Beiträge von Asni im Thema „Fantasy, Rassen und Vorlagen“

    Im englischem Sprachraum spricht man bei der Welt von H.P. Lovecraft von einer Mythologie.

    Nein, das ist schlichtweg falsch. Das englische "Mythos" ist keinesfalls das deutsche "Mythologie". Schon im Englischen unterscheidet man zwischen mythos und mythology --> Link. Für mich - aber da könnte ich auch falsch liegen - ist eine Mythologie eher auf die Gesamtheit an Geschichten eines Volkes / Stammes / sonstiger Bevölkerungsgruppe bezogen und hat keine explizit "fantastischen" Wurzeln. Bei Lovecraft ist es dagegen sehr eindeutig, dass er seine Welt mit dem kosmischen Schrecken erfunden hat. Dadurch, dass seine Ideen aber auch in einer Art "shared world" oder "shared universe" von anderen Autor*innen verwendet wurde und wird, entsteht natürlich eine gewisse Breite und Tiefe an Geschichten zu dieser fiktionalen Welt.

    Ich würd’ viel lieber über einen Nasenbären mit Flügeln, Fuchsschwanz und Katzenohren und blau-schwarzen Fell lesen als immer nur Drachen, Greife oder eben Einhörner.

    :hmm: Da bin ich etwas gespaltener Meinung. Grundsätzlich finde ich es auch eher langweilig, wenn die immer gleichen Wesen in den immer gleichen Rollen in immer gleich strukturierten Geschichten auftauchen. Aber die Geschichten werden nicht besser, wenn die selbe Rolle jetzt von Nasenbären mit Flügeln etc. - um mal bei deinem Beispiel zu bleiben - gespielt wird, sich sonst aber nix ändert. Deswegen sollte eine Veränderung schon tiefgreifender gehen. Zumindest ist das meine Meinung. ^^

    Hast du irgendeine gute Quelle für diese Art von Recherche?

    Ich würde da die klassische Bibliothek empfehlen. Wenn du in einer Stadt mit Uni wohnst, dann gibt es die ganz sicher und da gibt's so viele verschiedene, schöne, alte Bücher zu den verschiedensten Themen, da steht die Inspiration quasi kilometerlang im Regal. Man muss nur zugreifen und lesen ^^
    Ich hab das früher tatsächlich sehr gerne gemacht und bin einfach die Regalreihen entlang gegangen und hab mir zu dem ein oder anderen schönen Buchrücken tatsächlich mal das Buch angeguckt. Häufig ist nichts für den Augenblick interessantes dabei, aber ab und an findet man halt dann doch einen tollen Namen oder ein Wort, das einen inspiriert.

    Und viele Klassiker bzw. mythologische Texte findest du da auch und zusätzlich noch ganz viel Literatur darüber! Gerade in germanistischen und anglistischen Abteilungen findest du auch Bücher zu Fantasy und Science Fiction. Das kann insgesamt sehr interessant zu lesen sein.

    Ich würde gerne interessante und komplexe (Hinter)Grundgeschichten für die Rassen für die Fantasywelt erinfinden. Wie mache ich sowas?

    Ich würde damit beginnen, mir zu überlegen, was überhaupt "interessant" ist, bzw. was für dich interessant ist. Ausgangspunkt dafür könnten reale Völker sein. Ich hab früher sehr viel Geschichtsbücher und so Wissensbücher über Völker, Kulturen, etc. pp. gelesen, das hilft ungemein, um eine große Bandbreite an inspirierenden Quellen zu haben.
    Wenn du dir ein paar Merkmale für ein interessantes Volk aufgeschrieben hast (das würde ich machen, damit du dich selbst dazu zwingst, diffuse Vorstellungen aus deinem Kopf zu konkretisieren, was gar nicht so einfach ist), dann stelle dir selbst Fragen wie etwa: Wie wurde das Volk dazu? Was schätzt es wert? Wie äußeren sich die Merkmale in verschiedenen Bereichen ihrer Kultur, sei es im Militär, in ihrer Religion, Wirtschaftswesen, Mode, Essen, Architektur, Musik etc.? Natürlich musst du nicht alle Bereiche ansprechen, aber evtl. hat einer davon ja Relevanz.
    In unserer westlichen Welt ist die Geschichte eines Volkes häufig an die Geschichte von "großen Persönlichkeiten" gebunden, die meistens Männer sind. Genauso kannst du dich fragen, welche Personen die Geschichte deines Volkes besonders geprägt haben. Auch hier kann das völlig vielfältig sein - vom überragenden Feldherren alá Caesar, über einen Mäzen der Künste und der Architektur (fällt mir gerade kein Name ein) bis hin zu einem Musiker wie Mozart. Viele europäische Könige haben Beinamen bekommen, die etwas über ihre Geschichte, ihr Wirken oder wenigstens über die Wahrnehmung ihrer Zeitgenossen (oder Nachfahren) erzählen: Karl der Große, Heinrich Ohneland, August der Starke,... zugegeben, meistens nichtssagende Titel. Vielleicht ist das bei einem deiner Völker anders?

    Es gibt also ganz viel, mit dem du spielen kannst. Ich denke, da musst du ausprobieren, einfach mal was drauflosschreiben und es gegebenenfalls als Übung akzeptieren und verwerfen ^^

    -Ich bewundete Fantasyrassen die auf Prinzipien oder echten Legenden beruhen. Sowas würde ich auch gerne machen, aber mir fällt das schwer. Ich kann aus so etwas nicht mehr machen. Wenn ich zum Beispiel das Prinzip Leibwächter habe, komme ich nicht auf weitere kreative Ideen. Am besten gefällt mir sowas nämlich am Besten, wenn man es nur auf den zweiten Blick erkennt.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, was du mit "Prinzip Leibwächter" meinst, denn für mich ist das nicht so richtig ein Prinzip. Aber ich denke, ich weiß, wo du hin willst. Also wenn die "Volkseigenschaft" quasi sein soll, dass sie "wie Leibwächter" agieren, dann müssten entsprechende ethische Werte hoch angesehen sein. Aufopferungsbereitschaft und Loyalität zum Beispiel. Außerdem müssten manche Personen des Volkes (aber bestimmt nicht alle) zu Kämpfern erzogen und ausgebildet werden - so wie es im Mittelalter hier mit Rittern der Fall war.
    Das waren jetzt die Antworten auf zwei Fragen, die ich mir im verborgenen gestellt habe:
    - Welche Werte passen zu dem Prinzip, das das Volk verkörpern soll?
    - Welche Berufe müssen dazu vorhanden sein?
    Daran kann man weiter anknüpfen:
    - Welches Wissen ist in der Bevölkerung verbreitet? Das wäre bei einem Volk von Heilern tendenziell ein bisschen anders als bei einem Volk von (selbstmörderisch kämpfenden) Kriegern.
    - Wie steht das Volk dem Tod und der eigenen Sterblichkeit gegenüber? Wie steht ein unsterbliches Volk der Welt und der Zeit gegenüber?

    Das waren jetzt alles aus meiner Sicht relativ naheliegende Fragen. Bestimmt kann man das noch viel komplexer und tiefschichtiger gestalten, aber vielleicht genügt es dir, um anzufangen. ^^