Beiträge von Tom Stark im Thema „Ich-Form und Gegenwartsform“

    Die Frage, die man sich zu Beginn stellen sollte ist:
    Brauche ich verschiedene Sichtweisen und Szenen ohne den Ich-Protagonisten?

    Will man also Nebenhandlungen einbauen, oder einmal aufzeigen, was die "Bösen" heimlich in ihrem Schurkenversteck (im alten Bunker mit der vergessenen V3-Rakete als Deko) planen, dann wählt man am Besten gleich die Dritte-Person-Perspektive.
    Hat man aber die Absicht alles aus einer Sicht zu schreiben ist Ego-Perspektive super. Man muss sich nur auch vorab klarwerden, ob man personal oder auktorial auftreten will, will sagen, ob das Ich die Geschichte erzählt nachdem er sie erlebt hat und alle oder die meisten Fakten kennt (Paradebeispiel Karl May) oder ob das Ich wirklich nur weiß, was es zum Zeitpunkt der Handlung weiß. Hier kann man den Leser schnell verwirren, wenn man da inkonsequent ist.
    Viele meiner kürzeren Geschichten (so die Kurzgeschichten der Sinistre-Reihe) spielen in der Ego-Perspektive und es macht mir Spaß durch meinen Prota den Leser (im Brustton der eigenen Selbstüberschätzung) auch mal mit Falsch oder Halbwahrheiten zu füttern.
    In den Sinistre-Romanen wechsle ich dennoch auf die Dritte-Person-Variante, da dort viel mehr Handlung und Umwelt auch abseits der Wahrnehmung meines Protas beschrieben werden muss. Natürlich könnte man es auch in getrennten Kapiteln räumlich und formal abgrenzen, oder aber das Ich müsste in langen Beschreibungen und Monologen die Situationen dem Leser nahebringen, was mir als schlechte Variante erscheint.
    Obwohl ich mich sehr gerne mit meinen Protas identifiziere, will ich sie aber auch nicht künstlich zu "Mauerschauern" machen.
    Siehe auch:
    Teichoskopie


    Ich kann übrigens nur zustimmen: Wenn ich lange in einer Perspektive geschrieben habe, fällt die Umstellung echt schwer.