Beiträge von Kitsune

    Da sprach sie von Dingen und kam nie wieder ...

    Jedenfalls: Danke ihr zwei. :) Ich schaue mir die angemerkten Sachen noch einmal an.

    Kirisha

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    Ist das wirklich "was Kleines"? Es liest sich wie der Anfang zu einem Roman. Den ich übrigens gerne lesen würde.

    Ehrlich gesagt: Nein. Das Große, was hier dazugehört, ist Sternenstaub. Da bin ich derzeit dran, erst einmal zum Ende zu kommen, bevor hier wieder etwas passiert. Kann noch etwas dauern.

    Thorsten

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    Im ersten Teil ist eigentlich nur Hamza unterwegs - nachdem sein Name einmal gefallen ist darf der Protagonist auch gut 'er' bleiben. Ich weiss nicht, vielleicht bin es nur ich, aber ich bin zu der Frage gesprungen warum ich in jedem Abschnitt schon wieder gesagt bekommt dass er Hamza heisst,


    Im Prinzip koennte man ihn auch die ersten Passagen anonym lassen und seinen Namen erst rauslassen wenn er andere trifft - das waere so ein bisschen artsy...

    Ja, da hast du Recht, das ist mir bei der Kontrolle extrem durchgerutscht. Ich schau mir das auf jeden Fall noch einmal an.

    Auch vielen Dank für die anderen Anmerkungen. Ich weiß, dass ich manchmal etwas zu kompliziert schreibe, von daher bin ich immer wieder froh, wenn mich jemand darauf hinweist.

    Ähem. *richtet die Brille und das Mikro* Test.

    Ich wage mich langsam wieder ans Schreiben. Bisher reicht es nur für kleine, kurzweilige Dinge, aber mein Hirn und ich freunden uns langsam wieder miteinander an.

    Bevor ich mich wieder in die Tiefen des Forums begebe und auch meinen Senf an passender Stelle abgebe, wollte ich noch etwas Kleines von mir dalassen. Ja, ich verstecke mich unter 'nem Stein, so lange nicht wirklich anwesend zu sein und dann erst einmal selbst was reinzuklatschen. Habe aber wieder mehr Luft zum Atmen und bald auch wieder zum Lesen/Kommentieren.

    Jedenfalls: Jegliche Kritik willkommen.


    - Wüstenherz -

    Sand rieselte in abertausend feinen Körnchen unter seinen Stiefeln die Düne hinab. Lange sah er den ungleichen Wellen nach, während der Wind an dem hellen Tuch um seinen Kopf zerrte.

    Seufzend schloss Hamza die juckenden, von Sand verkrusteten Augen. Das Heulen der Dünen erlöste ihn nicht von dem steten Wimmern und Schluchzen, das sich in seinen Ohren festgesetzt hatte. Seine Beine fühlten sich unendlich schwer an, als er sie zwang, kehrtzumachen.

    Hamza ignorierte das Pochen und Ziehen in den Handgelenken, als er seine verkrampften Finger im Leder der Handschuhe zu lockern versuchte. Tief atmetet er die heiße Luft um sich herum ein, hielt sie einen flüchtigen Gedanken lang in seinem Inneren, bevor er sie langsam ausstieß. Augenblicklich schwoll das Wimmern zu einem herzzerreißenden Weinen an. Eine Disharmonie vieler Stimmen, die das rauschende Lied der Wüste vollständig zu übertönen drohte.

    Krampfhaft zog sich Hamzas Magen zusammen. Seine Schritte zurück ins Lager waren schwerfällig und langsam. Als wollten sie ihn davor abhalten, weiterzugehen, sich dem Unausweichlichen zu nähern, das ihm das Herz brechen würde. Je näher er den buntgeschmückten Wohnzelten kam, versteckt hinter und zwischen den Dünen, desto mehr rebellierten seine Glieder. Die sonst reich geschmückten Planen voller Fähnchen, Perlen, Knöchelchen und Falkenfedern wirkten trist, jeglicher Farbe beraubt.

    Im Zentrum der im Kreis angeordneten Behausungen tummelte sich ein Wulst aus zusammengesunkenen Leibern, die sich gegenseitig im Schatten des großen Hauptzeltes mit Armen und Schultern stützten, die Köpfe aneinandergeschmiegt.

    Hamza blickte in tränenverschmierte dunkle Gesichter, deren Augen in unbekannte Ferne gerichtet waren; viele von ihnen sahen durch ihn hindurch. Erst als er sich der größten Gruppe Leiber näherte, sah eine junge Frau auf. Ihr Kopftuch war ihr halb auf die Schultern gerutscht, ihr sandfarbenes Gewand, das sich sonst ordentlich und sittsam um ihren Körper schmiegte, war zerknittert und fleckig. Ihre schwarzen Locken wehten im Wind, fielen zerzaust in ihr verhärmtes Gesicht, das von etlichen dunklen Linien durchzogen war.

    Zoreens Blick traf den seinen; ein schwermütiges Lächeln huschte über ihre Lippen, nur für einen Wimpernschlag. Mit einem Nicken deutete sie ihm, ihr ins Zelt hinter ihr zu folgen.

    Hamza zögerte. Seine schweren Schritte gerieten aus dem Takt. Mit ausdrucksloser Miene hielt Zoreen die Plane zum Zelt offen. Augenblicke verstrichen, in denen die beiden sich anstarrten, ehe sie die Lider leicht senkte. Tief holte Hamza Luft, setzte wie in Trance einen Fuß vor den anderen, bis er als Erster ins schummrige Innere trat.

    Die stickige Luft, der Geruch nach Schweiß und anderen menschlichen Ausdünstungen gepaart mit dem beißenden Gestank abgestandenen Rauchs raubten Hamza den Atem. Langsam zog er den gewickelten Schal von seinem Kopf, fuhr sich dabei durch das dichte schwarze Haar. Fluchte leise, als er sich mit den Fingern in den eingeflochtenen Federn und Perlen verfing.

    Er ließ den Blick über die fleckigen Teppiche schweifen, deren ausgebleichten Farben und Muster, hinüber zu den aufgerollten Decken, dem niedrigen Tisch in der Mitte des Zeltes, auf dem neben Teebechern und einer zerbeulten Blechkanne auch etliche Bahnen zerrissenen Stoffes, allerlei Kräuterbündel und flache Schälchen zu finden waren. Mit pochendem Herzen vermied er es, zur Schlafstätte dahinter zu schauen.

    Zoreen ließ die Plane sinken, verharrte jedoch am Ausgang.

    Hamzas Herz widersetzte sich einem gleichmäßigen, ruhigem Schlagen, während er seine Aufmerksamkeit allmählich auf das heftete, was nur wenige Schritte von ihm entfernt lag. Zittrig schöpfte er Atem, schalt sich selbst einen Narren für sein Zaudern. Doch der ausgemergelte Körper dort hatte nur noch wenig mit der lebensfrohen Seele seines Vaters gemein.

    »Er wird immer schwächer«, bemerkte Zoreen leise.

    Hamza unternahm mehrere Anläufe, bevor er seiner Stimme auch nur ansatzweise vertraute, nicht wegzubrechen. »Wie lange?«

    »Ein paar Stunden? Minuten?« Ihr Flüstern hätte ebenso gut ein Schreien sein können. »Geh zu ihm.«

    Alles in ihm sträubte sich, schrie nach Flucht. Dennoch zwang sich Hamza, nach vorn zu treten, sich dem Nachtlager aus Teppichen und Decken zu nähern und sich davor auf Knien niederzulassen.

    Mit rasselndem Atem öffnete sein Vater die Augen. Seine Wangen waren eingefallen, Knochen stachen deutlich hervor und die Haut hatte jeglichen Glanz verloren. Seine grauen Locken standen in spröden Strähnen vom Kopf in alle Richtungen; jeglicher Schmuck, den er stets mit Stolz getragen hatte, fehlte in ihnen.

    Erst, als die aufgesprungenen bläulichen Lippen sich bewegten, merkte Hamza, dass sein Vater ihm etwas zu sagen versuchte. Widerwillen lähmte ihn, bis er sich zwang, den Oberkörper vorzubeugen und das Ohr dem Mund seines Vaters zu nähern.

    Die einst so kräftige dunkle Stimme war zu einem leisen Hauch verkommen. So sehr Hamza sich bemühte, einen Sinn daraus zu erkennen, es blieben zusammenhangslose Worte. Einige Sekunden verharrte er, dann richtete er sich wieder auf, wütend über seine Erleichterung, nicht mehr so dicht bei ihm sein zu müssen. Mit leeren Augen sah sein Vater zur Zeltdecke hinauf. Er folgte seinem Blick, verzog das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse, als er der verbrannten Kräuterbündel gewahr wurde, von denen kaum mehr als verkohltes Seil und Stängel über waren.

    Als er sich erneut seinem Vater zuwandte, hatte dieser den Kopf zu seinem Sohn gerichtet, doch die dunklen Augen waren verschleiert, schienen durch Hamza hindurchzusehen. Unentwegt formten seine Lippen unverständliche Worte. Am liebsten hätte Hamza ihn an den Schultern gepackt und geschüttelt, er solle endlich zu Sinnen kommen, doch Scham und Ekel pressten seine Hände fest in seinen Schoß.

    »Kein Verstand in ihnen, kein Erkennen«, murmelte Hamza heiser. Zoreen schwieg. »All die Tage, in denen seine Gedanken klar waren, sie wirken so weit weg. Von einem auf den nächsten Tag benimmt er sich wie ein Kleinkind. Macht alles, was er nicht soll. Wie oft habe ich mich gefühlt, als würde ich gegen eine meterhohe Sanddüne sprechen, gegen den heulenden Wind ankämpfen?« Tief atmete er durch. Ein trauriges Lächeln breitete sich unweigerlich über sein Gesicht aus, während er versuchte die Erinnerungen an seinen Vater über dieses schattenhafte Abbild vor ihm zu legen.

    Der einst stolze Wüstenreiter, der ganze Tage ununterbrochen mit geschwellter Brust durch die Wüste ritt mit nichts weiter als seinem Proviant und dem Pferd unter seinen Schenkeln. Wie viel Zeit war vergangen, das er nach Atem ringend mit den Fingern an die Kehle gekrallt zusammensank? Kein Tag glich seitdem dem anderen. Denn obwohl sein Vater Almaw getrotzt hatte, dem Tod persönlich ins Gesicht gespuckt, so waren seine Gedanken wirr, nie vollkommen klar. In seinen besten Tagen sah er Dinge, die nicht da waren, sprach von irrwitzigen Wesen, lachte, kicherte irr. In seinen schlechtesten stierte er leer vor sich hin oder verwechselte Hamza stets mit seinem älteren Bruder Nadim ...

    Hamza krallte die Finger in seinen Kaftan. Vor Jahren war sein Bruder mit einer Handvoll Männer davongeritten und nie zurückgekehrt. Wegen einer Frau, die keine Wüstenreiterin war.

    Er schluckte den alten Groll herunter. Sein Bruder war fort, sein Vater lag im Sterben und auf seinen eigenen Schultern spürte er die Last der Verantwortung für die Seelen außerhalb dieses Zeltes. Doch mit jedem rasselnden Atemzug seines Vaters schnitt die Verbitterung tiefer ins Fleisch.

    Nadim hätte an seiner statt am Totenbett wachen müssen.

    Nadim hätte an seiner statt ausharren und anschließend den Tod des Ältesten verkünden müssen.

    Nadim hätte ...

    »Hamza!« Jemand riss die Plane des Zeltes auf und hielt mit schwerem Schritt auf den angesprochenen Mann zu. Zoreen stellte sich dem Neuankömmling in den Weg, doch Hamza deutete ihr mit einem Wink, ihn vorzulassen, ohne die Aufmerksamkeit vom eingesunkenen Gesicht seines Vaters abzuwenden.

    »Die Wüste bebt, Hamza«, sprach der Junge hinter ihm. Als er nicht weiter darauf reagierte, fuhr der Junge fort: »Es heißt, ihr König ... Nadim sei ...«

    »Wag es ja nicht, diesen Namen hier laut auszusprechen!«, fuhr Zoreen ihn scharf an, hielt sich jedoch zurück, als sie Hamzas finsteren Blick auf sich spürte. Der Junge schwieg, unausgesprochene Worte hinter seinem verzweifelten Starren auf den Ältesten lauernd.

    Hamzas eigene Gedanken begannen zu kreisen. Die Gerüchte waren auf den letzten Ausritten auch zu ihm gedrungen. Das Ende sei nah. Eine neue Ära würde bald beginnen. Alsahar würde in neuem Glanz erblühen - und mit der Königsstadt auch die Wüste selbst.

    Bisher hatte er versucht dem keine Bedeutung beizumessen, hatte es als Hirngespinste abgetan und Wahnvorstellungen verdurstender Wüstenwanderer zugemessen.

    Doch sein Herz wurde schwer. Seine Brust schmerzte, sein Magen stach, wollte das ohnehin karge Frühstücksmahl wieder hergeben.

    »Hamza?« Zoreen hockte sich neben ihn. Ihre tätowierten Linien auf den Wangen kräuselten sich. Sie vermied, den Sterbenden anzusehen, während sie ihrem alten Freund eine Hand auf die Schulter legte. »Glaubst du, dass sie die Wahrheit gesagt hat? Er wird kommen. Der Sturm. Die Sterne werden erneut vom Himmel regnen.«

    Hamza drückte seine Daumen fest gegen die geschlossenen Augenlider. Vorhersehungen. Schnaubend lachte er auf, als er sich an den Widerwillen seines Bruders erinnerte, irgendeinem vorgegebenen Pfad folgen zu wollen. Dennoch hatte er stets das Zeichen Ismets um den Hals getragen, selbst als er nachts vom dunklen Starren seines jüngeren Bruders verfolgt das Lager verließ. Ohne ihn mitzunehmen.

    Sollte Ismet letztlich so grausam sein, Hamza alles zu nehmen, was ihm lieb und teuer war, nur damit er und die seinen erneut auf festem Boden wandeln konnten?

    Noch während dieser Gedanken schöpfte sein Vater ein letztes Mal rasselnd Atem, den er nicht wieder ausstieß. Sein Körper wurde still, die Augen unbewegt und leer auf seinen jüngsten Sohn gerichtet, den er wohl selbst im Sterben noch für den älteren hielt.

    Ruckartig stand Hamza auf, brachte dadurch nicht nur Zoreen aus dem Gleichgewicht, sondern auch den Jungen hinter ihnen, als er an ihm vorbei aus dem Zelt hastete. Die von Irrsinn und Tod geschwängerte süßliche Luft begleitete ihn bis nach draußen, wo er sich vorn über beugte und erbrach. Hustend und würgend stemmte Hamza die Hände auf die Oberschenkel.

    »Ismet, sei mein Zeuge. Ismet, sei mein Retter. Ismet, steh mir bei«, murmelte er leise, fuhr mit zitternden Fingern unter den Kragen seines dunklen Gewands und ertastete die schwere Silberkette, fühlte nach dem halbrunden Aquamarin. »Ismet, sei mein Zeuge. Ismet, sei mein Retter. Ismet, steh mir bei.« Wieder und wieder formte er die Worte wie eine Beschwörung.

    Was blieb ihm nun?

    Seine Mutter? Verstorben im Kindbett.

    Sein Vater? Tot und zuvor dem Wahn verfallen.

    Sein Bruder? Verschollen und schon längst in seinem Herzen von Almaw zu sich geholt.

    »Ältester«, flüsterte Zoreen, die ihm leise gefolgt war. Sie legte ihm die Hand auf den gebeugten Rücken, half ihm, sich langsam aufzurichten. Mit undurchdringlicher Miene wischte sie ihm mit einem schwarzen Tüchlein die letzten Spuren seiner Unpässlichkeit von den Mundwinkeln. »Wir haben viel zu tun.«

    Hamza umfasste mit den Fingern ihr schmales Handgelenk, verlor sich einen Moment zu lang in den fast schwarzen Iriden der Frau vor ihm, die niemals seine Gemahlin hatte werden wollen. »Ja«, sagte er schließlich rau, die Schultern gestrafft, die eigene Wut und Trauer unter einer ungewollten Last begraben. Er ließ von ihr ab, wandte sich den weinenden Wüstenreitern vor ihnen zu. »Wir haben viel zu tun.«

    Hey Tariq,

    ich habe überlegt, ob ich hier wirklich einen Kommentar verfassen soll (und dann noch als ersten nach einer etwas längeren Abwesenheit meinerseits).

    Mich trifft dieser Text nämlich hart. Als Angehörige, als Tochter, als jemand, der stellenweise auch wütend auf gewisse Auswüchse von Pflege und Personal war.

    Verstehe mich nicht falsch, ich habe eine extrem hohe Achtung vor eurem Beruf, der gerade in der Intensivpflege nicht einfach ist, und habe genug Menschen kennengelernt, die gebrannt haben für die Pflege und bei denen wir uns damals gut aufgehoben gefühlt haben. Und am Ende seid ihr nun einmal auch nur Menschen, die mit mehreren solcher Geschichten konfrontiert werdet. Vielleicht sumpft der ein oder andere dann wirklich so weit ab ...

    Jedenfalls hatte ich bereits nach den ersten Zeilen einen Kloß im Hals. Ich wusste da schon, was noch folgen wird.

    Ich habe mich auch mehrere Male gefragt, wie es wohl sein muss. Muss ja nicht einmal ein Wachkomapatient sein.

    Zum einen orientierungslos, dann fummelt ständig einer an dir rum, ohne dass du dich groß wehren kannst, du selbst verstehst die Welt nicht, weißt gar nicht so recht, wie dir geschieht ...

    Ich ziehe ebenfalls meinen Hut vor dir. Es zeugt von hoher Empathie, sich auch einmal in die Lage der Erkrankten zu versetzen, auch wenn es schwer fällt, weil man ja auch auf der anderen Seite nicht alles mit sich herumschleppen will - und kann.

    Schreibtechnisch kann ich nicht viel anmerken, das wäre vielleicht auch etwas fehl am Platz.

    Aber: Du hast es mit wenigen Details geschafft, die Situation anschaulich und auch beklemmend darzustellen.

    Guten Tag, schenkt mir keine Beachtung, ich bin nur die Putzhilfe. *wedelt mit dem regenbogenfarbenen Staubwedel*


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    Ich reaktiviere vorsichtig dieses Projekt, auch wenn ich zeitlich immer noch etwas gebunden bin. Es bessert sich aber.
    Ich hoffe, ihr wisst alle noch, worum es halbwegs die letzten Male ging. Ansonsten schreien und ich lasse eine kleine Zusammenfassung per Brieftaube zukommen.


    ~+~+~

    Schweigend fuhren wir vom Haupthaus aus zurück Richtung Stadt. Je näher wir dieser kamen, desto intensiver umschlang uns künstliches Licht von Straßenlaternen, überdimensionalen Reklamen, Häusern und Ampeln. Nichts wollte den Tag der kommenden Nacht überlassen.
    Die Zivilisation holte uns schneller ein als mir lieb war. So sehr ich versuchte, mich nicht in Gedanken zu verstricken, so hatte ich doch die Ruhe der Abgeschiedenheit ein wenig genossen.
    Ich klammerte mich an Klagers Taille, während wir an Autos vorüberzogen, schloss die Augen, wann immer er beschleunigte. Mein Puls jagte mein Blut durch die Adern; zeitgleich nahm mich eine Leichtigkeit gefangen, überrumpelte mich, flüsterte mir ins Ohr, die Arme zu lösen und sie zu beiden Seiten auszubreiten. Ich drückte mich fester an Klager, der mir für einen Bruchteil einer Sekunde eine Hand auf meine verkrampften Finger legte.
    Geschickt umfuhren wir den einen oder anderen Feierabendstau, arbeiteten uns tiefer in die Stadt vor, während sich die Häuser um uns herum merklich in die Höhe schraubten. Ich musterte die unnatürlich erstrahlenden, mit einem leichten Gelbstich versehenen Fassaden, blickte in vorbeiziehende Gesichter, von denen ich kaum mehr als Konturen erkannte.
    In einem der belebteren Viertel des Stadtkerns hielten wir in einer Seitenstraße neben einer größeren Einkaufsmeile. Mehrstöckige, vollkommen verglaste Bauten erstreckten sich neben und vor uns.
    Ich saß langsam ab und streifte den Helm ab, während ich mich neugierig umsah. Mein Blick schweifte über das erhellte Haus vor uns, musterte eine Reihe edel anmutender Restaurants und schicker Bars, die sich zu beiden Seiten angesammelt hatten. Mit dunklen Holzmöbeln eingerichtet, wirkten sie etwas zu verkrampft auf alt und doch modern getrimmt, mit ihren absichtlich dreckig wirkenden Lampen und gedämpften Lichtern.
    »Wollten wir nicht bei dir kochen? Ich weiß nicht, ob ich das Geld dafür habe, hier etwas zu essen«, bemerkte ich bemüht gefasst, als ich stumm durchging, wo mein Geldbeutel überhaupt war und wie wenig sich darin noch befand.
    Klager gesellte sich zu mir und nahm seinen Helm in die Hände, bevor er sich die platten Haare zurechtstrich. »Mach dir darum keine Sorgen. Ich wohne hier.«
    Ich schnappte geräuschvoll nach Luft. »In einer Bar?«
    »Mir gehört das ganze Haus«, bemerkte er monoton, schmiss die Lederhandschuhe in seinen Helm, bevor er mir den anderen abnahm. Blinzelnd und mit vielleicht zu großen Augen sah ich zu ihm herum. Seine unbewegliche Miene bröckelte und ein schiefes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. »Du müsstest dich jetzt sehen.« Er nickte die Glasfassade hinauf. »Ich wohne ganz oben zur Miete.«
    »Ha, ha«, brummte ich und folgte Klager, der zu einem beinahe versteckten Eingang zwischen einem schummrigen Burgerrestaurant und einer blau erleuchteten Bar ging, in der sich bereits eine Reihe Gäste eingefunden hatte.
    Ich presste die Lippen aufeinander und tapste meinem Kollegen zu einem gläsernen Innenlift hinterher. Derweil hatte ich beständig das Gefühl, die filigranen, hellen Bodenfließen mit meinen grobschlächtigen Schritten zu zertrampeln. Ich war nun einmal keine grazile Ballerina.
    Im Aufzug schnaufte ich tief durch. »Und Schmitti ist regelmäßig hier?«
    »Bisher nur einmal«, sagte Klager, der dabei auf seine lackierten Schuhe sah. Ein paar Spritzer Dreck rieb er wie beiläufig an den Waden fort.
    »Aha.« Wieder verfielen wir in Schweigen. Ich starrte auf meine Sneaker, selbst als wir den Lift wieder verließen und schließlich den kurzen Gang zu einer von zwei Wohnungstüren stiefelten. Flüchtig warf ich einen Blick auf das Klingelschild der anderen Wohnung. Mit gerunzelter Stirn musterte ich jenes direkt vor mir.
    Bevor ich etwas sagen konnte, kam Klager mir zuvor. »Mein Bruder.«
    »Du hast einen Bruder?«, schoss es schneller über meine Lippen, als dass mein Hirn diese dümmliche Frage wieder zum Verstummen bringen konnte. Innerlich verpasste ich mir selbst eine Kopfnuss.
    Mein Kollege lächelte schwach. »Und eine Schwester. Die wohnt auf dem Land bei unseren Eltern«, erklärte er beim Aufschließen.
    »Du kommst also vom Land«, stellte ich erneut laut fest und ohrfeigte mich in Gedanken, während ich endlich Klagers Wohnung betrat. Wieso musste ich mich manchmal nur so selten dämlich anstellen?
    Statt in einem Flur landete ich direkt in einem Wohnraum, der durch seine schlichte Einrichtung auffiel. Rechterhand sah ich mich anders als erwartet keiner riesigen Fensterfront gegenüber, die wahrscheinlich einen fantastisch kitschigen Blick über die Innenstadt geboten hätte. Stattdessen begrüßte mich ein mit Grünpflanzen zugestelltes, kleines Fenster, davor ein abgewetztes Ledersofa mit ordentlich aufgereihten Kissen und einer darüber ausgebreiteten Decke. Links und rechts an den Wänden stand jeweils eine Reihe Bücherregale. Einen Fernseher suchte ich in diesem Moment vergebens. Das einzig weitere Möbelstück war eine Anrichte direkt neben dem Eingang, auf der sich etliche Fotorahmen zusammenkuschelten.
    Eine halb geöffnete Tür links vom Eingang führte in einen weiteren Raum, der sich nach einem raschen Blick als Klagers Schlafzimmer entpuppte. Mehr als ein ungemachtes Bett in einem abgedunkelten Zimmer erkannte ich allerdings nicht, bevor Klager die Tür zuzog.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragte mein Kollege, legte seine Lederjacke über die Rückenlehne des Sofas und verschwand plötzlich um eine Ecke.
    »Tee wäre nett«, murmelte ich, streifte meine eigene Jacke ab und klammerte mich an ihr fest. Ich strich mit den Fingern über die Anrichte, erwartete Staub wie bei Schmitti, doch meine Finger blieben sauber. Dabei schweifte mein Blick über die Fotografien. Die meisten davon zeichneten eine freudige Erinnerung von drei jungen Leuten vor sonnigen oder verschneiten Urlaubsmotiven, an Stränden oder vor Bergen mit schneebedeckten Gipfeln, stets mit einem Grinsen auf den Gesichtern. Im ersten Moment erkannte ich weder Klager noch die Ähnlichkeit zu den beiden anderen Personen. Dieser Klager auf den Bildern war mir fremd. Eines der Fotos zeigte wiederum ein älteres Pärchen vor einem heruntergekommenen Bauernhäuschen. Ich beugte mich ein wenig nach vorn, kniff die Augen zusammen und lächelte, als ich in einem offenen Scheunentor einen jungen Mann in Latzhose und Gummistiefeln entdeckte.
    Ein letztes Bild stand etwas abseits von den anderen, doch als ich es mir gerade genauer betrachten wollte, klappte Klager den Rahmen um. Erschrocken wandte ich mich zu ihm, der mir mit ruhiger Miene eine dampfende Tasse hinhielt.
    »Ich wollte nicht neugierig sein«, bemerkte ich wie ertappt, obwohl ich nicht einmal wusste, weswegen ich mich schämen sollte. Ungelenk nahm ich die Tasse entgegen, verfrachtete sie von der einen in die andere Hand, um erstere leise fluchend auszuschütteln.
    Klagers Mundwinkel zuckten kurz, dann wurde seine Miene wieder wie ein ruhiger See.

    @Xarrot @Rebirz ( Rainbow)

    Bevor es untergeht, kurze Zwischenmeldung.
    Ich komme derzeit mal wieder überhaupt nicht voran. Das liegt zum einen daran, dass ich mich selbst behindere, und zum anderen ich bis Juli/August wahrscheinlich keinen freien Kopf für Geschichten haben werde. Weder von anderen noch bei meinen eigenen.
    Deshalb habe ich mich entschlossen, auch dieses Projekt erst einmal zu pausieren. Vielleicht kommt in dem Zeitraum eine Kleinigkeit, aber zur Zeit wären die Abstände einfach zu groß.
    Hoffe, dass ihr die Geschichte nicht vergessen werdet.

    Jedenfalls: Bis die Tage. =)

    Bin mit der Unsichtbaren Bibliothek durch. Endlich, muss ich anmerken. Fazit: Habe mir etwas mehr von versprochen. Aber wahrscheinlich ist dies die Krankheit bei Büchern dieser Art, die von vornherein für mehr als nur eines vorgesehen sind - in sich zwar geschlossen, aber natürlich wird der wahre Hintergrund nur angerissen. Meh. Klappt bei manchen Serien, hier für mich nicht.
    Was ich doof finde, denn gerade Alberich war ausnahmsweise für mich interessant. Von allen Charakteren.
    Irene blieb für mich das ganze Buch über unsympathisch (komisch, liegt wohl an dieser "Maske", die sie sich nach außen aufgebaut hat?), Kai war für mich gestorben, als er Irene dieses furchtbare Angebot auf so kindische Art gemacht hat, dass ich mich nur fremdschämen konnte, und Vale ... war mir zu sehr nach Sherlock Holmes geformt. Und wenn ich das sage, heißt da viel - ich mag Holmes.
    Die spärlichen bzw. späten ausführlichere Erklärungen bezüglich der Bibliothek waren vielleicht dazu gedacht, wie Vale letztendlich paar Fragen bezüglich Moral dieser oder was auch immer auch beim Leser aufwerfen zu lassen. Kann man machen. Muss nicht. (Und hier streue ich brav Asche über mein eigenes Haupt.)

    Auch kam ich mit dem Stil/der Ausführung des Buches allgemein nicht zurecht. Zum Beispiel schrieb die Autorin zwar hier und da von Gefühlen/Empfindungen/wasauchimmer, aber das war es dann auch schon. Wirklich viel kam davon für mich leider nicht rüber. Hier weiß ich nicht, ob es am Ende nicht einfach nur an mir liegt. :hmm:
    Desweiteren versuchte man witzig, sarkastisch etc. zu sein, aber - nee. Da war der Zug schon lange abgefahren.

    Dennoch stehe ich jetzt vor dem Problem, dass ich nicht weiß, ob ich die Reihe jetzt einfach sein lasse oder dem zweiten Buch nicht doch noch eine Chance gebe. Vielleicht wird es besser. Vielleicht habe ich aber auch Pech und Alberich ist nur noch eine Randerscheinung. Oder vielleicht renne ich irgendwann mit dem Kopf gegen die Wand. Wer weiß. ( ಠДಠ)
    Aber darüber mache ich mir Gedanken, wenn mir der aktuelle Lesestoff ausgeht.

    Derzeit habe ich "Der Galgen von Tyburn" von Ben Aaronovitch neben mir liegen. Hatte ich vor einem Jahr schon mal in der Tasche, bevor der Kater vom Freund meinte, eben jene markieren zu müssen ... D:

    Die unsichtbare Bibliothek von Genevieve Cogman.
    Wird auf dem Buchrücken als unglaublich einfallsreich und frischer Wind bezeichnet. Kann ich so nicht ganz nachvollziehen. Weder ist mir die Heldin sympathisch - man kann sie auch nach gut hundert Seiten schwer einschätzen und für mich ist sie ziemlich flach - noch finde ich die Sache mit der Bibliothek und den Parallelwelten sonderlich neu.
    Die Sache mit Elfen und Drachen, dem Chaos und Vampiren etc. geht mir jetzt schon auf den Kranz, auch wenn ich mitgehe, dass die Autorin wohl gerade auf die ersten beiden paar neue Facetten werfen mag.
    Jedenfalls werde ich mit dem Buch, den Charakteren und dem Stil einfach nicht warm. Mittlerweile bin ich mir fast sicher, dass ich die nachfolgenden Bücher dazu nicht holen werde. Da ziehen lieber andere Bücher bei mir ein. :|

    @Rebirz
    Ja, manchmal dauert es ein wenig, aber auch wenn ich es zwischenzeitlich ein weeeenig verflucht habe, gebe ich das hier nicht auf. Frage ist nur, wie spannend es momentan überhaupt ist. :/
    Weil - allein von Gesprächen geht's net weiter. xD

    ___

    Bin mir uneins, ob der nächste Abschnitt die nächste Überarbeitung so überleben wird, aber irgendwie muss es weitergehen.

    ~+~+~

    Meine Wangen glühten, während sich meine Hände eiskalt anfühlten. Die anfängliche Erleichterung wandelte sich erneut in Schuld, die schwer auf die Brust drückte. Wie konnte ich Hans einfach allein lassen?
    Ich merkte nicht, wie Klager sich neben mich stellte, wurde mir dessen erst bewusst, als seine Finger auf meiner Schulter ruhten. Er sagte nichts, worüber ich froh war. Langsam senkte ich die Lider, zählte stumm bis zehn, bevor ich tief ein- und ausatmete. Mein Brustkorb fühlte sich weiterhin an, als lägen mehrere Ziegelsteine darauf. Stumm löste ich mich von meinem Kollegen, schob mit klammen Fingern Schmittis Stuhl zurück an seinen Platz.
    »Lass uns Feierabend machen«, bemerkte Klager, der mich aufmerksam beobachtete. »Für heute kommen wir ohnehin nicht weiter.«
    Mit gerunzelter Stirn schaute ich erst zu ihm, dann zu dem kleinen Haufen an Akten auf meinem Tisch, die ich eigentlich noch hatte durcharbeiten wollen. Ich wollte bereits protestieren, brachte jedoch keinen Ton heraus. Wusste ich doch ganz genau, dass ich nur auf verschwimmende Buchstaben starren würde. Also gab ich klein bei.
    Klager reichte mir wortlos meine Jacke, bevor er in seinen eigenen kleinen Raum verschwand, um seine Sachen zu holen. Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche, stutzte, als direkt eine Nachricht aufploppte. Manchmal erschreckte ich regelrecht, wenn Schmitti genau in dem Moment schrieb, in dem ich vorhatte mich selbst zu melden.Als ich die Nachricht überflog, runzelte ich die Stirn.
    »Ist etwas passiert?«, fragte Klager, der in Lederjacke und mit seinem Helm unter den Arm geklemmt zurückkam.
    »Schmitti ist bei Noah«, antwortete ich, überrascht, dass er noch nicht abgehauen war. »Wir sollen ohne ihn Feierabend machen.«
    Klager schnaubte. »Hat die kleine Ratte doch ihren Willen bekommen.«
    Ich sah auf. »Was hat er angestellt?«
    Seufzend verstaute mein Kollege sein eigenes Telefon im Inneren seiner Jacke. »Er hat ihn gelockt, mehr über mich herauszufinden. Natürlich hat er es ihm gerade so laut vorgeschlagen, dass ich es nicht überhören konnte.«
    Ich schob die Brauen zusammen. Dass Schmitti auf so etwas eingehen würde, konnte ich mir zwar gut vorstellen, aber … »Warum erzählst du ihm das nicht? So quasi als – Mann im Mittelpunkt?«
    Klager zuckte kaum sichtlich mit den Schultern. »Er könnte ja einfach fragen.«
    Ich stöhnte auf, rieb mir gleichzeitig die Stirn. »Worüber redet ihr eigentlich die ganze Zeit, wenn ich nicht dabei bin? Übers Stricken?« Genervt schloss ich das Fenster neben Schmittis Schreibtisch und löschte die Lichter, während draußen neuerliche Blitze durch die Wolkendecke zuckten. Eine Antwort blieb mein Kollege mir schuldig. Stattdessen wich er meinem Blick aus, bevor er mir den Rücken zukehrte und den Raum verließ.
    »Aber du weißt, dass Schmitti dich mag, oder?«, fragte ich etwas zu laut und folgte ihm nach draußen.
    Klager schloss etwas zu energisch das Büro ab. »Anscheinend aber nicht genug, um mehr von mir als Person wissen zu wollen«, brummte er.
    »Das glaub ich nicht«, sagte ich, folgte ihm hastig den Gang hinab, bis ich ihn mit großen Schritten einholte. »Viel wahrscheinlicher ist, dass er sich nicht traut.«
    Klager prustete, ein Geräusch, das bizarr aus seinem Munde klang. »Schwer vorstellbar bei seiner großen Klappe«, raunte er.
    Abrupt blieb ich vor dem Fahrstuhl am Ende des Flures stehen, wobei Klager fast in mich hineinlief. Energisch tippte ich mit dem Zeigefinger gegen seine Brust. »Du bist genauso oberflächlich wie er, weißt du das? Ernsthaft, worüber habt ihr euch bisher unterhalten? Was wisst ihr voneinander?«
    »Gegenfrage: Was wissen wir denn schon voneinander?« Klager schnaubte, während er den Aufzug rief. »Ich bin seit drei Monaten in eurem Team und bisher haben wir kaum mehr als über die Arbeit gesprochen.« Er musterte mich von schräg oben. »Ehrlich gesagt seid ihr mir beide ein Buch mit sieben Siegeln. Alles was ich über dich und Schmitt weiß, habe ich aus Gesprächen zwischen dir und ihm.«
    Einen Moment wusste ich nichts zu erwidern. Er hatte recht. Schmitti und ich waren es zu sehr gewohnt, uns in- und auswendig zu kennen – und zudem nur als Zweierteam zu arbeiten. Uns kam gar nicht in den Sinn, etwas vom jeweils anderen nicht zu wissen. Wir hatten keine Ahnung, wie es anderen ergehen musste dabei.
    Wahrscheinlich hatte uns der Chef deswegen einen dritten Mann aufgebrummt.
    »Greta?« Klagers ruhiger Tenor riss mich gemeinsam mit dem Öffnen der Fahrstuhltür aus den Gedanken.
    Kopfschüttelnd ging ich an meinem Kollegen vorbei. Ich kaute nachdenklich auf meiner Unterlippe, während wir schweigend hinabfuhren und draußen vor dem Haus schlussendlich vor Klagers Motorrad stehenblieben. Leichte, kleine Tropfen besprenkelten unsere Gesichter, während über uns lauter Donner grollte.
    Wortlos hielt Klager mir einen Ersatzhelm hin, von dem ich nicht wusste, woher er ihn so unvermittelt gezaubert hatte. Ungewollt griff ich danach, starrte darauf wie auf ein exotisches Tier.
    »Vorschlag«, begann Klager, der aus seinem Helm Handschuhe holte und hineinschlüpfte. »Ich koche uns etwas, bei mir. Und dann reden wir einfach?«
    Langsam hob ich den Blick, musterte seine dunklen Augen. Im Licht einer Außenlampe neben uns an der Wand erkannte ich in seiner rechten Iris einen schwarzen Fleck, dessen Ränder ausgefranst wirkten. Wieso war er mir vorher nie aufgefallen?
    Ich zuckte zusammen, als Klager einen Schritt auf mich zumachte. Es irritierte mich seit jeher, zu ihm aufblicken zu müssen. Die meisten Männer waren sonst auf meiner Augenhöhe oder sogar kleiner als ich.
    »Grenze«, flüsterte ich, als er nun dicht vor mir stand, und drückte meine Finger gegen das weiche Leder seiner Jacke. Ich senkte die Lider, schlug sie jedoch sofort entschlossen wieder auf, verfing mich einen Moment im Anblick des Flecks in seinem Auge, bevor ich tief Luft holte. Da war noch etwas anderes, das mich innehalten ließ. Ein Geruch, der einen Schauer über meinen Rücken jagte. Feuchte, frisch aufgewühlte Erde. Ich schnappte einen Moment nach Atem.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Klager, wollte nach meinem Arm greifen, als ich merkte, dass mir beinahe die Beine wegsackten. Ungewollt schlug ich seine Hand fort und taumelte einen Schritt zurück.
    Ich kannte diesen Geruch – und er bedeutete nie etwas Gutes. Hastig sah ich zu meinem Kollegen zurück, der mich mit unruhigem Blick betrachtete. Noch einmal traf mich eine Welle, die meine Knie weich werden ließ. Dann war es mit einem Mal verschwunden. Von jetzt auf gleich roch ich nur mehr den nahenden Regen und das feuchte Leder seiner Kleidung.
    Zittrig atmete ich ein und aus. Schluckte den Klumpen in meinem Hals herunter.
    »Geht es?«, bemerkte Klager gefasst, während er mir den Abstand gewährte, den ich in diesem Moment brauchte. Dennoch entgingen mir weder die Furche zwischen seinen Brauen noch das ungewohnte Zucken seiner Lider. Als hätte meine Reaktion eine Wunde in ihm aufgerissen.
    Seltsamerweise beruhigte mich dieser Gedanke. Das Zittern verebbte, als ich mich gerade aufrichtete. Obwohl ich zögerte, mich ihm wieder zu nähern, machte ich kleine Schritte auf ihn zu. Nein, der Geruch war verschwunden. Ein mulmiges Gefühl blieb.
    Was, wenn ich mich getäuscht hatte?
    »Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte Klager, doch die Ruhe in seiner Stimme klang fremd, beinahe verzerrt.
    Ich schüttelte den Kopf, presste den Helm, den meine Linke umklammert hielt, gegen meine Seite.
    »Dein Vorschlag klingt gut«, setzte ich unser Gespräch etwas stockend fort. »Du kochst für uns. Und währenddessen reden wir.« Es gibt einiges, das ich über dich wissen möchte, fügte ich gedanklich hinzu.

    @Xarrot
    Weil ich gerade Zeit habe ...

    Ääääh, warte, was?! Vögelt Schmitti jetzt etwa auch noch den Chef? Wenn das Klager erfährt ...

    Oh Gott, Hilfe! xD Wenn das so rüberkommt, dann muss ich das polieren. Halt, das klingt auch falsch ... Eh ... Jedenfalls ... Nein! xD Jetzt habe ich Bilder im Kopf, die ich nicht haben wollte.

    "AAAH! ICH MUSS NOCH DEN BERICHT FERTIG SCHREIBEN UND BEIM CHEF ABGEBEN! AAAAAAAAAAAAAAAAAH!"

    :rofl: Ich glaube, das ist das kleine Männchen in Gretas Kopf.

    Jedenfalls Danke für die Herr der Ringe Parallelen. :D Die bekomme ich jetzt auch nicht so schnell weg.
    Und: Ich werde diese Woche noch den nächsten Abschnitt reinstellen. *voll motiviert*

    Ja, ich lebe. Ja, es geht weiter. Ja, ich habe es wieder nicht geschafft, zeitgleich auf eure Kommentare einzugehen - wobei da nicht viel ist, worauf ich eingehen könnte. Mir bleibt nur zu sagen, dass ich mich im letzten Teil einfach wahnsinnig schwer mit dem Schreiben getan habe, weil ich den dreimal umgeworfen habe, bis er stand wie er jetzt steht.

    Wie dem auch sei, ich danke euch wie immer für eure Worte. Genauso wie es mich freut, dass ihr den guten Dieter gelungen findet. So viele Auftritte wird er leider nur nicht haben.

    So, weiter geht's. Habe die letzten Wochen etwas weiter vorausgeschrieben und möchte das eigentlich beibehalten, deswegen kommen die nächsten Teile wohl nun wieder etwas schneller und regelmäßiger.

    ~+~+~


    Den gesamten Tag versuchte ich, meinen Kopf mit sinnvollen Dingen zu beschäftigen. Ich beschloss, mich konzentriert erneut unserem Fall zu widmen, doch meine Gedanken gingen weiterhin auf Wanderschaft. Entweder kehrten sie Wort für Wort zurück zum Gespräch mit dem Chef, rätselten um die Begegnung mit Leo oder ließen sich von Hans‘ Nähe einfangen, der am Fenster auf Schmittis Stuhl hockend die Nase an die Scheibe drückte. So stark, dass sogar mir die Nasenspitze juckte.
    Schmitti selbst war nach meiner Rückkehr grummelnd Richtung Büro des Chefs verschwunden und seitdem nicht wieder aufgetaucht. Wahrscheinlich würde er es auch nicht mehr. Die Unterredungen zwischen den beiden endeten immer darin, dass mein alter Freund sofort nach Hause fuhr, während der Chef urplötzlich einen Außentermin zu pflegen hatte.
    Klager saß derweil halb auf der Fensterbank auf Schmittis Seite des Büros und sah seit geschlagenen zwei Stunden nachdenklich hinaus. Ich folgte für den Moment seinem Blick. In tiefgrauen Wolken flammte eine kurze Folge von Blitzen auf. Instinktiv rutschte ich ein wenig von meinem Schreibtisch fort, auch wenn ich wusste, dass das magische Blitzen in den Lampen bereits vor Wochen von Leo behoben worden war. Dennoch kostete es mich einiges an Überwindung, mich mitsamt Stuhl zurück an den Tisch zu ziehen. An meinem rechten Unterarm juckte die verblasste flache Narbe, die ich einem dieser Blitze zu verdanken hatte. Weder unser Hausarzt noch Leo hatten sie vollständig verschwinden lassen können.
    Seufzend zog Klager unterdes ein schwarzes Lacketui aus der Brusttasche seines Hemdes, fischte eine Zigarette heraus und öffnete das Fenster. Eine frische Brise hob raschelnd die Zettel auf Schmittis Tisch an. Zeitgleich trug der leise Wind einen Hauch von Regen mit hinein, während draußen Donner grollte.
    »Du rauchst viel heute«, bemerkte ich, ohne zu ihm zu sehen. Stattdessen las ich zum gefühlt zwanzigsten Mal einen Satz in der Akte von Hahnstein, verstand aber den Sinn dahinter noch nicht. Alle Buchstaben verschwammen nur mehr. Leise stöhnend gab ich auf, rieb mir mit den Knöcheln der Zeigefinger über die Augen, bis sie schmerzten.
    Ich spürte, wie Klager den Blick mir zuwandte. »Entschuldige«, sagte er lediglich, doch ich winkte ab.
    »Mir soll es egal sein, lass das nur den Chef nicht wissen. Rauchen ist im Gebäude verboten.«
    Deutlich hörte ich Klagers Schmunzeln in der Stimme, als er sagte: »Dann passe ich mich wohl langsam den Gepflogenheiten des Teams an.«
    Ich senkte die Hände, blinzelte mit schiefgelegtem Kopf zu ihm. »Wird ja auch Zeit.«
    Seine Mundwinkel glitten herab; zwischen seinen linken Fingern zwirbelte er die unverbrauchte Zigarette. »Alles in Ordnung?«
    Ich kräuselte die Stirn. Fragte er das allen Ernstes? Einen Moment war ich geneigt, laut loszulachen. Andererseits war da wieder diese Furche zwischen seinen Brauen, also schluckte ich jegliche bissige Bemerkung herunter. Demonstrativ schlug ich die Akte zu und faltete die Hände darüber, bevor ich mich über den Tisch beugte. »Was hältst du davon, wenn wir heute Abend ausgehen.«
    Kaum hatte ich das Wort »ausgehen« über die Lippen gebracht, fiel Klager die Zigarette aus der Hand. Hastig beugte er sich hinab und ich hörte noch den dumpfen Aufprall, als sein Kopf Bekanntschaft mit der Tischplatte machte.
    Hastig stand ich auf, kam zu ihm herum und sah noch, wie er sich die Stirn rieb. »Alles okay?«
    »Was? J-ja.« Er räusperte sich, richtete sich auf und strich sich das schwarze Hemd glatt. »Entschuldige. Was hattest du gefragt?«
    Meine Nasenspitze zuckte kurz. »Gehen wir heute Abend aus?«
    »Allein?«
    Irrte ich mich oder schoss dem sonst blassen Klager in diesem Moment Farbe ins Gesicht? Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Das soll kein Date werden.«
    »D-das dachte ich auch nicht. Es - es ist nur - nur das erste Mal, dass du mich fragst und nicht Schmitt.«
    »Siehst du Schmitti hier irgendwo?« Ich neigte den Kopf erneut. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Hans derweil herausfand, dass man sich mit dem Stuhl drehen konnte.
    »Nein«, antwortete Klager mit einer Spur seiner sonstigen Ruhe.
    »Also. Ausgehen. Heute Abend? Du entscheidest wohin.«
    Es war amüsant zu sehen, wie viel Klagers sonst stoisches, fast schon ausdrucksloses Gesicht mitzuteilen bereit war, wenn er anscheinend nicht recht wusste, was er erwidern sollte. Seine Mundwinkel zuckten, die Ränder seiner Augen zierten erste kleine Fältchen und selbst die Furche vertiefte sich, nur um sich einen Moment später zu glätten. Zudem wusste Klager nicht recht, wohin mit seinen Händen. Mal stemmte er sie in die Seiten, dann ließ er sie lässig zu den Seiten herabbaumeln, bevor er sie letztendlich in die Hosentaschen steckte.
    Innerlich fragte ich mich, ob Schmitti diese Seite von ihm kannte und ob ich wieder die Einzige war, die dieses Schauspiel bisher verpasst hatte. Mein Entschluss stand fest. Ich musste endlich mehr über ihn in Erfahrung bringen. Schon allein, um Noahs Plappermaul zuvorzukommen.
    »Also?«, drängte ich, während ich mit flauem Magen entdeckte, dass Hans sich mehrfach im Kreis drehte.
    Klager streckte den Rücken durch, straffte die Schultern und sah mit festem Ausdruck zu mir. »Gern.«
    Ein Klopfen ließ uns beide zusammenzucken. Leise fluchend drehte ich mich herum, als Leo bereits den Kopf ins Zimmer streckte. »Störe ich?«
    Bei ihrem Anblick zog sich meine Brust zusammen. Unwillkürlich huschte mein Blick zu Hans, der genau so den Stuhl stehenbleiben ließ, als er Leo direkt anschaute. Sein Gesicht war so unbewegt wie immer, doch mir entging das schwache Funkeln in seinen stechenden Augen nicht. Er musterte Leo eingehend, die hingegen keinen zweiten Blick für ihn übrig hatte, als sie die Tür von innen schloss. Mit vor der Brust verschränkten Armen stellte sie sich mir gegenüber. Noch immer trug sie diesen unsagbar hässlichen Anzug, der ihr partout nicht stehen wollte und dessen Jackett sich vor ihrer Brust aufplusterte. »Schau mich nicht so an.«
    Ertappt senkte ich die Lider. Ich merkte, wie verspannt sich mein Gesicht anfühlte, also lockerte ich meine Kiefernmuskeln. Beinahe hätte ich mir zusätzlich kreisend die Wangen mit den Fingerspitzen gerieben, doch ich beherrschte mich.
    »Ich weiß, dass es dir nicht gefällt, aber Hans …«, begann Leo, doch ich unterbrach sie augenblicklich.
    »Mach dir keine Sorgen. Ich weiß, dass er es gut bei dir haben wird.« Ich versuchte zu lächeln, als ich zu ihr aufsah, doch sofort tat mir jeder Gesichtsmuskel weh. Gezwungenermaßen senkte ich die Mundwinkel.
    Leo runzelte die Stirn, ohne jedoch etwas zu erwidern. Derweil wandte ich mich etwas zu schwungvoll zu Hans herum. »Du gehst heute mit Leo nach Hause. Verstehst du?«
    Hans sah ohne Blinzeln zu mir. Ich wollte ihn anlächeln, doch meine Lippen fühlten sich wie festgefroren an. »Und du bleibst bei ihr. Verstanden? Du kommst nicht zu mir. Du wirst es gut bei ihr haben. Nur solange, bis wir wissen …« Ich stockte. Wusste ich wirklich, ob er zu mir zurückkommen würde? In mir sträubte sich weiterhin alles, ihn in fremde Obhut zu geben. Und doch machte sich ein Hauch von Erleichterung breit, zu wissen, dass er dann nicht mehr mein Problem war.
    Doch ich hatte eine ungesunde Vorliebe für Probleme.
    Hans stierte weiterhin unbewegt zu mir, während sich kaum sichtbar seine Nasenflügel aufblähten.
    »Gretchen, wir testen es ja nur. Der Chef möchte nicht, dass du dir zu viel aufbürdest, zumal wir immer noch nicht wissen, was Hans genau ist«, versuchte Leo die Situation ein wenig zu entspannen.
    Klager räusperte sich. »Es wird das Beste sein, wenn ›Hans‹ in magische Hände gelangt. Und für dich immerhin besser als bei den Spezialisten, oder nicht?«
    Ich war kurz davor aufzuschreien, presste jedoch die Lippen aufeinander. Was die beiden sagten, wusste ich alles und ich war bereit, doch als ich nun Hans direkt in die Augen schaute, fühlte ich mich auch unsagbar schuldig, ihn einfach weiterzureichen. Die Hoffnung, dass er später einfach wieder in meiner Wohnung auftauchte wie zu unserer ersten Begegnung, blieb ebenfalls.
    Durch meinen Magen rumorte es, während vor den Fenstern ein greller Blitz durch die Wolken rauschte. Keine Sekunde wandte ich mich von Hans ab, bis Leo eine Hand auf meine Schulter legte.
    »Gretchen«, flüsterte sie an mein Ohr, während ihre Wärme in meinem Rücken mir einen Schauer über selbigen jagte, »lass ihn los.«
    Kaum hatte sie ausgesprochen, wurde mein Kopf leichter und das Ziehen in der Brust ließ nach. Ich holte tief Luft, blinzelte mehrmals, um das trockene Gefühl in den Augen loszuwerden. Im selben Moment ließ Hans die Schultern sinken. Fast sah es aus, als würde er den Mund verziehen, doch als ich ein zweites Mal hinschaute, hatte er das Gesicht bereits zurück zum Fenster gedreht. Schließlich kehrte er mir den Rücken zu. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass er mich von nun an nur noch ignorierte. Als Leo sich leise von mir löste, um Hans an der Hand zu nehmen, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf seine eigenen Füße, die noch immer in meinen ausgelatschten Turnschuhen steckten.
    Ich hörte kaum noch, wie Leo sich verabschiedete. Stattdessen starrte ich auf das schmächtige Kreuz von Hans, bis es hinter der sich schließenden Tür verschwand.

    Habe gestern mal wieder meine Bücher sortiert und dabei fielen mir ein paar in die Hand, die ich noch zu lesen habe. (Abzüglich jener, die ich bereits irgendwann mal gelesen habe, die aber zum nochmaligen Schmökern im Regal auf ihren Einsatz warten.)

    Angefangen, aber noch mittendrin:

    • Children of Blood and Bone . Tomi Adeyemi
    • Anansi Boys . Neil Gaiman
    • The Picture of Dorian Gray . Oscar Wilde
    • Bartimäus - Das Auge des Golems . Jonathan Stroud
    • Der Spezialist . Mark Allen Smith

    Noch unberührt:

    • Bartimäus - Die Pforte des Magiers . Jonathan Stroud
    • Bartimäus - Der Ring des Salomo . Jonathan Stroud
    • Die unsichtbare Bibliothek . Genevieve Cogman
    • Der Galgen von Tyburn . Ben Aaronovitch
    • Asoziales Wohnen . Dirk Bernemann
    • Das wird mir nicht nochmal passieren . Tom Pauls

    Was das über mich sagt?

    • Ich möchte Bücher unbedingt haben, unbedingt unbedingt, nur um sie dann Monatelang in meinem Regal Staub ansetzen zu lassen.
    • Ich sollte mehr Bücher auf Englisch lesen - und sie dann zeitnah beenden und nicht was neues anzufangen.
    • Eigentlich lese ich nicht parallel. Ich lese nur ein Buch ewig nicht fertig, weil mir ein viel wichtigeres in die Hände schwebte.
    • Viel Fantasy, wenig Thriller derzeit. D:

    Die Känguru-Apokryphen ( Miri Apokalypse wär auch nicht schlecht ... xD) von Marc-Uwe Kling.

    Wieder herrliche, kurzweilige Unterhaltung mit Charme für Zwischendurch.
    Nachteil des Buches für mich ist, dass ich einige der Geschichten schon vorab kannte - sei es nun aus den veröffentlichen Büchern der Lesedüne oder von Auftritten des werten Herrn Kleinkünstlers. Macht die Episoden jetzt nicht schlechter, aber die Pointen fruchten nicht mehr ganz so wie zu Beginn. ^^ Schmunzeln muss ich dennoch.

    Einige Dinge sind mal wieder leicht skurril, andere zünden nicht - aber das ist auch persönlicher Geschmack. Paar Episoden habe ich noch vor mir.
    Open-Schnick ist bisher mein Highlight, neben dem Nerd-Shirt des Kängurus. xD Wobei der Fleischrap mich auch arg schmunzeln ließ. Oder jenes Gerät, das nicht den Anforderungen entspricht ...

    @Tariq
    Du hast mich mit deinem Kommentar zum Lächeln gebracht. Vielen, vielen Dank, dass du gelesen hast, obwohl hier seit über einem Jahr nichts passiert ist.
    Ich habe dieses Projekt nicht aufgegeben. (Danke auch an @Kyelia, ich hab dich auch nicht vergessen.) Ich will weiterschreiben. Ich werde weiterschreiben. Es krankt nicht am Plot oder ähnlichem. :)

    Aber auch ich muss erst wieder reinkommen. Ich hab mittlerweile auch meine Welt etwas weiter ausgebaut - Alsahar vor allem als Oasenstadt.
    Eeeeeine kurze Geschichte hierzu spukt mir seit Wochen im Kopf herum. Wenn ich die zu Papier bringen konnte, klappt es vielleicht mit dem Rest auch wieder. ^^

    @Miri
    Wenn dir das Buch bis zum Ende gefällt, wäre vielleicht Elbenzorn und Die Seele der Elben auch etwas für dich. Selbe Autorin, nur eben nicht unter ihrem Pseudonym veröffentlicht, sondern unter ihrem echten Namen Susanne Gerdom.
    Es ist schon eine Ecke her, dass ich die Bücher gelesen habe, aber die Dame hat für mich immer sehr angenehme Bücher geschrieben. Zumindest die AnidA Trilogie, erwähnte Bücher oben und Elidar. :) Ihre Jugendbücher kenne ich weniger.
    Lustigerweise hat die Dame mich zur Fantasy gebracht ...


    Ich selbst "lese" derzeit Children of Blood and Bone von Tomi Adeyemi.
    Ich habe es zumindest vor, es lachte mich an und musste mit. Zwei Seiten habe ich auch immerhin schon geschafft. Mehr kann ich noch nicht sagen. :x

    Spoiler anzeigen

    Es lebt!
    Es tut mir so leid, dass das Ganze hier so eingeschlafen ist. Ich kann nicht einmal fürs nächste Mal Besserung geloben, da ich nicht weiß, wie ich das Schreiben momentan packe.

    Nebenbei: Ich geh später noch auf Kommentare ein. u.u"

    Für alle, die nicht mehr wissen, worum es ging, eine kurze Zusammenfassung:

    Greta findet bei einer Untersuchung eine geheimnisvolle Schatulle. Und nicht nur das.
    Schnell stellt sich Hans, das merkwürdige, stumme Wesen als ziemlich anhänglich heraus - und knüpft eine Verbindung nicht nur zu dem vermissten Hexer von Hahnstein, sondern auch zu Ober, einem längst Totgeglaubten.
    Doch es scheint auch eine Verbindung zu Greta zu geben, denn mit einem Mal empfindet sie viel intensiver als sie je für möglich hielt. Und manchmal spürt sie ein zweites Herz.
    Gemeinsam mit ihren Freunden und Kollegen versucht sie dem Geheimnis weiter auf die Spur zu kommen.
    Ist Hans wirklich ein Homunkulus wie der Spezialist Noah behauptet? Und was steckt hinter der Ähnlichkeit von Hahnstein und Ober?

    -

    Ich bin mit dem neuen Abschnitt nicht ganz zufrieden, was vor allem daran liegt, dass ich den Teil mindestens dreimal neu- und noch viel mehr umgeschrieben habe. Mal schauen. Viel Spaß.


    Eine Kopie, zwei Kaffee und ein großes Stück Streuselkuchen später ging es mir besser. Der dumpfe Druck an Stirn und Schläfen ließ nach, ebenso wie das beklemmende Gefühl in der Brust. Nur meine Gedanken schwirrten weiterhin kreuz und quer. Ich befürchtete, etwas Wichtiges zu übersehen, konnte aber den Finger nicht auf die Einzelheiten legen. Seufzend beschloss ich, noch einmal nach und nach alle Fakten unseres Falls durchzugehen.
    Ich mopste mir von der Anrichte ein weiteres Stück Kuchen und bog von der Küche aus nach links in den fast leeren Flur, als ich meinen Namen hörte. Mit vollem Mund drehte ich mich um. Leo kam schnellen Schrittes auf mich zu, wobei ihr locker gebundener Zopf hin und her schwenkte.
    Ich kaute auf den Streuseln herum. Leos Anblick irritierte mich. Es dauerte einen Moment, bis mein Verstand schaltete. Ihr Anzug. Sie trug gern elegante Hosenanzüge des ganzen Farbspektrums, aber an diesem Tag erschien er mir falsch. Die Hose gerade geschnitten und dunkelblau, trug sie unter einem steifen Jackett derselben Farbe statt einer luftigen Bluse ein frisch gebügeltes Hemd. Zudem fehlte ihr geliebtes Halstuch, ohne das sie nie das Haus verließ.
    Blinzelnd betrachtete ich ihr kantiges Gesicht, studierte eingehend die hohen Wangen, die normalerweise eine leichte Röte überzog. Ungeschminkt zu sein war für Leo ein Unding. Genauso wie ihre unlackierten Fingernägel.
    Kaum stand sie vor mir, stupste ihre Hand gegen mein Kinn. »Dein Essen fällt gleich wieder hinaus.«
    Ich schluckte die letzten Bissen herunter. »Aber ... Du ... Was?«, stammelte ich, konnte den Blick nicht von ihrem Adamsapfel abwenden.
    Leo verschränkte die Arme vor der Brust. »Sehe ich so schlimm aus?«
    »Das bist nicht du!«, platzte es aus mir heraus.
    »Danke für die Blumen«, brummte sie. »Ich bin nicht freiwillig so angezogen.« Sie legte mir einen langen Zeigefinger schmerzhaft auf den Mund, als ich zu einer Frage ansetzen wollte. »Wichtigeres, Liebes.« Sie zog mich an der Schulter zur Seite, kam so dicht zu mir heran, dass ihr Atem an meiner Haut prickelte. »Ich muss dir etwas sagen, bevor ...« Weiter kam sie nicht, denn im nächsten Moment ertönte erneut mein Name.
    »Endlich erwische ich dich«, rief der Chef, der sich mit ausladenden Schritten näherte. Seine Brille war ihm bis vorn auf die fleischige Nasenspitze gerutscht. In seinem dichten Bart hatten sich Reste eines hastigen Mittags verfangen. Seine schwarzen Haare standen an diesem Tag an den Ohren besonders auffällig zu den Seiten ab.
    Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie mir das Herz in die Magengrube rutschte, als ich in sein unbewegtes Gesicht sah. Stattdessen bemühte ich mich um ein sorgloses Lächeln, das mir spürbar misslang.
    Leos Anwesenheit neben mir war mit einem Mal zu viel. Ihr herbes Parfüm stach in meiner Nase. Mich befiel der unwiderstehliche Drang, jeden einzelnen Partikel nach draußen zu niesen und mich zu schnäuzen.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, ihr geht mir aus dem Weg«, schnaubte Dieter und schob sich das dünne Brillengestell bis zur Nasenwurzel.
    »Es ist viel zu tun. Viel liegengeblieben. Die Villa ...«, begann ich, wurde jedoch durch seine gehobene Hand unterbrochen, wobei er Leo keinerlei Beachtung schenkte. Kurz darauf winkte er mir, ihm zu folgen. Starr blieb ich stehen.
    »Ich wollte dich warnen«, flüsterte Leo. »Mir blieb keine andere Wahl.« Ihre dunkle Stimme hatte jegliche Melodie verloren.
    Ich schluckte den Klumpen in meiner Kehle herunter. Als der Chef einige Schritte den Flur hinab über die Schulter sah, schlich ich ihm allein hinterher. Leos Blick brannte in meinem Rücken, doch den konnte sie mir in diesem Moment gehörig herunterrutschen.
    Auf dem Weg zu seinem Büro schwieg Dieter beharrlich. Mein Kopf fühlte sich so schwer an, dass ich ihn kaum heben konnte; unnachgiebig hielt ich die Augen auf meine staubigen Sneaker gerichtet, die abwechselnd in mein Blickfeld gerieten.
    Kaum erreichten wir unser Ziel, hielt er mir die milchige Glastür auf. Mit gestrafften Schultern betrat ich den Raum dahinter, dessen raumhohe Fensterfront im Schatten lag. Links neben mir stand direkt der Schreibtisch, dessen ergonomisch korrekt geformter Stuhl anders als erwartet nicht verwaist war.
    Meine Gedanken überschlugen sich. Mit geweiteten Augen saß dort Hans, eine Glasmurmel in den Händen haltend. Als er mich bemerkte, fiepte er leise. Meine Brust zog sich zusammen, als sein Mund sich zu einem spitzzähnigen Lächeln verzog. Er wirkte beinahe verloren vor der Reihe hoher Regale, die sich von einer Zimmerecke zur anderen auftürmten und mit Akten, Ordnern und verstaubten Rechtsbüchern vollgestopft waren.
    »Setz dich.« Der Chef deutete zu dem runden Eichentisch rechts von uns. Hastig beschriebene Papiere lagen darauf kreuz und quer, ein alter Kaffeefleck stach dunkel auf dem Holz hervor. Mit einem tiefen Seufzen ließ sich Dieter in einen der beiden Ohrensessel fallenließ. Er lehnte sich zurück und schlug ein Bein über das andere. »Bitte.«
    Bevor ich seiner Aufforderung nachkam, wanderte mein Blick über seinen Kopf hinweg zu der schmalen Vitrine direkt hinter seinem Sessel. Fein säuberlich sortiert lag dort allerlei Firlefanz. Amulette mit tropfenförmigen, bunten Edelsteinen, Schriftrollen mit intakten Siegeln, Phiolen und Gläser, deren zähflüssiger Inhalte in allen Farben des Regenbogens schimmerten. Alles strahlte einen Funken greifbarer Magie aus, doch es war nur billiger Tand. Magie schmeckte anders, roch anders: ein wenig süßlich, manchmal bitter, ein weiteres Mal wie aufsteigender Kerzenrauch oder eine Wildblumenwiese im Sommer. Hier und da sogar wie feuchte Erde.
    Doch alles in der Vitrine verströmte nur den Geruch von Staub und schalem Schweiß, der sich in die Materialien gebrannt hatte. Kein Wesen mit einem Hauch von magischem Verständnis würde sich mit diesen Gegenständen länger befassen. Einzig seiner Sentimentalität verdankten sie eine weitere Daseinsberechtigung.
    Kurz vergaß ich den Grund, weswegen ich hier war, und schmunzelte. Dann riss mich das Räuspern meines Chefs zurück in die Realität. Zögerlich setzte ich mich, konnte nur mit Mühe verhindern, zu Hans zu schauen. Aus dem Augenwinkel heraus erkannte ich, wie er inzwischen auf der Murmel herumkaute.
    »Also?«, begann mein Gegenüber ruhig. »Hast du etwas zu sagen?«
    Ich öffnete den Mund, nur um ihn gleich darauf wieder zu schließen. Noch einmal schnappte ich nach Luft, verkrampfte dann jedoch nur die Hände im Schoß ineinander. Eindringlich, aber ohne verkniffene Miene musterte Dieter mich, wartete geduldig auf eine Erklärung, während Hans am Schreibtisch die Murmel ausspuckte und über die Tischplatte rollen ließ.
    Wo sollte ich anfangen? Wie viel wusste er? Was hatte Leo ihm erzählt und wieso war Hans hier, aber nicht die anderen?
    Mir wurde schwindlig, mein Herz klopfte vor Aufregung und ich konnte nicht einmal sagen, ob es meine eigene war.
    »Du hättest mir von eurem - deinem - Fund berichten sollen«, sprach Dieter leise. Seine Ruhe ließ meinen Mageninhalt verklumpen. Ich kaute auf meiner Unterlippe, bis ich Blut schmeckte. »Weißt du, von Schmitti erwarte ich so etwas beinahe. Aber das da«, er deutete zu Hans, der die Murmel nun mit seiner Nasenspitze anschob, »ist eine Nummer größer als ein Hausgnom.«
    »Schmitti hat damit nichts zu tun«, platzte es schließlich aus mir heraus.
    »Darum geht es nicht. Es interessiert mich wenig, wer damit zu tun hatte oder nicht. Du leitest das Team. Du bist verantwortlich, dass alles seinen Gang geht. Und was ihr dort in der Villa aufgespürt habt ...« Er stieß schwer den Atem aus und stand auf. Aus einer weiteren Vitrine neben dem Rundtisch holte er zwei Whiskeygläser heraus, die er anschließend mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit füllte. Eines davon reichte er mir.
    Der Brandy stach scharf in meiner Nase, doch ich nahm das Glas wortlos entgegen und nippte daran. Mit geschlossenen Augen verzog ich das Gesicht.
    »Ich sollte euch von dem Fall abziehen.«
    Als ich die Lider aufschlug, saß Dieter mir erneut gegenüber. »Das kannst du nicht!«
    »Sag mir warum. Nenn mir einen Grund, warum ich euch nach dieser Aktion nicht alle nach Hause schicken soll.« Er schwenkte den Inhalt seines Glases hin und her, bevor er daran roch.
    »Weil Hans mit mir verbunden ist.« Hinter mir hörte das Rollen der Murmel abrupt auf. Mein Puls pochte in meinen Ohren.
    Langsam schielte der Chef über den Rand seiner Brille. »Hans? Ah, Leo meinte, ihr hättet es so genannt. Weißt du überhaupt, was ›Hans‹ ist?« Eisern hielt er seinen Blick auf mich gerichtet.
    »Ein Homunkulus - vermutlich.« Ich flüsterte beinahe.
    »Das ist Noahs Theorie, nicht?« In seinen fast schwarzen Augen spiegelte sich mein eigenes verdutztes Gesicht.
    »Schon«, stammelte ich.
    »Viel wichtiger ist doch«, setzte Dieter wieder an, »ob es dann nicht erst recht besser wäre, dich von dem Fall abzuziehen?« Er nahm einen kräftigen Schluck Brandy. »Ich könnte es nicht verantworten, wenn du in Gefahr gerätst.«
    »Ich gerate ständig in Gefahr«, brummte ich und wich seinem mahnenden Blick aus. Seufzend rutschte ich tiefer in den Sessel. »Es muss einen Grund geben, warum Hans so auf mich fixiert ist.« Dass ich befürchtete, dass es nur daran lag, weil ich die Schatulle zuerst gefunden hatte, behielt ich für mich. »Und warum er so mit der Spieluhr verbunden ist.« Kaum hatte ich die Worte gesprochen, hielt ich den Atem an. Die Schatulle! Ich richtete mich kerzengerade auf und schaute hastig zu Hans. Ich konnte sie nirgendwo entdecken.
    »Die Spieluhr ist bei den Spezialisten. Dort wo sie hingehört.«
    Ich biss mir auf die Zunge, schluckte die bissige Erwiderung herunter. Eine Weile beäugte der Chef mich nachdenklich, trank erneut und schnalzte schließlich mit der Zunge. Er betrachtete seine kurzen Finger, die mit alten Tintenflecken beschmiert waren.
    »Leo hat mich gebeten, euch nicht abzuziehen«, sagte er nach einer beinahe endlosen Welle des Schweigens. Hans hatte derweil von der Murmel abgelassen und starrte unnachgiebig zu Dieter herüber, den das wenig zu stören schien. »Es wäre unverantwortlich, aber ...«
    »Aber?« Ich wollte die Hoffnung in mir niederringen.
    Dieter seufzte. »Es bleibt unverantwortlich. Ab jetzt keine Geheimnisse mehr. Verstanden?«
    Ich nickte, runzelte im nächsten Moment jedoch die Stirn. »Was passiert jetzt mit Hans?«
    Das erste Mal, seit wir den Raum betreten hatten, schaute der Chef zu seinem Schreibtisch. »Noah hat Interesse an ihm angemeldet.«
    »Noah?«, rief ich mit einem entsetzten Keuchen.
    Ein flüchtiges Lächeln verbreiterte seinen schmalen Mund ein wenig. »Keine Sorge, Leo wird sich um Hans kümmern.«
    »Ich glaube nicht, dass er lang bei ihr bleiben wird«, murmelte ich, wusste jedoch im gleichen Moment, dass ich mich nur selbst belog. Dass ich hoffte, dass Hans bald wieder vor meiner eigenen Haustür stehen würde.
    Dieter betrachtete mich schweigend, ehe er seufzend den Kopf schüttelte. »Ich erwarte jeden Abend einen Bericht von euch.« Damit war ich entlassen. Mit wackligen Beinen erhob ich mich, sah aus dem Blickwinkel heraus, wie Hans ebenfalls langsam von seinem Stuhl aufstand. Mein Herz hüpfte. Als wir gemeinsam an der Tür standen, rief der Chef noch etwas hinterher. »Tu mir den Gefallen und schicke Schmitti gleich her, sobald du ihn siehst.«

    Derzeit: Najaden - Das Siegel des Meeres von Heike Knauber.
    War ein Spontankauf. Hey, wenn mir jemand was von orientalischer Mythologie auf die Buchrückseite schreibt und ich beim Überfliegen was von Sultanssöhnen und Wüste lese - tja, dann werd ich schwach und zapple an der Angel. ._.''

    Aber ehrlich gesagt bin ich zwiegespalten. Ich habe jetzt knapp die Hälfte gelesen und weiß nicht recht, was ich von Halten soll.
    Zum einen ist mir bisher keiner der Charaktere symphatisch. Die Kerle sind ungehobelten, grausame, raubende Klötze, die keine Sympathie verdient haben, Meliaé ist ein wenig nervig, und auch sonst kann ich ehrlich gesagt für mich keinen Charakter finden, mit dem ich wirklich mitfühlen kann. Bis auf vielleicht langsam mit Miltiades. Aber das hat auch über zweihundert Seiten gedauert.
    Das tut mir echt leid, weil die Idee hinter der Geschichte wirklich gut ist. Nur sagt mir die Umsetzung auch nicht ganz zu. Was vielleicht daran liegt, das mittendrin ein Zeitsprung von vier - VIER - Jahren liegt. Einfach so. Bumm. Plötzlich sind vier Jahre weg von einer Zeit der Protagonistin, die mich mehr als alles andere interessiert hätte. Wie sie ihre Natur als Najade akzeptieren lernt usw. beispielsweise. Aber leider nein. Schade.

    Auch schreibtechnisch kann es mich nicht komplett mitreißen. Mag an einigen seltsam gesetzten Wörtern liegen. Manchmal klingt es recht umgangssprachlich. Ein anderes Mal liest es sich stockend, weil die Satzstruktur hintereinander nicht passt.

    Alles in allem find ich es wirklich schade. Die Geschichte an sich ist nämlich alles andere als doof. Orientalisch angehauchte mythische Wesen/Handlungen sind genau mein Ding. Nur leider fegt es hier etwas an mir vorbei hier.
    Werde trotzdem bis zum Schluss durchhalten.

    Schade, dass ich dich nicht ganz mit der ersten KG überzeugen konnte.

    Sie war auf jeden Fall nicht schlecht, aber Luft nach oben ist natürlich noch - schreiberisch zumindest am Ende. :)

    Da ich gerade noch ein wenig Zeit habe, habe ich mir mal Kurzgeschichte #2 vorgenommen.

    Zuerst: Der arme Weberknecht. ;___; Das sind possierliche Tierchen, die eigentlich harmloser nicht sein könnten.
    Interessant fand ich ja, dass du ihn mit Härchen beschrieben hast, deswegen ging meine Vorstellung etwas an der Realität vorbei. Das ist allerdings kein Manko deiner Geschichte. Bei einer Phobie (oder auch Panikattacke) übertreibt unser Verstand ja ganz gern. Da wird aus einem harmlosen Weberknecht am Ende ein mit spitzen Zähnen bewehrtes haariges Monstrum.
    Von daher ist die Geschichte gut geschrieben. Auch von deiner Wortwahl her.
    Am Ende war ja der Sohn der strahlende Held. Trotzdem: Armer Webi. ;(

    Für Kurzgeschichte #3 war nun auch noch Zeit, aber ich werde hierzu nicht viel sagen, weil der Inhalt gerade viel zu sehr mitten in die Seele sticht.
    Deswegen nur kurze stilistische Anmerkungen: Die Kürze/Länge der Sätze ist okay, allerdings komm ich nicht ganz in einen Rhythmus. Das erschien mir bei #2 etwas besser. Deine Sätze ähneln sich sehr, weswegen das flüssige Lesen etwas schwerfällt. Dafür, dass der Text thematisch so schwer ist. Hoffe du verstehst, was ich zu sagen versuche.

    Hey @LadyK,
    ich habe mir jetzt mal deine erste Kurzgeschichte durchgelesen - und auch wenn du bereits einiges an Feedback bekommen hast, möchte ich dennoch ein paar Dinge anmerken. Zumal du am Ende noch etwas geschraubt hast.
    Zuallererst: Dein Stil ist solide und lässt sich auf jeden Fall recht problemlos lesen. Einige Komma- und Rechtschreibfehler sind mir noch aufgefallen, aller jedoch nicht sonderlich tragisch. (Wenn gewünscht, kann ich sie aufzeigen, ansonsten überlass ich das den anderen.)

    Inhaltlich fing diese KG gut an. Sie war spannend, auch wenn man die Situation durch diverse Krimis bereits kennt. Dass es sich am Ende als Traum herausstellt, ist wie erwähnt keine Neuerfindung des Rades und ist leider etwas ausgelatscht, aber nicht zwangsweise schlecht.
    Dein Versuch, dem ganzen am Ende doch noch eine größere Wendung aufzusetzen, fand ich grundlegend super. Ebenfalls, dass es ein psychisches Problem ist (ich liebe solche Details).
    Deine Bearbeitung des Ganzen, um es noch etwas auszubauen, ist hingegen etwas misslungen. Nicht, weil es eine zu schräge Erklärung wäre (was es nicht ist), sondern weil es nun erst recht viel zu kurz kommt. Die Erklärung wirkt nun gehetzter als wohl zuvor. Es ist wie ein Schlag ins Gesicht deines Lesers. Diesen am Ende etwas rat- und rastlos zurückzulassen ist okay, aber hier wirkt es unpassend. Es reißt einen richtig heraus, eben weil du den Traum dann doch recht detailliert beschrieben hast.
    Es fällt mir gerade schwer, die einen geeigneten Lösungsansatz dafür zu geben. Ich überlege mir aber definitiv noch etwas.

    Yay, Beiträge zerpflücken. *reibt sich die Hände*

    *ist insgeheim einfach froh, dass mal wieder jemand hier schreibt ._.*

    Ein paar Shounen-Ai Aspekte sind zwar vorhanden, stehen aber nicht im Vordergrund und man muss da viel reininterpretieren.

    Ich finde es sogar gut, dass es nicht so "in your face" ist. Wobei ich widersprechen muss, dass man da viel reininterpretieren muss. Klar, am Ende sieht es jeder anders und ich bin die Letzte, die jemandem 'ne andere Sichtweise aufzwängen will. Wenn es für euch die Trainer-Sportler Beziehung war, ist das für mich anhand vieler Tatsachen nicht ganz nachvollziehbar (auch aufgrund gewisser Dinge, welche die Macher selbst offiziell gesagt haben), aber man kann damit leben. ^^ (Ich kenne ganz andere Hyperfangirls ... Denen wollt ihr nicht begegnen. Da gruselt es mich selbst.)

    Der Zeichenstil hat mit den hellen und ausdrucksstarken Farben sehr gut gepasst, jedoch wirkten die Animationen an manchen Stellen etwas usauber, was besonders auf dann auffällt wenn die Charaktere auf dem Eis sind, denn manche Bewegungen wirkten leicht merkwürdig und unpassend eingesetzt.

    Da verweise ich gerne noch mal auf die Artikel, die ich in meinem Startbeitrag verlinkt habe. Da wird wunderbar erklärt, warum das so ist. Ich weiß momentan nur bruchstückhaft, was für die DVD/Bluray Version alles aufgebessert wurde, aber es war schon einiges - auch auf dem Eis.

    Mit den großen Sport Animes wie Haikyuu!!, oder Kuroko no Basket kann er es zwar nicht aufnehmen aber sehenswert ist er allemal.

    Ich finde gerade, dass Yuri on Ice mehr mit der Wirklichkeit zu tun hat als andere Sportanime. Gut, ich bin jetzt kein Experte, der einzige Sportmanga/-anime, den ich schätze, ist Haikyuu, aber dennoch bin ich seit Jahren Fan von Eiskunstlaufen.
    Aber ja, es mag am Ende wohl daran liegen, dass Eiskunstlauf jetzt nicht die Sportart ist, mit der sich jeder anfreunden kann, anders als Volleyball, Basketball oder Fußball.

    Es lockt mich nicht. Ich mag Eiskunstlaufen sehr, aber was da gezeigt wurde ist einfach nur japanische Anime-Hektik vom fast Allerfeinsten... das hat für mich überhaupt nichts mit Eislauf-Flair zu tun...

    Interessant. Wobei ich sagen muss, vom Intro allein kann man nicht auf die ganze Serie schließen. Wenn du Eiskunstlauf magst - versuch es doch mal mit der ersten Folge. ^^ Denn das Flair kommt sehr wohl auf. (Nicht umsonst schätzen viele Eiskunstläufer die Serie.) Was ich dir natürlich nicht versprechen kann, ist, dass es dir mit einer vollen Folge nicht doch zu viel "Anime-Hektik" ist. :D

    Vielleicht liegt das auch daran, dass sie noch recht neu in der Szene ist und daher noch nicht so vieles gesehen hat, denn es gibt wesentlich besseres als YoI.

    Ist letztendlich Geschmackssache. Ich bin seit vielen Jahren "in der Szene" und habe zu meinen Sturmzeiten wirklich viele Anime gesehen (auch viel Schrott), da ist YoI - sowohl vom Stil als auch von der Story und den Charakteren her - auch objektiv im oberen Drittel anzusiedeln.

    @Rebirz @Xarrot
    Ich geh morgen auf eure Anmerkungen ein. Bin abends meistens nur noch mit dem Handy online ...


    Tante Edith:

    Spoiler anzeigen

    Wie bekannt schön geschrieben und angenehm wenige Fehler. Ich muss ja sagen, dass mich mittlerweile fast mehr die Hintergrundgeschichte deiner Protas interessiert, als Hans' Ursprung. Ist das schlecht? xD

    Nö. :D Ich würde am liebsten immer vorwarnen, dass ich gerne sehr charakterbezogene Geschichten schreibe ...

    Vermutlich sitze ich damit zwar gerade auf der Leitung weil es noch so früh ist, aber ich kapier gerade nicht, warum Klager geraucht hat, auch wenn es Greta offenbar getan hat ...

    Da muss ich kurz aufklären: Das sind von vornherein nicht Klagers Zigaretten, sondern Schmittis. (Freund = Schmitti, Kollege = Klager bei Gretchen) Da Schmitti allerdings nur Partyraucher ist (oder er ist im Stress :whistling: ), wundert es Greta, warum er seit neuestem immer eine Schachtel in der Schreibtischlade aufhebt. (Hint: Klager. :D)

    "Mein Vater ist zur Tankstelle Rubbellose kaufen gegangen. Hat wohl gewonnen, ist schon 10 Jahre her ..."

    :rofl:
    Ich weiß, das ist so klischeehaft, aber dass Gretchens Vater verschwunden ist, ist noch von Bedeutung. ^^' Aber ja ... Er könnte auch nur kurz Zigaretten holen gegangen sein. :D

    Wie wärs? Sobald Schmitti noch Klager rumbekommen hat, können die vier dann auf ein Doppeldate gehen

    :grinstare:


    ~+~


    »Hä?«, war Schmittis äußerst schlaue Erwiderung.
    Klager nickte zur Akte, die ich mit leicht bebenden Fingern aufschlug. Von Hahnsteins Antlitz war das Erste, das mir entgegenschmollte; die Mundwinkel fast bis zum Kinn heruntergezogen, hohlwangig, die Augen trostlos und dunkel in ihren tiefen Höhlen. Über seine obere Gesichtspartie zogen sich etliche Falten, als wäre über Jahrzehnte hinweg seine einzige Tagesbeschäftigung Stirnrunzeln gewesen. Sein schwarzes Haar war von Grau durchzogen und klebte ihm vom Seitenscheitel aus fettig am Kopf. Kein schmeichelhafter Anblick.
    Schmitti neigte sich über meine Schulter. Einen Moment verlor ich mich im Duft seines Lieblingsparfüms, gespickt mit einer erdigen Note. Es erinnerte an frischen Regen, der das Erdreich aufwühlte. Sofort beruhigte sich mein Herzschlag. Als stünde mein Freund absichtlich nah bei mir. Vorsichtig lehnte ich mich gegen ihn, was er mit einem Stups gegen meine Schulter quittierte.
    »Reizendes Bild«, murmelte Schmitti, holte dann das Foto unter der Mappe hervor, was er auf der Unterlippe kauend musterte. Er hielt es neben jenes von Hahnstein und schnaubte. »Da braucht es aber viel Fantasie, Rudi.«
    Schmitti hatte nicht unrecht. Das Bild von Ober zeigte einen durch und durch gestriegelten Mann in seinen Mittdreißigern. Ich roch förmlich sein herbes Aftershave, das ich mir gut bei seinem säuberlich rasierten Wangen vorstellen konnte, während seine Oberlippe ein gezwirbelter Schnurrbart zierte. Einzig seine hohen Wangenknochen und die verborgenen Augen ließen einen Hauch von Ähnlichkeit erahnen.
    Klager straffte die Schultern, erhob sich zu seiner vollen Größe, ehe er Schmitti von oben herab musterte. »Ich weiß, worauf ich achten muss. Da ist keine Fantasie nötig.«
    »He, Anthropologenjunge, halblang«, ertönte es von der Tür aus, kaum dass Schmitti den Mund zu einer Erwiderung geöffnet hatte. Ich zuckte zusammen, als ich Noah mitsamt Hans im Türrahmen entdeckte. Geistesgegenwärtig eilte Schmitti zu ihnen, schob sie in den Raum und schloss die Tür, nachdem er sich im Flur umsah.
    Noah pustete seine Haare aus dem Gesicht. »Keine Panik, Karlchen, der Flur war leer.« Seine Augen huschten durch das Büro. »Sieht ja immer noch so unordentlich aus.« Seine Aufmerksamkeit blieb auf mir haften, wobei er die Nase hochzog.
    »Kann ja nicht jeder so einen Putzfimmel haben wie du«, murrte ich, ignorierte den giftigen Blick der kleinen Ratte und wandte mich stattdessen Hans zu. Die Augen geweitet, starrte dieser gebannt zum Fenster hinaus. Ehe ich mich versah, schritt er mit seinen schlaksigen Beinen an mir vorbei, legte die Handflächen auf die gewärmte Scheibe, nur um sich wenig später die Nase daran plattzudrücken. Aufregung und ein leiser Schwindel ließen meinen Puls höher schlagen. Ich schluckte, versuchte mich wieder auf die anderen zu konzentrieren.
    »Was willst du eigentlich hier?«, fragte Schmitti, der sich auf meinen Tisch setzte.
    »Ich hatte Sehnsucht?« Noahs feistes Grinsen in Schmittis Richtung ließ meinen Freund schaudern. Dann winkte Noah ab. »Euer Kollege hat da einen Kern getroffen.«
    »Hast du etwa wieder gelauscht?«, knurrte ich, während Klager im nächsten Atemzug brummte: »Dieser Kollege hat einen Namen.« Er kramte erneut eine Zigarette aus Schmittis Schubfach.
    Unterdes funkelte Noah angriffslustig zu ihm. »Rudi, oder?«
    Klager holte tief Luft, doch Schmitti kam ihm zuvor: »Es reicht, Pausbacke. Verrat uns lieber, wie du das eben gemeint hast.«
    Mit aufgeplusterten Wangen hielt Noah den Atem an; er erinnerte dabei an einen beleidigten Hamster, worauf ich innerlich schmunzeln musste. Mich über Noah lustig zu machen beruhigte ungemein, wie ich feststellte. Wenigstens war sein unvermitteltes Auftauchen zu etwas nutze.
    Schließlich stellte er sich gerade hin - und war dennoch nicht größer als ich im Sitzen -, bevor er mit geschwollener Brust offenbarte: »Ich hab etwas recherchiert und bin da auf was gestoßen.«
    Als er nicht weitersprach, hob ich die Brauen. »Muss man dir erst 'ne Münze einwerfen, damit du den Mund wieder aufmachst?«
    »Quatsch, Gretchen, du musst den Schlüssel auf seinem Rücken aufziehen«, frotzelte Schmitti. Der finstere Blick, den Noah ihm zuschoss, machte das Grinsen meines Freundes nur breiter.
    »Ha-ha, sehr witzig«, moserte unser Spezi, der sich noch einmal im Raum umsah, als suche er eine Sitzmöglichkeit. Als er die Nase wiederholt kräuselte, machte ich innerlich drei Kreuze, denn wenn Noah nicht sitzen konnte, blieb er selten lang. Abgesehen davon, dass er sein Heiligtum im Keller ohnehin ungern mehr als eine halbe Stunde alleinließ.
    »Kurzfassung: Von Hahnstein ist erst seit etwa siebzehn Jahren offiziell zu finden. Vorher gab es weder eine Geburtsurkunde noch sonstige Dokumente.«
    »Ach, wirklich?«, bemerkte Klager trocken und ich blickte irritiert zu ihm.
    Noah schien ebenfalls einen Moment aus dem Konzept gebracht. »Was?«
    Unser Kollege stand abermals rauchend am Fenster, zuckte nun mit den Schultern. »Die Information kostet etwas.« Dieser bissige Unterton, der durchklang, war so ungewohnt, dass mir die Spucke im Hals steckenblieb. Nur Schmitti schien das ewige Grinsen nicht entfliehen zu wollen.
    Nur zögernd fand Noah die Stimme wieder. »Witzig, Anthropologenjunge. Ich hab übrigens auch etwas über dich herausgefunden. Soll ich es den anderen erzählen?«
    Kaum hatte die Ratte die Frage ausgesprochen, war Klager in wenigen Schritte bei ihm; um ihn am Kragen zu packen. Seine Miene wirkte gelassen, auch wenn mir die pochende Stirnader nicht entging. Bevor jedoch einer der beiden einen weiteren Mucks machen konnte, ging Schmitti dazwischen. Er legte die Hand auf Klagers und mahnte Noah, seine spitze Zunge im Zaum zu halten.
    »Wenn wir hier schon dabei sind, Dinge auszuplaudern, könnte ich mich über deine eigenen auslassen bis einem die Ohren abfaulen«, sagte Schmitti in einem beschwingten Tonfall, doch innerlich brodelte er. Seine geballte Faust und sein aufrechter Körper, der Noah um gut anderthalb Kopf überragte, sprachen Bände.
    Die Anspannung lähmte die drei Männer vor mir, während Hans hinter mir noch immer vor Aufregung bebte. Mir wurde schummrig, ich hörte den Puls in meinen Ohren, was nicht zuletzt daran lag, dass Zorn einen ganz bestimmten Geruch absonderte. Kurz hielt ich den Atem an.
    »Schluss jetzt!«, rief ich, schlug mit den Händen flach auf den Tisch, um mich zu erheben. »Klärt euren Hahnenkampf woanders, aber ganz sicher nicht hier. Klager: Lass Noah los, sonst brichst du dir die Zähne an seinem Ego aus.« Ich warf einen warnenden Blick in die Richtung meines Freundes. »Schmitti: Beruhige dich und komm wieder her.« Ich wanderte weiter zu unserem Spezialisten. »Und Noah: Sag einfach was Sache ist oder verschwinde wieder.« Auf den Hacken drehte mich zu Hans und brummte: »Und du komm endlich vom Fenster zurück. Was du hast ist Höhenangst!«
    In der entstandenen Stille heftete ich das Foto von Ober neben das seines entfernten Ebenbildes, klopfte die Akte zurecht und stapfte schließlich an allen vorbei. Als ich die Tür erreichte, um mich zum Kopierer aufzumachen, wandte ich mich noch einmal um. Noah wich meinem Blick aus, Klager trat einen Schritt von der Ratte zurück und Schmitti legte den Kopf schief, während er mich eingehend beäugte. Hans stand mit dem Rücken zum Fenster, sein Herz noch immer wie ein flatterhafter Schmetterling geisterhaft in meiner Brust pumpend.
    »Wenn ich wiederkomme, habt ihr neue Infos für mich und Noah ist wieder in seiner Höhle.« Damit ließ ich die Streithähne mit einem Türknall im Raum zurück.