Wald, fernab von Kyr

  • In einem Wald, fernab von Kyr, ging ein kleines Mädchen auf einem kaum befestigten Weg spazieren.
    Sie war gerade dabei Blumen zu pflücken für ihre Großmutter, die am heutigen Tage ihren 70. Geburtstag feierte. Ein beachtliches Alter! Das große Fest wurde im Dorf bereits vorbereitet, schließlich muss die Dorfälteste gebührend zelebriert werden.
    Ein Blitz. Das Mädchen schreckt auf: Nichts.
    Verwirrt sieht sie sich um:

    "Hallo?"

    - nichts ist zu sehen. Sie kniet sich nieder um weiter nach hübschen Blumen zu suchen.
    Dann: ein zweiter Blitz!
    Diesmal um einiges heller. Ein eigenartiges Geräusch ist zu hören. Als ob jemand eine Suppe erst ungeniert schlürfen und ihm dann der Magen knurren, nein, brüllen würde! Dieser Magen ist kurzzeitig so laut, dass sich der junge Mensch die Ohren zuhalten muss.

    "WER IST DA!?",

    schreit sie in die dichten Nadeln der Tannen hinein, die Hände schmerzhaft gegen ihren Kopf gedrückt.
    Das Licht antwortete, zumindest schien es so.
    Das Schlürfen verstummt, das Gebrüll hat sich in ein leiseres, aber nicht minder gefährlich klingendes Gröhlen verwandelt. Die Strahlen des Leuchtens werden heller. Das Mädchen geht zwischen den Bäumen hindurch und versucht die Erscheinung auszumachen. Eine Handfläche hält sie jetzt vor ihre Augen, damit sie nicht in Flammen aufgehen, so sehr brennt es!
    Es ist hell, unglaublich hell! Und kalt. Obwohl das Licht einer Sonne auf Erden gleicht, zumindest was die Helligkeit anbelangt.
    Mit jedem Schritt, den das Mädchen auf die Quelle des Scheinens zu macht, wird das Licht stärker und kälter. Dann, in einer kleinen Lichtung im Walde, erkennt sie es: Es war keine Sonne, sondern ein Loch.
    Ein schwarzes Loch welches von brennenden Strahlen umgeben war. Man konnte meinen es war dunkles Leuchten, da man aufgrund der Schwärze keine räumliche Tiefe beobachten konnte. Dennoch schien sich der Abgrund mit seinen Strahlen zu drehen.
    Als sie hinter der Erscheinung im gleißenden Licht ein Rehkitz erkennt, verschwindet das Loch plötzlich mit einem letzten lauten Schlürfen und Etwas, das sich wie ein verzweifelter Schrei anhörte. Das Mädchen bekam Panik, bevor es bemerkte, das sie es war, die geschrien hatte.
    Sie sucht nach dem Rehkitz, das auf der einen Seite der Lichtung stand. Die Blätter eines Astes raschelten dort und etwas verschwand im Wald. Ein bisschen enttäuscht aber erleichtert macht sie einen Schritt um sich in die Richtung des Weges zu drehen, der sie nach Hause führen sollte. Doch dann sah sie es.
    Es war keinen Meter weit von ihr entfernt. Als ob sie in einen Traum geworfen worden wäre, erstarrte sie vor diesem Anblick: So eine wunderschöne violette Blüte hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen! Sie macht einen Schritt auf sie zu, doch traut sie sich nicht näher. Sie ist überwältigt.

    Was wenn das die Einzige ist? Man sollte sie wachsen lassen und hüten.

    Sie grübelte kurz nocheinmal über ihren Entschluss nach und entschied sich dann dazu, die Schönheit in ihrer vertrauten Umgeben bestehen zu lassen. Sie machte erneut eine Bewegung, um zurück auf den Weg zu gehen und der Waldboden färbte sich rot.
    Ihr Oberkörper streifte beim niedersinken den Ast, der zuvor noch das Verschwinden eines Rehkitz andeutete. Ihr Unterkörper lag im Gras neben der violetten Schönheit. Das Gras, nun komplimentär gefärbt, leuchtete im Farbenspiel ihres Blutes. Einzig die Schönheit stand blass inmitten der bizarren Szenerie. Ein Bluttropfen lief von ihren Blättern den Stiel hinunter. Es war wie eine letzte schmerzhafte Träne, die für die Kleine vergossen wurde. Ein Ast raschelte auf der anderen Seite der Lichtung. Auf den abgetrennten Oberkörper blickend, machte die Kreatur eine Bewegung und ging auf dem kaum befestigten Weg in Richtung Dorf.



    Nach Saigo.
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    9 Mal editiert, zuletzt von Makishi (14. November 2012 um 19:20)