plötzlich alle weiß und niemand queer ist. Oder halt nur die eine Token Person da ist.


    Ich füge meinen Dungeons and Dragons und Vampire the Maskerade Settings total gerne asexuelle Charaktere hinzu. Auch wenns nur Nebenrollen sind. Eine asexuelle Person beweist durch ihre Existenz das Liebe echt ist und eben kein Nebenprodukt von körperlicher Anziehung. Und ich finde das einfach so poetisch und schön das ich niemals darauf verzichten würde. Und ich denke das jede Variation von Mensch etwas in der Art hat und das man sich das selbst nicht verwehren sollte nur weil es manchmal ungewohnt ist über den Tellerrand zu schauen.

    Ja! Zudem kann man eine asexuelle oder aromantische Person auch eine platonische Beziehung und Freundschaften schreiben, die von vorhinein alles andere ausschließt (wenn die Person halt allgemein Sex abgeneigt ist oder uninteressant findet), oder man kann auch einfach nur auf familiäre Beziehungen eingehen.

    Das weiß ich alles, keine Sorge und dennoch denke ich, dass sich viele Fantasyautoren dennoch darauf ausreden, wenn sie bei "Gesellschaft mit Geschlechterrollen" sofort in übermäßig körperliche und sexualisierte Gewalt gegen Frauen übergehen, oder einfach nur den Chauvinismus der meisten männlicher Charaktere normalisieren, und kaum etwas anderes anstellen.

    Gerade in rauen Gegenden können sich egalitäre Gesellschaften entwickeln, weil es egal ist wer die Arbeit erledigt, solange sie erledigt wird. Du hattest so etwas Ähnliches selbst auf der letzten Seite geschrieben.

    Und selbst wenn es zugewiesene Geschlechterrollen gibt, muss diese nicht dauernd in ständiger Unterdrückung, ungleicher Wertigkeit, Gewalt, sowie sexistischen Gedankengut dargestellt werden.

    Viele der "das war damals halt so"-Einstellungen beruhen auch tatsächlich auf Unwahrheiten. Das geht zurück bis in die Steinzeit, wenn pseudo-biologistische Begründungen gesucht werden, weil "in der Steinzeit war das auch eben so, Frauen mögen deswegen beschützende Männer, die jagen können". Ungeachtet dessen, dass diese Stämme eigentlich sehr egalitär waren.


    Ich denke allerdings sonst, da liegt bei dir auch ein falsches Konzept vor. Ich hab von Queerness gesprochen, bei weitem nicht nur von Homosexualität, sondern von dem ganzen Spektrum an Queerness. Das umfasst natürlich Bi- und Pansexualität, A- und Demisexualität, trans Personen und auch das Two-Spirit und ähnliche Konzepte, die viele native Americans, polynesische Natives und co. haben.

    Reine Hetero- oder Homosexualität ist eigentlich sogar recht selten. Die kulturelle Wahrnehmung hat ist in vielen Ländern bloß dahin verlagert, dass reine Heterosexualität als die absolute Norm und Mehrheit dargestellt wird und es auch nichts anderes als Monogamie gibt, zumindest nach außen hin. Manche leben tatsächlich monogam, weil sie das so wollen, andere haben Betrugs- und Eifersuchtsdramen.

    Das ist eher so eine verzerrte Vorstellung, die Heteropersonen haben, dass in einer fiktiven oder realen Gesellschaft, in der Queerness normalisiert wird, plötzlich viel zu wenige heterosexuelle und monogame Paare mehr auftauchen und keine Kinder mehr gezeugt werden. Queerness ist in dieser Vorstellung gleichbedeutend mit "schwuler reicher Mann hat einen Geliebten" und sonst existiert da nichts anderes.


    Btw. ich hatte mich dieses Jahr schon eingelesen wie das römische Reich etwa über Kelten und Germanen dachte, und Propaganda über diese als kindlich, unintelligent etc verbreutet haben, ebenso wie über afrikanische Völker. Daher sind die Aufzeichnungen über manche Völker nicht besonders aussagekräftig, aber bei vielen von denen wurde auch Queerness beschrieben.

    Ironischerweise hatten Rom und Griechenland dieselbe Einstellung wie ich oben beschrieben habe: es gab nur diese reichen, schwulen / bisexuellen Männern, die einen Geiebten hatten, zu dem meistens aufgrund des Alters oder Rolle ein hohes Machtgefälle bestand, und das war auch nur solange ehrenhaft, wie mann nicht "unten lag". Die Queerness von Frauen und allgemein aller anderen Personen war meistens einfach unsichtbar, oder wurde in manchen Situationen bestraft.


    Zitat

    Und - aehnlich sehe ich das bei Queerness oder Diversity in Fantasy - kann man gerne machen wenn man seine Welt so plant, kann man gerne auch weglassen. Ich kann mir ohne weiteres gute Geschichten in einer Welt vorstellen in der es schlicht keine queeren Menschen gibt (genauso wie ich mir gute Geschichten in einer Welt vorstellen kann in der es keine Elfen gibt, oder in der es nur Elfen gibt, oder... )

    Können tut man viel und im Gegensatz zu Elfen sind queere Menschen nunmal real, und Pan- und Bisexualität eigentlich die am häufigsten verbreiterte sexuelle Orientierung, die oft quasi in eine Richtung gebogen wird und diese ist dann meist Heterosexualität.

    Man schreibt zwar Fantasy, aber diese lesen echte Menschen und die wollen nicht als das seltene Einhorn betrachtet werden von denen man im Leben nur eines sieht. Vielleicht ist es auch gar ein Mythos und es erscheint einem nie lol.

    Wie viele offen queere Menschen man kennt, ist ansonsten auch eine Frage des eigenen Umfelds. Ich habe genau zwei cishetero Männer, laut Selbstbeschreibung, in meinem engeren Umfeld. Also schreibe ich das, was ich kenne und da ist die Mehrheit bei weitem nicht hetero und ein paar trans Personen sind mir ebenfalls bekannt.

    Zitat

    Ich hatte mich mit einer iranischen Freundin, die zu Wyll aus Baldurs Gate und Charakteren anderer Serien meinte, dass diese zwar tolle POC Charaktere seien, jedoch kaum eine eigene kulturelle Identität hätten.

    Das sehe ich eigentlich überhaupt nicht so. Wyll hat keine Kultur die realen afrikanischen Kulturen nachempfunden ist. Das wäre aber auch extrem seltsam, weil er eben Balduraner ist. Er verhält sich verglichen mit den anderen immer sehr würdevoll, nobel und ritterlich. Er zeigt einem, wenn man eine Romanze verfolgt sogar wie man Tanzt. Und es ist nicht irgendein Tanz, sondern so wie Adlige in Baldurs Tor tanzen. Bei mir hat er am meisten den Eindruck erweckt ins Setting zu gehören, weil er relativ normal und lange in der Hauptstadt gelebt hat und nicht wie der Rest: als Einsiedler leben musste, von einem Vampir-Lord verschleppt wurde, in einem Kult aufgewachsen ist oder für Teufel in den neun Höllen gekämpft hat.

    Das stimmt allerdings.

    Ich denke, der Eindruck könnte dadurch entstehen, dass wir eben diese europäisch angelehnte Kultur sehen und sonst wenig. Die meisten DnD-Kampagnen, ob nun offiziell oder von Spielern frei erfunden, spielen ja auch darin.

    Unrelated to that: Karlachs, Wylls und Halsins Romanzen und ihre gesamten Arcs sind so kurz. Astarions, Gales und Lae'zels Romanzen und Arcs sind so viel länger. ;(


    Zitat

    Gleichzeitig denke ich mir: Als queere Person möchte ich auch nicht nur "positive" Repräsentation in Charakteren und Beziehungen sehen. Ich finde das recht infantilisierend, wenn wir alle gut und gleich gestrickt sein sollen, es nur gute queere Personen und Beziehungen geben darf. Vorausgesetzt, die negativ dargestellte Person ist nicht der einzige queere Charakter in der gesamten Geschichte / Welt, die man als Leser mitbekommt.

    Ich schreibe hin und wieder auch Lgbtq+ Schurken. Es ist aus meiner Sicht nichts dabei. Solange der Grund für deren Bösartigkeit nicht auf ihrer Orientierung oder Geschlecht zurück zu führen ist. Man könnte argumentieren das man so ein schlechtes Bild von diesen Gruppen zeichnet, aber ich will mich nicht durch den Kontext bestehender Vorurteile und Falschinformationen einschränken lassen.

    Ja, ich finde es halt einschränkend und wie gesagt etwas infantilisierend, wenn queere Personen nur reingut sein dürfen, und ihre Beziehungen alle kuschelig und gut sind.

    Was ich natürlich nicht sehen möchte, sind diese bösartigen Stereotypen wie "Trans Frauen sind Serienmörderinnen, die bloß auf cis Frauen eifersüchtig derart eifersüchtig sind, dass sie durchdrehen" oder "schwule Männer sind "deviant" und all diese Dinge, you know ... that kind.

    Überleg mir dann aber zweimal, ob der Villain / Antagonist / einfach nur irgendwie unsympathischer Charakter genauso geschrieben wäre, wenn die Person weiß wäre, oder wenn sie cishetero wäre. Sprich, deren Ethnie oder Sexualität und Gender sollte keinen Grund FÜR diese Art von Charakterdarstellung sein, sondern "Antagonist, der nebenbei ein POC oder queer ist."

    Ich denke hier durchaus, dass auch die Anzahl der vorkommenden Charaktere eine Rolle spielt. Sieht halt etwas ungut aus, wenn alle weiß sind und der eine schwarze Charakter ist ein Villain. xD Fand es auch immer, vor allem in älteren Medien ungut, wenn es DIE EINE "Strong Independent Woman" gab und alle anderen wurden als Sidenote behandelt, wirkten schwächlich und dümmer, und DIE EINE Frau war dann oft auch noch ein Pick Me, die antagonistisch gegenüber anderen Frauen war und unbedingt einer von der Kerlen sein wollte lol.


    Zitat

    Ein anderes Ding, das mich sehr beschäftigt: ab wann ist es Cultural Appropriation? Mir wurde von verschiedenen Personen bloß gesagt nicht zu versuchen eine Kultur eins zu eins zu kopieren, sondern sich bloß Anreize zu holen, und ich weiß auch nicht so recht, ob ich mich fremden Mythologien und Legenden bedienen darf?

    Ich verstehe das zu einem Gewissen Grad, aber ich würde mich deswegen nicht verrückt machen. Mach deine Recherche und lass wenn möglich Personen aus den entsprechenden Gruppen drüber lesen. Du trittst sehr wahrscheinlich trotzdem in Fettnäpfchen, aber so what? Negatives Feedback ist ne gratis Anleitung es nächstes Mal besser zu machen. Vernünftige Leute kritisieren dich vielleicht, aber die werden dann auch merken, dass du mit Ehrlichkeit und Mühe dran gegangen bist. Und wenn dir doch jemand bösartige Kommentare schreibt, weil du seine Kultur 99% korrekt reflektiert hast und nicht 100% dann block das.

    Und wegen Mythologien. Sagen und Legenden gehören zu Kulturen dazu, daher ist es in meinen Augen albern das aktiv vermeiden zu wollen. Nimm angemessene Rücksicht auf die religiösen Gefühle von Gläubigen, wenn du über reale Religionen schreibst, ansonsten: go nuts!

    Ich möchte noch hinzu fügen das Vielfalt nicht nur aus meta-Gründen existieren sollte. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sich in Geschichten repräsentiert fühlt, aber ich persönlich finde auch das Schreiben so mehr Spaß macht, besonders im Fantasy Genre.

    Ich habe hier besonders zwei gegensätzliche Lager vorgefunden: "Versuche niemals eine ganze Kultur zu "kopieren" und nimm dir nur Inspiration daraus", und die genau gegenteilige Meinung von "Versuche niemals nur Teile einer Kultur als Inspiration zu nehmen". Irgendwie versteh ich beide Ansätze durchaus.

    Das Ding ist, dass es in der Fantasy ohnehin nicht möglich ist eine reale Kultur zu kopieren, selbst wenn man wollte, finde ich. Vor allem bei meinen Elfen, dass sie weltweit eine Kultur haben, die vor allem Reinkarnation und Magie als Zentrum ihrer Kultur machen. Sie passen sich über die Jahrtausenden in den jeweiligen Ländern dem an, was sie an klimatischen und kulturellen Bedingungen vorfinden. Sprich in der Art sich zu kleiden, Essenskultur, die Sprache vermischt sich ein wenig mit der Elfischen.

    Und dann ist es natürlich so, dass die Historie und Voraussetzungen (Magie, mehrere kulturschaffende Humanoide etc...) in einer Fantasywelt ohnehin andere sind.

    An sich macht es mir allgemein Spaß Vielfalt zu schreiben. Ich möchte nicht, dass die gesamte Welt gleich aussieht, das fängt schon bei Landschaften und Klimazonen an, und auch übernatürliche / ungewöhnliche Landschaften, die man hier nicht findet, und bezieht sich auch auf Kulturen und Sexualitäten, Gender etc.


    Danke jedenfalls für deine Antwort und Ansicht, das hilft mir schon sehr. ^^

    Hab mir dazu verschiedene Ansichten und so angehört und was die problematischten Klischees für diverse Gruppen sind. Dass man es nicht für jeden richtig machen kann, ist mir ohnehin bewusst, aber dennoch denk ich "ich hab dazu auch ganz andere Ansichten gelesen" (sprich: nimm nie nur teilweise Inspiration einer Kultur)


    Ich spiele sehr viel Pan und Paper (Vampire die Maskerade, Changeling the Lost und Dungeons and Dragons) und siehe da: Das „nur weibliche Jungfrauen“-Einhorn hat kein Problem damit ein Trans-Mädchen zu tragen, weil dieses mystische Wesen in deine Seele sieht und nicht in deine Hose. ;p

    Ally Unicorn. :queen::loveyou:

    Da ich es heute schon angesprochen und darüber nachgedacht, sowie mit Miri heute privat bereits besprochen, dass sich gerade Fantasy bestens dazu eignet Gendernormen zu durchbrechen, nicht-binäre und trans Charaktere darzustellen und auch queere Paare zu normalisieren.

    Dasselbe gilt auch dafür, dass es nicht zwangsläufig Sexismus oder Rassismus, der genau wie in unserer Welt funktioniert und entstanden ist, geben muss. Selbst wenn eine Welt von ihrem technologischen Entwicklungsstand her mittelalterlich geprägt ist, muss sie nicht eins zu eins ein Pseudo-Europa im Mittelalter sein, und das Mittelalter umfasst nunmal ein Jahrtausend.

    Ich finde dieses vereinfachte "das war damals eben so" (war es nicht unbedingt und überall?) oft ermüdend. Es erfährt dann beinahe ein jeder weibliche, und eventuell queere Charakter, Diskriminierung und eventuell sexualisierte Gewalt und charakterisiert sich dadurch, wobei ich nicht finde, dass viele dieser "im Mittelalter war das so"-Geschichten diese Thematiken gut hinbekommen, sondern eher ein altbekanntes Bild zeichnen, weil es vielleicht auch komfortabel ist etwas Bekanntes wiederzugeben. Dieselben Stories unterstellen Europäern oft eine kollektive Phobie gegen Seife und jeglicher Form von wirksamer Medizin, was ein Jahrtausend angehalten haben soll und dann "war das damals eben so". xD

    Auch ist das Leben queerer Personen nicht nur dann wert erzählt zu werden, wenn ihr Leben eine Charakterstudie und eine soziologische Studie über Queerness, Coming Out und Diskriminierung ist. Bin persönlich gar kein Fan all dieser Coming Out-Dramen und co. Ich kann mich noch erinnern, bei Trudi Canavaan gab es einen schwulen Charakter, dessen Charakter-Arc es war herauszufinden, dass er schwul ist und Diskrilinierung zu erleben. Und das hielt sehr lange an. War damals beeindruckend, da ich das Teenager nie gelesen hatte, als Erwachsener kommt man drauf, dass der Charakter... halt der Schwule / das schwule Paar waren. Ich ordne das als gut gemeint ein, kann mich jedenfalls an nicht mehr zu seinem Charakter erinnern. ^^'


    Ebenso finde ich es ermüdend ist biologistische Begründungen zu lesen, weshalb eine biologische Frau physiologisch einem biologischen Mann meist unterlegen sei. Mag in unserer Welt stimmen, aber in einer Welt, in der man Feuerbälle schleudern kann, kann eine Frau bestimmt einen Zauber finden, der ihr zusätzliche Muskelkraft verleiht, sie muss jetzt keine Felsen schmeißen können, aber es gäbe bestimmt Wege um sie mit einem trainierten Kerl gleichaufzubringen.

    Das heißt, wenn sie das möchte. Was ich nämlich furchtbar finde sind Frauen, die andere Frauen und weiblich gelesene Personen unter den Bus Karren werfen und jede typische, feminine Tätigkeit und Interesse, oder der Wunsch nach Ehe und Kindern, lächerlich machen. Das ist dann "die eine starke Frau" und außer ihr ist kaum eine andere in der Geschichte zu finden. Diversität bedeutet auch, dass jedes Geschlecht die ganze Bandbreite an Persönlichkeit und Lebensrealitäten sowie (un)typisch weiblicheb und männlichen Körperformen etc. abdecken darf.

    Was ich hingegen auch enttäuschend finde, nicht nur in der typischen High Fantasy, sondern auch in Romantasy und co., wenn der Schreibende die Möglichkeit hätte eine vollkommen neue Kultur zu schaffen, neue Beziehungsmuster etc, aber am Ende kommt nur wieder eine toxische, heterosexuelle Beziehung raus. *hust* Sarah J. Mass */hust* Die Protagonistin landet im Fey-Reich und man stellt als Leser fest, dass die männlichen Love Interests ein typisches Abziehbild toxischer, männlicher und eben menschlicher Rollenbilder sind. Das war disheartening.

    Erstaunlicherweise hat etwa Tollkien, der seit langem tot ist, seinen Elfen erlaubt aus typischen männlichen Rolle auszubrechen- und nicht nur denen. Zwerginnen haben Bärte und Aragorn ist keiner der modernen, arschlochigen "Alphamänner", der jedem anderen aggressiv begegnet und jeden herabsetzen muss, um selbst mehr zu gelten, und darf weinen etc. Ich sehe hier in vielen modernen Romanen sogar einen massiven Rückschritt, was Männlichkeitsbilder betrifft. Peak Masculinity ist irgendwie nicht das abusive Arschloch, das durch schlimmes Trauma so geworden ist und nur gerettet werden muss, sondern ein König, der sagt: "my friends, you bow to no one". xD


    Ein anderes Ding, das mich sehr beschäftigt: ab wann ist es Cultural Appropriation? Mir wurde von verschiedenen Personen bloß gesagt nicht zu versuchen eine Kultur eins zu eins zu kopieren, sondern sich bloß Anreize zu holen, und ich weiß auch nicht so recht, ob ich mich fremden Mythologien und Legenden bedienen darf?

    Natürlich auch keine negativen, rassistischen Stereotypen einzubauen wie der arabischstämmige Person, die alle Terroristen sind oder "Barbaren" in einem vorindustriellen / mittelalterlichen Setting, oder schwarze oder amerikanische Völker als "Wilde". Mit einer neutralen bis positiven Darstellung sollte man wenig, zumindest nicht grundsätzlich, falschmachen. So andere Fauxpas wie Hautfarben mit Nahrungsmittel und anderen Kolonialgütern zu vergleichen, ist mir ohnehin klar, dass man die Finger von lässt.

    Ich hatte mich mit einer iranischen Freundin, die zu Wyll aus Baldurs Gate und Charakteren anderer Serien meinte, dass diese zwar tolle POC Charaktere seien, jedoch kaum eine eigene kulturelle Identität hätten. Sie sind halt Charaktere, die aus Entscheidung der Schreiber heraus POC sind, die jedoch keine wirkliche Wurzeln in dieser Welt haben. Sie hatte dann ebenfalls Shadow & Bone / Six of Crows zusammen gesehen und sie hat mir gepointet, dass vor allem Inej ein Charakter ist, die tatsächlich auch eine kulturelle und religiöse Identität hat und nicht ein POC Charakter ist, um mehr Repräsentation einzubringen. Was btw auch gut ist, aber ich hab schon nachvollziehen können, was sie meint.

    Nun will ich ohnehin nicht der Welt dieselbe Kultur aufschreiben und klimatische Bedingungen begünstigen diverse Kleidungs- und Baustile, Materialien für beides, Nahrungsmittel und Gerichte, und sogar Sprachen und bringen somit ähnliche Ergebnisse hervor ..., aber ich weiß nie wo die Grenze zur Cultural Appropriation liegt.

    Einer meiner Charaktere, die... sie ist jetzt nun keinesfalls ein Villain, aber wahrscheinlich nicht unbedingt Sympathieträgerin, ist zwangsläufig dunkelhäutig, weil sie die Mutter meines Protagonisten ist, welcher aus einem Land stammt, das in deren Baustilen, Kleidung und co. etwas an das alte Persien, Berber und in Gerichten, Bauwerken und co. an andere Kulturen aus diesen klimatischen Zonen erinnern soll aus denen ich Inspiration geholt habe. Ich möchte jedoch diese Inspirationen nicht "überschreiben", sprich too much werden lassen, und es fühlt sich seltsam an eine dunkelhäutige Person, selbst wenn sie kein Mensch sondern eine Elfe ist, nicht unbedingt als Sympathieträger (vermute ich mal) zu schreiben.

    Gleichzeitig denke ich mir: Als queere Person möchte ich auch nicht nur "positive" Repräsentation in Charakteren und Beziehungen sehen. Ich finde das recht infantilisierend, wenn wir alle gut und gleich gestrickt sein sollen, es nur gute queere Personen und Beziehungen geben darf. Vorausgesetzt, die negativ dargestellte Person ist nicht der einzige queere Charakter in der gesamten Geschichte / Welt, die man als Leser mitbekommt.

    Ansonsten möchte ich vor allem Kulturen erschaffen, die es hier auf der Erde nicht geben kann, weil wir keine Magie und reale mythologischen Wesen kennen, die va bei Elfen, aber auch bei anderen Humanoiden, einen bedeutenden Part ihrer Kultur darstellen. Es gibt auch keine instintutiellen, monotheistischen oder anderwertige Religionen und wird keinen Kolonialismus geben wie die Erde ihn hatte. Letzteres will ich in meiner Welt einfach bewusst nicht ... und tbh, ich würde mich auch nicht trauen.


    Ich denke dieses "nicht trauen" oder etwas zögern etwas einzubauen womit man sn selbst persönlich nicht vertraut und mit aufgewachsen ist, das jedoch für jemsnd anderen eine große Bedeutung hat, da kann ich mir schon vorstellen wie sich nicht-queere Personen fühlen, die sich vorgenommen haben mal etwas andere als hetero oder nur cis Personen zu schreiben. :D


    Meine Freundin ich haben zum Beispiel auch darüber diskutiert, wie man Hautfarben beschreiben sollte. Sie meinte, sie hat dazu einen interessanten Blog gesehen. Ich müsste sie mal fragen und kann ihn gern mal hier rein editieren :)
    Kern der Aussage war aber, dass Vergleiche mit Essen eher uncool sind (also Haut wie Schokolade oder Kaffee). Stattdessen soll man das Kind einfach beim Namen nennen: Hell, blass, Terrakotta, braun etc.

    Da sie und ich schreiben ist uns außerdem aufgefallen, wie leicht man in die Klischeefalle tappt. Sie hat zum Beispiel einen Char, der zuerst der "schwule beste Freund war" und einen "introvertierten Asiaten". Dann ist ihr aufgefallen, wie Klischeehaft das ist und hat die Protas ein wenig umgeschrieben.

    Nice finde ich auch, wenn sich Diversität in Berufe schleicht: Warum im Fantasy-Bereich also nicht mal ein weiblicher Schmied?

    Ich könnte jetzt noch weiter ausholen, weil ich das Thema spannend finde und es so facettenreich ist, aber das spare ich mir (erst)mal XD

    EDIT: Wie versprochen der Link zum Blog :D (ich hab selbst noch nicht reingelesen): https://vickieunddaswort.de

    Den kenne ich. War allerdings zuerst auf den Tumblr-Blog "Writing With Colors" gestoßen, der auch beschreibt wie man Haar beschreibt, wenn es nicht glatt ist.

    Dass man Personen, die selbst als "Kolonialgut" gehandelt wurden und als solche oft sexuelle Gewalt erfuhren, nicht mit Lebensmittel zum Verzehr und anderem Kolonialgut vergleicht, finde ich, ist einfach nur Basic Decency.

    Uuund dann findet man einen uralten Text von sich und cringed erstmal, weil ein arabischischer Junge mit Kaffee verglichen wird. :')


    Also ich möchte hier einwerfen, dass Lovecrafts Ansichten auch zu seiner Zeit nicht normal waren. "Früher war alles sexistischer, rassistischer, queerfeindlicher und whatever, heute haben wir so große Fortschritte gemacht", stimmt oftmals nicht so ganz. Vor der Machtergreifung der Nazis, gab es bereits schon einmal einen recht lockeren Umgang mit Queerness. Vor allem im Vergleich zu den Jahrzehnten danach.

    Sicher, viele Leute hatten auch Vorbehalte gegenüber Nachbarn aus anderen Kulturen, eigentlich fast derselbe Alltagsrassismus wie heute, aber selbst seine Freunde haben sich von Lovecraft distanziert, weil er derart extrem in seinen Ansichten waren und es nicht mehr hören konnten ... allerdings hatte der Mann gefühlt auch vor seinem eigenen Schatten Angst, man könnte über ihn sagen, er hatte in gewisser Weise tatsächlich eine Xenophobie. ^^'

    Edit: Ich sehe gerade, dass ich das über Lovecraft schonmal gesagt habe. Vielleicht ignorieren. xD

    Schon alleine wie viele abgedroschene Synonyme man den Haaren herbeiziehen kann, bloß um nicht Penis, Vulva und Sperma auszuschreiben.

    Ehrlich? Wenn ich eine Sexszene läse, in der diese Begriffe auftauchten... ich würde mich ziemlich verwirrt fragen, ob ich nicht aus Versehen ein Biologie-Buch erstanden habe. Wenn mein Prota seine Holde fragen würde, ob er mit seinem Penis ihre Vulva penetrieren dürfe und ihr Sperma in den Leib ejakulieren... ich würde diese "technische Zeichnung" ad acta legen und das Buch nie wieder anfassen. Natürlich gibt es wissenschaftlich exakte Begriffe für die Körperteile und auch für die zur Reproduktion notwendigen Vorgänge... aber will ich das in einem Roman lesen? Äh.... neee. ICH nicht.

    Also derbere Begriffe lass ich mir noch gefallen, genauso wie andere neutralere Begriffe wie Glied, aber dann hab ich auchmal "Liebeslanze" und co gelesen und konnte die ganzen Szene nicht mehr ernstnehmen. Ich weiß, es gibt bestimmt ein Publikum dafür, aber das tickt dann wohl sehr anders als ich das tu haha.

    Sexszenen
    Zitat

    Das Problem dabei ist, dass auch diese Szenen "Kunden" finden. Leute die nochmal zurückblättern, um das ganze "aufregend tolle" Textstück nochmal zu lesen... Solange es Leser für dies (und das und jenes) gibt, gibt es auch Autoren, die es bedienen

    Leider betrifft das auch viel die moderne Fantasy. Also wenn ich Fantasy lese bin ich eigentlich nicht scharf auf Sexszenen (sie müssten schon zur Handlung passen - aber besser weglassen oder nur wenn es was ganz Spezielles zu erzählen gibt!). Trotzdem sind die aber in vielen dieser Werke plötzlich ohne Vorwarnung drin und dann oft sogar noch ausufernd und seitenlang. ?( Scheint sogar fast ein Zwang zu sein dass es bei Romantasy auch zur Sache gehen muss und zwar am besten möglichst schnell. ?( (Und ich finde - das passt meist nicht. Es ist schwer zu schreiben und viele können das einfach nicht. Machen es aber trotzdem.)

    Ich las mal eine Rezension über eine Meeresfantasy. Die Rezensentin bemängelte eine total platte und vorhersagbare Handlung vergab zwei Sterne und schrieb im Abschlusssatz "Ich freue mich schon auf Band 2". Was mich mit einigen Fragezeichen zurückließ. Danach hat dieselbe Rezensentin tatsächlich noch Band 2 und Band 3 verschlungen die offenbar genauso grottenschlecht waren - auch zwei Sterne - aber gerne gelesen. Weil es in dem Buch hauptsächlich um Sex ging - wie ich erst in der letzten Rezension kapiert habe!

    Ich sehe da ehrlich das Problem nicht? Schreibe selbst gerne mal seitenlange Sexszenen... einfach nur, weil es Spaß macht, schätze ich mal.

    Könnte jetzt mit der Pseudoargumentation kommen "um die Entwicklung der Romanze voranzubringen", aber dazu könnte ich auch abblenden. Das ist nicht dazu da, um Leser und Kunden zu bedienen, sondern weil es dem Schreibenden selbst Spaß macht, und natürlich findet sich auch zahlreiches Publikum für Sexszenen, inklusive, hust, häufig mal der/m eigenen Partner(*in).

    Dieses Abblenden oder kurzhalten mache ich eher bei Sexszenen, die wirklich keine Bedeutung haben. Wenn es nur Sex mit einer Prostituierte ist, halt ich mich kurz. Also in gewisser Weise erfüllen die ausgeschriebenen Szenen doch einen gewissen Zweck.

    Mich stört es erst, wenn die Sexszenen die Handlung überschatten (es sei denn man weiß von vorhin worauf man sich einlässt, aka die Kurzbeschreibung und Cover machen das klar) und außerhalb der Sexszenen gibt es langgezogene Dialoge und Monologe darüber, und im Akt selbst sind sie nicht wirklich ansprechend geschrieben sind.

    Schon alleine wie viele abgedroschene Synonyme man den Haaren herbeiziehen kann, bloß um nicht Penis, Vulva und Sperma auszuschreiben. Dabei... woher kommt das? Kommt das aus Scham heraus, oder finden das diese Schreibenden schön? Bis auf vielleicht ältere Damen, kenne ich keine erwachsene Person, die nicht Geschlechtsteile und Körperflüssigkeiten als das benennen kann, was sie sind.

    Und dann natürlich Szenen, die eigentlich sexuelle Gewalt als sexy versuchen darzustellen, meeh....

    Vorwarnungen würde ich nie geben, es sei denn es geht um sexuelle Gewalt. Bei allem anderen, ob das nun Kampfszenen sind oder Leute in einer Bar einfach zusammen was trinken, oder sonst etwas tun, warne ich ja auch nicht mit Hints vor, dass es nun dazu kommen wird.


    In ein eigenes Eck gestellt zu werden entspricht dann halt nicht unbedingt meiner Idee von Inklusion, während alle anderen Romane ein allgemeines und breites Publikum ansprechen sollen. Obwohl sich das in letzter Zeit auch gebessert hat und man nicht so häufig in ein eigenes Eck abgestellt wird.

    Ich habe keine Ahnung von Buchhandlungen aber mein Gefühl ist, dass sich viele Menschen einfach selbst in das Eck stellen ...

    Wie Jennagon es schon in ihrem Post sagte. Es steht oft IM ERSTEN SATZ des Klappentextes. Es gibt Menschen die erwähnen das im ERSTEN SATZ ihrer Begrüßung. Das ist wie der Klischee Vegetarier, der dir immer sagt, dass er Vegetarier ist(ohne dass es relevant ist) oder der Applebesitzer, der nie sagt "Wo ist eigentlich mein Handy?" Nein, der geht immer an sein IPHONE.
    (Nein, das ist kein Front, ich mag beide Gruppen, ihr seid toll <3 Ist nur ein Beispiel)


    Wenn man sich nur über EINE SACHE identifiziert und sich dann ärgert in ein Eck gestellt zu werden ... jo ... sry. Ich glaube dann liegt das Problem nicht, bei der Sache mit der die Person sich identifiziert. :pardon:

    Und so schaden Einzelne einer Bewegung :pardon:

    In welcher Welt stellt sich ein schwuler Mann zb bitte als "ich bin der Tom und schwul" vor? Und bei Klappentexten ist es doch klar, dass in einer Romanze zb gleich auf das Paar eingegangen wird. Das wird bei heterosexuellen Romanzen auch nicht anders gemacht.

    Wenn es um Namen und Pronomen geht... wie soll ich mich denn sonst vorstellen wenn nicht mit meinem Namen, duh, und klarstellen wie ich angesprochen werden will. Wobei mir Letzteres eher egal ist. Wenn ich mich mit Risa vorstelle, kommen bei vielen automatisch Fragen auf "woher kommt der Name? Wie kamst du dazu? Wie willst du (pronomentechnisch) genannt werden?" Bei den meisten Leuten, die ich in meiner Freizeit kennenlernen, ist das eine Klarstellung, die eine Minute dauert, und dann nie wieder erwähnt wird. Wüsste nicht wo das eine Sache sein soll, über die man sich alleinig definiert, wenn sie beim Kennenlernen sehr schnell geklärt werden kann und dann nie wieder eine Rolle spielt.

    Ja okay, seh ich ein, trotzdem find ich dass öfters nach Ausflüchten gesucht wird (jetzt nicht unbedingt oder nur auf dich bezogen) wieso queere oder dunkelhäutigere Charaktere die Story "stören" könnten, während natürlich nie die Diskussuon aufkommt, ob, wieso und wann ein weißer heterosexueller Mann die Geschichte stören könnte, weil das so der Standard ist.

    Zudem ist ganz Westeros auf einem Pseudomittelalter aufgebaut, wobei nichts dagegen ist, aber die Argumentation "weil Mittelalter" ist nunmal auch die häufigste, die zu erklärt weshalb weibliche Charaktere unterdrückt werden. Kommt dann halt auch drauf an, wie diese Unterdrückung dargestellt ist.


    Zu Zweiterem: Daran ist die LGBT Community teilweise selbst schuld, finde ich. Das Sichtbarmachen hat auch dazu geführt, dass Fantasy mit queeren Hauptcharakteren und Romanzen extra als Queer (Erotic / Romance) Fantasy eingestuft wird und in manchen Buchhandlungen gibt es extra Ecken, bzw für ebooks gibt es extra Tabs für queere Romane. In ein eigenes Eck gestellt zu werden entspricht dann halt nicht unbedingt meiner Idee von Inklusion, während alle anderen Romane ein allgemeines und breites Publikum ansprechen sollen. Obwohl sich das in letzter Zeit auch gebessert hat und man nicht so häufig in ein eigenes Eck abgestellt wird.

    Sidenote davon:

    Ein anderes Manko bei queerer Literatur ist halt, dass es sehr häufig heterosexuelle Frauen sind, die schwule Romanzen schreiben und an sich wäre nichts dagegen einzuwenden, aber sowohl bei vielen Boys Love Manga wie auch in westlichen Romanen, ist das oft sehr fetischisiert und diese Frauen schreiben eine sehr klischeehafte heterosexuelle Beziehung mit einem charakterlich sehr unterwürfigen Partner, der die "klassische Frau" ersetzt, und einem dominanten Mann nunmal in der Rolle "des klassischen Mannes" solcher Geschichten. Kaum ein erwachsener schwuler Mann erkennt sich je in diesen Charakteren wieder, aber diese Frauen sehen sich ja oft als als diejenigen an, die gegen Homophobie kämpfen.

    Zitat

    Geschichten entstehen immer unter dem Eindruck dessen, was der Autor sieht, hört, erlebt und wie er das umsetzt. Anzudeuten, Dinge seien nicht gut, weil der Erschaffer nicht die Gegebenheiten einer weit zukünftigen Epoche berücksichtigt und eingearbeitet hat, ist in meinen Augen absurd.

    Du, Feron musst dich dann auch fragen lassen: Wie gedenkst du, die Ereignisse und gesellschaftlichen Formen zukünftiger Zeiten in deine Werke einfließen zu lassen? Ich möchte zu gern wissen, in welchen Kristallkugeln du recherchierst, um zukünftigen Befindlichkeiten rundum gerecht zu werden...

    Lovecrafts Bücher sind trotzdem rassistisch, auch wenn das zu seiner Zeit normal gewesen ist und dementsprechend keiner was gesagt hat. Warum soll man das in einer späteren Epoche nicht ansprechen?

    Lovecrafts Ausprägung von Rassismus war btw auch zu seiner Zeit nicht normal. Ich hab mich bisschen mit ihm beschäftigt und er hatte im wahrsten Sinne des Wortes Todesangst vor allem Fremden und war paranoid darüber was seine ausländischen Nachbarn ihm antun könnten, oder was die gegen ihn und andere Einheimische geplant haben könnten. Es gab gleichzeitig zu seiner Zeit sehr viele Menschen, die gute Freundschaften und Beziehungen zu Menschen anderer Ethnien hatten.

    Bloß wäre Lovecraft kein derart bekannter Horrorautor geworden, wenn er nicht seine Angst vor... literally allem, niedergeschrieben hätte.

    Auch zu Zeiten der Sklaverei in Amerika, gab es beispielsweise "Zuchtfarmen" auf denen weiße Sklavenhändler die Sklavinnen vergewaltigten um sie zu schwängern und neue Arbeitskräfte zu schaffen: diese Männer und Familien wurden auch von anderen Weißen oft für Monster gehalten. Vor allem in den Ausmaßen und Grausamkeiten, die die Sklaverei angenommen hatte. "Kind seiner Zeit" ist oft so leicht dahergesagt, aber um einiges komplexer als es klingt und Menschen waren nie eine homogene Masse.

    Andererseits kann Sensitivity Reading auch ins Lächerliche ausschlagen. Hab schon Leute gelesen, die dann anprangern, wenn Worte wie Idiot etc verwendet werden, weil das angeblich ableistisch sei; wohlgemerkt in dem Kontext, dass sich Person A über Person B ärgert, sowie das Wort heute üblicherweise gebraucht wird, es wird sich in dem Kontext nicht über eine Person mit einer geistigen Behinderung lustig macht.

    Wenn man Werke solcher Personen liest, ist es halt leider wahr, dass sie so viel Angst davor haben jemanden zu verärgern, dass ihre Geschichten vollkommen zahnlos sind und halt drin enden, dass soch eben jene Person mehr wie ein Kind ausdrückt (böse Worte tun Menschen weh! - wohlgemerkt keine Slurs, Worte wie Idiot und co.) und manche dieser Leute vollkommen paranoid sind. Auf Animexx gibt es eine Person, die so gut wie wöchentlich oder mehrmals wöchentlich Umfragen startet (oft sehr ähnlich gestellte Fragen), ob dies oder jenes in Ordnung sei.

    Ich denke das Internet und speziell solche Seiten wie Twitter die Fähigkeit der Menschen verlorengeht, auf jeder Seite des politischen Spektrums btw, Kontext zu erkennen und einzuordnen.


    Das werde ich nie verstehen. Wieso muss es deiner Meinung nach eine Gesellschaftsgeschichte werden, wenn Hauptcharaktere queer sind, aber nicht wenn sie heterosexuell sind. Wer sagt, dass diese Form von Diskriminierung in der Geschichte und dieser Kultur vorkommen muss.

    Genauso wie oben erwähnt: Isayama, der Autor von Attack on Titan, hat so nebenbei erwähnt, dass er sich Hange als nicht-binär vorstellt und es ist aus dem Kontext selbst heraus ziemlich klar was zwischen Ymir und Historia und Erwin und Levi ist. Dazu muss man keine romanlangen Queerdramen schreiben.

    Genauso muss man nicht in jeder einzelnen vorindustriellen Fantasywelt sagen "Frauen werden unterdrückt, weil Mittelalter." Also mal davon abgesehen, dass es sehr viel komplexer war und viele Frauen durchaus Respekt und normalen Umgang von ihren Familien erhalten hatten (nur weil eine Gesellschaft der Meinung ist, dass es gottgegebene Rollenverteilungen gibt, heißt es nicht dass diese Rolle so stark herabgewertet werden muss, oder eine jede Frau von Familie und Mann wie ein Stück Dreck behandelt wird), erschafft man eine eigene Welt und kann entscheiden, ob man dies ansprechen und Teil seiner Geschichte haben möchte oder nicht.

    Ich bin btw in meiner Kindheit und Jugend mit schlechten heterosexuellen Romanzen, die einen sehr großen Anteil (wenn es nicht als Romanze ausgelegt war: einen übermäßigen Anteil) ausgemacht haben, fast bombadiert worden. Von mir wurde quasi erwartet Disneyprinzessinnen und deren oft ja auch charakterlosen Lackaffen-Prinzen zu lieben. Die Filme sind sehr viel besser geworden seitdem die weiblichen Hauptcharaktere ein eigenes Ziel haben, das nicht darin liegt einen Mann zu heiraten, den sie seit ein paar Tagen kennen. Und so ziemlich jeder Hollywoodactionfilm hat eine lieblos eingeworfene, heterosexuelle Romanze, die dazu dient dem männlichen Actionhelden einen "Preis" am Ende des Films zu geben oder jemanden, den er retten muss.

    Wenn ein Roman eine lesbische oder schwule Sexszene enthält, wird er von den Verlagen und Buchhandlungen, viel schneller in die Erotikecke geschoben. Wenn Martin beschreibt, wie eine Dreizehnjährige zwangsverheiratet und grafisch beschreibt wie sie vergewaltigt wird, dann "war das halt damals so" und niemand käme auf die Idee Game of Thrones als reinen Erotikroman zu sehen.

    Ich finde, man muss zwischen erzwungener Diversität unterscheiden, oder ob sich diese gut in die Geschichte einfügt. Hab schon Leute gesehen, die quasi eine Häkchenliste durchgehen, ob ja jede nur mögliche sexuelle Orientierung oder Identität etc vorhanden ist, und ich hab diese Geschichten gelesen und fand sie einfach nicht gut.

    Speziell im Gedächtnis geblieben ist mir ein Buch in dem sehr viel auf die Sexualität der Charaktere eingegangen ist bzw. es meiner Meinung nach auch zu viele Sexszenen für die Handlung gab, und die Amazonen, die sich einen Lustknaben hielten, wurden vom Text nicht angekreidet, der Missbrauch, der durch Männer passiert ist allerdings schon. Kam auf mich sehr doppelmoralisch an und war als Feminismus getarnt.

    An sich bringe ich aber gerne "Diversität" in Fantasy ein, vor allem da ich selbst weder cishetero bin noch neurotypisch. Natürlich schreibe ich gerne queere oder auch manchmal autistische Charaktere. Was einem in dieser Hinsicht an Darstellung in manchen Mainstreamserien geboten wird, find ich sehr entwürdigend / entmenschlichend, wenn sie mit dem Gedanken darauf produziert werden. Vor allem als ich paar Folgen von The Good Doctor gesehen habe, das hat mich einfach wütend gemacht.

    Was mich wirklich glücklich gemacht hat ist wie einfach es sein kann diverse (also auch vom Gender) Charaktere in eine Geschichte zu integrieren. Bei einem meiner absoluten Lieblingscharaktere, Hange von Attack on Titan, hat der Autor einfach nebenbei bestätigt, dass er den Charakter als divers sieht - und ich persönlich lese dey als alles andere als neurotypisch haha.

    Ansonsten macht es für mich auch oft keinen Sinn keine Diversität darzustellen. Klar, wenn man einen mittelalterlichen Bauernjungen hat, der sein Bergdorf mit zwanzig Seelen nicht verlassen hat, sieht es anders aus, aber sobald man eine Reise schreibt, wird man automatisch von alle möglichen Menschen und andere Wesen treffen.

    Nun am 23. und 24. auch wieder Herr der Ringe gesehen und es macht einfach keinen Sinn auf mich, dass jeder einzelne der jahrhunderte- und jahrtausende alten Elfen stockhetero ist und für ewig einen einzigen Partner an seiner Seite hat. Ich meine, in Jahrhunderten und Jahrtausenden kann sehr viel passieren, um das zu ändern.

    Hab dann bisschen tiefer reingegebraben und Tolkien war halt ein Kind seiner Zeit und gläubiger Christ. Er hat seine Elfen als den menschlichen Idealzustand angesehen, als eine humanoide Rasse, die nicht von der Erbsünde und allgemein nicht so sehr von Sünden befallen ist wie die Menschen. Also so wirken sie auch, sehr steril. Lustigerweise fand ich, dass im Film von den Elfen einzig Legolas mehr wie eine tatsächliche Person wirkt und weniger wie eine mythische Sagengestalt, er macht sogar hin und wieder Witze, speziell wenn er Gimli aufzieht.

    An sich finde ich, dass man gerade im Phantastikbereich sehr viel Spielraum hat auch neue Blickwinkel zu erforschen. Wieso sollte ein Wesen, das Magie beherrscht um sich in alles Mögliche zu verwandeln, nicht auch auf Wunsch sein Aussehen und seine Geschlechtsorgane umwandeln können und wenn es mehrere Personen in einer Gesellschaft gibt, die dazu in der Lage sind, hat diese Kultur womöglich sehr viel aufgeweichtere Vorstellungen davon was weiblich, männlich oder divers ist oder gar keine Vorstellung einer fixen sexuellen Orientierung.

    Bei meiner DnD-Gruppe und mir hat sich das dann so entwickelt, dass Elfen zum Beispiel Heterosexualität nicht als "default" ansehen, sondern kaum ein richtiges Konzept von sexueller Orientierung haben.

    Man kann sowohl kulturell wie auch biologisch sehr viel machen, aber Filme wie Avatar (das Avatar mit den blauen Männchen) sprechen von Aliens und dann sind es eben nur blau gefärbte, große Menschen, die ein Native-Klischee darstellen. Aliens sollten imo auch wirklich "alien" sein.

    Die Githyanki in DnD und Baldur's Gate sind zwar per se auch humanoide Aliens, aber sie legen Eier und ziehen die "Kaulquappen" in Krippen auf, das ist um einiges interessanter und die Mykoniden sind Pilze, die alle ein Lebewesen eines Myzels sind. Gerade wenn man eine Fantasywelt hat, muss nicht jedes denkende Lebewesen einen Menschen mit Gimmicks darstellen.

    Ich mag aber allgemein nicht jene Fantasy-Stories, in denen die Romanze die gesamte Handlung überschattet. Da ist es egal welches Geschlecht oder allgemein Wesen das ist und ich möchte von Anfang wissen, dass es sich um Romantasy als Hauptgenre handelt, weil ich davon selten etwas lese oder schreibe.

    Ich möchte nicht, dass einem Drachen versprochen werden und in der Mitte der Handlung kann sich der Drache in einen Menschen verwandeln und all die Handlung dreht sich fortan um die Romanze, so als Beispiel.

    Dafür mag ich gut ausgearbeitete Romanzen als Nebenhandlung manchmal sehr gerne.

    Was ich auch überhaupt nicht mag sind Queer Dramen oder Coming Out Dramen, wenn sich wirklich die gesamte Handlung um die Queerness und damit verbundene Diskriminierung des Hauptcharakters geht, oder um eine Selbstfindungsphase der Sexualität des Hauptcharakters. Ich finde diese meist vergekünstelt und melodramatisch geschrieben, von denen die ich gesehen und gelesen habe.