Heeey hach was hab ich mich über eure Kommis gefreut Vielen Dank! Und ganz besonders auch @Dinteyra dass du dich daran gewagt hast ist hammer (Könntest du mir noch sagen, welche Storylines genau dir gefallen und welche weniger? nur aus Neugierde )
Jedenfalls hab ich noch bissi gewütet und Irion hat nun eine recht wichtige Fortsetzung mit Erklärungen etc gekriegt Besonders die Geschichte hat enorm Spass gemacht Hoffe der Part ist euch net zu lange ..
Irion 2.5
„Irion.“
Stille.
„Irion.“
Stoffrascheln.
„Irion! Aufwachen!“ Endlich, als Sofi begann, ihn zuschütteln, öffnete Irion die Augen. Der einzige Hinweis auf die Tageszeit wardas wenige Licht, das durchs Fenster fiel, doch es lag auf der Westseite derBibliothek und da die Sonne erst dabei war, aufzugehen, war es nicht mehr alsein Schimmer in der dunklen Wand.
Grummelnd setzte der Junge sich auf.
„Irion, du hast noch zehn Minuten. Ich dachte mir schon,dass du wahrscheinlich verschlafen würdest, und da ich neugierig auf deinenSchlafplatz war, bin ich einfach hergekommen.“ Sie lachte und warf ihm seineKleidung an den Kopf. „Los, auf mit dir!“
Irion widerstand der Versuchung, sich unter der Bettdeckezu verkriechen. Auch wenn Risher um einiges umgänglicher war als die anderenMagister, hatte er keine Lust, schon am ersten Tag in ein Fettnäpfchen zutreten. Ausserdem wäre es gelogen gewesen zu sagen, dass er sich nicht aufdas freute, was der alte Mann für ihnbereithielt.
Also schlüpfte er, nachdem Sofi sich höflich umgedrehthatte, in den einfachen Überwurf und zog die Lederschuhe über die Füsse. Danngriff er nach dem Notizbuch und nahm sich vor, sich einen Gürtel zu machen, mitTaschen, in denen er es mit Tinte und Feder verstauen konnte.
Es brauchte etwas Überwindung, so früh im Halbschlaf denSprung aufs Regal zu wagen. Er brauchte eine Treppe. So bald wie möglich.
Sofi folgte ihm und gemeinsam gingen sie zügig durch denSaal zu Rishers Reich. Der Alte erwartete sie bereits ungeduldig.
„Na endlich! Aufgewacht? Na, gut geschlafen? Auf, auf,jetzt machen wir … Übungen!“
Irion schloss die Augen. Entweder, der Mann schliefunglaublich gut. Und war ein absoluter Morgenmensch. Da Irion aber ausschloss,dass man ein Morgen-, Mittag-, Abend undNachtmensch sein konnte, und Risher sich immer so vierhielt, vermutete er eher,dass der Bibliothekar überhaupt nicht schlief. Und seine Energie aus … werweiss was bezog. Büchern vielleicht. Der Essenz des Wissens.
„Los los, nicht träumen, Junge! Ich werde dir nun deinetägliche Morgenroutine vor dem Essen zeigen!“ Die diebische Freude war so garnicht vertrauenserweckend.
Die nächste halbe Stunde verbrachten sie damit, dassRisher auf dem Sessel sitzend Anweisungen gab und Irion ihnen missmutignachkam. Muskelaufbau. Schon nach wenigen Minuten zitterten seine Arme, undseine Toga klebte ihm am Rücken. Was den Meister nur noch mehr zu motivierenschien.
„Abends wirst du dann jeweils laufen gehen. Ebenfallseine halbe Stunde.“ Irion, soeben in Liegestützeposition, liess sich zu Bodenfallen. Bei allen guten Geistern…
„Hopp, weiter, du fauler Hund du!“ Eine Stimme in Irionrief ihm zu, liegen zu bleiben und diesen bescheuerten Mist nicht mehrmitzumachen. Die andere war die Stimme des Stolzes und des Ehrgefühls. Es gabeinen Vertrag. Und er würde eher sterben als vor dem alten Schwäche zuzugeben.
Also weiter.
Dankbar brach er zwanzig Minuten später die Übungen ab,als die Glocke zum Frühstück läutete. Risher liess es ihm durchgehen, wies aufeinen Eimer mit Wasser, zum „frisch machen“, und ging bereits zum Essenssaalvor. Ein Spruch wie „Ich sage, wann wir hier fertig sind“ hätte Irions Respektvor dem Mann sofort frappant gemindert. Lehrer und Schüler, ja, aber dennochbeides gleichwertige, denkende Personen. Irion hasste es, anders behandelt zuwerden.
Der Saal war fast voll, als Irion ihn endlich betrat. Erbegann bereits die ziemlich hoffnungslose Suche nach einem freien Platz, als erSofi bemerkte, die wild winkend versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erringen.Risher und sie sassen, bereits mit gefüllten Tellern, an einem Tisch und hattenihm ebenfalls etwas geholt.
Bemüht, seine Dankbarkeit nicht allzu sehr zu zeigen,setzte er sich also zu ihnen. Und ihm wurde bewusst, dass er wahrscheinlich niewieder allein essen musste. Nicht hier im Orden. Und auch wenn Sofi ein stillesMäuschen war und Risher ein plappernder, ständig mit den Händen fuchtelnderGreis, auch wenn er die beiden nicht als „Freunde“ bezeichnet hätte, er gehörtedazu.
Manchmal muss man wo dazu gehören, um zu merken, dass maneinsam war.
Der heutige Tag sollte der erste einer langen Reihe vonTagen sein, die Teil der ersten Phase waren. Sie alle würden wie folgtablaufen: Nach den Übungen und dem Frühstück gings ans Lernen. Risher meinte,er würde die Themen bestimmen, war aber bereit, dabei auf die Wünsche seinesSchülers Rücksicht zu nehmen. Doch nicht jetzt. Zuerst sollte Irion alles überdie Geschichte des Ordens lernen. Diese Studienzeit dauerte bis zumMittagsmahl, und danach war Arbeit in der Bibliothek angesagt.
Neben dem Katalogisieren galt es auch, die Räume sauberund ordentlich zu halten. Neue Erkenntnisse und Informationen, die dem Ordenfast täglich zugesandt wurden, mussten sortiert und die bestehenden Werkeergänzt oder korrigiert werden. Kaputte und fast nicht mehr leserlicheDokumente galt es zu kopieren, und, wenn sich tatsächlich mal jemand in dieBibliothek verirrte, hatte man ihn zu beraten und die entsprechenden Regale zuzeigen.
Irion hatte Risher bereits am ersten Tag gefragt, ob ernicht eine kleine Karte des Hauptsaales anlegen dürfe. Dieser wareinverstanden, und so verbrachte Irion den Nachmittag damit, durch die Gänge zuwandern und alles in sein Notizbuch einzutragen. Hin und wieder fand er einThema, das ihn ansprach, und nahm dann jeweils ein Buch mit, das er abends imBett lesen wollte. Schon bald bereute er, keinen Wagen oder Schubkarre dabei zuhaben. Und er würde auf seinem Plateau definitiv Ablagen und Regale benötigen.
Selbstverständlich vergass Risher auch nicht, Irionabends hinaus zu scheuchen und mit einem selbstgefälligen Grinsen den Dauerlaufzu beaufsichtigen, den der Junge unter viel Gekeuche in der kühlen Abendluftabsolvierte.
Wieder stand ihm ein Eimer Wasser zur Verfügung, undjemand, wahrscheinlich Sofi, hatte ihm frische Kleidung besorgt. Wo sie war,wusste der Himmel. Risher hatte erklärt, dass auch sie sich noch in Phase einsbefand, aber mit etwa anderthalb Jahren Vorsprung. Und da sie die „Ratgeberin“werden sollte, war körperliche Ertüchtigung zwar auch ein kleiner Teil derAusbildung („Sport ist gesund, mein Junge!“), aber längst nicht so sehr imFokus wie das pure Wissen.
Irion erlaubte sich nur kurz, sie zu beneiden. Denneigentlich musste er sich eingestehen: Das war das, wovon er immer geträumthatte. Wäre sein Meister ein Waldläufer, hätte er die Übungen mit Begeisterungabsolviert. Ihm war das nur zu bewusst, und er schämte sich sogar etwas dafür.Risher, wenn auch alt und ein schadenfreudiger Schinder, wusste, wovon ersprach. Vor jeder Übung erklärte er Irion kurz den Sinn und welche Muskeln wiegestählt wurden. Der Junge war sich nicht sicher, ob es seinem Lehrer bewusstwar, aber er schätzte es enorm, in dieser Form für voll genommen zu werden.
Wie anzunehmen, war er am ersten Abend furchtbar müde.Doch seine gesammelten Bücher riefen lautlos, verlangten seine Aufmerksamkeit.
Irion, der mit neu aufgefüllter Lampe im Schneidersitzvor seinen Schätzen sass, fuhr unschlüssig mit den Fingerkuppen über dieRücken, die sich wild abwechselten und mal Seidig glatt, mal rau und rissig undmal gar nicht vorhanden waren und einen direkt auf den holperigen Bund derSeiten leitete. Dann griff er nach dem Buch über Landwirtschaft. Nicht, dass esihn noch brennend interessiert hätte – die zweite Hälfte war mehr Listen undDiagramme als tatsächlicher Text. Aber es hätte sich wohl falsch angefühlt, denTeil auszulassen. Es schien wichtig. Und irgendwie riefen ihm die Seiten zu,dass sie ganz gelesen werden wollten. Und wer war Irion schon, sich dem zuwidersetzten?
Also las er das Buch zu Ende. Klappte den Buchdeckel zuund schlief mit dem Gedanken ein, dass er Morgen die Bücher über dieOrdensgeschichte studieren wollte, die Risher ihm nicht gegeben hatte.
Am nächsten Tag weckte ihn wieder Sofi. Irion nahm sichvor, schnellstmöglich ein Wecksystem zu entwickeln, doch zurzeit hatte er keineAhnung, wie das gehen sollte. Er kam sich schrecklich dumm vor. Und sein Willezu lernen verstärkte sich nur noch.
Übungen, Waschen, Frühstück.
Und dann wieder in Rishers Reich an den Tisch. Heute sassauch Sofi hier und las mit ernstem Blick in einem Buch, dessen Titel Irionnicht sehen konnte. Hin und wieder machte sie sich Notizen oder blätterte ineinem anderen, kleineren Buch. Sie war eigentlich ein ganz hübscher Anblick.Das kindliche, naive war aus ihrem Gesichtsausdruck verschwunden und machteganz der ernsten Aufnahme des Wissens Platz.
Er schlug sein Buch ebenfalls auf – ein enormer Schinkenvon einem Epos, den ihm Risher gebracht hatte mit dem Auftrag, genauestens zustudieren und dann einen Aufsatz darüber zu schreiben. Der morgen fällig seinwürde. Risher war kein Freund von Schonfristen.
Irion überflog noch einmal das, was er gestern bereitsgelesen hatte. Eigentlich die ganz normale Ordensgeschichte, wie sie jedemNovizen bereits im ersten Jahr beigebracht wurde. Vielleicht etwasumständlicher und ausführlicher geschrieben.
Kurz zusammengefasst, wurde der Orden vor Jahrtausendengegründet, wenn auch damals zu einem völlig anderen Zweck. Damals war der Ordennoch Teil der damaligen Religion, die die Welt als Gottheit anbetete. Diebeiden Fraktionen- Stein und Wald- waren dazu da, beiden Inkarnationen zudienen: Dem wilden, weiblichen, aber auch weisen Aspekt, dem Wald, sowie demväterlichen, männlichen und höchst mächtigen Aspekt, dem Fels. Irgendwannverlief sich die Religion- die Steine antworteten nicht, man verlegte sich vomanbeten der Bäume lieber zum Bauen von stabilen Holzhäusern, anstatt inLederzelten oder so zu wohnen. Und da sich offenbar keiner der Götterbeschwerte, ging diese Kultur immer mehr in Vergessenheit.
Nicht aber der Orden. Er passte sich an. Und da beideSeiten des Ordens schon immer Traditionsbewusst waren, hielten sich dieWaldläufer ans Kämpfen und die Natur, während die Steinflüsterer sich demWissen und eher der Technik verschrieben. Auf ihre eigene, ganz neue Artdienten sie ihren alten Göttern immer noch. Was wohl auch der Grund war, dassdieser Übergang relativ reibungslos und ohne viel Blutvergiessen geschah. Dieganz konservativen hatten nicht viel, über das sie sich beschweren konnten.
Dennoch brauchte der Orden neue Ziele, oder hätte siegebraucht. Da die ehemaligen Priester und Geweihten besonders in Roqhvar einhohes Ansehen genossen, breiteten sie sich im Land immer mehr aus. DieMitgliederzahl schrumpfte stark- viele von ihnen gründeten neue Siedlungen, dieheute stolze Städte sind, und vergassen ihre Wurzeln immer mehr. Und da es keinZentrum mehr gab, schien der Orden kurz vor seiner Auflösung zu stehen.
Dann aber kam es zum Kampf. Die einstmaligen Ordensbrüderhatten nämlich, auch wenn sie faktisch keine Bindung mehr hatten zu ihrerZunft, den Einfluss des Namens immer noch nur zu gerne Missbraucht und sich soin hohe Positionen gebracht. Diese Praktiken gingen sehr lange sehr gut für dieeinstmaligen Waldläufer und Steinflüsterer. Sie wurden extrem reich undmächtig, einige der Roqhvarer Königshäuser haben ihren Ursprung immer noch imOrden. Doch irgendwann gab es einen Meuchelmord an einem überauseinflussreichen Monarchen.
Die Reaktion darauf? Gar keine. Es gab keinen Orden mehr,der seine Brüder geschützt hätte.
Als die Restlichen Bewohner von Roqhvar das realisierten,brach eine blutige Zeit an. Viele waren unzufrieden mit der Herrschaftslagegewesen, doch der Legendäre Name des Ordens war Abschreckung genug gewesen. Undsie verblasste.
Einige waren klug genug gewesen, die Vorzeichen zuerkennen. Sie flohen rechtzeitig mit ihren Reichtümern. Reichtümer, die denGrundstein für den Neuen Orden, den man heute kennt, legten. Eine heutelegendäre Figur in Person des edlen Waldläufers Berwin Buchenherz kam insSpiel, Sohn eines Machthabers, der den Aufruhr nicht überlebt hatte. Er mussteein ziemlicher Romantiker gewesen sein, hatte die Ordensgeschichte studiert undwar voller Ideale und ehrenhaften Ideen. Er rettete eine ganze Mengegefährdeter Familien (und sein und ihr Vermögen) und nahm sie alle mit nachWesten, wo er, nach diversen Abenteuern und grossen Herausforderungen zusammenmit Meradia Rubinauge (Irion hoffte inständig, dass der Barde, der den beidenderart bescheuerte Beinamen verpasst hatte, bei lebendigem Leibe verbranntworden war), einer Erbin der Steinflüsterer und Berwins tragische grosse Liebe(natürlich. Was sonst?), die neuen Ordensstatuten festlegte. Leider (bei demTeil der Erzählung hatten die Mädchen immer geschluchzt und Irion die Augenverdreht) konnten die beiden nicht zusammen sein, aus Gründen, die dem Jungenimmer noch konfus und unlogisch erschienen. Aber da Barden und Liederschreibernicht unbedingt für ihren Sinn für Logik bekannt waren, war es nun einmal so.
Und da war er also, der Orden. Berwin und Meradia hattendie ehemaligen Könige und Machtträger bestraft, indem sie ihnen sämtliches Geldwegnahmen, den Haufen halbierten und je eine Hälfte den Steinflüsterern undeine den Waldläufern zusprachen. Mit diesem beachtlichen Vermögen bauten sieihre neuen Ordenshäuser- da, wo sie noch heute sind. Sie sollten sich niewieder sehen, aber noch je ein gutes Dutzend schnulzige Liebesbriefe schreiben,die gerne von den Magistern als Auswendiglern-Texte verwendet wurden. Noch einGrund, die beiden zu hassen.
Das war vor etwa zweitausend Jahren gewesen. Zuersterfuhr man natürlich nichts als Misstrauen und Ablehnung, doch die neuenRichtlinien wurden sehr ernst genommen; man wurde grosszügig, gerecht und edel,und auch wenn es einige Jahrhunderte dauerte, fasste das Volk von Roqhvar undschliesslich die ganze Welt Vertrauen in die Ordensbrüder und –schwestern, undbald galt es als grosse Ehre, dort ausgebildet zu werden. Das blieb so bisheute.
Seufzend schlug Irion das Buch zu. Eine gute Geschichte,ja, aber er wusste, dass es nicht die einzige war. Oft hatte er am Mittagstischgelauscht, wenn die Magister und ältere Schüler darüber debattierten, welcheVersion wohl mehr stimmte und warum. Oft unterschieden sich diese nur inDetails, aber wenn es solche Detailunterschiede gab, mussten auch ganz andereVarianten existieren. Irion hatte fest vor, sie zu finden und zu lesen. Nur alsVergleich. Auch, weil ihm die Geschichte um Buchenherz und Rubinauge überhauptnicht gefiel, ganz abgesehen von der Verehrung, die die beiden heute noch vonden Brüdern beider Orden erhielten.
An solchen Dingen musste eigentlich immer irgendetwasfaul sein. Und Irion war zu neugierig darauf, ob er es wohl herausfindenkönnte.
EDIT: Bitte verzeiht den Mist mit den Abständen ... ich werd das jetzt net durchkorrigieren