Uh, spannend, und klar im Detail kannst du das sicher um ein vielfaches besser Berechnen und beurteilen. Ich würde auch nicht behaupten das ein Meisterhau die selbe Energie hat wie ein durchgezogener Schlag, da ist klar das beim Durchgezogenen mehr Kraft drauf kommen kann.
Gleichzeitig aber natürlich auch ein Kontrollverlust, da man die Klinge dann erst wieder bremsen muss und im blödesten Fall ungedeckt da steht. (Wobei das heutzutage vermutlich eher nicht mehr so vorkommt, da das ja alle wissen. ^^)
Der Meisterhau soll ja hier nicht im 90° Winkel 1:1 Kraft gegen Kraft sein und stumpf blocken (außer im Notfall natürlich, aber dann ist es kein Meisterhau merh), sondern die Schnittebene brechen. Und das man, sollte das nicht irgendwie nicht geklappt habe, steht man immer noch in Stich-/Bedrohungsposition.
Ich glaub, und da bin ich grad am Grübeln, das es bei einer Feder auch tatsächlich schwieriger ist, die Schnittebene zu brechen. Zum einen weil die Klinge so extrem "weich" ist, aber auch, weil man durch den merklich längeren Griff auch den Schlag viel viel einfacher beeinflussen kann. Dadurch kann es gut sein, das das Brechen in der Form gar nicht klappt.
Müsste ich echt mal Testen, mal schauen wann ich es wieder mal zum Training schaffe, der Austausch motiviert mich grad immer mehr...
Mein Freikampferfahrung bezieht sich natürlich auch primär auf meinen Verein, bei dem der Wettbewerbsgedanken nicht so groß ist. Was im Turnierkampf inzwischen so abgeht ist da eine ganz andere Liga. Kann also gut sein, das das bei uns etwas entspannter und entsprechend nicht so gefährlich ist.
Denn ja, ich verstehe durchaus das man das was im Turnierkampf so gemacht wird, besser mit Federn gefochten wird. (Was wiederum den Turnierkampf beeinflusst). Das habe ich teilweise Live beobachtet wie sich beim Drey-Event (Jährliches internationales Fechtertreffen in Wien) sich die Turnierwaffe mehr zur Feder verschoben hat, weil die einem im Tournier mehr Vorteile gibt, was dann wiederum die Art des Turnierkampfs verändert. Das hist. Turnierfechten spaltet sich da vom hist. Rekonstruktionsfechten immer mehr ab. Wobei die meisten vermutlich irgendwie dazwischen sind.
Zum Trainingsschwert: Ein gutes Trainingsschwert versucht natürlich die physikalischen Eigenschaften eines Originalen, scharfen Schwertes so gut wie möglich zu kopieren. Sowohl Fechter als auch Schmiede beschäftigen sich da durchaus auch mit Originalen, vermessen und vergleichen diese um da so nahe wie möglich dran zu kommen (was sehr faszinierend ist wenn man das mal mitmachen kann).
Entsprechend sind das natürlich nicht einfach nur 1:1 Kopien von Originalen die man stumpf gelassen hat, sondern es wird versucht das Gewicht anders zu verteilen, für die breiteren Ränder (nich ) wird der Schwertquerschnitt etwas verdünnert, die Hohlkehle etwas vergrößert etc. Wenn man die Scharf schleifen würde, würden die gar nichts taugen... XD
Wirklich relevant sind bei einem Schwert ja Schwingungspunkt und Drehpunkt. Speziell der Drehpunkt gibt einem zum Teil tatsächlich vor wie man das Schwert verwenden musst/soll für optimalen Nutzen.
Meine beiden Einhänder sind da komplette Gegenteile: Das eine hat den Drehpunkt vor der Klinge, wenn ich den Ort nach vorne ausrichte dreht es sich um diesen Punkt etwas 10cm davor, dafür kosten Drehungen im Schlag mehr Kraft.
Das zweite hat den Drehpunkt mitten in der Klinge, wenn ich da versuche das um den Ort zu drehen, geht das einfach gar nicht, dafür kann ich damit super schnell in Schlag drehen und die (Angriffs)Richtung ändern.
Wenn das in Finnland ähnlich ist wie in Mitteleuropa kannst du davon ausgehen das 90% der Händler auf den Märkten einfach nur Schrott verkaufen. Schwertförmige Eisenbahnschienen.
Die kann man halt nicht mit einem guten Trainingsschwert vergleichen. Ohne diese ist ein Vergleich mit einer Feder halt schwierig...
(Meine anderen Trainingswaffen habe ich übrigens von Pavel Moc https://web.swords.cz/ wie aktiv der im Moment aber ist, kann ich nicht beurteilen)
Der einzige Unterschied den ich zwischen Scharfem und Trainingsschwert feststellen konnte, war das verbeißen. Wenn man sich halt im 90° Winkel getroffen hat, gab es kein Abgleiten in jedweger Form. Da musste dann die Klinge gedreht werden damit das Abgleiten klappt (wie es teils ja durchaus auch in den Fechtbüchern erwähnt wird). Ansonsten waren die die wir dafür haben in der normalen Varianz der (Trainings)Schwerter. (Aber natürlich fechtet man viel vorsichtiger und ich habe es auch nicht lange genug gemacht um wirklich alle Unterschiede zu bemerken)
Danke für die Bilder! Unterscheidet sich von meine Feder tatsächlich nur in ein paar Details (die aber zur Sicherheit sicher nicht unwichtig sind. XD)
Ich hab da grad mal Dreh- und Schwingungspunkt mit meinem Albion verglichen, und die sind tatsächlich sehr sehr ähnlich. Spannend.
Bei Stichen sind meine Schwerter zwar nicht komplett hart, aber an die Flexibilität der Federn kommen die natürlich nicht ran.
(Ist aber im Training auch klar das man da nicht mit 100% reinrammt...)
@Schild: Meine ersten Gehversuche habe ich ja bei einem Alamannen-Verein gemacht, die dann auch mit Schwert und Schild gefochten haben. Im Nachhinein war das absoluter Blödsinn. Die Schwerter sahen zwar durchaus wie Spatas aus, waren aber so schwer, das es schon fast absurd war. XD
Auch die Schild waren (wie wohl bei den meisten Reenactment Gruppe) eher auf der stabilen Seite, da man die ja fürs Training, Kämpfe, Aufführungen etc verwenden wollte und die entsprechend länger leben sollten. XD
Historisch waren die aber teils wohl wesentlich kurzlebiger geplant: Ein dünneres Schild ist nicht nur leichter und schneller, es kann auch Klingen regelrecht "fangen" und durch eine Drehung des Schildes vielleicht sogar dem Gegner aus der Hand reißen. Für den nächsten Kampf wurde dann einfach ein Neues angefertigt...
Wie sehr das nun stimmt oder ob das wie so oft eine Frage des Wann ist, kann ich nicht beurteilen, nicht wirklich meine Zeit. Aber oh Boy war der Kampf dynamischer und schneller als wir das mal tatsächlich mit leichten Schilden (und unseren mittelalterlichern Einhändern) probiert haben...
Beiträge von Alcarinque im Thema „Mittelalterlicher Schwertkampf“
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Hm, ich glaub da habe ich mich missverständlich ausgedrückt:
Mir geht es da nicht um Scharfe vs Stumpfe Waffen (damit wäre richtiges Sparring einfach viel zu gefährlich) sondern um Feder vs (Trainings)Schwert.
Es geht mir da ja auch nicht darum den anderen zu verletzten überhaupt nicht, sondern um das verhalten der Klinge bzw. Klingen zueinander. Das ist einfach anders bei Schwertern als bei Federn.
Eine saubere Schnittlinie (also in der sich die Fläche der Klinge perfekt in der Schlaglinie befindet) gibt einem Schlag merklich mehr Impuls und Kontrolle über die gegnerische Klinge. Man kann damit halt wirklich perfekt die nächste Bedrohung aufbauen und die generische Klinge auf die Seite bekommen, speziell wenn dieser nicht so sauber geschlagen hat.
Bzw halt genau diese Linie des Gegner brechen und so ins Vor gelangen.
Federn sind halt eben extrem auf Geschwindigkeit getrimmt. Sie sind leicht, haben einen viel längeren Griff etc. Mit schwertförmigen Trainingsschwertern ändert sich auch die Art des Freikampfes. Da geht es nicht mehr nur um Geschwindigkeit sondern auch mehr um Kontrolle, Bindung Impuls etc.
Bindung in der Feder ist oft eine sehr schwammige Sache die einiges an Übung erfordert damit man damit etwas anfangen kann, entsprechend wird das da wohl eher vermieden...
Ich glaub auch nicht das es mit Trainingsschwertern wirklich viel gefährlich ist: Fechten ist auch immer auch eine Sache der Kontrolle, speziell die Meisterhäue sind ja kein wildes Draufdreschen sondern genau das Gegenteil. Man haut so, das der Maximale Impuls an der Stelle ist, an der sich die Gegnerische Klinge sich befindet(oder sich befinden soll wenn der Gegner nicht getroffen werden will), ohne durchzuziehen sondern direkt danach die Klinge anzuhalten um einen Stich o.Ä. zu setzen.
Aber ich vermute wir (bzw. unsere Vereine) haben da auch recht unterschiedliche Ansätze was Waffen und Training angeht.Kann ich machen - welchere Aspekt interessiert dich denn? Eher Profil der Klinge, oder Gesamteindruck?
Beides, also die ganze Form und das Klingenprofil fände ich spannend zu sehen ob bzw. inwieweit sich das von dem unterscheidet was ich unter Feder verstehe.
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Kann' ich so eher bei Schielhau, Krumphau (wenn er als Kurzhau ausgefuehrt wird) und Zornhau - Zwerchhau fechten bei uns praktisch alle so dass man sofort einen Zwerchhau zur anderen Seite dranhaengt wenn man mit dem ersten keinen Treffer setzt.
Da ist dann vermutlich auch der Punkt an dem man an die Grenzen der Fechtfeder kommt: Die ist für den freien Kampf sicher sinnvoll weil schneller und länger. Ist aber dafür optimiert und unterscheidet sich entsprechend an einigen Punkten durchaus von einem Langen Schwert.
Dadurch ist sie beim Freien Kampf dem Schwert überlegen ich vermute das sie vor allem dafür eingesetzt wurde die Reflexe zu trainieren bzw. schon damals eine eigene "Sportart" wurde.
Der Kampf mit dem Langen Schwert und die Techniken dazu sind aber meist eher fürs lange (scharfe) Schwert ausgelegt.
Unter Anderem wegen der Schnittebene: Einer Schwertklinge ist da ja etwas breiter, damit hat man ein viel besseres Gefühl und Kontrolle über die Schnittebene. Viele weiterführende Techniken drehen sich darum genau diese Schnittebene zu treffen/manipulieren/brechen z.B. eben auch Zwerch gegen Zwerch. Minimale Änderungen im Winkel beim bzw direkt nach dem Auftreffen können da einen großen Unterschied machen. Auch das Winden und "fühlen am Schwert" kann ich mit der Feder nur bedingt vorstellen.
Tu mir aber auch echt schwer das zu beschreiben, auch weil meine Erfahrung mit der Feder eben überschaubar sind, vielleicht hat sich bei den Federn da in den letzten 10 Jahren auch was getan. Hast du vielleicht ein Bild von deiner Feder?
(Die ganzen Sachen mit Schnittebene, drehen und winden am Schwert lassen sich aber eigentlich auch ganz gut mit Einhändern machen um vielleicht ein bisschen zu verstehen was ich meine ) -
Ich musste das mal kurz draussen ausprobieren, aber wenn ich den nach Manuskript gegen einen Oberhau mache, dann mache ich einen tiefen Ausfallschritt zur Seite - damit bin ich effektiv kleiner als der Gegner und haue meinen Zwerchhau horizontal in Richtung Kopf.
Das musste ich jetzt auch grad testen: Ich tendiere da tatsächlich dazu zu springen und keinen Ausfallschritt zu machen. Das mag in gewissen Fällen von Nachteil sein, bringt mich aber gut aus der Linie. Gleichzeitig bleibe ich recht aufrecht (gerader Oberkörper wurde uns immer wieder eingebläut).
Bzw. komme ich, da ich natürlich trotzdem eine leichte U-Bewegung mache, ein bisschen von unten ans gegnerische Schwert und wenn dann das Gehilz hoch geht habe ich den Vorteil den Dreh und Schlagpunkt kontrollieren zu können.
Ist aber superschwer zu beschreiben, da das definitiv einige Übung erfordert damit man da spührt wo und wie man da richtig rein muss.Ja, aber der Angreifer schlaegt den ja anders - waehrend der Verteidiger tatsaechlich einen Hieb blocken will der real kommt, will der Angreifer vielleicht nur seine Haende in die richtige Position bringen falls ein Hieb kommt...
Ein sauberer Meisterhau dreht natürlich auch nicht weiter sondern bleibt so stehen das man in Stichposition ist, auch wenn der Gegen nicht dagegen haut. Es entsteht eine Bedrohung auf die der Gegner reagieren muss (sollte. XD)
Ich hab da letztens auch nochmals drüber nach gedacht: Einer der Gründe wieso wir mit der Feder nicht weiter gemacht haben, war, das die komplette Zwerchhau-Techniken damit extremst schwierig sind. Wenn die Klinge nicht perfekt in der Schnittebene liegt, sind die Feinheiten damit so gut wie unmöglich. Da sind tatsächlich sehr große Unterschiede zwischen Schwert und Feder.
Ich seh' das als recht situativ - ich muss ja auch auf den Sparringpartner reagieren, wahrscheinlich bleibt der nicht stehen wenn ich angreife, vermutlich geht er zurueck, oder er geht in den Angriff rein, da muss ich meine Beinarbeit waehrend der Aktion drauf abstimmen.
Meistens kann ich mich auf mein Gefuehl fuer Abstand verlassen, die Beinarbeit dazu findet sich automagisch ohne dass ich gross plane.
Das sowieso, jeder Kämpft anders und die korrekte Mensur kann man zwar ein bisschen Üben, braucht aber einfach auch Erfahrung. Mit den Trainingspartnern gegen die man regelmäßig trainiert kann man das natürlich noch genauer austarieren.
Kann ich mir sehr gut vorstellen das du da aus dem Sportfechten viel mitnehmen konntest.
Bei mir war das primär einfach die Übung und ist nach und nach entstanden. Bei wechselnden Waffen ist man da auch automatisch recht flexibel geblieben. Schwert+Buckler haben natürlich ganz andere Mensuren als die Stange.
Und speziell beim Langen gibt es dann ja noch ein paar Angriffe bei denen man noch ein paar cm reincheaten kann. XD
Albionschwerter schauen nicht nur gut aus, sondern sind auch unglaublich toll ausbalanciert, orientieren sich dabei auch an historischen Originalen etc. Kann ich absolut empfehlen (mal abgesehen vom Preis. XD)
Mein Langes von denen hat nach 5-6 Jahren intensiver Benutzung einen Schaden an der Klinge gehabt: Wurde mir anstandslos ausgetauscht. (Aber wie gesagt, da gab es noch eine Europa-Adresse ) -
Kommt drauf an wie horizontal man den ausfuehrt - wenn beide horizontal hauen dann gibt's einen Doppeltreffer.
Horizontal hauen macht, so wie ich den gelernt habe, eigentlich keinen Sinn: Der Zwerchhau soll alle von oben kommenden Angriffe fangen und gleichzeitig den Gegner treffen oder bedrohen. Also das Konzept aller Meisterhäue.
Damit ich damit wirklich sicher bin, muss sich das Gehilz vor und über meinem Kopf befinden, dann kann ich mit der Drehung alle möglichen Oberhäue einsammeln. Gleichzeitig will ich ja den Gegner treffen/bedrohen, das klappt nur wenn der Ort in Richtung Gesicht zeigt, also nach unten (wenn der Gegner nicht massiv größer ist).
Wenn beide den Zwerchhau mit diese Absicht schlagen kann man sich durch eine minimale Änderung des Winkels/Positionierung in Stichposition bringen während der Gegner blockiert ist...
(Wenn ich den Zwerchhau natürlich nicht beim Gehilz sondern in der vorderen Hälfte der Klingt drehe, nehme ich mir einen Teil der Schutzfunktion und Wucht, bin dafür viel schneller in der Bedrohungsituation)
Die Sache mit der Mensur, also dem Abstand, ist auf jeden Fall etwas sehr sehr wichtiges, wir haben das durchaus immer wieder mal geübt und getestet, teils inklusive der richtigen Schrittfolge um in die korrekte Mensur zu kommen das eine Technik funktioniert. Da habe ich aber teils für mich gemerkt, das das für mich nicht immer klappt und ich da meine Füße etwas anders setzen muss.
Wenn das beim Training natürlich nicht geübt wird, ist das natürlich ein massiver Vor- bzw Nachteil.
Da gibt es in den Fechtbüchern meines Wissens aber auch nicht wirklich viel. Das war vermutlich Basiswissen das nicht aufgeschrieben wurde.
Beim Rapier gibt es dann Fechtbücher die genauer auf die Beinstellung und Schrittfolge eingehen wenn ich das richtig in Erinnerung habe.
Ich glaub gegen das Zecken war es der Oberhau, bei dem man Beine und Körper zurück nimmt und die Klinge von oben runter klappen lässt. Wer versucht nach den Händen zu angeln wird da dann schön am Kopf oder zumindest den Händen getroffen. Glaube ich. Boah, langes Schwert habe ich echt schon sehr lange nichts mehr gemacht.Yep - nur Ville hat ein Ding das wie ein Schwert aussieht aber viel biegsamer ist.
Auch Schwerter können erstaunlich flexibel sein, das geht so weit das man den Schnittest normalerweise komplett verhaut wenn man nicht am Schwingungspunk schneidet. Je leichter das Schwert um so mehr muss man darauf achten...
Ich (und recht viele aus dem Verein) haben das da von Albion, damals gab es noch Albion-Europe und es war nur halb so teuer (krass wie die Preise rauf sind):
The Liechtenauer – Albion Swords
Aber ja, ich hab da echt Glück das unser Trainer eine recht große Sammlung an scharfen Schwertern hat und ich da einiges durchprobieren konnte.Da frage ich mich schon woher dieses Wissen kommt
Japan natürlich.
Angeblich wurde dort neue Schwerter gerne an Gefangenen getestet, da die aber endlich waren wurde da nach einer Alternative gesucht... XD -
Ah, sorry die späte Antwort. XD
Zum i.33: Online habe ich leider recht wenig Ahnung ob es da inzwischen bessere Quellen außer dem Original und der Transkription gibt.
Im deutschsprachigen Raum gibt es da zwei Schulen die sich vor vielleicht 10 Jahren getrennt haben und sich primär in der Beinstellung und der daraus ergebenden Dynamik unterscheiden (die Abbildungen im I.33 sind da leider nicht hilfreich und können in beide Richtungen interpretiert werden).
Die "Neuinterpretation" mit recht wild verdrehtem Oberkörper ist von Roland Warzecha (DIMICATOR), da gibt es ein paar Videos online, ob er inzwischen etwas dazu publiziert hat, weiß ich allerdings nicht.
Das andere ist Herbert Schmidt, der hat vor fast 20 Jahren ein Buch zu Schwert und Buckler nach i.33 geschrieben (Schwertkampf Band2). Ist entsprechend nicht mehr ganz aktuell, die Grundlagen sollten da durchaus noch passen. Da er für über 15 Jahre mein Fechtlehrer war, tendiere ich natürlich sehr in seine Richtung der Interpretation.
(Entsprechend habe ich nur selten mal selbst ein bisschen interpretiert und habe das immer schön funktional präsentiert bekommen inklusive möglichen Neuinterpretationen und dem Austesten derselben)
Dann gibt es noch das Towerfechtbuch als kompletten Druck mit Übersetzung von wbg. Da die Pleite gegangen sind ist schwer zu sagen wie lange das noch verfügbar ist. Das brauchst du in dem Fall ja aber nicht unbedingt (habe das erst seit kurzem und kann nicht sagen wie viel Interpretation da mit drin ist).
Zum Freikampf:
Ich vermute da gibt es halt so viele Variationen und Meinungen wie es Fechter gibt.
Jeder präferiert die eine oder die andere Richtung mehr, auch sehr abhängig vom Lehrer und dem Verein.Aber was wenn der Angreifer mit einem Zwerchhau angreift? Das typische Szenario ist dass beide Hiebe aneinander vorbei gehen und es einen Doppeltreffer auf den Kopf gibt (been there, done it...).
Der Zwerchhau als Meisterhau ist, wie alle Meisterhäue, natürlich keine reine Angriffstechnik sondern auch eine Verteidigung, im optimalen Fall kann man damit auch gegen einen gebüffelten Oberhau gewinnen.
Mit einem guten Zwerchhau, sollte man also eigentlich auch einen gegnerischen Zwerchhau fangen und gleichzeitig, durch minimale geänderte Position, in perfekter Stichposition landen. Sollte.
Das Problem mit den Techniken und Trainingspartner die sich drauf einlassen: Ich kann einen Gegner mit endlos nervigen Gezecke auf die Hände durchaus sehr effektiv auf Abstand halten und verhindern das er Techniken ausführt... auch habe ich ja ebenfalls das Wissen um Techniken und somit auch das Wissen wie ich diese Vermeiden/brechen kann, nicht zwingend nach Lehrbuch. XD
Das übliche Problem bei sowas.
Und klar, einfach stumpf die Technik 1:1 so nachmachen wie gezeigt obwohl das für einen nicht passt, macht natürlich keinen Sinn. Speziell Beinarbeit kann extrem individuell sein.
Trainiert ihr eigentlich mit Federn? Das ist ja nochmals was anderes als mit Schwertern... habe ich wenig Erfahrung mit. Wir haben uns damals die 1. Generation gekauft und nicht wirklich damit klar gekommen, eines hängt jetzt hier bei mir an der Wand. XD
Die Neueren sind sicher besser, habe ich aber nie mehr getestet, sollte ich eigentlich mal wieder.
Und wenn du die Möglichkeit/scharfe Schwerter hast: Unbedingt mal Schnittest machen! Da lernt man extrem viel über die korrekte Klingen- und Schnittführung. Speziell bei Tatamimatten (die wohl vom Wiederstand einem Menschlichen Oberarm entsprechen) ist das auch durchaus beeindruckend das man die einfach ohne merklichen Wiederstand durchschneiden kann, wenn man einen sauberen Schnitt hat... -
Hm, meinen wir hier das Gleiche?
Zumindest zum Teil kann das sehr gut sein.
Gibt beim Fechten ja das "Vor", "Nach" und "Indess": Der Angreifer ist entsprechend im Vor und gibt dem Angegriffenen, der im Nach ist vor, wie er reagieren muss. Wenn dieser nun nur Blockt, bleibt er im Nach und der Angreifer kann einen weiteren Angriff im Vor starten und den Angegriffenen vor sich her treiben und hat die Kontrolle über den Kampf. Darum gibt es beim hist. Fechten eigentlich kein klassisches Blocken.
Das mach man vielleicht im äußersten Notfall, aber die meisten Techniken sind Indess-Techniken: Da wird der Angriff natürlich abgelenkt oder geblockt, gleichzeitig versucht man aber selbst ins Vor zu kommen, die Klinge also so zu positionieren, das der Gegner im Nach ist und erst mal darauf reagieren muss um nicht seinerseits getroffen zu werden.
Da gibt es natürlich unzählige Möglichkeiten und kann durchaus mit sehr schnellem Schach verglichen werden. Der Unterschied zum Schach ist, das man mit mehr Übung und mehr Techniken natürlich einen Vorteil gegenüber dem hat der die entsprechende Technik vielleicht nicht kennt und entsprechend keine gute Antwort darauf hat.Da muss ich sagen - kenn ich nicht so viel Variation, ich komm' nicht so rum, ab und an kommen Gaeste bei uns vorbei und ich mache auch Sparring mit denen - ist nicht so anders. Ich hatte Saara (geht zu internationalen Turnieren) mal gefragt ob Langschwert da irgendwie anders gefochten wird - sie meinte eher nein.
Inzwischen teilt sich die hist. Fechtszene auch immer mehr in zwei Gruppen auf: Für die einen steht der Freikampf/Tournierkampf im Vordergrund, für die anderen eher die Rekonstruktion. Hat natürlich beides seine Berechtigung und ist sehr vom Verein abhängig.
Mein Verein war, natürlich auch aufgrund des Trainers, schon immer mehr auf der Rekonstruktions-seite.
Entsprechend würde ich den Freikampf in drei Gruppen aufteilen (keine offizielle sondern meine Persönliche, mit komplett fließenden Rändern):
- Der Kampf bei dem es Primär um Treffer geht, das was ich heut so als Tournierkampf verstehe (auch wenn ich da schon ewig nicht mehr dabei war). Techniken sind zwar nett, aber sekundär. Beschränkt sich also eher auf relativ wenige die dafür in diesem Setting besonders effektiv sind.
- Technikkampf: Fokus ist nicht das Treffen oder Gewinnen sondern das saubere ausführen der Techniken. Das klappt natürlich nur wenn sich beide Kämpfenden darauf einlassen (können). Ist dann gerne auch eine Weiterführung des Techniktrainings ohne Schutzausrüstung.
- Das freie Spiel: Nur mit Handschuhen und Fechthelm: Langsamer, vorsichtiger, aber teils genauso spannend und weniger aufwändig. Zudem lassen sich damit Techniken üben, die z.B. mit den fetten Handschuhen einfach nicht möglich sein. Macht mit dem langen Schwert aber merklich weniger Sinn als fürs I.33, da bevorzuge ich das tatsächlich inzwischen...Wenn Du jetzt mit dem Unterschied zwischen freiem Kampf und Rekonstruktion nicht irgendwelche Turnierwertungen meinst, dann muss ich passen - ich wuerde denken die historische Idee war den anderen treffen ohne getroffen zu werden, und das muss die Fechtkunst auch im freien Kampf leisten - oder wir haben was in der Rekonstruktion falsch.
Ich glaub das ist die große Frage an der sich die zwei Fraktionen auch auseinander bewegen, die moderne Schutzausrüstung hat halt auch ihre Grenzen. Viele Techniken funktionieren damit nicht so wirklich obwohl sie in diversen Fechtbüchern vorkommen. Da man immer erst mal davon ausgehen muss das sie das nicht umsonst aufgeschrieben haben, muss man dann halt erst mal schauen wo es denn nun hängt, und das liegt dann halt oft an der einschränkenden Schutzausrüstung. Speziell bei Sachen mit den Händen sind die Fetten Handschuhe eine große Einschränkung, da gib es meines Wissens aber leider noch immer keine flexibleren und sichereren Alternativen....
Da gibt's eine wunderschoene Edition des Manuskripts auf Englisch - die leider seit ich sie runtergeladen habe nicht mehr auffindbar ist - aber bei Interesse lasse ich sie Dir gerne zukommen.
Oh, sehr gerne!
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Hm, sehr nachvollziehbare Überlegungen. Das hängt auf jeden Fall massiv mit den Fechtern und der Fechtschule zusammen. Auch ob der Fokus es eher auf dem freien Kampf oder eher der Rekonstruktion ist. Und was man mit dem jeweiligen Kampf grad üben oder lernen will.
Und ich meine natürlich ein Gegner der Angst hat, der wird immer zu defensiv kämpfen und konstant im "Nach" sein, also kaum eine Chance haben, sondern eher eben darum einfach vorsichtiger zu Kämpfen.
Fiel mit vor vielen Jahr mal beim Swordfish-Tournier (ist/war glaub in Schweden) massiv auf: Anfangs wurden einfach Treffer gezählt, Doppeltreffer waren egal. Das Ergebnis was ein wildes, sinnloses Dreschen wo sich alle blind aufeinander gestürzt haben.
Dann war wohl irgendwie die Zeit aus und sie hatten sudden death mode und der nächste Treffer entscheidet. Und plötzlich waren sie wie ausgewechselt, haben sich erst ausgetestet und danach tatsächlich spannend (und kurz) gekämpft.
Zum anderen sind viele Techniken (Zwerchhaue, Winden etc) mit ein gut schützenden Traininsausrüstung teils einfach nicht oder nur sehr bedingt machbar, was den Fokus nur auf einen Teil der Techniken legt. Aber auch da hängt es natürlich sehr mit dem Verein und dem Training zusammen was man wie intensiv übt...
Fiore kenne ich (leider) so gut wie gar nicht, aber das kingt sehr nach dem I.33, dort geht es auch primär darum mit fortschrittlichen Techniken andere, nicht so gut trainierte Fechter zu besiegen. Gleichzeit geht man extrem davon aus das der Buckler primär die Schwerthand schützt und diese so gut wie gar nicht verlässt. Das muss damals also Standard gewesen sein. *)
Aber damals war das Wissen um das i.33 vermutlich ein paar wenigen Leuten bekannt, heute ist es die einzige hochmittelalterliche Quellen und entsprechend kennen das alle die Schwert und Buckler machen...
*)In spätmittelalterlichen Fechtbüchern klebt der Buckler dann gar nicht mehr an der Schwerthand. Vielleicht weil das eher eine Kuriosum geworden ist und man nicht mehr damit rechnen konnte das das Gegenüber weiß wie man damit umgeht bzw. auch nicht mehr oft gegen Leute mit Schwert und Buckler antrat. *Wildrumspekulier* -
Gut gemachtes Video, schön um ein bisschen die Möglichkeiten zu zeigen.
Die Schutzausrüstungen und Fechtfedern beeinflussen natürlich die Techniken, das Zecken hat einen merklich größeren Anteil als es wohl sonst hätte und je nach Regel nimmt man Doppeltreffer wesentlich eher hin als in einer "echten" Situation.
Zudem ist es mit scharfen Schwertern nochmals eine ganz andere Sachen. Haben das beim i.33 mal ein bisschen (sehr vorsichtig) gemacht: Klinge auf Klingt rutscht natürlich nicht ab und man kämpf auch automatisch merklich weniger offensiv. (Die Scharten waren bisher aber unerwartet klein)