Beiträge von Kyelia im Thema „Liebe - ein wahres Fantasyelement?!“

    Von diesem Thema kann ich langsam auch nichts mehr hören. Leider nehmen diese pseudoromantischen Liebesromane- und filme immer mehr zu. Weil die breite Masse nach dieser Art von Unterhaltung verlangt.
    Dabei kann ich selbst die Darstellung der perfekten Liebe nicht ausstehen. So etwas wie die perfekte Liebe ist ebenso ein falsches Leitbild wie die Liebe auf den ersten Blick. So etwas gibt es nur in Büchern und Filmen. Aber gerade dadurch glauben die Leute, es auch in der Wirklichkeit anzutreffen. Ich will nicht bezweifeln, dass es nicht wirklich das Gefühl der Anziehung auf beiden Seiten gibt, aber ich vertrete die Meinung, dass Liebe auf den ersten Blick nicht lang hält. Wenn es nicht schon nach einer Nacht – nach dem Flirt in der Bar – vorbei ist, dann spätestens nach einem Jahr. Denn wenn die Liebe nur bei einem einzigen Blick kommt, dann vergeht sie auch genauso schnell wieder, wenn man auf eine andere Person trifft, die einen ebenfalls wieder sexuell oder anderweitig anzieht.
    Für mich ist die Voraussetzung für Liebe, dass ich die Person besser kennen lerne. Und wichtig ist der Charakter. Man liebt doch nicht nur das Aussehen, sondern auch den Charakter.
    Der Fakt ist jedoch, wenn man sich auf den ersten Blick verliebt, kann es nur auf das Aussehen ausgelegt sein, denn nach dem ersten Blick hat man vom Charakter doch noch keine Ahnung. Es sagt lediglich, dass einem alles weitere egal ist. Liebe muss wachsen, und erst wenn man eine Person näher kennt, kann man sagen, ob da mehr ist, oder eben nicht.
    Aus diesem Grund könnte ich auch immer heulen, wenn in einem Buch alle Personen als so wunderschön und perfekt geschildert werden. Das können sie von mir aus zwar sein, aber wenn der Charakter an dieser Stelle versagt, bringt auch das Aussehen nichts. Die Welt besteht nun mal nicht nur aus Perfektion. Leider vermitteln einem gerade die Medien ein anderes Bild. Wenn ich schon immer diese dürren Modelgestalten im Fernsehen sehe. Das Idealbild von Mann und Frau. Gut gebaut, gebräunt, muskulös, schlank. Genau an diesen Sachen werden auch die Bilder von einem perfekten Partner fest gemacht. Die Wahrheit ist jedoch, dass es sowas 1. nicht sehr oft gibt und 2. diese dann scheinbar suppenhohl nur nach Menschen Ausschau halten, die ebenso „perfekt“ sind wie sie.
    Aussehen allein ist aber kein Grund ewig mit jemandem zusammen zu bleiben. Mein liebster Spruch in dem Sinne. Charakter bleibt ein Leben lang, Schönheit schwindet mit jedem Jahr. Und ich schätze mal, das war es dann auch mit diesem „Liebe auf den ersten Blick“.

    Ich bin selbst schon auf Typen gestoßen, bei denen ich dachte: „Wow, nicht schlecht“ oder „Sieht sympathisch aus“ und dann haben sie den Mund aufgemacht und der Zauber war verflogen.

    Aber gerade für solche Typen ist meine Freundin ein wahrer Magnet. Ständig kommt sie an, und erzählt mir in den buntesten Farben, wie toll doch ihr neuer Freund ist und dass es die große Liebe ist. Dabei frage ich mich, wie man alle paar Wochen die große Liebe finden und von ihr behaupten kann, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Wäre es wirklich so, würde sie sich nicht gleich wieder einen neuen anlachen, wenn Schluss ist.
    Mittlerweile bin ich mir sicher, dass sie ganz einfach nicht allein sein kann. Mal davon abgesehen, dass die Beziehungen alle nur auf Sex aufgebaut waren und immer noch sind, scheint sie einfach immer jemanden zu brauchen, der an ihrer Seite ist. Gerade weil sie auch nicht das beste Verhältnis zu ihren Eltern hat, scheint sie immer mehr in die Arme solcher Typen zu treiben.
    Der Mensch ist ein Rudeltier und deshalb nicht gern allein. Wenn ab einem bestimmten Alter die Freunde nicht mehr reichen, sucht er sich einen Partner. Was auch völlig verständlich ist, aber der Partner wird heute zu völlig falschen Motiven gesucht.
    Und zwar als ein Statussymbol. Teilweise einfach, damit man angeben kann. „Hey seht mal, ich habe einen Freund/ eine Freundin. Er/Sie ist mega heiß und gehört nur mir.“

    Eigenes Beispiel: Ich mag meinen besten Kumpel schon seit Jahren. Eben weil ich mit ihm lachen kann, er meinen Humor und meine Hobbys teilt und für mich da ist, wenn ich mal Probleme habe. Aussehen: Von der Statur her ein gutes Stück kleiner als ich, wobei ich schon nicht die größte bin, und dürr. Und mit seinem Dreitagebart sieht er manchmal etwas ungepflegt aus, was er absolut nicht ist.
    Als ich einer Freundin von ihm erzählte, war ihre erste Frage, ob ich denn ein Foto von ihm hätte. Nicht etwa ist er nett, oder wie ist er so? Nein, stattdessen kam ein „Ist der hässlich“, als ich ihr dann doch ein Bild gezeigt habe.
    Mein Gestellschaftsbild hatte sie damit wunderbar bestätigt.

    Ich will nicht behaupten, dass das Aussehen gar nicht zählt. Der Mensch ist nun einmal so konzipiert, dass er, ob er will oder nicht, sein Gegenüber als erstes nach dem Aussehen beurteilt. Und sei es, ob das Gesicht sympathisch erscheint, oder nicht.
    Aber sich verändern, nur, damit man mit der Perfektion desjenigen mithalten kann, den man anschmachtet, halte ich für übertrieben, wenn nicht sogar ziemlich dumm.
    Aber wenn man etwas sagt, gilt man selbst doch als unnormal und als Querdenker. Und rückt dadurch noch weiter von dieser Perfektion weg, die in Büchern und Filmen propagiert wird. Ich will niemanden schlecht machen. Im Gegenteil man sollte solche Bücher genießen, wenn man sie mag, aber im echten Leben sollte man doch die Augen öffnen und nicht in einem Traum leben.

    Allerdings gehört bei mir die Liebe nicht unbedingt ein ein Buch. Ich komme auch sehr gut ohne aus und wenn doch freue ich mich immer, wenn eine weniger Perfekte Beziehung dargestellt wird. Was weiß ich, ein Typ mit Pickeln im Gesicht, eine Frau mit 11 Fußzehen. Das ist nichts vollkommen unnormales, sondern macht für mich die Figuren in diesem Fall gerade interessant. Und wenn es der Kerl ist, der ängstlich in der Ecke hockt und die Frau in beschützt, ist das auch mal etwas anderes.
    Aber auch in einem Buch sollte die Liebe wachsen und meiner Meinung nach sollte sie in einem Fantasyroman auch nicht zu primär sein. Wenn es immer einmal erwähnt wird und die beiden zusammenwachsen, macht es doch viel mehr Spaß, es zu lesen. Dann kann ich schön mit raten, ob es denn zum Schluss klappt, oder ob die beiden doch nie zusammen kommen und nur einfach Freunde sind. Das ist für mich zumindest spannender, als wenn schon zu Beginn steht: "Oh da kam sie, und sah gut aus. Sie muss es sein, und keine andere." Oder noch schlimmer, ständiges hin und her. Wird er es, wird er es nicht. Liebe ich ihn, liebe ich ihn nicht. Übertriebene Liebesgeständnisse hier, fehlplatzierte Schmachterein dort.
    In einem Fantasybuch sollte auch ein wenig Fantasy drin sein. Es heißt ja schließlich Fantasy und nicht Liebesroman. Dann sollte die Fantasy auch im Vordergrund stehen.
    (Auch wieder etwas paradox, da diese Vorstellungen von Liebe wieder mit Fantasy gleich zu setzen ist)