Beiträge von Zarkaras Jade im Thema „[-ECLIPSE-]“

    [-TEIL 10-]

    „Das ist jetzt gemein, Ava!“ Ich bockte. So etwas ließ ich mir nicht gefallen. „All die Jahre in der Akademie. Unzählige Flugstunden, die wir gemeinsam verbracht haben. Und beinahe hätten wir uns sogar geküsst, so verliebt waren wir. Und jetzt wirfst du mir solche Sachen an den Kopf...“
    „Ich bin jetzt am ersten Gittersektor!“ Malve, sie rief uns.
    Ava antwortete unverzüglich: „Verstanden! Kannst du uns ein Bild geben, damit wir etwaige Anweisungen konkreter geben können?“ Dann schwenkte sie wieder zu mir um. „Amo, ich liebe dich jetzt auch noch genauso! Aber laut Vertrag war ich einem anderen zugeschrieben...“
    „Und wem?“
    Sie stöhnte genervt. Just bekamen wir ein Bild von Malve. Wir blickten durch ihre Augen, wir sahen das, was sie sah.
    „Steht die Verbindung?“
    „Ja, alles in Ordnung soweit! Sieh dich mal etwas um, zeige uns die defekten Sektoren.“
    Gebannt schauten wir auf den Monitor und kamen ins Staunen. Es wirkte so konfus und chaotisch. Überall waren Verstrebungen, Kabel und Gitterwaben. Alles funkelte und leuchtete, wie ein Plasmasturm. Elektrische Entladungen umhüllten das Schiff, vom Meta-Schild abgefangen und geleitet. Wie in einem Gewittersturm ohne Wolken. Wir konnten nichts hören, verständlich im Vakuum. Aber das Sehen reichte uns schon, um uns Respekt einzuflößen.
    „Kannst du den aktuellen Bildausschnitt vergrößern, Malve?“
    Und sie tat es. Unsere Vermutungen vom Konstruktionsplan wurden bestätigt. Das Lasergitter war direkt mit dem Meta-Schild verbunden. Es war entweder nur von innen, oder nur von außen zu erreichen. Die Waben waren bestimmt zu klein für sie. Davon abgesehen befand sich das Magnetfeld nur zwei Meter über dem Außenbereich.
    Ich riskierte die Frage: „Wie viel Spannung hältst du maximal aus? Und wie lange?“
    Ava riss die Augen weit auf und glotzte mich verdutzt an. „Amo, was hast du vor?“
    „Achthundert Volt für zehn Sekunden! Aber ich glaube nicht, dass selbst der Anzug das ausgehalten hätte.“
    „Du wirst das auch nicht!“, brüllte Ava ins Mikrofon und verpasste mir einen leichten Klaps auf die Schulter. „Neunzigtausend Volt und vier Giga-Ampere! Du würdest sofort entmaterialisiert werden!“
    Unter ihr pulsierte etwas. Sie schwenkte nach unten und hob leicht die Füße nacheinander an. „Der Plasmakanal verläuft einen halben Meter neben mir. Ich werde versuchen, mehr Abstand zu halten.“
    „Malve, wo ist das erste Segment?“
    Sie zeigte hinauf, in die Ferne des Weltalls.
    Wir befürchteten es. Die letzte Zweigstelle vorm Sektorenende.
    Ich machte eine Ansage: „Versuche über den Träger rechts neben dir hoch zu kommen. Aus halber Höhe könntest du vielleicht über die Querstrebe und dann mit einem kräftigen Sprung direkt am oberen Ende landen. Vergiss aber nicht, das Sicherungskabel anzubringen. Soweit alles verstanden?“
    Sie stapfte los und nickte leicht. „Das klingt logisch! Macht euch trotzdem bereit, das Schiff notfalls mit zu manövrieren.“
    Sie kletterte hinauf, wir schauten fieberhaft mit zu und bangten bei jedem ihrer Schritte. Blitze umschossen sie, die Strahlungswerte schnellten ins Unermessliche. Doch ihre Abschirmung hielt Stand.
    Sie erreichte die Querstreben, klinkte sich ins Führungsrohr ein und ging weiter. Ein reiner Balanceakt. Die Streben waren nur einen knappen Meter breit und wirkten sehr wackelig. Ihre Arme streckte sie weit auseinander, um das minimale Wanken auszugleichen. Das Schiff taumelte leider immer noch leicht, was die Positionssensoren registrierten. Alle achtzig Sekunden drehten wir uns um 1° axial und um 2,3° radial. Malve spürte es sichtlich, wir hätten dort vermutlich mehr Probleme gehabt.
    Sie meisterte es und erreichte die Mitte. Ein Blick hinauf und sie klinkte sich aus. Ihre Augen fixierten sich auf das Ziel, der Haken in ihrer Hand war geöffnet. Sie stieß sich ab und ließ sich treiben.
    „Vier Meter! Drei... Zwei...“
    „Eingerastet!“, hörten wir sie tatsächlich schreien und ihre Hände krallten sich am Träger fest. Kurz über ihr der Schild, rechts das Lasergitter und hinter ihr das defekte Segment. „Ich beginne jetzt mit dem Austausch des Prismas.“

    Ava wandte sich mir zu und sagte: „Eli war es. Ihm war ich zugeteilt worden.“
    Verdutzt schaute ich sie daraufhin mit offen stehendem Mund an. Ich kannte Eli sehr gut. Wollte ich aber nie.
    „Wirklich dieser Eli? Dieser Idiot?“
    „Bezeichne ihn nicht als Idioten! Er war auch ein guter Absolvent!“
    „Aber trotzdem hat er mich ständig schikaniert. Eigentlich hätten sie ihn rausschmeißen müssen.“
    „Ich habe das erste Modul erfolgreich gewechselt! Ich begebe mich nun zum nächsten.
    „Das ging fix! Gut gemacht!“, erwiderte Ava sofort und schwenkte erneut zu mir um. „Gut, er war ein Idiot... Aber trotzdem war ich ihm ursprünglich zugeteilt worden...“
    „Aber merkwürdigerweise stand in meinem Vertrag dein Name als Bezugsperson, Ava. Wie willst du mir das erklären?“
    Leicht genervt senkte sie den Kopf und schnaufte. „Ist das nicht egal, wer wem versprochen wurde? Wir sind doch jetzt zusammen und das auf ewig!“
    Ich schüttelte den Kopf. Das akzeptierte ich nicht als Antwort. „Hätten mehr überlebt, wären wir nicht zusammengekommen. Nicht mal auf Temor wären wir es gewesen...“
    „Das ist völliger Unsinn!“, maulte sie und lehnte sich nun noch genervter zurück. „Wir beide waren garantiert nicht deren erste Wahl. Und hätte Eli überlebt, wärst du jetzt tot. Die ECLIPSE wurde nur für ein Paar konzipiert...“
    „Das habe ich auch nie verstanden“, unterbrach ich sie. „Wir waren so viele Absolventen und trotzdem gab es nur ein Schiff. Es kann nicht angehen, dass man uns allen eine besondere Funktion zuschrieb, am Ende jedoch nur zwei Personen benötigt werden. Was wäre denn passiert, hätten nur Frauen überlebt? Wäre dann alles umsonst gewesen? Weißt du, was ich vermute? Die brauchten dumme Jugendliche, die deren Pläne finanzieren! Für das, was uns geboten wurde, finde ich im Nachhinein die Gebühr von fünfzigtausend Gla echt zu hoch! Abstinenz, Ausgrenzung, Zwangsarbeit... Um am Ende des Vertrages eine Millionen Gla zu erhalten? Ein tolles Lockmittel, das muss ich zugeben... Ich kenne immer noch nicht unsere Mission! Ich soll ein Nationalheld sein, weil ich auf der ECLIPSE bin? Ich fühle mich eher als nationales Opfer..!“
    Sie begann plötzlich zu weinen. Und da wurde mir sofort bewusst, dass ich sie verletzt hatte. Das wollte ich eigentlich nicht bezwecken. Jetzt fühlte ich mich mies.
    „Es tut mir leid“, sagte ich flüsternd und bewegte langsam meine Hand zu ihr rüber.
    Aber sie kehrte mir den Rücken zu, winkte ab und stand dann auf.
    „Ava, bitte... Es tut mir leid!“
    Weinend stampfte sie zur Tür hin, öffnete diese und sprach: „Weißt du? Ich hatte mich gefreut, dass die Ych angegriffen haben! Endlich hatte mein Leben einen Sinn...“ Und sie war weg.
    Wie gelähmt saß ich im Stuhl und versuchte es zu verstehen. Das, was sie sagte und das, was ich tat. Meinte sie das gerade ernst? Wie meinte sie das?
    Ich hatte keine Zeit, Malve rief mich wieder: „Ich bin nun beim zweiten Segment! Dieses kann ich vermutlich auch schnell wechseln.“
    Mit heiserer Stimme antwortete ich: „Das klingt gut...“
    Mein Blick wanderte wieder zur Tür, in der Hoffnung, dass sie wieder zurückkommen würde. Ich fühlte mich schlecht, ich zweifelte an mir selbst. War ich verletzend zu ihr? Wie war ihr Satz zu interpretieren?
    Ich wollte aufstehen und zu ihr gehen. Aber ich durfte nicht! Ich musste hier verharren, denn Malves Aktion war wichtiger, als Avas Trauer. Es war keine leichte Entscheidung. Jede Sekunde, jede Minute, die ich hier bleiben musste, war eine Folter. Meine Gedanken waren bei ihr, mein Körper aber hier. Wo war sie nun und was tat sie dort?
    „Ava, es tut mir leid...“
    Und Malve rief mich wieder: „Ich habe etwas entdeckt, was bedenklich sein könnte.“
    Ich wurde hellhörig und suchte sofort den Monitor. Was sah ich? Einen Eisnebel, der näher zu kommen schien. Sofort berechnete ich die genaue Dauer bis zum Eintreffen. „Zwölf Minuten Zeit hast du! Schaffst du das?“
    „Möglicherweise...“
    „Malve, bringe dich in Sicherheit! Möglicherweise ist keine konkrete Aussage für einen Cyborg...“
    „Ich werde versuchen, das Segment auszutauschen. Wenn es innerhalb der Zeit wieder einsatzbereit ist, könnt ihr den Sektor wieder einschalten...“
    „Und was, wenn nicht? Malve, riskiere nichts...“
    „Ich gebe euch in drei Minuten Bescheid, wie ich mich entscheide.“ Und sie kappte die Verbindung. Sie ignorierte mich einfach. Wie ich Maschinen hasste!
    Mitunter die längsten drei Minuten in meinem ganzen Leben. Mir lief richtig der Schweiß von der Stirn, so fertig war ich. Und dann, pünktlich auf die Sekunde, meldete sie sich wieder: „Ich werde weiterarbeiten. Am besten, ihr navigiert das Schiff am Nebel vorbei. Gebt mir Bescheid, wann ihr soweit seid.“
    Was war denn hier nur los? Pure Anarchie! Wie sollte ich Malve nun erklären, dass Ava nicht bei mir war? Ich selbst konnte das Schiff nicht steuern, nicht in meinem aktuellen Zustand. Meine Freundin dagegen schon.
    „Malve?“, funkte ich sie kurz an.
    „Seid ihr soweit? Ava, gib die Richtung an.“ Sie krallte sich am Masten fest und blickte zum Nebel hinauf.
    Panik und Verlegenheit überkamen mich. Mit stockendem Atem presste ich aus mir heraus: „Ava ist nicht hier.“
    Malve löste sich schlagartig und verlor fast den Halt. „Wo ist Ava?“ Sie wollte hinabsteigen und gleichzeitig sich nach oben ziehen. „Amo, wo ist Ava?!“
    „Sie weint, glaube ich...“

    [-TEIL 9-]


    „Du warst schon zu lange allein“, erwiderte sie und stoppte abrupt.
    Ich lief weiter und beachtete sie nicht. Sie stand nur da und blickte mich an. Das irritierte mich, ich kam damit nicht klar.
    Sie sprach weiter: „Weglaufen ist sinnlos auf diesem Schiff!“
    „Ist es nicht!“
    Aber sie nickte nur leicht. „Du weißt ganz genau, dass jemand es tun muss...“
    Nun blieb ich auch stehen und blickte zu ihr. Sie streckte die Arme nach mir aus und winkte mich heran. Blindlings ging ich zu ihr, als wäre ich ihrem Bann unterlegen und legte meine Hand eine ihrer. Tief schauten wir uns in die Augen. Ich suchte die Antwort auf eine Frage, die ich nicht kannte.
    „Sie wird das schon schaffen“, sagte sie und packte meine Hand noch fester. „Sie kennt das Schiff besser als wir. Und selbst wir hätten uns im Notfall freiwillig dafür gemeldet.“
    „Ich hätte dich aber niemals gehen gelassen“, erwiderte ich kopfschüttelnd und gab ihr meine andere Hand dazu. Diese packte sie auch sofort und zog mich etwas an sich heran.
    „Habe etwas mehr Vertrauen in sie, Amo! Ich weiß, dass du eine gewisse Abneigung gegen Cyborgs hast. Aber was damals geschehen ist, ist nicht ihre Schuld gewesen.“
    „Das weiß ich auch. Ich versuche ja auch, sie als fleischliche Temoranerin anzusehen. Darum bin ich so besorgt um sie. Sie darf nicht umkommen!“
    Sie schmunzelte verlegen. „Du warst immer so besorgt um alles, dass du ganz vergessen hast, wie besorgt alle um dich waren.“
    Ich kehrte in mich und versuchte mich auf meine Gedanken zu konzentrieren. Aber ihr Anblick war zu schön. Sie hatte keine Angst und kein Misstrauen. Sie akzeptierte es bereits, dass wir drei uns gegenseitig brauchten und unterstützen mussten.
    Aber ich fühlte mich noch nicht bereit dafür. Ich fühlte mich nie bereit dafür, so viel Verantwortung zu übernehmen. Es war eine schwere Entscheidung, die ich dulden musste. Ich musste es für sie tun. Ava sollte mich nicht als Feigling sehen.
    „Gut... Was ist unser Plan?“
    „Wir nehmen an, dass das Prisma gesprungen ist.“
    „Prisma?“, fragte ich skeptisch. „Ihr seid euch nicht sicher, oder?“
    „Schon ziemlich sicher. Das Prisma, oder die Spiegel. Wir glauben nicht, dass die Energieversorgung defekt ist, weil die anderen Sektoren alle funktionieren.“
    Klang halbwegs einleuchtend. Zumindest war es ein Ansatz, mit dem ich was anfangen konnte. „Gut. Haben wir Prismen und Spiegel zum Austauschen parat?“
    „Im Labor soll es eine Schublade voller Prismen geben.“

    Also auf zum Labor. Ein ständiges Gelaufe, wegen Kleinigkeiten. Das Schiff machte sich mir gegenüber nicht gerade sympathisch.
    Wir fanden sie, immerhin acht Stück und zwölf Röhrenpiegel.
    „Und ihr wisst auch, wie sie ersetzt werden?“
    „Halbwegs...“
    Keine klare Aussage! Also schnappte ich mir jeweils ein Teil, ging mit ihr wieder ins Cockpit, wo Malve schon auf uns wartete, und ließ mir den Bauplan zeigen. „Wir sollten unbedingt alsbald das Schiff genauer untersuchen. Es kann nicht sein, dass wir wegen jeder Kleinigkeit hierhin latschen müssen. Wenigstens ein tragbarer Computer für mich.“
    Ich überprüfte ihre Aussagen, glich sie mit dem vorgegebenen Aufbau und meiner Vorstellungskraft ab und gab grünes Licht. Gemeinsam suchten wir passendes Werkzeug zusammen, verschafften ihr einen Gürtel und verpackten die Bauteile.
    Anschließend führte uns Malve zum genannten Raum. Die Leiter hinunter und direkt nach vorn. Dort sollte die Wasseraufbereitung sein.
    Wir gingen rein. Doch als wir den Raum betraten fanden wir nicht das vor, was wir erwarteten. Sicherlich, die Anlage war vorhanden. Weiterhin aber auch noch zwei Raumanzüge und Plexiglasvitrinen. Diese stapelten sich bis zur Decke und im Halbbogen. Jede etwa einen Kubikmeter groß. Alle zusammen zehn Meter lang und breit und drei hoch. Eine Art Glastunnel, könnte man sagen. Warmes Rotlicht hüllte uns komplett ein. Die schönste Sache hieran waren aber die Nutzpflanzen in denen. Jeweils eine Sorte pro Vitrine und von allem war was dabei. Schon klar, es waren keine zu erwartenden Unmengen. Aber dafür trugen sie gut Früchte, soweit wir es im Vorbeigehen sehen konnten.
    Avas Augen strahlten wie Sterne. Sie presste sich ans Plexiglas, rieb ihren Körper daran und schlitterte quietschend umher.
    „Trauben, Konchis, Tamburas, Bohnen und Kräuter!“ Ein breites Grinsen über beide Ohren und noch viel weiter. „Amo, wir haben Pflanzen an Bord!“
    Ich war keineswegs weniger erfreut, zeigte es aber nicht so offenkundig. Mir bereitete eher Malves Ausstieg Kopfzerbrechen. Es stellte sich die Frage, ob sie einen Anzug bevorzugte. Immerhin war es draußen leicht erfrischend und relativ unübersichtlich.
    Doch sie winkte ab. „Ich brauche keinen Anzug! Ich bin gut genug isoliert. Außerdem habe ich somit mehr Gefühl in den Fingern.“
    Ich war trotzdem skeptisch. Doch, was sich ein Cyborg einmal in den Kopf setzte, ließ er so schnell nicht wieder los.
    Wir bereiteten die Schleuse vor, dekontaminierten sie, fluteten sie mit Luft und öffneten das Tor. Malve trat unverzüglich ein, überprüfte nochmal ihren Werkzeuggürtel, Karabiner und Führungsseil und verriegelte sich.
    „Ich funke euch an, wenn ich beim ersten Segment bin“, waren ihre letzten Worte, bevor sie die Schleuse dekompressieren ließ.

    Wir konnten nichts mehr für sie tun, außer beten und hoffen. Sie hatte nun die Gewalt über das Kommende.
    Also machten wir kehrt, schlenderten gemütlich an den Vitrinen vorbei und machten bei den Traubenstauden Stopp. Ein paar der süßen Früchte hatten wir uns mit Sicherheit bereits verdient. Und ein leichtes Hungergefühl verspürte ich sowieso.
    Eine Hand voll für jeden und wir hatten eine leckere Nascherei für den Weiterweg zum Cockpit.
    Die Zeit war unbestimmt, wie lange Malve wirklich bräuchte. Sie war eine Maschine und bestimmt sehr flott unterwegs. Sofern es die Hüllenbeschaffenheit hergab. Denn wir hatten echt keine Ahnung, wie das Schiff aus ihrer Perspektive aussehen würde. Wir wussten nicht mal, wie die ECLIPSE generell aussah. Denn trotz der relativ großzügigen Fenster konnte man sich nur schwer ein Bild des Schildes und Gitters machen.

    Wieder im Cockpit angekommen, machten wir es uns gemütlich und warteten auf das Kommende. Ich schaute raus in die Ferne und dachte drüber nach, wo sie sich gerade am Schiff befand und wie sie vorankam. Mit ihren leicht klobigen Schritten und dem angedeutet schlendernden Gang.

    Unerwartet sprach meine Partnerin mich an: „Was hast du eigentlich die letzten Jahre gemacht?“
    „Was?“ Verwundert schaute ich sie an. „Wieso fragst du mich das jetzt?“
    „Ablenkung! Ich sehe doch, wie nervös du bist... Also, was hast du als letztes gemacht?“
    Ich überlegte. Merkwürdigerweise fiel es mir nicht ein, obwohl es nur knapp ein halbes Jahr her war. „Keine Ahnung. Ich... ich habe es vergessen...“
    Sie schien verwirrt und rümpfte leicht die Nase. „Gut, das ist schade. Vielleicht fällt es dir später wieder ein. Du hast einfach zur Zeit zu viel Stress.“
    Ich nickte zustimmend. „Und wie sieht es bei dir aus? Weißt du wenigstens noch, was du gemacht hast?“
    „Sicherlich! Ich war bei meinem Onkel auf der Obstfarm...“
    „In den Bergen? Kosstanie?“
    „Richtig, Kosstanie! War recht angenehm. Wunderschönes Wetter, kaum Regen, immer über dreißig Grad und saubere Luft. Bis dann halt die Ych kamen und ich zurück nach Erital musste.“
    „Das ist verständlich. Und hast du dort vielleicht etwas Besonderes erlebt?“
    Sie grübelte kurz und sagte dann: „Malic!“
    „Malic? Wer oder was ist Malic?“
    „Der Neffe eines Nachbarn meines Onkels. Der war echt sympathisch, also Malic. Fast jeden Abend haben wir miteinander verbracht. Wir waren an den Wasserfällen und in den Kornfeldern im Tal...“
    „Wie jetzt?“ War das real, was sie sagte? Wollte sie mich veralbern? „Du und Malic? Eine Sommerliebe?“
    Sie stutzte. „Sommerliebe? Ich?“
    „Ja, du! Ava, wieso erzählst du mir das? Ich dachte, wir beide... Wir hatten doch einen Pakt...“
    „Wovon redest du? Was meinst du, was erzählen? Ich habe nur... Malic war nichts weiter!“
    „Aber du warst mit ihm an den Wasserfällen! Warst du schwimmen? Wollten nicht wir beide als erstes..?“
    Da lachte und feixte sie. „Hast du jetzt wirklich geglaubt, dass ich und Malic etwas miteinander hatten? Ich meine... Amo, echt jetzt?“
    Ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen. Warum kam sie mir jetzt so entgegen? Es war eine berechtigte Annahme und sogar offensichtlich. „Sieh dich an, Ava! Du bist hübsch und intelligent, warst immer die Beste in der Akademie...“
    „Aber ich bin nicht dumm! Denkst du wirklich, ich bezahle fünfzigtausend Gla, unterzeichne den Vertrag, schwöre den Eid, bleibe abstinent, lasse mich zehn Jahre lang ausbilden und lasse mich dann auf irgend so einen Obstbauern ein? Sehr unwahrscheinlich! Und unser Pakt war nur ein Versprechen zwischen uns beiden. Er war nie rechtskräftig...“
    „Aber trotzdem haben wir es uns versprochen, Ava! Nur du und ich, zusammen. Und niemand sonst weiter.“
    „Aber es war verboten, dass wir uns privat zu nahe kommen. Wir mussten doch rein bleiben, bis zu diesem Ereignis hier! Ich glaube auch nicht, dass wir beide zusammengekommen wären, hätten noch mehr von uns überlebt...“

    Danke, @Schreibfeder @Kyelia! Ich werde das Chaos etwas entwirren und spezifischer dazuschreiben, wer was sagt. War vermutlich etwas zu verwirrend.
    Im folgenden Part kommt viel Technik dazu. Ich hoffe, es ist einigermaßen verständlich und logisch! Schreibfeder, sei ein wenig nachsichtig, wenn etwas nicht ganz korrekt ist. Zum Warp-Antrieb habe ich im Netz keine wirklichen Informationen gefunden, wie er betrieben wird, oder aufgebaut sein muss. Darum werde ich mich wieder mal dazu entschließen, den Warp-Antrieb auf meine Weise darzustellen. Von Star-Trek konnte man auch nicht viel mehr erfahren, außer das, was ich bereits wusste.

    [Abkürzungen]
    F-R -> Fusions-Reaktor
    A-R -> Antimaterie-Reaktor
    c -> physikalisches Zeichen für Lichtgeschwindigkeit


    [-TEIL 8-]


    „Amo!“, hörte ich sie beide nach mir rufen, doch ich reagierte nicht darauf. Ich verschanzte mich im Maschinenraum und versuchte lieber, diese Gerätschaften hier zu verstehen, anstelle der aktuellen Situation. Meine Augen wanderten ziellos umher, suchten nach Antworten, nach der Eingebung.
    Meine Hände glitten über die Hülle des Reaktors. Kühl war er und von einem leichten Frostreif überzogen. Alles glitzerte und funkelte. Nebelschwaden quollen aus den Versorgungsleitungen hervor, welche die supraleitenden Elektromagneten mit flüssigem Stickstoff umspülten. Supraleiter werden stärker, je kälter sie sind. Die Antimaterie ist so flüchtig, dass nur ein ultrastarkes, gebündeltes Magnetfeld es einfangen kann. Die Energie dieser Substanz ist millionenfach stärker, als nukleare Energie. Aber auch gleichermaßen gefährlicher. Ein kleines Leck und das Schiff würde atomisiert.

    Ich ging weiter um ihn herum, lauschte dem Summen und Strömen der geballten Energie. Ein Gesang des Subraums, der so einnehmend war, dass ich mich fast vergaß. Unter meinen Füßen vibrierte es, es rüttelte meinen ganzen Körper durch. Man konnte regelrecht die Kraft dieser Anlage spüren, ohne auch nur deren Arbeitsprozess gesehen zu haben.
    Dennoch fragte ich mich, wie all dies hier genau funktionierte und zusammenhing. Welchen Zweck erfüllten diese Leitungen an der hinteren Wand? Sie waren nicht mit dem Reaktor verbunden und wirkten auch sonst recht überflüssig.
    Ich suchte die nächste Steuerkonsole auf und klickte mich durch die Menüs und Dateien, auf der Suche nach einem Bauplan. Schnell fand ich einen, was erstaunlich war, für solch ein komplexes Schiff. Einfache Bedienung anscheinend. Das war lobenswert!
    Ich erkannte sofort, dass die ECLIPSE zwei separate Reaktoranlagen besaß. Einen Fusions- und einen Antimaterie-Reaktor. Der erste war für die komplette Schiffsenergie zuständig, einschließlich dem Kühlsystem des zweiten Reaktors, wie auch zum Teil für die Schilde und das Laserabwehrgitter.
    Doch der Antimaterie-Reaktor versorgte ebenfalls die Schilde und das Gitter und war sogar noch stärker an diese Gekoppelt. Vorrangig aber war er für den Warp-Generator zuständig. Was bedeutete das nun?
    Der F-R unterstützte den A-R und war selbst autark, sofern Brennstoff vorhanden war. Aber der A-R benötigte diesen exotischen Brennstoff, die Antimaterie, um zu funktionieren.
    Wenn wir also auf Warp gehen würden, müssten beide Reaktoren funktionstüchtig sein, ansonsten nur der F-R. Ich fragte mich, ob wir den A-R abschalten konnten und mussten, um draußen Reparaturen durchzuführen. Schließlich war das Lasergitter mit auf ihn angewiesen und würde dann vermutlich erheblich abgeschwächt sein. Andererseits würden wir dadurch enorm viel Energie einsparen, was mehr Zeit und weniger Kosten bedeuten würde.
    Ich hatte einen Ansporn! Endlich hatte ich ein Ziel vor Augen, welches zu erreichen galt. Schnell suchte ich nach weiteren Daten, Funktionen und Schaltplänen des Schiffes. Und ich wurde fündig. Das Supraleiter-Kühlsystem war für beide zuständig und wurde von beiden mit Energie versorgt, konnte aber nur vom Fusions-Reaktor abgekoppelt werden. In diesem Fall würde der andere Reaktor zu hundert Prozent die Energie liefern.
    Ich überlegte genau, was wir alles brauchten und was überflüssig war. Malve war ein Cyborg, also wäre sie zu einem gewissen Teil resistenter gegen die kosmische Strahlung. Somit könnten wir rein theoretisch das Magnetfeld abschwächen und eindämmen. Wir brauchten ja keine zwei Kilometer Abschirmung für unmittelbare Arbeiten am Schiff.
    Es war vorgemerkt. Nun fehlten noch die anderen Systeme. Die Gittersektoren konnten wir anscheinend nur grob abstellen, was hierfür ausreichend war. Doch war das Schiff dann immer noch ausreichend geschützt?
    Ja, war es! Es besaß noch einen Meta-Schild, dessen Funktionsweise mir aber nur geringfügig bekannt war. Die ECLIPSE wies so viel Technik auf, welche schier unbegreiflich wirkte. Ava erwähnte vorhin etwas von einer Seka-Rhanid-Unimantanium-Hülle. Diese elementare Verbindung war mir nicht bekannt. Rhanid schon, aber Unimantanium nicht. Ich ging mal spontan davon aus, dass es guten Schutz bot, wenn man mir schon den Namen einer derart utopisch klingenden Metalllegierung an den Kopf knallte.
    Ansonsten hatte ich nichts zu bemängeln, was mir echt merkwürdig vorkam. Von meiner Seite her stand der Außenmission in dieser Hinsicht nichts im Wege. Auf der emotionalen Eben dagegen schon. Sie war zwar nur eine Maschine, aber trotzdem ein Besatzungsmitglied. Ich verstand es selbst kaum, warum ich nach nur wenigen Stunden so über sie dachte, aber zuvor auf Temor noch pure Ablehnung für sie empfand.
    Waren es die kleinen Faktoren, wie das Überleben und die tröstende Stille der unendlichen Weite? Malves künstliches Lächeln, ihr erzwungen wirkendes Mitgefühl, oder etwa doch ihre Zwiespalt an sich? Ich vermisste sie jetzt schon, ohne dass sie fort war. Ich konnte und wollte mir ein Weiterleben ohne sie nicht vorstellen. Irgendwas tief in mir sagte, dass sie mehr als nur ein Cyborg war. Dass sie die Aufgabe hatte, uns zu behüten, schien mir mehr eine Sehnsucht nach uns zu sein und weniger eine Pflicht.

    Aber nun wollte ich mich erst mal eingehender mit dem Warp-Generator befassen. Vielleicht wurde er auch beschädigt und würde uns im schlimmsten Fall nicht mal mehr Unterlicht zur Verfügung stellen können.
    Wo befand er sich in diesem Wirrwarr? Einfach wie genial um dem Reaktor herum. Es waren drei große Ringe, welche sich in den drei Dimensionen um der Anlage, dem Maschinenraum und um dem Schiff befanden. Sie waren mit mehreren dünnen Rohren und jeweils mit einem dickeren Kanal verbunden. Dieser Kanal bog sich leicht mit der Rohrkrümmung und verband jeweils die einzelnen Dimensionen miteinander. Zumindest konnte ich das bei denen hier drinnen bestätigen. Durch die Wände konnte ich ja nicht schauen.
    Die Rohre dagegen verbanden alle Ringe eines Segmentes miteinander. Sie dienten anscheinend der elektronischen Steuerung und Überwachung. Die geschwungenen Kanäle dagegen hatten eine andere Funktion. Sie beförderten die Antimaterie-Entladung durch die einzelnen Ebenen, ohne großen Energieverlust zu erzeugen.
    Alles zusammen war abgeschirmt mit derselben Metalllegierung, aus welcher aus die Hülle bestand. Zusätzlich noch mit Magnetfeldern, Plasmaleitsystemen und Stickstoffkühlungen. Ein Leck in diesem Antimaterie-Kreislauf, würde während der Nutzung zum sofortigen Ende des Schiffes führen. Die ungeheure Kraft dieser exotischen Energie würde im besten Fall nur eine Explosion erzeugen, welche von der Sprengkraft her einer Supernova gleichkommen würde, aber gebündelt auf einen Punkt. Im schlimmsten Fall würde eine Singularität erzeugt werden, welche den umgekehrten Effekt erzeugt und alles implodieren ließe.

    Doch abgesehen von den negativen Aspekten, gab es einen äußerst positiven Aspekt. Die Reise mit Überlichtgeschwindigkeit. Der Generator dient dazu, um dem Schiff eine sogenannte Warp-Blase zu erzeugen. Diese Blase bewirkt eine Verzerrung, Dehnung und Verwirbelung der Raumzeit. Dieser Effekt ist so stark, dass der Raum vor dem Schiff gestaucht und hinter diesem gedehnt wird. Dies geschieht mit Überlichtgeschwindigkeit, da es außerhalb der allgemeinen Relativität geschieht. Das Schiff selbst bewegt sich dabei nicht, oder maximal mit Unterlichtgeschwindigkeit.
    Leider sind dafür besondere Abschirmungen und Schutzschilde vonnöten, welche die ECLIPSE zum Glück besitzt. Der Meta-Schild, das Lasergitter, die Warp-Blase, das Magnetfeld und die eigentliche Hülle. All diese Dinge sind notwendig, um mit Warp zu fliegen.
    Dennoch gibt es dabei einen winzigen Haken. Wie sollte man wissen, wohin und wie weit man fliegt, oder bereits geflogen ist? Der Raum außerhalb bewegt sich ja schneller als das Licht und wird somit unsichtbar.
    Darum erzeugt das Schiff auch nicht eine Warp-Blase, sondern drei! Jede dieser Blasen erzeugt eine eigene Geschwindigkeit, die sich nach außen hin potenziert. Dabei ist die Grundgeschwindigkeit des Schiffes irrelevant.
    Laut diesen Daten hier stehen uns drei Warp-Stufen zur Verfügung. In meiner Ausbildung an der Akademie wurde mir nur die langsamste zuteil. Wenn man bei Überlichtgeschwindigkeit überhaupt noch von langsam sprechen konnte.
    Wenn meine Berechnungen korrekt waren, flogen wir auf der ersten Stufe mit 1000c, auf der Zweiten mit 2000c und auf der Dritten mit 4000c! Man musste es sich redlich auf der Zunge zergehen lassen. Das Viertausendfache der Lichtgeschwindigkeit!
    Bisher waren wir durchschnittlich mit 1000c gereist, was schon krank genug war.
    Da ist es wohl selbsterklärend, dass die ECLIPSE sofort unter Warp geht, sobald ein Defekt, oder Fehler vorliegt.
    Um auf die Warp-Blasen zurückzukommen! Zusammen bilden sie eine Art Sphäre, welche im Inneren das Schiff beherbergt und in ihrer eigentlichen Substanz mehrere Schichten besitzt. Jede dieser Schicht wirkt als Katalysator und interagiert mit den angrenzenden Schichten so, dass die Verbindungspunkte einen eigenständigen Ereignishorizont darstellen. Dieser Horizont ist für die Raumzeitkrümmung verantwortlich.
    Laut den Daten, befindet sich die innerste Schicht unmittelbar eine Atombreite außerhalb des Wabengitters, aber noch innerhalb des Meta-Schildes. Ich vermutete, die beiden Medien besaßen einen winzigen Spalt, in welchen sich die zweite Warp-Blase bildete. Die Äußerste war auch zugleich deutlich außerhalb des Schiffes. Schätzungsweise zwei bis zwanzig Meter.
    Angenommen wir würden mit der ersten Stufe reisen, dann würde das Maximum dem Tausendfachen der Lichtgeschwindigkeit entsprechen. Nach innen hin verlangsamt es sich immer um den Faktor Zehn. Also existierte im Spalt nur noch das Hundertfache und darunter das Zehnfache.
    Wir würden quasi anhand der Verzerrungen in den Trennschichten unsere aktuelle Position grob ermitteln können. Davon abgesehen müsste uns natürlich schon vorher ein grober Plan der Strecke vorliegen. Dafür gab es die Karte der Galaxie, in welcher sämtliche bekannten Sternensysteme, Planeten, Anomalien, Asteroidenfelder und vieles mehr aufgeführt waren.
    Einen Kurs war recht schwierig, da man größere Objekte nicht streifen durfte. Man könnte sie pauschal überspringen. Aber wenn man eben, wie in unserem Fall, ein technisches Problem haben würde, wäre es sehr unpraktisch, mitten in einem blauen Superstern unter Warp zu springen.

    „Amo!“, hörte ich es schon wieder und die Tür öffnete sich. „Warum läufst du immer weg, wenn es augenscheinliche Probleme gibt?“
    Sofort schwenkte ich zu ihr um, behielt aber mein betrübtes Gesicht bei. „Darf ich denn nicht mal das Schiff genauer inspizieren, Ava?“
    „Nein, das darfst du nicht!“, erwiderte sie entnervt und kam mit großen Schritten zu mir rüber. Ich blieb noch so lange an der Konsole stehen, bis sie auf halber Strecke war. Dann flüchtete ich im gleichen Tempo, wie sie auf mich zukam. Sie folgte mir weiter, versuchte abzukürzen, aber ich nahm einen großen Bogen und beschleunigte meine Schritte.
    „Bitte lasse mich in Ruhe, Ava! Ich will alleine sein...“

    @Schreibfeder, du hast vollkommen recht. Ich habe die Anlagen wirklich nur aufgezählt und gar nicht anständig beschrieben. Um ehrlich zu sein, war mir bis kurz nach diesem Post das Schiff selbst noch ein Rätsel. Aber ich beschäftige mich nun eingehend damit, einen Weg zu finden, die ECLIPSE in Bildform wiederzugeben. Vielleicht gelingt es mir so gut, dass ich mir sogar selbst mal auf die Schulter klopfen kann. Ich habe schon große Pläne, was ich alles machen könnte. Vermutlich werde ich sogar einen neuen Weltenbau-Thread erstellen, in welchem hauptsächlich das Schiff und die Besatzung behandelt wird. Mit "Weltkarte" und Systembeschreibungen. Ähnlich der Star-Wars-Saga. :whistling:
    Ich werde den letzten Teil ergänzen und die Maschinen besser beschreiben. Entweder bis Ende nächster Woche, oder eben bis mein Schiff konstruiert ist. Je nach dem, was schneller ist.
    Wenn euch etwas wirklich extrem unlogisch vorkommt (sei es Malves Verhalten/ Wissenschaftliches/ usw.), bitte mit vermerken. Ich werde es dann nochmals überarbeiten.


    [-TEIL 7-]


    Ich erwachte aus der Stasis. Es fühlte sich nicht richtig an. Die Kapsel öffnete sich auch nicht. Ich blickte nach rechts rüber zum Bedienelement. Ein rotes Licht blinkte auf.
    Dann schaute ich weiter zu Ava. Sie war ebenfalls wach und starrte mich ebenso verwundert an.
    „Sind wir schon da?“, rief ich, doch es kam keine Antwort. Kein Laut war zu hören, obwohl sie deutlich die Lippen bewegte.
    „Ava, was ist passiert?“
    Plötzlich bebte es. Alles vibrierte und das Licht fiel aus. Irgendwas stimmte nicht.
    Endlich öffneten sich die Kapseln, doch es blieb dunkel. Nur die kleinen Lichter der Steuerkonsolen und Sensoren pulsierten in roten und gelben Farben.
    Ava richtete sich auf, fuhr sich durch die Haare und sagte: „Wir sind unter Warp gegangen.“
    „Sind wir also schon da?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Malve ist nicht hier, um uns sanft zu wecken. Und da das Licht ausgegangen ist, schätze ich nicht, dass wir bereits da sind.“
    „Ein technischer Defekt..?“ Es bebte schon wieder, diesmal heftiger. Ich krallte mich instinktiv am Rahmen fest, um den Erschütterungen standzuhalten. „Ava, was ist das?“
    Sie rappelte sich auf, wäre beinahe gestürzt und stapfte dann breitbeinig zu mir rüber. „Irgendwas stimmt hier nicht, Amo. Wir müssen Malve aufsuchen.“
    Zustimmend kroch ich auch aus der Kapsel, umklammerte Avas Schultern und tastete mich mit ihr zur Tür hin. Alles blieb finster, obwohl wir uns aktiv im Raum befanden. Ein Defekt vielleicht? Was waren diese Erschütterungen?
    Wir erreichten die Tür, doch ehe wir sie von innen öffnen konnten, geschah dies bereits von außen. Es war Malve, ihre Augen funkelten wie zwei Kristalle. Sie suchten und fanden uns. „Ihr seid bereits auf den Beinen. Sehr gut! Ihr müsst schnell ins Cockpit kommen und das Schiff manuell steuern. Wir sind unter Warp gegangen. Eine Lasergitter-Sektion ist ausgefallen.“
    Ich riss die Augen weit auf und starrte dieses schattige Maschinengebilde verdutzt an. „Was ist ausgefallen? Wie konnte das geschehen?“
    „Und woher kommt dieses Rütteln?“, fügte Ava fort und bekam prompt eine Antwort von ihr: „Das sind die Asteroiden um uns herum.“
    „Asteroiden?“ Ava stieß mich sanft weg, dafür Malve umso heftiger an. „Unser Lasergitter hat ein Loch und wird ständig von Asteroiden beschossen?“
    „Beschossen wird es nicht. Eher rammen wir die Asteroiden...“
    „Wie schnell fliegen wir?“
    „Laut den Anzeigen im Cockpit reisen wir mit einer relativen Geschwindigkeit von siebzig Kilometern in der Sekunde. Ich habe versucht, die ECLIPSE manuell an die Stromgeschwindigkeit anzupassen. Leider sind zu viele Variablen zu beachten und ich konnte im dreidimensionalen Raum kein sich wiederholendes, klar zu definierendes Muster erkennen.“
    „Was bedeutet das?“, fragte ich Ava. „Verstehst du Malves Aussage?“
    Sie nickte. „Amo, wir fliegen quasi blind!“
    Malve machte kehrt, stakste los und winkte uns heran. „Amo, Ava, kommt schnell mit. Ihr müsst das Manövrieren übernehmen. Ich wurde nicht darauf programmiert.“

    Sofort folgten wir ihr. Die Erschütterungen brachten das Schiff immer wieder temporär außer Waage. Wir suchten Halt an den Wänden, blind im Schatten der Gänge. Überall um uns herum flackerten kleine LEDs auf. Ava beachtete sie nicht, ich dafür schon. Zur Zeit verstanden wir noch recht wenig, von all diesen Systemen hier.

    Im Cockpit angekommen, offenbarte sich uns ein gewaltiger Gesteinsbrocken am Bug. Er schien näher zu kommen, oder wir näherten uns ihm.
    Ohne weiter drüber nachzudenken stürmten wir zu unseren Sitzen. Avas Hände flogen über das Pult, von Reglern zu Knöpfen und Schaltern. Hektische Bewegungen, unterbewusst gesteuert von ihrem Gehirn. „Amo! Überprüfe Trägheitsdämpfer. Wir brauchen Rückschub! Schutzgitter? Welcher Sektor ist defekt?“
    Malve legte ihre Hand auf meine Schulter und sprach: „Kopplung Vor- und Rückschub!“
    „Nein!“, meinte aber meine Freundin. „Nur Rück!“

    „Was denn nun?“ Ich verstand nichts! So viele Lichter und Hebel. Überall nur Schalter, Anschlüsse und Regler. Welcher Monitor hatte welche Funktion? Vorwärts, rückwärts! „Lasergitter zu fünfundneunzig Prozent intakt! Drei registrierte Sektoren ausgefallen...“ Meine Hand bewegte sich zum Triebwerksimpulsgeber. „Rückschub, Ava?“
    „Welche, Amo, welche?“, fragte sie erneut nach. „Plasmakanäle? Was ist das? Seka-Rhanid-Unimantanium-Hülle, was ist das für ein Schiff?“

    Malve steckte ihren Kopf mit mir zusammen, nahm meine Hand weg und legte selbst ein paar Hebel um. Das Schiff begann zu rotieren.
    „Was machst du da? Verschwinde hier, du Cyborg!“, brüllte ich sie an.
    Ava war fast in Rage: „Amo, nur noch dreihundert Meter bis zum Aufprall! Drück den Knopf! Schnell, welche Sektoren?“
    „Zwei am Heck, einer Steuerbord. Plasmakanäle sind intakt. Magnethülle erweitert auf vier Kilometer.“

    Malve betätigte beide Triebwerksimpulse. Nun kippte es auch noch leicht nach vorn über.
    Ava holte weit aus und rammte den Arm gegen ihre Brust. Ein Aufschrei folgte bei meiner Freundin: „Blödes Metall!“
    Ruckartig riss die dass Steuer rum und versetzte die ECLIPSE in noch stärkere Rotation. Die Trägheitsdämpfer hielten dagegen und verschafften uns ein sanftes Mitschwingen. Der Asteroid windete sich schraubenförmig immer näher an uns heran.
    „Nur Rückschub, Amo! Schnell!“
    Ich entkoppelte, aber wir waren zu schnell. Das Schiff nahm zu langsam Geschwindigkeit raus.

    Nun stand Malve hinter ihr und legte sanft die Hände auf die Kopflehne. „Eine Sekunde Warp müsste helfen.“
    Ich schwenkte zu ihr um und legte die Stirn in Falten. „Das Schiff würde sofort zerfetzt werden, Malve!“
    „Kein Warp, kein Warp!“, brüllte Ava sie an und haute auf die Konsole. Ein Ping wurde gesendet. „Entkoppeln und abschalten, verdammt!“
    „Ich leite Warp ein“, erwiderte Malve und kam wieder zu mir rüber. Ich schmiss mich auf die Konsole, ließ meinen Finger dabei auf dem Knopf und betätigte ihn dann durchs erdrückende Eigengewicht meines Körpers.
    „Einhundert Meter bis zum Aufprall!“
    Es beschleunigte sofort negativ.
    „Zweihundert Meter! Dreihundert! Danke, Amo, danke.“ Ava brachte das Schiff sofort wieder unter Kontrolle und manövrierte uns durch eine Schneise hinter uns.
    Malve klemmte ihre Hände unter mich und hievte mich weg. „Warp wird aktiviert...“

    „Hau ab du Blechbüchse! Ich bin die Pilotin!“ Ein Knopfdruck und die Trägheitsdämpfer waren inaktiv. Im selben Moment betätigte Malve den Vorderschub und wurde zurückgeschleudert. Es presste mich ruckartig in den Sitz. Ava schrie aus vollem Halse: „Ich hab dich gewarnt, ich hab dich gewarnt!“
    Mein Blick wanderte mit Malve, wie sie den Halt verlor, zu Boden stürzte und auf halber Höhe schon gegen die hintere Wand klatschte. Ein lautes, blechernes Geräusch ging durchs Cockpit, nur von Avas Kampfgeschrei übertönt.
    Ich lehnte mich zurück, aktivierte wieder die Dämpfer und genoss ihre Flugkünste. Äußerst scharf touchierte sie die Felsbrocken, Eisklumpen und Staubwolken. Ab und an prallte wieder mal ein Stein gegen die Hülle, oder wurde frühzeitig pulverisiert. Wie Nebel wurden sie zerstäubt. Man konnte es richtig sehen, wo sich die Grenze befand. Eine Art Koma schmiegte sich sanft um das Schiff, von den Magnetfeldlinien spielerisch verwirbelt.
    Ava, sie schrie und kreischte immer noch. Ihr Geschick wurde dadurch offensichtlich nicht beeinträchtigt.
    Malve meldete sich wieder zu Wort: „Das tat sogar mir als Maschine etwas weh.“
    Ich schmunzelte leicht, verbarg es aber vor Ava. Ihre Flüche und Kraftausdrücke waren eindeutig gegen sie gerichtet. Verständlich, nach dieser Aktion. Es stand allein in den Sternen, was passiert wäre, wären wir Überlicht geflogen.

    Malve rappelte sich schnell wieder auf und wollte sofort wieder mitmischen. Aber unser beider Hände waren bereits auf dem Knopf. Noch eine gratis Flugstunde wollte selbst sie nicht riskieren. Intelligenz ist schon eine tolle Gabe.

    Es dauerte noch fünf Minuten, dann verließen wir das Asteroidenfeld weitgehend unbeschädigt. Warum die Sektoren aber nicht mehr funktionierten und wir trotzdem zuvor auf Warp gehen konnten, war uns ein Rätsel. Bestimmt wurden wir doch einmal zu oft von einem Disruptorstrahl, oder einer Kugelsalve getroffen.
    Was auch immer es war, wir mussten es reparieren. So konnten wir unmöglich längere Strecken zurücklegen. Selbst bis nach Exus würde es nicht unter tausend Stunden dauern. Und so viel Zeit wollten wir uns garantiert nicht nehmen.

    „Irgendwelche Vorschläge?“ Wir schauten uns gegenseitig fragend und fordernd an. „Die Datenbank vermerkt nur leeren Raum zwischen hier und Exus.“
    Ich überlegte und grübelte. Das Offensichtliche blendete ich bewusst aus, weil es mir zu gefährlich vorkam. Außerdem, wenn es Malve nicht erwähnte, konnte es zwangsläufig auch nicht die beste Option gewesen sein.
    Ich machte einen spontanen Vorschlag: „Vielleicht sollten wir unter Licht reisen und hoffen, dass wir ein anderes Schiff entdecken.“
    Ava nickte leicht. „Das wäre eine Option.“
    „Inkorrekt! Wir dürfen niemandem trauen und keiner darf uns als hilfloses Treibgut vorfinden. Es gefährdet die gesamte Mission!“
    „Auch ein gutes Argument. Aber wenn wir keine Möglichkeit für eine Landung in diesem Raumsektor finden, müssen wir es in der Schwerelosigkeit reparieren...“
    „Lasst uns nach anderen Schiffen Ausschau halten“, warf ich sofort ein und drehte mich zum Radar um. Schnell mal ein paar Knöpfe drücken, Hauptsache es sah produktiv aus. „Es wird bestimmt jemand antworten. Wir sollten einen Ping senden.“
    „Davon ist abzuraten“, sprach Malve und packte mich zugleich an der Schulter. Mit einem kräftigen Ruck zog sie mich wieder rum und schaltete das Radar aus. Ich begriff es nicht, was ihr Problem war. Wir waren diesmal wirklich verloren im Weltall! Und sie wollte unser begrenztes Leben anscheinend mit Nichtstun vergeuden.
    Doch, was sie dann sagte, überraschte mich und spielte Ava offen zu. „Ich werde die defekten Teile reparieren und austauschen! Mir kann dort draußen am wenigsten passieren.“
    Über beide Ohren grinsten sie, meine Frauen. Wie sollte ich dagegen nur ankommen?
    „Gibt es hier überhaupt eine Luke? Oder musst du durch den Frachtraum?“
    „Natürlich besitzt das Schiff eine Luke“, erwiderte Malve prompt und zeigte nach unten. „Direkt unter uns befindet sich einer von fünf Wartungsschächten, wie auch die Wasseraufbereitungsanlage. Wenn ich mich nicht täusche, müsste die Luke dort unten sein.“
    Ich war skeptisch. Das klang nicht gerade überzeugend. Als würde sie es jetzt nur behaupten, damit ich Ruhe gab.
    Ich winkte ab. „Das ist viel zu gefährlich! Du hast selbst gesagt, dass du für uns verantwortlich bist! Du bist ebenso wertvoll, wie wir beide.“
    „Aber irgendjemand muss dort raus. Das weißt du genauso gut, wie ich. Da ihr beide aber nicht unnötig einer Gefahr ausgesetzt werden dürft, fällt es auf mich zurück.“
    Und natürlich fiel Ava mir auch in den Rücken: „Ich stimme Malve in allen Punkten zu! Und außerdem wolltest du auch nicht nach Exus. Vielleicht müssen wir das nun auch gar nicht mehr...“
    „Weil wir es nicht mal bis dorthin schaffen werden!“, fauchte ich zurück, erhob mich und lief stur und mürrisch zur Tür. Das war mir zu viel Naivität und Einfallslosigkeit. Warum nur passierte all dies hier? Unsere Mission hatte kaum begonnen, da wurden wir schon fast von den Ych, einem Defekt und einem Asteroiden getötet. Als nächstes käme vermutlich noch Druckverlust im ganzen Schiff, oder eine sich selbstzündende Bombe.
    Wütend war ich! Wütend und Traurig stampfte ich durch das Schiff. Warum weckte Malve uns nicht eher, warum hielten die Sektoren nicht noch zehn Minuten länger? Wir hätten nun bereits bei Exus sein und uns lieber mit der Landung beschäftigen können, anstatt hier hilflos im All zu treiben. Ich wartete nur noch auf den sicheren Tod durch einen Quertreiber des Asteroidenfeldes, welcher uns im richtigen Winkel treffen würde und die Hülle perforierte. Hoffentlich stünde ich noch in der Flugbahn, um mir gleich das Herz zerfetzen zu lassen.

    @Kyelia @Schreibfeder. Endlich habe ich mich mal wieder dazu bewegt, ECLIPSE weiterzuschreiben. Ich weiß nicht, wie viel ihr noch von der Geschichte wisst, aber ich denke mal, dass dieser Part euch schnell wieder reinbringen wird.


    [-TEIL 6-]


    So begannen wir damit, die Munition an die entsprechenden Orte zu transportieren. Wir durften uns ja nicht mehr aufteilen, darum war uns jetzt schon klar, dass es viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Schließlich wussten wir nicht mal, wo genau die Bombenschächte waren und wie diese überhaupt zu bedienen waren. Aber wie Malve bereits sagte, sollte uns dies vorerst nicht kümmern. Wir folgten ihr wieder zurück in den Frachtraum. Sie hatte wirklich alles ganz ordentlich aufgeräumt und verteilt. Die Waffen auf die rechte Seite und die Nahrungsmittel links.
    „Die Magnetgranaten müssen die Leiter hinauf, hinter den Maschinenraum. Dort befinden sich die Schächte und Haltevorrichtungen.“
    Malve schaute zu mir, den armen Temoraner, der hilflos im Weg rumstand und vergeblich die Situation zu begreifen versuchte. Ich war gedanklich immer noch größtenteils auf Temor. Zum Zeitpunkt der Belagerung und unmittelbar davor. Wie konnte es nur soweit kommen? Wer konnte es mir erklären? Und warum all diese Waffen hier?
    „Amo, Ava? Tragt ihr bitte die erste Granate, während ich eine seismische Bombe nehme?“
    „Wie bitte?“
    Malve schaute uns immer noch erwartungsvoll an und neigte leicht den Kopf. „Würdet ihr bitte die erste Granate tagen? Das ist eine höfliche Aufforderung von mir. Ich möchte nicht unnötig handgreiflich werden.“
    Wir hatten keine Wahl. Auch wenn sie uns vielleicht nicht wehtun würde, wollten wir es nicht provozieren. Ich packte mir das eine Ende und Ava das andere. Vorsichtig trugen wir sie ein paar Schritte weiter, mussten sie dann aber schon wieder absetzen. Sie war einfach zu wuchtig. Nicht nur die eigentliche Schwere erdrückte uns, sondern auch die Emotionale. Wir hatten große Angst, dass die Granate sich aktivierte und alles vorbei war.
    Mein Blick folge Malve, die unbeirrt mit der Bombe an uns vorbeischlenderte und nur ein leichtes Säuseln von sich gab. „Keine Schwäche zeigen! Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“
    „Du hast leicht reden, als Cyborg“, erwiderte Ava ihr naserümpfend und rieb sich leicht über die Lippen. „Wir sind keine Maschinen, die jede Arbeit ohne Hinterfragung absolvieren...“
    „Hinterfragungen sind typisch temoranisch, Ava!“, kam es sofort zurück und Malve machte einen absichtlichen Ausfallschritt zur Seite. „Ich könnte die Bombe jetzt einfach fallen lassen und unser aller Leben wäre mit einer Wahrscheinlichkeit von dreiundvierzig Prozent vorbei.“
    „Was kümmert es dich denn, wenn du nicht mehr existierst, Malve? Du bist nur Metall und Synthese.“ Ava suchte mit ihren Händen Halt und ging langsam in die Knie. Ich eilte ihr zu Hilfe und nahm ihre Hand. Sie griff mich, sackte aber trotzdem langsam zu Boden. „Ich habe jetzt schon keine Lust mehr auf all das hier...“
    Malve legte sofort die Bombe ab und kam auf uns zu. Ihr Gemüt war schwer zu deuten. Wut, Mitgefühl, oder Gleichgültigkeit? Sie sagte nichts, stellte sich nur unmittelbar vor uns und betrachtete Ava. Mein Blick schwenkte zwischen ihnen beiden hin und her. Ich wusste, dass wir keine andere Wahl hatten. Aber Malve musste auch begreifen lernen, dass wir uns einfach nicht dafür bereit fühlten. Ava trauerte um sich selbst, um Professor Aranius und um unser Volk. Wie sollten wir das ausblenden können, ohne uns selbst zu verraten?
    Malve beugte sich runter und legte vorsichtig ihre Hand auf Avas Schulter. Einen künstlichen Blick warf sie uns beiden zu.
    „Durch Trauer und Tränen werden die Temoraner auch nicht wieder lebendig. Ich kann nur schwer begreifen, wie ihr beiden euch fühlt. Aber ich bemühe mich, eure Mimen und Gesten zu verstehen und zu imitieren. Professor Aranius hat mir mein Leben geschenkt. Für euch beide scheint ein Leben eines kybernetischen Organismus nicht viel zu bedeuten. Doch für mich ist euer Leben und Überleben von sehr großer Bedeutung. Ich wurde erschaffen, um euch beide zu beschützen und am Leben zu erhalten. Ich darf euch solange keinen Schaden zufügen, wie es nicht vonnöten ist. Wunden können wieder verheilen und Körperteile können wieder ersetzt werden. Aber ich kann keine Toten wiederbeleben. Ich kann euch nicht die Arbeit abnehmen, die ihr selbst machen müsst. Ihr seid gezwungen, die Granaten einzulagern, bevor wir Exus erreichen. Es hängt euer Leben davon ab. Es spielen zu viele Faktoren eine Rolle, die ich berücksichtigen muss. Ich werde euch nicht mehr abverlangen, als es unbedingt nötig ist.“
    Sie erhob sich wieder und ging zurück zur Bombe, um sie zu ihrem dafür vorgesehenen Platz zu schaffen. Ich hielt weiterhin Avas Hand und steckte meinen Kopf mit ihr zusammen. Wir wollten den Sinn dahinter verstehen. Warum sollten wir gerade diese Aufgabe erledigen? Was machte es aus? Was machte es anders?
    Ava war so schön, trotz ihrer Tränen. Wie konnte so ein reines Wesen nur in solch eine Situation geraten? Andererseits durfte sie sich glücklich schätzen, in diese Situation auf dem Schiff zu geraten. Alle anderen waren tot. Wir hatten einen Eid zu leisten! Wir hatten eine Mission zu erfüllen. Wir mussten stark sein und noch stärker werden.
    Sie schaute mir tief in die Augen, legte ein angedeutetes Lächeln auf und sagte mit heiserer Stimme: „Malve hat vollkommen recht, Amo. Unsere persönlichen Probleme sind zu unwichtig. Keine Waffe des Universums darf unser Überleben beeinflussen.“
    Ich... ich nickte. „Es stimmt. Wenn wir nicht mal in der Lage sind, eine Massenvernichtungswaffe einzulagern, wie sollen wir dann in der Lage sein, auf Exus zu überleben?“

    Wir standen auf, krallten uns die Munition und schleppten sie ohne weitere Gedanken an womögliche Konsequenzen durch das Schiff. Sie ging voraus und erklomm die Leiter als erstes. Sprosse um Sprosse hieven wir sie hinauf und trugen sie weiter zum Maschinenraum. Malve wartete dort bereits auf uns, nachdem sie bereits zwei weitere Bomben hinaufgeschleppt hatte.

    Es war wunderschön hier. Zwar eng und laut. Aber es wirkte vertraut und sicher. Alle wichtigen Geräte, Maschinen und Steuerelemente befanden sich hier. Der Antimaterie-Reaktor, präsent und wuchtig in der Mitte. Ringsum waren die Schwerkraftgeneratoren, Trägheitsdämpfer-Relais, der Fusionsmatrix-Reaktor, das Warp-Antriebssystem, der Warpfeld-Generator und Plasmaleitungssysteme angebracht. Schwerste Technik und Elektronik auf engstem Raum. Maximale Leistung, für maximale Effizienz. Das Meiste hiervon schien bereits zu laufen. Wir kannten diese Systeme schon zum Großteil. Aber hier offenbarten sich uns bessere und präzisiere, auf Quantenebene funktionierende Maschinen. Malve wirkte dagegen fast schon nutzlos.
    Umso amüsanter fand ich es dann, dass sie spontan anfing, zu reden: „Ich werde euch mit all den Systemen noch vertraut machen. Aber erst, wenn wir wieder von Exus zurück sind.“
    „Das wäre uns jetzt auch wirklich zu anstrengend“, erwiderte ich ihr und deutete auf unsere Fracht hin. Sie schwenkte mit dem Kopf hinter sich und ging einen Schritt zur Seite.
    „Hinter dieser Tür befinden sich die Schächte.“ Dann ging sie an uns vorbei, um eben noch die andere Munition zu holen. Ich öffnete die Tür wieder über den Irisscanner und wir platzierten sie im freien Schacht. Es schien hier alles genau abgezählt zu sein. Keine Halterung zu viel, kein Schacht zu wenig.

    Wir schleppten noch zwei weitere Granaten und eine Bombe mit hoch. Genug Soll erfüllt, wie wir fanden. Ob Malve auf uns stolz war, war uns relativ egal. Sie war, was sie war. Und das allein genügte uns als Erklärung ihres Verhaltens.
    Anschließend mussten wir uns unverzüglich auf das Schlafen vorbereiten. Während Malve die Stasiskapseln einstellte, suchten wir beide nochmal einen kurzen Moment für uns. Ein erster Schritt war getan, aber viele weitere würden noch folgen. Wie würde es wohl auf Exus sein? Noch nie waren wir dort. Was sollten wir dort erledigen? Was würde uns erwarten?
    Ich vermisste Ava jetzt schon so sehr. Obwohl der Schlaf für uns nur einen Augenblick bedeuten würde, würde er für die Realität mehrere Stunden bedeuten. Ich wollte es mir nicht vorstellen, Ava zu verlieren. Sie war einfach zu schön und zu gut.
    Wir durften und sollten ruhig unsere Anzüge anbehalten. Wobei ich mich wirklich fragte, warum wir eine Wahl gehabt hätten. Ich hätte mich ungern mit weniger Stoff von Malve in den Schlaf bringen lassen. Es war ein unwohles Gefühl. Kalt und emotionslos. Gleichsam der schwere Einstieg in meine Schlafröhre. Eine letzte Berührung unserer Hände, in der wir die Finger langsam auseinander gleiten ließen, und wir legten uns hin.
    Zuerst wurde ihre Kapsel geschlossen und die Stasis eingeleitet, anschließend bei mir.
    „Wir sehen uns dann in ein paar Stunden“, sagte Malve noch zum vorerst bestehenden Abschied, bevor es soweit war. Nur noch ein kurzer Blick rüber zu Avas Kapsel und ich schlief ein.

    Mit Ende der Aufgabe ist damit das Erreichen von diesem Planeten gemeint, oder etwas anderes? Weil es klang jetzt nicht so, als wären sie zu Exus lang unterwegs, und da erscheint es mir komisch, wenn die Nahrung bis dahin knapp werden könnte. Oder gibt es auf dem Planeten keine Nahrung für sie?

    Nein. Damit ist nicht das Erreichen von Exus gemeint, sondern das Erreichen des eigentlichen Hauptziels. Aber sicherlich wird die Nahrung nicht nur den Zweck haben, die beiden zu ernähren. Aber dazu kommen wir später. ;)

    Lange musstet ihr warten. Aber nun habe ich es doch endlich mal geschafft, die nächsten drei Seiten zu schreiben.

    [-TEIL 5-]


    Die Tür war versiegelt, wir konnten sie nicht so öffnen über das Drehkreuz. Rechts neben der Tür befand sich eine Schalttafel, mit Hand- und Irisscanner.
    Ava schaute mich nachdenklich an, schnaufte durch und legte anschließend ihre rechte Hand auf. Ihr Auge fehlte noch, erkennbar am Aufleuchten eines kleinen Roten Lichts in gleicher Höhe. Sie blickte hinein und schon nach einigen Sekunden entriegelte sich hörbar die Tür. Ich öffnete sie sofort, aber nur einen kleinen Spalt. Wir wussten nicht, was sich in diesem Raum befand. Aber es musste etwas sehr wichtiges gewesen sein. Schon allein wegen unserer Situation und dem Zweck des Raumschiffes.
    „Wollen wir reingehen?“, fragte Ava.
    „Wir müssen. Dafür sind wir doch hier.“
    „Aber zusammen.“ Vorsichtig legte sie ihre Hände auf meine drückte langsam die Tür weiter auf. Kaum trafen die ersten Lichtstrahlen in den noch verdunkelten Raum, ging in diesem auch das Licht an. Das Schiff erkannte, dass wir ihn betreten wollten und brachte die LEDs zum Leuchten.
    Überwältigt waren wir beide von dem, was wir erblickten. Es schien das Labor zu sein. Wir wurden in einem Labor auf Temor geschult und ausgebildet, in den verschiedenen Bereichen der Genforschung und weiterführenden Biologie. Doch dieses hier sah ganz anders aus. Viel moderner und strukturierter.
    Gummi beschichteter rutschfester Boden, mit leichten Noppen versehen. Schneeweiße Wände, die uns beinahe schon blendeten. Silbern schimmernde Deckenmetallbleche, die so glatt poliert waren, dass man sich darin schon spiegeln konnte. Ganz zu schweigen von den echten Spiegeln, die alle paar Meter an den Wänden angebracht waren. Rundherum befand sich ein langer Tresen mit unzähligen Schubläden und Schranktüren. Des Weiteren befanden sich auf dem Tresen, der ebenfalls silbern schimmerte aber matt war, ganz viele Gerätschaften und Gegenstände. Diese waren mit Ketten und Drähten befestigt, damit sie halt im Falle eines Ausfalls der Trägheitsdämpfer nicht wahllos durch die Gegend fliegen würden und vielleicht noch jemanden Schaden zufügten.
    In der vorderen Hälfte befand sich in der Mitte des Raumes eine Operationsröhre, von uns Temoranern auch spöttisch „Sarg“ genannt. In dieser waren unzählige operative Eingriffe möglich, die automatisiert oder von einer zweiten Person durchgeführt werden konnten. Sie war rundum aus Plexiglas und innen leicht gepolstert. Um ehrlich zu sein, machte mir der Sarg schon etwas Angst. Zwar war er medizinisch gesehen ein Muss, aber trotzdem irgendwie unbeliebt. Wer wollte sich schon offen von allen begaffen lassen, während man operiert wurde? Und wie ich Professor Aranius und die anderen Wissenschaftler kannte, war Malve die durchführende und assistierende Person dabei. Mein Leben in den Händen eines Cyborgs.
    Wir gingen weiter durch den Raum und sahen uns im hinteren Drittel um. Wenn ich nur diese ganzen Gerätschaften auf dem Tresen bei näherer Betrachtung sah, wurde mir schon ganz mulmig. Messer, Sägen, Zangen und was sonst noch das Handwerkerherz begehrt. Moderne Medizin, mit primitivem Anhauch.
    An der hinteren Wand, was sozusagen der Schiffsfront zugewandt war, befand sich ein extra Raum. Er war durch Plexiglas abgetrennt und wiederum nur mit Iriserkennung zu betreten. Zwei Öffnungen waren in der Wand, mit Gummihandschuhen daran. Also musste man dort mit gefährlichen und gefährdeten Materialien hantieren. Ansonsten war hier nicht viel mehr, als noch ein kleiner Drehhocker und ein Rolltisch.

    „Und hier sollen wir also arbeiten“, meinte Ava seufzend und setzte sich zugleich hin. „Was genau sollen wir hier eigentlich machen?“
    „Ich weiß es auch nicht so genau, Ava. Aber bestimmt weiß Malve mehr darüber Bescheid.“
    „Das denke ich auch, Amo“, sagte sie und drehte sich leicht auf dem Hocker im Kreis. Das sah schon sehr ulkig aus und schien ihr sogar sehr viel Spaß zu machen. „Kannst du mich ein wenig durch den Raum schieben? Ich will mal die Funktionalität des Hockers überprüfen...“
    Ohne zu zögern legte ich meine Hände auf ihre Schultern und schob sie sanft durch die Gegend. Sie ließ dabei leicht ihre Füße über den Boden scharren und schwenkte mit ihrer Hüfte von links nach rechts und wieder zurück. Ein bisschen Spaß musste auch mal sein. Uns durfte hier nicht langweilig werden, was vermutlich schnell passieren konnte. Und solange wir noch keinen rechten Plan hatten, was zu tun war, konnten wir doch auch mit Charme und Spielerei das Schiff erkunden.

    „Los Amo, lass uns rüber auf die andere Schiffsseite gehen...“
    Und so taten wir es dann auch. Ich schob den Hocker in die Ecke und anschließend gingen wir los. Wir hörten Malve immer noch arbeiten, unermüdlich und eifrig. Eine Maschine halt.
    Auf der anderen Seite war ein identisches Erkennungssystem an dieser dort befindlichen Tür. Wieder öffnete Ava die Tür und wir blickten diesmal selbstbewusster in den Raum hinein. Es war auch ein Labor, aber ganz anders eingerichtet und aufgebaut. Hier befand sich zwar auch ein Tresen, aber auf diesem lagen keine medizinischen Geräte. Nur normales Werkzeug, oder zumindest weniger steril zu haltendes. In der Mitte dieses Raumes befanden sich zwei Stasiskapseln, an welchen jeweils ein Rolltisch platziert war.
    Das mussten wir uns doch sofort genauer anschauen. Stasiskapseln waren zwar keine Seltenheit bei uns, aber doch sehr selten eingesetzt worden. Sie dienen, wie der Name schon sagt, zum sicheren Aufbewahren von Lebewesen, in welchen sie in einen künstlichen Schlaf versetzt werden, um so zeitlich lange Reisen zu überdauern.

    „Los, lege dich mal rein“, meinte Ava zu mir und gab mir einen kleinen Schubs zu diesen hin.
    „Warum ausgerechnet ich, Ava?“
    „Weil ich das jetzt mal so bestimmt habe, Amo...“
    Mein Blick wanderte zwischen ihr und den Stasiskapseln hin und her. Sollte ich, sollte ich nicht? Würde was passieren, wenn ich es täte? Und was würde sie dann tun? Also ich hatte keine wirkliche Lust, in Stasis versetzt zu werden, ohne jeglichen Grund.

    „Hast du etwa Angst, Amo?“
    „Ein wenig schon. Aber ich könnte es ja trotzdem mal austesten, wie es sich anfühlt.“ Also stieg ich vorsichtig in die Kapsel hinein und legte mich hin. Ava lief sofort zum Bedienpult dieses Gerätes und legte vorsichtig ihre offene Hand darauf.
    „Was wohl passiert, wenn ich einen dieser Knöpf drücke?“, meinte sie und deutete eine Berührung an. Ich beugte mich sofort hoch und griff ihr dazwischen.
    „Wehe du berührst etwas davon, Ava!“
    „Ich mache doch nur Spaß, Amo“, erwiderte sie und ging einen großen Schritt zurück.

    „Ava, Amo?“, rief Malve fragend über den Gang und machte durch leichtes Klopfen gegen die Wände noch mehr auf sich aufmerksam.
    Sofort half Ava mir wieder aus der Stasiskapsel heraus, bevor doch noch etwas ausgelöst werden würde.

    „Ava, Amo?“, rief sie immer weiter und setzte langsam einen etwas traurig klingenden Unterton mit ein. „Wo seid ihr beiden? Wir müssen zusammenbleiben!“
    „Wir sind hier drüben im rechten Labor!“, erwiderte Ava und lief zur Tür. „Und wo bist du, Malve?“
    „Ich stehe gerade vor der Tür des Labors. Aber ich kann euch nicht finden.“
    „Wir sind im rechten Labor, Malve!“, rief sie nun etwas lauter.
    „Rechtes Labor? Die ECLIPSE besitzt kein rechtes Labor. Auf der rechten Seite in dieser Ebene ist der Schlafraum.“
    Augenrollend blickte Ava zu mir rüber und schüttelte leicht den Kopf. „Cyborgs“, flüsterte sie nur abschätzig und drehte ihr Gesicht dann wieder zum Gang hinaus. „Dann komme eben in den Schlafraum, Malve...“
    „Aber ich denke, ihr seid im Labor?“
    „Malve, wir haben uns geirrt...“ Und wieder blickte sie zu mir hinüber und maulte. „Wohl eher haben die Wissenschaftler sich geirrt, beim konstruieren...“
    „Bitte gebt mir euren aktuellen Standpunkt an. Wir haben zu reden!“
    „Malve, wir sind im Schlafraum und nicht im Labor. Wir haben gedacht, das hier sei auch ein Labor.“
    „Dann drücke dich beim nächsten Mal deutlicher und exakter aus, Ava! Wir müssen in ständigem Kontakt bleiben. Wir dürfen uns nicht verlieren.“
    Kurz darauf traf sie auch schon ein und betrat den Raum. Nun begann eine Phase des Schweigens. Malve schaute Ava an und ich sie beide. Was genau wollte Malve nun eigentlich von uns? Wir hatten doch abgemacht, dass wir uns erst mal trennen würden, um das Schiff für uns selbst mehr zu erkunden. Sie wusste doch ganz genau, dass wir auf dem Schiff waren. Wohin hätten wir denn auch schon verschwinden sollen, auf Warp?

    „Und was machen wir nun?“
    „Wir müssen die Munition einlagern und sie anschließend auf ihre Funktionalität überprüfen. Danach bereitet ihr beide euch auf das Schlafen vor, während ich die Schiffssysteme überwache, bis wir auf Exus eintreffen.“
    „Also müssen wir an sich gar nicht so viel machen“, erwiderte Ava.
    „Und wieso müssen wir nicht mehr machen?“, fragte ich dagegen.
    „Was wollt ihr denn sonst noch tun?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht im Labor arbeiten, oder das Schiff weiter erkunden.“
    „Irrelevant, Amo! Laborarbeiten sind nicht vor dem Verlassen Exus´ geplant. Und das Schiff zu erkunden, würde euch beide zur Zeit zu viel Kraft kosten. Mein Plan ist korrekt so und so wird es auch durchgeführt.“
    „Und wieso nicht davor?“, fragte Ava interessiert. „Ich finde schon, dass wir noch genügend Zeit haben, um ein wenig zu arbeiten. Oder wenigstens ein paar Tests durchzuführen.“
    „Irrelevant, Ava! Professor Aranius hat mich mit allen Funktionsweisen und Aufgaben des Schiffs und der Mission vertraut gemacht. Und laut diesen Daten wäre sogar für mich die Restzeit bis zum Eintreffen auf Exus zu wenig, um ausreichend sinnvolle Leistung zu erbringen, die für die Mission erforderlich ist.“
    „Aber was ist, wenn wir keine Lust haben, zu schlafen? Du kannst uns zu nichts zwingen, da du den drei Grundgesetzen der Robotik unterliegst, Malve!“
    „Laut den Grundgesetzen der Robotik bin ich gezwungen, euch zum Schlafen zu bewegen, sofern es für euch erforderlich ist. Ich werde es zwar sanft tun, aber ich werde es tun.“
    „Und was wäre, wenn wir dich in den Frachtraum einsperren würden? Dann kämst du nicht mehr an uns heran und wir könnten tun und lassen, was wir wollen...“
    „Inkorrekt! Ich wurde mit allen Sicherheitsprotokollen ausgestattet und kann jede Sperre auf diesem Schiff umgehen. Eher könnte ich euch einsperren und tun, was auch immer will. Da ich aber nichts tun will, was nicht erforderlich ist, bin ich auch nicht gezwungen, euch eurer Freiheit zu berauben.“

    Danke vielmals, @Schreibfeder @Kyelia für die Korrektur und die Kommentare. Ich habe mir viel Zeit genommen für einen neuen Part, sind diesmal nur etwas mehr als zwei Seiten.

    [-TEIL 4-]

    Da musste ich doch sofort mal nachhaken. „Ava, kannst du mir das hier erklären?“
    „Was soll ich dir erklären?“ Verwundert schaute sie auf und blickte durch den Frachtraum. Ich zeigte auf den Zettel in meiner Hand. „Aranius hat dich erwähnt und geschrieben, dass das kein Spielzeug ist. Weiß du, was er damit meint?“
    Sofort legte sie alles nieder und strich sich verlegen am Nacken entlang. „Vermutlich bezog er sich damit auf die Sache im Asteroidengürtel...“
    „Was genau meinst du? Was ist denn dort vorgefallen?“
    Langsam stolperte sie in unsere Richtung und strich sich weiterhin ganz schüchtern über den Hals. „Ich wollte es eigentlich niemanden erzählen, aber jetzt ist es ja auch egal. Ich sollte eine Mine sprengen und habe dann zu Professor Aranius gesagt, dass dies ein schönes Spielzeug sei...“
    Da schmunzelte ich. „Ach Ava, du bist wirklich verrückt...“
    „Das meine der Professor dann auch noch anschließend...“ Und dann fingen wir beide an zu schmunzeln. Es war ja auch schon irgendwie witzig. Obwohl es an sich nicht zum Lachen war.

    „Wir müssen noch die anderen Kisten öffnen“, unterbrach Malve uns sofort und ging zu einer anderen, Ungeöffneten hin. Diese brach sie ebenso leicht auf und nahm dort auch eine der Kleinen hinaus. Ava wandte sich wieder den Ketten und Gurten zu, während ich Malve zu Hilfe kam und die Holzwolle wegschaffte.
    „Das hier scheinen Nahrungsmittel und Wasser zu sein.“ Erwartungsvoll blickte sie zu Ava rüber und anschließend zu einem Werkzeugkoffer in der Ecke. „Schau mal dort drüben nach, ob du etwas findest, um die Fracht zu öffnen. Ich kümmere mich inzwischen um die anderen.“
    Ava schaute nach und fand ein Brecheisen. Wie praktisch das doch war. Mir brachte sie auch gleich eines mit, damit es noch schneller gehen würde. So öffneten wir beide die verpackten Nahrungsmittel und Malve überprüfte die nächste Waffenkiste.
    Wir hatten viele kleine Rationen dabei, aber alles nur abgepacktes Essen und Trinken. Tuben und Dosen mit Fleisch, Obst und Gemüse. Wir waren es ja schon irgendwie gewohnt und so viel schlechter wie frischzubereitetes Essen war es auch gar nicht mal. Malve verschwand wieder in der hinteren Ecke und hantierte dort rum.
    „Amo, kommst du hier rüber? Das hier scheinen andere Waffen zu sein.“
    Ich blicke zu ihr rüber, die aber schon vorgriff und sie öffnete. Der Inhalt dieser Kiste sah tatsächlich anders aus, als die Magnetgranaten. Doch was waren es nun genau für Waffen? Ich blieb vorerst noch bei diesem Gerät hier und untersuchte es optisch weiter, ohne etwas anzufassen. Wie schon auf dem Zettel stand, waren dies keine Spielzeuge.

    „Amo, kommst du?“, fragte sie erneut und blickte erwartungsvoll zu mir rüber. Dabei hielt sie wie schon zuvor wieder das Gerät in den Händen. „Seismische Bombe ZD!“
    „Seismisch, hast du gesagt?“, fragte Ava und ließ augenblicklich die Essensrationen fallen. Malve nickte ihr zu und kam uns beiden langsam entgegen.
    „Lege sie hier drüben ab“, sagte Ava und legte etwas Holzwolle als Untergrund hin. „Die müssen wir mit besonderer Vorsicht behandeln...“
    „Kennst du diesen Typus?“, fragte ich verwundert und kam auch mit zu ihr rüber. Wenn sie was zu erzählen hatte, dann konnte es nur interessant und wichtig sein. Gefährlich sah das Ding ja nun nicht gerade aus. Zumindest im Vergleich zur anderen Granate.
    „Ja, Amo, ich durfte mal eine von diesen Dingern in Aktion sehen.“
    „Im Asteroidenfeld, nicht wahr?“, fragte Malve und nickte bereits als Selbstbestätigung. „Mir wurde nur wenig Wissen über diese Technologie vermittelt. Ich weiß nur so viel, dass diese Waffen dimensional begrenzt sind.“
    „Dimensional begrenzt?“ Ich verstand den Begriff nicht wirklich.
    „Seismische Bomben sind zweidimensionale Sprengkörper, Amo“, erklärte Ava mir sofort. „Aufgrund ihrer enormen Sprengkraft, Energiedichte und dem Aufbau, breiten sich die Schockwellen nur in zwei Dimensionen aus. Also wie eine Scheibe...“
    „Exakt, so ist es“, bestätigte Malve es ihr. „Sie dienten ursprünglich zum Erzabbau im Asteroidenfeld. Durch ihre enorme Sprengkraft zerteilten sie das Gestein über ein großflächiges Gebiet, ohne sie zu pulverisieren. Erst später nutzte man sie als Waffe. Sie sind wirkungsvoll und äußerst gefährlich. Große Schiffe werden einfach zerschnitten und man kann die Schockwelle nicht absorbieren. Selbst unser Schiff könnte dies nicht überleben.“
    „Und warum haben wir dann diese Massenvernichtungswaffen an Bord, wenn sie doch so gefährlich sind? Ich habe keine Lust, durch diese zu sterben.“
    „Amo, beruhige dich wieder“, sagte Ava und kam auf mich zu. Sie nahm mich in den Arm, was mich wieder etwas runter brachte. Schon merkwürdig, dass nun sie so gut bei der Sache war und ich mich zurückhielt. Obwohl es doch im Grunde genau die gleiche Situation war.
    „Ava hat recht, Amo. Die seismische Bombe hier ist genauso inaktiv und gut gesichert, wie die Granaten. Uns kann nichts passieren.“ Dann widmete sie sich wieder dem Gerät, um es auch zu untersuchen und aufzulisten.
    Natürlich hatten sie beide recht. Aber man musste doch auch mal die Kehrseite der Medaille sehen. Wir waren die einzigen Überlebenden unserer Rasse und waren in diesem Schiff gefangen, mit ungetesteten Waffen, die ganze Sonnensysteme hätten vernichten können. Da durfte ein kurzer Gefühlszusammenbruch doch wohl mal angebracht sein, oder nicht?
    Aber nun wollten wir uns doch gemeinsam dieser Fracht widmen. Malve allein konnte damit nun auch nicht viel anfangen. Wie sah sie nun also genau aus? Wieder drei Fragmente. Das Mittelstück war wieder eine Kugel, aber diesmal aus zwei Teilen bestehend, die mit Nieten und Platten miteinander verbunden waren. Zusätzlich befanden sich kleine Noppen auf diesen, welche vermutlich die Zündkapseln waren. Die Außenfragmente waren hier zwei flache Scheiben, die rechtwinklig nach außen hin dicker wurden. Sie sahen wie zwei Flügel aus und waren gute vier Zentimeter stark. Beim genaueren Hinsehen, erkannten wir, dass sie am Ende Scharniere besaßen und ringsum mit Sollbruchstellen verschweißt waren. Also waren es jeweils zwei Platten pro Flügel.
    „Und wie genau funktioniert das nun mit diesen Bomben?“
    „Wenn sie gezündet werden, wird die Kugel an den Sollbruchstellen leicht aufgedrückt und von den Seitenteilen zusammengehalten. Der entstehende Spalt ist so fein, dass die Energie nur komprimiert entweichen kann. Daraus resultierend dehnt sich die Schockwelle nur zweidimensional aus und erzielt somit eine viel höhere Sprengkraft, als bei einer ungelenkten Streuexplosion.“

    Wieder befand sich eine Plakette am Gehäuse.
    seismische Bombe ZD
    4,7 Gigatonnen Sprengkraft
    200 km Detonationsradius
    50 km Sensorreichweite
    S-NR: 02-ZD-947COMP./T5

    Und so ging es dann weiter, bis wir alle Kisten geöffnet hatten und die ganzen Sprengkörper, Munition und Nahrungsmittel getrennt voneinander frei liegen hatten. Wir zählten durch und machten Notiz. Zwanzig HEIS Magnetgranaten, zwanzig seismische Bomben ZD, achtzig Massentreiber-Kugeln, eine EMP-Spule und jeweils eine Kiste Nahrung und Wasser. Ob es nun genügend Waffen und Munition waren, konnten wir nicht beurteilen. Noch nicht, zumindest. Aber die Nahrung würde allemal nicht für ewig reichen. Mit etwas Glück würden wir aber schon vorher unsere Aufgabe erfüllt haben, bevor wir uns neue Nahrung hätten kaufen müssen.
    „Wir beide schauen uns am besten erst mal weiter im Schiff um und kommen dann wieder zurück, wenn wir die Waffensysteme für die Dinge hier gefunden haben.“
    Malve stimmte nickend zu und begann damit, das Holz ordentlich aufzuschichten und etwas mehr Ordnung in dieses Chaos hineinzubringen. Ich entführte Ava in einen anderen Bereich. Also raus aus den Frachtraum und die erste Abzweigung links.

    Danke, @Kyelia dass es dir gefallen hat.

    Allerdings klingt es so, als wäre die Eclipse das erste Raumschiff. Dem Wirbel nach, denn sie deshalb veranstalten. Nun stellt sich nur die Frage, wie sie von den anderen Rassen erfahren haben und wie sie es geschafft haben, sich mit denen gut zu stellen, oder sie unsympathisch zu finden.

    Die ECPLISE ist nicht das erste Schiff, das die Temoraner gebaut haben. Aber sie ist das erste Schiff dieser Art und mit dieser High-End-Technik. Sie waren genauso mächtig wie die Ych es sind. Warum sie aber nur eine ECLIPSE gebaut haben, wird im Laufe der Geschichte noch erklärt. Denn es muss ja einen Grund haben, warum die Ych so gemein sind und ganze Planeten auslöschen und Spezies ausrotten.

    Ansonsten super, auch wenn mir die beiden ein wenig zu sehr auf Drama machen. Vor allem im ersten Absatz.

    Naja, es ist halt schwer vorstellbar, wie man sich in so einer Situation fühlt. Ich denke mal, wenn man nur noch zu zweit ist, dann wäre es einem egal, wenn die andere Person einem nicht zu hundert Prozent zusagt. In diesem Fall kennen sie sich aber sehr gut und freuen sich natürlich, es überlebt zu haben. Irgendwie halt... :whistling:
    Später wird das nicht mehr ganz so extrem, wenn der "Alltag" einkehrt und sie mit ganz normalen Problemen zu kämpfen haben.

    [-TEIL 3-]


    Im Frachtraum angekommen, wartete Malve bereits schon auf mich, als wenn sie geahnt hätte, dass ich käme. Ich schaute mir die wenigen Kisten an, die hier rumstanden und fragte mich, was sich dort wohl alles drinnen befand. Sicherlich, Waffen und Werkzeug. Aber was genau für welche, wusste ich nicht.
    Mit großen Schritten kam sie mir entgegen und setzte ein künstliches Lächeln auf. Eine Maschine eben, die nicht wirklich Gefühle darstellen konnte. Aber jetzt, bei unserer zweiten Begegnung auf diesem Schiff, machte es mir nicht mehr allzu viel aus. Ava meinte ja auch, dass Malve vertrauenswürdig sei und uns in allem unterstützen würde, was wir tun müssten. Und leider musste ich das glauben. Wir hatten keine andere Wahl. Zumal auch nur Malve wusste, was nun genau zu tun sei.

    „Und geht es Ava gut?“, fragte sie mich und neigte leicht den Kopf, mir damit ihr Mitgefühl vermitteln wollend.
    „Ja, ihr geht es ausgesprochen gut, Malve. Sogar besser wie mir.“
    „Ava ist eine starke Frau. Sie weiß, was sie tut und ist die Richtige hierfür.“
    „Das mag schon sein, Malve, aber trotzdem hat sie das hier nicht verdient.“
    „Wollen wir nachschauen, was in den Kisten ist?“, schnitt Malve sofort ein neues, mein eigentliches, Thema an. „Ich merke es, wenn euch beiden was stark belastet und will es bestmöglich von euch abwenden.“
    Kopfnickend stimmte ich ihr zu und ging zur nächstgelegenen Kiste, unweit von der Tür entfernt. Die Frage war jetzt nur, wie wir sie aufkriegen sollten. Es waren Holzkisten und einige auch aus Metall. Natürlich mit Schrauben oder Schweißnähten versiegelt. Jede für sich war mit Gurten und ketten am Boden verankert, damit sie sich auch keinen Zentimeter bewegten. Das konnte nur Munition sein, welche wirklich empfindlich war.
    Die Anzeige ging wieder an, welche den Warp-Sprung einläutete. Zehn Sekunden bis es losging und wir die Reise endlich begonnen. Es war riskant, so zu reisen. Aber die einzige Möglichkeit, um andere Planeten schnell zu erreichen. Und ebenso waren wir dadurch vor den Ych sicher. Denn auf Warp konnte uns keiner orten und folgen. Es war eindeutig zu rasant für die Sensoren.
    Fünf Sekunden bis es losging. Wieder schien die Zeit sich zu verlangsamen, wenn diesmal auch nicht ganz so heftig. Malve nahm sicheren Stand vor der Kiste ein und legte ihre Hände langsam, bedingt durch die Zeitverzerrung, auf den Deckel. Ich suchte ebenfalls schnellstmöglich Halt, um dem folgenden Ruckeln standzuhalten.
    Und dann ging es los. Die Zeit sprang auf Null und eine sanfte Schockwelle zog durch das Schiff, vom Inneren her sich gleichförmig ausbreitend. Es kam nur einem Windhauch gleich für uns innerhalb der Warpblase. Aber außerhalb sollte es einem Orkan gleich kommen. Und der Ereignishorizont war die turbulenteste Stelle, welche einen sofort in die einzelnen Atome aufspalten lassen würde. Wir bekamen davon nichts mit und reisten dann, unmittelbar nach diesen anfänglichen leichten Turbulenzen, sehr ruhig und sanft durchs All.
    Da sich die ECLIPSE nun auf dem Kurs nach Exus befand, müsste eigentlich Ava auch bald hier auftauchen, sofern sie meiner Bitte nachkäme. Wir entfernten die Ketten von der ersten Kiste und ich legte diese anschließend sorgfältig zur Seite, während Malve sich am Holzdeckel zu schaffen machte. Sie packte ihn fest mit ihren Händen fest und bohrte langsam ihre Finger hinein. Da staunte ich nicht schlecht, als ich das zu sehen bekam. Es verschlug mir glatt die Sprache. Ich wusste zwar, dass sie stark war. Aber so stark hatte ich es mir nicht vorgestellt.
    Und dann riss die Arme langsam nach oben, stemmte die Kiste mit samt Deckel hoch, bis diese nachgab und sich Brett für Brett und Schraube nach Schraube löste. Es knackte und knirschte, Holzsplitter lösten sich und schnitten ihr die Haut auf. Sie verspürte keine Schmerzen dabei, aber trotzdem bereitete es ihr Unbehagen. Es sah halt nicht sehr schön aus, wenn Schürfwunden und tiefe Kratzer die Hände übersäten.
    Es strengte mich mehr an als sie. Für einen Cyborg ihres Bautyps waren dies geradezu lächerliche Aufgaben, die normalerweise unwürdig gewesen wären, hatte sie doch mehr zu bieten, als ein gewöhnlicher Roboter.
    Eine Schicht Holzwolle lag oben drauf, welche das Frachtgut vor Erschütterungen schützen sollte. Wir holten diese raus und schmissen sie erst mal achtlos beiseite. Sie war nutzlos und nur Füllmaterial. Darunter befanden sich wieder ein paar Holzkisten. Zwei mal vier Kisten, also insgesamt acht. Wir nahmen die ersten vier heraus und stellten sie einzeln neben der großen ab. Malve war wirklich eine gute Hilfe, das rechnete ich ihr hoch an.
    Wir schauten sie uns etwas genauer an. Ich las vor, was dort aufgeschrieben war: „Hoch explosiv! Institute für Geheimwaffen und Verteidigungsanlagen. Eigentum von Professor Aranius!“
    Malve schaute mich daraufhin erwartungsvoll an und sagte: „Das sind bestimmt Massenvernichtungswaffen.“
    Welche makabere Antwort, die mir wirklich zu schaffen machte. Hoch explosive Fracht so zu lagern war wirklich sehr fahrlässig.
    Nun war äußerste Vorsicht angesagt, beim Öffnen dieser kleinen Kisten. Wir nahmen uns erstmal nur eine vor und deponierten diese in der hinteren Ecke. Ich ging anschließend schnell zur Tür und überließ Malve die folgenden Schritte. Zwar war mir bewusst, dass diese Waffen bei einer Detonation sowieso das ganze Schiff in tausend Fetzen zerreißen würden, aber trotzdem fühlte ich mich sicherer, wenn Malve einen geringschätzigen, gar nicht erwähnenswerten Teil der Wucht abfangen würde.
    Ich schaute nicht hin, als sie vorsichtig, chirurgisch präzise, den Deckel aufbrach und ihn mit dem Schaumstoff sanft beiseite legte. Dann griff sie mit ihren Händen hinein und holte das gute Stück hinaus. Es sah aus wie eine Bombe oder eine große Granate.
    „HEIS Magnetgranate Eins. Hyper explosiver intelligenter Sensor.“ Sie drehte sich um und präsentierte sie mir. Dann kam sie langsam auf mich zu und presste sie dabei fest an ihre Brust.
    „Bitte sei vorsichtig, Malve. Dieses Ding ist bestimmt extrem gefährlich. Vielleicht sogar schon scharf.“ Mir wurde sehr mulmig. Ich zitterte am ganzen Körper und wollten am liebsten aus dem Raum verschwinden. Aber wir mussten alle Kisten öffnen, bevor wir auf Exus eintreffen würden. Wer wusste schon, ob sich vielleicht nicht doch etwas in einer befand, was uns auf unserem ersten Halt helfen konnte?

    „Ich bin ganz vorsichtig, Amo. Die sind noch nicht scharf. Die aktivieren sich eigenständig.“
    „Wie kommst du darauf, Malve?“
    „Ich nehme es an, weil sie als intelligent bezeichnet sind. Und wir besaßen ja bereits gleichartig intelligente Waffen.“
    „Gut Malve, das ist ein Argument. Aber trotzdem bitte ich dich, dass du damit vorsichtig umgehst...“
    Die Tür öffnete sich und Ava trat herein. Sie drängte mich sanft zur Seite und bekam auch zugleich ihren Schock fürs Leben, als sie Malve dort sah mit diesem Ding. Sofort suchte sie Schutz hinter mir, bemerkte dann aber die große Kiste, welche ja ebenso mit diesen Geräten gefüllt war. „Warum schleppst du hier einfach so die Bombe herum?“
    „Wir müssen sie untersuchen und einlagern. Das ist der Routinevorgang bei ein jeder Fracht. Das sind die Vorschriften.“
    „Das stimmt schon. Aber trotzdem ist so etwas kein Spielzeug, das man einfach so herumtragen kann!“
    Sie legte die Granate vorsichtig auf einer anderen Kiste ab und begann diese zu untersuchen. Zumindest schaute sie erst mal, wie sie genau aussah und wie die Verarbeitung war. Langsam ließ sie ihre Fingerkuppen über das Gehäuse gleiten und inspizierte mit ihren Augen jedes kleine Detail, das dort zu finden war und es bestimmt nicht nur optisch aufwerten sollte. „Amo, kannst du mir mithelfen beim Untersuchen?“
    „Was, ich?“
    „Ja, du. Ihr beide müsst doch auch die Funktionsweise der Waffen kennen. Vermutlich müssen wir sie schon bald einsetzen.“
    Ich weigerte mich und gab ihr das auch wohl zu verstehen. Für mich war das alles hier Neuland und ich hatte zuvor noch nie mit solcherlei gefährlichen Sprengkörpern zu tun.
    Doch sie interessierte das gar nicht. Mit großen Schritten kam sie auf mich zu, packte mein Handgelenk nicht gerade sanft und zerrte mich zur Bombe hin. Wehren nützte in diesem Moment nichts, weil es an sich ja sowieso überflüssig war, sich zu weigern. Wir waren gefangen im Schiff und hätten sowieso nicht fliehen können, wäre es zu Komplikationen gekommen.
    Mein Blick schweifte zu Ava rüber, die immer noch ganz verspannt neben der Kiste stand und mich anstarrte. „Kannst du schon mal die Ketten und Gurte der anderen Kisten entfernen? Wir müssen alle öffnen und überprüfen.“
    Mit einem energischen Nicken stimmte sie mir zu und fing an, auch wenn es ihr wirklich Unbehagen zu bereiten schien. Wir beide untersuchten inzwischen die Granate. Sie war ungefähr so groß, wie ein Fünfzig-Liter-Fass. Es bestand optisch aus drei Teilen. Die beiden äußeren, von der Form her identisch, und der innere Teil. Der Mittelpart war eine große Kugel, mit jeweils vier Spitzen die gleichförmig rundherum angeordnet waren. Ich sage mal der Äquator dieser Kugel war gute zwei Zentimeter erhaben und mit kleinen Rillen versehen. Wie ein Zahnrad sah es aus. Die äußeren Teile bestanden anscheinend aus vier Viertelzylindern, welche mit Stahlplatten vernieten waren. Aber es sah so aus, als wären das Sollbruchstellen. An den Enden befanden sich wieder Zahnräder, diesmal mit integriertem Kugellager. Malve drehte vorsichtig an diesen herum. Sie waren äußerst leichtgängig. Vermutlich wurden darüber die Granaten in die Waffenschächte eingeführt und fest verankert.
    Ich entdeckte eine Plakette am Gehäuse, wie auch einen Zettel.

    HEIS Magnetgranate
    2 Gigatonnen Sprengkraft
    5 km Detonationsradius
    10 km Sensorreichweite
    S-NR: 03-HEIS-849COMP./T4

    „Diese HEIS Magnetgranate ist solange inaktiv, bis sie den Bombenschacht verlassen hat und sich dem Schiff um mindestens 3 Kilometer entfernt hat. Danach aktiviert sie sich selbst und zündet unabhängig von jeglichen Erschütterungen und Einflüssen nach eigenem Ermessen, sobald sie sich an ein Ziel eurer Wahl angeheftet hat. Die Verzögerung ist variabel einstellbar von einer Sekunde bis zu einer Stunde. Wenn sie hochgeht, existiert nur noch Staub und Gas. Es sind die einzigen zwanzig Exemplare dieses Typs. Sie entsprechen unseren letzten Stand der Waffentechnik. Bitte benutzt sie weise und nur im äußersten Notfall!
    SIE SIND KEIN SPIELZEUG, AVA!“

    Wie ich sehe, hat es bereits zahlreichen Anklang gefunden. Danke @Schreibfeder @Rael @Lyn @Kyelia .
    Exakt, es muss mitnichten heißen. Aber Word hat das beim ersten Mal rot unterstrichen, darum dachte ich, es wäre falsch.

    EInes hab ich noch immer nicht kapiert. Warum gehen die Wissenschaftler denn mit den jungen Piloten zum Raumschiff? Wenn sie nicht mitkommen, macht es für mich keinen Sinn. Warm sollten die dorthin gehen? Wenn sie mitkommen, verstehe ich nicht so recht, warum du es so formuliert hast (beziehungsweise der Eindruck erweckt wird) das der junge Pilot alleine im Schiff ist.

    Also, sie sind nur zu zweit auf dem Schiff. Aranius und die anderen Wissenschaftler sind alle tot. Warum sie mitkamen ist an sich voll simpel und doch so dämlich. Sie wissen ja bereits, dass sie alle sterben. Also kommen sie mit, um noch ein letztes Mal die ECLIPSE zu sehen und den Start mitzuerleben. Des Weiteren wusste Amo nicht genau, wo sich das Schiff befand.
    Warum es nur für zwei Personen ausgelegt ist, hat den Grund, weil die Ressourcen zu knapp sind. Die Nahrung reicht geradeso für die beiden aus. Dann ist da noch das Problem mit dem Schiff an sich. Es muss so klein wie möglich sein, um (auch wenn es schwachsinnig klingt) nicht von den Ych entdeckt zu werden. Dann ist da noch die Tatsache, dass die Wissenschaftler genetisch nicht dafür geeignet sind. Was genau ich damit meine, wird im Laufe der Geschichte noch eingehend (!oh ja!) erläutert. Ich kann nur so viel verraten, dass der Cyborg nicht umsonst einen weiblichen Namen trägt. ;)

    Starcraft kenne ich hauptsächlich die Broodwar-Version. Es gibt kaum was Schöneres, als in eine Basis dann ein Haufen Trägerschiffe mit Interceptoren reinzuschicken.

    Ich kenne nur WoL; HotS und LotV. Von daher kann ich nur sagen, dass Trägerschiffe und Schwere Kreuzer extrem hart sind. Wobei ich bei den Protoss die Trägerschiffe nur als Sekundäreinheit ansehe und primär die Voir Rays nutze! 10 Void Rays-> Focus auf einen Schweren Kreuzer-> Instant-Kill!
    Wahlweise kann man auch nur Bodeneinheiten einsetzen. 5 Kolosse + Thermolanzen-Upgrade und der Rest Stalker mit Blink! GG
    Und bei den Zerg empfehle ich 2 Taktiken. Schabe+Mutalisk oder Berstling+Mutalisk.
    Terror gibt es gar nicht mehr in SC2, weil die einfach überflüssig geworden sind, seitdem es die Vernichter und Verseucher gibt.
    Und der allseits geliebte Nuklearschlag ist da auch recht überflüssig geworden. Da nehme ich lieber 10 Raven und platziere zielsuchende Raketen. 3-2-1 GG

    Aber wir sollten dieses Thema lieber in einem extra Thread diskutieren, weil dies nun wirklich nicht in diese Geschichte gehört. ;)


    [-TEIL 2-]


    „Ich verzeihe dir, Amo. Ich bin dir nicht böse. Ich war dir niemals böse und werde es auch niemals sein. Ich verspreche es dir...“
    „Ich will dir auch niemals böse sein, Ava. Ich habe Angst. Malve und Professor Aranius...“
    „Habe keine Angst vor Malve. Sie ist ein Cyborg, aber trotzdem ein Temoraner. Und Aranius hat bestimmt Frieden gefunden, wo er jetzt ist.“
    „Ich hoffe es für ihn und alle anderen. Ich will einfach nicht, dass es so endet...“
    „Es wird nicht so enden, Amo. Wir haben es geschafft und sind nun in Sicherheit!“

    Langsam lösten wir uns wieder voneinander, behielten aber weiterhin intensiven Blickkontakt. Ich mochte sie zu sehen und sie mochte mich zu sehen. Wir liebten uns, auch wenn wir nicht zusammen waren. Aber wir liebten uns schon immer. Wir waren uns schon vom ersten Tag an sympathisch und konnten gut miteinander interagieren und arbeiten. Und sie ist auch wirklich die wundervollste Frau. Es war ein Blick der Verliebtheit, die noch stärker war, als das bloße Gelübde eines Ehepaares. Es war tiefste Besessenheit, die uns verband. Wir waren Partner, wir gingen durch Dick und Dünn.

    „Ich wünschte, wir könnten uns ewig umarmen. Aber...“
    „Aber ich möchte dich nicht loslassen, Ava.“
    „Ich weiß, das möchte ich auch nicht. Aber wir müssen an die Arbeit. Es gibt einfach zu viel zu erledigen.“
    „Das glaube ich. Lass uns sofort anfangen. Also, Ava, wie steht es um das Schiff?“
    Leicht betrübt biss sie sich auf die Unterlippe und fuhr oberflächlich mit der Hand über das Bedienpult. „Nicht besonders gut.“ Ihr Kopf senkte sich etwas, die Antwort vermutlich bereits bereuend. „Wir haben kaum noch Energie und unsere Nahrung ist auch knapp...“
    Ich stutzte, meine Stirn legte sich in Falten. Ich verlangte eine Erklärung. „Aber wie ist das möglich, Ava? Wir waren doch nur für wenige Sekunden auf Warp...“
    Ich wollte die Daten einsehen, den Antrieb überprüfen. Meine Augen und Finger wanderten willkürlich über die vielen Knöpfe, Schalter und Lampen.
    „Ich weiß, Amo... Aber der Antimaterie-Tank war schon vor Reisebeginn fast leer. Ich weiß nicht, wie lange wir noch in Warp reisen können.“
    „Wieso war der Tank fast leer? Ich denke, das Schiff war startklar...“ Wo war nochmal die Option? Ich fand nichts, ich verstand nichts. Wieder überkam mich die Unruhe.
    „Die ECLIPSE war nie vollkommen einsatzbereit, Amo. Wir sind zwei Wochen zu früh gestartet.“
    „Was meinst du? Warum war es nicht schon längst einsatzbereit? Wir sind doch aber entkommen, das Schiff ist intakt und wir leben.“
    „Unsere orbitalen Verteidigungsanlagen hielten nicht mal annähernd so lange stand, wie von uns befürchtet! Die Ych hielten ihre Frist nicht ein...“
    „Aber was bedeutet das nun..?“ Ich musste mich setzen. Das war mir alles zu viel. Ich verstand das Universum nicht mehr. Ich verstand sie nicht mehr! Was ging hier nur vor, was sollten wir nun tun? Und wieso hielten die Ych ihre gegebene Frist nicht ein?
    Mir war eiskalt, meine Hände klamm. Schon wieder verfiel ich in Angst und Verzweiflung. Es konnte doch nicht so viel Schlimmes im Universum geben, das uns heimsuchte. Was würde denn als Nächstes geschehen? Versagten etwa die Abwehrsysteme, die Navigation, oder gar das Lebenserhaltungssystem? Hätten denn nicht noch mehr von uns Piloten überleben können? Ich wollte diese Reise nie antreten. Und nun saß ich hier, im Cockpit vorm Bedienpult. Und Ava mir direkt gegenüber. Was sie nun wohl von mir dachte?
    Ich wollte das alles nicht, ich wollte wieder nachhause in meine Heimat. Nicht dieser kalte, dreckige Raum. Wie lange würden wir wohl auf der Flucht sein, wie weit müssten wir reisen? Wohin müssten wir reisen?
    „Ava, bitte hilf mir... Ich kann das nicht durchstehen.“
    „Aber Amo...“ Sofort ging sie vor mir auf die Knie, um auf Augenhöhe zu sein. Sie umarmte mich, versuchte mir Kraft zu geben. Ich vermisste sie so sehr und nun waren wir zusammen an dem Ort, an dem wir eigentlich niemals sein wollten.
    Sanft spürte ich ihre Hände an meinem Rücken, die mich streichelten und wärmten. Sie war so wunderbar und fürsorglich. Ich wollte sie nun nie wieder missen und könnte sie auch nicht. Wir waren zusammen, die letzten existierenden Temoraner und nun mussten wir das Beste draus machen und unsere Aufgabe erfüllen.
    Und Tränen und Trauer, schluchzend und jammernd, sagte ich: „ich wünschte, wir hätten es nicht geschafft.“
    „Aber, sage so etwas nicht, Amo. Wir werden das schon irgendwie schaffen.“
    „Aber wir sind verloren im Weltall! Wir sind heimatlos und hilflos...“
    „Wir sind nicht hilflos. Wir haben Freunde. Auf anderen Planeten in anderen Systemen.“
    „Und wenn die Ych dort auch schon bereits waren?“
    „Amo, sieh mich an“, sprach sie und umschlang mein Gesicht zärtlich mit ihren Händen. Leicht riss sie meinen Kopf nach oben und blickte mir tief in die Augen. „Wie sind nicht verloren im Weltall.“
    „Doch, sind wir.“ Ihre Augen waren so wunderschön, trotz der Tränen. Ich versuchte krampfhaft, Trost in diesen zu finden, den ich eben leider wieder verloren hatte. „Ava, sage es mir. Wohin sollen wir nun fliehen?“
    „Malve weiß die Antwort. Sie weiß Rat. Professor Aranius hat alles gut durchdacht...“
    „Aber Professor Aranius ist tot! Alle sind tot...“
    „Aber seine Aufzeichnungen sind weiterhin vorhanden. Amo, es gibt einen Planeten, zu dem wir reisen können. Und du weißt genau, welchen ich meine...“

    Fordernd war ihr Blick nun. Nicht fordernd nach Aktion oder Antwort, sondern nach Gelassenheit und Vertrauen. Sie wollte, dass ich mich erinnere. An meine Kindheit. An die Geschichten, die man sich erzählte. Ihre Augen gaben mir Informationen, welche ich unterbewusst verdrängt hatte. Ich wollte es nicht aussprechen, oder in Erwägung ziehen. Niemals wollte ich es in Erwägung ziehen, diesen Planeten jemals zu besuchen. Doch hatten wir keine andere Wahl. Uns blieb nur diese eine Chance. Er war der nächste Planet von Temor aus. Doch waren wir dort nicht sehr beliebt und angesehen. Es war der Planet Exus. Der Schattenplanet, der finstere Schwarzmarkt.

    „Ich habe es vor unserem Abflug berechnet, Amo. Wir können es schaffen. Mit Warp können wir dessen Umlaufbahn bis auf drei Millionen Kilometern nahe kommen. Professor Aranius hatte es bereits vorausgeahnt. Wir haben nur diese eine Möglichkeit.“
    „Aber dort gibt es nur Korruption und Verrat.“
    „Aber dort sind wir sicher vor den Ych!“
    Schweigen brach aus. Sie wusste ebenso wie ich, wie töricht dieser Vorschlag war. Aber ebenso wussten wir beide, sie bestimmt etwas mehr, dass Torheit nun vermutlich unser einziger Vorteil war. Aber ich wollte nicht nur diese eine Option besitzen. Es musste doch noch eine andere Möglichkeit geben. So schlecht konnte es doch nun nicht wirklich um uns stehen, dass wir nur eine Route nehmen konnten.
    „Zeige mir die Sternenkarte.“
    Mit einem erfreuten Lächeln erhob sie sich langsam und rief die Karte auf. „Wir sind gar nicht so schlecht dran, Amo.“
    Ich betrachtete sie, suchte Exus und dann die anderen nächstgelegenen Planeten.
    Sie sprach weiter. „Wenn wir jetzt losreisen, können wir in vierzig Stunden bereits dort sein und würden vielleicht sogar Manela in sechzig Stunden erreichen...“
    „Aber was ist denn, wenn wir nicht nach Exus reisen, sondern durch den leeren Raum? Und dann nehmen wir die bekannten Exoplaneten HI Zwei und HI Sieben als Schwungmasse, um uns ins Manela-System katapultieren zu lassen...“
    „Das habe ich auch schon versucht, Amo. Der Schwung reicht nicht aus, um mit genügen Energie auf Manela einzutreffen. Wir müssen nach Exus...“
    „Und wenn wir unsere Sonne nehmen und in die andere Richtung fliegen? Da passieren wir doch um diese Jahreszeit Jio. Und über die Zwillingssonnen Fam und For gelangen wir ins Kioss-System...“
    „Nein, Amo! Der Weg ist zu weit und Fam For sind zur Zeit zu weit von einander entfernt. Wir müssen Exus nehmen!“
    „Ich weiß es doch auch, Ava... Aber ich will es nicht wahrhaben.“ Trotzig stampfte ich vom Bedienpult weg, in Richtung Tür. „Dann setzte endlich einen Kurs nach Exus. Wir sehen uns dann gleich im Frachtraum...“

    Danke, @Lyn @Kyelia @Schreibfeder und @teilveraendert , dass ihr es euch durchgelesen habt und es so schön findet. Ja, Btreoffenheit und Düsternis sollte es sehrwohl ausdrücken. Und ich glaube, es wird auch eine sehr düstere und traurige Geschichte. Viele Emotionen und viel Trauer. Aber auch viel Spannung und Aktion. Warum das so sein wird, werdet ihr in diesem ersten Part bereits ein wenig erfahren.

    Das geht für mich zu schnell. Zuerst stehen sie einfach im Aufzug und im nächsten moment geraten sie wegen einer ausgefallenen Glühbirne (naja oder sonst was) in Panik. Ich würde vielleicht grosse Aufregung/Unruhe schreiben.

    Kann ich verstehen, dass es dir zu schnell geht, mit dem aktuellen Wissen. Aber wir werden ja sehen, wie du zu diesem Gefühlswandel stehst, nachdem du den ersten Teil gelesen hast. ^^

    Ich werde es mit Tagen nach AT angeben. Also "After Temor" (den Heimatplaneten der Temoraner). Und ich denke, ich werde auch keinen Kapitelnamen angeben, zumindest noch nicht. Weil ich jetzt noch nicht weiß, was genau alles passieren wird. Vielleicht editiere ich es später dann mal.


    [-TEIL 1-]


    „Amo?“, hallte es aus den Lautsprechern durch das ganze Schiff. „Amo..?“
    Ich hockte am Boden, leicht gegen die Wand gelehnt und betrachtete die Umgebung. Bis auf ein paar Kisten voller Munition, Nahrung und Wasser, war nichts weiter hier. Gut, Malve noch. Aber die zählte nicht, da sie ein Besatzungsmitglied war und irgendwie doch nicht.
    „Amo! Kannst du mich hören?“
    Malve kam näher und stellte sich vor mich. Mit starrem Blick beäugte sie mich und neigte leicht den Kopf zur Seite. „Amo, Ava ruft nach dir...“
    Ihre Hand griff nach mir und zog mich augenblicklich hoch. Sie war ausgesprochen stark, wusste ihre Kraft aber perfekt einzusetzen. Sie konnte mich nicht verletzen, da dies wider den Gesetzen war. Doch änderte dies nichts an der Tatsache, dass sie mir Angst machte.
    „Amo, antworte endlich! Bist du an Bord?“
    „Er ist an Bord, Ava!“, erwiderte Malve nun endlich und wandte sich sofort wieder mir zu. Ich wusste auch nicht, was mit mir los war. Ich wusste, wir waren in Sicherheit, mehr oder weniger. Aber ich hatte irgendwie das Gefühl, als wäre etwas schief gelaufen. Es verlief zu perfekt, wenn man sich jetzt nur auf unsere Flucht bezieht. Und nicht auf unsere Heimat Temor, die bestimmt schon längst ausgelöscht war.
    Mir war irgendwie schwindelig. Aber das Schiff schwebte ruhig im All. Das konnte es nicht gewesen sein, was mir zusetzte. Und Malve war es auch nicht. Ava vielleicht? Machte ich mir Sorgen um sie?
    Immer noch war ich fest im Griff des Cyborgs, welcher auch keine Andeutungen machte, mich loszulassen. Es diente zur Sicherheit, dass sie mein Handgelenk umkrallte. Schließlich war ich ebenso kostbar, wie unsere Fracht, die sich aber mit Nichten in diesem Raum befand.

    „Lass mich los, Malve“, flüsterte ich ihr leise zu und starrte ihr in die toten Augen. An diesen konnte man am besten erkennen, dass sie nicht organisch war. Sie zeigten keinerlei Gefühle oder Ausdruck. Einfach nur tot und kalt. Machte dies mir etwa doch Angst?
    „Malve, ich will das All sehen...“
    Langsam ging ich zum nächstgelegenen Fenster und zerrte sie einfach mit dort hin. Wehren konnte sie sich nicht, weil keine Gefahr bestand und kein Grund dafür. Ich drehte mich zur Wand hin, drückte mein Gesicht sanft an die Glasscheibe und blickte hinaus.
    Mein Atem stockte, als ich in der Ferne meinen Planeten sehen konnte, wie er belagert wurde. Die feindlichen Schiffe waren so gewaltig, dass man sie mit dem bloßen Auge vermutlich auch von unserem Mond aus hätte sehen können.
    Die ECLIPSE korrigierte den Kurs leicht nach rechts, wenn man es nun von meiner Ebene aus betrachten würde. Temor wich langsam vorbei und ließ die ersten Sonnenstrahlen der Korona auf unser Schiff fallen. Ich wurde geblendet, so grell war es. Nur ein Blinzeln später wich die Helligkeit wieder etwas. Die Sonne war komplett zu sehen, so schön und rein. Doch würden wir sie nicht mehr lange erblicken können, da die Reise weiter gehen musste.
    Malves Gesicht ragte neben mir hervor, sie wollte auch ihre Heimat ein letztes Mal sehen. Ob sie überhaupt verstand, was passiert war? Konnte sie fühlen, so wie wir?
    Meine Hände zitterten. Mir kamen die Tränen. Ich wurde schwach, es berührte mich so sehr. Kann man sich das vorstellen, die Heimat zu verlieren und zu wissen, dass man der Letzte seiner Art ist? Ava und ich sind die letzten beiden Temoraner im ganzen Universum. Wir sind die erste, letzte und einzige Hoffnung. Unsere Aufgabe wird es sein, einen neuen Planeten zu suchen und unsere Spezies neu zu erschaffen. Wie das funktionieren soll, sollte Malve wissen. So sagte es Professor Aranius. Ausgerechnet ein Cyborg sollte von entscheidender Bedeutung sein.

    „Die Sonne, ist sie nicht schön?“, sagte Malve und blickte mich erwartungsvoll an.
    „Und ob sie das ist... Aber was verstehst du schon davon?“ Enttäuscht ging ich davon, in Richtung Schleusentor. Ich wollte zu Ava, nach ihr sehen. Sehen, ob es ihr auch gut ging und wie es um das Schiff bestand. Malve hielt mich nicht auf, sie schaute weiterhin gespannt aus dem Fenster und ließ ihre Finger über das Glas gleiten.
    „So schön, die Sonne. In all ihrer Pracht. Sie gibt mir Wonne. Sie gibt mir Macht.“

    Nachdenklich machte mich das. Was sie sagte, berührte mich zutiefst. Sie hatte vollkommen recht, mit dieser Aussage. Aber es war nicht real, die zu vermutenden Gefühle waren nur gespielte Impulse. Signale, willkürlich verarbeitet, um uns das Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit zu geben. Prozesse des Neokortex, programmiert, zu dem Zweck, Cyborgs attraktiver und lebendiger wirken zu lassen. Es sind kleine Gedichte und Verse, die jeder Roboter gelehrt bekommt.
    Sie ergriff nicht mein Herz. Sie nicht... Aber ihre Worte schon. Es waren einfach zu viele Informationen auf einmal, um sie klar zu greifen und zu begreifen. Ein solch einfacher Reim sagte mehr aus, als tausend Kriege und tausend Opfer. Gefallen, für nichts? Wofür hatten sie gekämpft? Was war das Ziel des Angriffs? Was war der Sinn des Krieges? Warum waren die Ych so, wie sie waren? Und was waren sie überhaupt?
    Noch nie konnte ein Temoraner einen Ych konkret beschreiben. Sie waren eine Rasse, unbekannter als alles andere. Aber am gefürchtetsten in der Galaxis.

    Ich entriegelte das Schleusentor mit einem kräftigen Ruck am Drehkreuz und öffnete sie anschließend langsam. Leichtgängig war sie, trotz ihrer Dicke und Wuchtigkeit. Betroffenheit überkam mich augenblicklich, als ich den Korridor erspähte. Ich stellte mir vor, ein Ych wäre hier und würde unsere Hoffnung nun doch noch zunichte machen. Aber als ich den ersten Schritt weiter wagte, verflog dieser törichte Gedanke sofort wieder und ich bekam meinen klaren, oder klareren, Kopf wieder zurück. Ich folgte dem schmalen Korridor, vorbei an unzähligen Rohren, Stahlträgern und Schaltrelais. Gute dreißig Meter maß er in der Länge und drei in der Höhe. Auf halber Strecke zweigten zwei weitere Wege seitlich ab und eine Leiter führte hinauf, in eine andere Ebene. Aber dort musste ich nicht hin. Maschinenraum und Waffenkammer waren mir zur Zeit nicht wichtig. Ebenso das Labor nicht und vom Schlafraum ganz zu schweigen. Obwohl ich mich schon sehr nach Ruhe sehnte.
    Ich folgte dem Korridor weiter bis zum Ende, wo ebenfalls eine Leiter hinauf- und hinabführte, wie auch ein weiteres Schleusentor den Weiterweg versperrte. Ich stieg die Leiter hoch, durch den sehr beengenden Schacht. Sehr finster war es hier, auf den paar Höhenmetern. Am oberen und unteren Ende erhellte das spärliche Licht der Lampen und kleinen LED die Umgebung und leitete mich. Sprosse um Sprosse kletterte ich weiter und konnte es kaum erwarten, Ava zu sehen. Sie war einfach nur fantastisch! Die beste Pilotin! Die beste Frau, die man sich nur vorstellen konnte. Aber was schwärme ich so viel von ihr? Sie machte auch nur ihre Arbeit... Aber sie machte diese perfekt.
    Die letzte Sprosse und ich hatte wieder festen Boden unter den Füßen, sofern man bei einem Raumschiff davon sprechen konnte. Ich sah mich kurz um. Es sah genauso aus wie unten, aber war es doch komplett eigenständig. Hinter mir befand sich wieder ein Tor, welches direkt zum Maschinenraum führte. Und vor mir ging es zum Cockpit. Wie man sich nun bestimmt vorstellen konnte, war das Schiff tatsächlich nicht sehr groß. Doch je kleiner ein Schiff, umso besser konnte man es manövrieren und verstecken, in den Untiefen des Weltalls.

    Meine Hände waren schon ganz glitschig vom vielen Schweiß, so aufgeregt war ich. Meine Hand wanderte zum Drehkreuz und gerade als ich es bewegen wollte, tat dies bereits Ava auf der anderen Seite. Es glitt mir aus der Hand und drehte sich augenscheinlich von selbst, wenn man nicht gewusst hätte, dass sie es tat.
    Dann öffnete sich die Tür und sie stand vor mir. Ava, in ihrer ganzen Pracht. Ich war überwältigt von ihrer Präsenz, ihrem Wissen und ihrem Aussehen.

    Schwarzes, schulterlanges Haar. Glänzend und glatt, wie geschliffenes Obsidian im gleißenden Licht der Morgensonne. Mandelförmige Augen, die zusammen mit ihren sehr markanten Wangenknochen, ein kontraststarkes Bild formten, welches ihr Gesicht sehr weich und sanft wirken ließ. Es war eine Freude, sie anzusehen. Und zugleich ein Fluch. Schüchternheit überkam mich, ich konnte nicht mehr rational handeln. Grünlich-graue Iris, die einen sofort dazu zwang, gleich noch einmal hinzuschauen. Man konnte sich verlieren in ihren Augen. Und ich verlor mich in diesen. Und dann noch diese grazil anmutende Stupsnase, welche man kaum wahrnahm, aber doch von solch großer Wichtigkeit war, um Ava zu komplettieren. Dezente Wimpern, kaum einen Schatten werfend. Doch wäre sie ohne diese nur halb so schön. Die Haut war so hell wie Porzellan und genauso zerbrechlich wirkte sie. Ich traute mich kaum, sie zu berühren. Als würde schon die kleinste Berührung einen Riss verursachen.
    Mit ihren schmalen, rosafarbenen Lippen mimte sie ein zögerliches Lächeln und unterstützte dies mit erstauntem Aufreißen ihrer Augen. Ware Freude, Sehnsucht und Erleichterung spiegelte sie wider. Und ich fühlte mich keinen Deut weniger erleichtert und erregt.
    Wie schön es doch war, sie an meiner Seite zu haben. Und ich merkte es jetzt umso stärker, dass wirklich nur sie mir Trost spenden konnte. Meine Hand wanderte langsam ihr entgegen, hoffend, dass sie es erwidern würde.
    „Amo...“ flüsterte sie, mit ihrer glasklaren Stimme, unverändert und rein wie destilliertes Wasser. Ich vergoss eine einsame Träne, die langsam an meiner Wange hinablief. Und sie erwiderte meine erwünschte Annäherung. Wir fielen uns in die Arme, umklammerten uns gegenseitig und füreinander. Langsam senkte sich mein Kopf auf ihre Schulter und ich begann zu weinen. Erneut!

    „Amo, ich habe dich so vermisst...“
    „Ich dich auch, Ava.“
    „Warum hast du nicht geantwortet? Ich habe mir Sorgen gemacht...“
    „Ich... Ich weiß es nicht. Bitte verzeih mir meine Schwäche...“

    Ich werde mal eine weitere Geschichte starten. Ob es euch gefällt oder nicht, könnt nur ihr entscheiden. Natürlich werde ich hauptsächlich an Helios III (Arbeitstitel) weiterschreiben und diese hier nur gelegentlich weiterführen, wenn ich Zeit finde. Aber man muss sich ja nicht selbst hetzen. ;) Hier mein Prolog. Ich denke mal, das zählt als einer.

    [-ECLIPSE-]
    [-DIE-LETZTE-HOFFNUNG-]


    "Ihr müsst jetzt los, Amo! Es ist keine Zeit mehr..."

    "Aber wir wissen noch gar nicht, wohin die Reise gehen soll, Professor!"
    "Malve weiß es aber!"
    "Malve? Aber sie ist..."
    "Sie ist, was sie ist und damit müsst ihr beiden euch abfinden!"


    Wir erreichten den Aufzug, welcher uns zum Schiff bringen würde. Wir waren zu sechst. Fünf Wissenschaftler und ich, der Kopilot. Viele Ebenen galt es zu überwinden. Ich schaute durch die Glasscheibe an der Rückwand des Aufzugs und blickte direkt auf die Stadt. Sie lag in Trümmern, alles brannte. Tiefschwarzer Rauch verdunkelte den sonst so strahlend blauen Himmel. Giftiger Rauch, der den Verstand eines jeden noch lebenden Temoraners lähmte und ihn verzweifeln ließ. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es passieren würde. Der Krieg ging bereits zu lange, um dass ein Frieden hätte erzwungen werden können. Ich wurde im Krieg geboren, doch würde ich auch im Krieg sterben? Generationen vor mir herrschte bereits Unruhe in der Galaxis, welche unzählige Opfer hervorbrachte, ganze Sternensysteme vernichtete und viele Spezies auslöschte. Wir sind nur Eine von Vielen, aber bald nur noch Zwei, im besten Fall.
    Ich, mit meinen zwanzig Jahren, war mit Sicherheit nicht der Geeignetste für diese Aufgabe. Doch war ich der Einzige, der noch übrig war. Als hätten die Ych gewusst, wo wir unsere geheimen Einrichtungen besaßen, so schien es, bei dem orbitalen Angriff. Das vernichtende Blitzgewitter!
    Ihre schweren Kreuzer, größer als so manche Stadt, bestückt mit Massenvernichtungswaffen, die ganze Landstriche einebnen konnten. Die gewaltigen Trägerschiffe, welche jedes für sich, mit den abertausend Interceptors, einem Schwarm gleich kam. Verseucher, die mit ihrem Strahlenabfall die Atmosphäre vergifteten und den Planeten unbewohnbar machten. Zumindest für uns, die Temoraner. Sie selbst waren dagegen immun.

    Meter um Meter fuhren wir hinab, passierten die Oberfläche und betraten den Schacht. Schwere Erschütterungen brachten die Kabine zum beben. Hoffentlich würde ich das Schiff noch erreichen, unbeschadet und rechtzeitig. Niemand von uns wusste, ob es wirklich startbereit war. Aber wir hatten nur diese eine Chance. Nur wir zwei waren dafür ausgebildet. Auch wenn es alles nur Theorie war und niemals der Ernstfall in Betracht kommen sollte.

    Das Licht ging aus, wir blieben stehen. Wie tief waren wir? Warum hatte keiner eine Lampe dabei? Panik brach aus unter den Wissenschaftlern, welche mich eigentlich hätten beruhigen sollen. Ich zitterte vor Angst. Mir lief der eiskalte Schweiß von der Stirn. Ich wollte hier nicht sterben! Es sollte nicht so enden mit unserer Spezies. Ava würde es niemals ohne mich schaffen. Die Reise ins Ungewisse, in die Tiefen des Weltalls.
    Und dann ging es weiter. Das Licht kam wieder und wir fuhren weiter hinab. Erleichterung machte sich breit, welche hoffentlich berechtigt war. Immer mehr Bomben fielen auf die Stadt und wie ein dumpfes Dröhnen ratterten die seismischen Wellen durch den Erdboden. Von solchen Waffen hatte ich bisher nur gehört. Granaten, welche Felsen und Berge sprengen konnten. Waren wir hier wirklich sicher genug, für den Weiterweg zur ECLIPSE?

    Hart war der Aufschlag und sehr abrupt kam der Aufzug zum Erliegen. Das spärliche Licht von den wenigen Lampen, welche die karge Felswand zierten, erhellte gerade genug den Weg, der vorerst der Letzte sein sollte, den es zu Fuß zu überwinden galt. Sehr heiß war es hier unten. Ich hätte mir zu gerne meinen Anzug vom Leib gerissen. Doch war er lebenswichtig! Das Verlassen des Orbits war die einzige Hürde, die ich und Ava bewältigen mussten. Den Rest, das Durchbrechen der feindlichen Flottenverbände, würde das Schiff übernehmen. Warum dieses überhaupt uns brauchte, war mir nach all den Jahren immer noch ein Rätsel, welches mir aber niemand beantworten wollte oder konnte.

    Wir erreichten die ECLIPSE. Sie war nicht besonders groß, dafür aber einzigartig. Dieses Schiff würden die Ych nicht zerstören können. Darin waren wir uns alle einig.
    Ava stand da, die Pilotin. Ungeduldig lief sie auf und ab. Neben ihr stand Malve.
    "Das Schiff ist startbereit, Professor Aranius!", sprach Ava und begab sich sofort auf dem Weg ins Schiff. "Amo, komm!"
    "Jetzt geht und verschwindet von hier..." Mit einem leichten Schubs in Richtung Ladeluke wurde ich verabschiedet und sogleich von Malve ins Schiff begleitet. Mich machte ihr Anblick sehr nervös, schließlich war sie ein Cyborg.

    Ich lief hinein, die Ladeluke schloss sich und Ava startete das Schiff zu dessen erster und vermutlich einziger Reise. Der Jungfernflug, direkt ins Verderben. Perfekt, oder nicht?
    Ich zählte hinunter, wie auch der Countdown im Schiff angezeigt wurde. Zehn, neun... Das Schiff hob langsam ab, es schwebte nun einige Meter über dem Boden und perfekt ausbalanciert im engen Schacht. Acht, sieben... Wir wurden augenblicklich hinauskatapultiert, die Trägheitsdämpfer glichen perfekt aus. Sechs, fünf... Alles vibrierte, ein lautes Summen hallte durch den Frachtraum, in dem ich mich immer noch befand und auch bleiben würde. Vier Sekunden hin oder her, was machte das schon? Vier, drei... Ich spürte, wie sich der Raum um mich herum gefühlt krümmte und die Zeit langsamer zu werden schien. Zwei... Ich schmiss mich auf den Boden und schlug die Hände überm Kopf zusammen.
    Eins...

    Wir kamen in den Orbit. Sofort stürmte ich zu einem der kleinen Fenster und wagte einen Blick hinaus ins All. Tatsächlich, wir hatten die Blockade durchbrochen, oder besser gesagt umgangen. Nur knapp verfehlten wir einen einsamen schweren Kreuzer, der auf dem Weg zu unseren Heimatplaneten war. Der Warp-Antrieb leistete perfekte Arbeit und Avas Timing konnte wohl besser nicht gewesenen sein. Dann wollten wir mal die Reise antreten, mit unserer kostbaren Fracht an Bord.