Insgesamt ist der Film schon sehr beeindruckend, packend und stellt das Grauen des Krieges in den Mittelpunkt. Der Fokus ist etwas geweitet und zeigt z.B. die Friedensverhandlungen und die Unterzeichnung des Waffenstillstands. Einen Teil der Geschichte erfahren wir auch aus Sicht eines deutschen Generals. Damit entfernt sich der Film von der Romanvorlage. Damit ist die Netflix-Version wesentlich stärker an historische Ereignisse angebunden. Bei der 1979-Version hatte ich immer das Gefühl, dass mehr der zeitlose Schrecken eines nicht enden wollenden Krieges dargestellt wird und anders als der einleitende Satz
"Dieses Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde – auch wenn sie seinen Granaten entkam."
suggeriert, sehr wohl eine Anklage sein soll und sehr eindeutig Position als Antikriegsfilm bezieht. Dazu hat mMn auch der Titel "Im Westen nichts Neues" hervorragend gepasst, der, wenn ich mich richtig erinnere, aus einem Frontbericht der Heeresleitung entnommen ist und im Angesicht von hunderten Toten jeden Tag nüchtern bis zynisch ausdrückte, dass es keine Veränderungen am Frontverlauf gibt.
In der Netflix-Version passt das nicht mehr so richtig. Der Waffenstillstand wird hier unterzeichnet und die Soldaten feiern schon das Ende des Krieges. Auch wenn der General nochmal andere Pläne hat und eine Viertelstunde vor in Kraft Treten des Waffenstillstandes einen Angriff auf französische Stellungen befiehlt. Dass dieser Angriff noch stattfindet, kam mir irgendwie nicht nur widersinnig, sondern auch historisch falsch vor. Aber ob das stimmt, muss ich erst noch herausfinden.
Ich denke, dass mir die 1979er Version weiterhin besser gefallen wird, aber die 2022er Netflix-Variante kann man sich durchaus auch mal ansehen.