Beiträge von Deku

    In diesem Thread werden die Gewinner unseres monatlichen Schreibwettbewerbs aufgelistet.

    Naja, die Grafik des jetztigen Banners (Fantasy Castle-Edition) scheint Freeware zu sein. Zumindest steht das auf der Seite so, wo ich das Bild damals gefunden habe -> Klick.

    Deshalb hab ich da nie was unternommen. Um DSGVO-mässig auf der sicheren Seite zu stehen, könnte/sollte man es vielleicht ändern, denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

    Aber ich als Schweizer, der nicht in der EU ist, habe auch gut reden. ^^

    Den Forenchat durch Discord zu ersetzen war schon länger meine Idee und das habe ich dem Team auch schon mitgeteilt. Wir haben zwar einen Discord-Chat, aber dieser ist eher ein Sprach-Chat, vergleichbar mit Teamspeak. Würde man den Hauptraum des Discord-Chats zu einem Text-Chat umwandeln und im Forum (oben) verlinken, wäre das Problem mit dem Chat gelöst.

    Es wäre zwar schade um den Foren-Chat, aber ich kenne Discord selbst und der ist ziemlich unkompliziert und vollgepackt mit vielen Features. Ausserdem ist er Handy-tauglich und sollte auf jedem Betriebssystem funktionieren. Allerdings sollten wir dann nur User verifizieren, die auch wirklich im Forum angemeldet sind. Denn es geht in erster Linie immer noch um das Forum.

    Die Frage ist - Was will die Community?

    Ich kann es leider nicht reproduzieren, denn eigentlich müsste das Forum auf dem neuen Server deutlich schneller und stabiler laufen, was es bei mir selber auch tut. Allerdings bin ich auch nicht so oft online wie einige von euch - und verfasse auch nicht so lange Beiträge - aber jedes Mal wenn ich im Forum bin, läuft alles wie am Schnürchen. Ich werde aber in Kürze mal versuchen, die Datenbank zu optimieren, denn die Menge an geschriebenen Daten ist ziemlich enorm.

    Ansonsten kann ich euch nur die üblichen Tipps geben:

    - Temporäre Internet-Dateien löschen
    - Cookies löschen (sollten in eurem Browser auch einzeln zu löschen sein, also nur die von fantasy-geschichten-forum.de löschen!!)
    - Nachprüfen, ob es mit einem anderen Browser funktioniert (falls vorhanden)

    Das der Chat nicht ganz Handy-/Smartphone-tauglich ist, ist leider bekannt aber mit dem PC, bzw. Laptop sollte es eigentlich keine Probleme geben. Es gibt leider auch keine Updates mehr für den Chat, da der Support für diese Version grösstenteils eingestellt wurde.

    Was mich noch interessieren würde ist, ob ihr @Ruka @Kyelia und @LadyK mit dem Handy im Forum unterwegs seid oder PC/Laptop? Und welchen Browser benutzt ihr? Von Asni weiss ich es ja schon.

    EDIT: Könnte natürlich auch an eurem Anbieter liegen, das der irgendwas blockt. Kenne mich da nicht sonderlich aus, aber ihr scheint alle den selben zu haben. :/

    Liebe Leser,

    der Votingzeitraum zum Schreibwettbewerb April/Mai 2018 ist abgelaufen und wir haben einen Gewinner/eine Gewinnerin!

    Zu allererst hoffe ich, euch hat die Idee mit der Umfrage gefallen - dass das Ergebnis erst nach Abgabe der eigenen Stimme sichtbar wird. Zumindest mir kam es so vor, als hätten diesmal mehr Leute ihre Stimme abgegeben. Eure Meinung dazu würde uns sehr freuen und könnte dabei helfen, den Schreibwettbewerb noch weiter zu verbessern. Also nur keine falsche Scheu und her mit euren Feedbacks! ;)

    Und hier kommt auch schon die Auflösung:

    ...Gewonnen hat mit 9 von insgesamt 17 Stimmen (53%)...

    *trommelwirbel* :mamba2:

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    :mamba2:

    Spoiler anzeigen


    Cory Thain mit der Geschichte Im letzten Augenblick


    Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Du kannst nun das Thema für den nächsten Wettbewerb vorgeben. Ausserdem wurdest du in die Rangliste eingetragen und bekommst für zwei Monate 5 goldene Sterne, sowie einen eigenen Benutzertitel. Schon jetzt viel Spass damit!

    Ein herzliches Dankeschön auch an alle anderen Teilnehmer! Wir hoffen, dass ihr beim nächsten Schreibwettbewerb auch wieder fleißig mitmacht und so zahlreich abstimmt. Wir sind schon sehr auf das neue Thema gespannt, das unser aktueller Gewinner hoffentlich schon bald vorgeben wird. 8)

    Übrigens könnt ihr nun auch nachschauen, wer die Autoren sind. Diese wurden den Geschichten beigefügt.

    Das war der Schreibwettbewerb April/Mai 2018. Vergesst nicht, euer Feedback zu den Geschichten zu hinterlassen! ;)

    Euer Fantasy-Geschichten-Forum

    Im letzten Augenblick
    von Cory Thain

    Der Mann fuchtelt wie wild mit Händen und Füßen. Doch ich lasse nicht los, drücke sein Gesicht unter Wasser, bis er kurz vor dem Verrecken ist. Dann lasse ich lockerer, lasse ihn Luft holen, atmen, hoffen... und drücke ihn erneut nach unten.

    Ich fühle nichts. Unbeteiligt beobachte ich die Blasen, die aufsteigen, von seiner Qual künden. Ich fühle nichts. Ich will ihn nur töten. Ich habe es ihr versprochen. Ich werde diesen Drecksack leiden lassen, so wie Du gelitten hast, mein Herz, habe ich gesagt. Und dann werde ich ihn töten...

    Der Mann wird schwächer, sein Gezappel wird weniger. Ich zerre ihn vom Brunnen hoch, ohne ihn aus meinem Griff zu lassen. Noch ist es nicht soweit. Noch hat er nicht genug gelitten.
    Ich ziehe den Wehrlosen an einen der Eisenpfeiler, die die Absperrketten halten und binde ihn dort mit seinem eigenen Gürtel fest. Seine Hände fixiere ich mit seinem klatschnassen Hemd, dass ich ihm vom Leib reisse.

    „Na? Wie fühlt sich das an?“ frage ich und will doch gar keine Antwort haben. Der Mann röchelt und hustet, spuckt Wasser: „Bitte...“ fleht er weinerlich und hustet weiter. „Was? Worum bittest Du?“ Ich finde Gefallen an dem Anblick und hoffe, sie kann mich jetzt sehen. „Was willst Du, Drecksack?“
    „Gnade...!“ wimmert der Kerl kraftlos.
    „Hast Du Gnade verdient?“ frage ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne.
    Tatsächlich schüttelt der Mann den Kopf: „Nein...“ kommt es leise.

    Und plötzlich verläßt mich all meine Kraft. Ich sehe auf den wimmernden Mann hinunter und fühle mich unsagbar müde. Selber fast kraftlos, krame ich in seiner Jackentasche, hole sein Handy hervor. „Entsperren!“ sage ich und er nennt mir den Code. Ich wähle eine Nummer: „Ist dort die Polizei? Hier hockt ein Mann am Brunnen und sagt, er hätte kleine Mädchen umgebracht... „
    Ich lege das Handy neben den Mann, damit sie es orten können.

    „Du solltest Dir wünschen, dass sie Dich für lange Zeit einbuchten... denn wenn sie es nicht tun... komme ich und bringe das hier zu Ende! Das schwöre ich Dir!“
    Er kann nicht wissen, dass ich eben einen anderen Schwur gebrochen habe.

    Ich drehe mich um und gehe. In der Ferne sind bereits Sirenen zu hören? Sind sie das schon? Ich ziehe meine Handschuhe aus und stecke sie in meine Jackentasche.

    Auf dem Friedhof ist es still. Nur wenige Menschen stehen hier an Gräbern, gießen die Pflanzungen oder unterhalten sich.

    Auf der Bank im Schatten sitzt sie, erwartungsvoll sieht sie mir entgegen. Ich setze mich neben sie und kann ihr nicht ins Gesicht blicken. „Ich konnte es nicht tun!“ sage ich leise. „Im letzten Augenblick war ich... feige!“

    Ich spüre ihre kleine Hand auf meinem Arm und höre ihre zarte Stimme: „Nein. Im letzten Augenblick warst Du ein Mensch, Papa!“

    Sie löst sich von mir und erhebt sich. Als sie auf ihr Grab zuschreitet, wird sie immer zarter, blasser, durchsichtiger. Ein letzter Nebelhauch schenkt mir ein Lächeln...

    Die letzte Sekunde
    von Tika444

    Bartholomeus trat aus dem Hauseingang hinaus auf die belebte Straße. Sofort blendete ihn die Sonne, die bereits beinahe die Silhouette der Hochhäuser erreicht hatte, die ihm die Sicht auf den Horizont nahmen. Dabei hatte sie jedoch offensichtlich nichts an Kraft eingebüßt. Dutzende drängten sich vor ihm auf dem Bürgersteig, der viel zu schmal erschien für die Menschenmassen, sodass es ein Wunder war, dass niemand vor eines der vorbeirasenden Autos stolperte. Alles wurde übertönt von dem Straßenlärm und dem Rattern einer nahen Baustelle. Beim Blick auf seine Begleiterin runzelte Bartholomeus die Stirn. Mit ihrer weißen Robe und den Armreifen, die ihre Handgelenke zierten, würde sie gewiss auffallen wie eine Eiche zwischen Nadelbäumen. Aber es war zu spät um daran etwas zu ändern. Sie hatten ohnehin nur einen kurzen Weg vor sich. Einen Moment dachte er daran ein Taxi anzuhalten, doch er hatte kein Geld und sah auch nach nichts anderem aus. Stattdessen packte er sie am Arm und zog sie hinter sich hinein in das Gedränge. Einige der Passanten, an denen sie vorbeihasteten, warf ihnen einen verwunderten Blick hinterher, doch keiner sprach sie an oder machte gar Anstalten sie aufzuhalten.

    Sie kamen einige Blocks weit, bis Bartholomeus einen Mann in graublauen Anzug und mit nervösem Blick entdeckte, der ihm bekannt vorkam. Alarmiert reihte er sich in eine Gruppe ein, die auf die Fußgängerampel wartete, um auf die andere Straßenseite zu gelangen, und prägte sich die Gesichter eines jeden ein, der sich nach ihm zu der Gruppe gesellte. Als die Ampel jedoch grün wurde, drehte er sich um und blieb auf dem Bordstein, statt den anderen über die Straße zu folgen. Die fragenden Blicke seiner Begleiterin ignorierend, sah er sich aufmerksam um. Da. Eine Frau gekleidet in ein weißes Businesskostüm, die lebhaft in ihr Handy sprach. Sie hatte eben noch neben ihm an der Ampel gestanden. Sie wurden verfolgt und das nicht nur von einer Person. Als sie seinen bohrenden Blick bemerkte, verstummte sie abrupt, ließ ihr Handy sinken und schenkte ihm ein kaltes Lächeln. Sofort wandte Bartholomeus sich ab und bugsierte seine Begleiterin in eine Gasse zwischen zwei hochstöckigen Häusern. Er würde sich jedem, den man ihm schickte, stellen, doch es war besser, wenn er es abseits von Menschenmassen tat. Er spürte die hungrigen Blicke in seinem Rücken noch ehe er sich umsah und sie erwiderte. Aus seinen mutmaßlichen zwei Verfolgern waren vier geworden. Neben der Frau in weiß und dem Mann in grau waren noch zwei Schwarzträger hinzugekommen. Schnell verschaffte er sich einen Überblick. Die Gasse mündete hinter ihnen in einen kleinen Innenhof, der wie erhofft verlassen war. Bis auf ein paar Wäscheleinen, die zwischen den schmutzigen Wänden gespannt waren und einem platten Fußball, der achtlos in einer Ecke zurückgelassen worden war, gab es nichts außer Beton und das Eisen einer Feuertreppe.

    Bartholomeus schob seine Begleiterin hinter sich und wandte sich den Verfolgern ganz zu. Sie hatten sich vor ihm aufgestellt und starrten ihn alle unverwandt an.

    „Wisst ihr worauf ihr euch hier einlasst Meister“, sprach der graue ihn an. Den Titel betonte er wie eine Beleidigung. Das Gesicht abfällig verzogen. Bartholomeus spürte wie sich in ihm Zorn regte. Zu lange hatte er dafür gearbeitet sich diese Anrede zu verdienen, als dass er nun eine solche Geringschätzung ertragen wollte. Doch er behielt seine Wut für sich und ließ sich nur zu einem tadelnden Blick herab.

    „Seid ihr euch sicher, dass ihr das wirklich wollt“, fragte er einfach und ließ eine blau brennende Flamme auf seiner nach oben gewandten Handinnenseite erscheinen. Die letzte Hoffnung, dass er es trotz ihrer ungewöhnlichen Aufmachung mit gewöhnlichen Dieben zu tun hatte, verblasste, als keiner der vier zusammenzuckte.

    „Ihr wisst gar nicht auf was ihr euch eingelassen habt“, behauptete die Frau und ließ ein wahres Inferno auf ihn los. Bartholomeus hielt die Hände vor sich, als wolle er sich schützen, und zerteilte die Flammenbrunst in zwei Hälften, die an ihm und seiner Begleiterin vorbeirasten. Hinter ihnen fingen die Kleidungsstücke an der Wäscheleine Feuer und der Fußball wäre bestimmt geplatzt, wäre noch überschüssige Luft in ihm. So zog sich das Kunststoffgewebe lediglich zusammen und verschrumpelte wie eine Rosine. Lediglich die Hitze trieben ihnen die Schweißperlen auf die Stirn. Schließlich verebbte die Feuerquelle und die vier Verfolger tauchten wieder vor ihnen auf. Falls sie beeindruckt waren, dass ihre Gegenspieler unversehrt vor ihnen standen, zeigten sie es nicht. Stattdessen ließen sie in schneller Folge zuckende Blitze, glühende Flammenbälle und Windstöße, die den Stein der Mauern um sie herum splittern ließen, auf sie herabregnen. Bartholomeus löschte die Flammen, leitete die Blitze ab und lenkte den Wind in den Himmel, wo er einen unachtsamen Vogel erfasste und zur Seite schleuderte. Doch an einen Gegenstoß war nicht zu denken. Die schlanken Finger seiner Begleiterin berührten ihn an seiner Schulter.

    „Wir sollten hier weg“, sagte sie sanft. Es war das erste Mal, dass er sie sprechen hörte und zeitgleich kam ihm die Gewissheit, dass sie recht hatte. Er konnte hier allein und ohne Unterstützung kaum bestehen, doch er musste sie an ihr Ziel bringen. Dieser Auftrag war wichtiger als sein Ego, wichtiger als sein Leben, sogar wichtiger als der Schutz Unbeteiligter. Mit einer schnellen Handbewegung zerriss er die Grundmauern des Gebäudes links vor ihm. Mit einem unnachgiebigen Mahlen neigte es sich zur Seite und donnerte auf das Gebäude daneben. Die Gasse wurde von Stein und Schutt begraben und Staub stob auf. Das würde ihre Angreifer zwar nicht umbringen aber aufhalten. Bartholomeus hoffte - vermutlich vergebens -, dass das Gebäude verlassen gewesen war, riss sich jedoch von dem Anblick los und rannte, seine Begleiterin dicht auf den Fersen über den Hof und in eine weitere Gasse, die wieder auf eine belebte Straße führte. Am Ende der Gasse bog ein schwarzer SUV auf den Bürgersteig und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Ein paar Fußgänger mussten fluchend zur Seite springen, doch noch war keiner zu Schaden gekommen. Die Türen öffneten sich und zwei Männer und Frauen sprangen auf die Pflastersteine. Bartholomeus quetschte einen mit einem Luftstoß in der Tür ein und verpassten dem anderem auf ihrer Seite, dem Beifahrer, einen guten alten Fausthieb, der ihn zu Boden schickte. Ohne abzubremsen sprang er auf die Motorhaube, auf der anderen Seite wieder herab und versicherte sich kurz, dass seine Begleiterin ihm gefolgt war. Dann preschte er wieder los. Ein Schaufenster auf der anderen Straßenseite zerbarst in tausend Stücke und vor ihm wurde eine rote Limousine von einem Feuerball getroffen. Sie raste mit einem fürchterlichen Scheppern in einen Laternenmast, der sich zur Seite bog. Die Schreie waren allgegenwärtig. Irgendwo weinte ein Kind. Bartholomeus wich einem Auto aus und schleuderte ein weiteres in die Luft, da es sonst seine Begleiterin erfasst hätte. Irgendetwas hinter ihm explodierte und weitere Autos knallten gegen Hauswände und Laternenmasten. Bartholomeus erlaubte sich einen winzigen Moment der Orientierung und hetzte dann auf eine Baustelle, die ein kostbares Stück übrig gebliebene Natur in ein weiteres Hochhaus in tristem Grau verwandeln sollte. Ein Mann mit einem gelben Schutzhelm rief ihnen zu, als sie auf das frisch gegossene Fundament sprangen. In dem feuchten Beton blieben ihre Fußabdrücke zurück, doch das war nun die geringste Sorge, der Bauarbeiter, denn in diesem Moment wurde das Gerüst eines Krans von einem weiteren Feuerball getroffen. Der Stahl bog sich mit einem Kreischen, dass bis ins Mark fuhr und aus über dreißig Metern Höhe ertönte ein verzweifelter Schrei, als sich das Fahrerhaus dem Boden zu neigte. Bartholomeus hastete an dem fallenden Ungetüm vorbei und sprang auf einen weiteren Bordstein, auf dem erstarrte Menschen standen, die angstvoll auf den Tumult starrten, der ihnen nun immer näherkam. Die ersten Sirenen halten in der Ferne auf. Ohne sich umzudrehen, überquerten sie unter Hupen, quietschenden Reifen und zornigen Rufen eine weitere Straße und standen dann vor dem Haus, dass ihnen endlich Schutz versprach. Mit zitternden Händen schob Bartholomeus den Schlüssel in das Schloss und öffnete die schwere Holztür. Sie stolperten in das Treppenhaus und rannten dann, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, herunter in den Keller. Ein Knall ertönte und das Fundament unter ihnen erzitterte, doch sie waren ihrer Zuflucht so nahe. Von einer plötzlichen Ruhe erfasst griff Bartholomeus in seine Tasche und zog einen glänzenden Stein heraus, mit der er Linien in die Luft zeichnete, die silbrig grau glühten. Ein Tor, eine Pforte in eine andere Welt zeichnete sich vor ihnen ab. Mit einem Ruck öffnete sie sich und gab den Blick auf einen nächtlichen Hain frei. Sie verschwendeten keine weitere Zeit und begleitet von einer weiteren Erschütterung des Gebäudes gingen sie hindurch und traten in raschelndes Laub. Erleichtert wandte sich Bartholomeus zu seiner Begleiterin um. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, das ganz im Kontrast mit dem kalten Stahl stand, der sich plötzlich zwischen seine Rippen bohrte. Bartholomeus ächzte und taumelte zurück den fassungslosen Blick zwischen der Frau vor ihm und dem Griff des Dolches, der im Mondschein glänzend aus seiner Brust ragte. Er öffnete den Mund und wollte fragen, wieso sie das tat, doch heraus kam nur ein Gurgeln, als Blut seine Kehle füllte.

    „Du warst nützlich“, antwortete die Frau ihm trotzdem. Freundlich, jedoch ohne jeden Hauch von Reue oder Mitgefühl. „Wie eine scharfe Axt, die mit jedem Baum, den sie schlägt, scharten bekommt. In deiner Welt warst du eine Hilfe, doch hier bist du nur ein Risiko.“ Sie drehte sich um und ging ohne ihn auch nur noch einen Blick zu schenken. Er versuchte ihr zu folgen, stolperte und fiel auf die Knie. Stattdessen starrte er auf ihren Rücken, der langsam zwischen den Bäumen verschwand. Der Mond schien hell in dieser Nacht und die Sterne taten ihr übriges. In seinem letzten Augenblick, in der letzten Sekunde, konnte er alles sehen. Die hoch aufragenden Bäume, die sich sanft wiegenden Gräser, die im Wind wippenden Äste voller Blätter. Dann fiel er nach vorn, wobei der Boden den Dolch noch ein wenig tiefer in seinen Körper trieb. Dieses letzte Aufflackern des Schmerzes ließ ihn in der Ohnmacht versinken, die ihre schützenden Arme aufhielt wie eine tröstende Mutter.

    Isadoras Laute
    von bigbadwolf

    „…doch die Fürstin, sie gab seinem Drängen nicht nach,
    den kleinen Tod hielt sie fern vom Schlafgemach.
    So kam es, dass alsbald der Herr sich gar grämte
    und sich einer List zu bedienen bequemte.
    Zur Ankleidedame gar zog es ihn hin…“

    Beinahe hätte sie sich verspielt. »Ich darf mich nicht zu sehr von Ellaras Gesang ablenken lassen!«, schalt Isadora sich lautlos. Konzentriert ließ sie ihre Finger über die kalten Bünde ihrer Laute gleiten, spielte abwechselnd begleitende Akkorde und untermalende Kontrastmelodien, während Ellara die Besucher des kleinen Wirtshauses mit keckem Charme in ihren Bann schlug. Eine neue Passage mit größeren Tonsprüngen, etwa Quinten und Sexten, folgte und unterstrich tonmalerisch die Seitensprünge des geschmähten Herren mit seiner Ankleidedame. Das Publikum, vornehmlich junge Männer des Holzfällerdorfes, trank Ellaras Worte, während sich ihre Augen an den weiblichen Reizen der verführerisch tänzelnden Bardin sattsahen. In absteigenden Terzsprüngen und Sekunden begab sich Isadora zurück zur akkordischen Begleitung, woraufhin sie unbewusst das Gesicht verzog. »Diese Saite macht mich wahnsinnig!«, dachte die Lautistin. Seit ihrem gestrigen Auftritt hatte sie es nicht geschafft, die tiefste Saite ihrer besonderen Laute wieder richtig zu stimmen. Einige Klänge würden ihr Gehör vermutlich dauerhaft schädigen. Doch dem abgelenkten Pöbel war es wie immer egal und was viel wichtiger war: Es hatte keinerlei Einfluss auf die Magie des Instruments.
    Ellaras Gesang wurde intensiver, während sie in eingefrorener Pose direkt vor der Lautistin verharrte. Gemäß dieses abgesprochenen Signals startete Isadora in ihr musikalisches Finale, entlockte ihrem Instrument rasante Arpeggien und trieb die Melodie zu den aktivierenden Tönen. Als sie die erste Note der auslösenden Tonabfolge erreichte, verlagerte Ellara erkennbar ihr Gewicht. Sie war bereit.
    Die Melodie war kurz und simpel, nicht viel mehr als der Refrain eines Kinderlieds. In froher Erwartung spielte Isadora die vier letzten abwärtsführenden Tonsprünge. Quarte, Terz, Sekunde –
    In plötzlicher Hektik hechtete Ellara aus dem Weg, als ihre Komplizin die letzte Sekunde spielte. Ein Fächer eisiger Luft schoss an der Sängerin vorbei, brandete über das verblüffte Publikum hinweg und erfüllte das gesamte Wirtshaus mit seiner lähmenden Magie. Eilig stiegen die beiden jungen Frauen von der Bühne. Während Ellara rasch ihre Gürteltaschen füllte, steckte Isadora Münzen und Schmuck in das Schallloch ihrer Laute. Kein Zuschauer wurde zweimal durchsucht.

    Hallo, liebe Leser!

    Erneut ist die Frist zum Schreibwettbewerb abgelaufen und wir freuen uns sehr darüber, euch wieder einige tollen Fantasy-Kurzgeschichten präsentieren zu dürfen! Diesmal waren es zwar "nur" 3 Einsendungen, doch diese haben sich mit allen Wassern gewaschen! Also seid bereit für die volle Dosis Fantasy und vergesst nicht eure Stimme abzugeben!

    Und somit geht der Schreibwettbewerb April/Mai 2018 ins entscheidende Uservoting.

    Folgendes Thema wurde von unserer letzten Gewinnerin Tariq vorgegeben:

    In letzter Sekunde

    Die Geschichten werden gemessen am Datum ihres Einreichens willkürlich gepostet. So steht ihr im Bezug auf deren Autoren völlig im Dunkeln. ;)

    ACHTUNG: Beim Voten ist man nicht anonym. Somit wird Schummeln ausgeschlossen. Zudem dürfen einmal abgegebene Stimmen nicht mehr verändert werden. Bedenkt das bitte bei eurer Stimmenabgabe!

    ACHTUNG *NEU*: Das Ergebnis der Umfrage wird jetzt neu erst nach Abgabe der eigenen Stimme sichtbar. Somit wird "Pushen" ausgeschlossen.

    Danke für euer Verständnis.

    Das Voting dauert bis 31. Mai 2018 um 23:59:59 Uhr.

    Viel Spass beim Lesen und Voten! :)

    Euer Fantasy-Geschichten Forum

    Hi @Cory Thain

    Was für eine Logik steckt hinter dieser Anzeige?


    ( [Anzahl Antwort] * 50 + [Anzahl Zugriffe] ) * Hoher Faktor / ( [Aktuelle Zeit] - [Zeitpunkt der Themenerstellung] )1,5

    Das heißt jede Antwort im Thema ist 50 mal so viel Wert wie ein Zugriff. Zudem ist ein Thema automatisch "weniger aktiv", je länger dessen Erstellung zurückliegt.

    Über die Sinnhaftigkeit der Formel und die Tatsache, dass sie nicht anpassbar ist, lässt sich sicherlich streiten. ;)

    Gerne @Cory Thain ;)

    @Topic:

    Das Forum ist erfolgreich auf den neuen Server umgezogen!

    Habe es jetzt ca. 1 Stunde lang getestet und es kommt mir alles deutlich schneller vor. Alles scheint wie gehabt zu funktionieren und stabil zu sein. Auch die DNS der Domain hat gegriffen. Falls euch trotzdem noch irgendwas auffällt - oder wenn irgendwas nicht klappt - meldet euch doch hier im Thread.

    PS. Natürlich wurde vor dem Umzug ein Backup gemacht, damit sicher nichts schief läuft. Doch anscheinend war das gar nicht nötig. ;)

    Danke für eure Geduld,
    Deku

    Der Server auf dem unser Forum liegt, hatte in letzter Zeit gehäuft Überlastungen. Aus diesem Grund wird das Forum in der kommenden Nacht auf einen stärkeren Server umziehen, um dadurch die Überlastung auszugleichen. Gemacht wird dies von unserem Hoster selbst.

    Der Umzug startet in der kommenden Nacht zwischen 2 Uhr und 6 Uhr. Es könnte demzufolge bis zu 4 Stunden dauern, bis das Forum wieder erreichbar ist.

    Danke für euer Verständnis.

    Schreibwettbewerb April/Mai 2018

    Hallo zusammen!

    Ich hoffe, ihr hattet schöne Ostern und konntet die Feiertage geniessen. Endlich ist der Frühling auch bei uns angekommen, die Tage werden wieder länger und am Allerwichtigsten: Es ist wieder wärmer geworden! Beste Voraussetzung also, um mal wieder raus an die Sonne zu gehen oder noch besser - Bei unserem Schreibwettbewerb mitzumachen! Natürlich haben wir wieder ein interessantes und spannendes Thema für euch parat!

    Und somit startet der Schreibwettbewerb in die nächste Runde!

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    Thema: Tariq, die Gewinnerin unseres letzten Schreibwettbewerbs, hat folgendes Thema vorgegeben:


    In letzter Sekunde


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    Einsendeschluss : 5. Mai 2018

    ‡ Die Geschichte muss in Form einer Konversation (PN) an Deku oder per E-Mail an info@fantasy-geschichten-forum.de geschickt werden.

    ‡ Die Geschichte muss im Fantasy-Genre angesiedelt sein. Dh. Es müssen Elemente der Fantastik darin enthalten sein.

    ‡ Die Geschichte muss einen Titel haben.

    ‡ Die Geschichte muss mindestens aus einer A4-Seite und darf höchstens aus drei A4-Seiten (3500 - 10'500 Zeichen) bestehen.

    ‡ Die Geschichte muss die Schriftgröße 12 pt und die Schriftart Times New Roman haben.

    ‡ Die Geschichte muss formatiert sein (siehe auch -> Texte richtig formatieren)

    ‡ Die Geschichte darf keine Sonderformatierung (wie zBs. kursiv Schrift, zentrierte Texte oder farbige Schrift) oder Sonderzeichen enthalten.

    ‡ Die Geschichte muss Absätze haben und darf kein reiner Textblock sein.

    ‡ Nur eine Geschichte pro Teilnehmer.

    ‡ Nur deutschsprachige Texte erlaubt, mit Ausnahme von Fremdwörtern, die zum Verlauf der Geschichte passen.

    Der amtierende Gewinner darf nicht am Wettbewerb teilnehmen, da er/sie das Thema vorgibt und sich so einen Vorteil erspielen könnte.

    ‡ Nach Einsendeschluss werden alle Geschichten anonym in einem Thread veröffentlicht und ihr habt einen Monat Zeit, per Umfrage eure Stimme abzugeben.

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    Preise im Wettbewerb:

    ‡ Darf das nächste Thema für den Schreibwettbewerb vorgeben.

    ‡ Wird in die Rangliste eingetragen.

    ‡ Bekommt für zwei Monate einen eigenen Rang und die Sonderrechte eines Super Users.

    ‡ Bekommt eine einzigartige Foren-Trophäe.

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    Wer noch Fragen hat, stellt sie bitte hier im Thread. :)

    In diesem Sinne viel Spaß beim Schreibwettbewerb Nr. 33 und beim Geschichtenausdenken ;)

    Euer Fantasy-Geschichten Forum

    Seid gegrüßt, liebe Teilnehmer, Mitleser und Fantasy-Begeisterte!

    Der Votingzeitraum zum Schreibwettbewerb Februar/März 2018 ist abgelaufen und wir haben einen Gewinner/eine Gewinnerin!

    Einmal mehr gab es eine epische Schlacht um Ruhm und Ehre - Eine Schlacht darum, die Gunst und die Stimmen der Wählerschaft zu bekommen und abzustauben! Selten war das Ergebnis so knapp wie in dieser Schlacht, doch eine Geschichte hat es geschafft, den Sieg für sich zu erringen. Und obwohl einige bekannte Namen daran teilgenommen haben, hat am Ende ein "Aussenseiter" die Sache für sich entscheiden können. Um wen es sich dabei handelt, erfährt ihr hier und jetzt!

    Und hier kommt auch schon die Auflösung:

    ...Gewonnen hat mit 4 von insgesamt 14 Stimmen (29%)...

    *trommelwirbel* :mamba2:

    Spoiler anzeigen

    :mamba2:

    Spoiler anzeigen


    Tariq mit der Geschichte Der Geist und die Tänzerin


    Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Du kannst nun das Thema für den nächsten Wettbewerb vorgeben. Ausserdem wurdest du in die Rangliste eingetragen und bekommst für zwei Monate 5 goldene Sterne, sowie einen eigenen Benutzertitel. Schon jetzt viel Spass damit!

    Ein herzliches Dankeschön auch an alle anderen Teilnehmer! Wir hoffen, dass ihr beim nächsten Schreibwettbewerb auch wieder fleißig mitmacht und so zahlreich abstimmt. Wir sind schon sehr auf das neue Thema gespannt, das unser aktueller Gewinner hoffentlich schon bald vorgeben wird. 8)

    Übrigens könnt ihr nun auch nachschauen, wer die Autoren sind. Diese wurden den Geschichten beigefügt.

    Das war der Schreibwettbewerb Februar/März 2018. Vergesst nicht, euer Feedback zu den Geschichten zu hinterlassen! ;)

    Euer Fantasy-Geschichten-Forum

    Eine unvergessliche Begegnung
    von Kleiner Liki

    Vanessa, eine zierliche Elfe von unfassbarer Schönheit, saß in der Taverne „Der tanzende Troll“ und schaute sich um. Eine große Menge Männer hatte sie bereits zum Tanz aufgefordert, aber jeder einzelne war langweilig gewesen. Alle waren sehr offen gewesen und hatten sie mit ihrer Lebensgeschichte genervt. Nur langweilige Stories. Nur eine war ansatzweise interessant gewesen. Ein gut aussehender Elf hatte sie erzählt.

    Er erzählte er sei in einem Kampf mit Menschen verwickelt gewesen. Die Schergen des grausamen Königs Kriel, wollten die Steuern in einem heruntergekommenen Menschendorf eintreiben. Er hatte sich ihnen entgegengestellt und mit ihnen gekämpft. War aber nach kurzer Zeit geflohen, da die Menschen zu siebt waren. Ein jämerlicher Kämpfer, dachte Vanessa bei sich. Plötzlich stand ein schwarzgekleideter Elfe vor ihr. Er schaute sie mit einem durchdringenden Blick an.

    „Hi, mein Name ist Scavi“.
    Vanessa blinzelte zweimal.Der Typ hats drauf, überlegte sie.
    „Würde die edle Dame mir einen Tanz schenken?“
    „Klar doch“, antwortete Vanessa erfreut. Elegant half Scavi ihr vom Stuhl auf und schwebte mit ihr Richtung Tanzbühne. Kaum dort angekommen, legte er los. Scavi tantze leidenschaftlich und voller Energie. Diesem junge Mann, gefiel Vanessa sofort. Sonst immer ruhig und selbstbewusst, war sie es, die die Männer in Verlegenheit brachte, aber nun traf es sie. Scavi lenkte sie komplett, mal schnell im Kreis tanzen, ein andermal eine Drehung nach der anderen oder ein ruhiger Paartanz. Vanessa schaute ihn neugierig an.
    „Na, was führt dich hierhin?“ fragte sie ihn.
    „Naja, ich bin ein Reisender, ich tauche überall auf“, antwortete er.
    „Auch Im Schloss des Kriels?“
    „Von dem Bösewicht? Paah, der ist doch kein großes Problem“. Schnell schaute sich Vannesa um. „Das war aber ein schlechter Scherz, oder?“ .
    „Nein, wie kommst du darauf?“

    Wie aus dem nichts, kam ein Stuhl auf Scavi zugeschossen. Dieser aber, hatte blitzschnelle Reflexe und duckte sich unter dem fliegenden Geschoss weg. Ein Dutzend bewaffnete Soldaten stümten in die Taverne.
    „Eine schöne Schlägerei“, gröllte ein Zwerg. Drei Soldaten kamen Scava immer näher. Dieser wartete reglos. Als sie sich noch einen Schritt näherten, zog er zwei Elfenwurfmesser und warf diese, auf zwei der Soldaten. Einer wurde in die Brust getroffen und der andere in die Kehle. Beide starben in wenigen Sekunden. Vanessa bewunderte sein Geschick. Zeit zu helfen, dachte sie. Sie zog ein langes Elfenmesser aus ihrem Mantel und ging in Fechtposition. Die Soldaten wichen aber nicht zurück. Scavi Schwarzklinge, du stehst unter Arrest, wegen Verdachtes auf Mord des Königs, Scava rollte mit den Augen und flüsterte: „Der war doch sowieso böse“. Vanessa schmunzelte und schaute sich genau um. In der Taverne sah es aus wie in einer Arena, nur das die Zuschauer alle ruhig waren und erwartungsvoll glotzten. Der Tavernenbesitzer trat vor und sagte mit lauter Stimme : Lasst sie gehen und verlasst dieses Haus. Diese beiden Turteltäubchen haben bestimmt nichts getan. Ein Soldat ging auf ihn zu und rief wütend:
    „NICHTS GETAN ? UND WAS SIND DIE BEIDEN LEICHEN DA ? ETWA STROHPUPPEN“ ? Mit zornroten Kopf zog der Soldat sein Schwert und ging auf den Tavernenbesitzer los. Dieser, der ein Zwerg von stämmiger Statur war, zuckte nicht mit der Wimper. Der Soldat kam näher und stürzte sich auf den Zwerg. Der Zwerg schlug ihn ein Holztablett mit voller Wucht auf den Kopf, das er bei sich getragen hatte. Der Geschlagene fiel augenblicklich ohnmächtig um. Der Zwerg grunzte und warf das Tablett weg. Die Soldaten glotzten, als hätte der Zwerg ein Wunder vollbracht.

    Scavi nutzte den Moment der Unachtsamkeit und trat einen Soldaten mit voller Kraft in den Brauch. Dieser stöhnte und fiel um und kippte dabei gegen zwei seiner Freunde, die auch anfingen zu torkeln. Vanessa wußte dies zu nutzen und sprang blitzschnell nach vorne und schlitze den torkelden Soldaten die Bäuche auf, worauf diese ächzten und auch umfielen. Die anderen Soldaten erwachten aus ihrer Schreckensstarre und griffen an. Scavi hatte sein Elbenschwert gezogen und schwang es anmutig durch die Luft. Mit einem Grinsen sah er seine Kontrahenten an. Vier Krieger kamen langsam auf ihn zu. Die anderen zu Vanessa. Scavi sprang auf die Tanzbühne und war somit einen Meter höher als die Krieger. Vanessa folgte ihm und kam mit einer perfekten Rolle auf. Die Soldaten bildeten einen Halbkreis um sie. Die Mehrzahl war mit Schwertern und Dolchen bewaffnet, außer einer, der hatte eine fünf Fuß lange Lanze.

    Der Krieger der niedergetreten worden war stand auf. Er blickte sich um und erblickte Scavi. Langsam schlich er hinter die beiden Elfen, ohne das einer von ihnen etwas merkte. Siegessicher lächelte er hämisch und sprang lautlos auf die Tanzbühne. Den Dolch zum Stoß erhoben rannte er los, um ihn den Elfen in den Rücken zu rammen. Doch plötzlich schrie er auf und fiel sofort hin. Ein Zwerg hatte ihn seine Axt ins Bein gejagt. Irritiert blickte der am Boden liegende Kämpfer sich um, dann wurde er enthauptet. „So kämpft man aber nicht“,murmelte der Zwerg. Die Truppe des Königs hatte nichts davon mitbekommen. Sie mussten vielmehr aufpassen nicht von den Schwertstreichen der schnellen Elfen getroffen zu werden.

    Langsam bekamen die Schergen des Königs es mit der Angst zu tun. Anfangs waren sie in einer großen Mehrzahl. Auch gegen Elfen. Bloß hatten sich diese sturren Zwerge eingemischt. Die können es auch nie lassen, ob im Kampf oder auf dem Goldmarkt, dachte ein Krieger, der eigentlich Schmied war. Ein kleiner, schmalgebauter Soldat, rannte aus der Taverne so schnell er konnte und schrie dabei. Der Anführer der Kämpfer rief laut: „Ihr wißt das auf Verrat die Todesstrafe steht, also bleibt hier und lasst uns diese Aufruhestifter festnehmen. Nach diesen Worten griffen die Krieger mit neuer Energie an. Scavi schlug einen Salto über zwei zischende Klingen unter ihm und stieß sein Schwert in die Schulter eines Feindes. Dieser schrie auf und warf sein Schwert zu Boden. Doch der Elfe war abgelenkt und ein Widersacher nutzte diese Gelegenheit, er wollte seinen Dolch in das Bein des Elfen werfen. Vanessa sah dies aus den Augenwinkeln und warf in Sekundenschnelle ihren Dolch nach dem anderen Dolch. Wenige Zentimeter vor Scavis Bein landeten die beiden Dolche auf den Boden. Er nahm dies wahr und kämpfte weiter, ohne abgelenkt worden zu sein. Auf einmal klopfte jemand an der Tür.

    Verdutzt starrten alle Gäste zur Tür, denn man musste den Kampfeslärm draußen gehört haben. Nach einer kleinen Weile wurde die Tür eingetreten und ein großer Trupp Krieger drang in die Taverne ein. „Verstärkung“, keuchte einer der Soldaten erleichtert. Scavi warf Vanessa einen Blick zu und deutete mit dem Kopf eine Bewegung auf eine der Hintertüren an. Vanessa verstand sofort und die beiden Elfen sprinteten los.
    Unterdessen strömten immer noch Krieger durch die zerstörte Tür ein und verfolgten die Elfen. „Gehört das noch zum Tanz?“ ,rief Vanessa Scavi zu.
    „Aber klar doch, möge die edle Dame mir folgen?“. Scavi öffnete die Tür des Stalles für sie.
    „Wir schaffen das, da ist eine weitere Doppeltür am Ausgang“, sagte Vanessa.
    „Wir sind Elfen, wir schaffen fast alles“, kam es zurück. Scavi öffnete eine der Stalltüren und nahm die Zügel zweier Pferde in die Hand. „Ohh ein Schimmel und ein Fuchs. Ich nehme den Schimmel“, sagte Vanessa und blinzelte Scavi neckend zu.
    „Jetzt beginnt der Tanz erst richtig, erwiderte dieser. Los geht’s!“, erwiderte dieser und schwang sich auf den Fuchs. Die Pferde preschten im Galopp Richtung Doppeltür. Dort angekommen trat Scavi diese im vollen Ritt auf und stellte sich auf seinem Pferd hin. „Da sind sie. Ergreift sie und bringt sie ins Gefängnis“ schrie ein Soldat, der sie entdeckt hatte. Scavi holte einen Bogen unter seinem Umhang hervor und spannte einen Pfeil. Der Wachmann wurde schreckensbleich und erstarrte förmlich. Kurz darauf steckte ein Pfeil in seinem Arm. Er blicke ungläubig auf seinen Arm und wurde ohnmächtig und fiel in den Schlamm.

    Der Geist und die Tänzerin
    von Tariq

    Die blaugestrichene, mit goldenen Schnörkeln verzierte Tür öffnete sich langsam, und SIE kam zum Vorschein. Es war, als würde mit ihrem Erscheinen die Sonne in seinem Gemüt aufgehen.
    Der Geist seufzte unhörbar. Seit drei Jahrhunderten musste er in diesem Gemälde ausharren, das an Scheußlichkeit kaum zu überbieten war.
    Nein, das war nicht ganz richtig. Das Gemälde war außerordentlich gut. Nur das Motiv, das der Maler gewählt hatte, war scheußlich. Mehrmals hatte der Geist hören müssen, wie die Leute darüber tuschelten, und manchmal musste er sogar mit ansehen, wie sie sich schaudernd davon abwandten. Es zeigte ein Wesen, das einer morbiden Fantasie entsprungen zu sein schien. Eine furchterregende, geflügelte Kreatur mit struppigem, schwarzem Fell, glühenden Augen und riesigen Tatzen, die sich aus dem Dunkel schälte und langsam auf den Betrachter zuschlich.
    Es zeigte ihn selbst. Das war er einmal gewesen, ein nach Menschenblut dürstendes Monster. Des Nachts hatte er die Dörfer terrorisiert, Schrecken verbreitet und unendliches Leid über die Bewohner gebracht ... bis dieser Magier ihn tötete und seinen Geist hier in dieses Gemäldebannte.
    Die glühenden Augen der gemalten Kreatur waren die Fenster seines Gefängnisses. Dank ihnen konnte er sehen, und dank ihnen hatte er auch schon viel gesehen. Das Bild war aus dem Haus des Magiers, der es damals mit sich genommen hatte, in die Villa eines Kaufmannes gekommen. Dort wurde es von einem Kunstsammler entdeckt, der es erwarb und hier in diesem Raum seines schlossähnlichen Wohnsitzes an die Wand hängte. Das Zimmer strotzte nur so von Dingen, die er wie dieses Gemälde irgendwann einmal erstanden hatte und nun hier aufbewahrte, um sie ab und an stolz seinen Gästen zu präsentieren.
    Der Geist war verbittert. Fünfhundert Jahre Bann hatte die Strafe gelautet. Danach würde er erlöst sein und endlich im großen Nichts verschwinden dürfen. Eine winzige Annehmlichkeit hatte der Magier ihm damals gewährt. Es stand ihm frei, während dieser langen Zeit ein einziges Mal sein Gefängnis zu wechseln. Die Bedingung dabei war jedoch, dass es ein toter Gegenstand sein musste, in dem er seine Existenz fortführen wollte. Keine Person, kein Tier, keine Pflanze. Nur ein Ding. Er hatte nie davon Gebrauch gemacht.
    Die Jahre vergingen, doch er zählte sie nicht. Für ihn stand die Zeit still. Es kam nur selten jemand in den Raum, um das Sammelsurium abzustauben, und so war jede Abwechslung willkommen.
    SIE war der Lichtblick seiner freudlosen Tage, der Höhepunkt dieser endlosen Stunden, von denen sich jede genauso ereignislos an die eben vergangene reihte, wie diese es schon vor ihr getan hatte.
    Sehnsüchtig richtete er nun seine Augen auf ihre grazile Gestalt. Niemals würde er sich an ihr sattsehen können. Die schlanken Arme hatte sie hoch über sich erhoben und ein wenig angewinkelt, so dass sie fast einen Kreis bildeten. Die Hände waren locker geöffnet, die Finger nicht ganz gestreckt, mit bewegungslosen Spitzen, die in einer zart wirkenden Geste einander zugewandt verharrten. Die rechte Hand stand dabei ein klein wenig höher. Das lag daran, dass sie den Oberkörper anmutig leicht nach links neigte und auch den Kopf in diese Richtung gewandt hatte. Ihr Blick war auf den Boden neben ihr gerichtet, den sie lediglich mit den Fußspitzen berührte. Das erkannte er an den winzigen Schuhen, die unter dem tiefreichenden Saum des duftigen, weiten Spitzenkleides hervorlugten.
    So oft schon hatte er sie gesehen, den Blick nicht von ihr wenden können. Sie jedoch hatte ihn noch niemals angeschaut. Den Kopf mit der perfekten Frisur, die ihre herrlichen dunklen Haare in einen spitzenumhüllten Dutt zwang, drehte sie nie. Stur sah sie an ihm vorbei. Man hätte meinen können, dass sie bewusst den Augenkontakt vermied. Doch er wusste, dass das nicht so war. Sie konnte ihn nicht ansehen.
    Wie immer war vorher diese leise Musik erklungen. Mit Musik selbst konnte er nicht viel anfangen, aber diese Melodie liebte er, weil es bedeutete, dass sie gleich erscheinen würde.
    Und immer, wenn der kleine, hohe Trillerton erklang, öffnete sich die blaue Tür.

    Doch etwas störte ihn.
    Sie kam nie allein. Immer war ER dabei. Dieser aufgeblasene Gockel. Steif, als hätte er einen Stock verschluckt, und stolz, als sei er das wichtigste Individuum auf dieser Erde, erschien er im selben Augenblick in der roten Tür, in dem sie in der blauen auftauchte. Seinen linken Arm mit der geballten Faust verbarg er leicht angewinkelt hinter dem Rücken, den rechten hatte er vor seiner Brust. In der Hand hielt er eine Rose. Jedes Mal, wenn er kam, hatte er sie bei sich. Eine Rose, so blutrot, dass sie einen fast schmerzhaften Kontrast bildete zu dem Schwarz seines Gehrockes und dem strahlenden Weiß seiner Hemdbrust.
    Während er sich langsam auf sie zubewegte, war sein Blick einzig und allein auf die Schönheit vor ihm gerichtet. Keine einzige Sekunde ließ er ihn abschweifen, um so unwichtige Dinge wie die Gegenstände im Zimmer zu betrachten. Der Kerl war ein Geck, ein hochnäsiger und eingebildeter Lackaffe.
    Der Geist hasste ihn. Mit der ganzen Leidenschaft, zu der er fähig war. Voller Genugtuung erkannte er, dass SIE ihr vornehm gekleidetes Gegenüber auch diesmal keines Blickes würdigte, während sie näherkam. Die Augen blieben niedergeschlagen, der Kopf verharrte in der anmutigen gebeugten Haltung, die Linie des erhobenen rechten Armes folgte dem sanften Schwung ihres zarten Halses.
    Als sie eine bestimmte Distanz zwischen sich überbrückt hatten, begannen beide, sich zu drehen. Und danach bewegten sie sich auch noch zusätzlich um eine unsichtbare Mitte zwischen sich. ER blieb dabei stocksteif, drehte sich nur langsam um die eigene Achse.
    SIE tat das auch, fing aber zusätzlich an, ihren Oberkörper langsam zu neigen. Zuerst nach vorn, wobei sie mit den Armen den weit bauschenden Rock ihres Spitzenkleides berührte, dann nach rechts, nach hinten und schließlich nach links, um gleich darauf wieder von vorn zu beginnen.
    Sie tanzte.
    Es wirkte so leicht, so anmutig, als sei sie schwerelos. Die Drehungen, die ihr Körper während dieser Bewegungen vollführte, verstärkten den Eindruck noch. Welch ein Gegensatz zu ihrem Mittänzer, wenn man dessen starre Haltung mit den an den Körper gepressten Armen überhaupt als Tanz bezeichnen konnte.
    So bewegten sie sich zweimal umeinander herum, ohne sich dabei irgendwie näherzukommen.
    Nachdem sie den zweiten Kreis vollendet hatten, hörten beide wie auf geheime Absprache auch auf, sich um sich selbst zu drehen. Sie erstarrten wieder, und während die Musik leise verklang, zogen sie sich langsam wieder zu ihren jeweiligen Türen zurück. SIE zur blauen, ER zur roten.
    Als sich diese hinter ihnen geschlossen hatten, fiel die Anspannung von dem Geist ab. Wie jedes Mal, wenn ER und SIE sich trafen, hatte er auch diesmal grauenhafte Angst gehabt, dass sie dem Rosenträger ihre Aufmerksamkeit schenken würde. Es hätte ihn zutiefst getroffen. So war er nur einer von zweien, die von ihr nicht beachtet wurden. Dann aber wäre er selbst der Einzige gewesen. Diesen Schmerz hätte er nicht verkraften können. Er wäre daran zerbrochen. All die Jahre der Einsamkeit hatten das nicht schaffen können, aber ihr hätte es allein dadurch gelingen können, dass sie ihren Tanzpartner ansah.
    Doch es war auch diesmal nichts dergleichen passiert. Und wie immer begann, sobald die Erleichterung bei ihm nachließ, sofort die nagende Furcht zu wachsen, was bei der nächsten Begegnung zwischen den beiden passieren könnte. Würde sie stark bleiben? Würde sie IHN weiter ignorieren mit seiner albernen Rose, die er ihr nicht einmal hinreichte, sondern fest an die Brust drückte, ganz so, als wäre es ihm gar nicht wichtig, dass Sie diese Blume bekam?
    Eine Stunde musste er jetzt warten. Eine Stunde lang hoffen, dass ER auch das nächste Mal unverrichteter Dinge mit seiner Rose wieder verschwinden musste. Eine weitere Stunde...
    Was gäbe der Geist darum, der Tänzerin selbst einmal eine Rose reichen zu können. Oder - was noch viel unvergleichlicher wäre und was er weder zu denken noch zu hoffen wagte - einmal mit ihr tanzen zu können. Und sei es nur diese steife Drehung um die eigene Achse, mit der ER immer versuchte, sie zu beeindrucken. Nur einmal. Er wäre ihr nahe, mit jeder vollen Stunde wäre er ihr wirklich ganz nahe, könnte endlich ihr Gesicht einmal aus der Nähe betrachten, ihr Kleid bewundern, ihr Haar, ihre zarten Hände...
    Nur einmal ihr nahe sein. Anstelle des Rosenkavaliers aus der roten Tür kommen...

    Als die Stunde um war, begann es von vorn. Leise erklang die Musik.
    Die blaugestrichene, mit goldenen Schnörkeln verzierte Tür auf der altertümlichen Uhr öffnete sich langsam, und SIE erschien.
    Die rote Tür, die der blauen genau gegenüberlag, öffnete sich ebenfalls. Und er erschien. In der Hand trug er die rote Rose. Während er sich ihr näherte, ließ er ganz kurz einen Blick hinüberfliegen zu dem Bild an der Wand, in welches er dreihundert Jahre lang gebannt gewesen war. Das Motiv, das der Maler gewählt hatte, war scheußlich. Es zeigte ein Fantasiewesen, eine furchterregende, geflügelte Kreatur mit struppigem, schwarzem Fell, glühenden Augen und riesigen Tatzen, die sich aus dem Dunkel schälte und langsam auf den Betrachter zuschlich.
    Das war er einmal gewesen. Früher, vor langer Zeit, in seiner Vergangenheit.
    JETZT aber trug er ein weißes Hemd und einen schwarzen Gehrock. Und gleich würde er tanzen mit der Dame seines Herzens. Zu jeder vollen Stunde, und das noch zweihundert wunderbare Jahre lang.

    Schatten der Vergangenheit
    von Alexander2213

    „Verneigt euch vor Claudius, dem Großen, Kaiser von Argutera, Bezwinger der neun Königreiche, Zerstörer der...“ Claudius ließ seinen gelangweilten Blick über den gut gefüllten Thronsaal gleiten, während der Zeremonienmeister den endlosen Titel zum wiederholten Male aufsagte.
    Von seinem erhöhten Platz aus konnte er die Menge gut überschauen. Der Saal war bereits gut gefüllt, mit Vertretern aus allen Teilen des Reiches. Noch immer kamen neue Adlige, um ihm ihre Ehrerbietung zu erweisen. Da waren die Häupter der Zwerge aus den grünen Bergen oder die gefürchteten Waldmenschen. Sie alle beugten ihr Knie vor ihm.

    Eine grimmig wirkende Frau erschien vor dem Thron. Die Großfürstin der Toleras war gekommen und verbeugte sich tief. Claudius dachte zufrieden an die Unterwerfung dieses renitenten Völkchens. Ja, die Toleras waren schon würdige Gegner gewesen, das Reitervolk hatte zu den Letzten gehört, die sich dem Imperium widersetzten.

    Claudius wusste, welchen Beinamen er beim Volk hatte: Der Grausame. Doch er war stolz auf seine Taten und seinen Ruf. Seit zehn Jahren hatte es keinen Krieg mehr gegeben, weil keiner so tollkühn war, sich mit ihm anzulegen. Wenn man herrschen wollte, musste man hart sein, keine Gnade kennen.
    Dann sah er die Frau in dem rot schimmernden Kleid. Ihr Haar schien fast golden. Sie gehörte zu einem der niederen Provinzfürsten. Einem jungen schlaksigen Kerl, der gerade erst die Regentschaft von seinem Vater übernommen hatte.
    „Graf Ferdinand von Krachdorf, nebst Gemahlin“, stellte der Zeremonienmeister die Gäste vor. Die Frau faszinierte Claudius. Sie sprach etwas in ihm an, doch er konnte nicht genau sagen was eigentlich. Sie war jung und schön, das mochte schon sein, aber das waren seine zahlreichen Kurtisanen auch. Dieses Gesicht, es wirkte vertraut. Für die nächsten Gäste hatte er kaum ein Auge, stattdessen folgte er dem roten Punkt in dem rauschenden Meer von Kleidern. Der Rest der Zeremonie fühlte sich wie eine Ewigkeit an.

    Wie von Zauberhand öffnete sich in der Mitte des Saals die Menge. Alle warteten darauf, dass er den Tanz eröffnete. Langsam erhob er sich und schritt die Stufen vom Thron herunter, gefolgt von seinem Schatten, dem Leibwächter Cato. Er war der einzige Mann, dem Claudius vertraute und er verkörperte das, was einem Freund am nächsten kam. Der Kaiser schritt an seiner Lieblingskurtisane in ihrem strahlend blauen Kleid vorbei, seiner Lieblingsfarbe und dann an den anderen Hofdamen, die um seine Gunst buhlten.

    Die Frau in Rot stand nicht in der ersten Reihe der Schaulustigen, doch als er auf sie zusteuerte, öffnete sich die Menge. Er hielt ihr die Hand hin und ein Raunen ging durch die Menge. Gab es eine neue Favoritin? Sie schien zu zögern, bevor sie ihm schließlich ihre Hand entgegenstreckte. Ihr Mann erbleichte, doch er war klug genug nichts zu sagen.
    Claudius fühlte ihre warme Hand, als er sie zur Tanzfläche führte. Die Musiker fingen an zu spielen. Zu leisen Klängen verbeugten sie sich voreinander. Claudius war trotz seiner fast 50 Jahre immer noch in bestechend guter Form. Täglich trainierte er mit Cato den Schwertkampf und auch beim Tanzen hatte er viel Übung.

    Die Musik floss ruhig dahin und sie tanzten eng zusammen. Und immer noch war dieses vertraute Gefühl da. „Wie ist euer Name, Madame“, fragte er sie. „Aurelia“, sagte sie mit feiner Stimme. Im Takt der schneller werdenden Musik wirbelte er sie einmal um die eigene Achse.
    Ihr blondes Haar wirbelte genauso wie ihr feuriges Kleid und plötzlich wusste er, an wen sie ihn erinnerte. Melina, sie sieht aus wie Melina, dachte er. Fast hätte er den Takt verpasst, doch die Musik wurde wieder ruhiger und so fiel es nicht weiter auf.
    „Ihr bewegt euch gut auf der Tanzfläche. Doch sagt, wo kommt ihr her?“, fragte er sie. Er schaute sie genauer an, musterte ihr Gesicht, als sie über die Tanzfläche wogten. Tatsächlich sah sie ihr erstaunlich ähnlich, der einzigen Frau, die er je wirklich geliebt hatte. Vielleicht lag es auch etwas am roten Kleid, Melina hatte diese Farbe geliebt.

    Sie lächelte: „Interessiert es euch wirklich, jetzt bin ich doch hier.“ Er musste sie haben, schon weil sie ihn an alte unbeschwerte Zeiten erinnerte! Die Musik schwoll immer stärker an, er wirbelte sie über die Tanzfläche. Er genoss den Tanz, auch wenn er langsam etwas ins Schwitzen kam.
    Als die Musik mal wieder etwas ruhiger wurde und sie eng aneinander tanzten, raunte sie ihm zu:
    „Ihr könnt wirklich gut tanzen, Euer Majestät. Habt ihr schon immer viel getanzt?“ Er dachte an seine geliebte Melina und ein Anflug von Wehmut überkam ihn. „Früher viel, aber jetzt kaum noch, fast nur zu offiziellen Anlässen“, sagte er. Er dachte daran, wie es damals endete.
    „Ihr erinnert mich an jemanden“, sagte er und schaute in ihre unergründlichen Augen.

    Melina hatte ihn verraten und sich auf die Seite seiner Feinde gestellt, nur weil er diese läppische Stadt zerstört hatte. Wie hieß sie doch gleich? Damals hatte er zum letzten Mal Gnade gezeigt! Er hatte ihr nicht die Haut abziehen lassen, wie er sonst Verräter bestrafte. Er hatte sie nur in die Sklaverei verkauft und nie wieder etwas von ihr gehört.

    „Ich weiß, an wen ich euch erinnere. An meine Mutter.“, sagte sie, gerade als die Musik wieder schneller wurde. Wieder wirbelte er sie herum, doch eigentlich fühlte er sich selber schwindelig. War sie wirklich ihre Tochter? Wie war es Melina ergangen? Lebte sie vielleicht noch. Ein Gefühl kam auf, dass er lange nicht mehr gekannt hatte: Schuldgefühle. So lange hatte er versucht, jeden Gedanken an sie zu verdrängen, alles brach über ihn herein. Ein Gefühl von Übelkeit breitete sich aus.

    „Wie kann es sein?“, fragte er, doch die Musik wurde immer schneller und so verzögerte sich die Antwort. Eigentlich hätte der Einführungstanz längst beendet sein sollen, damit auch alle anderen anfangen konnten zu tanzen. Doch solange er keine Anstalten machte, aufzuhören, spielten die Musiker weiter.
    „Wie geht es ihr?“, fragte er, obwohl er die Antwort auf die vorherige Frage noch nicht bekommen hatte.
    „Sie ist tot... Genau wie du!“, sagte sie mit Genugtuung in der Stimme! Er ließ sie abrupt los. Was hatte sie getan. Er sah die kleine Nadel in ihrer Hand. Der Schweiß lief ihm über die Stirn und er sackte zusammen. Plötzlich war Cato hinter ihm. „Majestät, was ist los?“, fragte er aufrichtig besorgt.

    Ein Raunen ging durch die Menge, doch Claudius schaute nur auf Aurelia. Er sah den Zorn in ihren Augen und ihre Stärke. Diesen Blick hatte Melina niemals gehabt. Sie war immer so sanft gewesen. In Aurelias Augen erkannte er sich selber. Was musste sie alles getan haben, um hierher zu kommen? Der Schmerz breitete sich in seinem Körper aus. Er kannte die Symptome des Talingaris-Giftes - unheilbar, schnell wirkend und verdammt schmerzhaft.

    „Vergiftet“, sagte er nur. Cato begriff sofort und mit gezücktem Schwert sprang er auf Aurelia zu. Diese ließ die Nadel fallen und machte keine Anstalten zu fliehen oder sich zu wehren, sondern erwartete denn tödlichen Schlag, mit stoischer Gelassenheit.
    „Stopp“, sagte Claudius und Cato erstarrte in der Bewegung, mit fragender Miene sah er seinen Kaiser und Freund an. „Du hast den Kaiser von Argutera ermordet. Doch ich selbst werde noch das Urteil über dich verhängen.“
    Eine Schmerzwelle ging durch seinen Körper. Er würde sie leiden lassen, auch wenn er damit den letzten Rest von der Erinnerung an Melina zerstören würde.
    Immer mehr Wachen der Leibwache strömten herbei und drängten die Schaulustigen zurück, die sich am Anblick des gefallenen Kaisers noch halb ungläubig ergötzten.

    Ein Reich hielt man nur mit Stärke zusammen, danach hatte er immer gelebt. Er sah in die Gesichter der Leute um ihn herum - der Könige, Fürsten und Stammesführer, die alle in der Sekunde seines Todes nach der Macht greifen würden. Er begriff, er hatte alles verloren. Durch Unterdrückung aufgebaut, würde das Reich in einer Spirale der Gewalt untergehen.

    Für die Macht hatte er seine Liebe geopfert und erst jetzt fühlte er den Verlust. Dafür musste er sie hart bestrafen. Sie mochte sein Fleisch und Blut sein, doch Gnade lag nicht in seinem Wesen.
    Claudius konnte nicht mehr klar sehen und auch sein Geist wurde immer mehr vernebelt. Er blickte Aurelia an, doch er sah Melina, mit ihrem sanften Gesicht. Mit letzter Kraft schob er die Illusion beiseite.
    „Ich...“ Schmerzen flossen durch seinen Körper. „Ich verurteile dich, Aurelia, dazu, mein Erbe anzutreten. Eine schlimmere Strafe kenne ich nicht.“
    Er sah Aurelias fassungsloses Gesicht, das mit Schmerz, Zorn und einem Anflug von Trauer kämpfte. Alles zerrann vor seinen Augen zu einem gleißenden Licht. Dann wurde alles schwarz.